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WilsdeMer Tageblatt 2. Blatt Nr. 296. Dienstag, den 19. Dezember 1939 Tagesspruch Anfängen immer und niemals vollenden Heißt Zeit und Kraft als tot verschwenden. Der Weise erwägt erst seine Kraft Bevor er etwas beginnt und schafft. I. Sturm. * Der Mensch muß eine Herrschaft über sich selber ausüben können, sonst ist er kein achtungswürdiger Mensch, und was er ein für allemal als recht erkennt, das muß «r auch tun, aber nicht einmal, sondern immer. Hebel. Wekhnachtszlwendungen an die Kinder der einberusenen Soldaten und der im öffentlichen Dienst Beschäftigten Der Ministerrat für die Reichsverteidigung hat durch Ver ordnung eine einheitliche Reichsregelung für die Zahlung von Weihnachtszuwendungen für Beschäftigte ini öf- sentkichen Dienst getroffen. Hiernach wird eine Weihnachtszu wendung gezahlt, wenn ein Rechtsanspruch daraus be steht oder wenn in den drei Jahren 1936. 1937 und 1938 je weils Weihnachtszuwendungen gewährt worden sind. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, so wird Angestell ten, deren Grundvergütung 250 Mark nicht übersteigt, und anderen nichtbeamteten Gefolgscha^smitgliedern, die nach Ab zug der Kürzungen ohne Kinderzuschläge monatlich nicht mehr als 300 Mark an Dienstbezügen erhalten, für jedes kinderzu- schlagberechtigende Kind unter 16 Jahren eine Weihnachtszu- wenbung von 8 Mark gezahlt. Soldaten, die aus Grund eingegaugener Dienstverpflichtung länger als zwei Jahre die nen, sowie Beamte mit nicht höherer Besoldung erhalten unter denselben Voraussetzungen die gleiche Zuwendung. Den zur Wehrmacht Einberufenen, die nicht bei öffentlichen Verwaltungen oder Betrieben beschäftigt sind, wird für jedes Kind unter 16 Zähren, für das laufend Fa milienunterhalt bezahlt wird, der Familienunterhalt für De zember um eine Weihnachtszuwendung von 8 Mark erhöht, wenn der Familienunterhalt einschließlich der Wirtschaftsbei hilfe im Dezember — ohne Kinderzuschläge — nicht mehr als 300 Mark beträgt. Soweit Angehörige der zur Wehrmacht Einberufenen keinen laufenden Familienunterhalt erhalten und ihr monatliches Einkommen den Betrag von 300 Mark nicht übersteigt, bestimmt der Reichsminister des Innern im Ein vernehmen mit dem Reichsminister der Finanzen das Nähere. Gefährdete Anwartschaften rechtzeitig in Ordnung dringen Die Landssversicherungsanstalt Sachsen teilt Wit: Anträge auf Gewährung von Invaliden- oder Witwen rente müssen oft abgelehnt werden, weil die Wartezeit nicht erfüllt oder die Anwartschaft erloschen ist. Die Wartezeit ist er» Milt, wenn mindestens 260 (vor dem 1. Januar 1938 2S0) Wochenbeiträge entrichtet sind. Sind weniger als 260 (250) Wo- chenoeiträge auf Grund der Verficherunäspflicht entrichtet, so sind 520 (500) Wochenbeiträge erforderlich. Bei der Altersinva lidenrente ist die Wartezeit erst erfüllt, wenn 780 (750) Wochen beiträge auf Grund der Versicherungspflicht oder der freiwilligen Versicherung entrichtet sind. Zur Erhaltung der Anwartschaft müsse« seit dem 1. Januar 1938 für jedes Kalenderjahr mindestens 26 Wochenbeitraae ent- «ichtet sein. (Vor dem 1. Januar 1938 mindestens 20 Wochen beiträge innerhalb zweier Jahre nach dem auf der Quittungs- karte verzeichneten Ausstellungstag, im Falle der Selbstoerfiche- rung mindestens 40 Wochenbeiträge.) Nach einer Sonderbestim mung können bis Ende des Jahres 1941 Beiträge noch nachträg lich für die Jahre 1932 bis 1937 entrichtet werden. Abgesehen hiervon dürfen Pflichtbeiträge und freiwillige Beiträge nur innerhalb von zwei Jahren nach Schluß des Kalenderjahres, für das sie gelten sollen, entrichtet werden. Ueber diese Zeit hinaus ist die Nachentrichtung von Pflichtbeiträgen binnen wei teren zwei Jahren nur möglich, wenn sie ohne Verschulden des ! Versicherten nicht rechtzeitig entrichtet worden sind. Ein Ver- schulden liegt insbesondere'dann nicht vor, wenn der Arbeit geber die Quittungskarte aufbewahrt und sie nicht zur richtigen Zeit ordnungsgemäß umgetauscht hat. In Fällen besonderer Härte kann das Reichsversicherungsamt die Nachentrichtung auch nach Ablauf der genannten Fristen zulassen und hierfür eine Frist bestimmen. Ein solcher Fall liegt z. B. vor, wenn Arbeit- geber Beiträge zwar vom Lohne einbehalten, aber nicht die entsprechenden Marken verwenden, ohne daß dem Versicherten hierbei ein Verschulden zuzuschreiben ist; jrdoch dürfen freiwil lige Beiträge (im Gegensatz zu Pflichtbeiträgen) nach Eintritt des Versicherungsfalles der Invalidität oder des Todes nicht mehr entrichtet werden. Aus grundsätzlichen Erwägungen her aus können insoweit auch keine Ausnahmen zugelassen werden. Entsprechende Gesuche sind aussichtslos. Es wird daher jedem freiwillig Versicherten anheimgegeben, rechtzeitig, d. h. vor Ein tritt des Verstcherungsfalles und nicht erst bei Antragstellung, seine Versicherung zu überprüfen und gegebenenfalls in Ord nung zu bringen. Weitere Auskünfte erteilen die Versicherungs- ömter und die Rechtsberatungsstellen der DAF! Eine Warnung für LtnHelehrbare Zuchthausurteile wegen AbhörenS feindlicher Rundfunksender. Die zuständigen Sondergerichte verurteilten in den letzte» Tagen eine Reihe von Angeklagten wegen fortgesetzten Ver brechens gegen § 1 der Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen vom 1. September d. I. zu hohes Freiheitsstrafen. Der Angeklagte Louis Leucht ans Fürth (Davern) wurde zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und zum Ver lust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren verurteilt. Der Angeklagte F. Brugger ans Saul- gau (Württemberg) wurde zu einer Zuchthausstrafe von einem " Jahr und drei Monaten verurteilt. Der Angeklagte Herman» Wolter aus Bohmte bei Osnabrück wurde zu einer Zuchr- hausstrafe von einem Jahr verurteilt. Sämtliche Angeklagte» hatten feindliche Rundfunksender laufend abgehört und die auf genommenen Lügenmeldungen weiterverbreitet. Der Krieg erfordert eine Zusammenfassung vor allem auch der seelischen Kräfte unseres Volkes. Es muß deshalb der Zersetzungsarbeit der feindlichen Lügenpropaganda mit den schärfsten Mitteln begegnet werden. Die obengenannten Ur teile werden jenen wenigen Unbelehrbaren zur Warnung dienen, die durch größte Fahrlässigkeit oder durch verbrecherische nationale Verantwortungslosigkeit der feindlichen Lügenpropa ganda glauben Vorschub leisten zu müssen. Voiksweihnachi am Mikrophon Ansprachen deS Stellvertreters dcS Führers und ReichSministerS Dr. Goebbels. Für die Weihnachts- und Neujahrswoche hat der Groß- tz e u t s ch e Rundfunk ein großes einheitliches Weihnachts- Programm ausgestellt. Mit einer Sonnenwendfeier des Wortbegaues beginnt am 21. Dezember um 2.15 Uhr die Weihnachtsstimmung im deutsä>en Rundfunk. Die traditionelle Rede von Dr. Goebbels am 22. Dezember um 16 Uhr wird vi« innere Ausrichtung für das diesjährige Wcihnachtsfes! brin gen. Unter anderen, werden am 24. Dezember um 15.15 Uhr alle deutschen Sender eine „Weihnachtsfeier fern der Heimat" mit evakuierten Familien des Westwallgebietes verleben. Selbstverständlich fehlen nicht Weihnachtsfeiern in einem Laza rett, in Bunkern des Westwalles, auf hoher See und in einem Rüstungsl>etrieb. Wie alljährlich wird um 21 Uhr am Heiligen Abend der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, das Wort an alle Deutschen richten. Ein „Deutsch-Italienisches Austauschkonzert" steht am ersten Feiertag im Mittelpunkt der Festsendungen. Wcihnachtsbeschcrung für 400 Bcrgmannskinder. In Bochum bereitete die Gattin des Reichsorganisations leiters Dr. Ley 400 Bergmannskindern, deren Väter ver unglückt sind, eine Weihnachtsbescherung. Begleitet von ihren Müttern, fanden die Kinder reichgedeckte Gaben tische. (Weltbild-Wagenborg-M.) Kurze Nachrichten Berlin. Der Führer hat dem Direktor der Staatlichen Hochschule sür Musik in Berlin, Professor Dr. Fritz Stein, aus Anlaß der Vollendung seines 60. Lebensjahres die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ver liehen. Bochum. Für 400 Kinder der in den letzten Jahren ver» ,mglückten Bergleute veranstaltete Frau Inga Ley in Bochum eine eindrucksvolle weihnachtliche Feierstunde. Nach dem Ab lauf eines bunten Programms für die Kinder und deren An gehörige ergriff Dr. Ley das Wort zu einer kurzen Ansprache, in der er unter anderem darauf hinwies, daß gerade in dieser Zeit die deutschen Menschen das Bedürfnis fühlten, zu einer einigen großen Familie zu werde». ISST Seemeilen gesegelt Die Lloyddampfer „Erlangen" den Brite«! entkam — 3319 Seemeilen mit Holzfeuerung gedampft Wie ein deutscher Dampfer den Engländern ein Schnippt .hcn schlug und aus abenteuerliche Weise schließlich in eine« neutralen südamerilanischen Hafen gelangte, zeigt der folgende Bericht des Kapitäns des Dampfers „Erlangen" dcS Norddeutschen Lloyd. Der Dampfer „Erlangen" hatte Ende August in dem Hafen von Dunedin auf Neuseeland seine Ladung gelöscht und wollte einen australischen Hafen zur Ergänzung seines Kohlenvorrats anlaufen. Unterwegs erhielt er Nachricht von der drohende« Kriegsgefahr. Daraufhin beschloß Kapitän Grams, sofort die Hauptdampferlinie zu meiden. Es gelang ihn», einen großen Haken zu schlagen und ohne Lichter schließ lich eine »»bewohnte Insel zu finden. Da er nur noch einen geringen Kohlenvorrai an Bord hatte, war es völlig unmöglich, damit einen neutralen Hafen zu erreichen. An Hand des Srgclhandbuches wurde ein günstiger Ankerplatz in einer Bucht ausgemacht. Nachdem durch dauerndes Loten die Wassertiefe sestgestellt war, lies das Schiff eines Nach mittags ein. Die Bucht lag so, daß sie von See her nicht ein zusehen war. Damit war das Schiff zunächst einmal gesichert. Fehlende Kohle durch Holz ersetzt Am nächsten Tage entschloß sich Kapitän Grams, zur' Kohleersparnis für den Bordbedarf, für Heizung, Kühl maschine und Küche, die nötige Holzmenge zu schlagen, zu zer kleinern und an Bord zu bringen. Der Erste Ingenieur stellte bei dieser Gelegenheit fest, daß das Holz einen guten Heiz- wert hatte und etwa den dritten Teil einer Tonne Kohle wett war. Und so wurde der Entschluß gefaßt, die fehlende Kohle durch Holz zu ersetzen, die Kessel mit Holz zu Heizen und so vielleicht einen neutralen Hafen zu erreichen. In den nächsten Tagen war die ganze Besatzung damit beschäftigt, Bäume zu fällen, zu zersägen und das Holz zn zerkleinern. Behelfsmäßig wurde eine Winde hergestellt, um das schwere Holz an Bord zn bringen. Der ganze Transport von Land an Bord mußte mit den vier Rettungsbooten ausgesührt werden. Der Kapitän mußte bald erkennen, daß auf diese Weis« die nötige Holzmenge nur in monatelanger Arbeit an Bord zu schaffen wäre. Das Schiff mußte deshalb näher a» Land gebracht werden. Das brachte wiederum die Gefahr mit sich, daß das Schiff auflaufen oder auf Strand geworfen werden konnte, wenn einmal schwere See war und es ohne fremde Hilfe dann nicht wieder loskäme. Trotz dieser Gefahr entschloß sich Kapitän Grams, diesen Weg zu gehen und das Schiss näher an Land zu bringen. Die für das Aufsetzen des Schiffes geplante Stelle wurde gelotet, es wurden Grund proben genommen und Steine nicht fcstgestellt, sondern nur muschelsandiger Boden. So war es möglich, das Schiss bei Hochwasser in langsamer Fahrt und mit leeren Tanks auf diesen Mnschelboden auszujetzen, wo es dann durch alle Anker genügend gesichert wurde Aus Reservcschutzblechcn für Winden wurden von den > Ingenieuren die nötigen Schrotsägen hcrgestellt, weil nicht ge nügend Sägen zum Fällen der Bäume an Bord waren. Das Schiss lag etwa 120 Meter vom Lande entfernt. Nm die Be förderung des Holzes mit den Booten zu beschleunigen, wurde zwischen dem Land und dem Schiff eine lange Treidclleine ausgebracht. Das Holz wurde zum Teil auch zu Flöße» zu sammengebunden und an das Schiss geschafft. Dampfer wurde Segelschiff „Dir saßen abendelang auf der Brücke und rechneten, obi Wir es nun wohl schaffen würden, mit einigermaßen Sicher-' Heft bis Südamerika zu kommen", so schildert der Kapitän. Natürlich mußten Strömungen und gute Winde mit aus» genutzt werden. Der Erste Offizier Löbndorf fertigte aus de» Luken-Persennigen und imprägnierten Kleidungsstücken Segel an. Die Ladebäume wurden zu Rahen gebaut, so daß aus dem Dampfer „Erlangen" schließlich ein stolzes Segelschiff geworden war. „Anfang Oktober konnten wir es nun unter Ausnutzung aller Winde wagen, die Fahrt nach Südamerika anzutreten. Wir rechneten etwa mit A) Tagen Reisezeit", heißt es weiter in dem Bericht. Am 8. Oktober um 7 Uhr morgens wurde« die Anker gelichtet und das Schiss vorsichtig mit Ma- schinenkraft von der Küste losgebracht. Langsam und unter ständigem Loten kamen wir von der Küste fort und erreichte« schließlich die See. § Es herrschten ungünstige Winde, Windstärke 6 und schwer« See, als das Schiff schließlich aus Fahrt war. Zunächst galt, es für die tapfere Besatzung, die Segel auszuprobieren, um' einigermaßen Sicherheit zu haben, das Schiff auch unter, Segel fahren lassen zu können. Und trotz der ungünstige«' Witternngsbedingnngcn gelang es: neun Tage lang segelte- das Schiff nach Osten. Die einzige Verbindung der Besatzung; mit der Heimat war in all den Wochen der deutsche Rund funk. Bei Flaute wurde mit Maschincnkraft gefahren, Weik Trinkwasser und Proviant ja nur für eine beschränkte Zeitz ausreichan konnten. Am 11. November um 7 Uhr morgens konnte die chilenische Küste erkannt werden. Am 12. November nachmittags lief das Schiss in einen chilenischen Hafen ekü.j Als das Schiff im Hafen lag, hatte es folgende Leistung! vollbracht: es war 1507 Seemeilen gesegelt und 3319 See-I weilen mit immer wechselndem Kurs gedampft. Es hatte nicht nur den größten Teil der Kohle und des geschlagenen HolzeS verbraucht, sonder» auch den gesamten Bodenbelag in de« «leisten Räumen und einen großen Teil der Lukendeckel und* ILilgendeckel. Unterricht cm der Gasmaske. Don der pfleglichen Behandlung und sicheren Handhabung der Gasmaske hängen in der Stunde der Gefahr Gesundheit und Leben des Soldaten ab. Fm-mer wieder werden deshalb die er- sorderlichen Handgriffe gezeigt und geübt. (PK.-Dietrich-WeitbiL-Magenborg-M) Scherz und launige Unterhaltung im behelfsmäßigen Unterstand. Dieser dehelssmäßige UnteNstand im Borscld des Westwalls ist gut gegen Megersicht getarnt. Bis zum nächsten 'Posteng-rng vertreiben Scher,- und launige Unterhaltung im Kameraden kreis die Zeit- (PK.-Tritschler-Scherl-Wagcnborg-M