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Wilsdruffer Tageblatt : 13.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193912137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391213
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-13
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 13.12.1939
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Gang der englischen KriegSpvNtik sekt der gemelnsameu deutsch-englischen Erklärung von München. Abschnitt A dieses Kcpitels behandelt die britischen Aufrü- istungsmaßnahmen, die drei Tage nach Unlerzeichnuna des Münchner Abkommens einsctzten. Mit der Ausrüstuna ging die Kriegshetze aeaen Deutschland .Hand in Hand. Zunächst wurde zwar die Oppisition voraeschickt, aber schon im Januar 1939 schlua auch der enalische Premierminister selbst krieaerische Cöne an. Die Proteste des deutschen Botschafters würben mit Lahmen Ausreden beantwortet, die öffentlichen Warnungen !des Führers in den Wind geschlagen. i Bei der Begründung der englischen Einkreisungspolitik hat die tschechische Frage eine wichtige Rolle gespielt. Abschnitt B dieses Kapitels beweist an Hand englischer amtlicher Acuße- rungen, wie es in Wahrheit um diesen Vorwand bestellt ist; ffo wurde z. B. am 23. März vom britischen Regierungsver- treter im Unterhaus erklärt, daß England in dem deutschen Vorgehen keinen Verstoß gegen die Konsultationsabrede von München gesehen hat. Die englische Einkreisungspolitik, deren Verlaus aus Abschnitt C des zweiten Kapitels ersichtlich jist, hatte es bereits im Februar 1939 dabin gebracht daß sich in Polen das Bestreben nach einer bewußten Verschlechterung der deutsch-polnischen Beziehungen durchzusetzen anfing. Mitte März begann England unter Ausnutzung unverantwortlich in die Welt gesetzter völlig unsinniger Gerüchte über deutsche Ulti maten und Ängrisfsabsichten gegen kleine Staaten mit seinem Versuch, die europäische Front gegen Deutschland zu errichten. Polen erhielt seine verhängnisvolle Blankovollmacht, Rumänien und Griechenland wurden mit einseitigen Earantieversprechun- tzen bedacht, die Türkei in das Einkreisungsnetz einbszogen. Ne benher Lesen die intensiven Bemühungen um das sowietrussische Bündnis. Ueberall in der Weil wurde der englische Wille zum Präventivkrieg spürbar. 2m Juni enthüllte Halifax in öffent licher Rede den Sinn der englischen Kriegspolitik. Der Abschluß des deutsch-russischen Nichtangriffspaktes versetzte dann der Ein kreisung den tödlichen Stoß. Aber England hatte in voller Ab sicht alle Brücken hinter sich abgebrochen und ließ dem Ver hängnis seinen Lauf. Das dritte Kapitel der Aktensammlung bringt die Doku mente zu Deutschlands Bemühungen um die Sicherung friedlicher Be ziehungen zu seinen Nachbarstaaten. Es belegt die Friedlichkeit der deutschen politischen Haltung in einem Zeitabschnitt, in dem England sich mit Kriegspolitk be faßte. Die Pariser Erklärung vom 6. Dezember 1938 sollte den Entschluß Deutschlands feierlich bekräftigen, es niemals wieder zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich kommen zu lasten. Die Unverletzlichkeit und In tegrität Belgiens wurden zuni Gegenstand eines deutsch-belgi schen Notenwechsels gemacht. Der Führer gab die Versicherung üb, daß Deutschland jederzeit die Unverletzlichkeit und Neutrali tät der Schweiz respektieren werde. Die Grenzen mit den süd lichen Nachbarn Deutschlands: Ungarn, Italien und Jugosla wien, wurden von Deutschland als endgültig und unantastbar bezeichnet. Mit Dänemark, Litauen uns Estland wurden auf Grund deutscher Initiative Nichtangriffsoerträge geschloßen. Schließlich kam es am 23. August 1939 zum Abschluß des Nicht- pngriffsvertrages zwischen Deutschland und der Union der Sozia listischen Sowjetrepubliken. Alle diese Erklärungen und Ver- fräge werden im Wortlaut gebracht. Das vierte Kapitel bringt den Nachweis für den Mißbrauch Polens als Werkzeug des englischen Kriegswillens. Im ersten Abschnitt zeigt eine Fülle von Berichten der Deutschen Botschaft in Warschau und der deutschen Konsularbehörden in Polen, wie nach oer Erteilung der britischen Blankovollmacht Polen zum Vernichtungsfeldzug gegen die deutsche Volksgruppe ansetzte. Ende März geht eine Welle deutschfeindlicher Demon strationen durch das Land: annektionistische Forderungen nach Danzig und Königsberg werden laut. Im April beginnt der Flüchtlingsstrom nach Deutschland. Im Mai berichten die deut schen Konsulate von zahlreichen Terrorakten im ganzen Lande; besonders in Ostobeijchlesicn und im Lodscher Bezirk kommt es zu systematischen Verfolgungen, denen das Deutschtum ganzer Ortschaften zum Opfer fällt. Alle kulturpolitischen Stützpunkts des Deutschtums werden geschlossen, auch das religiöse und Kirchliche Leben der Volksgruppe bleibt nicht verschont. Pro teste beim polnischen Außenministerium werden mit Achselzucken beantwortet. Der deutsche Botschafter in Warschau muß fest stellen: „Die polnische Regierung fühlt sich offenbar durch dis englische Blankovollmacht so stark, daß sie es nicht mehr für nötig hält, bei der Behandlung der deutschen Minderheit irgend eine Rücksicht auf deutsche Interessen zu nehmen." Gleichzeitig erreicht die Bedrohung Danzigs ihren Höhe punkt. Im zweiten Abschnitt des vierten Kapitels werden die von Polen provozierten Zwischenfälle der wirtschaftliche, poli tische und militärische Druck auf diese deutsche Stadt und die polnischen Annektionsträume durch die Berichte der deutschen Auslandsvertretungen und die amtlichen Schritte des Danziger Senates in die Erinnerung zurückgerufen. Das Ultimatum Po lens an Danzig vom 4. August führt bereits in die unmittel bare Vorgeschichte des Kriegsausbruchs. ' Die letzte Phase der deutsch-polnischen Krise wird im letzten Teil des vierten Kapitels behandelt. Die in diesem Abschnitt enthaltenen Dokumente sind zum Teil bereits in dem Weißbuch „Urkunden zur letzten Phase der deutsch-polni schen Krise^ veröffentlicht worden Sie werden hier in den weiteren Zusammenhang der englischen Präoentivpolitik hin eingestellt. Diese wird noch einmal in voller Deutlichkeit sicht bar in der Unterhauserklärung Ehamberlains vom 1Ü. Juli 1939, die Polen in feiner Unnachgiebigkeit gegenüber den be scheidensten Forderungen in verhängnisvoller Weise bestärkt, obgleich die Lösung der Krise nun mehr als dringlich geworden ist. Aufzeichnungen des Staatssekrerärs des Auswärtigen Am ies über seine Unterredungen mit den Botschaftern Englands und Frankreichs zeigen, in welch eindringlicher Weise die West mächte immer wieder gewarnt worden lind. Die Antwort der Westmächte auf diese Warnungen ist der Welt bekannt. Der bereits veröffentlichte Briefwechsel zwischen Chamberlain und dem Führer vom 22. bis 23. August wird in der neuen Veröf fentlichung ergänzt durch eine Aufzeichnung über die Unterre- oung des Führers mit dem englischen Botschaftre in Berlin, in der England nochmals aut leine Verantwortung für das Schicksal Europas festgelegt wurde. Auch das letzte Angebot des Führers an England ist von den Briten ausgeschlaqen worden. Wir wißen heute, daß England ebenso den deutschen Versuch, in letzter Stunde Polen nochmals durch die denkbar großher zigen Ausgleichsvorschläge vom Weg des Verderbens zurückzu- reißen, bewußt sabotiert und die Hasardeure in Warschau ange lrieben hat. den vollen Einsatz — die Existenz des polnischen Staates — aufs Spiel zu setzen. Es war nur logisch, daß der englische Kriegswille dann auch den letzten Vermittlungsversuch Les Duce vom 1. September zum Scheitern gebracht hat. So muß das als letztes Stück der neuen Aktensammlung abgedruckte Rundtelegramm des Auswärtigen Amtes die volle Verantwort lichkeit Englands für den Kriegsausbruch seststellen. Damit ist her Ring geschloßen. Was Lloyd George in dem eingangs zitier» tten Memorandum vorausgesagt hat, ist einqetroffen. Diese grundlegende Dolumentensammlunß wird von jedem politisch wachen Deutschen, ebenso wie von ;edem um die Er kenntnis der wahren Zusammenhänge bemühten Ausländer ein gehend studiert werden müssen und studiert werden. Sie bezeugt noch einmal vor aller Welt, daß es England war, welches da durch, daß es den deutsch-polnischen Ausgleich hintertrieb, be- xvußt den Konsliktsstofs sich anjammrln ließ, der zu dem von ihm gewünschten Krieg führen mußte. „Ewige Ohnmacht Deutschlands" Ehemaliger französischer Staatspräsident stellt Frankreichs Kriegsztel auf Der ehemalige französische Staatspräsident Millerand hat vor der Akademie für Politische Wissenschaften in Paris Mr Mde grdMeu. indcr er die KricaLuiele Lrmrlreichs definierte. AM dieser Rede erfährt man noch folgende Einzel heiten: Das Ziel sei, so erklärte Millerand, Deutschland z« ewiger Ohnmacht zu verurteilen. Der ehemalige Staatspräsident betonte ausdrücklich, daß er von Deutschland spreche und nicht nur vom Führer, denn Hitler und Deutsch land seien eine Einheit. Der Friede von Versailles habe un verzeihliche Schwächen enthalten, man müsse aus die For derung Fochs zurückkommen und das linke Rheinufer für Frankreich fordern. Französischer Schildbürgerstreich Gefangennahme von 11 Liliputanern Das italienische Bla« „Popolo d'Jtalia" erheitert sich über eine militärische „Großtat" der Franzosen, die darin be stand, daß der Prisenosfizier eines französischen Kriegsschiffes auf dem italienischen Motorschiff „Saturnia" els Lill - putaner deutscher Staatsangehörigkeit ge fangen nehmen ließ. Die zehn weiblichen Angehörtgen der Liliput-Truppe wurden dagegen großmütig von der „kriegs- rechtlichen Beschlagnahme" verschont. DeuiMand hat größere Chancen Japans Botschafter Oshima: Deutschland verfügt über Korn kammern und Rohstoffe — Die deutsche Wehrmacht absokU vollkommen Der ehemalige japanische Botschafter in Rom, Oshima, traf in Tokio ein, wo er von zahlreichen Vertretern der Re gierung, der Wehrmacht usw. begrüßt wurde. Der Presse gegen über erklärte Oshima, daß der Nichtangriffspakt Berlin—Mos kau eine Folge der gegenwärtigen europäischen Lage sei. Er sei überzeugi, daß Deutschlands Haltung gegenüber Japan und Italien sich nicht geändert habe. Außerdem glaube er, daß Rußland ernstlich eine Verbesserung seiner Beziehungen mit Japan wünsche, wie Japan andererseits willens sei, die angebotene Hand anzunebmen. sofern Rußland die Unter stützung Tschiangkaischeks ausgebe. In weiteren Ausführungen betonte Botschafter Oshima, daß die demonstrative Zuversicht Englands und Frankreichs den Tatsachen nicht entspreche. Er persönlich glaube, daß Deutschland mehr Chancen habe. Der heutige Ein- frontenkrieg unterscheide sich grundsätzlich vom Zweifronten krieg von 1914, da Deutschland über Kornkammern und Roh stoffe in Osteuropa und aus dem Balkan verfüge. Außerdem sei Deutschland im Gegensatz zu l914 heute auch aus einen langen Krieg vorbereitet. Was die deutsche Wehrmacht anbe lange, so beweise der Feldzug in Polen augenfällig, da^ diele Wehr macht absolut vollkommen sei, DäniNer KMendampkr gestrandet Die Handelsflotte der Vereinigten Dänischen Kohlenimport gesellschaft, die seit Kriegsausbruch durch den Verlust der „Nen- dia" und der „Scotia" verringert wurde hat schon wieder einen Ausfall zu beklagen. Der 2653 BRT große Dampfer „Cimbria" ist, wie die Reederei der Gesellschaft am Dienstagvormittag mitteilte, an der Ostküste von Schottland bei Stonehaven südlich von Aberdeen gestrandet. Die Besatzung von 25 Mann ist in Sicherheit. Londoner Lüzenmlniffen'um überführt Britische Flieger verletzten Dänemarks Neutralität. England hat mit der üblichen Dreistigkeit bestritten, daß ferne Flieger, die vor einigen Tagen versuchten, nach Schles wig-Holstein einzufliegen, durch die deutsche Flak» abwehr gezwungen wurden, sich über dänisches Gebiet zurückzuziehen. Dieser Ableugungsversuch des britischen Lügenministeriums wird nun einwandfrei dadurch widerlegt, daß man jetzt aus Alsen englische Flugblätter in deutscher Sprache gefunden hat. Am 6. Dezember zwischen 20.0V und 20.30 Uhr beobachteten Einwohner von Hoeruphaff an der Südlüste Alfens ein Flugzeug in ziemlicher Höhe. Fischer sanden am anderen Tage mehrere der englischen Flug blätter. Ziallens Wettmieressen Freier Ausgang ans dem Mittelmeer gefordert. Interessante Ausführungen über Italiens lebenswichtige Interessen macht der Direktor deS halbamtlichen „Giornale d'Italia" in einer für die italienischen Mittelschulen be stimmten Rundfunkansprache „Die nationalen Interessen Italiens", so erklärte Gay da, „ergeben sich aus den geringen Bodenschätzen, seiner dichten und stets wachsenden Bevölkerung, der hervorragenden Bega bung seines Volkes, das während einer zweitausendjährigen Geschichte so viele Beweise seiner konstruktiven Fähigkeiten ge geben hat. Italien verstehe unter dem Begriff Lebensraum eine ständige und herzliche Interessengemeinschaft mit den Nachbargebieien. vor allem mit dem Donauraum und tem Balkangebiei. Was das Mittelmeer anbelange, das Italiens Lebens raum sei. so handele es sich hier um ein verschlossenes Meer, dessen Ein- und Ausgangstore, Gibraltar, Suez und nach dem türkischen Pakt auch die Dardanellen, unter der Kontrolle Englands stünden, die die Durchfahrt sperren und ">s Mittelmeer von der übrigen Welt isolieren können. Fra. H und Spanien dagegen hätten auch bei einer Sperre des Mi«el- meeres dank ihrer Atlautikküsten immer noch freien Zugang z« den Weltmeeren. Italien dagegen wird bei einer Sperre des Mittelmeers erdrosselt." Italien sei heute eine Macht mit Weltinter» essen. Es zähle zehn Millionen Uebersee-Jtaliener und habe ein weitverzweigtes Handelsnetz bis zu den fernsten Märkten. Es müsse also auch freien und sicheren Ausgang aus dem Mittel meer haben. Nach einer Gegenüberstellung des gewaltigen und rohstoff reichen französischen Kolonialbesitzes mit dem Italiens kommt Gavda abschließend auf die Bedeutung des Kolonialproblems zu sprechen Die Lösung des Kolonialproblems bedeute für Italien die Gleichstellung mit den übrigen Großmächten, und die Revision des gegenwärtigen Kolonialfystsms gehöre zu den elementaren Forderungen des Aufbaus eines! neuen Europa. MMer Durchbruch iu MltteWnland? Aus Rovamiemi (Finnland) wird von starken russischen Truppenzusammsnziehungen bei Kusano und Suomoßalmi be richtet. Die Truppenkonzentrationen werden von den Finnen als ein Zeichen für einen Durchbruchsversuch an der schmal" sten Stelle Finnlands in Richtung auf Tfoma und Uleaborg angesehen. lMgöWelmulvvnruMcheuFttegern angeffM Aus Helsinki wird bestätigt, daß Hangö am Connlag zweimal von russischen Flugzeugen angegriffen wurde. Nachrich ten über die verursachten Schäden liegen noch nicht vor. Verachtung für die Genfer Machenschaften Vollständiges Uebergehen eines „Ultimatums". Die Versammlung des Genfer Vereins und dessen Ulti matum wird in Moskau mit absoluter Gleichgültig keit ausgenommen. Die Presse Hal bis heute überhaupt noch keine Mitteilung und keinen Hinweis auf den Zusammentritt der Genfer Liga gebracht und von deren Beschlüßen nicht die geringste Notiz genommen. In Moskauer Kreisen herrscht die Auffassung, daß Sowjetrußland mit dieser souveränen Nicht beachtung der Machenschaften Genfs seine Verachtung gegen über den Methoden der Liga bekunden will. Man Hali es für ausgeschlossen, daß sich die Sowjetreaie- rung aus die Forderungen des Ultimauims einläßt und fragt sich nur. ob sich Moskau mit einer scharfen Zurückweisung der Genfer Zumutungen begnügen oder ob es die Gelegenheit wahrnehmen wird, ein- für allemal dem Völkerbund den Rücken zu kehren. Füttert Re hungernden Vögel! — - - Amt Meere Sriimtt. (ittachdruck der Lokalberichte, auch auszugsweise, verboten.) Wilsdruff, am 13. Dezember 1939 Spruch des Tages Auch daS ist ein gutes altes deutsches Gewissen: wer an die Ewigkeit seines Volles glaubt. Ernst Moritz Arndt. Jubiläen und Gedenktage 14. Dezember. 1799: George Washington, Begründer der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika, gestorben. — 1849: Der Tondichter Konradin Kreutzer in Riga gestorben. — 1911: Roald Amundsen erreicht die Gegend des Südpols. — 1914 (bis 24.): Dezemberschlacht in Französisch-Flandern. Sonne und Mond: 14. Dezember: S.-A. 81)3, S.-U. 15.46; M.-A. 10.06, M.-U. V.48 Baumschmuck oder Spielzeug? In dieser Woche werden sie uns angcboten, die ganz entzückenden erzgebirgischen Holzfiguren, die in zehn ver schiedenen Ausführungen nicht nur Kinder, sondern auch alle Erwachsenen in Helle Begeisterung versetzen werden. Da wird es Schneemänner, Nußknacker, Bergmänner, Jäger, Weihnachtsmänner, Zwerge, Schornsteinfeger, Kasperle, Schusterjungen und Engel geben, alle hübsch rund gedrechselt und standfest und natürlich bunt bemalt. Also richtiges Spielzeug? Gewiß! Aber auch ein ganz wundervoller Baumschmuck. Und nicht nur das: Wichtiger noch ist es zu wissen, daß diese zehn Figuren diesmal die Abzeichen für die vorweihnachtliche, die dritte Neichsstraßensammlung des Kriegswinterhilfswerkes sein werden! Die Nusführnng ist am besten mit der des un vergessenen kleinen Schaukelpferdes zu vergleichen, das sich noch heute im Besitze vieler Millionen Volksgenossen befindet und alljährlich am Lichterbaum fröhliche Wieder auferstehung feiert — weil es fo hübsch ist. Angesichts so schöner und gediegener Abzeichen — die unsere Jungen und Mädel von HI., BDM., Jungvolk und Jungmädel nächsten Sonnabend und Sonntag auf ihren Kaperfahrten durch die winterlichen Straßen in Städten und Dörfern anbieten werden, wird es uns nicht schwer fallen, mehr noch als sonst zu erwerben, und gar viele werden es ohne den ganzen Satz nicht tun! Sicherlich werden auch Millionen dieser "Figürchen als ein sinniges Zeichen der opferbereiten Heimatfront ihren Weg in 'Feldpostpäckchen an die Front nehmen, werden bei unseren Truppen Freude bereiten und unseren Blauen Jungens ein Gruß der Heimat sein auf ihren Fahrten gegen Engelland . . . Schon deshalb braucht man diesmal mehr Abzeichen! Fori mit dem alten Zopi! Einmal im Jahr ereignet es sich, daß auch die allerent» fermesten Belamuen sich plötzlich unserer erinnern. Das ver ursacht uns dann nicht selten heftiges verwundertes Kopf» schütteln. So, so, der ober die X?) lebt also auch noch? Tas lst vielfach alles, was wir auf das so unerwartet ins Haus ge flatterte Erinnerungszeichen, Vie Neujahrskarte — zu sagen haben. Mil leichter Hanobewegung läßt inan die Karie dann zu den vielen übrigen gleiten und schon ist Herr B over Frau XX wieder im Orkus der Vergessenheit (bis zum näch sten Neujahrslag) unlcrgeiauchl . . . Seien wir ehrlich, was sollen uns diese konventionellen Karten und Kärtchen, diese spinnwebdünnen Fäden, die uns an längst verblaßte Tage binden, mit denen wir heute keiner lei innere Beziehungen mehr haben? Nur, weil „man" solche Neujahrsglückwünsche, die eigentlich gar keine sind, (weil sich weder Empfänger noch Absender eines Glückwunsches bewußt sind), schickt, tut „man" dasselbe, und läßt sich damit von einer Mode willenlos ins Schlepptau nehmen, die in keiner Weise mehr in unsere heutige Zeit paßt. Nichts gegen einen ehrlich gemeinten Neujahrsglück wunsch an Verwandte und wirkliche Freunde! Das ist ein schöner Brauch, gegen den nichts einzuwenden ist. Für die Kosten der oben angedeureten konventionellen Postsendungen, die für den Absender wie auch sür den Empfänger manchmal nichts anderes als unbequem empfundene Verpflichtungen be deuten, gibt es heute eine bessere Verwendung. Man gebe den dasür in Ansatz gebrachten Betrag der NSV. Hier erfüllt er einen wirklichen Zweck und man hat überdies das Bewußtsein, einen alten überslüssiaen Zops, der in unsere Zeit nicht mehr paßt, abgeschnillen zu haben. Hierzu kommt noch, daß den heule viel geplaglen Postbcamlen ihre Arbeit erleichtert wirs. Viele geübte Bricfforlierer und Zusteller befinden sich an der Front. Ihre Arbeit muß jetzt von teilweise ungeüblen Kräf-! ten erledigt werden uns so hängt vielleicht manchmal an den! fragwürdigen Glückwünschen eine ganz kleine aber um so ehr licher gemeinte Verwünschung. Wir wollen sie auswechseln ge gen wirkliche Dankeswünjche derer, denen der Benag zufließt, den wir der NSV. zukommen ließen, statt überflüssige, sozu sagen unpersönlich gewordene Glückwunschlarten zu verjenüenl Maierarveuen auch im Winter Das Handwerk harte in den letzten Jabren wie alle an deren Berufe auch wieder seine Arbeit, ost sogar so viel, daß es nicht alles bewältigen konnte, was von ihm verlangt wurde. Das gilt auch für das Malerhandwerk. Alle Jahre aber mußie wieder sestgestellt werden, daß sich im Spätsrühjahr die Auf träge häuften, daß sie aber im Herbst nachließen und im Win ter ganz aufhörten. Denn bei Hausfrauen und Hausbesitzern besteht vielsach noch die irrige Meinung, daß Malerarbeilen im Winter nickt ausgeführt werden können. Gewiß. Außen- arbeiten an Fassaden usw. sind im Winter nur bedingt mög- lick. Aber alle Jnnenarbeiten, wie das Streichen von Wohn- unv Schlafzimmern. Küchen und Fluren, das Streichen und Lackieren von Türen, Fenstern, Fußböden Möbeln ufw. kön nen im Winter genau jo gut und haltbar ausgesühri werden wie in wärmeren Jahreszeiten. Auch tn der Kriegszeil sollen die Hausbesitzer und Wohnungsinhaber mit ihren Austrägen nicht zurückhalten. Denn gerade im Krieg muß vas wirtschait- liche Leben der Inneren Front möglichst reibungslos ablau- fcn, und die Sachwertcrhaltung ist im Kriege natürlich be- jükders wichtig.
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