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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. k Uhr. Bczugspr. monatl 2 NM. frei Hau?, bei Pgstbesicllung NM RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer iü Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- -- .. . stcllungcn entgegen. Im Kall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wtlsdruff u. Umaegcnd sonstiger Bctricbsstörun. gen besteht kein Anspruch — auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung cingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bcilicgt. Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß alle anderen Sian de des Wilsdruffer Bezirks durch Fernruf übermit- Fernsvreckio^' ylrrrt Für die Richtigkeit der men wir keine Gewähr " I r c N) c r. ttmt LLNSVrUsf 206 telten Anzeigen übcrnch. — Bei Konkurs und Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtskauvtmannsckatt -Morü-« rats zu Wilsdruff, des Fors.reutam.s Tharaudt und d°s Finanzamts NLffen b-hördttchersei7- b°stt^ Nr. 56 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 26-10 Jreitag, den 6. März 1936 Neue Belastungsprobe der englisch-italienischen Beziehungen Italienische Bombenwürfe aus ein englisches Lazarett. Sieben Insassen getötet, darunter drei britische Reichsangehörige. Wie aus der abcsskischen Stadt Dessie gemeldet wird, ift das englische Feldlazarett bei Quoram von einem italienischen Bombenflugzeug, das die Rotc- Kreuz-Anlage zehnmal überflogen hat, mit rund 40 schweren Bomben belegt worden. Während das Lazarcttpcrsoual wie durch ein Wunder verschont geblieben ist, wurden drei Patienten getötet und vier andere schwer verletzt. Sie sind inzwischen ihren furchtbaren Wunden erlegen. Die Nachricht von dem italienischen Fliegerangriff auf Quoram hat inAddisAbeba bei In- und Aus ländern riesiges Aufsehen erregt. Es herrscht über die Wiederholung des Falles von Dolo, wo eine schwedische Rote-Kreuz-Äbteilung von den Italienern folgenschwer bombardiert worden war, allseitige Empörung. Sie ist in den englischen Kreisen besonders groß, weil man weiß, daß der englische Botschafter in Rom über die englischen Rote-Kreuz-Stationen in Abessinien Mussolini selbst aus führliche Ortsangaben gemacht hat. Drei Sanitätszelte, einschließlich des Opcrationsraumes, mehrere Lastautos und viel Sanitätsmaterial sollen vernichtet worden sein. Die italienischen Bombenabwürfe seien — so wird in Addis Abeba behauptet — trotz der weithin sichtbaren englischen Flagge und der Flagge des Noten Kreuzes erfolgt. Das Nole-Kreuz-Zcichen sei auch breit auf dem Boden ausgclcgt gewesen, überall dort, wo sich Zelte mit Verwundeten und Pflegern befunden haben. Die in Abessinien weilenden Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes, Brown und Amod, wie auch die englische Gesandtschaft werden an Ort und Stelle Unter- fuchungskommissionen entsenden, die dann nach Genf und nach London eingehenden Bericht erstatten werden. Der Negus ruft alle Wehrfähigen auf. Der Negus hat einen neuen Aufruf an sein Volk erlassen, in dem im Kampf gegen Italien der Einsatz der letzten Wehrfähigen gefordert wird. Das abessinische Volk sollte zu seiner gerechten Sache das Vertrauen behalten und dpn italienischen Siegesmeldungen keinen Glauben schenken, auch nicht den Nachrichten von angeblichen riesigen Verlusten an Toten und Verwundeten. Wenn die Italiener zwei Abessinier getötet hätten, sollen sie gleich eine ganze Division ver nichtet haben. Nach dem von Marschall Badoglio gemeldeten Zu sammenbruch der abessinischen Nordfront scheint sich aller dings die Lage für Abessinien bedrohlich zu gestatten. Wie aus Asmara, dem italienischen Hauptquartier an der Nordfront, gemeldet wird, spielt sich am Tgkazzefluß eine furchtbare Tragödie ab. Die Reste der von Badoglio ge schlagenen abessinischen Armee des Ras Jmru, die aus ihrer Flucht ins abessinische Innere über den Fluß hin- wegmüsscn, werden von den italienischen Bomben- «nd Jagdflugzeugen einfach niedergcmäht. Nur wenige finden noch den Weg durch diese Hölle. Am Nordufer des Takazze türmen sich die Haufen der toten und verwundeten Abessinier zu Bergen auf. Furchtbar ist das Ende der Schwcrvcrwundcten, die mitten unter ihren getöteten Kameraden hier langsam verbluten müssen. Dem Ras Jmrn und seinem Stabe soll noch die Flucht über den Takazze geglückt sein. Die strategische Lage an den Fronten. Voraussichtlich werden die italienischen Truppen in den nächsten Tagen die Takazzelinie besetzen. Sie bildet eine natürliche Vcrtcidigungs- und Angriffsbasis. Hier können die Italiener ruhig abwarten, ob und wie die Abessinier sich zu den letzten Kümpfen Verhalten werden. Dagegen scheinen sich an der Südfront neue große Ereignisse vorzubereiten. Der Flugplatz von Neghclli ist jetzt zu einem der größten italienischen Flugplätze in Ostafrika ausgebaut worden. Der Aktionsradius der italienischen Nngriffsflugzcuge ist durch seine Anlage um 400 Kilometer erweitert worden. Den Abessiniern ist cs dadurch, unmöglich gemacht, znr Wicdereinnayme der von Ras Desta verlorenen Südwefl- gebiete aufzumarschieren. Jede Angriffsbcwegung wird sofort im Keime erstickt. In Mogadiscio, der Hauptstadt von Jtalicnisch- Somaliland, treffen ans Italien immer neue Trnppen- nnd Munitionstransportdampfer ein. Selbst aus Süd afrika und Südamerika kommen Lebensmitteltransporte für die italienische Armee Graziani, die vor einer neuen großen Offensive steht. Kolonnen von Lastautos und riesige Kamelkarawanen sind schon seit Wochen nach der abessinischen Wüstenprovinz O g a d e v unterwegs, denn hier wird es demnächst zu einer großen Schlacht zwischen Graziani und dem letzten ungeschlagenen abessinischen Feldherr«, dem Ras Nasibu, kommen. Von diesem Ras wird das Schicksal Abessiniens ab- hängen. Seine Armee, die im Raume von Dschidschiga— Harrar steht, hat nicht nur die abessinischen Verbindungs wege nach Britisch-Somaliland, sondern auch die Eisen bahn Addis Abeba—Dschibuti zu verteidigen. Wird Ras Nasibu geschlagen, so ist Abessinien von allen Zu fuhren ans dem Ausland abgeschnittcn. Der Genfer Friedensappell an Italien nnd Abessinien beschäftigt in starkem Matze die Zeitungen in Paris und London. Dabei spielt die Frage eine große Rolle, ob die Llspcrre durchgesührt werden soll, wenn der Bermittlungsschritt des Völkerbundes ergebnis los bleiben sollte. Der Negus hat nach einer Erklärung des abessinischen Außenministeriums den Friedensappell des Völkerbundes vorbehaltlos angenommen unterver Voraussetzung, daß die Friedcnsvcrhandlungen im Rahmen und im Geiste des Völkerbundes durchgesührt werden. Die Antwort von Mussolini steht noch aus. über sie hat ein großes Rätselraten in London und Paris eingesetzt. Der Berichterstatter der französischen Zeitung „Ma- t i n" meldet aus Genf, Flandin habe den französischen Botschafter in Nom beauftragt, bei Mussolini dringlich v o r st e l l i g zu werden. Der Botschafter solle Mussolini erklären, der Appell an die Kriegführenden sei aus dem Gefühl aufrichtiger Freundschaft geboren. Sollte er aber erfolglos fein, so werde seine Wieder holung unmöglich sein, ohne Frankreich politisch ernsthaft blotzzustcllen. Falls Italien glaube, jede Aussöhnung zurückweisen zu müssen, dann müsse sich Frankreich an die Bestimmungen des Völkerbundsvertrages und an die in Genf beschlossenen internationalen Entscheidungen halten. Die abessinische Antwort. Die Antwort, die der abessinische K a iscr auf den Vorschlag des Dreizehnerausschusses des Völkerbundes erteilt hat, hat folgenden Wortlaut: „Wir haben Kenntnis genommen von dem Tele gramm, das Sie im Ramen des Drcizchncrausschusses meinem Außenministerium übermittelten. Alle Völker bundsmitglieder wissen, daß wir alles, was möglich war, bereits vor Ausbruch des Krieges getan haben, um durch gerechtes Verhalten entsprechend dem Geist des Völkerbundes den Frieden zu be wahren. Unter Verletzung seiner internationalen Ver pflichtungen und trotz der bis jetzt getroffenen Maßnahmen setzt Italien seinen Angriff fort. Wir sind mit dem Beginn von Verhandlungen unter Beachtung der Bestim mungen des Völkerbnndspaktes einverstanden und nehmen Kenntnis davon, daß die Vorschläge vom Dreizehneraus schutz gemacht worden sind und datz die Verhandlungen im Geiste und Nahmen des Völkerbundes stattfinden sollen. — Unsere ausführliche Antwort empfan gen Sie durch Vermittlung unseres Vertreters in Paris, (gez.) Haile Selassie." Französische Bedingungen für die Durchführung der Ölsperre. Nach einer Meldung der englischen Zeitung „D a i l v Telegraph" ans Genf habe der französische Außen minister Flandin während der dortigen Verhand- Britische Reichsangehörige getöt^.. „„„ Office, dem englischen Auswärti ¬ gen Amt, hat die Nachricht von dem italienischen Luft- angrifs auf die englische Notc-Krcuz-Station bei Quoram peinliches Aufsehen hcrvorgcrufcn. Ohne Zweifel sind die obnchin schon gespannten englisch-italienischen Beziehun gen einer neuen Belastungsprobe ausaes-wt worden. Wenn auch keiu englischer Arzt zu Schaden ge- kommen sei, so seien doch drei aus Kcnva stammend^ Krankenträger, also b r i t i s ch e R e i ch s a n g c h ö r i q e. getötet worden. Diese Tatsache gebe dem Zwischenfall ohnehin eine ernste Note. Die italienische Darstellung. An maßgebender Stelle in R o m wird zu der Mel dung „gewisser ausländischer Agenturen", wonach ita lienische Flugzeuge eine Note-Kreuz-Ambulanz bei Quo ram bombardiert hätten, folgendes ausgeführt: Ein ita lienisches Flugzeug sichtete in unmittelbarer Nähe eines abessinischen Lagers eine Autokolonne von etwa 30 Wa gen. Diese Wagen waren mit kleinen Kisten beladen. Das Flugzeug ging etwas tiefer, wurde aber dabei von Ge wehrfeuer empfangen. Daraufhin bombardierte es den Wagenpark, aus dem schwarzer Rauch emporstieg, ein offenkundiges Zeichen dafür, daß es sich um Munitions kisten handelte. Donnerstag vormittag erst habe der britisch» Botschafter in Rom dem italienischen Außenministe rium eine Rote überreicht, in der der italienischen Regie rung mitgeteilt wird, daß die britische Rote-Kreuz-Ambu- lanz, die bisher in Dessie stand, nach Quoram verlegt wor den sei. Wenn cs sich bei dem Lager, das am 4 März bombardiert worden sei, um diese britische Ambulanz handele, so sei es klar, datz das italienische Oberkom mando von ihrer Verlegung nach Quoram noch keine Kenntnis haben konnte. lungen versucht, ein Tauschgeschäft mit England abzu schließen. Er habe sich bereit erklärt, England in der Frage der Olsperre zu unterstützen, wenn England Zusicherungen in der Frage der Rheinland zone gäbe. Das Blatt glaubt außerdem zu wissen, daß Mussolini zu Friedensvcrhandlungen bereit sein werde, wenn ihm das von der italienischen Armee inzwischen besetzte abessinische Gebiet zum mindesten in Form eines Mandats vom Völkerbund überlassen würde. Wie die englische Zeitung „News Chronicle" erfahren haben will, sott der Hauptgcgenstand der nächsten Besprechungen in Paris, London und Genf die Frage eines Dreimächtepaktes auf der Grundlage des Freund schaftsangebots bilden, das Hitler Frankreich gegenüber gemacht habe. Die Londoner Zeitung „Daily Mail" schreibt, der Wcltfriede würde jetzt am besten garantiert werden, wenn Eden seine volle Kraft statt auf die Fortführung der Sanltionspolitik jetzt für die Nutz barmachung des letzten Angebots Hitlers verwenden würde. In diesem Zusammenhänge ist auch eine Äußerung deS stellvertretenden Vorsitzenden der englischen Liga für dem Völkerbund, Lord Dickinson, bemerkenswert, der in einem Briefe an die „Times" schreibt, daß gewisse fran zösische Zeitungen bisher jedes freundschaftliche Angebot Hitlers leider von vornherein durch Bedingungen illu sorisch gemacht hätten. „Botschaft an die deutschen Frontsoldaten." Ein französischer Frontlämpferführer über die Not wendigkeit der Verständigung. Der Präsident der Union Föderale, der größten französischen Frontkämpferorganisation, Hcnrv Pichot, veröffentlicht durch den „Kyffhäuser" eine „Botschaft an die deutschen Frontsoldaten", in der cs u. a. heißt: Ich glaube, daß die Kriegsteilnehmer in Deutschland nnd Frankreich die besten Mittler dtr Verständigung zwischen unseren beiden Ländern sind, daß die gegenseitige Achtung, die die Männer der Front füreinander empfin den, ans ihnen die geeignetsten Worts ü b - r e r d e s W i l l e n s z u r A n n ä h c r u n g gemacht hat. Innerhalb jedes Landes und von einem Lande zum an deren haben die Kriegsteilnehmer das Vorrecht, als ccstc zn sprechen. Weil ich an diese Mission der ,>rontkampscr glaube, antworte ich gerne ans die Fragen. Vic- mnr an- Deutschland gestellt werden, nnd ich antworte ohne tim schweife und ohne Hintergedanken. Annahme des Genfer Friedensappells durch den Negus Franz. Vorstellungen in Rom, Mussolini soll zustimmen