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Die öffentliche Verwaltung dient dem Leben nicht dem Paragraphen! Das Recht wurzelt im Voll und nicht in den Gesetz- vstchern; sein Sinn ist, zum Nutzen des Volksganzen an gewendet zu werden. Diese alten Wahrheiten sind jetzt wieder zum Leben erweckt. Der „Gcsetzespositivismus" wird über Bord geworfen. Aber es bedarf gewisser Zeit, bis in den neuen Bahnen die richtigen Wege gefunden werden. Die meisten Gesetze stammen noch ans der frü heren Zeit; sie können nicht einfach beiseite geschoben wer den, denn auch die nationalsozialistische Negierung ver langt, daß die Gesetze eingehalten werden. Hier must eine den neuen Anforderungen entsprechende Gesetzesanwen dung helfen, die sich nur nach nnd nach durchsetzen kann. Mancher Schritt in dieser Richtung ist bereits getan, wie sich auch crus der Rechtsprechung des Sächsischen Oberverwaltungsgerichtes ergibt. Eine grundlegende Entscheidung dieses obersten säch sischen Verwaltungsgerichtes, die für alle sächsischen Ver waltungsbehörden Bedeutung hat und im ganzen Reich, zum Beispiel neuerlich auch durch eine entsprechende Ver ordnung des Reichsarbeitsministcrs, beachtet worden ist, spricht mit erfrischender Deutlichkeit aus, daß das Recht nicht die Gesamtheit der vom Gesetzgeber ausdrücklich fest gelegten Einzelbestimmungen ist. Diese Einzelbestimmun gen sind nach diesem Urteil nur der Ausdruck der im Volk wurzelnden Rechtsgedanken. Nicht allein die Gesetzesbestim mungen zu verwirklichen, sie folgerichtig nach dem Wort laut auszulegen, ist die Aufgabe der Behörden, sondern die Sorge dafür, datz ihre Maßnahmen, soweit es die gesetzlichen Bestimmungen zulassen, mit diesen im Volk wurzelnden R e ch t s a n s ch a u u n g e n in Ein klang stehen. Der Zweck der Baupolizei, so sagt die Ent scheidung, liegt darin, daß die Baupolizeibehördcn ein i vernünftiges zweckmäßiges Bauen zum Nutzen der Allge ¬ meinheit ermöglichen. Oberster Grundsatz ist: Kein Bau darf die Volksgemeinschaft schädigen. Da die Volksgemeinschaft wesentlich mit auf dem Frieden des Zusammenlebens beruht, können auch solche Bauten nicht zngelassen werden, die einzelne so er heblich schädigen könnten, daß dadurch der Gemcinschafts- fricde gestört werden würde. Diese einer neuen Nechtsanwendnng bahnbrechende Regel bant das Oberverwaltungsgericht in neueren Ur teilen weiter aus. Es legt dar, daß Gesuche um Ausnah men von gesetzlichen Bauvorschriften, wie sie von den Baupolizeibehörden gegeben werden dürfen, nicht danach beurteilt werden sollen, ob die in Frage kommenden Ge setzesbestimmungen nach irgendeiner mehr oder weniger willkürlichen Gesetzesauslegung zum Zweck des Nach barschutzes erlassen worden sind. Solche Gesuche sollen vielmehr allein daraufhin geprüft werden, ob die Ausnahmebewilligung dem Nachbar wirklich („erkennbar") schaden würde oder nicht. Das Gericht hat entschieden, daß solche Ausnahmen, wenn Belange der Gemeinschaft es erfordern, doch noch bewilligt werden können, auch dann, wenn sie vorher einmal abgelehnt waren. Das Ge richt sprach ferner aus, daß eine Baugenehmigung sogar widerrufen werden kann, wenn der rechtswidrig hergestelltc Bau die Allgemeinheit beeinträchtigt oder erkennbare Nach teile für Gesundheit, Allgemeinwirtschaft usw. hervorruft. Wenn die Rechtsprechung, wie anzunehmen ist, auf diesem Weg weiterschreitet, so wird damit zunächst auf dem Sondergebiet des Baurechtes, darüber aber notwen dig hinauswirkend, in der gesamten öffentlichen Verwal- mng eine Freiheit in der Rechtsanwendung erreicht, die dem Gesetz zwar in vollem Umfang Rechnung trägt, es aber doch in die ihm allein gebührende Stellung zurück weist, Mittler des Rechtes zu sein. Wovon man spricht. Wie der Fernsehsprechbetrieb — Verzeihung für dieses Bandwurmwort, aber man hat ja für die neue Erfindung noch nicht das neue Wort erfunden — vor sich geht, hat man uns gründlich auseinandergesetzt, so gründlich, daß uns die Sache sonnenklar ist. Alles geht hierbei ganz natürlich zu und wickelt sich ganz einfach ab, so natürlich und so einfach, daß man sich eigentlich wundert, warum die Erfindung erst im Jahre 1936 gemacht worden ist. Wer aber so denkt, beweist im Grunde genommen nur, daß er von all den Erklärungen herzlich wenig verstanden hat und in seiner Überklugheit um ein paar Jahrzehnte — zurückgeblieben ist. Es ist und bleibt ein Wunder, was uns da beschert wurde, wenngleich wir Wunder der Technik ost sehr zu Unrecht ihres geheimnisvollen Charakters entkleiden. Daß alles ganz einfach und natür lich zugeht, kann doch nicht die Tatsache verwischen oder in ihrer Bedeutung schmälern, datz mit diesem einfachen Wunder oder dieser wunderbaren Einfachheit ein Jahr hunderte alter Traum der Menschheit erfüllt worden ist. Wir leben weit mehr mit den Augen als mit den Ohren, und wenn uns schon das Fernsprechen und Fernhören unendlich viel Möglichkeiten erschloß, so wird das Fern sehen unser ganzes tägliche Leben noch weit mehr be reichern. Menschen, die jahrelang voneinander durch Zeit und Raum getrennt waren, werden sich sehen und von ihren Gesichtszügen Freude oder Kummer, Glück oder Trauer ablesen können. Man wird Einkäufe tätigen und die Waren auf Entfernung zeigen und prüfen. Menschen, die beruflich dauernd auf Reisen sein müssen, werden, Wenn sie die Sehnsucht nach ihren Lieben daheim packt, ihre Angehörigen von Angesicht zn Angesicht erblicken. Natürlich kann man uns die Erfindung nicht gleich ins Haus tragen, aber wie aus der kleinen Eisenbahn strecke Nürnberg—Fürth, auf der einst das erste deutsche Dampfroß dahinbrauste, in wenigen Jahrzehnten ein das ganze Vaterland umspannendes Eisenbahnnetz wurde, so wird die Fernsehstrecke Berlin—Leipzig gar bald unzäh lige Nachfolger bekommen. Ein paar Jahrtausende Hai eS gedauert, bis die Menschheit eine Million Bildpunkte in einer Sekunde von Berlin nach Leipzig und umgekehrt senden konnte, alles übrige wird das Werk von ein paar Jahren sein. Der letzte Soldat des „Reußischen Heeres" ist, wie wir lasen, gestorben. Es handelt sich hierbei nicht etwa um das Reutzenheer in Sowjetrutzland — das ist im Gegenteil viele Millionen Mann stark und nimmt täglich an Soldaten, Tanks, Flugzeugen und Kanonen zu —, son dern um den letzten Soldaten des ehemaligen reußischen Heeres — in Deutschland. Das heißt, genau besehen, als es ein reußisches Heer in Deutschland gab, gab es kein Deutschland. An Stelle des einigen deutschen Vaterlandes waren gar viele Vaterländer und Vaterländchen vor handen, und jedes von ihnen hatte ein Heer, ohne recht zu wissen, sür wen oder gegen wen es eigentlich ins Feld ziehen sollte. Je kleiner das Fürstentum, um so bunter und prunkvoller waren die Uniformen. Vom Heere so manchen Dnodezfürsteutums sagte man Anno dazumal, daß es im Manöver bei Regenwetter bequem unter einer Linde oder Eiche Schutz suchen konnte. All das ist gar nicht einmal so lange her. Noch in unseren Tagen lebte, wie wir sahen, ein Veteran des reußischen Heeres, nnd doch erscheint einem diese Vergangenheit in unendlicher Ferne zu liegen, wenn man die sinn- und kraftvolle Gegen wart mit der deutschen Ohnmacht und Zersplitterung in der „guten alten Zeit" vergleicht. * Ein Überbleibsel ans dieser versunkenen Zeit ist ge wissermaßen auch das Pfund, das vom 1. April als Gewichtsbezeichnung aus dem Wirtschaftsleben ver schwindet. Kaufleute und Hausfrauen werden es dann nur noch mit Kilogramm und Gramm zu tun haben. Zwar mutet uns das Pfund nicht so zopfig und altväterlich an wie der Veteran des reußischen Heeres, aber auch hier sahen die Dinge noch vor wenigen Jahrzehnten so aus, daß fast jede deutsche Stadt ihr eigenes Pfund mit un zähligen verschiedenen Unterteilungen hatte. Wir wer den allerdings Wohl noch lange das Pfund, wenn nicht in die Hand, fo doch in den Mund nehmen. Der Sprach gebrauch wird sich erst allmählich an die Neuerung ge wöhnen, aber wenn auch die Hausfrau nach einem Pfund verlangen und dafür ein halbes Kilogramm erhalten wird, so wird sie im Herzen darüber froh sein, datz durch diese Regelung auf einem wichtigen Wirtschaftsgebiete für Ordnung, Übersichtlichkeit und geschäftliche'Redlichkeit äe- sorgt worden ist. * Kennst du, lieber Leser, den Unterschied zwischen Platin und Tabak? Du runzelst unmutig die Stirn und denkst: „Welch eine Frage!" Aber gemach, der Unterschied ist wirklich nicht sehr groß. Bei dem internationalen Frisierwettbewerb in Berlin siegte „Tabakblond" vor „Platinblond". Tabakblond ist etwas weniger blond als Platinblond. Tabakblond ist eine richtiggehende Farbe, während Platinblond oft den Eindruck erweckte, als ob die Haarfärbung darin bestanden habe, daß das Haar jede Farbe verloren hatte. Tabakblond ist natürlicher, zurück haltender, vornehmer, und entspricht daher mehr dem Zuge unserer Zeit nach Natürlichkeit und Einfachheit. So jedenfalls behaupten die Figaros! Und die müssen's ja wissen! Auch für die Herren gab es bei der Veranstal tung der Reichsfachschaft der Haarkünstler in Berlin eine Überraschung. Die ersten Schnurrbarthärchen werden mit Beginn des Frühlings sprießen. Die Herren der Schöpfung werden hoffentlich kein Haar darin finden, daß sie sich nun mit der Frage beschäftigen müssen, ob Stutz bart, Spitzbart, „Fliege" oder was sonst für sie in Frage kommt. Sa. Gemen Arbeiiskamera-en erstochen. In einem Betrieb in Regensburg geriet der 16 Jahre alte Anton Fumy mit dem 14jährigen Josef Lichtl in Streit, weil keiner von beiden eine fällige Arbeit verrichten wollte. Fumy warf mit einem Holzstück nach seinem Kameraden, worauf es zu einem Handgemenge kam. Im Verlauf dieser Auseinandersetzung griff er dann zn einem scharfen Werkzeug, mit dem er kurz hinterein ander mit aller Wucht auf Lichtl cinstach. Dieser wurde an Herz, Lunge und Nieren verletzt und starb wenige Minuten nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus an Verblutung. Der jugendliche Täter wurde verhaftet. Rundfunk-Programm Sonnabend, 7. Mär». Reichs sender Leipzig: Welle 382,2. — Neben sender Dresden: Welle 233,8. 6.00: Morgenspruch, Funkgvmnastik. 4- 6.30: Aus Breslau: Bunte Morgenmusik. — Dazwischen: 7.00: Nachrichten. — 7.30: Mitteilungen für den Bauer. 4- 8.00: Funkgymnastit. * 8.20: Billig, aber gut - der Küchenzettel der Woche. * 8.30: Aus Berlin: Froher Klang zur Arbeitspause. * 9.00: Aus Halle: Wir singen mit dem Jungvolk. 4c 9.50: Wochenbericht der Mitteldeutschen Börse. 4- 10.00: Wetter, Wasserstand u. Tages programm 4c 10.15: Vom Deutschlandsender: Prinz Eugen. Hörszenen aus der großdeutschen Geschichte. 4- 10.45: Sende pause. 4c 11.30: Zeit und Wetter. 11.45: Für den Bauer. 4c 12.00: Aus Stuttgart: Buntes Wochenende. — Dazwischen: 13.00: Zeit, Nachrichten und Wetter. 4- 14.00: Zeit, Nach richten nnd Börse. 4- 14.15: Vom Deutschlandsender: Allerlei von zwei bis drei! 4c 15.00: Heute vor . . . Jahren. 4c 15.05: Begegnung mit Tieren. H 15.25: Kinderstunde: Spielen und Basteln. 4c 15.50: Zeit, Wetter und Wirtschaftsnachrichten. 4r 16.00: Aus Köln: Der frohe Samstagnachmittag des Reichs- sendcrs Köln. 4- 18.00: Gegcnwartslexikon: 4c 18.15: Ein Harzer BergmanuZsohu und sein Kampf um Deutschland. 4- 18.50: Aus Hamburg: Land au der Elbe: Von Wittenberg bis zur Mündung. Eine Bildersolgc. 4- 19.45: Umschau am Abend. 4- 20.00: Nachrichten. 4° 20.10: Ans Frankfurt: Der Bettel- student. Operette in drei Akten. Musik von Carl Millöcker. 4c 22.00: Nachrichten und Sport. 4- 22.30—24.00: Und morgen ist Sonntag! Dos frohe Wochenende. Deutschlandsender: Welle 1571 Meter. 6.00: Glockenspiel, Morgenruf, Wetter. 4c 6.10: Fröhlich» Morgenmusik. — Dazwischen um 7.00: Nachrichten. 4c 8.10: Morgenständchen. 4- 9.00: Sperrzeit. 4- 9.40: Kleine Turn stunde sür die Hanssrau. 4- 10.00: Sendepanse. 4- 10.15: Prinz Eugen. Hörszenen. 4c 10,45: Fröhlicher Kindergarten. 4- 11.15: Scewctter. 4- 11.30: Stoffe, die die Natur nicht kennt. 4- 11.40: Hessische Bauernhochzeiten. — Anschließend: Wetter. 4- 12.00: Aus Saarbrücken: Musik zum Mittag. — Dazwischen: 12.55: Zeitzeichen. — 13.00: Glückwünsche. 4- 13.45: Nachrichten. 4: 14.00: Allerlei von zwei bis drei! 4- 15.00: Wetter, Börse und Programmhinweise. 4- 15.10: Spielmusik von Haydn. 4- 15.30:° Wirtschaftswochenschall. 4- 15.45: Eigenheim — Eigenland. 4- 16.00: Ans Köln: Der frohe Samstagnachmittag des Reichs senders Köln. 4c 18.00: Volkstänze und Volkslieder. 4- 18.45: Sportwochenschan. 4- 19.00: Blasmusik. 4- 19.45: Was sagt ihr dazu? 4- 20.00: Kernspruch, Wetter, Nachrichten. 4- 20.10: Aus Frankfurt: Der Bettelstudent. Operette in drei Akten. Musik von Karl Millöcker. 4- 22.00: Wetter-, Tages-, Sportnachrichten, Dentschlandecho. 4- 22^30: Eine kleine Nachtmusik. 4- 22.45: Seewetter. 4c 23.00—0.55: Robert Gaden und „Die lustigen Akkordeons" spielen zum Tanz. S Er ahnte wohl von Anfang an den wahren Sach verhalt, — und Sie auch. — Ja, und dann, in übermütiger Faschingslaune, im Maskentrubel, nicht ahnend, daß er Dr. Solfmann vor sich hatte, nicht mehr Herr seiner Sinne — da sprach Dr. Ziller, und er sagte so Schwerwiegendes, daß ch: diese Worte nach seiner Ernüchterung heute morgen nicht widerrufen konnte. — Die Richtigkeit seiner Angaben ist erwiesen. Frau Hedda Solfmann weilte zur Zeit in Ber lin, bei einer Freundin. Sie taumelte von Lust zu Lust, alle Angst um eine Entdeckung nisderkämpfsnd. Als sie heute früh auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Besuch durch Lie Kriminalpolizei erhielt, als sie erfuhr, was Dr. Giller ausgesagt hatte, da — sühnte sie selbst ihr Tun." i Gisela flehte: „Sagen Sie alles! Sie hat sich doch nicht s—, Loch nicht getötet?" f „Sie fühlte sich voller Schuld, sie ist die Anstifterin eines Mordes. Sie war zu feig, Len Weg zu gehen, auf den sie seine Gisela Ruhland stieß. — Sie hat sich vergiftet." j Gisela barg das Antlitz in Len Händen. „Grauenvoll ist Mas! — Es ist furchtbar. — Warum fand sie nicht Len Weg, Ler über Sühne zur Vergebung führt." ! „Sie war in Leidenschaften verstrickt, sie gab sich rück haltlos Len nachtLunklen Trieben hin, die in ihr lauerten, WnL deshalb gab es sür sie nur noch ewige Nacht." .„Und Dr. Ziller?" „Er war wohl längst aus dem furchtbaren Rausch er wacht, in Len ihn Hedda Solfmann gelockt hatte, er trug hart an seiner Schuld. Jetzt hat er rückhaltlos bekannt. Er perout," Koman von Kurt Martin 71 köscdöruck verboten. — ^Ile Keckte vorbebslten. * LopzkrjZbt bzk Verlag treues lieben, La^r. Omain. „Er bereut! Und geht doch einer langen Nacht entgegen." In Ebersdorf hatte es Dr. Moeve zuerst erfahren. Ihn hatte Dr. Solfmann telephonisch davon verständigt, was geschehen war, und gebeten, Gisela von nun ab treu zur Seite zu stehen, so wie er es ihm versprochen hatte. Und Ler Doktor, der im Hause Ruhland praktizierte und bei Lem Bürgermeister Sombert wohnte, war zÄ Maria Gom- beck gelaufen und rief es ihr als frohe Botschaft zu. „Schwester Gisela kommt! Sie ist frei, sie steht makellos vor aller Welt La!" Und wer zu ihm in die Sprechstunde kam —, sie hatten Vertrauen zu thm und sahen in ihm einen rechten Nach folger Dr. Ruhlands —, jedem sagte er es. Nur Stunden währt« es, dann wußte es' ganz Ebersdorf. Sie liefen zu einander, sie standen auf den Straßen beisammen, sie ju belten. „Gisela Ruhland kommt! Sie ist frei, sie ist erlöst, sie kommt heim!" Gar manche unter ihnen nickten ernst. „Schlimm hat man ihr mitgefpielt! Hart hat sie leiden müssen!" „Ihr Schicksal zerbrach ihres Vaters Lebenskraft." „Sie soll es fühlen, wie wir zu ihr halten, wie wir in ihr die Tochter unseres Rudolf Ruhland ehren." Als Lie Einzelheiten bekannt wurden, als Dr. Moeve hin auf nach Ahnstein gerufen wurde, wo Frau Carola bei der Nachricht von dem Tode der Tochter einen Herzkrampf be kommen hatte, als Hedda Ahnsteins Schuld den Leuten klar geworden war, da ballte sich manche Faust, und manch finster drohender Blick flog nach Ahnstein hinauf. „Von La oben kam all« Not über Gisela Ruhland!" „Es wohnen böse Geister do oben, im Herzen dieser Men schen!" Georg Hock«r warf die Arme drohend empor: „So sind sie, ja! Mich wollten sie von Haus und Hos vertreiben, aus Habgier, aus dem Grunde ihres harten Herzens heraus, in meiner Stube verleumdeten sie Gisela Ruhland, weil sie mir Hilfe brachte! Zu rasch starb Hedda Ahnstein, zu leicht kam sie von Lor Welt! BüLen hott« tze sollen, sür jede« Ta«, La Gisela Ruhland um ihretwillen im Gefängnis sah, Jahr! Ein langes, langes Leben lang!" j Es war ein starker, ein heiliger Zorn in diesem Man^ä und Lie ihn hörten, stimmten ihm bei! Recht hast Lu! Die Ahnsteins sollen fort, alle, sie alle sollen fort aus unserer Nähe!" „Wir zwingen sie" „Und wenn es sein muß, mit Gewalt!" Es flammte wilde Erregung durch Len Ort. Der gresie Pfarrer Luppert mußte die ganze Kraft seiner Persönlich keit einsetzen, um zu verhüten, daß Lie Menge nach Ahn» stein hinauf zog und dort offene Feindschaft zeigte und be tätigte. i Pfarrer Wipprecht hatte feinem Onkel mitgeteilt, daß Gisela am Abend heimkehren werde. Sie wollte von Lö bach aus sogleich heimfahren. Da ließen viele es sich nicht nehmen, sie gingen einzeln und in Gruppen zum Bahnhof Dr. Moeve war unter ihnen, und Maria Gombeck. Man sah den greisen Pfarrherrn, den Lehrer Pohl, Len Bürger meister mit seiner Frau, ihr« Tochter Gavriel« unL ihren' Mann. Es waren auch Georg Hocker da und Valentis Heinze und viele. Pfarrer Luppert bat, als Ler Zug nahte: „Mein« Lie ben, nicht laut, nicht stürmisch! Denkt, das ist Gisela Ruh lands Art. Denkt auch daran, Laß sie einen unter euch ver mißt, den ihr olle ihr nicht ersetzen könnt — unsern liebew Dr. Ruhland! Laßt es eure Augen ihr sagen, daß ihr euH freut, und ein Händedruck mag ihr eure Anhänglichkeit zeigen." Der Zug fuhr in Len kleinen Bahnhof. Es war schon dunkel. Viele Augenpaare suchten die Wagenreihe ab. Sie riefen es einander zu: „Dort ist sie!" Gisela staunte, als sie Lie vielen Menschen sah. — Wo wollten die denn alle hinfahren? Was war denn los in Ebersdorf? Da drängten sie herbei, nicht in geräuschvoller Freude, aber mit Worten herzlichen Willkomms auf den Lippen, mit glänzenden Auaen, und viele Hände streckten sich ihr »-«. IMU