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Wilsdruffer Tageblatt : 16.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193912167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391216
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-16
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.12.1939
- Autor
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Kurden wir von einem Vorsioflönboot begrüßt, da? ziemlich bohe Fahrt hatte. Dann erhielten wir durch Funk Bescheid, daß wir in unserem Heimathorst nicht landen könnten, weil das Wetter zu schlecht sei. Wir wurden angewiesen, den Ab- sprungbafen L. anznfliegen. Dort landeten wir auch glatt trotz eines Plattfußes, von dem wir keine Ahnung hatten: Der englische Jäger hatte uns den linken Reisen zerschoßen. Die Fahrwerksleitnng war ebenfalls zerquetscht; auch eine Stange in der Tragfläche, die znr Betätigung der Landeklappe dient, hatte mehrere Einschüsse. Die dortige Reparaturwerkstatt Hai alle Schäden schnell ansgebessert, so daß wir zu unserem Heimatborst fliegen konnten. Londoner Illusionen Wie Mister Eros; Deutschland erdrosseln möchte. R. H. Croß, der britische Blockademinister, gab dem Vertreter des französischen Nachrichtenbüros Havas in London Erklärungen über die Tätigkeit seines Ministeriums und die Zusammenarbeit Frankreichs und Großbritanniens in dem Wirtschaftskrieg und die damit im Zusammenhang stehenden grotesken Illusionen der Entente ab. Croß betonte die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Waffen in diesem Kriege. Man müsse wirksam die deutsche Wirtschaft angreifen und den Handel und die Industrie des Reiches in Unordnung bringen. In vielen Punkten ähnele dieses Blockadeministerium dem des letzten Krieges, aber der Atlions- dadius würde bedeutend erweitert. (Anmerkung der Red.: Da» Mit iss unzweifelhaft die Sabotage- und Brandstifterorgani- sittton des britischen Geheimdienstes gemeint.) Die Tätigkeit erstrecke sich aus Schiffahrt, Wirtschaft und Finanz. Die deutsche Kriegsindustrie will Croß wie 1918 stören und ihre Transporte gefährden. Er will Unordnung in das Funktionieren der deut schen Militärmaschine bringen dadurch, daß er die kämpfen» den Kräfte ähnlich wie z. B. im Weltkriege der wesentlichsten Lieferungen beraubt. Englische Lügenpropaganda an-geschallei Der Agramer Rundfunksender in Staatsbesitz. Der Agramer Rundfunksender, der bisher von einer mit starker englischer Kapitalbildung arbeitenden privaten Gesellschaft betrieben wurde, ging für 1,7 Millionen Dinar in jugoslawischen Staatsbesitz über. Der Sender soird ab 1. Jannar 1910 der Agramer Postdirektion unter stehen. Ebenso ist die Verstaatlichung des von der gleichen Ge sellschaft betriebenen Belgrader Senders in Aussicht genommen. „KlsSvniernehmen der Kriegsschuldigen" Moskau macht sich lustig über feinen Ausschluß aus der Genfer Liga Der Beschluß der Genfer Liga über den Ausschluß der Sowjetunion wird in Moskau mit völligem Gleichmut ver zeichnet. Man hat es nicht für nötig erachtet, von sowjetamt- licher Seite überhaupt zu den Genfer Manövern Stellung zu Nehmen; die Moskauer Blätter verzichten sogar aus alle Kom mentare. Die Genfer Reden, so meint die Moskauer Tatz- Ägentur, seien Musterbeispiele an Zynismus und Heuchelei gewesen. Insbesondere macht sich der Bericht über die „Kro- rodilstrünen" lustig, die die englischen und französischen Ver treter darüber vergossen hätten, daß Finnland nunmehr nicht wieder als Wafsenplatz gegen die Sowjetunion ausgenutzt werden könne. Die Völkerliga sei von den englisch- sranzöstschen Drahtziehern nunmehr endgültig in ein Hilfs- «nlernehmen für den englisch-französischen Kriegsblock ver- tvanSelt worden. Kurze Nachrichieu Posen. Die 150 Ordcnsjnnker, die vom ReichsorganisationS» leit» Dr. Ley für die Organisation der baltendeutschen Um siedlung zur Verfügung gestellt wurden und zn dem bisherigen planmäßigen Verlauf der Umsiedlunasaktion in entscheidendem Matze beigetragen haben, versammelten sich im Großen Saal des Posener Schlosses, wo ihnen Reichsführer Himmler in seiner Eigenschaft als Neichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums in Polen seinen persönlichen Dank und Anerkennung aussprach. Rom. Mussolini hat den von einer eingehenden Be sichtigung der Westgrenze zurückgckehrten Marschall Gra ziani empfangen, der ihm ausführlich über die in bezug aus .Moral, Unterbringung, Ausrüstung und Verpflegung außer ordentlich zufriedenstellende Lage der italienischen Truppen berichtete. Sofia. Der bulgarische Ministerrat hat die Dele gation ernannt, die zu Verhandlungen wegen des Abschlusses eines bulgarisch-russischen Handelsvertrages nach Moskau ab reisen wird. Die Delegation wird von Finanzminister Bojilosf geführt. 420 Tote der „Migirka" Katastrophe Der Kapitän über die Schreckensnacht. Bei der Katastrophe des russischen Frachtdampfers „Indi girka" in den japanischen Gewässern sind 420 Menschen ums Leben gekommen, deren Leichen an Land gespült wurden. Der Kapitän des umergegangenen sowjetrussischen Damp fers berichtet, daß vie „Indigirka" bei schwerer See an der Nordostküste von Hokkaido auf Grund stietz Am Heck drang Wasser ein. Zwei Rettungsboote wnrden ausgesetzt, eins davon sank, das andere wurde von der See zerschlagen. Das ganze Schiff lag in vollkommener Dunkelheit und neigte sich aus die Seile. Die Mannschaft versuchte mit Erfolg, auf der einen Seite des Schiffes mit einem Azeiylen-Brenner ein Loch zu schneiden, so grotz, daß eine Person hindurchkommen konnte Das Wasser war eisig und mit Schollen bedeckt. Neues aus Mee Wett. Mord an -er Ehefrau gesühnt Am 18. November Hal der 55jäbrige Konrad Sperling seine Ehefrau durch drei Messerstiche in die Lunge tödlich verletzt. Am Donnerstag Hane sich der Gattenmörder vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Gera, die in Mün chen-Bernsdorf tagte, zu verantworten Der Angeklagte wnrde zum Tode und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Das Motiv zu der Mordtat rührte von den völlig zerrütteten Edeverhältnissen des Angeklagten her Erweiterter Schnellzugsverkehr Berlin—Posen. Auf der Strecke Berlin—Posen wird vom 15. Dezember ab neben den schon bestehenden Schnellzugverbindungen ein neuer D-Zug verkehren. Der Zng(D57) verläßt den Bahnhof Friedrichstraße um 20.20 Uhr und trifft um 0.59 Uhr in Posen ein. In der Gegenrichtung verläßt der Zng M 581 erstmals am 16. Dezem ber Posen nm 12.55 Uhr und trifft nm 17.34 Uhr in Berlin- Friedrichstraße ein. Nähere Auskunft erteilen die Auskunfts- stellen der Reichsbahn und die Reisebüros. Gattenmörder Neumann zum Tode verurteilt. In dem Verfahren gegen den 27jährigen Erwin Reumann aus Berlin-Lichtenberg, der am 26. November 1939 seine neun Jahre ältere Ehesrau erdrosselt, in eine Kiste gezwängt und dann bei Alt-Stralau in die Spree geworfen hatte, erkannte das Berliner Sondergerichi wegen Mordes auf Todesstrafe und dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Starhembergs Freund als Hochstapler verurteilt. Die schlimme Zeit des Dollfuß-Regimes wurde in die Erinnerung znrückgerusen durch den großen Strafprozeß gegen den Hoch stapler Karl Würfel, der jetzt vor dem Landgericht Wien abgeschlossen wurde. Karl Würfel war der vertraute Freund des Fürsten Starhemberg, der jetzt als Emigrant gegen Deutsch land hetzt. Würfel, ein ebenso übles Subjekt wie sein Herr und Meister, wurde wegen Betruges zu neun Monaten schwe ren, verschärften Kerkers verurteilt. Beleuchtete Schlüssellöcher. Die Verdunkelung hat einen findigen Geschäftsmann in Paris aus die gute Idee gebracht, Leuchtringe für Schlüssellöcher zu vertreiben. Sie bestehen aus dem auch bei uns verwendeten Leuchtpapier und wer den um das Schlüsselloch der dunklen Haustür geklebt. MOeeWmr. Auch die neue „IB."-Folge 50 sicht im Zeichen des Exi stenzkampfes des deutschen Volkes. Neben Berichten von der Front zeigen Bilder aus Holland, der Schweiz und dem befreun deten Italien die Vorgänge am Rande des Geschehens. Den lite rarischen Teil vervollständigen unterhaltsame Novellen, Die in teressanten Reportagen sind: Hüben . . .und drüben, Bilder aus den vordersten Stellungen der beiderseitigen Fronten. Der Ge neral unter seinen Leuten, ein lebendiger Bildbericht von der Tätigkeit des Befehlshabers eines Wehrkreises. Zwei alte Gau ner — in neuen Kasperle-Figuren, Die beiden repräsentativsten Erscheinungen der englischen Führungseligue, Chamberlain und Churchill, sind die Figuren eines zeitgemäßen Kasperletheaters — in Ausdruck und Gebärde glänzend karrikiert. — In einem eindrucksvollen Bildbericht wird uns von deutschen Männern und Frauen mitgeteilt, die als Kulturpioniere in Südafrika geistig und wissenschaftlich führend tätig sind, Emmerich Huber zeichnet einen Bericht über die Borweihnachtssorgen im Privatleben und in der Politik. öunle Llotte für Kle ü unü tteim VSefe. Harrdel. Wirtschaft. Nossener Produktenbörse vom 15. Dezember. Heute gezahlte Preise: Weizen, hiesiger, 75/77 Kilo, Festpreis 0.95; Roggen, hiesiger 70/72 Kilo, effekt., Festpreis 9,45; Sommergerste Festpreis 10,75; Wintergerste Lzeilig 68 Kilo z. Industr., 9,70; do. 4zeilig 8 70; Hafer, Festpreis 8^0; Raps, trocken 20,00; Wiesenheu 2,70 bis 3,20; Stroh (Weizen- und Roggen-) 1,30—1.50; do. (Preß-) 1,40—1,60; Weizenmehl. Type 630, Asche 630 16,4714; Rog genmehl, Type 830, Asche 830 12,65; Roggenkleie 5,85 bis 6,15; Weizenkleie 6,45—6,60; Spcisekartosfeln, neue weiße und rote frei Empfangsstation 2,35; do. neue gelbe frei Emp fangsstation 2.66; Landbutter, ab Hof für kg-Stück bewirtschaft. Kartoffeln — kg 0O3ch—0,04.1; Wiefen- heu neu 50 Kilo 3,70—4,20; Gebundstroh 50 Kilo 2,30 bis 2,50; Preßstroh 50 Kilo 2,40—2,60; ungestempelte Eier Stück 0,12; frische Landbutter '/«-kg-Stück 0,76 Svirivlan der Dresdner Theater Opernhaus. Sonntag 17.30 Uhr: Aida (KG. 11401—11600, 15101—15150, 22001-22050); Montag 19.30 Uhr: La Traviata (KG. 12301—12400, 16301—16350); Dienstag 19 Uhr: Der Vogel- I Händler; Mittwoch 19.30 Uhr: Ballettabend, Aschenbrödel, Goldhaar (KG. 501—600, 6301—6400, 15801—15850. 16351 bis 16400 und Nachholer); Donnerstag 19.30 Uhr: Die lustigen Weiber von Windsor; Freitag 18 Uhr: Hansel und Gretel, Die Puppenfee (KG. 6001—6100, 6201—6300, 15901—15950 und Nach- holer): Sonnabend 19.30 Uhr: Die Regimentstochter (KG. 801 bis 1000, 16401—16450 und Nachboler); Sonntag geschlossen; Montag 17.30 Uhr: Ter Rosenkavalier; Dienstag 14 -30 Uhr: Hänsel und Gretel, Die Puppeufee; 19.30 Uhr: Die verkaufte Braut. Schauspielhaus. Sonntag 20 Uhr: Knurks bat doch ein Herz (KG. 2501—2800, 11001-11100, 20301—20350); Montag 19..30 Uhr: Begegnung mit Ulrike «KG. 7901-8060, 20351 bis 20400); Dienstag 19.30 Uhr: Intermezzo am Abend (KG. 1901 bis 2000, 6401—6600, 15201—15250 und Nachholer); Mittwoch 19.30 Uhr: Clavigo (KG. 5601—5800, 15601-15650 und Nach holer); Donnerstag 19.30 Uhr: Knurks hat doch ein Herz (KG. 6M1-6700, 15851—15900 und Nachboler); Freitag 19 Uhr: Die Räuber (KG. 8401—8600, 15751—15800 uud Nachholer); Sonn abend 19.30 Uhr: Knurks hat doch eiu Herz; Sonntag ge schlossen; Montag 14 Uhr: Knurks hat doch ein Herz; 19 Uhr: Intermezzo am Abend; Dienstag 14 Uhr: Knurks hat doch ein Herz; 19 Uhr: Viel Lärm um nichts. Theater des Volkes (Städt. Theater im Albertplatz). Sonn tag 15.30 Uhr: Die Wunderblume; 20 Uhr: Die ungarische Hochzeit (RSG. „Kraft d. Fr." Ring Nr. 17): Montag 20 Uhr: Die ungarische Hochzeit «Ring Nr. 18, KG. 16201—16250); Dienstag 20 Uhr: Die Landstreicher (Ring Nr. 19, KG. 16251 bis 163110 und Nachholer); Mittwoch 15.30 Ubr: Die Wunder blume; 20 Uhr: Der verkaufte Großvater (Ring Nr. 20, KG. 15351—15400, 15451—15500 und Nachholer); Donnerstag 20 Uhr: Die Landstreicher (Ring Nr. 21. KG. 8701—880ll und Nachholer); Freitag 20 Uhr: Die Landstreicher (Ring Nr. 22, KG. 15401—-15450 und Nachholer); Sonnabend 15.30 Uhr: Die Wunderblume; 20 Uhr: Die Landstreicher (Ring Nr. 23, KG. 15301—15350 und Nachholer); Sonntag geschlossen; Montag 15.30 Uhr: Die Wunderblume; 20 Uhr: Der Zarewitsch; Diens tag 15.30 Uhr: Die Wunderblume; 20 Uhr: Die Landstreicher. Komödienhaus. Sonntag 16 Uhr: Wenn der Hahn kräht; 20 Uhr: Rheinsberg: Mouiag: Auffübrunq des städt. Kon servatoriums: Die Hochzeit des Figaro; Dienstag 20 Uhr: Rheinsberg (KG. 86111—8700, 15651—15700 uud Nachholer); Mittwoch 20 Uhr: Rheinsberg (KG. 1—100, 15601—15650 uud Nachholer); Donnerstag 20 Uhr: Rheinsberg (KG. 301—400, 15701—15750 und Nachholer); Freitag 20 Uhr: Der Maulkorb (KG- 4701—4800); Sonnabend 20 Uhr: Der Maulkorb (KG. 4601—4700, 16151—16200 uud Nachholer); Sonntag geschlossen; Montag 16 Uhr: Wenn der Hahn kräht; 20 Uhr: Der Maul korb; Dienstag 20 Uhr: Wenn der Hahn kräht; 20 Uhr: Der Maulkorb. Central-Theater. Sonntag 14 und 17 Ubr: Schneeweißchen und Rosenrot; 20 Uhr: Auf der grünen Wiese; Montag 20 Uhr: Auf der grüne» Wiese; Dienstag 20 Uhr: Auf der grünen Wiese; Mittwoch 15 Uhr: Schneeweißchen und Rosen rot; 20 Uhr: Aus der grünen Wiese; Donnerstag 15 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot; abends geschlossen; Freitag 20 Ubr: Wiener Blut; Sonuabcud 15 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot; AI Uhr: Wiener Blut; Souutag 14 Uhr: Schnee weißchen und Rosenrot; Montag 14 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot; 17 und 20 Uhr: Wiener Blut; Dienstag 14 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot; 17 und 20 Uhr: Wiener Blut. cmimsnn-iwonrsrivnv'rr r»v«c:n vkxexo osx/e« »unsrem l54. Fortsetzung.) Plessow trat gegen das Fenster. Aus der Nacht hob sich der erste Schimmer des beginnenden Tages, wider willig fast, aus dem sachtenRegengerinnsel, das blinkend von den Bäumen sprühte. Nichts anderes als der Schritt der Wache klang in diesen Tagesbeginn nnd Las Schnauben der Pferde drunten vom Hof. Bis dann plötzlich der Mann am Fenster nichts anderes mehr hörte als das Atmen des, der den Naum mit ihm in dieser Stunde teilte, das Atmen, das in wenigen Stunden zu ewigem Schweigen verurteilt war. In das übermäßig angespannte Gesicht des Nitt- nieisters gruben sich Falten. Soldat und Mann wie er selbst war der andere. Kein Wort der Bitte gab es zwischen ihnen. Das bevorstehende Urteil war für beide eine Selbstverständlichkeit. Heute wie damals. Plessow stöhnte plötzlich ans. Niemals würde er den heutigen Tag vergessen mit dem widerwillig heranfziehenden Morgen, an dem er das Todesurteil über den fällen sollte, dem er, wenn auch unbewußt, das Liebste, das er auf der Erde besaß, genommen hatte. Wenn nicht Lie Pflicht des Vaterlandes jeden Herzschlag gefordert, wenn nicht drüben im Rosensaal eine junge Frau ge sessen hätte, die ihm einmal das erste Brot auf eigener Scholle dargebracht, man hätte in einer solchen Stunde Lem Leben ein Ende machen können. Plessow schante ans seine Hände. Blutsbruderschaft hatten sie geschworen. Ab heute würde eiu anderes Blut sie beflecken: das Blut des Verurteilten. Unwill kürlich griff der Mann zur Waffe, deren harte Kälte ihm wenigstens so viel äußere Haltung geben sollte, die den Gerichtsbeschluß fassen sollte. Aber er hatte die Lnstsie wohl drüben aus dem Schreibtisch liegen lassen. Wossil Petrowitsch erkannte an den Schulter bewegungen Plessows seine Gedanken, wie er sie ähn lich vor einer Reihe von Tagen gehegt. Unmensch liches litt der Frennd. Vielleicht würde auch er von dieser Stunde an nie wieder lachen können. Die Trost losigkeit aber würde sich auf Jelisaweta senken, deren jnngen Jahren noch das ganze wunderschöne Leben offenstano. Vielleicht schaute sie auch scheu zu dem Mann auf, der in kaltem Urteil ihrem Jugendfreund das Leben absprach. Fahl stahl sich ein Morgenschimmer in den Raum. Wossil Petrowitfchs Augen tranken ihn in sich hinein, diesen Tagesbegiun auf Markehnen, in dem er die schönsten und schwersten Stunden seines Lebens ver brachte. Jelisaweta! Die Pflicht des Vaterlandes hatte aufgehört. Jetzt brauchte nichts anderes mehr zu sprechen als die heiße Liebe, die noch das Letzte retten wollte. Plessow hörte auf dem Gang Schritte, hart taktmäßig. Gleich würde sich die Türe öffnen . . . In diesem Augenblick zerriß ein Schuß die Stille des Raumes. Der Rittmeister konnte nur noch zuspringen, um Wossil Petrowitsch in seinen Armen aufzufangen. Im letzten Blick des Sterbenden erkannte er den Be weggrund der Tat. „Grüße Jelisaweta!" Wie ein Hauch flüsterten die Worte, weich, zärtlich. Jelisaweta! Das Zimmer war plötzlich voll von ihr. Ohne daß sie jemand benachrichtigt, stand die kleine Frau mitten unter ' m Männern, die ihr stumm Platz machten. Wossil Meirowitsch nahm als Letztes den tränenverschleierten Blick der Frau mit hinüber, für die er ein Lebenlang hatte Beschützer sein dürfen. „Wossil Petrowitsch!" Lite beschwor den Jugend freund. Aber Plessow zog s zurück. „Gönne dem Toten seine Nnhe!" Da wai, eite sich schluchzend an Hellmuts Brust, der neben Plessow noch allein im Zimmer mar. Der Rittmeister öffnete das Fenster. Durch die Morgenluft klang das Marschieren von Soldaten. Die deutsche Front verlegte ihr Schwergewicht nach Norden. Wossil Petrowitsch, der als einziger die Aufmarsch- plane gekannt, hatte sie den Russen nicht mehr über- l mitteln können. Man würde Len Feind endgültig und vernichtend in diesem Stück Grenzland schlagen. ! Ostpreußen war frei, frei wie zu Beginn des vergange- > nen Monats. Nur wenige Wochen hatte der Kampf an der Grenze gedauerr. ! Lieder klangen drunten im Marschieren auf. „Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern ftndst du nit!" ! Langsam hob Lite das Gesicht von Hellmuts Brust auf. Neber der Leiche Wofsil Petrowitfchs begegnete sich ihr Blick mit dem Plessows. Einen bessern sindst du nit! Vorsichtig, als berühre sie geheiligten Boden, chritt Lite dem Gatten entgegen. Zögernd tasteten ihre Hände ineinander. Ich hatt' einen Kameraden! Der Kamerad konnte auch ein Feind gewesen sein! Plessow legte den Arm um seine Frau, umfing sie schützend, als nehme er sie aus eines anderen Hand entgegen, um ein ganzes Leben für sie die Verantwor tung zu tragen. Und in den Aufbruch der marschieren den Truppen, die dem Feind an der Grenze das gleiche Schicksal bereiten würden wie bei Tannenberg, sprach der Rittmeister des Toten Bitte als Befehl aus: „Es wird sich eine Möglichkeit finden, Elisabeth, daß du zn deiner Freundin nach Berlin fährst." Leise nach- klingend, wie ein kaum vernehmbares Echo: „Wossil Petrowitsch ist mit diesem Wunsch aus dem Leben ge gangen!" l Da neigte Lite stumm den Kopf. ! Von der Straße her klang das unerschütterliche Mar schieren der deutschen Truppen, einförmig zerriß der Hufschlag der Reiterregimenter den trüben Herbstmor- hen. Wer wußte, morgen schon würde Plessow selbst in diese große Bewegung mit einbezogen sein. Denn der Kamps an der Grenze würde sich in der Hauptsache nicht in der Nähe von Markehnen abspielen, sondern weiter nördlich. Dann stand die Frau wieder allein, ungeschützt. Sie hatte ihren Posten an der Grenze er füllt, jetzt mußte sie sich für die Zukunft der Heimat bereithalten. Lites tränenverschleierte Braunaugen hoben sich zu dem Mann auf: „Ich fahre!" Ihre Stimme zitterte. Aber so lange sie noch im Zimmer war, zerpreßte sie das Weinen im Innern. Niemand durste es sehen, am wenigsten Gustav, der in dieser Stunde genau so litt wie sie selbst. (Schluß folgt.) „
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