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MMmfferNMatt Nationale Tageszeitung für Londwirtschost und Dar „WUsdrufser Tageblatt" erscheint werktags nachm. <Uhr. Bezugspr. monatl 2RM. sret Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lll Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeil Be- . ftellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt sur Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstöru». gen besteht lein Anspruch aus Lieserung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgl nur, wenn Rückporto bciliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Nr. 6. — Zisser-Gcbühr: 20 Rpig. — Vorgeschrie- bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bis vormittags lll Uhr 1 Für die Richtigkeit der durch Fernrus iibcrmii. 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Die Panzerfeste Douaumont und das Fort Vaux, die Brülesschlucht und der Hermitagewald, der „Tote Mann" und die Höhe 304 umschließen das Erlebnis einer Ge neration. Auch an anderen Frontabschnitten sind deutsche Soldaten durch die Hölle gegangen — in Flandern und am Chemin des Dames, am Kemmelberg und bei La Bassöe — und ihr Weg mag kaum grauenvoller und opferreicher gewesen sein, aber die Blutopfer der Woevre- Ebene sind der Mythos des Weltkrieges geworden. Im Ringen um Verdun zeigte der moderne Krieg sein surcht- barstes Antlitz: die Materialschlacht als Selbstzweck. An der Marne war in den ersten Septembertagen 1914 der deutsche Kriegsplan — die schnelle Niederwer fung Frankreichs — gescheitert. Die Kräfte an der West front hielten sich das Gleichgewicht. Auch das Jahr 1915 hatte keine Entscheidung gebracht. Sollte doch im Osten die Entscheidung gesucht und erzwungen werden? Hin denburg und Ludendorff setzen sich für diesen Ge danken ein, um nach der endgültigen Niederkämpfung Rußlands zum kriegsentscheidenden Stoß gegen Frank reich anzusetzen. Falkenhahn, seit dem Marne drama der Chef der Obersten Heeresleitung, hält an dem Gedanken fest, daß im Westen die Entscheidung fallen müsse und würde. Er, der nüchtern-kühle Rechner, weiß, daß die Zeit vorüber ist, in offener Feldschlacht die Ent scheidung herbeizuführen. Der Gegner mutz an seiner empfindlichsten Stelle zermürbt werden, und das ist VerdunI Hier muß die Säugpumpe angesetzt werden, um Frankreichs Widerstandskraft auszuschöpfen. Eine glatt aufgehende Rechnung? Jedenfalls: Falkenhahn dringt mit seiner Lehre von der „Ermattungsstrategie" durch. Galt bisher die Durchbruchsschlacht als das Ziel und die Materialschlacht als Mittel zum Zweck, so wird jetzt zum erstenmal dem Material die entscheidende Be deutung beigemessen. Ruhig vergeht der Januar 1916 an der Westfront — soweit man von Ruhe sprechen kann, wenn der Heeres bericht immer wieder meldet: „Im Westen nichts Neues!" An der Monatswende geht an der Somme das deutsche Trommelfeuer über den französischen Linien nieder; dann steigen die Sturmkolonnen aus den Gräben. Aber es ist nur ein Ablenkungsmanöver. Der Blick ist auf die Maas niederung im Bergland von Verdun ausgerichtet... Am 12. Februar soll das Feuer der deutschen Artillerie die französischen Stellungen sturmreif machen. Schon sind die Angriffsbefehle ausgegeben, als Hagelschauer und Schnee treiben einsetzen. Die Batteriestellungen versinken im Dreck, die Anmarschwege verschlammen. Alle 24 Stunden müssen die befohlenen Zeiten verschoben werden. Das Moment der Überraschung droht verlorenzugehen... Endlich, am 20. Februar, setzt leichter Frost ein. Am 21. Februar, kurz nach 8 Uhr vormittags, wird der Befehl zur Feuereröffnung gegeben. Aus 1500 Rohren aller Kaliber schlägt der Eisenhagel auf einer Frontbreite von kaum 15 Kilometer zwischen Maas und Woevre-Ebene gegen die französischen Stellungen. Den ganzen Tag, die ganze Nacht und wieder einen Tag liegt das Trommelfeuer auf den Linien des Gegners. Am Nachmittag des 22. Februar erhebt es sich zum Orkan, dann springt die Feuerglocke auf die gegnerischen An marschwege über. Hinter dem Sperrfeuer bricht der Jn- fanterieangriff gegen die zertrommelten Stellungen vor. Durch die rauchenden Waldstücke von Haumont dringen die Sturmkompanien in die feindlichen Gräben. Die Nacht sinkt über das zerwühlte Trichtergelände herein, aber der Kampf hört nicht auf. Ehe ein neuer Wintertag sein fahles Licht über die rauchenden Dorftrümmer und zerpflügten Schluchten schickt, erwacht die Schlacht von neuern. Erbittert wird um jedes Grabenstück, um jedes Maschinengewehrnest, um jede zerhämmerte Batterie stellung gerungen. Furchtbar sind die Verluste. Eroberte Höhen gehen wieder verloren und werden im Gegenstoß erneut zurückgewonnen. Noch geht es vorwärts. Groß ist die Zahl der eroberten Batterien, der gemachten Ge fangenen, aber immer neue Stellungen tauchen vor den Stürmenden auf. Abermals sinkt die Nacht herein... Die Hauptstellung des Feindes ist genommen. Ge lingt es, das ganze Verteidigungsgebäude zum Einsturz zu bringen?... Am späten Abend des 24. Februar meldet der französische Befehlshaber im Verdun-Abschnitt an Joffre, daß er das östliche Maasufer und sämtliche Forts räumen wolle. Der Marschall unterstellt den Verdun- Verteidiger der 2. Armee unter dem Kommando des besten Offiziers der französischen Armee, Pätain. „Jeder Führer, der in diesem Stadium einen Befehl zum Rückzug gibt, wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden." Aus Kraftwagen rollt das XX. Armeekorps heran. Ein englisches Gutachten zur Abessinienfrage. In großer Aufmachung veröffentlicht das halbamt liche „Giornale d'Jtalia" Auszüge aus dem schriftlichen Bericht, den der von der englischen Regierung im Früh jahr 1935 eingesetzte interministerielle Ausschuß unter dem Vorsitz von Sir John Massey zur abessinischen Frage am 18. Juni 1935 erstattete. In diesem Bericht, der in unterrichteten römischen Kreisen als eine politische Enthüllung von größtem Aus maß betrachtet wird, vertritt der Ausschuß die Ansicht, daß die englische Regierung mit dem Dreimächteabkommen über Abessinien vom Jahre 1906 „fast ganz Abessinien als zur Einflußsphäre Italiens gehörend anerkannt hat", und fer ner, daß „in Abessinien und in seinen Nachbargcbieten keine lebenswichtigen englischen Interessen bestehen, die solcher Art wären, daß die englische Regierung sich einer Eroberung Abessiniens durch Italien widersetzen müßte". Vom allgemeinen Standpunkt einer besseren Grcnz- vcrwaltung wäre cs nach dem Bericht sogar zu be grüßen, wenn Italien in Abessinien zur Macht käme, vorausgesetzt, daß eine Verständigung über die Weideplätze in den Grenzgebieten von Englisch-Somali erreicht würde. Ein etwaiger englischer Prestigeverlust bei den Somali stämmen würde nach Ansicht des Ausschusses durch die Vor teile wettgemacht, die aus einer tatsächlichen italienischen Besetzung Abessiniens erwartet werden könnten. „Die Bedeutung dieser Feststellung braucht", so fügt „Giornale d'Jtalia" hinzu, „nicht erst unterstrichen zu werden". Der Bericht gehe aber noch weiter und lege im Hinblick auf einen möglichen Zusammenbruch Abessiniens dar, welche Grenzberichtigungen England für diesen Fall ins Auge fassen müßte. Danach sollten Englisch-Somali- Land jene Gebiete einverleibt werden, die den englischen Somalistämmen als Weideland dienen. Für Kenya wer den Grenzberichtigungen zwischen dem 28. und 40. Län gengrad unter besonderer Berücksichtigung der wasserrei chen Gebiete und für die Sudangrenze die Einverleibung des südwestlich vom Blauen Nil liegenden Beni Schangul- Gebictes vorgeschlageu. Der Ausschuß faßt seine Stellungnahme in Schluß folgerungen zusammen, in denen es u. a. heißt: „Vom Standpunkt der Verteidigung des englischen Weltreiches wäre ein unabhängiges Abessinien einem italienischen Abessinien vorzuziehen. Allein die Gefahr für die englischen Interessen scheint ferner und wäre nur in Verbindung mit einem Krieg zwischen England und Italien zu sehen, der vorerst erst recht als unwahrscheinlich gelten könne." Das britische Hauptinteresse in Abessinien wird vom Tana-See und Nilbecken gebildet, zugleich auch ein ägyp tisches Interesse, daß die englische Regierung schützen muß. Für den Fall, daß Abessinien als unabhängiger Staat verschwinden sollte, müßte die englische Regierung ver suchen, sich die territoriale Kontrolle des Tana-Sees und eines entsprechenden Korridors sicherzustcllcn, der den Tana-See mit dem Sudan verbindet." Sollte dies nicht möglich sein, so müßten für den Bau des Staudammes Lahmer Rechtfertigungsversuch der Schweiz. Gegenüber der deutschen Empörung über den Beschluß des Schweizer Bundesrats. In der schweizerischen Öffentlichkeit wird die einmütige Entrüstung des deutschen Volkes über den Beschluß des Schweizer Bundesrats, nach dem eine Landesleitung und Kreisleitung der NSDAP, nicht mehr zugelassen werden, sehr beachtet. Man sieht sich veranlaßt zu betonen, daß der Beschluß des Bundesrates in ruhiger Überlegung und nach reiflicher Prüfung gefaßt worden sei, und daß er vom schweizerischen Volk sozusagen ein mütig gebilligt werde. Man weist die Behauptung deut scher Kreise, daß der Bundesrat unter dem Druck der Marxisten oder dem Einfluß der Emigranten gestanden habe, mit Entschiedenheit zurück und beteuert, daß einzig und allein die schweizerischen Gesetze und das Bestreben, eine Entwicklung der Dinge zu verhüten, die das gute Einvernehmen mit den Nachbarländern stören könnte, maßgebend gewesen sei. Die schweizerische Presse stellt sich je nach ihrer politischen Einstellung mehr oder weniger zustim mend hinter den Beschluß des Bundesrates. Sehr inter essant ist dabei der Hinweis eines führenden west schweizerischen Blattes, das daraus auf merksam macht, daß die Schweiz andere, größere Ge fahren scheinbar zu wenig beachte, und zwar namentlich am Tana-Lree weniger belastende Bedingungen erlangt werden, als sie zur Zeit gegenüber der abessinischen Re gierung bestehen. In handelspolitischer Beziehung wird die wirtschaft liche Gleichberechtigung und die Politik der offenen Tür auf abessinischem Gebiet verlangt. 4 Ser-Ausschuß am r. März? Wie verlautet, wünscht die britische Regierung den Zusammentritt des 18er-Ausschusses des Völkerbundes be reits am 2. März und nicht, wie ursprünglich geplant, am 9. März. Eden will den Beratungen des 18er-Ausschusses beiwohnen. Da am 9. März voraussichtlich im Unterhaus eine wichtige Aussprache über das britische Aufrüstungs weißbuch stattfindet, hält man in London eine Vorverle gung für zweckmäßig. Außerdem wünscht die britische Re gierung die Frage der Oelsperre sobald als möglich entschieden zu sehen. Italien hält Frankreich die Vertragstreue. Über eine Unterredung des Außenministers Fl an- din mit dem italienischen Botschafter Cerruti erfährt man ans Paris, daß der Botschafter den Außenminister über Einzelheiten der Schlacht bei Makalle unterrichtete, ihn aber gleichzeitig der absoluten Treue Italiens zu den Verpflichtungen versicherte, die es in Str esa auf sich genommen hat und die sich aus dem Locarnover trag ergeben. * über das Zusammentreffen in Florenz zwischen dem italienischen Staatssekretär Suvich und dem öster reichischen Außenminister Baron Berger-Wal de n eg g wird folgende amtliche Mitteilung aus gegeben: Der Unterstaatssekretär des Auswärtigen ist nach Florenz gekommen, um dem österreichischen Außen minister, der einige Tage der Erholung in dieser Stadt verbringt, einen Besuch abzustatten. In dem herzlichen und freundschaftlichen Gedankenaustausch, der bei dieser Gelegenheit stattfand, haben die beiden Staats männer die allgemeine Lage und besonders die Be ziehungen zwischen Italien und Österreich und den anderen Dona «ländern einer Prüfung unterzogen. Sie sind sich einig darüber gewesen, die völlige Übereinstimmung der Ansichten und Interessen ihrer beiden Staaten festzustellen, und haben den Vorsatz neu bestätigt, ihre Politik im Geist und Sinn der italienisch-österreichisch-ungarischen Vereinbarungen von Rom vom 17. März 1934 fortzusetzen. * Aus Paris erfährt man weiter, daß das magere Ergebnis der französisch-rumänischen Besprechungen durch die Ergebnislosigkeit der Unterredungen zwischen Außen minister Flandin und dem russischen Außenkommissar Litwinow bedingt worden sei, nach denen keine Festi gung des Blockes Frankreich-Tschechoslowakei-Rumänien- Rußland erfolgt ist, was wiederum auf den Widerstand Jugoslawiens und auch Polens zurückzuführen ist, die Außenminister Flandin anscheinend nicht vor den Kopf stoßen wollte. die kommunistische Gefahr. Die Kommunisten seien in der Schweiz rühriger denn je und sie suchten Verbündete bei den Sozialisten und der Linken. Es sei die Dritte Internationale gewesen, die diesen Hetzfeldzug gegen die Nationalsozialisten aufgezogen und dem Mör der des Landesgruppenleiters Wilhelm Gustloff die Waffe in die Hand gedrückt habe. Das Blatt fragt weiter, ob der Fall Gustloff nicht vielleicht doch zu sehr auf- gebauscht und in falschem Licht dargestellt sei. Es sei zu wünschen, so schließt die Zeitung ihren Artikel, daß die Bundespolizei der Regierung bald Vorschläge macht, wie sie sich die Bekämpfung des Bolschewismus denkt. An^ den Presseechos, die der Beschluß des Schweizer Buudesrats in Deutschland gefunden hat, wird man in der Schweiz ermessen können, welche Bedeutung die deutsche Regierung und Öffentlichkeit dieser Ange legenheit beimißt. Es gibt kein deutsches Blatt, das nicht seiner Empörung über die schweizerischen Maßnahmen Ausdruck gibt, und das nicht die Frage stellt, ob nicht deutscherseits entsprechende Maßnahmen getroffen werden sollten. Oie Meinung -er schweizerischen presse. In Ausführung des Beschlusses des Bundesrates über die Aufhebung der Landesleitung und der Kreis leitungen der NSDAP fanden am Mittwoch zwischen Bundesrat Baumann, dem Bundcsanwalt und dem Chef der eidgenössischen Polizei Besprechungen statt. Die Mit-