Volltext Seite (XML)
Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 207. Mittwoch, den 6. September 1939. Soldaten am Arbeitsplatz In dem Aufruf, den der Führer an das deutsche Volk richtete, heißt es unter anderem: „Wenn der Soldat an der 'Front kämpft, soll niemand am Krieg verdienen. Wenn der Soldat an der Front fällt, soll sich niemand zu Hauss, seiner Pflicht entziehen." Die große Gemeinschafts-' leistung ist es also, die die gebieterische Notwendigkeit für die „innere Front" ist. Die Erziehung zur Gemein schaft wird nunmehr ihre Früchte tragen, wenn es gilt, für den kämpfenden Soldaten das Leben in der Heimat zu sichern. Die „Kriegswirtschaftsverordnung" war notwendig, um die deutsche Wirtschaft und das deutsche Finanzwesen restlos in den Dienst der Kriegsführung stellen zu können. Darüber hinaus foll sie aber für den kämpfenden Soldaten eine Rückenstärkung sein, er soll, wenn er sein Leben für das Vaterland einsctzt, das Be wußtsein haben, daß auch die Heimat entsprechende Opfer bringt. Deshalb ist der Grundgedanke der Verordnung, daß im Kriege niemand in der Heimat so viel verdienen und so leben darf wie im Frieden! Von der gesamten Be- völkernng, die nicht im Felde steht, wird ein Opfer in diesem Sinne erwartet, das dem Opfer der Soldaten würdig und angemefsen ist. Dieses Opfer besteht in einem weitgehenden Verzicht auf nicht lebensnotwendige Ansprüche in der gesamten Lebenshaltung. Wenn man die neue Verordnung durchlieft, wird man erkennen, daß diesen Grundsätzen der gemeinschaft lichen Belastung für alle Volkskrcise in weitgehender Weise Rechnung getragen ist. Jeder ist sich klar darüber, daß Verdienst, Preise und Steuern voneinander abhängig sind. Die einzelnen Abschnitte tragen diesem Gedanken Rech nung, indem sie die drei Begriffe in eine feste Abhängigkeit voneinander bringen. Es geht nicht an, daß die Preise davonlaufen und daß eine Vereinfachung der Lebenshal tung, wie sie kriegsnotwendig ist, dadurch erzielt wird, daß gewisse Dinge einfach unerschwinglich werden für die Ge samtheit des Volkes und nur für den da sind, der aus irgendeinem Grunde den großen Geldbeutel hat. Genau so ist es untragbar, daß eine kleine Schicht der Volks gemeinschaft da, wo gerade besonderer Bedarf ist, über den Nahmen der allgemeinen Möglichkeiten hinaus ver dient. „Zuschläge" aller Art sind unmöglich in dieser Weise — genau wie der Soldat auch am Sonntag im Felde zu kämpfen hat, muß von dem Soldaten am Arbeits platz verlangt werden, daß er auf einen „Sonntags- zusch lag" verzichtet. Die Sondersteuer auf Bier und Tabakwaren trifft nür den, der beides kauft. Niemand wird etwa sagen, daß man auf jeden kleinen Genuß des Lebens ver zichten soll. Davon kann keine Rede sein. Was hier auf diesem Gebiet zu drosseln ist, ist das Uebermaß. Wir brauchen unsere Kräfte für höchsten Einsatz, aber wir wollen sie nicht lahmlegen und zerstören. Die Kraft, die Einsatzfähigkeit und die Bereitschaft sind die obersten Begriffe für uns. Wir müssen unser Denken umschalten, Wo es noch nötig ist, fort von den alten, überwundenen Theorien, als ob zum Kriegführen nur Geld, wieder Geld und nochmals Geld gehöre. Nein, zum Krieg führen gehört der persönliche Einsatz eines jeden an dem Platz, auf den er gestellt wird. Die Frage „Geld" ist nicht eine Frage des einzelnen, sondern eine Frage des Staates. Der Staat weiß, daß er die Geldfrage regeln und steuern wird, solange der persönliche Einsatz aller Volksgenossen funktioniert! Der Betrag, der durch die einzelnen Bestimmungen der Kricgswirtschaftsverordnnng hereingeholt wird, ist so hoch anzusetzen, daß die Mittel für die kriegsbedingten Notwendigkeiten dadurch zum größten Teil aufgebracht werden. Daß unsere Währung oder damit unsere Kauf kraft in irgendeiner Weise ungünstig beeinflußt werden könnte, ist durch die getroffenen Maßnahmen ausgeschaltet. Tut der Volksgenosse auf der einen Seite seine Pflicht im Nahmen der Gemeinschaft, so kann ihm der Staat auf der anderen Seite auch Zusagen, ihm die Lebensmöglich keit zu sichern, die irgend zu sichern ist. Jeder in Deutsch land weiß, daß die Staatsführung selbst den Höchsten Einsatz gibt. Der Fehler von 1914 wird nicht wiederholt Werden, wo man die Dinge erst einmal laufen ließ, um zu sehen, wie sie sich einspielcn. Nein, heute wird von vornherein mit fester Hand zugepackt, das sieht Man gerade an dieser Verordnung. Aber wie es nach der Seite des Staates keine Unsicherheit und kein Zaudern und keine Bedenklichkeit gibt, so darf es auf der anderen Seite auch nichts geben als den Einsatz für das Ganze! ' Das ist das, was die Front mit Recht verlangen kann! Der AebergangWeichsel Die von Westen vörmarschierenden deutschen Truppen hatten in der Frühe des Montag die Aufgabe, die Weichsel etwa dort zu überschreiten, wo eine gerade Linie von Schnei demühl nach Deutsch-Eylau die Weichsel treffen würde. In folgedessen rollten am Nachmittag des Sonntag und in der Nacht zum Montag die motorisierten Kolonnen der Moniere über die ungepflegten und staubigen Landstraßen, die man eigentlich nur als etwas bessere Feldwege bezeichnen kann. Das Vorgeläpde bis zum Weichselufer war schon im Laufe des Sonntag von den deutschen Truppen gesäubert worden. Im wirren Durcheinander, mit Flüchtlingen vermischt, eilte hier die polnische Armee, die eigentlich in drei Tagen bis Ber lin hatte marschieren wollen, aus Bauernwagen und anderen in aller Eile beschafften Fahrzeugen rückwärts. Die deutschen Weichselbauern, die sich selbstverständlich an der allgemeinen Polenflucht nicht beteiligt hatten, erzählen, daß nicht ei» einziger Truppenteil noch imstande war, ge schloffen zu marschieren. Infanteristen, Artilleristen, die Deutschenhasser der Hallerarmee in Zivil flüchteten in regellosem Durcheinander in das Innere Polens hinein. Angesichts dieser Panik bemächtigte sich selbst der polnischen Zivilbevölkerung der Zorn, denn die jetzt Flüch tenden hatten noch vor zwei Tagen aus die Frage: „Wo gehst du denn hin?", — „Nach Berlin!" geantwortet. Uebereinstim mend wird hierzu erklärt, daß die Polen noch am Sonnabend selbst fest hieran geglaubt hatten. Um so furchtbarer muß dann die Enttäuschung und das Entsetzen für die Polen gewesen sein. Man erkennt hier auf den Rückzugsstraßen und auf den Gesichtsfeldern vor der Weichsel, auf denen ab und zu ein Widerstand versucht worden ist, an den zahllosen ge fallenen Polen und an der riesigen Menge erbeuteten Materials (die Kanonen sind znm großen Teil englischen Ursprungs), wie groß die Blutschuld Englands ist, die es auf sich geladen hat, als es Polen zur Beharrung im Unrecht und zu unerhörten provokatorischen Handlungen er munterte. Ohne Englands Aufputschen hätten so viele polni sche Soldaten nicht ihr Leben lassen müssen! So aber bekämpf ten unsere Flieger im Tiefangriff die Ansammlungen der Polen und vergrößerten die durch die Panzerangrisfe hervor gerufene Panik. Auf den Wiesen vor der Weichsel liegen wie der gefallene Polen, Pserdeleichen und zerschossenes Material. Die Einwohner erzählen, viele Polen seien beim Versuch, die Weichsel schwimmend zu durchqueren, ertrunken. Am Morgen des Montag stieg die Sonne hinter den dich ten Nebelschleiern der Weichselniederung wie ein glutroter Ball empor. Gegen ö Uhr morgens stoßen die ersten kleinen Floß- Säcke vom diesseitigen Ufer ab und die ersten Aufklärer er reichen im Schutze des Nebels das jenseitige Weichselufer. Nur einzelne wenige Gewehrschüsse versprengter polnischer Schützen, die schon vom Maschinengewehrfeuer der ersten Trupps erfolg- reich bekämpft werden, sind zu hören. Eilig schaffen die Pio niere ihre riesigen Pontons in das seichte Wasser der von den Polen nicht regulierten und deswegen für die Schiffahrt fast völlig unbrauchbaren Weichsel. Die großen Außenbordmotoren werden befestigt und die ersten schweren Maschinengewehre und Granatwerfer verladen Nasch treiben die Motore die Pontons durch den schnell vahinfließenden Fluß, während zu gleicher Zeit zahlreiche große Floßsacke von Pferden durch das Wasser gezogen werden. Der Fluß ist so seicht, daß die Pferde fast nirgends zu schwimmen brauchen. Für Menschen, besonders wenn sie nicht geübte Schwimmer sind, ist die Weichsel jedoch sehr gefährlich, weil die starke Strömung sie leicht mitreißt. So entstanden auch die starken Verluste der Polen als sie auf der-Flucht die Weichsel überquerten. Das seichte Wasser und die starke Strömung haben aber auch für unsere Truppen den Nachteil, daß eine Pontonbrücke nicht gebaut werden kann. In aller Eile werden daher weitere Pontons und Floß-Säcke herbeigeschafft und immer weitere deutsche Truppen gehen in einer Breite von mehreren Kilometern über die Weichsel. Von einem weiteren Widerstand der Polen ist nichts mehr zu spüren. Pommersthes Bravourstück Unaufhaltsamer Vorstoß zur Weichsel. IM8 . . . , 5. September. Eine besonders bravouröse Leistung wurde von den im Korridor eingesetzten pommerschen Grenadieren vollbracht. In ihren Truppenverbänden standen sie etwa im Raume von Krone znm weiteren Vorstoß nach Osten versammelt. Als der Vormarsch beim Morgengrauen begann, zeigte es sich, daß die hier kämpfenden Truppen nicht nur frontal auf den Feind stießen, sondern auch an ihren Flanken stärkstem Druck aus gesetzt waren. Von Norden her versuchten die dort ein- geschlossenen Polen einen letzten verzweifelten Durchbruchs versuch nach Süden, wahrend gleichzeitig von Süden aus Richtung Bromberg sich stärkste Feuereinwirkung polnischer Verbände geltend machte. Aber die pommerschen Grenadiere ließen sich durch nichts in ihrem Stoß nach vorn beirren. Sie trugen ihren Angriff mit einer so ungestümen Wucht voran, daß sie wie ein Keil zwischen die polnischen Regimenter hincinstießen und sich allem Flankendruck zum Trotz den Weg an die Weichsel öffneten. Damit machten sie die Umklammerung der polnischen Nordarmee endgültig. Gegen Mittag bereits standen sie auf den westlichen Höhen der Weichsel und stürmten die Hänge hinunter, den Polen keine Zeit zu einem geordneten Rückzug über den Strom lassend. Hunderte von Polen wurden von der reißen den Strömung erfaßt und weggetrieben. Zahlreiche Geschütze und Dutzende von Maschinengewehren versanken in den Fluten. SerMrer bei Verwundeten der Ostfront Leuchtende Augen strahlten ihm entgegen DNS Führerhauptquartier, s. Sept. Auf einem Bahnhof hinter der Ostfront, aus dem der Sonderzug des Führers kurzen Aufenthalt hatte, traf Diens, tag mittag zur gleichen Zeit ein Verwundctentransvori auf dem Wege von der Front nach dem Inneren des Reiches ein. Der Führer ließ sich sofort von dem Leiter des Transporte- über Zusammensetzung des Zuges und Bestimmungsort Be- richt erstatten und ging dann durch jeden einzelnen Wagen des Transportes. An jedem Bett und bei jedem Verwimdeten fragte der Führer nach Einzelheiten über die Schwere der erlittenen Ver letzungen und ihre Ursache. Der Führer sprach den verwun deten Soldaten, denen man die übergroße Freude über diese» unerivartetcn Besuch an den Augen ablas, seinen Dank für ihr tapferes Verhalten aus, und oftmals erinnerte er dabei auch an seine eigene Verwundetenzeit im Weltkrieg. Mit festem Blick und leuchtenden Augen antworteten di« verwundeten Soldaten dem Führer auf seine Fragen. Aller Schmerz war in diesem Augenblick vergessen, d?r Führer mitten unter ihnen weilte. Polen „auf dem Wege nach Berlin" Gefangene Polen werden abgeführt. Weltbild-Schwahn (M.t VMM EMStve: „Man hat «ns in den Tod gejagt — In drei Tagen fällten «k» in Berlin sein!" Die Führung versagte völlig «... 5. September (Von unserem W-B-Berichterstatterf Der heutige Tag diente der Sammlung der vielen Taufen» den von Polnischen Gefangenen, ihrer Zusammenstellung und ihrem Abtransport in das Innere des Reiches. Wir hatte» Gelegenheit, einen rund 3WÜ Mann umfassenden Transport polnischer Gefangener zu sehen, bevor er aus dem Kampfgebiet nach Westen in Marsch gesetzt wurde. Die Gefangenen, die zum größten Teil im Ge- biet der Tucheler Heide gefangengeMMwen wurden, boten ein erbarmungswürdiges Bild. Schlecht bekleidet, völlig direktions los, von ihren Offizieren kaltblütig im Stiche gelassen, seit vier Tagen ohne Verpflegung, standen sie in langen Reihen vor den Güterwagen, die sie bald zur Fahrt nach Westen besteigen soll- ten. Die Güterwagen waren mit Sitzbänken ausgerüstet, so datz sich die völlig erschöpften Gefangenen auf der Bahnfahrt zum ersten Male wieder erholen können. Unter den Gefangene» befindet sich ein Großteil Ukrainer und Weißrussen, die znm Kampf für Polen gepreßt wurden. Man hatte ihnen berichtet, daß die deutsche Armee so schlecht sei, daß sie nur vorwärts zu marschieren brauchten, um in drei Tagen in Berlin zu sein und dort in den feinsten Hotels di« schönsten deutschen Mädchen zu finden. Es könne ihnen gar nichts passieren. Die deutschen Soldaten würden vor ihnen wi« Hasen davonlaufen. Es gab ein furchtbares Erwachen für dies« armen verführten Menschen, als sic in den Fcuerhagel der deutschen Maschinengewehre und in die furchtbaren Bomben- angriffe der deutschen Luftwaffe hineingerieten. Wir unter- hallen uns mit einigen von ihnen mit Hilse eines Dolmet-j fchers. Uebereinstimmend berichten sie, daß die militärische Führung vollkommen versagt habe. „Man hat uns immer dahin gestellt, wo das deutsch« Feuer uns mit schrecklicher Gewalt getroffen hat. Dabet hatten wir nichts als unsere Karabiner. Wir mußten vier Tage hin tereinander mit schlechtem Schuhwerk und schwerstem Gepäck marschieren, bis wir in der Frontlinie waren. Wenn einer liegen blieb, kam der Offizier mit dem Re volver und sagte: „Marschier, du Hund! In Ber- lin kannst du dich ausruhen!" Wer zusammen brach, wurde einfach liegengclassen oder von den Offizieren abgeknallt. Wir fragen: „Seid ihr denn nun froh, daß für euch der Krieg vorbei ist?" Und die polnischen Soldaten antworten: „Ach Herr, wir hatten solche Angst vor dem Gefangenwerden. Man hat uns gesagt, wenn dich die Nazis erwischen, werden dir alle Glieder einzeln abaelcknitten." Die Festung Eraudenz genommen. Ms Befestigungen in Eraudenz wurden von t Truppen genommen. - Blick vom Schloßturm auf die Stadl Freudig bewegt begrüßen die Dirschauer die deutschen So» den deutschen j Sraudenz. (Weltibild-WaKenLorg-M^ Lcsten, ' ' .(Scherl-Wagendorg-ü^ .