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Wilsdruffer Tageblatt : 03.10.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193910039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391003
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-10
- Tag 1939-10-03
-
Monat
1939-10
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.10.1939
- Autor
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Winston Churchill kneift WMKgner Nr. 1 schwelgt — Keine Antwort auf peinliche Fragen Teil vier Wochen und drei Tagen richteten Hunderte von deutschen Zeitungen und sämtliche deutschen Nmidsunlsende» viele bisher unbeantwortete Fragen an Mr. Winston Churchill, den Ersten Lord der britischen Admiralität. Do Churchill die Absicht bekanntgab, am 1. Oktober um 21.30 Uhr öffentlich über englische Sender zu sprechen, legte eineinhalb Stunden, also rechtzeitig vorher, in der politischen Zeitungs- und Rundfunkschau des deutschen Rundfunks Hans Fritz- sche Mr. Churchill die zahlreichen Fragen in voller Oeffentlich- keit wiederholt vor. Der Erste britische Seelord hätte damit, zumal die Sendung in englischer Sprache wiederholt wurde, eine überaus günstige Gelegenheit gehabt, sich über folgende unmittelbar an ihn gerichtete Fragen, deren Beant wortung das gesamte deutsche Volk und darüber hinaus inter- rfficrt, zu äußern: 1. Am 18. September wurde von einem deutschen Unter seeboot der britische Flugzeugträger „C ourageous" versenkt. Sie — Churchill — teilten damals zum Trost der englischen Oeffentlichkeit, die von dem Glauben an die Unverwundbarkeil ihrer Flotte lebte, mit, daß das in Frage kommende U-Boot versenkt worden wäre. Run ist dieses angeblich von Ihren Schiffen versenkte deutsche Boot, das die „Conrageous" ver nichtete, heimgetehrt. Der Führer hat seinen Komman danten und seine Besatzung ausgezeichnet. Uns Deutsche quält jetzt die Frage, ob Sie, Herr Winston Churchill, Ihre damalige amtliche Falschmeldung inzwischen korrigiert und ob Sie dem englischen Volk mitge- teilt haben, daß das deutsche U-Boot, das einen von anderen Flottencinhciten schwer bewachten englischen Flugzeugträger von über 22 000 Ions vernichtete, wohlbehalten heimgetehrt ist. Die Vernichtung des zweiten britischen Flugzeugträgers 2. Der amtliche deutsche Wehrmachtbericht vom 27. Septem ber enthielt die Feststellung, daß ein britischer Flug zeugträger in der mittleren Nordsee durch deutsche Luft- streitkräfie vernichtet worden ist. Sie antworteten auf diese Feststellung des amtlichen deut schen Wehrmachtberichles mit der ebenfalls amtlich gezeichneten Behauptung, daß deutsche Luststreitkräfte schwere englische Scr- streitkräste zwar angegriffen Hütten, daß sie aber keine Erfolge errungen, sondern drei Flugzeuge verloren hätten. Hierauf gab am 28. September das Oberkommando der deutschen Wehrmacht die amtliclje Mitteilung, daß s) eine deutsche 5VV Kilo-Bombe als Volltreffer auf den eng lischen Flugzeugträger fiel, daß b) zwei 250-Kilo-Bombcn ein britisches Schlachtschiff vor- »nd mittschiffs trafen und daß r> alle angreifenden deutschen Flugzeuge wohlbehalten in ihre Heimathäfen zurückkehrten. Hans Fritzsche erinnerte Churchill bei dieser Gelegenheit an den frappanten Widerspruch zwischen deutschen amtlichen und englischen amtlichen Aussagen im Fall des angeblichen Bombardements von Kiel und Friedrichshafen. Damals hatte Deutschland diese englische Behauptung nicht nur dementiert, sondern ihre Unwahrheit durch Journalisten aus aller Herren Länder, die nach Kiel und Friedrichshafen als Augenzeugen kamen, drastisch bewiesen. Dieses Rezept möge Churchill nun seinerseits an- wenden und einmal das Natürliche tun, Journalisten aus vieler Herren Länder einladen und sie an die Liegeplätze aller britischen Flugzeugträger führen — ganz gleich, ob sie in den für englische Schisse unsicher gewordenen Gewässern der Nord see schwimmen oder sonstwo in den Häsen und Buchten des Weltmeeres. Seien Sie mir bitte, so fuhr der Sprecher fort, nicht böse über diesen Unglauben meiner Volksgenossen, aber wir Deut schen haben nun einmal ein so entsetzlich gutes Gedächtnis. Und wenn uns unser Gedächtnis nicht trügt, dann haben Sie schon einmal mit einem Kriegsschiff Seiner Majestät eine böse Schiebung gemacht. Es war die „Audacious". Sie war auf eine Mine gelaufen und sank. Es erschien Ihnen un zweckmäßig, diese Tatsache zuzngeben, weil Sie Rückwirkungen auf die Stimmung ihres Volkes fürchteten. Sie ließen deshalb damals ein Schwesterschiff der „Audacious" umfriesieren und unter falschem Namen laufen — und waren nach Schluß des Krieges aus Ruhmsucht so töricht, diesen Betrug als Hel denstück — in aller Welt gegen gutes Autorenhonorar auszu- klingeln. Also, Herr Churchill, treiben Sie keine Kirchtnrmspolitik und sagen Sie mir nachher, ob Sie bereit Md, die Journa listen zu den Flugzeugträgern der Ihnen anvertrauten Marino zu bringen. Die Lügen um Vie „Royal Scepire" 3. Erinnern Sie sich, Herr Winston Churchill, daß kürzlich ein deutscher U-Boot-Kommandant an Sie persönlich einen Funkspruch richtete, in welchem Sie aufgesordert wurden, die Besatzung eines versenkten englischen Schiffes aus der und der Länge und der und der Breite aufnehmen zu lassen, was Ihnen gar nicht schwerfallen konnte, weil eines Ihrer Kriegsschiffe, das in nächster Nähe stand, schnell an Ort und Stelle hätte dirigiert werden können. Sie, Herr Churchill, haben daraufhin einige Tage später dem erstaunten und tief erfreuten englischen Volk mitgeteilt, daß dieser deutsche U-Boot-Kommandant, der es Ivagte, in nächster Nähe stärkerer britischer Flotteneinheiten seine Posi tion zum Wohle der Haudelsschiffsbesatzung zu verraten, in englische Gefangenschaft geraten sei. Sie erzählten Ihren Landsleuten, wie gut dieser Mann es haben würde, und es fehlte eigentlich nur noch, daß Sie sein Mittagsmenu und die Whiskymarke verrieten, die man ihm zur Verfügung stellte. Erinnern Sie sich weiter, daß Sie dann einen gewaltigen Schwindel betrieben mit dem englischen Dampfer „Royal Sceptre", der nach Ihrer Mitteilung von einem rücksichts losen deutschen U-Boot-Kommandanten mit Mann und Maus in den Grund gebohrt wurde. Es gab da Berichte von dein heldenmütigen Tod britischer Seeleute, die uns die Tränen in die Augen trieben —, bis sich herausstelite, daß die eng lische Besatzung voll begeisterten Lobes über die ritterliche Haltung des deutschen U-Boot-Kommandanten heil und frisch und munter in Rio de Janeiro angekommen war. .Nun hat der Kommandant des deutschen U-Boots, der nach Ihrer Aussage in englischer Gefangenschaft sitzen sollte und der trotzdem noch die „Royal Sceptre" nach guter Ver sorgung ihrer Besatzung versenkte — es ist nämlich ein und derselbe — im deutschen Rundfunk über seine Erlebnisse ge sprochen. Haben Sie, Herr Winston Churchill, Ihren Landsleuten mitgeteilt, daß Ihre Geschichte von dem gefangenen angeb lichen weißen Raben unter den deutschen U-Boot-Kommaudan- ten ebenso frei erfunden war wie die Geschichte von Not und Tod der Besatzung des „Royal Sceptre"? Wie hat Churchill die „Athenia" versenkt? 4. Herr Churchill — und das ist die peinlichste Frage, die wir Deutschen aber als ceterum een8eo stets an Sie zu richten haben: Wie haben Sie die „Nthenia" versenkt? Haben Sir sich keine Sorgen gemacht um das Schicksal von anderthalb tausend Menschen, die ja doch nicht unbedingt von den bereit- gehaltenen Rettungsschiffen ausgenommen werden konnten und tatsächlich ja nicht alle ausgenommen wurden? Waren Sie wirklich der Ansicht, daß irgendein vernünftiger Mensch in der weiten Welt glauben könnte, daß die Deutschen am ersten Tage des von England «erklärten Kriegszustandes einen Dampfer mit anderthalb tausend Menschen versenken würden, nur um zu probieren, ob man Amerika nicht doch in de« Krieg gegen uns ziehen könnte? Wir haben noch viele Fragen, Herr Churchill, aber dies ist die Frage aller Fragen: Haben Sie einen britischen U-Boot- Kommandanten gefunden, der auf das eigene Schiff schoß, oder muhten Sie vor der Ausreise eine Höllenmaschine an bringen lassen? Wir bitten um Antwort um 21.30 Uhr. Ich werde mir erlauben, um 23 Uhr meinerseits Stellring zu nehmen. Nun, Mr. Churchill hat die gute Gelegenheit, die sich ihm bot, auf diese peinlichen Fragen um 21.30 Uhr zu antworten, nicht wahrgenommen. Er hat dazu geschwiegen, obwohl ihm diese Fragen, die ja nicht nur Deutschland, sondern vor allem England und die Welt bewegen, unbedingt zu Ohr gekommen sein müssen, denn sie wurden in den englischen Sendungen des deutschen Rundfunks ebenfalls verbreitet. Winston Churchill hat, wie Hans Fritzsche um 23 Uhr im' deutschen Rundfunk darlegte, zwar Zeit genug, neben seinen Admiralitätsgeschäften Lügen in die Welt zu setzen, er hatte schließlich sogar Zeit genug, dieser sehr ehrenwerte Ches des britischen Marineministerinms, noch vor seinem Amtsantritt den „Äthenia"-Schwindel aufzulegen, das Leben von andert halb tausend Menschen zu riskieren und dann diesen Schwindel gewissenlos auszunutzen — aber diese merkwürdige Mischung von politischen! Abenteurer, gewissenlosem Hasardeur, Kriegs hetzer und Vielschreiber häkle kerne Zen, «nkkrwrt zu aus die Fragen, die in Verfolg seiner gerade vierwöchigen« Amtsperiode die Welt bewegen. » proiest bei -er französischen Z^oischast Empörung über Schimpfereien und Lügenmeldungc» de- HavaS-Vcrtreters Amtliche rumänische Stellen mutzten in letzter Zeit mehrfach gegen die Tätigkeit des Bukarester jüdischen Havas-Vertretcrs Nögre Stellung nehmen, weil er durch seine tendenziösen Nachrichten die Stellung der rumä nischen Regierung zu untergraben versuchte. So wurde der soeben zurückgetretene Unterstaatssekretär für Propaganda, Titeanu, heftig von ihm angegriffen, nur weil er sich gegen die Methoden dieses Vertreters zur Wehr setzte. Nach Titeanus Rücktritt hat der Bukarester Havas-Ver- treter ihn mit derartigen Schimpfwörter! tituliert, datz die rumänische Regierung bei der französischen Bot schaft protestieren mutzte. Ebenso hat die Regierung erfahren müssen, datz andere Ausländskorrespondenten, besonders Eng länder und Amerikaner, in wilder Sensationshascherei be denkenlos alles gaben, was ihnen an Gerüchten zufiel. Der Havas-Verirerer Hal es sogar fertiggebracht, die angebliche Bedrohung Rumäniens durch Rußland zu schildern, von einer Räumung Bessarabiens zu sprechen und Rumäniens Auftei lung vorauszusagen. Es hat in Rumänien heftige Empökung erregt, daß ein journalistischer Vertreter des Landes, das mit Rumänien formell durch einen Freund schaftsvertrag verbunden ist und Rumäniens Grenzen noch vor kurzem garantiert hat, sich jetzt derart benimmt. Widerstreit der Meinungen bei den Mstmöchten In einem Artikel über die Friedensmöglichkeiten erklärt die Stockholmer Zeitung „Aftonbladet", in den beiden West mächten gebe es starke Kräfte, die am Kriege sesthielien, vor allem die Regierungen selbst. Einflußreiche Kreise arbeiteten unter der Parole „Prestige" in der gleichen Richtung. Es gebe auch noch andere ähnlich gesinnte Kräte, nnv das seien die in diesen Ländern mächtigen Juden. Die Gefahr liege darin, daß deren „nationale" Gefühle nicht die selben Wurzeln hätten wie die der einheitlichen Bevölkerung. „Die jüdischen Geldinteressen", schreibt das Blatt wörtlich, „ar beiten unaufhörlich und rücksichtslos für einen Krieg., Ans der anderen Seite gibt es aber auch mächliae finanzielle Inter essen, die gegen eine katastrophale Entwicklung sind. Auch gibt es eine öffentliche Meinung, die skeptisch geaenüber der Ent wicklung eingestellt ist." Tiefe Masse jedoch habe kein Sprach rohr. Die Machthaber suchten die Lage so lange wie möglich zu vertuschen. Tie Zensur arbeite ununterbrochen und verhin dere, daß sich die große Oesfentlichkeit ein objektives Urteil bilde. Steigende britische Arbeitslosigkeit Das englische Arbeitsminisierium muß zugeben, datz sich die Zahl der Arheitslosen bereits wieder um 99 236 erhöht hat. Bei diesen Arbeitslosen, so heißt es in der Meldung, handele es sich um „völlig unbeschäftigte Kräfte". Mit diesem sehr dehnbaren Begriff will das britische Arbeitsministerium an scheinend versuchen, die wirkliche Zunahme, die der katastropha len englischen Wirtschaftslage entsprechend bedeutens höher sein dürfte, zu verschleiern. Französische Eisenindustrie unbesriedigend Daß die Lage in der französischen Eisen- und Stahlindustrie völlig unbefriedigend sei, wird von einem führenden Fachblatt der französischen Eisenwirtschaft^ der Zeitchrist „La Metallurgie Francaise", in überraschend offe ner Weise ausgesprochen. Das Blatt stellt unumwunden fest, daß Deutschland allein mehr Roheisen herstelle als Frankreich und England zusammen. Diese Feststellung einer Tatsache, die zu offenkundig ist, um sie zu leugnen, wird durch die weitere Meldung aus einer anderen Quelle unterstrichen, nach der durch Auftrag der Wehrministerien veraltete und schon seit längerem stillgelegte Hochofen und Walzwerke an der Loire wieder in Betrieb genommen werden müssen. Ob allerdings die dadurch erzielte Mehrsrzeugung groß ist, scheint recht zweifelhaft. Französische Maßnahmen gegen die Kommunisten In Frankreich ist das gesamte Vermögen der Kommunisti» ' schsn Partei unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt wor» den. Der von der Regierung eingesetzte Liquidator beabsich tigt, binnen kurzem alle Wertgegenstände, insbesondere Grund-, stücke und Häuser, gerichtlich versteigern zu lassen. Die fran zösischen Gewerkschaften haben die Kommunisten, die denV-r- waltungskommisfionen angehörten, ausgeschlossen. „ Mk>kSk«.-«LLnrLS0Er ovac« ve«t/w oscza ELira, weacw föl. Fortsetzung.). Bei ihrem unvermuteten Anblick klären sich SeS ManneS tiefblaue Augen zu strahlenden Leuchtfeuern Her Freude. Allein ebenso rasch verhält er, in plötz lichem Sichbesinnen, den Blick und senkt Sie Lider. Aber Ria hat Len kurzen, unbeherrschten Blick ge sehen. Mr Herzschlag ebbt ab. Eine glückhafte Ruhe erfüllt sie. Und Lie ist so groß und stark, daß sie nicht beeinträchtigt werden kann durch Lie äußerlich belang losen Reden, mit welchen man sich über dieses Mtttz, zu fällige Zusammentreffen ergeht. Reinhardt bestellt sich einen Imbiß. ' " Ria erzählt von Peter und Harriet und Sem Neuner- bus, in Len Miß Macphersons stummer, aber bringen der Wunsch sie getrieben hat. „Hier Sachte ich Sann, ich sei weit genug vom Schuß Und dürfte mir nun auch etwas Gutes gönnen." „Ich kehre immer rasch hier ein, wenn der Magen es energisch verlangt." „Gesegnet sei diese Magenforderung. Sonst würden Sie sich wohl überhaupt nicht mehr von Ihrer Arbeit ,Lchre Freunde vernachlässigen Sie ja sträflich. Mama ist schon ganz traurig, daß Sie sich nicht blicken lasten." Hier flunkert Nia ein wenig. „Ich werde sehr gern und sehr bald kommen," sagt Reinhardt rasch. „Dann richten Sie Ihre großartige StaatSvistte aber Abfälligst zu einer Zeit ein, wo auch ich Saheim bin." „Selbstverständlich." Nun flunkert Reinhardt, der fest entschlossen ist, Frau Brigitte nur während Rias Dienststunden aufzusuchen. „Es ist sowieso ein Wunder, daß ich Sie jetzt hier überhaupt noch erkannt habe," plaudert Ria in ihrer HerzcnsMhliMe.it weiter, -Wenn man einen Menschen so ewig lange nicht sieht, besteht Gefahr, daß man ganz sein Aussehen vergißt." „Ich würde nie vergessen, wie Sie auSsehen, Ria," läßt der Mann sich Hinreißen und liebkost das schöne Mädchengesicht mit einem zärtlichen Blick. Dann setzt er erschrocken hinzu: „Ich habe eben ein besseres Ge dächtnis." Und ebenso, wie zur gleichen Stunde Harriets weib liches Feingefühl Len Widerstand in Peter durchschaut und diesem zu jener Unbefangenheit hilft, zu der er sich allein nicht durchkämpfen kann, löst jetzt Ria Rein hardts Verwirrung. Sie schenkt ihm ihr schönes, un verbrauchtes Lächeln, indem sie sagt: „DaS bessere Gedächtnis ist auch wichtig für Sie. DaS braucht ein Chemiker unbedingt. Eine Frau muß nur ein ... gutes Herz haben, und ... viel Geduld .. „Besitzt sie dann noch Ihre Klugheit, Ria, so ist sie vollkommen." „Ach, Joe, ich bin doch gar nicht klug. Ich ... tue doch nur so. Jawohl. Schrecklich dumm bin ich. Aber, bitte, sagen Sie es nicht weiter. Es kann doch sein, daß der eine oder andere dergleichen nicht sofort von selbst bemerkt, nicht wahr?" „Ja, Ria . .." Mehr kann er nicht sagen, so gern er auch weitersprechen möchte. Aber er sühlt, daß seine Kehle sich zuschnürt. „Danke, Joe. Dafür begleite ich Sie jetzt auch zur T. H." Schweigend und sehr langsam geht man die wenigen Schritte zur Technischen Hochschule. Es ist wie ein stummes Auskosten. Glücklich von seiten des ahnungslosen Mädchens. Schmerzlich von seiten des Mannes, den die Schwere Les Verzichts, verschärft Lurch Lie Reue über mangelnde Standhaftigkeit, fast zu Boden drückt. . * » * Mister Macpherson macht tatsächlich seinen Trip ins Rheinland. In Begleitung Franks. Es soll La aus gezeichnete neue Modelle von Büchsenlötmaschinsn geben. Auch automatische Waagen, die gleichzeitig füllen und laufend daS Gewicht vermerken. Und das brauchten sie bekSe für ihre Konservenfabriken. Harriet nimmt nicht teil an dieser Reise, sondern bläbt. ganz so wie sie es bereits erklärt hatte, in Ber lin. Auf ihr inständiges Bitten hin ist Ria für diefe Zeit zu ihr ins Hotel gezogen. Die Mädchen machen sich dg M paaLperasüLte Tags.. - Im Scherz sieht Peter, im Ernst Frau Brigitte nach dem Rechten. — Frau Brigitte, die sichtlich aufblüht, umgeben vom überquellenden Frohsinn dieser Jugend. Peter hat sich vorgenommen, über nichts nachzu, denken, so lange Mister Macpherson Maschinen in Esten kauft. So genießt er diese allerletzte Galgenfrist in vollen Zügen. Harriet ist eine ideale Partnerin. So, als hätte man alles bis ins kleinste besprochen wegen dieser Galgenfrist, indessen man doch in Wirklichkeit mit keinem Wort daran rührt. Inzwischen erhalten sowohl die Macphersonschen als auch die HowarLschen Fabriken in Chikago ihre neuen deutschen Maschinen. Neben dem Bericht, den Frank seinen ersten technischen und kaufmännischen Angestell ten dazu erteilt, geht ein Privatbrief an feine Pflege mutter ab, der die Eindrücke feiner Rheinlandreis« schildert. Dabei zollt er Harriets Vater große Dankbar keit dafür, daß er den Anlaß zu dieser Fahrt in das deutsche Industriegebiet gegeben hat. Seit er dieses er lebt, erurmt er, wie viel ihm gefehlt haben würde am Gesamtbild des neuen Deutschland ohne Kenntnis ge rade dieses charakteristischen Landstrichs und seiner Menschen. - - „. . . Ach, Mary-mother, nirgends hat Deine schöne, große Heimat so eindringlich zu mir ge sprochen, wie hier. Lodernde Essen. Unermüd liche Hände. Tiefste Forschung. Höchste Kultur. Dabei die gerade und starke Seele eines Volkes? frei durch Ordnung und Disziplin, Les Vater landes bewußt in heißer Liebe und unerschütter licher Treue .. ." Neven Lieser Briefstelle ist es bann noch eine zweite, die Mistreß HowarL in tiefer Bewegung immer wieder liest: „Frau Brigitte gesundet zusehends. Saß Loch Lie Wurzel ihres Uebels in seelischem Leid unq kranken Nerven. Die Aussicht auf eine froh« Ankunft ist eine heilsame Arznei. Wie bin ich' glücklich, saß die Vorsehung mich zum Werk zeug ausersehen hat, der letzten Freundin Deines Kleeblattes Liese Zukunftsaussichten eröffnen M dürfen. Da Peter sich zu Harriet finden wird — die beiden haben aus ihrer Gegensätzlichkeit her- aus noch allerhand Widerstände in sich zu über- Mnden — wird Frau Brigitte gewiß nicht allein zurückbleiben wollen und ihren Kindern in Lier neue Heimat tolaen. Zu Mr, Mary-mother .. . Mortsetzuna MM
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