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Wilsdruffer Taaedla« 2. Blatt Nr. 283. Montag, den Dezember !9)!>. Göring veaustragt Reichsleiter Bouhler Prüfung aller Beschwerden beim Reichsverteidigungsrat. Generalfeldmarschall Göring hat als Vorsitzender des Mnisterrats für die Reichsverteidigung Reichsleiter Bouhler den Auftrag erteilt, alle bei ihm eingehenden Hinweise und -Beschwerden einzelner Volksgenossen zu prüfen und nötigem -falls fördernd und unterstützend einzugreifen. Reichsleiter Bouhler wird dabei nach den gleichen Gesichts punkten verfahren, nach denen er als Chef der Kanzlei des Führers bereits die bei dem Führer eingehenden Zuschriften !aus der Bevölkerung bearbeitet. Jeder Volksgenosse hat fo- .mit die Gewähr, daß berechtigten Beschwerden und -Wünschen über Maßnahmen der Kriegswirtschaft und der -Reichsverteidigung sofort nachgegangen und ihm im Mahmen der vorhandenen Möglichkeiten mit Rat und Tat ge- !holfen wird. Der Bedeutung dieser Aufgaben entsprechend, wird Reichs- -leiter Bouhler Hinfort regelmäßig an den Sitzungen des -Ministerrats für die Reichsverteidigung teilnehmen. Kundgebung des Prager Deutschtums Bekenntnis zum Führer. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley stattete in der Haupt stadt des Protektorats Böhmen und Mähren dem Prager Deutschtum einen zweitägigen Besuch ab. Auf dem Altstädter Ring sand eine machtvolle Kundgebung statt, bei der im Schein unzähliger Fackeln das Deutschtum Prags ein Bekennt nis zum Führer ablegte. Je länger dieser Krieg dauere, so betonte Staatssekretär sf-Obergruppenführer Frank, um so zäher und verbissener werde das deutsche Volk unter dem ihm von Gott gesandten Führer Adolf Hitler kämpfen. Dr. Ley bezeichnete den jetzigen Krieg als einen Krieg der geschicht lichen Entwicklungen. England müsse uns zurückgeben, was es sich früher aus Kosten des deutschen Volkes zusammengestohlen habe. Wenn die Engländer immer wieder behaupteten, daß sie die Freiheit der kleinen Nationen wollten, dann hätten die Tschechen und Polen gesehen, was hinter diesen Worten stecke: der nackte Egoismus und die dunklen Pläne Englands. Unter der begeisterten Zustimmung aller rief Dr. Ley aus: „Wen der Herrgott strafen will, dem gibt er die Freundschaft Eng. lands." «- Reichsjugendführer weiht 300 HI.-Fahnen Reichsjugendführer Baldur von Schirach weihte auf einer Besichtigungsfahrt durch den Sudetengau und das Protektorat Böhmen und Mähren in Letschen 300 Gefolgschafts- und Fähnleinfahnen der HI. An die Kundgebung, zu der 3000 Hitlerjungen und BDM.-Mädchen aufmarschiert waren, schloß sich ein Vorbeimarsch an. * Der RelchsjugenWhrer i« Prag Der Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur doch Schirach, traf in Prag ein. Er besuchte den Reichsprotektor! Freiherrn von Neurath und stattete dem Altstädter! Rathaus einen Besuch ab, wo er sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Im Deutschen Haus fand ein Appell- der Prager Hitler-Jugend statt, auf dem der Metchsjugendführer eine Ansprache hielt. Ehrentag deutscher Dichtung Joseph Georg Oberkofler Träger des Volkspreises der deutschen Gemeinden für deutsche Dichtung In einer Feierstunde, an der mit den Reichsleitern Fiehler und Alfred Rosenberg viele führende Männer des öffentlichen und kulturellen Lebens teilnahmen, wurde in Berlin der Volkspreis der deutschen Gemeinden und Gemeindeverbände für deutsche Dichtung 1939 an Joseph Georg Oberkofler für seinen soeben erscheinenden Roman „Der Bannwald" verliehen. Als weiteres Preisbuch wurde dem Dolkspreis Friedrich Grieses 1935 erschienene Erzählung .„Die Wagenburg" beigegeben. BertragShilss des Richters Zur AnpaWrm von SchuldverhüNEen an die KriegswieMM Auf Vorschlag des Reichsministers der Justiz, Doktor Gürtner hat der Generalbevollmächtigte für die Reichs verwaltung, Reichsminister Dr. Frick, eine Verordnung über die Vertragshilse des Richters ans Anlaß des Krieges erlassen, die im ReichsgesesMatt veröffentlicht worden ist. Nach dieser Verordnung kann ein Gewerbetreibender, der infolge der Auswirkungen des Krieges seinen Betrieb hat stillegen, um stellen oder einschränken müssen und hierdurch in seiner wirt schaftlichen Leistungssähigkeit wesentlich beeinträchtigt wird, beim Amtsgericht die Gewährung von Vertragshilfe bean tragen. Daraufhin kann der Richter 1. die Fälligkeit von Zahlungsverpflichtungen, die aus der Zeit vor dem 1. September 1939 stammen, durch Bewilligung von Teilzahlungen oder Stundung entsprechend der Leistungsfähigkeit des Schuldners regeln; 2. einen gegenseitigen Vertrag (z. B. über die Herstellung einer Werkzeugmaschine oder über die Lieferung von Waren», den der Gewerbetreibende vor dem 1. September 1939 im Zusammenhang mit dem Gewerbebetrieb geschlossen hat und der noch von keiner Seite vollständig erfüllt ist, ganz oder teil weise — unter Umständen gegen billige Entschädigung des Vertragsgegners — aufheben, wenn die Erfüllung des' Ver trages die Weiterführung oder die Abwicklung des Gewerbe betriebes gefährden würde. 3. Der Richler kann, wenn die Miete oder die Pacht für die Geschäftsräume in einem erheblichen Mißverhältnis zu dem verminderten Ertrage des Gewerbebetriebes steht, dir Miete oder Pacht um einen angemessenen Betrag, jedoch nicht um mehr als die Hälfte, herabsetzen. Die Herabsetzung ist aber nur zulässig, wenn der Gewerbetreibende auch bei an gemessener Berücksichtigung seiner sonstigen Mittel nicht in der Lage ist, die bisherige Miete oder Pacht (selbst bei Bewilligung von Stundung oder Teilzahlung» weiterhin zu bezahlen. 4. Auf Antrag des Gewerbetreibenden kann der Richter auch das Miet- oder Pachtverhältnis über die Geschäftsräume unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist vorzeitig auflösen und Hierhsi dem Gewerbetreibenden die Verpflichtung auferlegen, dem Vermieter oder Verpächter eine vom Gericht nach billigem Ermessen festzusetzende Entschädigung zu bezahlen. 5. Ist jemand infolge der behördlich angeordneten Räu mung oder Freimachung von gefährdeten Teilen des deutschen Reichsgebietes gezwungen, seinen bisherigen regelmäßigen Aufenthaltsort Hu Verlässen, und kann er deshalb seine Zah ¬ lungsverpflichtungen nicht rechtzettkg erfüllen, so kann auf seinen Antrag der Richter die Fälligkeit seiner Verbindlich keiten durch Bewilligung von Teilzahlungen oder Stundung regeln. 6. Erleidet der Eigentümer eines Grundstücks dadurch einen erheblichen Einnahmeausfall, daß er seinen auf dem Grundstück befindlichen Gewerbebetrieb aar nicht oder nur noch in vermindertem Umfange weiterführen kann, oder da-» durch, daß die Miete herabgesetzt oder das Mietverhältnis vorzeitig aufgelöst wird, oder dadurch, daß ihm infolge der Freimachung von Gebietsteilen die Nutzungsmöglichkeit ge nommen wird, so kann der Richter aus Antrag des Grund- stückeigentümers die Zinsen von Hypotheken oder Grundschulden stunden oder um einen angemessenen Be trag, jedoch nicht unter einem Zinsfuß von 5 v. H. herab setzen. 7. Wird nach dem 25. August 1939 ein Hypotheken- oder Grundschuldkapital fällig und ist es dem Schuldner nicht mög lich, den erforderlichen Betrag aufzubringen, so kann auf seinen Antrag der Richler die Fälligkeit des Kapitals ent sprechend der durch den Krieg geschaffenen wirtschaftlichen Lage neu regeln. 8. Hat schließlich ein Schuldner infolge der Auswirkungen des Krieges ohne fein Verschulden eine Verpflichtung nicht rechtzeitig erfüllen können, so kann er sich an den Richter wenden mit dem Anträge, die etwa durch die Säumnis entstandenen nachteiligen Rechtsfolgen für nicht eingetrslen zu erklären (z. B. die Verpflichtung zur Zahlung von Verzugs zinsen, die Entstehung von Kündigungs- und Rücktrittsrechten, die Verpflichtung zur Zahl einer Vertragsstrafe usw.». Eine verständige Haltung der Gläubiger, nötigenfalls unterstützt durch die Vertragshilse des Richters, wird dazu führen, daß trotz der Auswirkungen des Krieges die über große Mehrzahl der in Mitleidenschaft gezogenen Betriebe und Personen zahlungsfähig erhalten bleibt. Dennoch ist da mit zu rechnen, daß einzelne Unternehmen stärker betroffen werden. Um solche Betriebe, falls sie Schonung verdienen, vor dem Konkurs zu bewahren, hat der Generalbevoll mächtigte für die Reichsverwaltung aus Vorschlag des Reichs justizministers eine weitere Verordnung erlassen, die das Kriegsausgleichsverfahren zum Gegenstand hat. Dieses Ver fahren ermöglicht in erster Linie eine Gesamtstundung, not falls aber anch einen Teilerlatz der nicht dinglich gesicherten Verbindlichkeiten. Deutsche Kriegsschiffe mustergültig USA - bauen zwei 10 OOO-Tonnen-Kreuzer nach dem Vorbild der Deutschland-Klasfe Wie die Agentur Associated Preß meldet, beschloß das USA.-Marineministerium, den Tonnengehalt der geplan ten Kreuzer „Columbia" und „Cleveland" von 8000 auf 10 000 zu erhöhen. Der amtierende Marineminister Edison erklärte schon vor mehreren Wochen, die Durchführung der amerikanischen Schiffspläne werde verzögert, bis man aus dem Seekrieg der europäischen Großmächte Lehren gezogen habe. Schon damals kam die Vermutung auf, die USA. würden solche Schiffe ent werfen, die der Deutschland-Klasse ebenbürtig seien. Schweinefleisch ais Blockadebrecher Statt einer Million Fettschweine zwei Millionen Fleischschweine Dank der Vorsorge der Politik des Führers ist unsere Futtermittelversorgung aus eigener Erzeugung und infolge der weiteren Zufuhren aus dem Osten und dem Süd osten so, daß wir die aus Rußland vertragsgemäß hereinkom menden Mengen an Futtergerste unserer Reserve zu führen können. Auch aus diesem Gebiete wird bei uns sparsam gewirtschaftet, weil man nicht weiß, wie die kommenden Erntev bei uns und unseren Freunden ausfallen werden. Auf jeden Fall wird Deutschland die englische Aushunge rungsblockade dieses Krieges auch dadurch brechen, daß es seinen Schweinebestand erhält, ohne die Brot- und Kar toffelversorgung von Volk und Wehrmacht zu gefähr den. Diesem Ziel dient unter anderem die Regulierung des Schweinepreises. Es steht sest, daß eine Million Schweine, bis zu 150 Kilogramm gemästet, rund eine Million Tonnen Futter verbratUhen, während eine Million bis zu 100 Kilogramm ge mästete Schweine nur die Hälfte an Futter benötigen. Deshalb wurden die Preise für Fettschwetne um 1 bis 3 Mark je 50 Kilogramm Lebendgewicht gesenkt, während die Preise für Fleischschweine ihren Saisonzuschlag von 2 Mk. je 50 Kilogramm Lebendgewicht beibehieften. Dadurch wird erreicht, daß mit dem gleichen Futter, das eine Million 150 Kilogramm schwere Schweine benötigen, um 150 000 Tonnen Lebendgewicht zu liefern, zwei Millionen Schweine bis zu einem Lebendgewicht von 100 Kilogramm gemästet werden können, die obendrein 200 000 Tonnen Lebendgewicht bringen. Auf diesen schnelleren Umschlag des Schweinebestandes kommt es jetzt an, zumal auch das Fleischschwein noch eine recht ansehnliche Menge Fett gibt. Ehrung der Gesoffenen der Legion „Condor- Jn Gijon (Spanien) fand eine Feier der Enthüllung eines Denkmals für drei bei der Befreiung Gijons gefallenen deutsche Piloten der Legion Condor statt. Das schlichte, an einer schönen Parkstratze gelegene Monument trägt die Ramen der drei toten Helden. Dem Aki wohnten bei: der Platzkommandant, der Bürgermeister, der Chesadmiral der Flottenbasis, der Gauleiter der Falange, die Konsuln Italiens uns Portugals sowie eine deutsche Abordnung unter Führung des deutschen Konsuls. Das Denkmal war von deutschen und spanischen Fahnen umrahmt. Der Platzkommandant wies in seiner Rede auf die deutsch-spanifche Wassenbrü-i d erschüft hin. Der Konsul dankte für die Ehrung der! Kämvfer durch das befreite Spanien. Lleber Wochenende Bei einer Feier im Rathaus zu Stege auf Möen^ wo die Männer des auf eine Mine gelaufenen deutschen Vor- postenbooies bestattet sind, überreichte der Polizeimeister im Auftrage des dänischen Königs dem Fischer Hansen und den Fährleuten Ejler und Jacobsen die königliche Beloh nungsmedaille in Silber mit der Krone. mrMvM-irsLnrgnonvrr ovncm Eisreir. (40. Fortsetzung.) Der Mann wollte etwas sagen. Aber auch ihm war -He Kehle wie zugeschnürt. Vor sich sah er die kleine schmale Gestalt der Frau schreiten, die Umrisse halb aufaesogen durch den Nebel. Er erinnerte sich jäh der seltsamen Visionen des alten Heinrich Barnow. Die MoorgeMer rufen! Eine kalte Furcht sprang ihn plötz lich an. Durch den Dunst glaubte er aus weiter Ferne gräßliche Schreie zu hören. Da — täuschte er sich nicht — Jelisaweta vor ihm wurde kleiner, ihre Füße sanken tief in den Boden ein. Er selbst glaubte ein Nachgeben der Erde zu spüren. Wie — wenn ? Sie konnten hart sein, die Frauen dieser alten Geschlechter, mochte Man es ihnen von außen hundertmal nicht ansehen. Vielleicht hatte Jelisaweta geahnt, daß sie für die Russen durch ihren Führerdienst mehr tat als eine einfache Hilfsleistung. Wossil Petrowitsch wollte mit seinen Leuten den russischen Linien das notwendige Wissen von den Deutschen übermitteln. Immer zähflüssiger wurde der noch vorhin feste Boden. Es war ein Wahnsinn. Wossil Petrowitsch schrie durch den Nebel. Vor seinen Augen würde Jeli saweta versinken, ohne daß er sie retten konnte. Sie suchte den Tod und hatte ihn mit all seinen Leuten hin eingezogen. Lite fühlte das aufsteiaende Wafser unter ihren Füßen, die ansaugende Kraft von unten. Wenige Minu ten noch, dann würde die Welt weder von ihr noch von Wossil Petrowitsch etwas wissen Ihre Gedanken ver wirrten sich, ihr Blut fieberte. Bilder sah sie plötzlich: Sie tanzte an ihrem siebzehnten Geburtstag im Rosen saal mit Wossil Petrowitsch, der ihr von seiner Freund schaft sprach, an deren Sinn sie erst jetzt zu rühren be gann. Sie ging mit ihm durch den Wald, an den Fel dern vorbei „Wossil Petrowitsch gehen Sie keinen Schritt weiter!" iDie Frau wandte kick ruckartia um. Der Mann sah, wie sie bis weit über die Knöchel im Moor steckte. Es wurde ihm völlig klar, welch ent setzliches Schauspiel der Dunst über dem Moor ver hüllte. „Jelisaweta!" Er streckte die Arme nach der Frau aus, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren, den sie ihnen allen bereitet hätte. Der Russe verstand in diesem Augenblick etwas von jenen alten Geschlech tern, die sich durch Jahrhunderte kraft ihrer unbeug samen Härte auf vorgeschobenen Posten behauptet hatten, zäh, kämpfend, immer unter Einsatz des eigenen Jchs. Jelisaweta war ihrer Ahnen würdig. Er hätte sw als russischer Offizier jetzt niederschießen müssen. Doch in dieser Stunde, jenseits gerückt von Wirklichkeit und Gegenwart, siegte der Freund über den Soldaten in ihm. ! „Zurück, Wossil Petrowitsch, Sie dürfen nicht sterben!" Er hörte der Frau Stimme kaum im wallenden Nebel, der Sicht und Ton raubte. Wie von ungefähr griff er in ihn hinein, fühlte die kleine Gestalt, riß sie befreiend aus dem gespenstischen Moor. Schritt für Schritt kämpfte er sich zurück. Er wußte, daß er den Deutschen in die Hände fallen konnte. Aber er mutzte Jelisaweta retten, der er außer dem Leben alles hatte nehmen müssen. In den eigenen Fußstapfen zurückschreitend, fand er die sichere Moorbrücke wieder. Bewußtlos lag die Frau in seinen Armen, atmete kaum noch. Diese eine bittere Stunde hatte ihre Kraft restlos auf gezehrt. Woh! '-cht zuletzt der surchtbare Kampf, ob sie auch den Freu, dem tückischen Moor ausliefern sollte. Und die Freundschaft hatte gesiegt, als es auf das Letzte ankam . . . Wossil Petrowitsch hörte sein Herz plötzlich wie rasend vor Freude klopfen. Er kam sich Pflicht- und ehrvergessen vor. Aber er konnte nicht anders empfinden. In die Hütte des alten Barnow wollte er Jelisaweta bringen, wo sie geschützt war. Er schlug sich wohl allein durch die Wälder zur russischen Linie durch. Heinrich Barnow, der mit vorgebeugtem Oberkörper am Beginn der Moorbrücke stand, glaubte, der Dunst gebe Gespenster wieder, als er den Russen zurückkehren sah. Weit hob er die Hände von sich, lauschte in die Totenstille hinein. „Das Moor hat sie jetzt. Hihihi. Sie werden keine Wälder mehr anzünden, sie werden dem heiligen Wald und dem heiligen Land nicht mehr seinen Frieden rauben!" Grausig fiel das zittrige Kichern des Alten in die vom Dunst wie zugeschnürte Einsamkeit, t Da — Merdegetrappel drang durch den Wald. Wos sil Petrowitsch ließ Lite zu Boden gleiten, schwang sich in einem Nu auf seinen Fuchs. Der Wald in der Rich« tung des Moores nahm ihn auf. „Hierher!" Lite hörte Plessows Stimme laut und Ve« fehlend die Richtung weisen. Aber das war doch unmöglich — er war doch — — Sie starrte wie benommen auf den Trupp deutscher Soldaten, der im nächsten Augenblick aus dem Wald hervorbrach. Gustav von Plessow hielt zu Pferde vorn an. < Es war ihm mit dem Mute der Verzweiflung ge lungen, die wenigen Russen zu überwältigen, die für das letzte traurige Schauspiel auf Markehnen zurück geblieben waren, als man ihn an die Wand hatte stellen wollen. Anscheinend in sein Schicksal ergeben, hatte er plötzlich einem Soldaten das Gewehr entrissen, sich zum Stall durchgeschlagen, von wo aus Wolf ihn der Freiheit entgegenführte. Die Nacht war voll Bewegung. Weiter unten im Süden der Provinz mutzte etwas geschehen sein, was den Krieg hier entscheidend beeinflußte. Schon kurz hinter Markehnen erreichte Plessow seine Kompanie, die zum Sturm auf Markehnen eingesetzt werden sollte. Eine Viertelstunde später war das Schlotz frei von Fein« den. Dann ging es dem Moor entgegen, durch das die Russen hatten entfliehen wollen. Hellmut von Dacherode glaubte in diesen Stunden dem Wahnsinn nahe zu sein. Er selbst hatte die Schwe ster in diese furchtbare Lage gebracht, aus der sie zu befreien ihm fast unmöglich erschien. Und jetzt nach Plessow war er der erste, der neben Lite auf dem weichen Waldboden niederkniete, versuchend, sie ins Be wußtsein zurückzubringen. Auch als Lite wieder ihre Umgebung erkannte, ver wirrte sich die Wirklichkeit grausam vor ihr. Es schien nichts für sie mehr zu geben außer dem Geliebten, der sie in seine Arme bettete. Flüsternd, fieberhaft erregt sprach sie von den Bildern, die ihr die letzte Stunde ausgeprägt. Die Russen das Moor Die Männer standen erschüttert. Durch manches ver lassene Dorf und Gehöft waren sie in dieser Nacht ge ritten. Männer wie Frauen hatten ihre Sicherheit vor dem andringenden Feind gesucht. Auf Markehnen aber stand eine Frau in unendlich tapferer Kameradschaft zu den Feldgrauen, die hier in der Grenze sich gegen den feindlichen Osten zu behaupten suchten. tForlstdunü folgt.»