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I Mlsdrufter Tageblatt I L. Blatt Nr. 224. Dienstag, den 26. September 1939. polnische Bestialität Ermordung und Beraubung eines verwundete» deutschen Offiziers. (PK.-Sonderberichtt) Die SSuverungsaktion in den Wäldern von Falencia hat einen neuen Beweis dafür geliefert, wie bestialisch die Polen den Krieg führen und daß sie sich nicht einmal scheuen, selbst verwundete deutsche Soldaten zu ermorden und zu berauben. Ein deutscher Panzerwagen fuhr in einer Kiefernschonung tmf einer Schneise vorwärts. Als er am Ausgang der Schneise gerade das Feuer nach rechts eröffnen wollte, wurde er auf 80 Meter Entfernung durch eine 7,5-Zentimeler-Panzerkopf- granate einer polnischen Batterie in Brand geschaffen. Die Besatzung konnte sich zum Teil nur mit schweren Brand wunden aus dem brennenden Fahrzeug retten und geriet in starkes polnisches MG.-Feuer, in dem der Kommandant des Wagens liegenblieb. Er hatte eine schwere Beinverwundung davongetragen. In dem schweren Feuer der Polen rief er seiner Besatzung zu, datz er nur mit einer Tragbahre geborgen werden könnte. Zwei Männer der Besatzung mutzten sich mit schweren Brandwunden in Lazarettbehandlung begeben. Die beiden restlichen verständigten die Jnsanterie sowie andere Panzerwagen, die sofort einen Gegenangriff unternahmen, um den verwundeten Offizier zu retten. In dem starken pol- «ischen Infanterie-, MG.- und Artilleriefeuer schlugen aber alle Versuche fehl. So wurde von den Polen ein Stabsarzt und zwei Sani- Msmänner, die mit einer Rotkreuzflagge vorgegangen waren, unter Feuer genommen und der Stabsarzt dabei schwer ver letzt. Erst gegen Abend gelang cs den immer wieder vor- brechenden Panzern, zu dem verwundeten Offizier vorzu dringen, der bis vor kurzem noch Lebenszeichen von sich ge geben hatte. Die Besatzungen fanden ihren Kameraden nicht mehr lebend vor. Wie festgestellt wurde, hatte ein Pistolen schuß aus nächster Nähe seinem Leben ein Ende gemacht. Sämtliche Taschen des Toten waren durchsucht worden, ja, «an hatte dem Toten sogar den Trauring geraubt. > Die ursprüngliche Verwundung des Offiziers war Sbri- tzens so, daß er hätte gerettet werden können. — Oskar «laus. Das Verbrechen von Warschau Polnische Gewalthaber fetzen die Zivilbevölkerung sinnlos dem Hunger aus. Am Sonntag kehrte eine Reihe von estnischen Staatsangehörigen, die Warschau zusammen mit über *000 anderen Ausländern verlassen konnten, nach Estland zu- Drck. Unterredungen mit Pressevertretern wiesen die Heimgekehrten durchweg auf die schwere Lage hin, in der sich die Bevölkerung Warschaus infolge der Haltung der dortt- -en polnischen Gewalthaber befindet. Um etwas Brot zu er halten, habe man stundenlang anstehen müssen, wobei die Schlangen der Wartenden bis zu einem Kilometer lang gewesen seien. An einer Stelle habe man etwa 1500 Menschen gezählt. Butter und frisches Rindfleisch habe es nicht gegeben, und man L . Pferdefleisch gegessen. Auch die Vorräte an Kartoffeln seien gering. In den Gaststätten habe man nur «ne Suppe erhalten können. Die Heimkehrer betonten ferner, daß sich die deutschen eustanguffc auf die Bombardierung rein militärischer Ziele beschränkt hätten und daß es unter der Zivilbevölke rung verhältnismäßig wenig Opfer gegeben habe. Hingewiesen vurde ferner aus die in fast allen Straßen Warschaus errichte te» Barrikaden, hinter denen man große Haufen leerer Fla sche» aufgestapelt habe, die nach ihrer Füllung mit Benzin oder Petroleum zur „Tankabwehr* benutzt werden sollten. Auf der Fahrt zu den deutschen Vorposten sei man durch Stadtteile gekommen, in denen jedes Haus einer Festung seicht. Mssan meldet zahlreiche Gefangene Sowjetrussischer Bormarsch auf die Demarkationslinie geht unaufhaltsam weiter Der sowjetrussische Generalstab teilt mit, daß Ne sowjetruffischen Streitkräfte am 24. September au ihrem weiteren Vormarsch in Richtung auf die Demarkations linie die Städte Seiny, Augustow und Grubeschow besetzten und an der Linie Augustow—Knychin—Briansk—Raßno (zwan zig Kilometer nordwestlich Briansk und 40 Kilometer nord westlich von Brest-Litowsk)—Liubol—Grubeschow—Unow— Janow (20 Kilometer nordwestlich von Lemberg) erschienen. Im Südwcsien von Lemberg wurden die Städte Komarno, Drohobhcz und Borislaw besetzt. Bei ihren Säuberung s- «ktlonen in den Gebieten West-Weißrußlands und der West-Ukraine von den letzten Resten der polnischen Armee ent waffneten die sowjetrussischen Streitkräfte bei der Auflösung einer polnischen Heeresgruppe südöstlich der Festung Brest- Litowsk mehr als 10 000 Soldaten und Offiziere und nahmen sie gefangen. Im Süden und Südosten von Gru- teschow wurde ein polnisches Infanterieregiment und die Gtreikräftc einer motorisierten Brigade gesangengenommen. Der Führer bei seinen Soldaten Nufer Bikd zeigt de» Führer während seines Aufenthaltes «l der Ostfront im Gespräch mit Generaloberst von Bock, , dem Befehlshaber der für die Operationen in Polen ge- büdoterr Heeresgruppe Nord. Wild gewordene Bürokratie Scharfe englische Kritik an den Wirtschaftsrnatznahmen der Regierung Völliger Wirrwarr in Sandel und Verkehr Während aus der einen Seite die englischen Zei- tungen weiterhin Kriegshetze betreiben und den gesunkenen Mut des Volkes künstlich aufzuputschen suchen, mehren sich in der englischen Presse die Stimmen, die mit größter Be sorgnis die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage Englands verfolgen. Die Londoner Zeitungen bringen eine Fülle von Einzelheiten über das Durcheinander, das die neuen kriegs wirtschaftlichen Methoden im englischen Wirtschaftsleben ge schaffen haben. Man mahnt die Regierung Chamberlain- Halifax, ihre jüngsten überstürzten Maßnahmen zu über- prüfen, durch die die Arbeitgeber völlig hilflos geworden seien. Es habe keinen Zweck, so schreibt die „Daily Mail*. Unternehmern zu erzählen, ihre Arbeiter nicht zü entlasten und ihnen gleichzeitig Arbeitsmöglichkeit wegzunehmen. Zu besonderer Kritik haben die Methoden des Munitionsministe- riums Anlaß gegeben. Der „Dailh Herold* schreibt dazu u. a., datz eine wild gewordene Bürokratie unfähige Leute ein gefetzt habe. Nach der „Financial Times* wird eine > Abordnung der Stahlindustrie bei dem Munttionsmiuister Beschwerde führen, da die Höchstpreise für Kupfer, Zink waren usw. keinen Spielraum mehr für Handelsverdienste (!) gelassen hätten. Bezeichnend für das Durcheinander ist auch, wenn der „Daily Herald" meldet, datz der Wirrwarr in der englischen Regierung dazu geführt habe, datz die Familien eingezogener Soldaten heute ohne jede Unterstützung dasitzen. Gasverbrauch in London eingeschränkt Die Londoner Blätter melden weiter, datz wieder 25 Om nibuslinien ihren Betrieb einstellen mutzten und datz der Gasverbrauch in allen Haushalten demnächst zwangs läufig um ein Viertel beschränkt werden muß. Das sind aber nur einige der selbstverschuldeten Londoner Unbequemlich keiten. Nach dem „Daily Expreß" sind durch die Benzin- rationierung allein in London 5000 Droschkenchausfeure brot los geworden. Die Besitzer der Londoner Kinos haben ver geblich gegen die angeordnete frühe Schließung der Kinos protestiert. Sie erklären, daß sie ihre Häuser ganz schließen müssen. Verstimmung über ungerechtfertigte Preis steigerungen Ein Schweizer Blatt, das „Journal de Gönöve", berichtet aus London, datz aus dieser Riesenstadt nicht nur die Men schen, sondern auch die Tiere, vor allem die meisten Katzen und Hunde verschwunden seien. In einer einzigen Woche habe eine Firma nicht weniger als 750 Tonnen Hunde- und Katzenkadaver, die zur Düngerherstellung ver wendet werden, bekommen. Der Ernährungsminister hat die gesamte frische Butter requiriert. Und Sie Verasch« seien über ungerechtfertigte Preissteigerungen sehr verstimmt und bedrückt. Ltnd neue Steuern So kann man es begreifen, daß die Stimmung kl Lmrdo» „keineswegs rosig* ist, So schildert die jugoslawische Zeit»»- „Politika" die Lage in England. Dabei betont das jugo slawische Blatt, daß mau nirgends im englischen Volke Hatz gegen Deutschland empfinde, d. h. datz der auf das Schuld« konto der englischen Machthaber zu setzende Krieg im Volke auf kei-en ^all populär ist. D^len Zustand wirv auch nicht das Mitglied des Londoner KriegstaVineüs, Sir Samnek Hoare, durch seine Rundfunkansprache zu ändern vermöge», in der er angesichts des bevorstehenden Kriegshaushaltes mit seinen neuen Steuern zur Sparsamkeit, die aber nicht zu einen- Käuferstreik führen dürfe, mahnte. Zögern und Zweifel in Paris Wie im englischen Volke ist auch in Frankreich im grStzts»! Teil der Bevölkerung der verbrecherisch vom Zaun gebrochene Krieg herzlich unbeliebt. Die finnische Zeitung „UusH Suomi" bringt den Bericht eines aus Frankreich und Eng land zurückgekehrten Journalisten, der schreibt: ,Zu Frank-: reich beschäftigt nunmehr die Frage .Wofür und warum kämpfen wir?' Millionen von Menschen. Diesseits des Kanals »rächt sich deutliches Zögern und Zweifeln bemerkbar: Warum lassen wir uns in einen Krieg führen, in welchem bereits t» zwei Wochen das 34 Millionen zählende und stark gerüstete! Polen zerschlagen worden ist?" Schwierige französische Wirtschaftslage Im übrigen machen sich auch in Frankreich die Wirtschaft-« lichen Folgen des Krieges stark bemerkbar. In Parts muM der öffentliche Benzinverbrauch stark eingeschränkt werde«. Aus einem Aufsatz des Pariser Blattes „Temps* geht her vor, datz die französische Wirtschaft infolge des Kriegs zustandes in eine schwierige Lage geraten sei. Dir französische« Ausfuhren nach mehreren Ländern seien abgeschnitten. Frank reich müsse aber weiterexportieren, um die nötige» Devise» für die Einfuhr aufzubringen. So in Frankreich — so in Deutschland Dänen, die aus Frankreich zurückkehrten, erklärte», Va- Leben in der französischen Hauptstadt sei ganz anders vom Krieg gezeichnet als das in den deutschen Städten, wo »rau am Tage überhaupt nichts davon spüre, datz das Land sich im Krieg befinde. Ganz Frankreich lebe in Angst vor Bomben. Der Unterschied zwischen der Stimmung in Franl- ceich und in Deutschland sei geradezu verblBiL«L Katastrophale Lage Hollands 150 WO Fischer brotlos — Folgen der englischen Blockade Der holländische Korrespondent der finnischen Zeitung „Uusi Suomi" veröffentlichte einen ausführlichen Bericht über die Wirtschaftslage Hollands. Darin heißt es: Eng land habe es von vornherein darauf abgesehen, den Seeverkehr und Handel Deutschlands abzuschneiden. Holland wäre dadurch schwer getroffen worden, da es als Durchfuhrland mit der deutschen Ein- und Ausfuhr aufs engste verbunden sei. Seit zwei Wochen wären keine Getreidedampfer mehr in Holland angekommen, da England 70 Schiffe, die nach Holland unterwegs waren, angehatten habe wegen des Verdachts, datz das Getreide nach Deutschland weitergehen könnte. Frankreich Wäre ähnlich vorgegangen. Amsterdam wäre durch die eng lische Blockade vom Getreidemarkt völlig abgeschnitten. Auch die Blumenzwiebelindustrie Hollands sei vollkommen lahmgelegt, da England die Einfuhr dieser Waren verboten hat, um Devisen zu sparen. Weiter hebt der Korrespondent hervor, daß die große Hochseefischereiflotte Hollands nicht aus- zulausen wage, da sie keine Fische, sondern nur englische Minen fischen könnte. Dadurch seien ISOOOSFischer arbeits los geworden. Ebenso litten die holländischen Werften a« Arbeitsmangel. Mussolinis Rede ««diskutabel Schanilose Kriegshetze beherrscht das Bild der britische» Presse Verschiedene englische Zeitungen widersprechen in gehässiger Weise den Feststellungen Mussolinis. Die Blätter meinen im Gegensatz zu aller Welt, daß in Europa leine Grundlage für einen Frieden vorhanden sei, wie England ihn sich denkt. Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Herald* erklärt den mannhaften Worten Mussolinis gegenüber, ein Friede, der auf der Hinnahme eines deutschen Sieges beruhe» sollte, sei für England unmöglich. Mussolinis Rede sei un diskutabel. „Daily Expreß" führt aus, die Besiegung Polens und die Teilnahme der Sowjetunion habe nichts mit den Gründen zu schaffen, um deren Willen Großbritannien Krieg führe. England führe Krieg, um die Regierung Hitlers auszurotten. V) Briessiui gegen VooseveK USA.-Bevökkerung will neutral bleiben Seit dem Zusammentritt des USA.-Kongresses w Washington hat in der amerikanischen Oefsentlichkeit ein gewaltiges Ringen um das Waffenembargo (Aussuhrstelle für Kriegsmaterial) eingesetzt, dessen Ausmaß und Kräfteverhältnis in der kriegshetzerischen, dem Neutralitätsgesetz feindlichen Presse absichtlich falsch wiedergcgeben werden. Die Volksmaffen scheinen sich allmählich bewußt zu werden, worum es geht. Sie schrecken daher vor der Aufhebung des Embargos zurück. Die Isolationisten sind zwar noch in der Minderheit, aber sie scheinen besser organisiert »nd entschlossener als die Inter ventionisten zu sein. In Washingtoner eingeweihten Kreisen wird jetzt bereits eine Wochen-, wenn nicht monatelange Sondertagung vor ausgesagt, deren Ausgang davon abhängt, ob es der Isola- tionsgruppe gelingen wird, durch freie Kongretzaussprache Weiterhin die öffentliche Meinung zu beeinflussen und den zu erwartenden parlamentarischen Manövern der Roosevelt- Anhänger zu begegnen. Wenn auch die Profitgier der In dustrie und der Druck, den sie auf die Regierung und die Volksvertreter ausüben, eine Rolle spielt, so scheint jedoch der Isolationismus im Steigen begriffen zu sein, denn die Flut der Briese, die den Abgeordneten und Senatoren aus ihren Wahlkreisen zugehen und die die Beibehaltung des Embargos fordern, ist ungeheuer. Der Posteingang im Senat in den letzten Tagen brach alle Rekorde und schwankte zwischen 170 000 und 250 MO Briefen täglich. Der demokratische Senator Lucas aus Illinois beispielsweise gab bekannt, datz er täglich 10 000 Protestbriefe erhalten habe und daher wahrscheinlich in das isolationistische Lager übergehen werde. Die beiden großen Chikagoer Zeitungen „Chicago Tribune* und das Hearstblatt „Herald American" haben der isolationistischen Tendenz des Mittelwestens bereits Rechnung getragen und forder» jetzt die Beibehaltung des Ne»tralisiizs- gejetzeH^ . „PolensMrtlchasLslMeimDieMDeM „Breme", Belgrad, stellt in einem Leitartikel über „Po lens Wirtschaftskräfte im Dienste Deutschlands" fest, daß Po len eine große Menge Rohstoffe besitze, die Deutsch land sonst aus neutralen Ländern beziehen müßte. Umgekehrt sei Deutschland jetzt in der Lage, -den ausfallenden Handel Englands auf den Märkten verschiedener neutraler Länder an sich zu reißen. Insbesondere komme Kohle als deutscher Aus fuhrartikel in Frage. Die nordischen, aber auch die Balkanlän der hätten dafür Bedürfnis. Die bisher in Polen hergestell ten Jndustrieerzeugnisfe könnten gleichfalls in größeren Men gen in dtelen neutralen Ländern untergebracht werden. j Der türkische AMtmiMer in Moskm ' Am Montag abend traf der türkische Außenminister racoglu mit seiner Begleitung auf dem Kiewer Bahnhof! in Moskau ein. Der Bahnsteig war mit den Flaggen der Sow^ ietunion und der türkischen Republik geschmückt. Die Abiölung der deutschen Truppen in MaWol Ein Sonderkorrespondent der Moskauer Zeitung „Praw- da" schildert die Uebergabe der Stadt Bialystok, wo die sow-^ jetischen Truppen die dort befindlichen deutschen Truppen ab-> lösten. Am 22. September, so schreibt der Korrespondent, um: 7 Uhr morgens hätten sich deutsche und sowjetische Offiziere, bei Bialystok getroffen und genau die Uebergabe der Stadt besprochen. Der Vertreter des deutschen Kommandos habe de» sowjetischen Regimentskommissar mit allen Einzelheiten der, Lage bekannt gemacht; um 2 Uhr nachmittags hätten dir sowjetischen Wachtposten die deutschen in der Stadt abgelöst, damit die wichtigen Objekte von Sabotageakten geschützt blie ben. Dann habe sich der Einmarsch der Sowjettruppen in die Stadt vollzogen. Vorbeimarsch ttr Brest-Litowfk Vor dem Kommandierenden General eines deutsch« Armeekorps und dem russischen Brigadegeneral Kriwosche» als Vertreter der Roten Armee fand anläßlich der Be setzung der Demarkationslinie ei» Vorbeimarsch deutscher und sowjetrussischer Truppen vor dem ehemaligen Woi» wodschaftgebäude statt. — Bild oben: Die Abnahme der Pomade. — Bild unten: Panzerwagen der Roten Arme^ links tzprn deutsche Krad-Schützen. » ,