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Wilsdruffer Tageblatt : 16.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193909167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390916
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-16
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.09.1939
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MMMmchMteu Amerika proklamiert die Wahrung seiner Rechte Ln einer amtlichen Erklärung stellte der Staatssekretär für die Auswärtigen Angelegenheiten Hull in Washington heute fest, daß die Regierung der Vereinigten Staaten keines ihrer Rechte als neutrales Land unter internationalem Gesetz ausge geben habe. Sie habe jedoch durch amerikanische Gesetze ihren Bürgern gewisse Beschränkungen auferlegt, B. hinsichtlich der Benutzung von Schiffen Kriegsführender. S'.e bemühe sich, beim Schutze von Leben und Eigentum der USA.-Büwer größte Sorgfalt walten zu lassen und erwarte, datz sich USA.-Büraer aus möglichen Gefahrenzonen heraushielten. Wenn die Rechte Ler Vereinigten Staaten und ihrer Bürger, die nach internatio nalem Recht bestehen, von irgendeinem der Kriegführenden vsr. letzt werden sollten, so behalte sich die Regierung solche Maß nahmen vor, die am praktischsten und weitsesten erschienen Südamerikanische Staaten gegen alberne englische Lügen Die unsinnige Meldung des Lügenministeriums, daß Deutsch- Wand versuche, sich Flottenstützpunkts in Südamerika zu schaffen, wurde am Freitag von amtlichen Stellen in Argentinien, Brasi lien und Uruguay aufgegriffen. In allen drei Staaten wurde nachdrücklich erklärt, es "sei jeder erforderliche Schritt bereits getan worden, um zu verhindern, daß irgendeine der am euro päischen Konflikt beteiligten Mächte sich Stützpunkte an der amerikanischen Küste schaffen könne. Amerika schafft kein Convoy-System Der amerikanische Staatssekretär für die Flotte erklärte, daß er nicht die Absicht habe die amerikanischen Schiffe in Form eines Eoncov-Systems bei Fahrten über den Atlantik zusammenzufassen. Die amerikanischen Schiffe, so sagte er, wer den so sorgfältig gekennzeichnet werden, daß ein Versehen aus geschlossen ist. Das sei der sicherste Weg, sich zu schützen. Englands Dank an die Juden Von amtlicher britischer Stelle wird mitgeteilt, daß der englische König den Rabbinern in Palästina für die Treuever- ficherung, die sie dem englischen Ministerpräsidenten abgegeben Latten, seinen herzlichen Dank übermittelt hat. Die Rabbiner Latten Herrn Chamberlain mitgeteilt, daß sie für Englands Sieg in seinem „heldenhaften Kampf" beteten und ihm ihren Segen erteilten. Auflösung deutsch-englischer Organisationen Der englische Innenminister hat erklärt, daß die deutsch- englische Kameradschaft und der Anglo-German-Circle aufgelöst worden seien. Das Londoner Büro des Deutschen Akademischen Austauschdienftes sei in Auflösung begriffen und die Zeitschrift „Anglo-German-Review" eingestellt. Australische Kriegsbeteiligung Das australische Kabinett, das als erstes unter den Mini sterien der Dominien sich auf Chamberlains Seite gestellt hatte, hat den Haushalt für Landesverteidigung um 12 MiU^nen auf 45 Millionen erhöht und ferner beschlossen, „für Miniärdienste in Australien und Ueberfee" insgesamt eine Freiwilligenarmee, von 20 000 Mann auszustellen. LSA.-IeMerung für Wie Neutralität Bezeichnendes Ergebnis einer Umfrage. Das amerikanische Gallup-Institut, das es sich zur Auf gabe gemacht hat, die öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten durch Rundfragen in allen Kreisen der Bevölkerung zu ergründen, will in einer über das ganze Land verbreiteten Umfrage ermittelt haben, datz 82 v. H. aller Amerikaner eine Maßnahme der amerikanischen Regierung begrüßen würden, die den Bürgern der Vereinigten Staaten die Benutzung von Schiffen kriegführender Nationen untersagt und ferner, daß ebenfalls 84 v. H. gegen die Entsendung amerikanischer Handelsschiffe in Kriegsgebiete sind. Das Ergebnis der Umfrage zeigt deutlich, daß sich das wahre amerikanische Volk trotz aller Bemühungen der jüdisch- plutokratischen Kriegshetzerclique in seiner überwältigenden Mehrheit für strengste Neutralität einsetzt. Die Gruppe der Isolationisten in USA., d. h. derjenigen Parlamentsmitglieder, die ein Fernhalten Amerikas aus dem europäischen Konflikt wünschen, ist sehr rührig. Senator Bo rah als Führer dieser Gruppe hielt eine Rundfunkrede, in der er scharf gegen die Aenderung des amerikanischen Neu tralitätsgesetzes Stellung nahm, und der demokratische Ab geordnete Barry erklärte in seinem Wahlkreis, daß Amerika in Europa keine Interessen hätte, die ein amerikanisches Blut vergießen wert wären. Ein Ltnteroffizier und ein Gefreiter... Verwegene Husarenstücke deutscher Soldaten. — Die gefangenen Deutschen drehten den Spieß um. — Vier Pioniere brachten 200 Gefangene ein. IMD .... 15. September. P. K. Datz ein deutscher Unteroffizier gemeinsam mit einem Ge freiten eine ganze feindliche Kompanie gefangennimmt, ist in der Kriegsgeschichte wohl noch nicht allzu häufig vorgekom men. Unteroffizier Brehmer war bei dem raschen Vorwärts dringen von feiner Kompanie abgekommen und suchte, zusam men mit einem Gefreiten, wieder Anschluß an sie zu gewinnen. Aus ver Suche nach feinem Truppenteil überschritt er die vor derste deutsche Linie unv sah sich plötzlich mit seinem Beglei ter von polnischer Usbermacht umzingelt. Da den beiden Deutschen kein Ausweg mehr zur Flucht blieb, mußten sie sich gefangengeben. Die Polen, denen nur in ganz vereinzelten Fällen einmal die Gefangennahme einiger deutscher Soldaten gelingt, suchten hier an den beiden Gefangenen ihr Mütchen zu kühlen. Sie fielen über sie her, nahmen ihnen alle Hab seligkeiten ab und rissen ihnen dann noch die Abzeichen her unter. Nur ein Volksdeutscher, der gezwungen in der polnischen Armee Waffendienste leistete, benahm sich anständig gegenüber den Gefangenen und versuchte, ihr Los zu erleich tern, weshalb er ständig in ihrer Nähe blieb. Er konnte es aber nicht verhindern, daß die beiden Gefangenen mit Ket ten aneinandergefesselt wurden. Unter der Be wachung der ganzen Kompanie (!) ging der Gefangenentrans port rückwärts. In diesem Augenblick geriet der Transport in einen Feuerüberfall durch deutsche Artillerie. Das war das Zeichen zu einer allgemeinen Flucht der Polen. Nach allen Seiten auseinanderlausend, suchten sich die polnischen Soldaten vor den Einschlägen der ventfchen Granaten in Sicherheit zu bringen. Das tolle Durcheinander benutzten der Unteroffizier und der Gefreite, sich der Gefangenschaft zu ent ziehen. Der volksdeutsche polnische Soldat befreite beide von ihren Ketten, und nun drehten die Deutschen den Spieß um. Durch ihr energisches Auftreten gelang es ihnen, die Kompanie wieder zu sammeln. Die Polen würden zu Gefangenen der beiden Deutschen erklärt. Trotz ihrer gewaltigen Uebermacht wagten sie es nicht, sich zur Wehr zu setzen, son dern sie befolgten willig die Befehle ihrer einstigen Gefan genen, alle Waffen, die Maschinengewehre, Gewehre, Pistolen und Handgranaten an die beiden deutschen Soldaten abzu- liesern. Die gefangene Kompanie mutzte dann antreten und mar schierte nun unter deutschem Kommando mit sämtlichen Fahr zeugen, Pferden, Waffen und Geräten der vordersten deutschen Linie zu. An der Spitze der langen Kolonne ritt stolz der Unteroffizier Brehmer, der sich aus ein Beutepferd geschwungen hatte, während es dem Gefreiten gelang, den ganzen Trans port zu sichern und ungefährdet in die deutsche Stellung zu bringen. Es gab ein großes Hallo, als der Nnteroffizier wieder bei seiner Kompanie, die ihn schon verlorengegeben hatte, anrückte und dem Kompaniefiihrcr die Polen in Stärke von 180 Mann mit der vollständigen Ausrüstung übergeben konnte. Aehnliche verwegene Taten wurden auch von anderen deut schen Kameraden vollbracht. So brachten vier Pioniere allein 200 Gefangene ein. Leider sind viele Einzeltaten der Oeffent- lichkeit nicht bekannt geworden, da diejenigen, die an ihnen teilhatten, ihre Gefangenen bei den Sammelstellen ablieferlcn und nicht viel Worte von ihren Taten machten. Dieses Ver halten ist wieder einmal typisch für den deutschen Soldaten, der Iren und zuverlässig seine Pflicht erfüllt, ohne viel darüber zu reden. Eine Regimenisfahne und 600 Gefangene Nur ein Zufall führte z. B. dazu, daß die Erbeutung der ersten polnischen Regimenisfahne durch einen deutschen Wachtmeister nicht in Vergessenheit geriet. Wachtmeister Zinke von einer Nachrichtenabteilung war es, der die erste feindlickze Fahne erbeutete und mit nur wenigen Mann Be- gleitung gegen 600 Polen gefangrnnahm <!). Schlicht und bescheiden erzählt der Wachtmeister ohne jede Ruhmredigkeit, wie ihm die erste polnische Fahne in die Hände fiel. Eine Nachrichtenabteilung ist in Marsch auf der Straße von Ostrowice nach Sieno und erhält plötzlich aus einem Waldstück Feuer, das sofort von den Deutschen erwidert wird. Ein polnischer Oberstleutnant tritt aus dem Walde heraus und gibt sich gefangen, wobei er die Bemerkung macht, datz noch einige seiner Leute in dem Waldstück verborgen seien. Der Wachtmeister erhält den Befehl, mit zehn M<nnt den Wald zu säubern. Beim Eindringen in den Wold er halten die Deutschen Feuer. Sie sehen einzelne polnische Soldaten hinter den nächsten Bäumen verschwinden und nehmen ihre Verfolgung immer weiter in den Wald hinein auf. Schließlich werfen die Polen die Waffen weg und kommen mit erhobenen Händen den Deutschen entgegen. Zwsi Mann bleiben zur Bewachung der Gefangenen zurück, wähi rend der Wachtmeister mit den restlichen acht Mann weiter in den Wald eindringt. Heftiges Feuer schlägt ihnen wieder Mx -p-"*sch-n litten sich nicht entmutigen und nehmen das Feuergcfecht so ernergisch auf, daß der Gegner plötzlich die Gegenwehr aufgibt und sich gefangennchmen läßt. Rasch werden die Polen entwaffnet und dann nach rückwärts geschickt. Ehe nicht die Waldparzell« restlos gesäubert ist, will der Wachtmeister nicht zu seinem Kommando zurückkehren. Dieser Entschluß sollte ihm noch eine große Ueber- raschung bringen. Beim weiteren Vorgehen stoßen die Deut schen auf eine neue polnische Abteilung mit einer Reihe von Fahrzeugen. Zwei Maschinengewehre stehen noch feuerbereit. Ein Panzergeschütz und zahlreiches anderes militärisches Material fällt hier den Deutschen in die Hände. Ein polnischer Offizier, der wohl den militärischen Zusammenbruch seines Vaterlandes nicht überleben zu können glaubt, machte seinem Leben durch Erschießen ein Ende, ehe die Deutschen ihn füi gesanaen erklären konnten. Mi der Sichtung der ungeheuren Beute fand man dann die Regimentsfahne des polnischen Infanterieregiments 54. Sie ist im Stile der friederizianischen Fahnen in den Farben Rot-Weiß gehalten und trag! auf der Vorderseite den Wahl spruch des Regiments. Insgesamt fielen an dieser Stelle etwa 500 polnische Soldaten in die Hönde der deutschen Truppen. Auf dem Transport zur Sammelstclle kamen noch weitere etwa 100 Mann dazu, so daß der Wachtmeister mit seinen 10 Mann gegen 600 Gefangene einbringen konnte. Or. Ley besucht schlesischen Bergbau Besichtigungsfahrt im selbstgesteuerten Volkswagen. Reichsleiter Dr. Ley unternimmt zur Zeit in einem von ihm selbst gesteuerten Volkswagen eine Fahrt zunächst nach dem Niedcrlausitzer Brannkohlengebiet und von dort anschließend über Breslau nach Oberschlesicn. Die Fahrt gilt einem der wichtigsten Abschnitte der inneren Front, dem Bergbau, in dem Zehntausende an verantwortlicher Stelle mit ihrer Hände Ar beit sür die Wehrkraft des gesamt Reiches ohne Pause Tag und Nacht tätig sind. Im Betrieb einer Bleierzgrube Bei seinem Besuch im oberschlesischen Industriegebiet fuhr Dr. Ley in Beuchen zunächst zur Deutsch-Blei-Scharley-Grube, in deren unmittelbarer Nähe vor knapp zwei Wochen deutsche Männer gegen die nur wenige Meter entfernte polnische Bunkerlinie anstürmten und erbitterte Kämpfe durchfochten. Von der Betriebsführung der Deutsch-Blei-Scharley-Grube ist die in polnischer Hand befindliche Alt-Blei-Scharley-Grube in Birkenhain übernommen worden. Es war die allerhöchste Zeit, denn die polnischen Ingenieure hatten kurz vorher den Betrieb verlassen und waren geflüchtet. Bei der Uebernahme in deutsche Hand befand sich das Wasser bereits vier Meter im Schacht. Heute ist die Grube mit echt deutscher Gründlichkeit bereits wieder in Ordnung gebracht. Die Förderung des wertvollen Erzes ist bereits wieder in vollem Gange. Die Arbeiterschaft der Deutsch-Biei-Scharley-Grube be grüßte Dr. Ley mit großer Herzlichkeit. Besonders ausführlich unterhielt sich Dr. Ley mit den zahlreichen Frauen, die in der Erzwäsche beschäftigt sind. Nach seinem mehr stündigen Rundgang sprach Dr. Lev im Vsrwaltuuasgcbäude der Grube zu den Block- und Zellenwaltern des Betriebes. Wichtige Beratungen in Rom Italien sichert seinen Lebensmittel- und Rohstoffbedarf Unter dem Vorsitz des Duce haben im Laufe der letzte« acht Tage im Palazzo Venezia in Rom mehrere Beratungen stattgefunden, die der Festsetzung der Bedürfnisse an Lebens mitteln und Jndustrierohstoffen für die nächste Zeit sowie der damit verbundenen Probleme galten. An den Sitzungen haben die Minister für Finanzen, Oeffcntliche Arbeiten, Land wirtschaft, Verkehrswesen, Korporationen, Devisenwirtschaft sowie der Parteisekretär, die drei Staatsfekretäre der Wehr macht, der Präsident für die Kriegsindustrie und der Sekretär des Obersten Verteidigungsrates teilaenommen. tir«csc«-ircLN7LLLNll7'r ovsc» vem^s «vckoav (14. Fortsetzung.) „Nicht doch! Sie -ürfen sich nun beileibe keine Vor würfe machen, liebe gnädige Frau. Es kommt doch im Leben immer wieder vor, daß man meistens erst hinter her gescheit wird, einfach weil man vorher nicht im stande war, eine Entwicklung mit allen ihren Folgen abzusehen. Also bitte, sich jetzt mit keinem „hätte" un- „wäre" zu belasten, das heute doch zu gar nichts nütze sein kann. Ich werde aber dieses Fräulein Hedwig Sohm jedenfalls mit zu den Angaben notieren, aus deren Grund dann Salfner L Schütz ihre — hoffentlich -recht ersprießliche — Tätigkeit entfalten werben? „Die Sohm ist eine gute Seele gewesen? erzählt Frau Brigitte weiter. „Sie hat zwar auch nur spär liche und recht kurze Nachrichten gegeben, abwechselnd mir und Elsbeth nach Dresden. Aber aus allem ging doch stets ihre ehrliche Zuneigung für Marta hervor. Allerdings ebenso auch der schwere Stand, den sie mit Martens hatte, der sich immer mehr und mehr zum Sonderling entwickelte. Wahrscheinlich hat Matta es dann — allein mit dem Vater — erst recht schwierig gehabt." Frau von der Esche seufzt. „Man hätte sich vielleicht doch energischer um Armgards Kind kümmern sollen ..." „Liebste gnädige Frau, ich bitte nochmals allerherz- lichst, sich nicht in diese ungerechtfertigten und unfrucht baren Selbstveschuldigungen zu verlieren." Herzlich und ehrerbietig zugleich bettet Frank bte wel ken, kühlen, nervösen Frauenfinger zwischen seine großen, lebenswarmen Hände. Es mutz eine unmittel bar starke Beruhigung von ihnen ausgehen, welche Frau Brigittes leidende Miene sogleich erhellt. Frank nimmt das mit einem frohen Nicken zur Kenntnis und versichert überzeugend: „Verlassen Sie sich auf mich und darauf, daß ich alles bestens in Ordnung brinaen werde." „Sie können unglaublich viel Zuversicht einflößen, lieber Frank." „Das kommt daher, weil ich eine große Uebung darin habe," lacht er nun knabenhaft. „Nämlich von meiner Mutter her. Der mußte ich auch erst mühselig ein kon struiertes Schuldbewußtsein ausreden. Sie zieh sich schwerer Unterlassungssünden ihren drei Freundinnen und deren drei Marien gegenüber und fand erst dann einigermaßen Beruhigung, als ich die Sache in meine Hände nahm." „Es sind gute Hände," bemerkt voll Herzlichkeit Frau von der Esche, ihre Finger daraus losend und über Franks Rechte streichend. Dann hört sie mit verständnisvollem Herzen auf das, was Frank mit seiner guten, warmen Stimme von Marias Herzeleid während des Krieges erzählt. Wie er die innere Einsamkeit der reichen Mistreß Howard schildert, nm Verstehen werbend für deren Heimweh und Sehnsucht nach ihren deutschen Freunden. „ ... so ist sie zwangsläufig zu einer passiven Natur geworden, zu einer stillen Dulderin. Etwas in ihr ist zerbrochen, so daß sie nicht fähig ist, selbst zu handeln." „Zum Gluck hat Maria ja Sie, lieber Frank," kommt es mit innigem Gefühl aus Frau Brigittes aufnahme bereiter Seele. „Oh, der arme Waisenknabe müßte mehrere Leben leben dürfen, um einigermaßen abtragen zu können, was diese edle, gütige Frau an ihm getan hat! Zu nächst bin ich so glücklich, ihr die Freude zu bereiten, Joe mit hinüberzubringen . . ." Frank hat die letzten Worte mit sich senkender Stimme gesprochen. Nun entsteht eine Stille, die sekundenlang den Raum — dieses gemütliche Wohnzimmer -er Esches — erfüllt. Das Schweigen lädt sich mit Erwartung. Daraus springt Frau Brigitte eine gewisse Unruhe an. Um sich von diesem Gefühl zu befreien, will sie Tee in die Schale ihres Gastes nachfüllen. Porzellan und Silber klirren aneinander. Frank nimmt behutsam Tasse und Kanne aus den ein wenig fahrigen Frauenhänden und sagt beruhigend: „Wir müssen ja nicht gleich . . . nicht heute davon sprechen. Ich bleibe noch eine Zeitlang hier und da wird sich dann schon die rechte Stunde finden, auch über die Zukunft Ihrer Kinder zu beratschlagen." Frau Brigitte muß an ihres Sohnes praktische Er wägung denken, die ihm — kaum, daß er vom Besuch -es jungen Howard erfahren batte — -ie Hoffnung aussprechen ließ, der reiche Amerikaner möge auch ihm, ähnlich wie Reinhardt, weiterhelfen. Da steigt dis Scham ob folcher Gedanken in ihr hoch. Mit verschleiere ter Stimme fragt sie leise: „Wollen Sie sich damit belasten, Herr Howard?" „Aber gnädige Frau!" Ehrliches Erstaunen un- große Traurigkeit schwingen in Franks jähem Ausruf? so, daß Frau Brigitte sich beeilt zu versichern: „Bitte ... bitte ... ich will Sie gewiß nicht verletzen, aber ebensowenig möchte ich Sie behelligen ..." „Sie tun weder das eine noch das andere, liebe, ver« ehrte gnädige Frau. Einfach weil dies ganz unmög lich ist. Denn: so wie ich mich, voll Dankbarkeit für Ihre große Güte, zu Hause fühle hier bei Ihnen, ganz genau so ist es qnir Herzensbedürfnis, Ihnen irgendwie gefällig sein zu dürfen." „Das, was Sie, lieber Frank, für Elsbeths Sohn und meine Kinder tun wollen, das sind schon keine „Ge- Miakeiten" mehr. Das sind .. ." „Wir wollen nicht um Worte streiten. Ich bitte Si« nun herzlich, nichts anderes in mir zu sehen, als -aS Werkzeug Ihrer Freundin Maria." „Das kann ich nun schon nicht mehr," erwidert di« Frau mit einem feinen Lächeln, das anklingt an di« entzückende Schelmerei der jungen Brigitte, welche den Freundschaftstreueschwur ausgetauscht hat mit Maria- Elsbeth und Armgard. Ueberrascht steht Frank auf diese verhalten lächelnden Lippen, welche die Schmer zenslinie um den Mund verwischen und nun nochmal wiederholen: „Nein, das kann ich leider wirklich nicht mehr. Denn dazu habe ich Sie um Ihretwillen schon viel zu lies gewonnen, Frank." „Das ist mehr als ich zu hoffen wagte" erwidert er mrt der ihm eigenen, liebenswürdigen Mischung von Kindlichkeit und Ritterlichkeit, mit der er Frau Bri gitte vom ersten Augenblick an begegnet war uv- sie auch sofort gewonnen hat. „Und daraufhin werde ich nun feste sündigen." Nun lachen sie beide. Hell und silbern bte zarte Frau, unter deren früher Verblühtheit heute so manche Er innerung an einstige Jugendreize aufstrahlt. Jungen haft der große, stattliche Mann, der solch behutsame Art hat, mit ihr umzugehen. „Jetzt kriege ich es aber tatsächlich mit der Angst? knüpft Frau Brigitte an Franks letzte, lustige Drohung an. ' " Romam auf-er L Sestej
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