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„LZ. M iiier der HWWt der Z«Wg. Nach dem Erfolg des ersten Probefluges große Versuchsfahrt. Lagesspruch Es gibt wohl manchen Fall, > wo zuviel Offenheit So lächerlich erfcheint, daß niemand sie verzeiht. Mitunter ist es gut, wie's uns auch widerstrebt, Daß wir verbergen, was uns tief im Busen lebt. Der Erzähler Paul Ernst. Zu seinem 70. Geburtstag am 7. Mär«. Ein tragisches Schicksal hat es gewollt, daß Paul Ernst, dieser Dichter, der dem deutschen Volke schon von jeher viel Nützliches und Positives zu sagen hatte, der aber nie den Widerhall fand, den er verdiente, gerade in jenem Augenblick die Augen schloß, als die mit der politi schen Selbstbesinnung Hand in Hand gehende geistige Er neuerung des deutschen Volkes nach Männern seines Schlages verlangte. Gerade hatte im Mai 1933 die Preu ßische Dichterakademie ihn, den das libcralistische und sozialistische Deutschland nicht hatte haben wollen, zu ihrem Mitglied ernannt, und zum erstenmal sollw ein Bühnenwerk von ihm „Der heilige Crispin" über die Bretter des Staatlichen Schauspielhauses gehen, da, gleichsam auf der Höhe seines Schaffens, machte ein Herz schlag seinem Leben im 68. Jahre ein Ende. Viel Suchen und Irren ist im Leben dieses Mannes gewesen. Allrin, da er erst mit vierzig Jahren ernsthaft ans Dichten ging, ist von seinen Jugendirrtümern nicht viel in seine Bücher gelangt, es sei denn, daß sie als Ergebnisse seiner Erfahrungen jene köstliche Reife und Sicherheit in sich selbst tragen, die uns den Dichter Paul Ernst so verehrungswürdig machen. Als Sohn eines Bergmannes im Oberharz wurde er am 7. März 1866 ge boren. In Novellen und Romanen hat er vielfach aus die Verhältnisse seines abgelegenen Heimatstädtchcns zurück- gegriffcn und uns in den einfachen Handwerkern und iLwgleuten mit ihrer rechtlichen, vom modernen Leben nicht verdorbenen Gesinnung die Atmosphäre geschildert, in der er ausgewachsen ist: einfach, sanber, ohne den Überfluß, aber auch ohne die Entbehrungen und Ver führungen des Stadllebens. Seine Eltern hatten ihn zum Theologen bestimmt, ließen ihn das Gymnasium be suchen und schickten ihn dann auf die Universität Berlin. Das Großstadtleben, das über den armen, vor Heimweh kranken Jungen so überraschend herfiel, spülte ihn zu nächst in das Fahrwasser der Sozialdemokratischen Partei, für die er zehn Jahre lang mit all seinem Idealismus tätig war. Allmählich aber erwuchs in ihm die Erkennt nis, daß hier das Heil nicht zu erwarten war, hier ebenso wenig Wie bei dem durch langes Wohlleben satt und be quem gewordenen Bürgertum. Ans dem ehemaligen Sozialdemokraten wurde der schärfste und unversöhnlichste Feind und Kritiker des Marxismus, der in den beiden Werken „G r u n d l a g e n d e r n e u e n G c s e l l s ch a f 1" und „Zusammenbruch des Marxismus", ge schrieben im Jahre 1919 zur Zeit der Hochkonjunktur des Marxismus in Deutschland, gründlich mit den Irrlehren feiner Jugend abrechnete. Aber auch das Bürgertum schonte er nicht, wie aus seinem Buch „Zusammcn- bruL des Ide a l i s m u s" zu ersehen ist. c-o geriet Paul Ernst politisch und wcltaiHchaulich abseits von dem gewohnten Geleise und hatte es darum als Dichter keineswegs leichter. Das kümmerte ihn in dessen wenig. Unbeirrt ging er feinen Weg weiter, ge horsam nur dem Gesetz in der eigenen Brust, das ihm als die große Linie seines Schaffens die Arbeit für die Er neuerung deutscher Gesinnung, deutschen Menschentums vorschrieb, eine Linie, die ganz von selbst in das Reich Hitlers mündet. Paul Ernst hat sich auf den verschieden sten Gebieten des deutschen Schrifttums betätigt. Ab gesehen von vielen theoretischen und philosophischen Schriften, die den Denker Paul Ernst mehr als den Dichter zu Worte kommen lassen, ist Paul Ernst für die Allgemeinheit Erzähler und Dramatiker. Seine eigene Liebe und Hingabe hat wohl am meisten dem Drama gegolten, eine Liebe, die leider nicht in dem gleichen Ma-ße erwidert wurde, denn ein großer Erfolg war seinen Bühnenwerken nicht bcschieden. Größer war der Anklang, den der Erzähler Paul Ernst fand. Seine zahlreichen Novellen und Romane, die anfzuzählen un möglich ist, offenbaren ihn als einen Erzähler, dem Reich tum an Phantasie, Kraft der Gestaltung, geistige Ver tiefung und seelische Verinnerlichung in gleichem Maße zu eigen waren wie ein kristallklarer, bei aller Einfach heit nie nüchterner Stil. Der beste Beweis für die hervorragende Leistung, die mit dem Bau des „LZ. 129" vollendet worden ist, ist die Tatsache, daß das Luftschiff wenige Stmldcn nach Vollendung seiner ersten Probefahrt bereits z.u einer zweiten großen Werkstätten fahrt aufsticg. Keine Ergänzungen, leine Verbesserungen, leine Veränderungen waren notwendig. Alles, jede Maschine, jedes Rädchen hat sich so ausgezeichnet bewährt und be wegt, daß sich die Fahrtlcitung am frühen Donnerstag morgen bereits zu einer zweiten Fahrt entschließen konnte. Diesmal handelte es sich um eine achtstündige Probefahrt, die internen Messungen und Versuchen gewidmet war. Punkt 8 Uhr waren Mannschaften und Fübrer vor dem Schiff in der Halle versammelt. Um 8.20 Uhr wur den die Motoren angeworfen. Das Kommando: „Werks angehörige einsteigen!", ertönte über den weiten Raum vor der Halle. Das Schiff wurde ausgewogen, Wasser ballast gegeben. Die Verankerung wurde gelöst, die Mann schaft ergriff die Haltetaue und Punkt 8.45 Uhr lautete das Kommando des Luftschifführers Pruß: „Luftschiff, marsch!". Der Luftricse wurde auf das Gelände gezogen. Ein Glockensignal, dann das Kommando: „Luftschiff hoch!" Um 8.53 Uhr erhob sich der blanke Riesenleib aus eigener Kraft unter den Hochrufen der zahlreich erschienenen Zaun gäste majestätisch in sein Element. An Bord waren am Donnerstag 90 Personen, darunter Oberstleutnant Breit haupt, der Referent für Luftschiffahrt beim Rcichsluft- fahrtministerinm, und ein alter bekannter Luftschiffer, Kommandeur Peck von der amerikanischen Marine. München jubelt dem Lufiriesen zu. Ungeheuer war der Jubel, der dem neuen Luftschiff „LZ. 129" cntgegenschlug, als es, aus Richtung Starn berg kommend, der Hauptstadt der Bewegung Donnerstag mittag feinen ersten Besuch abstattctc. Das Luftschiff flog sehr niedrig, so daß all die Unzähligen, die inzwischen aus den Häusern auf die Straße gelaufen oder auf die Dächer gestiegen waren, den Luftricscn gebührend be wundern konnten. Besonders begeistert war die Jugend, die immer wieder in schallende Jubelrufe ausbrach. Nur ein Gesprächsstoff: HL9". In den letzten Tagen gab es unter den vielen Gästen, die nach Friedrichshafen gekommen waren, nm den Start des neuen Luftschiffes mitzuerleben, nur ein Gesprächs thema: „LZ. 129". Man besprach sein Arbcitsprogramm, besprach die Linien, die es befahren wird, seine Konstruk tion, den stolzen Eindruck, den cs auf jeden macht, der seiner ansichtig wird, seine Inneneinrichtung, kurz und gut alles das, was in irgendeiner Beziehung zum Luft schiff steht. Immer wieder wird hervorgehoben, welchen Fortschritt es bedeutet, daß das neue Luftschiff fast geräuschlos fährt. Man macht ein bißchen Zukunfts- tränmerei, spricht von der großen Dentschlandfahrt, zu der das Luftschiff nächstens aufsteigen wird, damit es möglichst vielen Deutschen vergönnt ist, das „Meisterwerk deutscher Energie und Organisationskrast", wie es dte Engländer nennen, zu bewundern. Man spricht von den Riefenvorrätcn, die es für seine ersten Fahrten an- gesammelt hat. Etwa 20 Zentner Lebensmittel werden mitgeführt. In riesigen Kühlschränken sind die beträcht lichen Fleischvorräte untergebracht, darunter allein drei Zentner Geflügel; 200 Flaschen Wein von Rhein, Mosel, Nahe, deutscher Schaumwein lagern ebenfalls ihrer Be stimmung entgegen. Weingläser, deren Schwerpunkt be sonders tief gelagert ist, damit sic beim leichten Schwanken nicht umfallen, gehören zur Haushaltsausstcuer des Zeppelins; dazn ein prächtiger Silberschatz, Bestecke, die in geräumigen; mit Wildleder ausgelcgten Besteckschub laden untergebracht sind und die Inschrift „DZR." (Deutsche Zeppclin-Reederei) tragen. Meisterwerk deutscher Energie. Die Berichterstatter der englischen Presse äußern sich voller Begeisterung über die erste Probefahrt des „LZ. 129", der als Meisterwerk deutscher Energie und Organisationskraft geschildert wird. Besonders wird her- vorgehobcn, daß „LZ. 129" das erste Zeppclinluftschiff sei, das ausschließlich für den Passagierdienst gebaut wurde. Alle Zeitungen bringen spaltenlange Berichte und Ab bildungen des Luftschiffes, „Daily Telegraph" außerdem eine ganzseitige Skizze über Einzelheiten der Konstruktion und der Inneneinrichtung des Luftschiffes. Aus Unter haltungen der Berichterstatter mit Dr. Eckener sowie mit den Zeppclinkapitänen gehe hervor, daß „LZ. 129" auch sehr bedeutsame praktische Verbesserungen aufweise. In einem Leitartikel spricht das genannte Blatt seine Be wunderung für die deutsche Zähigkeit aus, die trotz aller Fehlschläge und aller Katastrophen, die andere Länder mit ihren Luftschiffen erlitten, den Zeppelin zu einem sicher arbeitenden Verkehrsmittel ge macht hätte. Oie Heimkehr nach Friedrichshafen. Von München ans überflog das Luftschiff 12.50 Uhr Bad Tölz, den Ammersee und 14.30 Uhr Augsburg und kehrte 15.15 Uhr über Friedrichshafen zurück. Die zahl reich erschienenen Zuschauer versuchten, über den Zaun auf das Gelände einzudringen, und die Abspcrrmann- fchaften, die zur Verstärkung herangezogen wurden, batten alle Mühe, die begeisterte Menge zurückzuhalten. Um 16 Uhr erschien die Landemannschaft auf dem Gelände. Das Luftschiff kreuzte noch über dem See und war nnr wie ein Schatten durch den Nebel sichtbar. 16.20 Uhr überflog das Luftschiff den Landeplatz und zog noch einige Schleifen über der Stadt. 16.35 Uhr setzte „LZ. 129" zur Landuug an. Die Haltetaue fielen. Um 16.40 Uhr war die Landung glücklich nach achtstündiger „L.Z. 129" verläßt zum ersten Male seine Eeburtsstätte, die Luftschifhalle in Friedrichshafen. (Weltbild — M.) „L.Z. 129" über seiner Geburtsstadi Friedrichshafen. (Scherl Bilderdienst — M.) „L.Z. 129" zum ersten Male in der Luft. (Weltbild — M.)