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Lagesspruch Ich habe den Glauben, daß wir nicht geboren sind, um Nur glücklich zu sein, sondern um unsere Pflicht zu tun, und wir wollen uns segnen, wenn wir wissen, wo unsere Pflicht ist. Ser Lebensquell de- deutschen Volker sFcier stunde zur Eröffnung der Ausstellung rau und Mutter" durch Rudolf Heß in Berlin Im Kaiser-Friedrich Museum in Berlin wurde die Aus- ftellunq „Frau und Mutter — Lcbensqucll des deutschen Vol les" unter der Schirmherrschaft des Stellvertreters des Füh rers, des Reichsministers Rudolf Hetz, in dessen Anwesenheit feierlich eröffnet. Die packende Fcstsolgc wurde eingelcitet mit einem alten Volkslied aus der Mitte des 16. Jahrhunderts an die deutsche Nation. Der Chor der HI. leitete dann zu den Festansprachen Über. Reichsorganisationsleiter Or. Ley betonte die Berechtigung und Notwendigkeit dieser Schau und fuhr fort: „Die deutsche Frau stellt sich in dem Ringen um das Schicksal unseres Volkes würdig an die Seite des deutschen Mannes. Es ist ihr keine Arbeit zu hart, zu schwer, als daß fte sie nicht lösen würde. Es wird unsere vordringlichste Sorge sein, in den Munitionsfabriken, in den Werken, wo die deutsche Frau schasst, immer wieder zu überwachen und zu überprüfen, ob die physische Kraft der deutschen Frau aushält, und deshalb werden wir alle Fürsorge dieser schassenden deut schen Frau angedeihen lassen, die sie benötigt. 60 000 Hel. f«rinnen und Frauen sind in den Fabriken tätig, viele taufend Frauengruppen sorgen sich darum, die soziale Fürsorge K« lösen. Wo in den Werken mehr als acht Stunden gearbei- tet wird, müssen wir warmes Essen Hineinbringen. Für die Kinder wird gesorgt werden in weitestem Maße durch Kinder- gärten, Kinderhorte, vor allem durch kulturelle Arbeit von straft durch Freude". Wir hoffen, daß wir den Gegner bald zusammenschlagen werden. Aber, wenn das Schicksal uns jahrelang prüfen will, so mag es das tun. Wir sind gewappnet. Wir werden mit Hilfe der deutschen Frau und des tapferen deutschen Soldaten jdcn Sier erringen." Anschließend sprach die Reichsfraucnsühreriu Krau Scholtz Klink !pnd betonte, daß es bezeichnend sei, daß die Frauenschaft an Lieser Ausstellung nicht federführend teilgenommen habe. Zsiese Ausstellung sei ein Geschenk des Mannes und zeige, daß gerade im nationalsozialistischen Deutschland dieser der Frau die ebenbürtige Stellung einräume. Es handle sich nicht um eine öde Gleichmacherei wie in Äner liberalen Zeit, sondern es sei ein Ausdruck der An erkennung der weiblichen Besonderheit. Die Frauen leben das Leben an der Seite des Mannes und in diesem tätigen Leben läge der tiefe Sinn und die tiefste Belohnung ihres Alfre» Rosenverg Im Auftrag des durch Krankheit verhinderte« Reichsleiters Alfred Rosenberg verlas Reichsamtsleiter Hagemeier eine Ansprache, ip der es u. a. heißt: „Die Ausstellung, die heute eröffnet wird, war gedacht als L-i« Ausstellung für den Reichsparieitag 1939. Durch den eng lischen Angriff auf die Lebensrechte der deutschen Nation ist Lieser Parteitag abgesagt worden. Trotzdem bleibt das Thema „Frau und Mütter — Lebcnsquell des Volkes" auch jetzt, ja gerade jetzt genau so lebensnahe wie früher. Es liegt im Wesen der Frau, der Natur und den, Leben gegenüber pflegend, hütend und bewahrend und von dieser Dette her einsatzbereit in schweren Tagen zu sein. Diese Ausstellung soll einen Dank der nationalsozialisti schen Beweaung an die deutsche Frau in Vergangenheit und Gegenwart darstellcn und ihre Leistung im Verlauf Ler deutschen Geschichte in faßbaren Bildern und in sie be gleitenden Worten und Urkunden aufzeigen. Sie soll den Stolz der deutschen Frau und der Heranwach senden Weiblichen Jugend erneut stärken und heben, sie soll Lie Achtung des Mannes vor den Werten der Frau verliefen. Wenn diese Ausstellung dann von Berlin in die anderen Gaue Deutschlands zieht, dann soll sie ein Gleichnis sein für Len gemeinsamen unerschütterlichen Glauben an di« Hohen Werte des deutschen Volkes, eine Bekundung des unbeugsamen Willens, diese Werte mit ganzem Einsatz zu verteidigen." Darauf erklärte der Stellvertreter des Führers, Rudolf >H e ß, die Ausllellnna ftir eröffnet. Der erste Spruch des Prisenhofes Zwei Schiffe wurden zugunsten des Reiches eingezogcn Im Hamburger Strafjustizgcbäudc wurde die erste öffentliche Sitzung des zu Ausbruch des Krieges er richteten Prisengeri chtshofcs eröffnet, die über die Aufbringung mehrerer ausländischer Schiffe verhandelte. Die Gerichtssitzung fand größtes Interesse im In- und Auslände und brachte in ihren Entscheidungen den klaren Beweis für die strenge Objektivität des deutschen Prisengerichts, das seine Urteile unter strengster Beachtung aller völkerrechtlichen Grund sätze fällt. Der Präsident des Priseugerichtshofes, Oberlandesgerichts. Präsident Senator Dr. Rotenberger, führte zunächst aus. daß das freie Meer nicht nur eine allen Mitgliedern der Völker gemeinschaft zugängliche Verkchrsstraße sei, sondern zugleich auch ein allgemein zugänglicher Kriegsschauplatz, so daß Prisen- rechtliche Maßnahmen auch gegen Neutrale in Frage kämen. Die deutsche Prisengerichtsbarkeit sei aber ihrem Mesen nach kein Stück der Kriegführung, sondern wahre Gerichtsbarkeit, weil die deutsche Prisenordnung nichts anderes darstelle als eine Festlegung des völkerrechtlich allgemein anerkannten See kriegsrechtes. Zum Schluß seiner Ausführungen sprach der Präsident die Hoffnung aus, daß die Rechtsprechung des Priscn- bofes in Hamburg später einmal ein kleiner Beitrag zur Schaf fung eines wirklichen, einheitlichen Völkerrechts werden möge. Der Fall des Dampfers „Minua" Anschließend an diese Eröffnungsrede wurde über den estnischen Dampfer „M inna" verhandelt, der am 27 Sep teniber mit einer Ladung von 8250 Ballen chemischer unge bleichter SulfitzeUulose eingebracht worden war. Diese Ladung ist wegen ihrer Verwendbarkeit zur Herstellung von Sprengstoff absolutes Banngut und war für den Feind bestimmt, wie aus der Angabe des Kapitäns der „Minna" hervorging. Durch Urteil des Prisenhofes wurde der Dampfer freigegeben, die Ladung jedoch zugunsten des Reiches eingezogen. Der SÄadens- ersatzansprnch der estnischen Reederei gegen das Deutsche Reich wurde als unbegründet zurückgcwiesen. In der Urteils begründung wurde festgestellt, daß die Ladung Banngut ge wesen sei und das Schiff zweifelsohne einen feindlichen Hafen habe anlaufen wollen. Dampfer „Mercia" eingezogcn Im zweiten Falle wurde gegen den schwedischen Dampfer „Mercia" verhandelt, der für englische Firmen bestimmte Sulfitzellulose an Bord hatte, die zur Bereitung von Schieß- baumwolle verwendbar ist. also als Banngut anzuseben ist. Der Prisenhof ließ nicht nur die Ladung zugunsten des Reiches cinziehen, sondern auch den Dampfer selbst, weil dieses neutrale Schiff ausschließlich Banngut an Bord hatte und sich auf der Reise nach England befand, so daß völkerrechtlich, ehenso wie nach der deuischen Prisenordnnng, die Einziehung be gründet war. Die ttreiynca lsmanuer vec »compame: der Poscholer. beladen mit Fcldpostsendnngen, und sein Kamerad mit dem Tannenbaum für die Weihnachtsfeier. (PK.-Koch-Atlantic-Wagenborg-M.) Der schwedische Dampfer „Brltt" Als dritter Fall wurde die AngelegenMt des schwedische« Dampfers „Britt" verhandelt, der am 29. September mit 12 600 Ballen nasser, mechanischer Holzmasse (Holzschliff a« Bord) aufgebracht worden war. Da auch diese Ladung zur Herstellung von Kriegsmaterial geeignet ist und ein feindlicher Hafen das Ziel des Dampfers war, wurde durch das Urteilt des Prisengerichts der Dampfer und seine Ladung schließlich zugunsten des Reiches eingezogen. Damit fand die erste öfjent- liche Sitzung des Prisenhofes seinen Abschluß. 300 Meter über England Deutscher Aufklärer begegnet englischem Jäger (PK.) In der Deutschen Bucht Nordwind in Stärke 8, das heißt bereits Sturm, und weiter nördlich fast Westwind in Stärke 9. Dichter Nebel im Norden bei den Orkney- nn-d S h e t l a n d i n s e l n und überall auf der See Regenböen. Dieses ganze Paket schlechten Wetters kann auch einem harte« Mann das Leben am Knüppel verdammt sauer machen. Doch selbst dieses Sauwetter stört unsere Fernaufklärer nicht, darf sie nicht stören. Jeden Tag starten sic mit beinahe automatischer Pünktlichkeit, um die Zielnnterlagen der Füh- rung bereits bei Morgendämmerung zu beschaffen. Die Fern- aufklärung bietet ja den Kampfstasfeln erst die Handhabe für ihren Einsatz. Wir starteten gestern früh gegen halb fünf Uhr. I« 4000 Meter Höhe flogen wir über den Wolken. Herrlicher Mondschein lag während der ersten Flugstunde über der Nordsee. Wie stets in den letzten Wochen konnten wir keine« Dampfer ansmachen. Oede und leer ist der „Bach". Nur in Küstennahe sichteten wir einiae bellerlenchtete Frachter. Je Wetter wir flogen, um so mulmiger wurde das Wetter. Dan« erreichten wir die englische Ostküste und stießen quer über England bis zum Firth of Clyde vor. Dort führten wir unseren Erkundungsauftrag durch und kehrten dann in der ersten Morgendämmerung um. In knapp 300 Meter Höhe flogen wir über das englische Festland zurück. Kurs Heimat. Ein merkwürdiges Gefühl, so niedrig über England zu fliegen. Alles war wie im tiefsten Frieden. Wir sahen die Mensche» aus den Straßen, überflogen einen Bahnhof, sahen Reisende in einen Zug einsteigen. Richt ein einziges Mal wurde unser« Kiste alarmiert, trotzdem die Engländer uns unbedingt gesehe« haben mußten. Aber der Flugmeldedienst scheint drüben ebe« nicht so zu klappen wie bei uns. Man denke sich nur einmal einen englischen Aufklarer in 300 Meter Höhe über deutsche« Reichsgebiet, ohne daß er gemeldet wird, ohne daß er Flak- bcschuß erhält! Eine geradezu lächerliche Vorstellung! Solang« wir über englischem Boden waren, erhielten wir nirgends Flakfeuer. Zum ersten Male angegriffen Wir sind schon ganz kurz vor der Ostküste, vielleicht ein« halbe Flugminute noch davon entfernt, und glaubten uns schon wieder zu Hause, da kommt plötzlich ein englischer Jäger — Typ Spitfirc — auf uns zuqeschossen. Der Engländer bog etwas vorher links ab und griff uns von hinten oben an. Auf unseren früheren Aufklärnngsflügen hatten wir schon einige Male schweres Flakfeuer erhalten, waren aber noch nie mals von einem Jäger angegriffen worden. Jetzt nur ruhig Blut, dachten wir, es wird überall nur mit Wasser gekocht, und MG. bleibt schließlich MG. Wir hatten ja auch unser« Spritzen. Der Engländer halte Schneid, er flog sehr sauber. Während seiner beiden Anflüge schoß ihm unser Bordfunker, der übrigens seinen ersten Feindflug machte, mit einer Bier ruhe zwei Trommeln mitten in die Kabine. Der Engländer setzte ab, wir drückten unsere Maschine mächtig und gingen über die linke Tragfläche im Sturzflug direkt in die Wolken. Der Engländer glaubte wohl, er hätte uns abgeschossen; denn wie wir später erfuhren, wurden drei Fischerboote ausgesandt, die uns auf See suchen sollten. Wir aber sind der Meinung, daß der Engländer gehörig was ans den Pelz bekommen hat, denn anders können wir uns seinen plötzlichen Sturzflug nach unten aus nur 100 Meter Höhe nicht gut erklären. Als wir die untere Wolkcngrenze erreichten, waren wir über der Nord see. Von dem Engländer war nichts mehr zu sehen. Dann stellten wir erst einmal unsere Schäden fest, so qut wir das konnten. Wir konnten mehrere Ausschüsse an den Tragflächen sehen. Der Fahrtmesser war zerschossen, was unseren Rückflug sehr behinderte. Aus der linken Fläche kleckerte Brennstoff Verflucht, dachten wir, hoffentlich reicht der Sprit bis »ach Hause. Glückliche plaitfußlandung Wir waren inzwischen in einen furchtbaren Dreck ge kommen und vereisten in 1000 Meter Höhe. Unter uns kochte förmlich die See. Daß die linke Brcnnstoffleitung zerschossen war, wußten wir; wir wußten aber auch, das lehrte ein Blick nach unten auf die See, daß im Falle einer Notlandung bei dem hohen Seegang mil unserem Gummiboot kein „Blumen topf mehr zu gewinnen war". Gut drei Stunden flogen wir blind durch Schneeschauer und sind im Regen fast ertrunken. Aber wir haben es geschafft. In der Deutschen Bucht vaneoeir.irLLurs^ciuvrr vvaon venl.L0 osxz» Errett, wdtEv (S3. Fortsetzung.) Wossil Petrowitschs Blick glitt von der so geliebten kleinen Gestalt zu den beiden Männern. „Nicht hier, bitte drüben!" Er schritt voraus, stolz, aufrecht. Plessow chnd Dacherode folgten beide in der drückenden Verant- wortung, die ihnen das Schicksal auferlegt. Es gibt nicht viel zu erklären, nichts auszusagen. jWossil Petrowitsch schwieg bis auf die Nennung seines Namens, den Plessow aus Lites Schrei herausgehört. Andern bewies die abgelegte Perücke die Schuld zur Genüge. Trotz des herbstlich fröstelnden Wetters erschien es Plessow heiß und beengend im Zimmer. Er öffnete das Fenster, starrte auf den Hof hinunter. Vor ganz kurzer Zeit hatte er selbst iu diesem Naum unter dem Verdacht der Spionage gestanden. Ein Wunder hatte Ühn gerettet. Plessow fand sich für einen Herzschlag lang versucht, dies Wunder auch für deu Blutsfreuno her- oufzubeschwören. Doch im gleichen Augenblick sprach er sich das Urteil. Wossil Petrowitsch Hütte die deutsche Front aufs äußerste gefährdet, wenn ihm sein Plan gelungen. Zudem bewiesen die in seiner Tasche aufge- sundenen Zeichnungen allzu deutlich seine Absichten. Tod durch Erschießen! Die Blätter drunten auf dem Hof tanzten ein scheuß liches Spiel vor dem Rittmeister. Tod durch Erschießen! Der Fall lag klar. Der Krieg kannte kein anderes Ge setz. Der erbitterte Kampf an der Grenze erlaubte keine erlösenden Nebengedanken. Wer konnte cs wissen — durch Wossil Petrowitsch hätten vielleicht Tausende von deutschen Soldaten ihr Leben lassen müssen, Stücke der Heimat wären wieder unter sengende und mordend" Feindesband gekommen. ( Am Tisch räusperte sich Hellmut vou Dacherode leicht. Da wandte Plessow sich um. Sein Gesicht zeigte eine Härte, die über seine sonstige Straffheit hinausging. Die Falten an den Nasenwurzeln gruben sich noch schär fer in das sonnenverbrannte magere Gesicht ein. „Herr Hauptmann Wossil Petrowitsch Protassow, ich glaube, daß Sie nichts zu Ihrer Entschuldigung vor bringen können Sie kennen das Gesetz des Krieges!" In Plessows Adern rebellierte das Blut, das vor > Wochen mit dem des anderen znsammengeflossen war. ! Ewige Blutsbrüderschaft! Plessows Mund zog sich ans einen schmalen Strich zusammen. „Ich werde nach meiner Pflicht handeln. Noch hellte nacht!" Die beiden Männer sahen sich plötzlich allein im Zim mer. Hellmuts Schritte verklangen auf dem Gaug. Er rief die Kameraden zum notwendigen Gericht zu sammen. Wossil Petrowitsch blieb auch jetzt stumm. Nur sein Blick suchte den Freund, den er trotzdem in mancher einsamen Nachtstunde gehaßt, weil er ihm das Liebste auf Erden genommen. Bis er sich selbst verurteilt, da niemand anderes als das Schicksal selbst durch die ge liebte Frau gesprochen hatte. Wenn kein Mensch auf Markehuen ahnte, welche Qual iu diesen Stunden des Rittmeisters Herz zerriß, Wossil Petrowitsch konnte es ermessen, weil er selbst zwischen Soldatcnpflicht und Freundschaft gestanden hatte. Er hätte dem anderen Abbitte leisten mögen, aber nicht nur ihm, soud'rn vor allem der jungen Frau, die jetzt einsam drüben im Nosensaal bei den verlöschenden Wachslichtern hockte und wußte, daß niemand mehr ihren Jugendfreund retten konnte, den sie selber preisgcben mußte. Denn die Heimat forderte es vou ihr, die Felder, Wälder uud Seeu, das Moor mit seinem schaurigen Geheimnis, das Helle weiße Schloß Markehuen, gegen dessen Fenster der Wind in dieser Nacht die welken Blätter wirbelte. Wossil Petrowitsch trat einen Schritt gegen den Schreibtisch vor, an dem Plessow nur vorgctäüscht Auf zeichnungen und Akten bewegte, um den Schein zu wahren. Es war nichts anderes von ihm übrig- aebliebeu als der deutsche Rittmeister von Plessow, dem ! es endlich gelungen war, den Mann ausfindig zu i machen, der die deutsche Front bedrohte. Unerbittlich hatte er alle anderen Gefühle in sich niedergezwungen- „Plessow!" Der Russe schob plötzlich den ganzen Papierwust auf dem Schreibtisch beiseite. „Ich weiß, daß ich mit dem Beginn des Tages erschossen werde- Du hast mich überführt. Es gibt in solchen Fällen kern Pardon. Ich weiß es aus eigener Erfahrung." Wossi! Petrowitsch hörte draußen den taktmäßigen Schritt Lep Wache, die ihm jede Flucht zur Unmöglichkeit machte- „Plessow" — er beschwor dem anderen die Not all jener Stunden, da ihm in schlaflosen Nächten das Bild Jelisawetas vor Augen gestanden — „ich habe eine ein zige Bitte." Der Mann suchte in des anderen harten verschlossenen Zügen das Brüderliche. „Versprich mir, daß du für Jelisawetas Sicherheit sorgst. Latz sie aus dem Kriegsgebiet schaffen. Es könnte ihr etwas zu^ stoßen " Plessows verzerrte Gesichtszüge entkrampften sich mn ein weniges. „Lite? Wie kommst du auf Lite?" Sein dunkler Blick bohrte sich in des anderen blaue Augen. Er kannte keine Gnade, brach alles heimlich Ver schwiegene in dem Russen auf, las in seinem Herzen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Wossil Petrowitschs Lippen hätten das Geheimnis nicht preiszugeben brau chen. Plessow wußte auch ohnedies: der Russe liebte Lite, hatte sie vielleicht schon geliebt, ehe sie seine eigene Frau geworden war. Aber das Schicksal hatte sie einem anderen als Ergänzung bestimmt. Plessow erhob sich, stand jetzt dicht vor Wossil Petro witsch. Eine heiße Blutwelle der Scham flutete über sein Gesicht, weil des anderen Innerstes so bloßgelegen. Der Russe schlug die Augen nieder. Er mochte Len Vorwurf des Deutschen fühlen, fand ihn im Grund be rechtigt. Vielleicht hatte nur die letzte, selig schöne Stunde des gemeinsamen Musizierens ihm das Herz so umgepflügt, daß seine Lippen davon überfließen mußten. Er straffte die Gestalt, hob die Augen zu dem anderen auf. „Es ist gut, Herr Rittmeister" — er be herrschte die Stimme, um diese Stunde dem Bluts bruder nicht unnötig zu erschweren — „trotz allem be stehe ich auf meiner Bitte!" (Fortsetzung folgt.)