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2. Blatt Nr. 300. Sonnabend, den 23. Dezember 1939 MdLMer Tageblatt I Autobahnen werden 4,5 Meter breiter Sicherung für den kommenden noch stärkeren Verkehr Nach Inbetriebnahme der ersten Reichsamobahnstrecken hat sich gezeigt, daß der anfänglich gewählte Querschnitt der Reichsautaüahnen mit einer Gesarntguerschnittsbreite von 24 Meter auch der stärksten Verkehrsdelastung gewachsen ist, allerdings unter einer Voraussetzung, nämlich der, daß die beiden 7,50 Meter breiten Richtungsfahrbahnen dem Verkehr ' auch tatsächlich jederzeit und in vollem Umfange zur Ver fügung stehen. Um nun an jeder Stelle der freien Strecke die Möglichkeit zu haben, ein Fahrzeug notfalls seitlich abzu- stellen, ahne die Fahrbahn zu beengen, entstand, wie Regie- rungsbaumeister a D Richard Mahling vom Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen in der „Straße" berichtet, die Forderung, den anfangs nur mit 1 Meter bemessenen, be festigten seitlichen Randstreifen so breit auszubildeu, daß die seitliche Aufstellung der haltenden Fahrzeuge die sichere Durch- sührung des Verkehrs auf den eigentlichen Fahrbahnen in keiner Weise mehr gefährdete. Der befestigte Randstreifen mußte zu einer selbständigen Abstellspur entwickelt werden Ein Matz von 2,25 Meter wurde hierfür als ausreichend er achtet. Um des harmonischen Verhältnisses willen ergaben sich daraus auch noch andere Maßänderungen, so daß eine G e - samtquerschnittsbreite der Autobahn von nun mehr 28,50 gegenüber 24 Meter entstand. Sie teilt sich auf in einen mittleren Grünstreifen van 4 Meter, an den sich zu beiden Seiten ein befestigter Randstreifen von 0,50 Meter an schließt: dann folgen die eigentliche Fahrbahn mit F50 Meter, die Abstellspur mit 2,25 und der äußere Grünstreifen mit 2 Meter Breite. Der Generalinspektor für das deutsche Stratzenwesen hat bestimmt, daß in Zukunft die neue Breite überall anzuwenden ist, wo nicht besondere Geländeschwierigkciten entgegenstehen. Bereitstellung landwirtschaftlicher Arbeitskräfte Ausgabe von Fragebogen — Beiriebsführcr sofort Bedarf melden! Entscheidende Voraussetzung für die Erfüllung der im Krieg im Vordergrund stehenden Parolen der Landwirtschaft- lichen Erzeugungsschlacht ist das Vorhandensein von genügend Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Wie Oberlandwirt schaftsrat Dr. Hatesaul vom Reichsnährstand in der „NS.- Landpost" hierzu mitteilt, wird deshalb auch von höchster Stelle mit allen Mitteln und weit stärker als bisher dafür gesorgt werden, daß die erforderlichen Kräfte soweit irgend möglich zur Verfügung gestellt werden. Der Bauer und Land wirt habe nunmehr die Pflicht, sofort sorgfältig seinen Be- darf an Arbeitskräften zu ermitteln und diesen Be darf unverzüglich zu melden, soweit er für die un eingeschränkte Fortführung und höchstmögliche Steigerung der Erzeugung nach den Grundsätzen des kürzlich gemeldete« Kriegsprogramms erforderlich ist. Die mittleren und größeren Betriebe erhalten in diesen Tagen vom Ortsbauernführer entsprechende Fragebogen, während die kleineren Höfe unmittelbar vom Ortsbauern- sührer oder seinem Beauftragten in dieser Angelegenheit auf gesucht werden. Nur der Betriebsführer kann 1940 mit der rechtzeitigen Bereitstellung der benötigten Kräfte rechnen, der sofort nach Eingang des Fragebogens der Ortsbauernschaft oder eines Vermittlungsauftrages des Arbeitsamts diesen Be darf mit dem betreffenden Vordruck anmeldet. Betriebe, die schon bisher regelmäßig ihrs Kräfte beim Arbeitsamt an forderten, bekommen außer dem Fragebogen der Ortsbauern- -schaft noch einen Vordruck vom Arbeitsamt. Die Güterwagenenlladung an den Feiertagen Im Interesse eines beschleunigten Güterwagenumlaufs ist die Verordnung über dis Entladung von Waren vom !30. November 1939 (RGBl. I S. 2328) für die Entladungs- arbsit an den Weihnachtsfeiertagen ergänzt worden: Danach gilt die Verpflichtung zur Entladung von Güterwagen am 24. Dezember bis 14 Ühr und am 26. Dezember. Die Empfänger von Gütern sind verpflichtet, an allen Sonnaben den, Sonn- und Feiertagen mit Ausnahme des 25. Dezember «nd des Neujahrstages, die Waren von ihren Beauftragten ^Spediteuren, Fuhrunternehmern usw.) abzunehmen. Waisen Mem MiWaWdaurn Weihnachtsfeier für die Kinder ermordeter Bromberger Volksdeutschen — „Die deutsche Nation hat sie in ihre Obhut genommen" Eine ergreifende Weihnachtsfeier fand in Bromberg statt, zu der ausschließlich die Kinder ermordeter Volksdeutscher geladen waren. Vater- und mutterlos müssen diese Kinder, denen man die Eltern im Auftrage Englands hingemordel hat, das diesjährige Weihnachtsfest begehen. Wer die ver- Härmfen Gesichter "dieser .Kinder sah, "die mit großen ver wunderten Augen Vie Lichterpracht der Tannenbäume be staunten, der wird niemals diese Ankläger Englands ver gessen können. Was die britische Hetzpropaganda an Scheuß lichkeiten vorbereitet und was dann polnische Mörderhand vollendet har, das Hilst jetzt die NSDAP, und in ihrem Rahmen die NSV. aus dem Gedächtnis der unschuldigen Kinder anszumerzen. Vom Braunen Hans aus München waren für die Brom- öerger deutschen Kinder die schönsten und besten Wintersachen geschickt worden. Alle Sonderwünsche der Kleinen tonnten er füll! werden. Aus den Gabentischen türmten sich, von einem Weihnachtsmann verteilt, gewaltige Pakete. Hinzu kamen noch für jedes Kind große Tüten voll ausgesuchter Süßigkeiten und ein Wertschein zum Ankauf dringend benötigter Sachen. Kreisleiter Kampe richtete an seine kleinen Gaste herzliche Worte der Begrüßung und brachte dabei zum Ausdruck, daß alle hier versammelten elternlosen Kinder, die auf so furcht bare Weise Vater und Mutter verloren haben, in die Ob hut der gesamten Nation genommen worden seien. Das deutsche Volk werde an diesen unschuldigen Kindern gut machen, was England und dessen Trabanten an ihnen ver brochen haben. SonnWsMeier des Mrihegaus Die schicksalhafte Verbundenheit des deutschen Volkes fand in einer gemeinschaftlichen Feier der Wintersonnenwende, die das befreite Deutschtum des Warthelandss an der Schloßfrei- heit in Posen gestaltete, seinen schönsten Ausdruck. Im Mittelpunkt der Feier stand die Feuerrede Gauleiter Greifers. Auf dem Platz vor dem Schloß standen die Menschen Kopf an Kopf. Ehrenformationen von Partei und Wehrmacht bildeten ein gewaltiges Viereck, in dessen Mitte sich der Holz stoß erhob. Ringsum grüßten die siegreichen Fahnen Groß deutschlands. Nach einleitenden Worten des Gaupropagandaleiters Maul, der ein Bild von dem urdeutschen Charakter des Landes und der Stadt Posen und von Deutschlands histo rischem Anrecht aus diesen Gau zeichnete, gedachte Gauleiter Greiser der grauen Vorzeit, in der schon unsere Vorfahren sich alljährlich zur Wintersonnenwende um den flammenden Holzstoß versammelten, um in der Wiederkehr des Lichtes den Kraftquell ihres Lebenskampfes ru feiern. Der Gauleiter ge- Weihnachtsgäste beim Generalfeldmarschall. Etwa 600 bedürftige Familien, deren Ernährer im Kriege ge fallen ist, waren mit den Kindern von Generalfeldmarschall Göring und Frau Emmy Göring eingeladen, unter dem lichter strahlenden Weihnachtsbaum Stunden herzlicher Weihnachts freude zu erleben. Natürlich brachte der Weihnachtsmann aller lei schöne Sachen, dis nicht nur nützlich sind, sondern auch Freude machen. (Wektbild-Wagenborg-M) dachte Ser 20jährigen Unterdrückung und Knechtschaft, Ser Sie Deutschen im ehemaligen Polen ausgesetzt waren. Er wies darauf hin, daß auf dem Platz, auf dem jetzt die Sonnwend feier stattfände, einst das Standbild Bismarcks gestanden habe, das dann vom polnischen Chauvinismus umgeschmolzen worden sei zu einem Denkmal des Hasses. Polen habe sich nicht gescheut, für dieses Haßdenkmäl auch jene Figur zu verwenden, die sonst ans den Altären ihrer Kirchen ihnen angeblich das Symbol der Liebe war. Das Hatzdenlmal sei abgebrochen, und aus seiner Bronze werde ein Monument deutscher Kraft entstehen. Jetzt stünde hier lebendige deutsche Jugend und mit ihr im Geiste alle Deutschen dieses Gaus und darüber hinaus alle Deutschen im Reiche. Das Licht aber, das in unseren Herzen entzündet sei durch den Sieg der deutschen Soldaten, sei ein Fanal geworden durch das Bewußtsein und das Glück, das nun durch die Freiheit unserer Heimat in unseren Herzen lebt. Feststunde auf der Krakauer Burg Ein Julfest mit anschließender Weihnachtsfeier vereinte aus der altehrwürdigen Burg zu Krakau den Generalgou- vcrnenr für die besetzten polnischen Gebiete, Reichsminister Dr. Fran k, mit über 200 Mitarbeitern seines Amtes, die die Weihnachtsfeiertage fern der Heima: in verantwortlicher Diensterfüllung verbringen werden. Der große Festsaal der Burg erstrahlte im Schmuck des Lichterbaumes. Auf großen Tischen lag für jeden Mitarbeiter des Generalgouverneurs ein Geschenk bereit Generalgouverneur Dr. Frank hielt eine kurze Ansprache, in der er daraus hinwies, daß, so alt diese Burg auch sei, ein gemeinsames Weihnachtsfcst wie dieses, sie noch nie erlebt habe. Dann sprach er allen seinen Mitarbeitern seinen Dank für ihre einsatzbereite und opferwillige Mitarbeit im Dienst des Führers ümer schwierigsten Umständen aus. Mit dem großen Zapfenstreich der Polizei im Burghof fand die denk würdige erste deutsche Weihnachtsfeier der Krakauer Burg ihren Abschluß. OOO Veranstaltungen im Weihnachismonai „Kraft durch Freude" an der Westfront „Kraft durch Freude" dicht hinter der Front! Diese kul turelle Wehrmachibetreuung steht einzigartig da. Für den Weihnachismonai wurden nahezu lO OOO Veranstaltungen vor bereitet, von denen 1441 auf den Gau Köln-Aachen, 1358 auf den Gau Koblenz-Trier, 680 auf den Gau Düffeldorf und 656 auf Baden entfallen Die Zahlen für den Monat Januar werden noch höher liegen. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltungen stand t» der letzten Woche eine Konzertreise der Kammersänger Ru dolf Bockelmann und Marc.el Wittrisch und des Kapellmeisters Erich Bohner von der Berliner Staatsoper durch den weilen Raum zwischen Schwarzwald und Aachen. Das Programm enthielt m der Hauptsache Richard Wagner, Richard Strauß und Karl Loewe. So wurde hier der kämpfen den und schwer arbeitenden Truppe in kurzen Feierstunden ein Beispiel hoher deutscher Gesangskultur gegeben, während man jenseits des Rheins einen Abglanz angelsächsischer „Hoch kultur" vermittelte, die allerdings im Auftreten der Negerin Josephine Baker keine bessere Verkörperung finden konnte. Die ersten Wolhhmen-DenWen in LoW Unterbringung im Sammellager Am Freitag trafen im Zuge der Aussiedlung die ersten tausend Volksdeutschen aus Wolhynien auf dem Bahnhof Pabianice bei Lodsch ein. Die Rückwanderer wurden im vor bereiteten Sammellager in der Firma Kindler untergebracht. Der Leiter der Volksdeutschen Mittelstelle, ^-Obergruppen führer Lorenz, war zu ihrer Begrüßung anwesend Lefördertmg zum Wumm Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat' den Vizeadmiral Marschall mit Wirkung vom 1. Dezember 1939 zum Admiral befördert. FischerLragßöre in Memel Drei Brüder in der Hafeneinfahrt im Stnrn^ ertrunken Eine Fischertragödie hat sich in der Memcker Hafenein fahrt ereignet. Bei dem schweren West-Rordwest-Sturm ist der den Brüdern Kurschus in Mcmel-Bommclsvitte gehörige Fischkutter „Wotan" bei der Rückkehr von einer Fangfahrt gesunken. Hierbei sind die drei Brüder Kurschus ertrunken. ve>«escir-ak«tirr^vrr oturcn oLkäe arcurre, (4. Fortsetzung.) „Lonne? Schwedischer Adel?" „Ich glaube wohl, aber die Herrschaften wohnen Meines Wissens gewöhnlich in Paris." „Elegante Frauen," murmelte der Fragende an erkennend vor sich hin. Er schien Lust zu haben, noch mehr zu erfahren, aber der Portier war schon dabei, einem andern Hotelgast eine Auskunft zu geben. * * * Die Oper hatte natürlich schon längst begonnen, als Lonne mit seinem Begleiter und den beiden Damen in die Loge trat. Leise nahmen sie in dem verdunkelten Naum Platz, die beiden Frauen an der Brüstung, die Herren hinter ihnen. Gräfin Lonne legte ihre Brokattasche neben sich auf Len Samt der Logenbrüstung. Dicht daneben lag der Theaterzettel der benachbarten Loge, in der ein anderes Paar faß. Die Aufmerksamkeit des ganzen Hauses war auf die Bühne gerichtet, der Tenor, ein berühmter polnischer Gast, begann gerade seine große Arie. Der Herr in der Nebenloge griff nach dem Opernglas, das auf der Brüstung lag, scheinbar aus Versehen er faßte er dabei den Theaterzettel von nebenan nnd zog ihn zu sich hinüber, Das Papier verschwand, man hörte ein Knittern. Der Herr schien sehr zerstreut zu sein, denn er steckte den Zettel, anstatt ihn wieder hinznlegsn, in seine Tasche. Daun lehnte er sich zurück und schien völlig in die Musik versunken. Das Opernhaus lag mit seinen Gängen und dem großen Vestibül leer da. Zu deu Garderobefrauen und Kienern heraus töute gedämpft die Musik durch die ge schloffenen Türen. Es mochte gegen Mitte des zweiten Aktes sein, als ein Auto vor dem Gebäude hielt. Ein Herr stieg eilig aus und eilte an dem Pförtner vorüber. Doch plötzlich verhielt er den Schritt und überlegte einen Augenblick. „Ach bitte, ich habe eine dringende Nachricht an einen Herrn. Er sitzt Loge zwei, Platz sechs. Kanu ich hinein?" Der Pförtner schüttelte den Kopf. „Unmöglich, mein Herr. Ich darf während der Vor stellung niemand eiulassen? „Aber der Herr wird dringend gebraucht. Er ist Arzt. Meine Frau ist schwer erkrankt. Ich muß ihn sprechen." „Dann gehen Sie bitte zum ersten Rang hinauf. Der Logenschließer wird Ihnen weiter Bescheid sagen." Der Herr eilte rasch die Treppe empor. „Der Logenschließer von Loge zwei?" fragte er eine Garderobefrau. „Dort links, mein Herr." Der Logenschließer kam herbei. Der Herr riß einen Zettel aus seinem Notizbuch, schrieb ein paar Zeilen darauf uud drückte ihn dem Mann mit einem Trinkgeld in die Hand. „Würden Sie dies bitte dem Herrn auf Sitz sechs bringen? Ich warte mit dem Autv unten." Der Logenschließer verschwand. Er überlas den Zet tel: „Rina wieder schwerer erkrankt. Bitte sofort kommen." Leise öffnete er die Tür der Loge. Unwillig schaute sich der Herr auf Sitz 6 um. Der Logenschließer winkte ihm, der Herr erhob sich leise, murmelte eine Entschuldigung gegen seine Nachbarin und verließ den kleinen Nanni. „Ich habe Ihnen dies zu übergeben, mein Herr," sagte der Schließer. Der Herr nahm den Zettel. „Zu dumm! Ja, da muß ich fort, ein Arzt kann eben niemals über seine Zeit verfügen," sagte er halb zu dem Schließer. „Wollen Sie mir schnellstens meine Garde robe besorgen." Eine Minute später verließ der Herr in Hut und Man tel eiligst das Gebäude. Ein Schupo, der vor dem Thea ter auf- und abpatrouillierte, sah ihn in das wartende Auto, einen großen schwarzen Tourenwagcn, einsteigcn und davonfahren. Der Wagen mochte kaum fünf Minuten verschwunden sein, als eine Autodrvschte vor dem Theater hielt. Eiu Herr sprang heraus. Er schlug seine Rockklappe zurück, zeigte dem Schupo seine Marke. „Ist hier eben ein Theaterbesucher mitten aus der Vor stellung fort?" Der Beamte grüßte militärisch: „Jawohl, Herr Kriminalrat, in einem schwarzen Pri vatwagen. Schwere Klaffe. Vor schätzungsweise süns Minuten." „Verdammte Geschichte, natürlich wieder zu spät Haben Sie gesehen, iu welcher Richtung das Auto fuhr?^ „Nach dem großen Stern zu, Herr Kriminalrat." Der Kriminalist überlegte einen Augenblick. Dann eilte er zum Fernsprecher und telephonierte. Mit sehr ärgerlichem Gesicht kam er wieder zurück. „Natürlich, wieder weg," sagte er. Der Schupo sah ihn fragend an, aber Krimiuatrai Rönn schien keinerlei Neigung zu haben, weiterzu sprechen. Er sprang iu die Äutotaxe, knallte die Tür zv und fuhr gleichfalls davon. 3. Als Benedikte daheim ankam, fand sie die Mutter und den alten Oberst Freysing, ihren Onkel, in einer ziem lichen Aufregung. Auf dem Eßtisch, unter der Lampe, glänzte ein gelbliches Papier mit einem Amtssiegel, daneben lag ein dicker Brief. Oevenshöe, las Benedikte, während sie der Mutter und dem Onkel guten Abend sagte. „Wo bleibst du nur solange, Benedikte," meinte Fran Zedlitz mit ihrer immer etwas klagenden Stimme, „es ist wirklich unglaublich, wie lange du jetzt immer zu tust hast. Warum läßt du dich in dem Geschäft auch so aus- nützen? Für die paar Mark?" „Bou ausnützen kann keine Rede sein, Mutter," er widerte Benedikte ruhig, „vor den Feiertagen ist ebeü gut zu tun, da müssen alle 'ran. Das Gedeihen der Firma ist ja auch für uns Angestellte sehr wichtig." Frau Zedlitz zog schmerzlich die Stirn zusammen. Es fiel ihr immer noch schwer, sich daran zu gewöhnen, daß Benedikte ihr Brot wie tausend andere junge deutsche Menschen verdienen mußte. „Der Hochmutsteufel sitzi ihr immer noch im Nacken," wie Benedikte mitunter zu ihrem Vetter Haus-Hermann sagte. Die Erinnernua an die früheren Zeiten trübte der alten Dame den Bliä für die Wirklichkeit. — sForttekuna total.)