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MsdrufferTageblatt alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks A n z eigen preise laut ausliegender Preisliste Nr. 6. — Ziffer-Gebühr: 2» Ring. — Dorgeschrie- bene Erschelnungstafle und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgen-Annahme bis vormrltags 10 Uhr ^ür die Nicktiakeit der Fernsprecher: Amt Wilsdruff 306 L Anzeigen men wir leine Gewahr. — U - Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und werktags nachm. 4Uhr. Bezugspr. monatl 2RM. frei Haus, bei PostbcsteNung Äge d Einzelnummer 10 Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sanier' gen besteht kein Anspruch ! U 2_» «„f Lieferung der stci- mng oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücks erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. Nr. 59 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 10. März 1936 Zweierlei Maß. In Frankreich spielt man den Empörten und tut so, sls gebe Deutschland durch die Wiederbelegung der Garni sonen im Rheinland ein Beispiel von dem Bestreben, be stehende Verträge nicht achten zu wollen. Jetzt mit einem- mal spricht man in Paris davon, daß .Hitler den Rhcin- landpakt als Papierfetzen betrachte. Run, es wäre gut, wenn die französische Öffentlichkeit vorsichtiger wäre mit ihren Urteilen. Wenn wir unsererseits einmal den Rhein landpakt von Locarno daraufhin durchsehen wollten, ob ihn Frankreich denn so genau gehalten hat, dann müssen wir immer wieder feststellen — und das ist ja auch die Grundlage für das deutsche Handeln —, daß derfran- zösisch-sowjetische Pakt die gröbste Ver letzung des Rheinlandpaktes ist. Frankreich führt bei allem seinen Tun und Handeln stets das Wort Sicherheit im Munde, und es begründet auch den Pakt mit dem Bolsche wismus mit seinen Maßnahmen zur Sicherung. Wir stellen demgegenüber fest, daß die deutsche Nation mit dem selben Recht ans ihre Sicherheit bedacht sein muß nüd daß eine deutsche Staatssührung in sich die gleiche Pflicht und Verantwortung fühlt, für die Sicherheit der deutschen Nation alles nur mögliche zu tun. Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Dieses einfache Gesetz des menschlichen Alltags gilt auch für die Welt politik. Wo man zweierlei Recht aufrichtet, dann schafft man Grund zur Unzufriedenheit und sät den Unfrieden. Adolf Hitler hat in seinen sieben Angeboten an Frankreich sich auch damit einverstanden erklärt, gegebenenfalls eine ent militarisierte Zone beiderseits der dentsch-französisch-bel- gischen Grenze einzurichten. Aber, wie gesagt, beider seits. Darauf liegt der Ton. Und das ist die Richtschnur des deutschen Handelns: Wir wollen dasselbe Recht, wie es andere Völker für sich in Anspruch nehmen. Die Zeit, da man Deutschland als einen Staat zweiten Ranges be trachtete, dem man beliebig Lasten auferlegen könne, ohne ihm dafür die entsprechenden Rechte zu geben, ist endgültig Vorüber. Das Deutschland Adolf Hitlers kämpft für die Ehre und Freiheit der Nation. Und dieser Kampf läßt keine Unterscheidungen und Abstufungen des Rechtes zu. Der französische Ministerpräsident Sarr aut hat in der ersten Aufwallung seiner Empörung das große Wort ausgesprochen, Frankreich wolle es nicht zulassen, daß es im Bereich der deutschen Kanonen liege. Und wir, Herr Sarraut, erwidern Ihnen darauf ebenso entschieden: Wir wo «len und werden es nicht zulassen, daß deutsche Städte am Rhein und an der Saar schntzlos im Bereiche französischer Kanonen liegen. Oder hat Deutschland nicht dasselbe Recht, sein Volk an der Grenze zu schützen? Sind die französischen Kanonen etwa weniger gefährlich als die deutschen? Hat nicht Frankreich seit Jahr und Tag planmäßig einen Festungsgürtel aus Beton und Eisen an der Grenze gegen Deutschland gezogen, aus dem heraus die Rohre schwerster Geschütze auf deutsches Land gerichtet sind nnd aus dem heraus die französischen Sturmbataillone über deutsches Land Hereinbrechen könnten? Haben wir nicht das viel größere Recht, um unsere Sicherheit besorgt zu sein als Frankreich? Unser Führer Adolf Hitler, hat, seitdem er die Re gierung übernahm, den französischen Nachbarn mehrfach die Hand zur Versöhnung hingereicht. Kein französischer Staatsmann hat bisher eingeschlagen, sondern immer wieder waren neue Rüstungen und neue Befestigungen an der deutsch-französischen Grenze die Antwort auf die deutschen Vcrsöhnungsanqebote. Der Pakt mit den Sow jets war der letzte Trumpf Frankreichs gegen Deutschland. Nun mußte die deutsche Staatsregierung handeln, wollte sie nicht etwa sich vor ihrem Gewissen sagen müssen: Wir haben den Rhein und die Saar schutzlos dem franzö sischen Rüstungsstaal ausgesetzt. Frankreich betrachtet es seit 17 Jahren als sein von ihm allein gepachtetes Recht, eine bevorzugte Sicherheits stellung cinzunchmen, und fand es selbstverständlich, daß es seine Wehrhoheit dicht bis an die Grenze Deutschlands ausübte. Uns aber versagte man dasselbe Recht und hielt die 50-Kilomcter-Zone, in der die deutsche Wehr hoheit nicht bestand, für eine Selbstverständlichkeit. Be tonen die Pariser Politiker, daß die entmilitarisierte Rheinlandzone ein wesentlicher Bestandteil der franzö sischen Sicherheit sei, dann betonen wir mit derselben Deutlichkeit, daß die entmilitarisierte Rheinlandzone gegenüber einem hochgerüsteten Frankreich einfach un haltbar ist, wenn nicht die deutsche Sicherheit gefährdet sein soll. Heute abend 20.15 Ahr spricht Og. Dr. Goebbels! Der Deutschlandsender überträgt die Rede, die ieder Deutsche Horen in ns;! Ehm il. Mhm zum dmWn Schritt EngleM Wuir: dreWe RmhWt WlM-IeilWM-RMmch. Nach einem englischen Ministerrat. Erklärungen Edens im Merhause Nach einer sehr lebhaften diplomatischen Tätigkeit am Sonnabend und Sonntag trat am Montag das eng lische Kabinett zusammen, um sich mit der durch den deut schen Schritt geschaffenen Lage zu befassen. Das englische Kabinett beschäftigte sich in seiner Sitzung mit der Rhcin- landfrage und den Erklärungen des Führers im Reichs tag. Außenminister Eden legte ferner in der Sitzung seinen Ministerkollegen die Erklärung vor, die er für die Sitzung des englischen Unterhauses am Montagnach mittag ausgearbeitet hatte. Bereits am Sonntag hatte Eden dem französischen Botschafter in London, Cardin, Mitteilungen über seine Unterhauserklärung gemacht. Am Sonntag hatte Eden im Auswärtigen Amt auch den deut schen Botschaftsrat Fürst Bismarck und den belgischen Geschäftsträger empfangen. Die englische Öffentlichkeit steht völlig im Banne der Ereignisse der letzten Tage. Es wird in der englischen Presse zum Ausdruck gebracht, daß durch ernst hafte Beachtung der Frcnndschaftsangebote Hitlers die europäische Lage entspannt werden könne. Man sieht daher in London mit größtem Interesse der Konferenz der Locarnomächte in Paris am Dienstag ent gegen. Zu dieser Konferenz schrieb die Londoner „Morning Po st", daß England eine gemäßigte Haltung cinnehme, und daß der englische Außenminister E d en in Paris für eine Prüfung der Friedensangebote Hitlers eintreten werde. Der überwiegende Teil der englischen Presse sucht dem deutschen Standpunkt gerecht zu werden. Äußerst be deutsam ist die Stellungnahme der großen Londoner Zei tung „Times", die sich, wie auch der größte Teil der anderen englischen Blätter, gegen den französischen Vorschlag auf Sanktionen gegenüber Deutschland wendet. Es sei ein Unterschied zwischen der friedlichen Wiederbesetzung zweifellos deut schen Gebietes und einem feindlichen Angriff mit Feuer und Schwert auf einen Nachbarn. Jetzt gelte es, so schreiben die „Times" weiter, aus den Ruinen des alten Europa ein neues Haus zu bauen. Die bedeutende eng- liche Provinzzeitung „Daily Dispatch" wendet sich deutlich gegen Frankreichs Forderungen und erklärt, Fankreich könne in diesem Augenblick nicht von Groß britannien erwarten, daß es sich der französischen Er regung zuliebe in gefährliche und für das ganze Festland verderbliche Abenteuer einlasse. In parlamentarischen englischen Kreisen ist die Stim mung sehr zugunsten des Friedensangebots Hitlers. So mahnte Lloyd George zur Annahme des deutschen Friedensangebotes. Ebenso stellte der frühere Finanz minister Snowden fest, Hitlers Reichstagsrcdc sei die Probe für die Auf richtigkeit der europäischen Staatsmänner. Der in England sehr bekannte englische Schriftsteller und Außenpolitiker Sir Eric Gibs schreibt in „Sunday Chro- nicle", Adolf Hitler habe der Menschheit neue Hoffnung gegeben. Seine sieben Punkte, die von einem echten Geist des Friedens eingegeben seien, würden im Fall ihrer An nahme bestimmt die dunklen Befürchtungen hinwegfegen, von denen die Welt verfolgt werde. In Zuschriften an die „Times" erklären viele Engländer, der gegenwärtige Augenblick biete eine großartige Möglichkeit für die Staatskunst, nämlich für einen wahren Bund Großbritannien, Frankreich und Deutschland, der in weitem Matze dazu beitragen würde, den Frieden in Europa zu sichern. Auch der englische Fafchistenführer Sir Oswald Mosley erklärte in einer Rede, daß er die deutschen Vorschläge begrüße. Der Schritt Hitlers sei das Beste, das Europa seit dem Kriege widerfahren sei, wenn das britische Volk diese Friedensmöglichkeit an nehme. Auch in Südafrika und in Kanada vertritt man den Standpunkt, Deutschland habe der Weltlage eine gute Wendung gegeben, indem es den Versailler Vertrag zerschlagen habe. Ein Deutschland, das von seinen unnatürlichen Fesseln befreit sei, sei eine der wesentlichsten Voraussetzungen für die Wiederherstellung des Welthandels, dessen freie Entwicklung unter den Versailler Beschrän kungen unmöglich sei. Sachliche und einsichtsvolle Prüfung zugesagt. In der Erklärung, die Außenminister Eden vor dem Unterhaus abgav, führte er u. a. aus, er habe dem deutschen Botschafter milgeteilt, daß die deutsche Hand lung im Rheinland die einseitige Aufkündigung eines frei verhandelten und frei unterzeichneten Vertrages be deute. Die Wirkung auf die britische Öffentlichkeit müsse bedauerlich sein. Das Aufgeben des Locarno vertrages und die Besetzung der entmili tarisierten Zone hätten das Vertrauen in jede Ver einbarung, die die deutsche Regierung in Zukunft schließen würde, tief erschüttert. Niemand im Unterhaus könne diesen Schritt billigen oder entschuldigen. Er füge dem Grundsatz der Heiligkeit der Verträge einen schweren Schlag zu. Er, Eden, sei jedoch dankbar dafür, sagen zu können, es gebe keinen Grund für die Annahme, daß die gegenwärtige deutsche Handlung die Drohung von Feindseligkeiten in sich schließe. Die deutsche Regierung spreche in ihrem Memoran dum ausdrücklich von ihrem Wunsch nach wahrem Frieden und drücke den Wunsch nach Abschluß eines Nichtangriffsvertrages mit Frankreich und Belgien aus. Um Mißverständnisse über die Stellung Eng lands als Unterzeichner des Locarnovcrtrages auszu- schließen, Halle er es für notwendig, zu erklären, daß, falls sich während der Zeit, die für die Erörterung der neuen Lage notwendig sein würde, ein tatsächlicher An griff au sF rankreich oder Belgien ereignen sollte, der eine Verletzung des Artikels 2 des Locarno vertrages wäre, die britische Regierung trotz der Auf kündigung des Locarnovertrages durch Deutschland sich durch ihre Ehre für gebunden halten würde, wie in dem Vertrag vorgesehen, dem Angegriffenen zu Hilfe zu eilen. Eine der wichtigsten Grundlagen des Friedens in West europa sei beseitigt worden. Wenn der Frieden gesichert werden solle, bestände die Pflicht, ihn wieder aufzubauen. In diesem Geist müsse man an die deutschen Vorschläge Herangehen. Die britische Regierung werde sie mit klarer Einsicht und sachlich prüfen, um festzustellen, in welchem Ausmaß sie das Mittel darstellten, die Konstruktur desFriedens wieder zu stärken. Angesichts der schweren internationalen Lage dürfe keine Gelegenheit ver paßt werden, um die Struktur des Friedens zu verbessern. Nach der Rede des Außenministers führte Minister präsident Baldwin noch einmal kurz aus, welch große Überraschung der Schritt Deutschlands allgemein hervor gerufen habe. Er sprach jedoch weiter aus, daß die eng lische Regierung bereit sei, die Vorschläge des Führers eingehend zu prüfen und dem Führer dankbar sei für jede Möglichkeit, die er gäbe, um einen Krieg zu verhindern. Er bat darauf das Unterhaus, die englische Regierung in ihren Bemühungen, eine friedliche Lösung herbeizuführen, zu unterstützen. Aus der Rede Baldwins ging besonders hervor, daß die englische Regierung durchaus zu Verhandlungen bereit sei und nicht ohne weiteres den französi schen Standpunkt teile. » Baldwin begründet die englischen Aufrüstungspläne. Nachdem Eden seine Erklärung beendet hatte, bean tragte Premierminister Baldwin, das Unterhaus möge die Vorschläge der Regierung billigen, die in dem Weißbuch über die Verteidigung enthalten seien. Zur Begründung führte er aus, die Bedürfnisse der Landesverteidigung und die auswärtige Politik seien so cng und fest miteinander verbunden, daß man über die eine nicht ohne die andere beraten könne. Daher werde er sich anch mit der englischen Außenpolitik befassen; ihr Ziel sei, den Frieden für die Völker des britischen Reiches und für die Völker der Welt zu sichern. Die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, bestünden in der kollektiven Sicherheit und Freundschaft. Um kollektive Sicherheit zn erhalten, gehöre England dem Völ kerbund an. Freundschaft suche England mit allen Völkern der Welt. Di; enttäuschenden Ergebnisse jedes Ver suches, zn einer internationalen Abrüstung zu kommen, das Anwachsen der Rüstungen in anderen Ländern zu sammen mit dem Anftanchcn einer Reibe bennrubiacnder