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Wilsdruffer Tageblatt : 11.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193909114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390911
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-11
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.09.1939
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'Was nun die Rohstoffe anbetrifft, so sagt man, wir seien das rohstoffarmste Land der Welt. Volksgenossen! Es gibt eine ganze Anzahl von Rohstoffen, die ivir nicht besitzen. Gewiß. Aber es sind in der Welt immer noch zwei Urroh stoffe, die entscheidend sind: Kohle und Eisen. Kohle be sitzen wir sehr viel, und seit wenigen Tagen besitzen wir davon noch erheblich mehr! (Erneuter stürmischer Beisall.) England ist nicht mehr in der Lage, seine Kohlen zu exportieren. Wir aber sind in der Lage, unsere Betriebe bis zum äußersten mit Kohle zu versehen und darüber hinaus noch Kohle in ge nügendem Maße zu exportieren, um andere Dinge hcreinzu- bekommen. Wo der Pole nur zehn Prozent ansgenutzt hat, werden wir bald eine Ausnutzung von hundert Prozent haben. Ich erinnere hier nur an die Erdölfelder, die in Gali zien liegen. Ich erinnere an die Kornkammern in der Provinz Posen und ebenfalls in Galizien. Ich erinnere an das gewaltige ost oberschlesische Industriegebiet, das ja auch nur von Deutschen einmal aufgebaut wurde. M jedem Jahr werden wir starker Alles das haben wir in der Tasche, und es kommt noch lmehr hinzu. Diese Gebiete liegen überdies noch ziemlich weit 'weg von den Flugzeugbasen unserer Gegner. Man kann also chicht sagen, wir seien durch den polnischen Feldzug in unserer ^Wirtschaftskraft geschwächt worden. Nein, meine Arbeits- ^kameraden, wir sind unendlich gestärkt worden. Selbst verständlich gibt es aber andere Dinge, die wir nicht haben oder nur schwer erhalten können. Deshalb ist der sparsamste Einsatz aller dieser Dinge notwendig. Hier muß nun alles mithel-fen. Vor allen Dingen appelliere ich noch einmal an .«nsere Erfinder. Wenn man sagt, ein jahrelanger Krieg mache uns schwächer, so kann ich nur antworten: Nein! Es ist ganz logisch: Was wir im Vierjahresplan begonnen haben, Ammtt nun zur steigenden Wirkung. Schon jetzt haben die ersten Fabriken und Hydrierwerke mit der Großproduktion begonnen, im Jahre 1940 kommen die nächsten. Mit jedem Jahre werden wir stärker und wider standsfähiger, da bann die Ernte kommt von dem, was wir in diesen Jahren gesät haben. Alle anderen Dinge, auf die wir bisher Rücksicht nehmen Wichten, weil wir im Frieden waren, die stellen wir jetzt zu rück. Jetzt geht es nur auf dem Rüstungssektor, und jetzt geht es erst richtig los. Und das werden Sie erleben: wenn Wir bisher soundso viel Hunderte von Flugzeugen im Monat gemacht haben, dann werden wir im nächsten Jahre erheb- «ch mehr machen und im übernächsten Jahre noch viel mehr Ms im vergangenen. Das kann ich bestimmt nicht nur dem deutschen Volk, sondern vor allen Dingen auch England vcr- sprechen, daß ich das halten werde. (Lebhafter Beifall.) Ich möchte nun mein deutsches Volk bitten, das, wgs wir deutsche Werkstoffe nennen, nicht mit dem zu vergleichen, was wir einst im Weltkrieg Ersatzstoffe nannten. Es ist mög lich, daß ein Anzug aus Zellstoff — besonders wenn wir jetzt Zellstoff auch aus Kartoffelkraut machen — vielleicht nicht so haltbar ist. Er ist bestimmt haltbarer als der Papieranzug von 1918. Aber immerhin, ich will das ganz offen anssprechen: Ist denn das das Entscheidende, Volksgenossen? Nein, Jetzt kommt es auf das Leben unseres Volkes an, und das andere ist ganz gleichgültig. (Beifall.) Man lese sich einmal durch, was England, das reiche Britannien, das über alle Rohstoffe der Welt verfügt, für Einschränkungen macht. Sie haben Rohstoffe, aber sie haben sie nicht bei sich, meine Volksgenoffen, sondern die Rohstoffe lagern in allen ihren unterworfenen Kolonien, und die Rohstoffe müssen überall mit Schiffen erst nach England gefahren werden, und jedes Schiff, das dort nicht ankommt, bringt keine Rohstoffe mehr. (Leb hafter Beifall.) Wir werden uns einschränken, meine Hexren Engländer, und wir werden jetzt nur einen einzig en Gedanken haben: daß ihr uns nicht noch einmal einen „Frieden" von Versailles auferlegt! Das ist der einzige Gedanke, den wir ganz bestimmt haben und dem wir alles andere unterordnen werden. (Stürmischer Beifall.) Blockade damals und heute Nun ist es aber doch noch ein großer Unterschied zu der Blockade, mit der sie damals Frauen und Kinder umgebracht haben. Die Blockade haben sie damals sehr scharf führen können. Warum? Sie blockierten erstens einmal die Weltmeere, so daß wir keine Stoffe irgendwie hereinbekommen konnten, von Uebersee. Aber nicht nur der Engländer blockierte uns im Westen, sondern es blockierte uns auch der Russe im Weltkrieg im Osten. Im Südosten hatten wir auch Feinde. Im Süden aber hatten wir damals auch durch die falsche Politik unserer IMS yemo. Also wir waren vomg emgescylosfen. Dazu waren wir im Innern nicht dagegen vorbereitet. Heute ist es nun anders, heute sind wir erstens vorbereitet. Aber nun zweitens: wie sieht denn nnn der Blockadering aus? Meine Volksgenossen: die Blockade ist ver dammt dünn; sie geht von Basel bis Dänemark. (Heiterkeit und stürmischer Beifall.) Im Norden können sie uns nicht blockieren. Im Osten können sie uns nicht nur nicht blockieren, sondern da haben wir gerade günstige wirtschaftliche Abschlüsse getroffen, die uns außerordentlich helfen werden. (Erneute Heiterkeit und immer wiederholter stürmischer Beifall.) Denn wenn sie schon der Meinung sind, daß wir keine Rohstoffe haben: daß Rußland keine hat, können sie mit dem besten Willen nicht behaupten. (Erneute Heiterkeit und stürmische Zustimmung.) Deutsch-russische Verständigung Daß hier die Verständigung wirklich eine richtige nnd tlef- tzehende ist, das wißt ihr. Hier mag jeder von uns seine eigene Lache machen. Wir machen unseren Nationalsozialismus, dir wache« ihren Kommunismus, da wollen wir uns gegenseitig sticht hineinmischen. Im übrigen find wir zwei große Völker, die miteinander Frieden haben wollen, die den Frieden jetzt fest- gelegt haben, die den Frieden halten werden, und beide Völker find vor allen Dingen nicht mehr so dumm, sich für Englands Rechnung gegeneinander die Köpfe einschlagen zu lassen. (Stürmischer Beifall.) Aber nicht nur Rußland wird uns mit seinen Rohstoffen beliefern können, ich habe schon gesagt, daß wir nun auch über den polnischen Wirtschaftsraum verfügen und schließlich auch mit dem Südostraum ln Frieden leben. Auch in; Sttdost- raum gibt es heute nicht mehr genug Dumme, die sich für England Magen. Das ist überhaupt der Unterschied. Eng land hat vergessen, daß die Welt durch den Weltkrieg etwas klüger geworden ist. Weder die Rumänen noch die Jugo slawen noch sonstige Völker sterben gern bis zu ihrem letzten Mann für Englands Reichtum, sondern sie bleiben neu tral. Sie bleiben neutral, weil sie vernünftig sind, und sie bleiben auch neutral, weil dies ihren Interessen am besten entspricht und weil sie wissen, daß Deutschland sie nicht er obern will, wie das die englische Lügenpropaganda behauptet. (Stürmische Zustimmung.) rrever den Süden brauche ich nichts zu sagen, dort sind setzt unsere Freunde. Wo ist denn nun die große englische Blockade? Sie können uns heute lediglich die Dinge, die wir aus Uebersee beziehen, zu stoppen versuchen. Aur noch eine Front yrrven nver WDO N 0 cy S Front. Und das ist das Entscheidende, deutsche Volks genoffen, das müßt ihr euch immer wieder klarmachen, wenn euch die Erinnerung an den Weltkrieg kommt. Ich verstehe durchaus, wenn dieser oder jener beklommen wird und sagt: Herrgott, wir haben jetzt wieder einen Krieg gegen alle Völker, der wieder viele Jahre dauert, mit allen entsetzlichen Einschränkungen und der Not usw., dann, bitte, werdet ein mal fünf Minuten ganz ruhig und überlegt euch ganz nüch tern die Lage, wie sie damals war und wie sie heute ist, und ihr werdet plötzlich erkennen: Das ist ja nicht dasselbe; nur das Theater, das England euch vormacht, ist das gleiche, aber die tatsächliche Lage ist nicht die gleiche. England hat es nicht fertiggebracht, die ganze Welt wieder gegen Deutschland aufzuputschen. Wir haben nicht einen Drei-, Vier- oder Fünffrontenkrieg wie damals. Wir mußten damals 3800 Kilometer verteidigen, heute sind eS nur 250. Diese 250 Kilometer sind aber nicht eine Front von Schützenlöchern und Granattrichtern, sondern ein eiserner Wall von Hindernissen, Bunkern und Festungs werken, der undnrchbrechbar ist. Außerdem — von den Franzosen wollen wir ja nichts, Wir wollen ihnen ja nichts wegnehmen! Wir haben ihnen die Grenze ein für allemal garantiert. Wenn der Franzose aber natürlich absolut glaubt, sich bis zum letzten Franzosen für England schlagen zu müssen, dann ist das seine Sache, aber nicht unsere. Verteidigen werden wir uns, darauf könnt ihr euch verlaffen! Aber angreifen? Warum denn? Wir haben ja gar nichts dort zu suchen. (Lebhafter Beifall.) Dort, wo wir angreifen mutzten, haben wir an gegriffen, und zwar so, wie noch nie! (Anhaltender stürmischer Beifall.) MH-VeW für Me Also die Rohstoffe, die wir brauchen, sind gesichert. Die Produktionswerkstätten haben wir. Soweit wir sie nicht haben, werden sie geschaffen durch Umftoaung, durch Erweiterung, durch Neubau. Jetzt kommt cs auf den Einsatz au, und zwar auf den Einsatz der arbeitenden Front. Hier mutz das ganze Volk aufstehen und das ganze Volk sich jetzt einsetzcn. Es gibt jetzt nicht mehr nur einen Mob Befehl für den Soldaten zwischen dem und dem Jahrgang, sondern heute gibt cs einen Mob-Befehl für jeden DrutWen, sobald er 16 Jahre alt ge worden ist, Mädchen wie Junge. Jeder steht von diesem Augenblick ab im Dienst der Retchsverteidigung, ob alS Mutter in der Erziehung der Kinder, ob als Arbeiter am Schraubstock oder als Mann draußen am Maschinengewehr — das ist gleichgültig —, oder ob Vie Jugend eingesetzt wird zu dieser oder jener nützlichen Arbeit. Jeder steht im Dienst, über «ns steht das Reich, und das Reich wird erhalten werden. (Lebhafter Beifall.) Die Jugeno rufe ich ebenso aus. Sie wird sich, das weiß ich, mit Leidensckmft und mit heiliger Begcist'- M»a i« de« Dienst der Sache stellen. Gin Wort an die Frauen Ein besonderes Wort aber möchte ich den Frauen sagen. Wenn Krieg ist, so liegt auf den Frauen der schwerste Teil des Krieges. Sie sind die stillen Dulderinnen, sie tragen das Schwerste, denn ihre Männer und i«- Söhne stehen draußen und sie bangen im Herzen um sie. Da ist das Schwerste, was ein Mensch überhaupt zu ertraaen hat. Wir wissen, daß die deutsche Frau auch diesmal wieder den aller allerschwersten Teil des Krieges zu tragen hat. Wir wissen aber auch, daß die deutsche Frau weiß, worum es geht, und daß, wenn auch schweren und blutenden Herzens, auch sie bereit ist, das Opfer, das unbedingt notwendig ist, auch unbedingt zu bringen. Daß ihr dafür nicht nur der Dank, sondern auch die Hochachtung der ganzen Na tion sicher ist, das wissen sie, und was hier von uns getan werden kann, um gerade diesen Frauen die Lage zu erleich tern, wird ebenfalls geschehen. Die Mädchen aber sollen verstehen, daß auch an sie nun im Ernst der Stunde appelliert Wird. Hier rufe ich die deutsche weibliche Ju gend auf, hier sollen die Mädchen eintreten und helfen, die Frauen und Mütter zu unterstützen und immer daran zu denken, daß die Frau, die die meisten Kinder hat, dem Vater land auch das meiste gibt. So rufe ich sie alle auf, Mann für Mann, Frau für Frau, Jungens und Mädels. Wenn man uns den Krieg aufzwin gen will, gut! Dann werden wir uns verteidigen. Dann muß aber xeder wissen, daß nun in Zukunft die Lüge vorbei ist, als ob der Krieg nur gegen eine Klaffe oder eine Kaste geführt wird. Das haben wir ja erlebt. Nein, Volksgenossen, entweder lebt Deutschland und damit alle, oder es stirbt, und damit stirbt jeder einzelne für sich, wo er auch steht, wieviel er auch besitzt oder welchen Berits er hat. Soldaten an der Waffe - Soldaten an der Maschine Man kann nie mehr uns wcismachen, daß es hier darum geht, eine Schicht zu beseitigen, sondern es geht hier darum, den Kampf gegen das ganze deutsche Volk zu führen. Hier verlange ich nun von allen, die in der Heimat bleiben: so wie die Front steht, eisern und pflichtbewußt, so steht auch die Heimat, sie läßt sich nicht mehr von der Front beschämen; sie stärkt der Front das Rückgrat, statt es ihr zu zerbrechen. Wenn die Front so steht, mutz sie wissen: hinter ihr steht eine Heimat, bereit, alles zu geben, was sie nur zu geben vermag, um drautzen dem Kämpfer die furchtbare Arbeit vor dem Feinde, vor dem Tode zu erleichtern. So gibt es zwei Soldaten heute, den Soldaten an der Waffe und den Soldaten an der Maschine. Ihr alle seid Frontkämpfer. Nur der Platz, wo der Führer euch hinstellt, ist verschieden; die Pflicht und die Verantwortung aber bleiben die gleiche, und jeder muh wissen, daß es auch aus jeden einzelne« ankommt. Glaube doch keiner mehr, daß er sich ausnehmen kannl Wer da glaubt, daß er sich ausnehmen kann, beiseitestehen kann, als ob ihn die Dinge nichts angingen, wird bald erkennen müssen, wie das Voll ihn nicht mehr kennen will, wie man ihn nicht mehr haben will. Wir sind jetzt eine verschworene Gemeinschaft — so hat der Führer gesagt, und wer hier nicht unter uns in dieser verschworenen Gemeinschaft stehen will, der mag hinausgehen, der mag die Lumpen und Verräter verstärken, die jetzt in deutscher Sprache die Flugzettel des Feindes verfassen. (Stürmische Zustimmung.) Wir können uns glücklich schätzen, wenn alles das, was Verrat und Gemeinheit im Herzen trägt, sich beim Feinde zusammentut. Wenn heute die Flugblätter, die englische Flug zeuge abwerfen, in eincin richtigen Deutsch verfaßt sind, so ist das ein Zeichen dafür, daß nicht ein Engländer sie ge schrieben hat, sondern daß sie von einem jüdischen Emigran ten oder von Leuten vom Schlage eines Herrn Treviranus oder Brüning oder wie sonst die Gesellschaft heißt, im eng lischen Auftrage geschrieben wurden, also von Verrätern, die heute beim Feinde stehen, um Deutschland zu vernichten, in dem sie dem deutschen Volke vorspiegeln, es ginge nur gegen Hitler und nur gegen den Nationalsozialismus. (Stürmische Ruse: Pfui!) Sie sind ausgestoßen aus unserer Gemeinschaft, und zu ihnen mögen die sich finden, die jetzt nicht ihren Mann stehen wollen, Seite an Seite mit dem ganzen Volke. Das hat der Führer klar ausgesprochen, und ich spreche es auch noch einmal aus: Wer sich am Frontgedankcn versündigt, der muß zerbrechen. Es ist besser, der einzelne zerbricht, als daß die Front zu brechen droht. (Lebhafte Zustimmung.) Ihr versteht, daß ich unendlich glücklich bin, daß der Führer mir wieder diesen verantwortungsvollen Auftrag ge- geveu hat, nicht nur - meine stolze, kühne Lustwaffe führen zu dürfen, sondern auch die Front in der Hel« mat, und damit einen entscheidendsten Teil zusammenzu- führen und zusammenzuschweißen und in die richtige For mation einzustellen. Dieser Ministerrat, der für die Reichs» Verteidigung gebildet ist, ist das Gremium, in dem schließlich alle die Dinge gemacht werden müssen, die not wendig sind, um die höchste Kraft der Verteidigung auf allen Gebieten herauszuholen. Ihr müßt immer überzeugt sein: Bevor ich irgend etwas unterschreibe, überlege ich mir ganz tief und eingehend: 1. ob es wirklich notwendig ist, 2. ob es s o notwendig ist, und 3. ob ich irgend etwas tun kann, um die Bürde für den einzelnen zu erleichtern. Ihr müßt aber auch noch ein Zweites verstehen: Es kann nicht alles vom ersten Tage an wunderbar sein, schließlich mutz sich alles erst einspielen. Ihr Luftschutzwarte und alle, die ihr im Luftschutz steht, ihr seid dazu da, eure Pflicht zu tun, das Volk vor den Einwirkungen eines Luftangriffes möglichst zu schützen; aber ihr seid keine Feldwebel, das Volk zu drillen, sondern ihr habt voranzugehen m der Hilfsbereitschaft. Jhx habt nicht einen anzuschnauzen, sondern ihr habt ihm klarzumachen, warum er jetzt in die Keller gehen soll. (Lebhafter Beifall.) Es ist ganz klar, das sagte ich schon, es werden jetzt des öfteren noch Nachtwarnungen kommen. Ich bin heute nacht auch auf gestanden. (Heiterkeit.) Ich weiß ganz genau, es ist gar kein Flieger da gewesen. Aber es ist doch verständlich, daß sich die Leute auf ihren gewiß nicht leichten Posten erst einexerzieren müssen. Man wird mit der Zeit die Sirene nur dann heulen, lassen, wenn wirklich Flieger da sind. Günstige Grnahrungslage So ist es auch mit anderen Dingen, Ernährung, Karten-' system, Bezugscheinen. Ich habe die Sachen einmal so an laufen lassen, wie sie vorbereitet waren, und wir wollen jetzt sehen, wie die Praxis sich abspielt und wo man Verbesserungen machen kann. Also das geschieht fortlaufend. Wenn ich die Ernährungslage überblicke, so ist sie doch recht günstig, und zwar aus folgenden Gründet,. Das Entscheidende in der Er nährung ist und bleibt immer das Brot, also das Getreide, Korn und Mehl. Und hier hat der Allmächtige uns wirklich gesegnet. Zwei dicke Ernten haben wir im Vorrat. Ihr wißt selbst, wie heute überall die Räume freigemacht werden müssen, um das Getreide aufzunehmen. Wir stehen so, daß wir an sich gar keine Beschränkungen, gar keine Karten für Brot und Getreide brauchten. Ich bin aber hier ein vorsorglicher Hausvater und denke weiter. Ich gebe deshalb rechtzeitig die Karten heraus, und zwar so, daß jeder mit seiner Brotration satt werden kann. Der Unterschied zu den Brotkarten im Kriege ist nämlich der: damals kam die Brotkarte, als nichts mehr da war und man immer mehr abknappcn mußte. Wir führen Brotkarten ein, wenn genug da ist. Auf diesem Gebiet, das kann ich euch versichern, wird keine Panne eintreten und wenn der Krieg Jahre dauern sollte. Beim Fleis-ch ist es nicht ganz so einfach. Das hängt auch viel von der Saison ab. Auch hier werden wir dafür sorgen, daß alles geschieht, was geschehen kann. Ihr müßt dabei bedenken, daß selbstverständlich auch sehr viel Fletsch für Konservemangelegt werden muß für die Män ner im Feld draußen. Wenn ihr mal die Statistiken ver gleicht, werdet ihr feststcllen, daß heute der einzelne — also pro Kopf — sehr viel mehr Fleisch und Fett ißt als vor dem Weltkrieg, als beispielsweise 1910 bis 1912. Die Hauptsache ist: gewisse Menschen müssen ein bestimmtes Quantum haben. Das jetzt richtig zu organisieren, daß die Schwer arbeiter auch gut zu futtern kriegen, das ist die entscheidende Sache, und das werden wir machen. Der, der nichts zu tun hat, verbraucht weniger Fett. Der andere, der schwer zu schaf fen hat, der braucht mehr Fett und mutz das bekommen. Eben so ist es mit der Milch, Milch brauchen in erster Linie Kinder und kinderreiche Mütter. Also die müssen das bekommen, die muffen hier besser gestellt werden als ein Junggeselle, der sowieso keine Milch trinkt. (Heiterkeit.) Aber das Komische ist, wenn einer bis heute die Milch geradezu verachtet hat, der nur seine Molle kannte, der verlangt auf einmal Milch. Bei den Eiern ist es auch nicht anders. (Große Heiterkeit und Zustimmung.) Zeder muß Selbstdisziplin üben Ich möchte vor allen Dingen auch eins vermeiden: ich überlege mir gerade mit meinen Mitarbeitern, wie wir das unnötige Schlange stehen vermeiden, damit wir hier einen richtigen Ablauf finden, wie jeder sein richtiges Quan tum bekommt, das ihm zusteht nach Möglichkeit zu verschie denen Zeiten, so daß dieses lange Anstchen der Frauen nicht nötig ist usw. Ich möchte aber auch meine Ermahnung hier an die Herren Fleischer und anderen Geschäfts inhaber richten, daß sie m dieser Zeit sehr freundlich find (stürmische, immer wieder sich erneuernde Zustimmung), und nicht glauben, daß sie sich jetzt dicke tun können und vor allen Diilgen auch, daß sie sich nicht zunächst einmal als Selbstver sorger ansehen, auch hier Disziplin walten lassen und immer daran denken, daß sie im Dienste des Volkes stehen. Ich werde hier sehr böse und sehr ärgerlich werden, wen« ich höre, daß Geschäftsinhaber da oder dort nicht ihre Pflicht tun. Sie sind jetzt im Dienste des Volkes. Der eine soll drau ßen nicht maulen, und der andere soll drinnen nicht schimpfen. (Lebhafter Beifall.) Dazu gehört nun auch, datz Selbstdisziplin geübt wird, meine lieben Volksgenossen. Das gilt vor allen Dingen für die Verkehrsdisziplin. Wir müssen verdunkeln. Also muß man achtgebcn, wenn man über die Straße läuft. Aber der Kraftfahrer mutz auch achtgebcn. Ich werde mich überhaupt sehr auch dafür interessieren, was für Wagen jetzt gefahren werden. In dieser Zeit fährt man nicht mit große« Wagen, sondern nnt kleinen mit geringem Benzinverbrauch, nnd am allerbesten, man sährt überhaupt nicht, außer, wo es notwendig ist. (Beifall.) Ich freue mich feststellen zu können, daß die breite Masse des deutschen Volkes diesmal die richtige Würde be wahrt und den richtigen Ernst verstanden hat und datz es nur einige wenige waren, die sich auf das Hamstern ver legten. Im übrigen, gerade wenn cs einige wenige sind, so kennt man die ja, und ich betrachte jeden Hamsterer nur als einen weiteren Vorratsraum für mich. (Lebhafter Beisall und Heiterkeit.) Wenn es notwendig ist, werde ich an diesen Vorrats raum genau so Herangehen wie an jeden anderen. (Erneuter starker Beifall.) Vor allem aber eins, meine Volksgenossen: das muß jetzt als ein eisernes Gesetz über nns stehen: ein Verbrecher ist, wer aus der Not des Krieges und des Volkes privaten Rutzen zieht. (Lebhafter Beifall.) Verdienen wird jetzt weder grotz noch klein geschrieben. Jetzt heißt es: die Pflicht tun und sonst nichts. Der Begriff des KriegSschicbers deS Weltkrieges wird in Deutschland nicht wieder auferstehcn, so wahr ich hier vor euch stehe. (Anhaltender lebhafter Beifall.) Wenn alle opfern müssen, dann können nicht einzelne Nutznießer dieser Opfer sein. Wenn ich harte Maßnahmen habe ergreifen müssen, f» habe ich sie getroffen für das Reich, für die Gesamtheit des Volkes, aber nicht für einzelne oder einen einzelnen. Die Zeit, wo die Juden in den Kricgsämtern gesessen haben,, ist vorbei: die Gemeingefährlichen fitzen hc»te im Konzentra-' iionslager.' (Stürmischer Beifall.) Wir brauchen nichts zu verheimlichen Das deutsche Volt muß immer wissen, worum es geht. EL wäre kalsch. dem deutschen Kolk etwas zu verüeimli«»^
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