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AMMsmchrichte» Ler lowleirulMe Einmarsch und die Neutralen Nach einer amtlichen rumänischen Meldung hat der rumä nische Gesandte in Moskau die Versicherung erhalten, das; die Sowjetunion die rumänische Neutralität be achten werde. Dieselbe Erklärung wurde nach einer amtlichen lettischen Meldung auch dem lettischen Staat von ieiten der Sowjetunion abgegeben. Lettland hat — wie amtlich erklärt wird — leine militärischen Maßnahmen getroffen, außer der Verstär kung der Armee, die bereits am 11. September vorgenommen wurde. Jedoch ist die militärische Bewachung der polnisch-let tischen Grenze neuerdings beträchtlich verstärkt worden und das lettische Heer hat die Grenzkontrolle übernommen. i Litauens NeuttalMspolM Der litauische Ministerpräsident General Eernius hat in einer Rede die Beständigkeit der strikten Netralitätspolitik Li tauens unterstrichen. Wenn neue Maßnahmen für die Verstär kung des Heeres getroffen worden seien, so habe man damit nur an der Verbesserung der Verteidigungsmaßnahmen gear beitet. Gleichzeitig wurde die Einberufung einiger Jahrgänge pon litauischen Reservisten verfügt und die Grenze zwischen Polen und Litauen geschlossen. Die Koniereuz der nordischen Länder In Kopenhagen traten heute die Ministerpräsidenten und Aussenminister der vier nordischen Länder zu der angekündigten Zweitägigen Beratung zusammen. Es wird über die Stellung nahme des Nordens zu den fragen, die sich für Skandinavien und Finnland aus dem europäischen Konflikt ergeben, ausführ lich gesprochen werden. Bei Beginn der Beratung lag allen vier Ländern eine Erklärung der Sowjetregierung vor daß die Sowjetunion den nordischen Staaten gegenüber ihre Neutrali tätspolitik sortsetzen werbe. Polnische Flüchtlinge auch Wer die ungarische Grenze Nach amtlichen Feststellungen hat seit Montag nacht auch im ungarisch-polnischen Grenzabschnitt der Zustrom polnischer Flüchtlinge nach Ungarn eingesetzt. Die ungarische Regierung hat beschlossen, die flüchtende polnische Zivilbevölkerung zu beherbergen. Nach Angaben der polnischen Flüchtlinge beab sichtigen auch polnische Truppen, auf ungarisches Gebiet zu flüchten, so daß von selten der ungarischen Behörden bereits Vorkehrungen für ihre Entwaffnung getroffen wurden. In Ungvar (Uzhorod) fand unter dem Vorsitz des dortigen Negierungskommissars Varon Perenyi eine Beratung statt, die die Organisierung der Weiterbeförderung und Verpflegung der Polnischen Flüchtlinge zum Gegenstand hatte. ! Daladiers FnsMttisusreile Wie die Agentur Havas mitteilt, hat Ministerpräsident Daladier Sonntag um 13 Uhr das Kriegsministerium ver lassen, um sich zu einer Inspektionsreise an dis Ostfront zu begeben. Er ist, wie Montagabend mitgeteilt wurde, um 20 Uhr in das Kriegsministerium zurückgekehrt. In der amtlichen fran zösischen Meldung heißt es weiter, der Ministerpräsident habe feststellen können, daß an der Front „bisher nur geringe Ver luste zu beklagen sind". Die Versorgung der Truppen gehe in zufriedenstellender Form vor sich. k Französischer Dichter verhaftet Der bekannte französische Romanschriftsteller Jean Eieno wurde, wie aus Paris gemeldet wird, wegen „Defaitismus" verhaftet. l Neue Erfindung des Lllgen-Minlsterlums Der Londoner Sender verbreitete die Behauptung, daß ein Rotes-Kreuz-Flugzeug mit einer britisch-amerikanischen Sani- tätsmannschaft an Bord abgeschossen worden sei, als es über Deutschland nach Polen flog. Alle an Bord befindlichen Per sonen, darunter auch Schwestern des Roten Kreuzes, seien ge tötet (?) worden. Das britische Lügenministerlum hat damit nicht nur wie der einmal eine neue Erfindung in die Luft gesetzt, sondern überdies auch schlecht gelogen. Der Londoner Sender hat es sich versagt, auch nur die geringste Andeutung über Ort und Zeit des Abschusses dieses sagenhaften Flugzeuges zu machen. Er hat als Quelle der Nachricht „ein amerikanisches Wohl fahrtsinstitut" angegeben, dessen Name und Sitz dem britischen Lügenministerium sicherlich noch heute unbekannt sind. Es gibt kein abgeschosscncs Rotes-Kreuz-Flugzeug. Keine Bedrohung Frankreichs Frankreich kämpft nur für britische Interessen Die Stockholmer Zeitung „Rationell Tidning" stellt in einem Artikel fest, daß Frankreich niemals seit der Zeit Napoleons einen Krieg mit weniger Veranlassung als diesmal angefangen habe. Es gäbe keinen plausiblen Grund und keine histornche Ursache. Frankreich sei nicht bedroht, zumindest nicht von Deutschland. Tatsächlich sogar sei es nie mals in den letzten 100 Jahren weniger bedroht gewesen. Der Krieg, in den Frankreich nun hineingczogen werde, würde allein im englischen Interesse geführt. Englands Ziel sei, einen neuen und schlimmeren Versaillcs- ,,Frieden" zu schaffen. Im Mürz d. I. habe in London der Irrwahn gesiegt, daß dies im Lebensintereffe des britischen Reiches läge, und deshalb habe man Polen zum Widerstand gegen eine Vereinbarung mit Deutschland getrieben. Weiter heißt es in dem Artikel, daß im Gegensatz zu dem, was die vergiftete Emigrantenpresse der öffentlichen Meinung in England, USA. und Skandinavien einzureden versuche, Deutschland einiger sowie viel stärker und besser vorbereitet als 1914 sei. Der Artikel schließt mit den Worten: „Europas Schicksal hängt davon ab, ob das französische Volk sich von der ideologischen Psychose losmachen kann, sich befreien kann von dem englischen Gängelband." „Deutschland in weit besserer Lage als England" In einem Artikel über die Ernährungslage der krieg führenden Staaten stellt der Wirtschaftsmitarbeiter des Dorpater „Postimees" fest, daß hinsichtlich der Selbstver sorgung England sich in der schlechtesten Lage befindet. Der Verfasser führt dann eine Reihe von statistischen Angaben an. aus denen sich ergibt, daß England von seinem Bedarf an Fleisch, Gemüse, Zucker, Getreide und Butter 50 bis 88 Prozent einsühren muß. Betont wird weiter, daß um gerechnet in Kalorien England den Bedarf an Lebensmitteln aus inländischer Erzeugung nur zu 25 Prozent, Deutschland dagegen notfalls zu 83 Prozent decken könne, so daß Deutsch land sich in einer weit besseren Lage als England befinde. Was im einzelnen die Selbstversorgung mit Fettstoffen an- lange, so unterliege es keinem Zweifel, daß Deutschland sich ebenfalls in einer besseren Lage befinde als England. Blockade Deutschlands schwer durchführbar Die finnische Zeitung „Svens! Botten" untersucht die Frage, ob Deutschland blockiert werden kann, und kommt zu der Ansicht, daß eine Blockade Deutschlands kaum wirk sam sein könne, da nur England, Frankreich und Polen diesmal zu seinen Feinden zählten und nicht die ganze Welt wie 1914. Unter den neutralen Ländern befänden sich so bedeutende wie Italien und Sowjetrußland, die es sicherlich sich nicht nehmen ließen, einen Warenaustausch und Transit handel mit Deutschland zu betreiben. Infolge seiner Autarkie bestrebungen sei Deutschland beute in verhältnismäßig großem Umfange Selbstversorger. Auch dieses trage dazu bei, die Aussichten der Blockade gegen Deutschland noch weiter zu verniindern. KauMorgen in Paris Mit Eintritt der kalten Jahreszeit beginnt man sich In Paris mit der Frage zu beschäftigen, ob Privatwohnungen geheizt werden können. Bekanntlich sind auf Grund behördli- cher Anweisungen sämtliche Kamine und Lüftungen luft dicht verstopft worden, was sowohl die Ofenheizung als auch die Anwendung der Zentralheizung unmöglich macht. Man versucht nun, dieses heikle Problem dadurch zu lösen, die Kohlenheizung durch elektrische Oefen oder Gasheizungen zu ersetzen, was jedoch nur der finanziell bessergestelltcn Be» völkerung zugute kommen würde. 21 Tote bei einem AutobN-AngifiS Zwischen Jerusalem und Tel Aviv ist in der Nähe von Ramleh ein vollbesetzter Autobus bei einem Eisenbahnübergang mit einem Zug zusammengest^ßen. 21 Personen wurden getötet und fünf verletzt. Weitere Einzelheiten fehlen noch. Msyck a-e/rt/s am Heckenschützen sind Mörder! Bcinerkenswerte Feststellungen eines USA-GenerakO In der Massenzeitung „New Porl World Telegram" iml» anderen Blättern des Schripps-Howard-Konzerns prangert der bekannte General Hugh Johnson die Propaganda- berichte des USA.-Botschasters „Toni" Biddle über angeblich mutwillige Bombardierung polnischer Zivilisten an. Der Verfasser beschuldigt das Außenministerium in Washington, an den Originaltelegrammen Biddles „noch herumgedoktert" und „eigene tendenziöse Erläuterungen hin zugefügt" zu haben. Als alter Soldat mit Weltkricgserfahrung stellt Johnson alsdann fest, daß bei der modernen Lustkriegs führung Verluste unter Zivilisten nicht immer vermieden wer den könnten, auch wenn lediglich rein militärische Objekte An griffsziele seien. Johnson fragt, ob etwa e»n Angriff auf eine Munitionsfabrik unstatthaft sei, nur weil die Arbeiter nicht uniformiert sind, oder ob Eisenbahnen, Brücken und Militär- transporte nicht zerstört werden dürften, nur weil vielleicht Zivilisten leiden könnten? Eingehend behandelt Johnson alsdann den Bandenkrieg, für defse Bekämpfung es nur eine militärische Regel gebe. Für uniformierte Soldaten seien Heckenschützen jeder Art Mörder! Ein General könne einfach nicht dulden, daß seiner Obhut anvertraute Soldaten sich wehrlos Heckenschützen aussetztcm Ebenso wie ein innerhalb der eigenen Linien ge fangener Spion stets mit Tod bestraft werde, sei auch im Kamps gegen Heckenschützen die Todesstrafe das einzige wirksame Verhütungsmittel. Gewiß sei cs schrecklich, eincnchein Haus verteidigenden Zivilisten erschießen zu müssen, nur weil er keine Uniform trage, aber tue man das nicht, würde der Krieg ein noch schlimmeres Massaker werden. Unter Anfpielung aus die Veröffentlichung der Biddle- Telegramme durch das Außenministerium fährt Johnson fort, die Amerikaner sollten sich bei der Lektüre von Greuel» Meldungen stets dieses Sachverhalts erinnern. Im übrigen zeigten Beispiele aus der angelsächsischen Geschichte, daß im Glashaus Sitzende nicht mit Steinen werfen sollten. John son erinnert an dis Kriegsmethoden der USA.-Generale Sher man und Sheridan sowie an die Praktiken der britischen Kolonialregierung in Indien, welche gesungene Eingeborene vor Geschützmündungen fesseln und sie in Stücke schießen ließ. Im übrigen wundert sich Johnson, daß allss, was die ameri kanische Oeffentlichkeit bisher vom Washingtcmer Außenministe rium erfuhr, „deutsche Greueltaten" seien und meint ironisch, „die Gegenseite sei vielleicht noch nicht in vollem .Schwung". > ----- --- i ' NsßchsserHex LelpM Mittwoch, 28. September 6 .00: Aus Berlin: Konzert. Dazwischen um 7.M: Nach richten. — 8.00: Aus Berlin: Konzert. — 9.55: Wasserstand. 40.00: Konzert. Marianne Kolb (Alt), das Klavierduo Walter- Thiele und Prndentia Olbrich, die Kapelle Otto Fricke. — 12.00: Aus Berlin: Konzert. — 14.00: Zeit, Nachrichten umd Börse. Anschließend: Musik nach Tisch. (Jndustrieschallplatten und« Aufnahmen des Deutschen Rundfunks.) — 15.00: Aus Berlins Konzert. — 16.00: Konzert. Das Leipziger Sinfonieorchester. Dazwischen um 17.00: Nachrichten. — 18.00: Und wenn's genug geregnet hat, dann hört's auch wieder auf! — 18.35: Klavier» musik, gespielt von Hildegard Timmermann. — 19.00: Volks» lieber. Der Chor des Reichssenders Leipzig. — 19.30: Nach» richten. — 20.00: Die deutschen Meister. Ein Unterhaltungs» konzert. Hugo Kaun. Der Chor des Reichssenders Leipzig, 'das Leipziger Sinfonieorchester und Solisten. — 21.00: Alls Neune! Ein Kegelspiel um Leute von gestern und heute.-—) 2L00 bis 24.00: Aus Berlin: Konzert. - . DeMWlsndsender Mittwoch, 20. September. 6 .00: Aus Köln: Morgenmusik. Das Orchester Herman» Hagestedt. — 8.00: Aus Frankfurt: Froher Klang. — 10.00^ Aus Leipzig: Konzert. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00: Aus Leipzig: Konzert (Fortsetzung). — 14.15: Deutscher Seewetterbericht. — 11.30: Aus Leipzig: Konzert (Fortsetzung). — 12.00: Aus Hamburg: Musik zum Mittag. — 12.55: Zeit zeichen der Deutschen Seeewarte. — 13.00: Aus Hamburg: Musik zum Mittag (Fortsetzung). — 14.00: Aus Hamburgs Musikalische Kurzweil. — 15.00: Aus Hamburg: Konzert. — 16.00: Aus Leipzig: Konzert. — 18.00: Märsche und Lieder. Das Musikkorps des Lehr-Jnf.-Regts. und das Musikkorps eines Flakregiments. — 20.00: Otto Dobrindt spielt. — 22.00: Hausmusik. — 22.45: Deutscher Seewetterbericht. — 23.00: AuS Berlin: Zur Unterhaltung. Tas Kleine Orchester des Reichs» senders Berlin. — 0.00—3.00: Nacbtmmik. Gefühl im Magen, eine Schwäche in den Knien und einen ganz leeren, wie ausgebluteten Kopf. An der Biegung des Korridors stoHert ste über eine kleine Stufe und schwankt . .. Nasch springt ein Herr hin-u, fängt ste auf und be- wahrt sie vor dem Sturz. Einen Herzschlag lang hält Frank, der gekommen ist, der Firma Salfner L Schütz die Angelegenheit Martens zu übergeben, Manja Mierowska in seinen Armen. Der schmale, von braunen Haarwellen um rahmte Kopf ruht an seiner Brust uns die Lippen — ein kleiner roter Mond in der Hellen Nacht Les silbrig blassen Gesichtes — leuchten ihm entgegen. Ein selt sames Gesühl überkommt ihn, das in Ergriffenheit cms- ftrömt angesichts der Hilflosigkeit des Blickes der tiefen 'Veilchenangen, der um Entschuldigung bittet. „Verzeihung .. ." haucht jetzt auch der Mund. „Ist Ihnen nicht wohl, kann ich etwas für Sie tun, mein Fräulein?" „Nein ... nein ... danke ... es ist nichts ..Sie will an ihm vorbei. Bei einer unsicheren Bewegung gleitet ihr Handtäschchen, das sie unter den Arm ge preßt hält, zu Boden. Er hebt es auf und reicht es ihr. Mechanisch ficht e* auf dem abgenützten schwarzen Lackleder die Buch staben „M. Ai." „Danke," flüstert Manja noch einmal und neigt, so wie eben bei Schütz, grüßend den Kopf. Dabei verwehrt sie Frank einen zweiten Blick in ihre Augen. Er muß zur Seite treten, ihr den Weg frei geben, sich vorbei lassen. Fort. Es wird ihm seltsam schwer. Er steht ihr nach und bleibt, als sie um die Biegung verschwunden ist. ein paar Minuten nachdenklich stehen« Dann erst sucht er langsam das Zimmer auf, das durch sein Türschild als Chefbüro Schütz bezeichnet isü Kilian Schütz empfängt den Kunden der ihm von Referent Kaiser, erster und ältester Kraft der Aus kunftei, entsprechend signalisiert worden ist, mit jener besonderen Hochachtung, die einem dollarschweren, von Bankdirektor Siewert empfohlenen Kondensmilchfabri kanten aus USA. gebührt. Salfner würde das natürlich eleganter schmeißen. Tu mutz das mangelnde Weltmannstum durch Fixigkeit ersetzen. Dies scheint ihm auch insofern zu gelingen, als er auf den offensichtlich sehr smarten Aankee ent- schieden etuLu anten Eindruck macht. ,vlmcskkMc«r«c«urr ouucu os<-ur Eisrca. - (17. Fortsetzung) „Regen Sie sich nicht aus, Frau Mierowska. Da Sie es unbedingt wissen wollen, bitte: Die Personalakten jmeiner Angestellten müssen einen lückenlosen Lebens tauf nachweisen. Das ist mein unverrückbarer Geschäfts- Grundsatz, der gerade die Besonderheit meines Unter riehmens als Auskunftei bedingt. Meine Leute, die (Mehr und minder zu Mitwissern vertraulicher persön lichster Angelegenheiten Dritter werden, müssen für Mich durchsichtig sein wie Glas. Ihre Angaben sind aber Mehr als oürftig. Da haben wir gerade Ihren Namen, Nhr Geburtsdatum, Ihren Stand als verwitwet. Mehr Verraten Sie nicht. Nicht mal Ihren Mädchennamen. Schön, ich zwinge Sie nicht. Aber auch mich kann nie mand zur Aufgabe meiner Grundsätze und dazu zwingen, mich mit geheimnisvollen Angestellten zu um geben." Manja Mierowska wird weiß bis zur Stirn, und ihr Blick, eben noch beschwörend auf Kilian Schütz gerichtet, -irrt erloschen an dem Manne vorbei, dessen unerschüt terliches „Nein" ihre letzte Hoffnung ebenso zertrüm mert, wie ihre letzte Widerstandskraft. Die schmalen Schultern fallen nach vorne. In leidvoller Ergebung senkt sich der feine Kopf. Das hat so viel Rührendes, -aß Schütz zu trösten versucht: „Es gibt gewiß Chefs, die nicht diese strengen An sichten haben, oder Haven müssen . . . und Ihre Lei stungen, sowie Ihre Führung sind wirklich äußerst lobenswert . . - Manja erzwingt ein Lächeln, das dankbar sein soll, Wer schwermütig wird. Da tut der dicke Schütz noch ein übriges, indem er sie freundlich zu überreden versucht: „Wenn Ihnen gar so viel an der Stellung hier liegt, entschließen Sie sich doch, mir die notwendigen Angaben tun läßt." Und da sie stumm mit umschattetem Gesicht verharrt, darin ihre Augen verhängt stehen, setzt er in letztem Entgegenkommen hinzu: „Es bliebe natürlich in jedem Falle alles unter uns." Da schüttelt sie den Kopf. Es scheint sie sehr anzu- strengen, denn kleine Schweißperlen bilden sich auf ihrer Stirn. „Sie haben also kein Vertrauen zu mir, Frau Mie- rowska?" „Sie haben kein Vertrauen zu mir, Herr Schütz und — trotz Ihres Berufs — auch keine Menschenkenntnis, wenn Sie glauben, daß ich etwas zu verbergen habe, etwas Lichtscheues, eine Schande, oder . . ." „Ein Geschäftsmann hat nicht zu glauben, zu ver trauen oder nicht zu vertrauen, sondern sich an Tat sachen zu halten. Und tatsächlich verbergen Sie etwas, Frau Mierowsk Verbergen es sogar sehr ängstlich. Warum, das we.^en Sie bei sich selbst sehr --ut wissen. Und was mich anlangt, so bin ich nicht zi^.n Rätsel raten hier, sondern um meinen Betrieb zu leiten." In sinnfälliger Bestätigung seiner letzten Worte schnarrt Herrn Schütz' Tischtelephon. Er nimmt den Hörer ab und spricht in die Muschel: „Ja? ... so, so .. . und durch Direktor Siewert von der Deutschen Bank... gewiß, gewiß ... hm ... Herr Salfner ist natürlich nicht da ... na, es ist gut. . . werde ich ihn halt empfangen, den Herrn Konserven könig aus USA. — was sagen Sie? . . . Milch? Kon densmilch . . . jawohl . . . ist ja aber doch egal, nicht wahr? ... na, schön . . . ich gebe Ihnen in wenigen Minuten das Zeichen ... recht )o ... gut!" Schütz hängt ab, führt sich durch die Haare, rückt an seiner schlecht geknüpften, geschmacklosen Krawatte, staubt sich die Zigarrenasche vom Rockaufschlag. Dann: „Tja, Krau Mierowska, also . . ." „Ich gehe schon, Herr Schütz . . . und ich danke auch ... leben Sie wohl..." Die junge Frau begleitet ihre Worte mit einer Verneigung, deren höflich-gemessener Damenhaftigkeit auch das billige Fähnchen keinen Ab bruch tut, m das die übermittelgroße, geschmeidige Schlankheit Manjas gekleidet ist. Hierauf klappt die Tür ins Schloß, und Herr Kilian Schütz sieht sich allein in seinem Arbeitszimmer. Er schiebt einige Briesschaften, Papiere und Mappen zu sammen und drückt ab-dann auf den roten Klingel knopf seiner Schreibtischtastatur. Indes geht Manja mit schweren, schleppenden Füßen