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MlsdrufferTageblati Wilsdruff-Dresden Nr. 229 — 98. Jahranna Drahtanschrift: „Tageblatt" Montag den 2. Oktober 1939 Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenp reite laut «»fliegender Preisliste Nr S. - A I f f e r - G e b ü h r : Lg Rp, - Dorqeschrte» bene Erfcheinungstage und Platzwünlche werden nach Möglichl-il berücksichtigt - A n z e i g - n-A n n a h m » durch °^nru^ übermn. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 wlwn AnzNn üb^ men wir leine Gewähr. u — Bei Konlurs NN» Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meisten und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags >8 Uhr Bezugspreis mona«. TRM frei Haus, bei Postbestellung RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder sUL LLZlLSorUsf U. UlNgkgkNV sonstiger Betriebsstörun ¬ gen besteht kein Anspruch ————————————————————————————— auf Lieferung der Zei tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto betliegt. Mliw Mmmister beim Wer Auf Einladung der Reichsregierung Der Führer empfing am Sonntagnachmittag um 18.30 Uhr in der Neuen Reichskanzlei den Königlich ita lienischen Außenminister Gros Ciano zu einem mehrstün digen Aussprache, die in Gegenwart des Reichsministers des Auswärtigen von Ribbentrop flattsand. Unterredung mit Reichsminister von Ribbentrop Sofort nach seiner Ankunft begab sich der Königlich italienische Außenminister Graf Ciano zu einer Unterre dung mit dem Reichsminister des Auswärtigen von Rib bentrop ins Auswärtige Amt. Am Abend gab Reichs außenminister von Ribbentrop zu Ehren des italienischen Gastes ein Essen im kleinsten Kreise in seinem Haus in Dahlem. * In einem politisch hochwichtigen und entscheidenden Augenblick ist der italienische Außenminister Graf Ciano -zu Beratungen mit der deutschen Regierung nach Deutsch land gekommen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß sich die beiden Achsenmächte entsprechend ihrer ständig parallel lausenden Politik besonders dann konsultieren, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden. In den Jahren, in denen sich die deutsch-italienische Freundschaft bewährte und eine allmähliche Neuordnung Europas durchsetzte, haben die Führungen der beiden Großmächte in ständiger Fühlung miteinander gestanden. Es ist des halb auch selbstverständlich, daß nach dem deutsch-sowjet russischen Uebereinkommen vom 28. September 1939 die Regierung des befreundeten Italien über die Eigenart und die Tragweite des Vertragswcrkes. das die Grund lage für eine friedliche Entwicklung des europäischen Ost raumes garantiert, eingehend unterrichtet wird. In der deutsch-sowjetrussischen Erklärung wird davon gesprochen, daß das Ziel, dem Kriegszustand ein Ende zu machen, im Einvernehmen mit anderen befreundeten Mächten zu erreichen ist. Und wir wissen, daß Italien in erster Linie zu diesen befreundeten Mächten zählt. Deshalb richten sich in der gegenwärtigen politischen Situation die Blicke auch nach Rom und aus die Maßnahmen und Anregungen Mussolinis, den man mit Recht als den Herold des Frie dens in den gegenwärtigen Ausemandersetzungen bezeich nen kann. Wie fruchtbar sich die Zusammenarbeit der beiden Achsenmächte stets auswirkt, das zeigt die poli tische Beruhigung des gesamten Balkangebietes. Hatte bis vor wenigen Jahren noch der Balkan den zweifel haften Ruhm, als der Unruheherd Europas zu gelten, so ist er durch die Friedensarbeit der Achse jetzt geradezu zu einem Pol des Friedens geworden. Der Wachsamkeit der Achse ist es auch zu danken, daß es den Kriegstreibern nicht gelang, die Balkanländer in die Einkreisungsfront einzu beziehen. So stellen also die jetzt beim Besuch des Außen ministers Ciano in Berlin zu führenden deutsch-italieni schen Besprechungen eine logische Fortsetzung der in der deutsch-sowjetrussischen Erklärung eingeleiteten Frtedens- bestrebungen dar. Gras Ciano Magenborg-ArchiLK Die ArrSunft in Berlin Aus Einladung der Reichsregierung traf der ttakle- Nische Außenminister Gras Ciano im Sonderzug am Sonntagnachmittag in Berlin ein. Bei der Abreise Cianos aus Rom halten sich der Minister für Volksbildung, Alfieri, der Staatssekretär im Außenmini sterium, Bastianini, sowie der deutsche Botschafter von Macken sen aus dem Bahnsteig eingefunden. In Cianos Begleitung befinden sich Kabinettschef Minister und Gesandter Ansufo und Marchese d'Ajetta. Am Sonntag früh um 8.18 Uhr traf der Sonderzug CianoS in München ein. Aus dem Bahnsteig hatten sich der italie nische Generalkonsul in München, Minister Pittalis, der italie nische Konsul Cellini und der Vizekonsul Alvera eingesunden. Nach kurzem Aufenthalt setzte Graf Ciano feine Fahrt »ach Berlin fort. Geschichtliche Woche für Europa Die italienische Presse berichtet in größter Aufmachung über den Besuch des Grafen Ciano in Berlin und bezeichnet in diesem Zusammenhang die kommende Woche als eine Woche von außerordentlicher Bedeutung, vielleicht als eine ge schichtliche Woche für Europa. „Messaggero" ver weist auch auf das Moskauer Abkommen. Dieses Abkomme« stelle das Scheitern des gegen Deutschland gerichteten Ein kreisungsplanes dar. Man könne nicht mehr im Ernst vo« einer Blockade sprechen, da Deutschland sich die direkte Nach barschaft sowie Beziehungen allerengster politischer und wirt schaftlicher Zusammenarbeit mit einem Staat gesichert habe, der räumlich unbegrenzt ist und einen unerschöpflichen Reich tum an Lebens- und Kriegsmitteln aufweise. Eine Blockade, an der Rußland nicht teilnehme, stelle nicht mehr den von den Einkreisern erhofften „eisernen Ring" dar. Der deutsch-russische Pakt verlagere in stärkster Weife das Kräfteverhältnis zwischen den Kriegführenden, und zwar i« bezug auf Waffen, Truppen, die Bevölkerungen, die produk tiven Kräfte und die von der Natur gegebenen Hilfsmittel. Hier liege der Angelpunkt der nencn Situation, und ihn müsse man beachten. Italiens vollkommen klare Haltung lasse leine Möglichkeit zu ZwcideutigkeKen zu. Auch die Beziehun gen zwischen Italien und Rußland seien und blieben absolut normal, das aber besagt, wirksam und tätig. Die Urbergabe geht plamnübig vor sich 14 feindliche Flugzeuge abgefchoffen Das Wort Hai London! In den Regierungsstellen in London und Paris wird jetzt der deutsch-sowjetrussische Freundschafts- und Grenz vertrag eifrig erörtert. Man hat Wohl in den Haupt städten der Westmächte inzwischen den großen Irrtum er kannt, der darin bestand, daß man noch bis zum Beginn der zweiten Reise Ribbentrops nach Moskau Hoffnung darauf gesetzt hat, daß Berlin und Moskau sich ausein anderoperieren würden. Die Westmächte haben damit ihren alten Fehler wiederholt, denn immer und immer wieder haben sie auf die Uneinigkeit des Gegners speku liert, statt mit Realitäten zu rechnen. So haben sie denn auch ihre Völker niemals über den wahren Sachverhalt der Dinge aufgeklärt und sie stets in dem Glauben gehal ten, daß Deutschland allein auf weiter Flur steht, ohne Bundesgenossen, ohne wirtschaftliche Unterstützung von anderen Staaten, kurz, daß es einen Krieg nicht lange durchhaften kann. Dieses unverantwortliche Spiel kann sich einmal furchtbar rächen bei den Westmächten. Aber das soll nicht unsere Sache sein. Die Verantwortlichen in Paris und London müssen wissen, was sie tun. Nur sollen sie sich darüber klar sein, daß jetzt die Entschei dung über Krieg und Frieden allein bei ihnen liegt. Deutschland und Rußland haben sich nach Abschluß ihres Abkommens, das die ganze Macht des Blockes zeigt, in dem Deutschland der Kernpunkt ist, noch mals bereit gefunden, ein direktes Friedensangebot an die Westmächte zu machen. Sie haben damit vor aller Welt zu erkennen gegeben, daß sie kein Interesse an der Fort setzung des Krieges haben, und Deutschland insbesondere, dessen Führer den Friedenswillen immer und immer be tont hat, hat nochmals dokumentiert, daß es nichts unter läßt, um Europa vor einem neuen Krieg zu bewahren. Die Gegenseite hat keine Trümpfe mehr in der Hand. Ihr Spiel ist verloren. Die Einkreisung, durch die Deutschland für ein neues Versailles reis gemacht werden sollte, ist endgültig gescheitert. Ja, noch mehr, der sogenannte Friedensblock, wie ja bekanntlich bei den Westmächtcn die Einkreisnngsfront genannt wurde, ist gründlich in die Brüche gegangen. Rußland, die größte Hoffnung der Westmächte, steht an der Seite Deutschlands, Rumänien denkt nicht daran, sich für die Westmächte in die Bresche zu stellen, und die Türkei dürfte ihre Inter essen besser an der Seite Rußlands vertreten sehen als an der Seite der westlichen Demokratien. Das Argument Londons, man kämpse für Polens Existenz, wird ja wohl nicht mehr ernsthaft aufrechterhalten, nachdem Herr Lloyd George den Polen bescheinigt hat, daß England nicht da für kämpfen werde, fremde Völker wieder mit Gewalt unter die polnische Herrschaft zu bringen. England hat keine Kampfparole mehr, dafür aber hat es nach der siegreichen Beendigung des Ostfeldzuges mit einem Gegner zu rechnen, der die britische Weltherrschaft doch an der Wurzel treffen könnte. Deutsch land allein ist heute schon imstande, den Kampf gegen England und seinen französischen Verbündeten zu be stehen. Durch die Freundschaft mit der Sowjetunion ist die deutsche Position noch erheblich verstärkt worden. Dar über hat Reichsminister von Ribbentrop in seinen Aeußerungen nach Abschluß des Abkommens die West mächte nicht im unklaren gelassen. Politisch und wirtschaft lich ist die deutsch-russische Zusammenarbeit hundert prozentig. Die englische Hoffnung auf Erfolg der Wirt schaftsblockade ist zunichte gemacht, und die Neutralen, die in den letzten Wochen durch die britischen Seeräuber methoden schwer geschädigt worden sind, dürsten kaum ein Verständnis dafür haben, wenn sich England dennoch für den Krieg entscheidet, statt für den Frieden. Aus Nord- »nd Südeuropa dringen die Warnungen nach London. Die Sowjetpresse hat eine deutliche Sprache geredet. Wird man sie verstehen? Die große Zeit der Demokratien ist endgültig vorüber. Sie haben nichts zu gewinnen, aber das Letzte noch zu verlieren. Mögen sie die entscheidende Stunde begreifen Es ist der letzte Augenblick und die letzte Möglichkeit für sie, sich aus dem gefährlichen Aben teuer, in das sie sich hineinmanövriert haben, noch heraus- zuziehen! Einberufung -es Reichstages Das Deutsche Nachrichtenbüro keilt mit: Der Reichs- tag wird im Laufe dieser Woche zur Entoeaennahme einer Regierungserklärung einberusen. Groß-eutschlan- flaggt Zum Einzug der deutschen Truppen in Warschau Der Reichsminister des Innern und der Reichs- mivister für Volksaufklärung und Propaganda geben bekannt: Aus Anlaß des bevorstehenden Einzuges der deut schen Truppen in Warschau flaggen aus Anordnung des Führers alle öffentlichen Gebäude im ganzen Reich für die Dauer von sieben Tagen. Der Tag des Ein marsches wird durch Presse und Rundfunk bekannt- Zegebcn. Die Bevölkerung wird aufaekordcrt, in gleicher Weise ru flaggen. 0178 Berlin, 1. Ostober. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Im Osten geht die Uebergabe von Warschau und Modlin planmäßig vor sich. Im Westen war das feindliche Artillerkefeuer in Ge gend Saarbrücken stärker. Sonst keine nennenswerte Kampftätigkeit. Im Westen wurden zwei französische und zehn britische Flugzeuge, über der Nordsee zwei britische Kampfflugzeuge zum Absturz gebracht. — Wir verloren zwei Flugzeuge. * Im Zuge der Uebergabe Warschaus hat sich die Notwen digkeit heraüsgestellt, der ausgehungerten und zum Teil von Ernährungskrankheiten befallenen Bevölkerung mit einer so fortigen Aktion zu Hilfe zu kommen. Auf Anordnung der Wehrmacht ist deshalb in Begleitung militärischer Sicherungen der Hilfszug Bayern mit den Einsatzstüben der NSV. in die Stadt eingerückt, um der größten Not zu .begegnen. Insgesamt 64 Flugzeuge abgefchoffen Insgesamt haben die Franzosen im Laufe des ersten Kricgsmonats 37 Flugzeuge durch die deutsche Laad- und Flak- abwehx verlöre«. Die Engländer verloren im Luftlampf u«d durch Flat- abschuß 27 Flugzeuge. Außerdem wurden, wie schon gemeldet, der Flugzeugträger „Courageous" torpediert und ein zweiter Flugzeugträger durch einen schweren Bombentreffer zerstört. Es steht fest, daß die Zahl der hierbei vernichteten Flugzeuge die angegebene Ber- lustziffer um ein Vielfaches überschreitet. Bor dem Auszug der Warschauer Besatzung Tiefster Friede ist an der vordersten Front eingekehrt. Wo vor wenigen Stunden noch erbittert um jeden Fuß breit Bo- den gekämpft wurde, stehen sich heute die Deutschen und die Polen frei gegenüber. Alle haben sie feste Biwaks bezogen, und nur wenige Wachtposten zeugen davon, daß hier eigentlich di« Kampflinie verlaufen ist. Die Aufraumungsarbeiten auf polnischer Seite haben mit Macht eingesetzt. Ueberall sind die Polen dabei, Straßensper- reu zu beseitigen. Wo gestern noch umgestürzte Straßenbahn- wagen, tiefe Erdwälle und Baumsperren den Vormarsch der deutschen Truppen versperren sollten, ist jetzt die Straße wie der befahrbar gemacht. Nur noch große Mengen Laub und kleine Erdwälle zeugen von den Hindernissen. Schwierigkeiten machen noch die zahlreichen Bodenminenfelder, die mit weiße« Tafeln oder Bändern abgegrenzt sind. Vorsichtia werde« di»