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MkdmsferAgMtt Wilsdruff-Dresden Nr. 261 — 98. Jahrgang Mittwoch, den 8. November 1939 Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt' Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Dai „WNSdrusfer Tageblatt' erscheint werktags 16 Uhr Bezugspreis monatl 2 RM srei HauS, bet Posw-sicllung l,s» RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer III Rpf Alle Pallanktaltsn. Postbmen. unsere Austräger u GcschästSilclle nehmen zu leder Zett Be- . .. .. ... . stellungen entgegen Im Kalle höherer Gewalt oder ilöochkNblatt fÜk üLtlsdrUff U. ttlNgkgeNd sonsttger BcirtebSstörun- Sen besteht kein Anspruch —— aus Lieferung der Fet ¬ tung oder Kürzung dcS Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur. wenn Rückporto beiltegt Anzeigenpreise lau, aufliegender Preisliste Rr — F t f f e r - G - b ü h r : 2V Rps — Porgeschrie- bene ErschetnungStage und Platzwünsch« werden nach Möglichkeit berücksichtigt — An, eigen-Annahme durch Fernruf llbermtt- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 tclwn ^Anzeig?" a'bc^ men wir keine Gewähr ' — Bei Konkurs UN» Awangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Die imperiaWWen Kriegsziele der Weltmächte / "" Mit einem Staatsakt im Gratzen Moskauer Opernhaus wurden die alljährlichen Feiern zum Jahrestag der russischen Oktoberrevolution eingeleitet. An der feierlichen Versammlung nahmen auf den Plätzen des Ehrenpräsidiums die führenden sowjctrussischcn Staatsmänner, an ihrer Spitze Stalin, Molo tow, Woroschilow u. a. teil. Nach einer kurzen Ansprache des Präsidenten des Mos kauer Stadtsowjets, Pronin, hielt der Vorsitzende des RateS der Volkskommissare, Molotow, die Festrede, die vornehm lich allgcmeinpolitischcn und innersowjetischen Fragen gewid- mct war. Rach einem Hinweis auf die Wirtschaftskrisen, die auch die grössten kapitalistischen Staaten England, Frankreich und USA. erfaßt haben, stellte Molotow fest, daß die reichsten und von errafften Reichtümern fett gewordenen Länder in ihren inneren Kräften keinen Ausweg aus der Lage mehr fänden und daß diese Tatsache als Grundursache dafür anzusehen sei, daß diese Mächte nunmehr neue Abenteuer suchten. Darin liege auch die wahre Wurzel der gegenwärtigen Krise. Wäh rend gewisse Pläne, Sowjetrußland in den Krieg einzu beziehen, mißlungen seien, versuchten England und Frankreich, nicht nur ihre Bevölkerung, sondern auch die Bevölkerung ihrer Dominions und Kolonien immer stärker in den Krieg hinein zuziehen. Sie kämpften angespannt, um die Anzahl ihrer Ver bündeten zu Vergrößern und um neutrale Länder auf ihre Seite zu ziehen. Krieg für Arosiie In diesem Zusammenhang wies Molotow insbesondere auf die ernsten Fragen hin, die der gegenseitige Beistandspakt ^Englands und Frankreichs mit der Türkei aufgerollt habe. Die Zahl der neutralen Länder in Europa würde immer mehr abnehmen, wenn es den herrschenden Kreisen Englands und Amnkreichs gelingen sollte, den Krieg zu verlängern und zu schüren, um ihn zur Stärkung ihrer Weltherrschaft und zur Behauptung ihrer zahlreichen Kolonien ausznntthen. Für an dere Staaten, so meinte Molotow, sei die Neutralität nur eine Maske, hinter der sie ihre wahren, ans die Ausdehnung des Krieges gerichteten Absichten verbergen, von dem sie hohe Pro fite auf Kosten der kriegführenden Völker erhofften. Die imperialistischen Westmächte hätten ihre Berechnungen hauptsächlich auf einen neuen Raub und auf eine neue Auf teilung der Welt zu ihren Gunsten sowie auf die Zertrümme rung und Ausschaltung ihrer Konkurrenten und jeglicher An sprüche auf ihre Kolonien und ihre Kolonialreichtümer gestützt. Molotow streifte dann kurz den Bankrott des polnischen Staates, der ungeachtet der Garantien der Westmächte auseinanderge fallen sei und schon bei der ersten Prüfung seine Schwäche, Un beständigkeit und Haltlosigkeit bewiesen habe. Die garantie renden Großmächte hätten so nicht nur ihre eigene Schwäche unter Beweis gestellt, sondern auch gezeigt, daß es mit ihrer Politik in mancher Hinsicht offensichtlich nicht zum Besten be stellt sei. Die Sowjetunion habe inzwischen die stammesverwandte Bevölkerung der West Ukraine und des westlichen Weiß rußlands mit ihrem Staate vereinigt und ihre Bevölkerung damit von 170 auf 183 Millionen vermehrt. Molotow kam dann noch einmal auf die Gründe zurück, deretwegen die Westmächte zum Kriege geschritten seien. Warum wollten die Demokratien den Krieg? Je größere Ausmaße ihre Reichtümer annähmen, so sagte er, um so erbitterter strebten sie nach Weltherrschaft und um so unversöhnlicher würden sic den Konkurrenten gegenüber, Mit denen sie um jeden Preis aus Kosten ihres Volkes und anderer Völler, keinesfalls aber durch ihre Weltherrschaft be rührende Zugeständnisse Schluß zu machen bereit seien. Die Leiter dieser Staaten und ihre Nachbeter aus den Gruppen Blums und Attlees suchten die Verbesserung ihrer Lage in einem neuen imperialistischen Krieg. Für das Verbrechen des gegenwärtigen Krieges trügen sie die Verant wortung, jene Verantwortung insbesondere, daß der jetzige Krieg in die Länge gezogen und unter der verbrecherischen Behauptung geschürt würde, daß dieser Krieg um der Ver. teidigung der Demokratie willen geführt werde. Alledem ent gegen stehe die Sowjetunion mit ihrem Friedenswillen und ihrem heißen Streben, eine schnelle Beendigung des Krieges herbeizu führen. Bußland für seine Feinde immer furchtgebietender Auf wirtschaftlichem Gebiete sühne Molotow einige ein drucksvolle Ziffern über die Entwicklung der sowietischen Pro duktion und der Landwirtschaft im Lause der letzten Jahre an. Er schloß mit der Feststellung, daß die Sowjetunion für die Feinde noch furchtgebietender, ihren aufrichtigen Freunden aber noch teurer geworden sei. Man könne nicht wissen, wel chen außenpolitischen Prüfungen Sowjetrußland noch begegnen werde. Eines aber sei gewiß, daß die Verteidigungs kräfte der Sowjetunion nicht geschwächt, sondern noch mehr Und noch beharrlicher verstärkt werden würden. Der mäch tige Quell der inneren Kräfte der Sowjetunion sei unver siegbar, und die Feinde Sowjetrußlands müßten mit jedem Jahr immer ernsthafter mit dieser unbestreitbaren historischen Tatsache rechnen Molotows Abrechnung . Der russische Außenkommissar Molotow hat . wder einmal die Gelegenheit benutzt, um die west- dnrokratischen Kriegstreiber an den Pranger zu stellen. Ihrer heuchlerischen Propaganda, mft der sie diesen Krieg als notwendig nachzuweisen versuchen, stellt er die wahren Kriegsziele der Westmächte gegenüber: Profit und Aufteilung der Welt, um auf diese Weise sich neue Kolonien und Reichtümer zu verschassen. Molotow hat der Kriegshetzerclique in London und Paris auf den Kops zugesagt, daß sie nur zu den Waffen gegriffen haben, um einen unliebsamen Konkurrenten aus dem Felde zu schlagen und die reichlich brüchige Herrschaft über die von ihnen unterjochten Völler wieder zu be festigen. „Für das Verbrechen des gegenwärtigen Krieges tragen sie die Verantwortung", so hat er denen zugerufen, die heute unter der heuchlerischen Maske des Beschützers der kleinen Staaten und des Hüters der Demokratie ihren imperialistischen Krieg führen. Und er hat auch die ein bezogen, die sich, wie die Türkei, haben einsangen lassen oder die hinter der Maske der Neutralität ihre aus Aus dehnung des Krieges gerichteten Absichten verbergen. Die ser Hinweis Molotows dürfte auf USA. bezogen werden. Man wird in den Hauptstädten der Westmächte den Ton Molotows begreifen und sich damit abfinden müssen, daß die Sowjetunion, die man auch in die Maschen der vom Kriegsklüngel ausgeworfenen Netze zu fangen hoffte, das wahre Gesicht der Kriegstreiber erkannt Hai. Von Rußland zu den sogenannten Demokratien führt keine Brücke. Nutzland an der Seite Deutschlands kämpft, auch Wenn es sich nicht an dem Kriege beteiligt, für die Niederreitzung von Versailles. Es führt diesen Kampf in der Erkenntnis, daß nur die Beseitigung jenes schreiendsten Unrechts, das die Welt je erlebt Hai, die Garantie für eine Befriedung Europas und der Welt bieten kann. Geführt von diesen hohen Zielen betreibt die Sowjetunion eine klare Friedenspolitik. Nach innen und außen stark, ist sie gerüstet für die großen Aufgaben, die sie sich gestellt hat. Molotows Reden haben den Vorzug, daß sie die Fronten klar herausstellen: Dort die Front derer, die für die Verewigung von Versailles kämpfen, und hier die Front der jungen Mächte, die auf den Trümmern dieses Schanddiktats ein neues Europa aufbauen werden. Und in dieser Front stehen Rußland und Deutschland nebeneinander. „Die Sowjetunion bereitet HA aus alle UeberrMungeil vor" Zum 22. Jahrestag ver Oktoberrevolution iand in Anwe senheit von Stalin, Molotow. Kaganowitsch. Mikojan usw die übliche arotze Militärparade aus dem Noten Platz in Moskau statt. Dte Parade, die der Krieas- kommissar Woroschilow abnabm. wurde anaeiühri von dem Qberbeieblshaber des Moskauer Militärbezirks, Mar schall Budjonnv. Zu Bcqinn der Parade hielt Kriegskommissar Woroschilow eine kurze Ansprache, worin er die Erfolge des Sowjeistaaies im Lause des letzten Jabres schilderte. Indem er mit wenigen kurzen Sätzen dabei auch die internationale Lage streifte, be merkte Woroschilow, daß die Außenpolitik der Sowjetregie- rung das Land bisher vorm Krieg bewahrt habe. Insbeson dere hätten die mit Deutschland geschlossenen Verträge „einige In einer Rundsunkansprache stellte Lord Halifax wie der einmal das abgefeimte Spiel eines vor der Bühne der Weltössenilichkeit von Menschenliebe übersließenden und vor den Prinzipien der Demokralie sich mehr als einmal verbeu genden, aber in Wirklichkeit aus Raubzug ausgehenden politi schen Jnlriaantcnlum zur Schau. Mit einem in seiner abgefeimten Heuchelei nur allzu durchsichtige« Enllastungsmanöver bcgründcle er den Krieg gegen das Reich mit den allmählich einschläfernd wir- kenden Propagnudnphrnfen von drr „brutalen Gewalt", dem Wortbrnch. der Bedrückung, der Verfolgung, die er Deutsch land zur Last legte, und der Verteidigung der Freiheit, der Sicherheit und des Rechtes, für die England zu den Waffen gegriffen habe. Er sprach im Tonfall des europäischen Polizisten, als er England als „Schiedsrichter unter den Na tionen" bezeichnete, das gegen die Verletzung geheiligter Verträge und gegen die Mißachtung des gegebenen Wortes kämpfe. Der edle Lord, dem aus seiner Amtstätigkeit als Vizekönig in Indien die grausame bri.tische Brutalität Herriwaften des Vergnügens beraubt, dte Kastanien vurcy an dere aas dem Feuer holen zu lassen". r Die Sowjetregicrung vcrsolge die außenpolitischen Er eignisse aufmerksam und werde im übrigen schon recht zeitig und wie es sich gehört, darauf reagieren. Im besonderen ging Woroschilow aus die Leistungen der Roten Armee bei der Besetzung der westukrainischen und west- weißrussischen Gebiete ein. Die auswärtige Politik der Sow jetunion werde, so schloß der Kriegskommissar, um so erfolg reicher sein, je mächtiger der Sowjetstaat und die sowjetrussische Armee und Flotte sich entfalten. Die Sowjetunion nehme nicht am gegenwärtigen Krieg teil, sie verfolge aber mit der größten Wachsamkeit die Ereignisse und bereite sich aus alle Ueberraschungcn vor^ MWlW an hie SWjeimee »Der Freundfchaftsvertrag mit Deutschland ein Wendepunkt" Die Moskauer Presse veröffentlicht den Heeres befehl des Kriegskommissars Woroschilow zum 22. Jahrestag der Oktoberrevolution. Darin wird eine Uebersicht über die Erfolge des Sowjetstaates während des letzten Jahres gegeben unter besonderem Hinweis auf den Einsatz der Armee bei der Besetzung der Westukraine und des westlichen Weißrußlands. Auch die Außenpolitik der Sowjetregierung wird in dem Heeresbefehl berührt. Die Beistandspakte mft den drei baltischen Staaten bezeichnet der Kriegskommissar als dauerhafte Basis des Friedens im östlichen Teil der Ostsee und in Osteuropa. Der Frcundschaftsvertrag mit Deutschland wird ferner als unübertreffliches Instrument gerühmt, das den Inter- essen der beiden größten Staaten Europas diene. Dieser Frcundschaftsvertrag ist, wie der Heeresbefehl betont, aus der dauerhaften Grundlage der gemeinsamen Interessen der Sowjetunion und Deutschlands aufgebaut, und darin bestehe seine gewaltige Kraft. „Dieser Vertrag ist ein Wendepunkt nicht nur in den Beziehungen zwischen den beiden Grotzstaaten, sondern er müßte sich auch auss atterwesentlichste auf die ganze internationale Lage aus- wirlcn." KriegspoMil der WeftvMle aufs MMe verurteilt Eine neue starke Verurteilung findet diq Kriegspolitik der West machte auch in denn Heeresbefehl Woroschilows. „Der europäische Krieg, des sen Anstifter und hartnäckige Fortsetzer England und^ Frankreich sind, hat sich", so heißt es in dem Heeresbefehl weiter, „noch nicht zu einer verheerenden Feuersbrunst entfacht; jedoch tun die englischen und französischen Aggres soren, die den Frieden nicht wollen, alles dazu, um den Kriegsbrand zu verstärken und ihn auch auf andere Län der auszudehnen." Die Sowjetregierung dagegen wirke auf alle Weise mit an der Wiederherstellung des Friedens, den die Völker aller Länder wünschen. Woroschilow schließt den Heeresbefehl mit der an alle Armeeangehörigen gerichteten Aufforderung, sich mit dem bereits Erreichten nicht zufriedenzugeben, sondern neuen Errungenschaften und neuen Siegen zu zustreben. Tagesbefehl an die ruffifche Kriegsmarine Der russische Volkskommissar für die Militärmarine, Kouznetzov, verössenllichi einen Tagesbefehl, in dem es Heitzig das 22. Jahr nach der Oktoberrevolution sei ein,Jahr nno oie -rumipuren man unverannt sein dursten, mit denen die Geschichte des Empires befleckt ist, faselte von elementaren Menschenrechten und der Toleranz in den Beziehungen von Mensch zu Mensch. Es machte dem britischen Außenminister keine moralischen Schwierigkeiten, mit einer skrupellosen Heu chelei „von der grausamen Verfolgung von Ideen und Per sonen durch die ruchlosen Führer in Deutschland" zu sprechen und im gleichen Atemzug mit der Miene des Biedermanns sestzustellcn, baß „oie Engländer am wenigsten geneigt seien, sich in die Angelegenheiten anderer Völker einzumischen". Wir können es nur als Zeichen eines herunterge kommenen Hochmutes werten, wenn Halifax die Vor sehung als Zeugin vasür anruft, daß England die Mach! habe, „auch die Torheit zu beweisen, mit der die deutsche Regierung ihrer eigenen Vernichtung emgegengeht". Mit billigem Großmut sprach Halifax von „Revisionen in einer fortschreitenden, sich ändernden Welt" und zeichnete in nebelhaften Umrissen eine „neue Welt" englischen Musters ab, die auf alle Völker eine besondere „Anzichungsr , kraft" nnoüben dürfte, die unter Versailles und seinen Folgen j zwanzig Jahre lang zu leiden hatten. England möchte Weltschiedsrichter sein! AnmMeude und heuchlerische Nundsunkansprache von Lord Aalisar Neuauflage alter, abgedroschener Messen