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Wilsdruffer Tageblatt : 23.10.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193910232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391023
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-10
- Tag 1939-10-23
-
Monat
1939-10
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.10.1939
- Autor
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Vvrch IHsse feile Presse die boutschen Verfusse am Westwall derartig grotesk übertreiben zu lassen, daß Sie gestern von der französischen Presse in aller Oesfentlichkeit zu rechtgewiesen werden mußten, die diesen blumigen Berichien gegenüber lakonisch erklärte, es sei bei der Angabe ver Zah len der deutschen Verluste offenbar eine Null zuviel unterlau fen. Sic hatten Zeit genug, Herr Churchill, einen denischen U-Boot-Kommandanten in einem englischen Gefangenenlager vor dem Unterhaus zu apostrophieren, der in Wirklichkeit zur selben Stunde in Berlin vor der Auslandpresse das Wort er griff. Sie sind unter dem Gelächter der ganzen Welt nicht et wa znsammengebrochen, nein, Sie hatten Zeit genug, nach dem deutschen Fliegerangriff in Edingburgh jenen Hund zu re kognoszieren, der nach Ihren Aussagen als einziges Opfer un serer Bombenangriffe zu verzeichnen war, während Ihre eigene Admiralität zur gleichen Stunde schon die hohe Zahl der Opfer dieser Bombenangriffe der Öffentlichkeit mitteille. Sie werden nun auch doch die Zeit finden, in eigener Sache das Wort zu ergreifen. Genieren Sic sich nicht. Wir und die Welt sind auf alles gefaßt. Also heraus mit dem Geständnis. Aber ich glaube, wir warten vergebens; denn man kann schlecht von Ihnen verlangen, daß Sie die Wahrheit sagen. Denn, erstens widerstrebt das Ihrem Charakter und Ihrer Natur, und zweitens würden Sie damit in diesem Falle Ihr eigenes politisches Todesurteil unterzeichnen. Ge statten Sie mir also, daß ich Ihnen etwas nachhelfe. Ich befinde mich dabei in der Rolle eines Untersuchungsrichters, der einem verstockten Angeklagten das Geständnis etwas erleich tern will. Geben Sie also zu, daß diese mysteriöse Angelegenheit des Unterganges der „Athsnia" gar nicht so mysteriös ist, wie sie auf den ersten Blick erschein enmöchte. Sie ist nur mysteriös, so lange man Sie nicht als den Schuldigen ansteht. Schaltet man dagegen Sie als Schuldigen ein, Herr Churchill, dann ist der Untergang der „Athenia" das allersimpelste, das allerprimitivste, allerdings auch das alleroerbrecherischste Bubenstück, das die moderne Ge schichte kennt. Es hat sich folgendermaßen abgespielt: Mn Kummer Man Die „Athenia" ist zwar vor Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und England ausgelaufen; aber zu diesem Zeit punkt wußten Sie schon, daß England dis feste Absicht hatte, Deutschland den Krieg zu erklären. Sie wußten auch, daß damit der Plan verbunden war, Sie zum Ersten Lord der britischen Admiralität zu ernennen. Sie wollten Ihre Installierung in diesem hohen Amte gleich mit einem ganz aus Ihrem Charakter und ganz aus Ihrer Veranlagung entspringenden ersten gro ßen Treffer verbinden. 2hr Ehrgeiz war es, als Morgen gabe für Ihren Eintritt ins Kabinett auch den Eintritt Ameri kas in den Krieg mitzubringen. Sie haben also den auslaufenden Passagierdampfer -Athenia- schon vor Ausbruch des Krieges für die von Ihnen geplante und im einzelnen festgelegte Explosion sorgsam vorbcreiten lassen. Sie waren auch umsichtig und schlau genug, schon vorher dafür zu sorgen, daß kerne deutschen Passagiere auf der „Athenia" mitfrchren; denn die wären bei der Festlegung der Schuld für die Versenkung der „Athenia" für Sie höchst unbe queme und lästige Zeugen gewesen. Sie ließen also durch ein Rundschreiben an die Filialen der englischen Schiffahrtsgesell schaft dazu auffordern, Deutsche vom Mitfahren auf der „Athe- nm" auszuschließen, mit der durchsichtigen Begründung, daß die „Athenia" wahrscheinlich ihren Kurs ändern müsse. In Wirtlichkeit hat sie ihren Kurs gar nicht geändert; aber die deutschen Passagiere blieben auf Ihren Befehl weg. Sodann haben Sie alles sorgsamst für die Explosion auf der „Athenia", deren Zeitpunkt Sie noch nach Bedarf funkentelegrapbisch fest- leaen wollten, vorbereitet. Allerdings gingen Cie dabei so stümperhaft zu Werke, daß Sie es nicht verhindern konn ten, daß Sre nach einiger Zeit doch überführt werden mußten. Sie sorgten selbstverständlich auch für eine ausreichende Anzahl von amerikanischen Passagieren auf der „Athenia", damit die von Ihnen an ihre Versenkung geknüpfte Hoffnung auf Aufwiegelung der öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten auch tatsächlich in Erfüllung ginge. Denn Lie amerikanischen Passagiere, die beim Unter gang der „Athenia" ihr Leben lassen mutzten, wollten Sie der Welt als beweinte Opfer der Verwerflichkeit der deutschen Seelriegssührung und als stumme Zeugen der Notwendigkeit des Eintrittes der Bereinigten Staa ten in den Krieg zeigen. Sie haben auch dafür gesorgt, daß die von Ihnen geplante und vorbereitete Explosion nicht durch irgendeine Unvorsichtigkeit etwa früher ausbrächs, als sie Ihnen dienlich erschien; denn Sie haben, wie die einwandfreien eidlichen Aussagen der amerika nischen Zeugen Anderson dartun, auf der „Athenia" ein strenges Rauchverbot erlassen. Die „Athenia' sollte erst dann ihre Kata strophe erleiden, wenn es Ihren dunklen Zwecken paßte. Sie haben dann drei britische Zerstörer bereitstellen lassen, die die von Ihnen für notwenoia erachteten neutralen, meistens sehr fragwürdigen Zeugen aufnehmen sollten; denn die hatten Sie nötig zur Führung des Beweises. Sie haben zweifellos während der ganzen Zeit, vom Aus laufen der „Athenia" an bis zu ihrem Untergang, in einer ständigen, lebhaften Funkverbindung mit diesem Passagierdamp- fer gestanden. Sie bestimmten auf die Minute genau, wann die Explosion stattfinden sollte, und waren dann offenbar auf das äußerste erbost darüber, daß diese Explosion, die genau so stüm perhaft vorbereitet war wie alle anderen Begleitumstände der Versenkung der „Athenia" nicht auch zum tatsächlichen Unter gang des Dampfers führte. Die „Athenia" wollte und wollte nach der Explosion nicht sinken. Vierzehn Stunden schaukelte sie noch auf den Wellen, ohne daß das von Ihnen erwünschte und so heiß ersehnte Ziel, der Unter gang der „Athenia" emlrat. Sie haben dann, nachdem Sie vierzehn Stunden vergebens daraus gewartet hatten, den eng lischen Zerstörern Befehl gegeben, die „Athenia" zu versenken, um damit jede Spur Ihres Verbrechens zu beseitigen. Sie glaubten vielleicht, daß unter den Ucberlebenden niemand mehl ubrigbleiben würde, der Mut genug hatte, dek Wahrheit di« Ehre zu geben, rechneten so auch damit, daß in der allgemeinen Panik nach der Explosion die Zeugenaussagen so konfus und verwirrt wären, daß es Ihnen ein leichtes sein würde, Ihre infernalische Lüge durchzusetzen. Denn Sie eröffneten gleich nach dem Untergang der „Athenia" das schon vorher in allen Einzel heiten festgelegte Niesentromiüelfeuer auf die gesamte Weltmeinung. Sie ließen in der englischen Presse und am englischen Rund funk gedungene Zeugen aufmarschieren. Die mußten aussagcn, was Ühnen genehm war und was Sie vorher festgeleqt hatten. Mit diesen Aussagen bearbeiteten Sie dann die öffentliche Mei nung in den Vereinigten Staaten. Alle deutschen Dementis, sie konnten noch so fest fundiert sein, haben Sie mit einer Hand- beweaung beiseite geschoben. Und als es dann trotzdem nicht mit dem Eintritt Amerikas in den Krieg klappte, als die amerikanische öffentliche Meinung am Ende doch nicht so mitging wie Sie sich das erhofft hatten, zogen Sie sich plötzlich in das Dunkek des Schweigens zurück. Sie glaubten Wohl daß der Zahn der Zeit auch über diese Wunde Gras wachsen lassen würde So war das gedacht und geplant, und so wurde es auch ausgeführt. Nicht wahr, Herr Churchill? Und nun erscheint da dieser gottverfluchte amerikanische Staastbürger Anderson als Zeuge und Leckt ihren ganzen großanaelegten Schwindel auf. Das ist peinlich und mehr als peinlich für Sie, Herr Churchill. Nun sitzen Sie in der Tinte. Nun wartet die Welt auf Ihre — verstehen Sie wohl, Herr Churchill, auf Ihre Antwort. Sie will vorläufig von 2bney gar nichts andere wille« al§ diese Antwort. Schon bringt die gesamt« amerikanische Presse unseren gestrigen ausführlichen Bericht über die wahren Hinter gründe des Unterganges der „Athenia". Inzwischen erfährt die eidesstattliche Erklärung des USA.- Biirgers Anderson noch durch sin beute erst bckanntgewordenes Zeugnis einer weiteren Ucberlebenden eine einwandfreie Bestä- tigung. Wie nämlich der dem Scripps-Howard-Konzern gehö rende „New Bork World Telegraph" berichtet, erklärte die USA- Bürgerin Helen Macdonald schon zwei Tage nach dem Unter gang der „Athenia", daß der hritische Zerstörer, der diese Zeugin aufgefischt hatte, mehrere Schüße auf die „Athenia" abfeuerte, angeblich um das Wrack wegen Gefährdung der Schiffahrt zu beseitigen. Diese faule Ausrede haben Sie erfunden Herr Churchill. Aber Sie glauben doch wohl selbst nicht, damit auch bei uns durchzukommen. Denn, wäre die „Athenia" wirklich, wie Sie es damals behaupteten, von einem deutschen U-Boot torpediert worden und wären die Spuren eines deutschen Torpedos und nicht die der von Ihnen vorberciteteten Explo sion an der „Athenia" die ganz wider Plan und Abrede noch vierzehn Stunden nach oer Katastrophe über Wasser blieb, fest zustellen gewesen — Herr Churchill, wir wollen uns doch einan der nichts vormachsn. Wir verstehen schließlich auch etwas vom Handwerk: Sie hätten in diesem Falle die .^Athenia" mit Gold verkleidet, anstatt sie durch britische Zerstörer versenken zu lassen; Sre hätten sie mit einem Ehrengeleit in einen englischen oder neutralen Hasen geschleppt. Wir sehen im Geists schon die internationalen Unterjuchunaskommigionen aufmarschieren, di« dann den nicht mehr zu bestreitenden Bewers geführt hätten, daß ein deutsches U-Boot die „Athsnia" torpedierte und dax für dis Vereinigten Staaten nun wirklich und bei Gott nichts anderes Lbrigblrsb, als in den Krieg gegen die verruchten deut schen Barbaren und Hunnen mit einzutreten. Nicht wahr, Herr Churchill, so ist es doch! Sie sind uns der richtige Mann dafür, das corpus delicti gegen uns durch britische Zerstörer in den Grund des Meeres hineinjagen zx lasten! Reim Herr Churchill, Sie hatten nicht damit gerechnet, daß jener Mister Henderson und jene Miß Macdonald, die Ihnen heute als einwandfreie, glaubwürdige neutrale Zeugen höchst unangenehm sind, ihr bißchen Leben aus dieser Katastrophe" retten würden. Vor allem der Zeuge Henderson wird Ihnen auf die Nerven fassen. Es wäre Ihnen sicherlich viel sympachischer, wenn Sic beute händereibend und mit Augenzwinkern sagen könnten: „Dieser Mortimer starb nur gelegen!" Nun ist er nicht gestorben; im Gegenteil, er steht auf, hebt die Hand zum Schwur und legt Zeugnis wider Sie, Herr Churchill, ab, ein Zeugnis, fo einfach, so einleuchtend und so unbestreitbar, daß auch Ihre allerprobten Lügen nichts mehr dagegen vermögen. So die Sache. So steht Ihre Sache, Herr Churchill! An jedem anderen Land würde ein Minister, dem Anklagen, wie wir sie hier gegen Sie vorbringen, entgegengeschlen dert würden, gezwungen werden, entweder fosort, aber sofort, Rede und Antwort zu stehen oder mit Schimpf und Schande sein hohes Amt z« verlassen! Der Londoner Rundfunk hat gestern auf Ihren Befehl für Sie den Versuch eines Erulastungsmanövers umernommen. Er glaubt, unsere neuesten Vcröiscnilichungen über den Un tergang der „Athenia" mit einer Handbewegung abIun zu können. Er bringt sie mit der gegenwärtigen all gemeinen politischen Lage in Zusammenhang und erklärt, es fei ein Ausfluß der schlechten Stimmung, die in Berlin über den Abschluß dcs Türkenpaktes herrschte, wenn Sie. Herr Churchill, heute wieder einmal von der Berliner Presse die Schuld für den Untergang des Schiffes in die Schuhe ge schoben bekämen und Sie in diesem Zusammenhang als Ver brecher denunziert würden. Von den amerikanischen Veröffentlichungen allerdings verrät der Londoner Rundfunk dem lauschenden enaliichcn Publikum wohlweislich nickt ein Wort. Dagegen teilt er ihm mit. daß Sie mittlerweile zum Oberst der Artillerie befördert worden sind' Wahrschein lich auf Grund Ihrer Schießübungen aus die „Athenia". Er spricht von einer schlechten Stimmung in Berlin Dat lachcn bei uns die Hühner! Welche Gründe sollten wir haben, um in eine schlechte Stimmuna zu kommen? Im Gegcnicilt. wir sind, vor allem nach der Torpedierung Ihrer stolzen „Roval Oak". nach den so erfolgreichen deutschen Luktanarissen auf den Firth of Forth sowie nach den sonstigen glänzenden Waffencrsolaen aller drei deutschen Wchrmachtsteile. wie Sie sich denken können, allerbester Stimmung. Aber wir lassen uns auch in unserer guten Stimmung von Ihnen, Herr Churchill, nicht als dumm verschleißen. Wir fordern Antwort! Und wenn der Londoner Rundfunk der enali- schcn Öffentlichkeit nichts von Ihren Untaten verrät, so wird das eben der deutsche Rundfunk tun müssen Ter Fall „Athenia" ist nicht ausgestanden. Im Ge genteil, er ist ein Fall Churchill, und der Fall Chur chill ist ein Fall England geworden. Hier geht es dar um, ob ein überführter Verbrecher länger nocb in einem so hohen Amt geduldet werden kann, oder ob die Empörung der ganzen Wellmeinvng nicht am Ende doch stär ker ist als die Skrupellosigkeit eines notorischen britischen Lüg ners. Darüber hinaus muß uun entschieden werden, und zwar zuerst von Ihnen und dann von England selbst. Wir Watten M AMWsrt Antworten Sie schnell und gründlich! Machen Sie kein« Ausflüchte und reden Sie nicht wieder an der Sache vorbei. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Sie nach Lage deS Falles von jedem Gericht in der oanzen Welt für schuldig bekunden würden. Nun stehen Sie vor dem Richter, st uhl der Weltöffentlichkeit! Auch sie kann vcr- «rtcilen, Herr Churchill, und sie wird verurteilen, Herr Chur chill, und ste wird verurteilen lauter und vernehmlicher als jeder andere Gerichtshof. Sie sind nun mit dem Befund der Anklage bekanntgcmacht worden. Wir haben Vorsorge getroffen, daß diese Anklage heute abend noch auf allen Atherwelicu, in allen Sprachen i n alle Länder der Erde geht. Und jetzt ist es an Ihnen, zu reden! Wir warten mit Spannung auf Ihre Antwort' Der Angeklagte, der Erste Lord der britischen Ad-- marilität Windstau Churchill, hat nun das Wort! WrMz S*sld dMch WM ZMM be'M Der DNB-Bericht über Churchills Verantwortung für den Untergang der „Athenia" wird in der gesam ten Presse der Vereinigten Staaten ausführlich wiedcrgcge- ben. Inzwischen erfuhr di- eidesstattliche Erklärung dcs ULÄ- Bürgers Anderson durch das jetzt erst bekanntgewordcne Zeugnis eines weiteren Ueberlebenden eine einwandfreie Bestätigung. Die zum Scripps Howard-Konzern gehörige Neqworker Abendzeitung „Worlds Telegram" meldet nämlich, daß die USA-Bürgerin Helen MacDonnld aus Hartford im Staate Connecticut schon zwei Tage nach dem Untergang der „Athenia." berichtete, daß der britische Zerstörer, der sie auf- grfischt hatte, mehrere Schüsse auf die „Athenia." abfeuerte. Dies geschah angeblich, um das Wrack wegen Gefährdung der Schiffahrt zu beseitigen. Die USA-Zeiiungen enthalten sich weiterhin jeden Kom mentars, verzeichnen jedoch gewissenhaft sämtliche von deut scher Seite gegen Churchill erhobenen Beschuldigungen. Dabei findet die Tatsache, daß die „Athenia" volle vierzehn Stunden nach der Innenexplosion noch schwamm und wahrscheinlich noch länger flott gcülicbcn wäre, falls nicht britische Zerstörer eingegriffen hättk, größte Beachtung. Ms Merer Heimat. (Nachdruck der Lokalberichte, auch auszugsweise, verboten.) Wilsdruff, am 23. Oktober 1939. Spruch des Tages Kampf ist überall, ohne Kampf kein Leben; und wollen wir weiterlcben, so müssen wir auch auf weitere Kämpfe gefaßt sein. Otto von Bismarck. Jubiläen nnd Gedenktage 24. Oktober: 1601: Der Astronom Tvcho de Brahe in Prag gestorben. — 1648: Westfälischer Friede zu Münster und Osnabrück: Ende des Dreißigjährigen Krieges. — 1796: Der Dichter August Graf von Platen-Hallermund in Ansbach geboren. — 1917: Oester- reichifche und deutsche Kräfte durchbrechen die italienische Front am Jsonzo <1L Jsonzoschlacht). — 1918 (bis 4. Novembertt Schlacht um Valenciennes. — 1936: Anerkennung des italieni schen Kaiserreichs Aethiopien durch das Deutsche Reich. Sonne und Mond: 24. Oktober: S.-A. 6.40, S.-U. 16.48; M.-U. 2.25, M.-A. 15.12 Kavaliere ^939 Höflichkeit ist eine Zier — gerad' im Kriege merkt man „ihr". Wir waren noch nie so höflich wie jetzt. Jedenfalls noch nie so herzlich höflich. Früher war das alles so ein bißchen übertüncht, wenn wir galant der Dame den Arm boten und ähn liche Galanterien mehr übte». Heute sind wir mit dem Herzen dabei. Und höflicher sind wir geworden, weil wir auch bescheidener wurden. Zurückhaltender ist vielleicht besser gesagt. Wir gehen aneinander vorbei und dünken uns nicht mehr erhabener, vor nehmer, bedeutender als die anderen. Die Frau, die dort den Fahrdamm überqueren möchte, hat vielleicht zwei Söhne im Felde. Dieses Ahnen war die Größe des Mitmenschen, dieses unerklärliche Wissen um seine Sorge und um seinen Stolz macht «ns echter. Wir haben die Maske abgelegt und sind wieder wir selbst geworden. Daß die Höflichkeit mit dem Zu- rückfindcn zu sich selbst im Bunde ist, ist dann kaum noch ver wunderlich. Wir entschuldigen uns heute viel öfter als vorher. Und wir können mit Freude feststellen, daß der „alte Stiesel", der sonst bei versehentlichen Anrempeleien immer gleich im Munde geführt wurde, das Zeitliche gesegnet hat. Keiner brüllt mehr mit Stentorstimme sein „Ober!" durchs Restaurant, sondern er bescheidei sich verständnisvoll, bis dieser geplagte Mann auch zu ihm findet. Wenn die Dunkelheit hereingebrochen ist, dann feiert die Höflichkeit Orgien. Die Menschen liegen sich im Arm, erkennen sich nicht und verzeihen einander die temperamentvolle Begeg nung. Ist es eine Grotzmutter, ist es ein Backfisch, wer Weitz es? Die Höflichkeit kennt keine Altersunterschiede und keine Aeutzerlichkeiten. Sie feiert Triumphe der Nächstenliebe. Und diese Höflichkeit macht froh. Man lacht viel mehr als sonst. Es herrscht die selbstverständliche Heiterkeit freundlicher Menschen, die einander achten. Ueberall im täglichen Leben bei Licht und Sonne wie auch in undurchsichtiger Finsternis tragen wir das Wörtchen „Darf ich Helsen?" auf den Lippen. Wir sind Kavaliere ohne Schminke geworden, wir sind wieder höflich mit Herz. Und das ist eine beglückende Wandlung! Möge sie recht lange anhalten, wenn die Höflichkeit ist die Tochter der Bescheidenheit. Um ihretwillen also: „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie (sie) nicht früher bestellte." T l«. Erster Spfersonnlsg im Kriegs-MW. Im Gedenken an die eherne Front an den Grenzen. Am Sonntag wurde in jedem deutschen Haushalt und in jeder Gaststätte, in den Speisewagen der Deutschen Reichsbahn und auf allen deutschen Schissen der Eintopf gegessen. Und von diesem symbolischen gemeinsamen Essen kreisten die Gedanken hinaus zu den feldgrauen Männern, die draußen als eherne Front die Wacht an unseren Grenzen halten und auf viele Annehmlichkeilen des heimischen Alltags verzichten müssen. Kein Wunder, daß durch diese Gedanken das Geben leicht ge macht, daß die üblichen Spenden weit erhöht und datz der erste Eintopssonntag im Kriegs-WHW. der erstr Opfersonn tag wurde, als der er in die Geschichte des uns aufgezwun- genen Krieges eingehen wird. Jeder opferte gern, da das deutsche Volk sich eins weiß mit den Soldaten an der Front in dem Gedanken, datz nur das persönliche Opfer es uns er möglichen wird, den Sieg in diesem Feldzug zu erringen. 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wilsdruff. In einer ern sten Zeit vollenden sich 75 Iah:e des Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr unserer Stadt; einer der ältesten im großen Kreis des Meitzner Bezirks. Als man rm Jahre 1914 daran ging, die M-Iahrfeier würdig zu begehen, w-arf mitten hinein in die Vorbereitungen zu diesem Feste der tückische Feind die Brandfackel des Krieges. Nahezu die Hälfte der damaligen Ka meraden wurde zu den Waffen gerufen und einige von ihnen sollten nie mehr zurückkehren. Ernste Zeiten und eine unselige ! Inflation folgten, trotz alledem war der Geist unserer Wehr ! derselbe wie zuvor. Erst 1924 am Jahrestage des 60jährigen Bestehens wurde die goldene Jubelfeier nachgchvlt. In den lan gen Jahren daher haben junge Kameraden die alten abgelöst und sind tapfer eingetreten in den Kampf gegen Feuer und Wassers not zum Wohle der Allgemeinheit. Und nun stehen wir an der 75. Wiederkehr des G-ründungstages. Und wieder ist ein großer Teil der Wchrmänner bei der Wehrmacht und fern der Heimat. Au ihrem Ersatz in der Heimat werden jetzt 15 Mann Hitler- Jugend ausgebildet, und mit vollem Eifer reihen sie sich ein m die alte Kameradschaft. Wiederum ist ernste Zeit, still wird der Inbiläumstag vorübergehen müssen. Herzliche Dankbarkeit für alle Wchrmänner foll unser Gedenken sein und der Wunsch für die, die draußen im Felde stehen: Keh-rt bald siegreich und wohlbehalten heim zur Wehr in der Heimat! 7. ;.'7. MeuskammiliW WorLev Messt«- M MUsÄrakk
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