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MsdmfferTageblM Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werttags 16 Uhr Bezugspreis monall. s RM frei Haus, bet Poftbesiellung l.-u RM zuzllgl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rps Alle PoNanftalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu teder Zeit Be- ..... . ft-llungen entgegen Im «alle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUk Wilsdruff U. UMgkgeNd sonstiger BeiriebSstorun. gen besteht lein Anspruch an, Lieferung der Zet. tung oder Kürzung deS Bezugspreises. Rücksendung etngesandter Schriftstücke ersolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. ZwangLvergleich erlischt teder Anspruch aus Nachlatz. 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Dann schien es wohl äußerlich still um das Verbrechen zu bleiben, aber jeder wußte, daß Tag und Nacht eine fieberhafte und methodische Arbeit unserer Sicherheitspolizei ein gesetzt hatte, die sich der weitgehendsten Mithilfe oller deutscher Volksgenossen gewiß war. Nun ist der Tag ge kommen, an dem die ungeheure Spannung in uns gelöst wurde. Der Täter ist gefaßt. Die Art, wie diese Tat aufgedeckt wurde, läßt uns in dankbarer Ergriffenheit erkennen, welche Fügung des Schicksals hier gewaltet hat. Das Verbrechen ist mit einer Sorgfalt in einer wochenlangen Kleinarbeit vorbereitet Worden, wie sie in der Kriminalgeschichte einzig dasteht. Es hätte unbedingten Erfolg gehabt, wenn nicht jenes wundersame Spiel des Zufalls gewesen wäre, das alle klugen Berechnungen über den Haufen warf. Dieses Spiel war so wundersam, daß wir erschüttert bekennen: Das ist kein Zufall mehr, das ist Gottes Fügung! Führen wir es uns doch noch einmal vor Augen: Als die öffentliche Bekanntgabe von der Umlegung des Termins der traditionellen Führerrede im Bürgerbräu keller berausgegeben wurde, wurde der Verbrecher veran laßt, nochmals an den Tatort zurückzukehren. Diese Aenderung im sonst üblichen Ablauf der Gedenkfeier im Bürgerbräukeller hat den Führer vor der entsetzlichen Katastrophe bewahrt. Dem Täter aber wurde sie zum Verhängnis, denn die Grenzen unseres Landes konnten noch rechtzeitig abgeschlossen werden, ehe er sich dem Zu griff der Gerechtigkeit zu entziehen vermochte. Was diese doppelte Fügung des Schick sals zu bedeuten hat, läßt sich erst richtig abwägen, wenn man den Hintergründen dieses grausamen Ver brechens nachgeht. Der Attentäter Georg Elser ist ja nur ein gefügiges Werkzeug in den Händen des Organisators Otto Strasser und der Anstifter, nämlich des englischen Secret Service, gewesen. Dieser englische Geheimdienst verfügt über die vollkommenste Methode unterirdischer Verbrecherarbeit. Typisch für sein Wirken ist es immer, daß er sich für politische Morde und Terrorakte nie eigener Agenten bedient, die weit im Hintergrund bleiben, sondern daß möglichst drei, vier und noch mehr Mittlerstellen eingeschaltet werden mit Leuten, die mög lichst frei von jedem Verdacht sein sollen, etwa englische Agenten zu sein. Bei dem Münchener Verbrechen ist dem Geheimdienst — man kann fast sagen zum ersten Male — diese Verschleierung vollkommen mißglückt. Ja, es ist uns sogar gelungen, die Leiter des Intelligence Service für Westeuropa in unser Garn zu locken und festzunehmen. Die weiteren Untersuchungen werden die raffinierte und hinterhältige Arbeit dieses Geheimdienstes der Kriegs hetzer noch mehr aufhellen. Es muß mit schonungsloser Offenheit einmal gesagt werden, daß England trotz aller Heuchelei noch niemals im Lause seiner Geschichte vor irgendeinem Kriegsmittel zurückgeschreckt hat. Verwerflich sind diesem Volk immer nur jene Kampfmittel gewesen, in denen es selbst schwächer und unterlegen war. Für den Engländer be deutet es keine Gemeinheit, das deutsche Volk und sogar die Neutralen einer Hungerblockade auszusetzen. Aber U-Boote und Flieger, die dieser englischen Gemeinheit wirksam entgegentreten, die möchten sie in ihrer heuchle rischen Moral gern der hinterhältigen Kriegführung be zichtigen. Was aber kann es überhaupt Verwerflicheres und Niederträchtigeres geben, als den feigen Meuchel mord als Kampfmittel zu benutzen. Weil Eng land militärisch nichts zu erreichen vermag, weil seine Blockade ein Schlag ins Wasser ist, soll jetzt die unter irdische Wühlarbeit des Secret Service mit Mord und Terror, mit Hetze und Verleumdung das zu erreichen versuchen, was den Briten in einem offenen und ehrlichen Kampf versagt bleibt. Diese Bedenkenlosigkeit der eng lischen Politik mutz aller Welt vor Augen geführt werden, damit endlich diesen heuchlerischen Kriegsverbrechern an der Themse die Maske vom Gesicht gerissen wird und Alle die kriminelle Ruchlosigkeit erkennen, mit der die Engländer nach absoluter Unterjochung der Welt streben. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß man uns auch mit diesen verwerflichsten Mitteln der Kriegführung nichts anhaben kann, weil es unser Glaube ist, daß die Vorsehung sich nicht das habgierige Krämervolk der Briten dazu ausersehen hat, Europa seine endgültige Gestalt zu geben, sondern daß die Vorsehung den Mann, den sie so sichtbar vor aller Welt behütet hat, dazu be stimmte, gegenüber englischer Niedertracht endlich einmal der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. Nicht nur zum Segen Deutschlands, sondern aller Völker Europas. Auch der Soldat liest gern einmal, Drum mehret seiner Bücher Zahl! Silo Straffer, das Mordwertzecz des britischen Geheimdienstes Der Völkische Beobachter" schreibt: rtci und gründete die sog. Kampf- ... Nationalsozialisten. Später führte ihn der Verräterweg mit dem Meute rer Stenn es zusammen. Der erhosste Einbruch in die Otto Strasser ist der sachliche Organisator des Münchener Verbrechens. Sein Lebensweg ergibt ein klares Bild des an Charakterlosigkeit selten konsequenten Emigranten. Am 19. September 1897 in Dsggendors-Vayern geboren, ist er der Bruder Gregor Strassers und Paul Straßers, der wegen homosexueller Verbrechen in das Ausland emigrierte. Der Beginn seiner politischen Tätigkeit sieht ihn im Jahr 1919 als überzeugten Sozialdemokraten, der nach kur zem Studium der Volkswirtschaft die Leitung eines sozialdemo kratischen Korrespondenzbüros übernimmt. Während des Kapp- Putsches ist er Führer einer spartakistischen Hundertschaft. 2m Rahmen seiner Entwicklung zum Nationalrevolu tionär stützt er im Jahre 1928 zur NSDAP. Daß die Gründe hierfür nicht weltanschauliche, idealistische und selbstlose waren, beweist sein späterer Lebensweg. Als Hauptschristleiter einiger im Kampfverlag erscheinender Zeitungen, an der Spitze „Der Nationalsozialist", bemüht sich sein Geltungsdrang und sein zü gelloser Ehrgeiz darum, politisch im Rahmen der NSDAP, eine besondere politische Rolle zu spielen. Als der „revolutionäre Sozialist" dem das Wort vom „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" stets ein Fremdwort geblieben war. und der sich nicht einsügen konnte, seine egoistischen Ziele nicht erfüllt sah, verlietz er, um dem drohenden Ausschlutz aus der Partei zu entgehen, mit der bekannten theatralischen Erklärung, „die Sozialisten ver lassen die NSDAP." die Partei und - - - gemeinschaft revolutionärer Nation« NSDAP, gelang nicht, so dah er lediglich ein Gerippe von per sönlichen Einzelgängern im Reich zurücklietz, als er im Jahr I9Z3 zunächst nach Wien emigrierte. Sein bisher ,m Reich erscheinendes Organ „Die Schwarze Front", erschien nun mit geringer Auflage als „Schwarzer Sender" im damaligen Oesterreich. Zur gleichen Zeit wurde im Reich der grötzte Teil seiner Organisatjon aus gelöst und die Prominenten seiner Mitarbeiter, soweit sie nicht emigriert waren, hinter Schloß und Riegel gesetzt. Als ihm auch in Wien der Boden zu Heitz wurde, flüchtete Otto Strasser nach Prag, wo er sich unter Abstreifung des Scheines des Idealisten eindeutig als Hock) unv Landesverräter zum Kaus anbot, ein für Geld gedungenes Subjekt fremder Nachrichtendienste und Organ der mit ihm täglich verkehren den jüdischen Emigration. Sein engster Mitarbeiter war der unter dem Namen Heinrich Grunow auftretende Emigrant Friedrich Beer. Seine Zeitung hietz bezeichnenderweise „Die deutsche Revolution", der Geld geber war die damalige tschechische Regierung Be nesch. Straßers Haupttätigkeit in Prag war neben der Verbrei tung von Hetzartikeln in Flug- und Zeitschriften der Versuch, eine einheitliche Ausrichtung aller Schattierungen der Emigra tion herzustellen. Ob er dabei die Zahl des Restes seiner Anhän ger im Reich mit Wißen oder ohne Kenntnis überschätzte, ist belanglos. Es steht jedenfalls nicht fest, ob zu dieser Zeit Otto Straßer selbst auch nur im geringsten noch an die Möglichkeit einer Revolution in Deutschland glaubte. Straßer lebte jeden falls seit Jahren schon ausschließlich von den Geldzuwendungcn ausländischer Nachrichtendienste, denen er versprach, in Deutschland eine Revolution zuwege zu bringen, zumindest aber den Führer zu beseitigen. So machte er im Juni 1934 eine Reise nach Paris, um die französische Re gierung zur Unterstützung eines Putsches im Saarge biet zu bewegen, durch den die Saarrückgliederung unmöglich gemacht werden sollte Nach seinen eigenen Angaben, die in dem gleichzeitig verössentlichten handschriftlichen Briet dokumenta- Der Attentäter Georg Elser wurde, als er auf illegalem Wege über die Grenze in oie Schweiz zu gelangen versuchte, ge! tW eltb ild-Waaenüo rL-M-> Die britischen Agenten Mr. Best und Kapitän Stevens, die Vertreter des britischen Intelligence Service, die Anstifter zu dem Münchener Attentat, wurden von der Staatspolizei verhaftet. < Weltbild-Wagenborg-M.) rum sestgehalten sind, hat damals die französische Regierung diesen Plan abgelehnt, ds sie den durchzuführcnden Umsturz im Reich ohne autzenpolitischr Belastung 1934 billiger zu errei chen hasste. Am übrigen kamen schon damals die gleichen Gedanken zum Ausdruck, die! später den Verhandlungen mit den Leitern des englischenSecret Service in den Jahren 1S38 und 1939 zugrunde lagen. Am Rahmen seiner verräterischen Arbeit setzte Otto Stras ser einen in Zahori bei Prag mit Unterstützung des tschechischen Nachrichtendienstes gebauten sog. „F r e i h e i t s s e n d e r" ein, der neben der propagandistischen Arbeit schon damals dir den Attentatsabsichtcn Strassers und seiner Helfershelfer entspre chenden Parolen gab. So schlossen z. B. fast alle Aufrufe dieses in den Fahren 1934 und 1935 arbeitenden Senders wörtlich mit der immer wiederkchrenden Aufforderung, daß „Adolf Hitler sterben müße". Die deutsche Regierung hat damals offifziell von der lscye- chischen Regierung die Beseitigung dieses zum Mord an deut schen RegicrungSmitgliedern ausforderndcn Senders gefordert. Nachdem die tschechische Regierung behauptete, von der Exi stenz dieses Senders keine Kenntnis zu haben, wurde ihr der Standort genauestens angegeben. Da Herr Benesch naturge mäß auch dann nicht bereit war, den vom tschechischen Gelde aufgezogenen Sendedienst einzustcllcn, mutzte von deutscher Seite selbst eingegrisfcn werden, nm diele fortgesetzte Mord propaganda zu unterbinden. Zwei SS.-Führer des Sicherheitsdienstes haben befehlsgemäß am 26. Ja nuar 1935 diesen Sender zerstört. Am Vollzug der ihm von seinen damaligen Prager gebern erteilten Austräge versuchte nun Otto Strasser, die nach Deutschland auf dem Funkweg gesendeten Parolen auch prak tisch zu verwirklichen. 1936 fanden Vorbereitungen für den ersten Sprengstoffanschlag statt. Er sollte unsprünglich im Olympiastadion in Berlin wäh rend der Olympiade, später anläßlich des Parteitages 1936 iw Nürnberg und schließlich anläßlich des Besuches des Duce 1937 zur Ausführung kommen. Otto Strasser bediente sich dabei durch Vermittlung seines engsten Mitarbeiters Fritz Beer tDecknahmc Heinrich Grunow) eines ehemaligen Studenten der Baukunst, namens Hellmut Hirsch. Dieser Prager Aude erklärte sich bereit, den Spreng stoffanschlag auszuführen. In zahlreichen eingehenden Bespre chungen war der Plan des Anschlages genauestens festgelegt worden. Als Hirsch mit zwei Höllenmaschinen, die durch ein Uhrwerk zur Explosion gebracht werden sollten und zehn Kilo gramm Sprengstoff enthielten, die deutsche Grenze überschritt, und sich nach Stuttgart begab, konnte er von Beametn der Ge stapo noch rechtzeitig festgenommen werden. Hirsch wurde der Staatsanwaltschaft überstellt und am 8. März 1937 zum Tode verurteilt. Das Urteil ist vollstreckt und damats in der deutschen Presse veröffentlicht worden. Nach dicicm m-mau-euca Anschlag versuchte nun Otto Straßer — noch immer im Dienst der damaligen tschechische« Regierung — einen neuerlichen Sprengstofsanschlag, der auf einer Großveranstaltung der NSDAP, zur Ausführung gelangen sollte. Er bediente sich diesmal seiner engsten Mil- arbeiter, des ehciMligen Hoteldieners Karl Döpling und des Kaufmanns Hellmut Kremln. Auch dieser neuerliche Anschlag mißglücktet. Die Höllenmaschinen, die nach Deutsch land gebracht und auf den Bahnhöfen Dresden und Leip zig ausbewahrt worden waren, konnten sichergcstellt werden. Töpking und Kremln wurden nm 25. Mai 1938 sesiqenvmmen und durch Urteil des Volksgerichtshofes vom 22. September 1939 zum Tode verurteilt. Schon im Herbst I938 versuchte Straffer von Prag ans ein neues Attentat zu organisieren. Nach der» Sturz vo» Benesch verließ Straffer Prag und trat nun mehr in engste Beziehung zum britischen Geheimdienst Ans Weisung dieser seiner ne» en Londoner Auftrags- und Geldgeber gelann eS ihm nunmehr, den drillen verbrecherischen Versuch aus das Leben des Führers aussüürcu zu laßen. Dies-