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WiMMAgMa« Nr. 199 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Montag, den 28. August 1939 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meisten und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Ba« „WUSdrusfer Tageblatt» »scheint werktags 16 Uhr Bezugspreis monatt. L RM frei Sau«, bet Postbestellung t.sv RM zuzügt Bestellgeld Einzelnummer IO Rps Alle Poitanstalten. Postboten, unsere AuSlrLg» u Geschäftsstelle nehmen zu jeder geil Be- , . hellungen entgegen Im Salle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger B-iriebSstörun- Den besteht lein Anspruch ——" » ' aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreise« Rücksendung ein gesandter Schriftstücke eriolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. 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August 1959. Sehr verehrter Herr Reichskanzler! Der französische Botschafter in Berlin hat mir Ihre persönliche Mitteilung zur Kenntnis gebracht. In der Stunde, wo Sie von der schwersten Verant wortung sprechen, die zwei Regierungschefs unter Um ständen übernehmen können, d. h. das Blut von zwei gro ßen Völkern, die sich nur nach Frieden und Arbeit sehnen, zu vergießen, bin ich Ihnen persönlich und unseren bei den Völkern schuldig, zu sagen, daß das Schicksal des Frie dens noch in Ihren Händen liegt. Sie können weder an meinen Gefühlen Deutschland gegenüber noch an den friedlichen Gefühlen Frankreichs für Ihre Nation einen Zweifel hegen. Kein Franzose hat mehr als ich selbst getan, um zwischen unseren beiden Volkern nicht nur den Frieden, sondern eine aufrichtige Mitarbeit in Ihrem eigenen Interesse sowie im Interesse Europas und der Welt zu bekräftigen. Es sei denn, Sie trauen dem französischen Volk einen weniger hohen Be- arifs der Ehre zu, als ich selber dem deutschen Volke aner kenne, so können Sie nicht bezweifeln, daß Frankreich seine Verpflichtungen anderen Mächten gegenüber treu erfüllt, Mächten, wie zum Beispiel Polen, die, davon bin ich überzeugt, mit Deutschland in Frieden leben wollen. Bis heute gibt es nichts, das eine friedliche Lösung oer internationalen Krise in Ehren und Würden für alle Völker verhindern könnte, wenn auf allen Seiten der gleiche Friedenswille besteht. Mit dem guten Willen Frankreichs bekunde ist denje nigen aller seiner Verbündeten. Ich übernehme selbst die Garantie für diese Bereitschaft, die Polen immer gezeigt hat, für die gegenseitige Anwendung eines Verfahrens des freien Ausgleichs, wie man es sich vorstellen kann zwi schen den Regierungen zweier souveräner Nationen. Mit dem besten Gewissen kann ist Ihnen die Versicherung geben, daß es unter den zwischen Deutschland und Polen mit Bezug auf die Danziger Frage entstandenen Differenzen keine gibt, die nicht einem solchen Verfahren unterbreitet werden könnte zwecks einer friedlichen und gerechten Lö sung. Auf meine Ehre kann ich auch bekunden, daß es in der klaren und aufrichtigen Solidarität Frankreichs mit Polen und seinen Verbündeten nichts gibt, das die fried liche Gesinnung meines Vaterlandes irgendwie beeinträch tigen könnte. Diese Solidarität hat uns niemals daran gehindert und hindert uns auch beute^nicht, Polen in die ser friedlichen Gesinnung zu erhalten. In einer so schweren Stunde glaube ich aufrichtig, daß kein edelgesinnter Mensch es verstehen könnte, daß ein Krieg der Zerstörung unter nommen würde ,ohne daß ein letzter Versuch einer fried lichen Lösung zwischen Deutschland und Polen stattfindet. Ihr Friedenswille könnte sich in aller Bestimmtheit dafür einsetzen, ohne der deutschen Ehre irgendwie Abbruch zu tun. Ich als Ches der französischen Negierung, der ich eine gute Harmonie zwischen dem französischen und dem deutschen Volke wünsche, und der ich andererseits durch Freundschaftsbande und durch das gegebene Wort mit Polen verbunden bin, bin bereit, alle Anstrengungen zu Machen, die ein aufrichtiger Mensch unternehmen kann, um diesen Versuch zu einem guten Ende zu führen. Sie waren wie ich selbst Frontkämpfer im letzten Kriege Sie wissen wie ich, welchen Abscheu und Verurtei lung die Verwüstungen des Krieges im Gewissen der Völ ker hinterlassen haben, ganz gleich, wie der Krieg endet. Die Vorn-llung, die ich mir von Ihrer hervorragenden Ler Führer Wach ru den MZesrimeSeN Der Führer sprach am Sonntag zu den im Botschaf tersaal der Neuen Reichskanzlei versammelten Abgeord neten des Deutschen Reichstages. Die Abgeordneten be reiteten dem Führer am Ende seiner den Ernst der Stunde kennzeichnenden Ausführungen eine stürmische Ovation. WK;vartMae «keM Die Reichspressestelle der NSDAP, teilt mit: Der für die Zeit von, 2. bis 1l. September dieses Iahree ««gefetzte Rcichsparteitng findet nicht statt. Ob seine spätere Abhaltung ins Auge gefallt werden kann hangt von den Zeitumslönden ab. Rolle machen kann als Führer des deutschen Volkes aus dem Wege des Friedens, der Vollendung seiner Aufgabe in dem gemeinsamen Werk der Zivilisation entgegen, führt mich dazu, eine Antwort auf diesen Vorschlag zu erbitten. Wenn das französische und das deutsche Blut von neuem fließen wie vor 25 Jahren, in einem noch längerem und mörderischeren Krieg, dann wird jedes der beiden Völker kämpfen im Verttguen auf seinen eigenen Sieg. Siegen werden am sicheimen die Zerstörung und die Bar barei. Gezeichnet: Daladier. Die AtttMtt re; Führer; Berlin, den 27. August 1959. Sehr geerhter Herr Ministerpräsident! Ich verstehe die Bedenken, die Sie aussprechen. Auch ich habe niemals die hohe Verpflichtung übersehen, die denen auferlegt ist, die über das Schicksal ver Völker ge stellt sind. Als alter Frontsoldat kenne ich wie Sie die Schrecken des Krieges. Aus dieser Gesinnung und Er kenntnis heraus habe ich mich auch ehrlich bemüht, alle Konfliktstoffe zwischen unseren beiden Völkern zu beseiti gen. Ich habe dem französischen Volk einst ganz offen Versichert, daß die Rückkehr des Saargebietes die Voraus setzung dazu sein würde. Ich habe nach dieser Rückkehr sofort feierlich meinen Verzicht bekräftigt aus irgendwelche weiteren Ansprüche, die Frankreich berühren können. Das deutsche Volk hat diese meine Haltung gebilligt. Wie Sie sich selbst bet Ihrem letzten Hiersein über zeugen konnten, empfand und empfindet es gegen den einstigen tapferen Gegner im Bewußtsein seiner eigenen Haltung keinerlei Groll ober gar Haß. Im Gegenteil. Die Befriedung unserer Westgrenze führte zu einer steigenden Sympathie, jedenfalls von feiten des deutschen Volkes. Einer Sympathie, die sich bei vielen Anlässen geradezu demonstrativ zeigte. Der Bau der gro ßen Westbesestigungen, der zahlreiche Milliarden ver schlang und verschlingt, stellt für Deutschland zugleich ein Bvlument der Akzeptierung und Festlegung der endgültigen Reichsgrenze dar. Das deutsche Volk hat damit auf zwei Provinzen Verzicht geleistet, die einst zum alten Deutschen Reich gehörten, später durch viel Blut wieder erobert wurden und endlich mit noch viel mehr Blut verteidigt wurden. Dieser Verzicht stellt, wie Sie mir, Exzellenz, zugeben müssen, keine taktische, nach außen gezeigte Haltung dar, sondern einen Entschluß, der in allen unseren Maßnahmen seine konsequente Erhärtung erfährt. Sie werden mir, Herr Ministerpräsident, nicht einen Fall nennen können, in dem auch nur durch eine Zeile oder eine Rede gegen diese endgültige Fixierung der deutschen Reichsgrenze nach dem Westen hin verstoßen wordn wäre. Ich glaubte, durch diesen Verzicht und durch diese Haltung jeden denkbaren Konfliktstoff zwischen unse ren beiden Völkern ausgeschaltet zu haben, der zu einer Wiederholung der Tragik von 1914/18 würde führen kön nen. Diese freiwillige Begrenzung der deutschen Le bensansprüche im Westen kann aber nicht aufge- faßt werden als eine auch auf allen anderen Ge bieten geltende Akzeptierung des Versailler Dik tates. Ich habe nun wirklich Jahr für Jahr versucht, die Revi sion wenigstens der unmöglichsten und untragbarsten Be stimmungen dieses Diktates aus dem Verhandlungswege zu erreichen. Es war dies unmöglich. Daß die Revision kommen mußte, war zahlreichen einsichtsvollen Männern aus allen Völkern bewußt und klar. Was immer man nun gegen meine Methode anführcn kann, was immer man an ihr aussetzen zu müssen glaubt, so darf doch nicht über sehen oder bestritten werden, daß es mir möglich wurde, ohne neues Blutvergießen in vielen Fällen nicht nur 'ür Deutschland befriedigende Lösungen zu finden, son dern daß ich durch die Art des Verfahrens die Staats männer anderer Völker von der für sie oft unmöglichen Verpflichtung enthob, diese Revision vor ihren eigenen Völkern verantworten zu müssen; denn immerhin eines werden Eure Exzellenz mir zugeben müssen: Die Revision mutzte kommen. Das Versailler Dik tat war untragbar. Kein Franzose von Ehre, auch Sie nicht, Herr Daladier, hätte in einer ähn lichen Lage anders gehandelt als ich. Ich habe nun in diesem Sinne auch versucht, die aller- unvernnftigste Maßnahme des Versailler Diktates aus der Welt zu schaffen. Ich habe der polnischen Regierung ein Angebot gemacht, über das das deutsche Volk erschrocken ist. Kein anderer als ich konnte es überhaupt wagen, mit einem solchen Angebot vor die Ocsfcntlichkeit zu treten. Es konnte daher auch nur einmalig sein. Ich bin nun zutiefst überzeugt, daß, wenn besonders von England aus damals statt in der Presse gegen Deutschland eine wilde Kampagne loszulasseu, Gerüchte von einer deutschen Mo bilmachung zu lanzieren, Polen irgendwie zugeredet wm> , den wäre, vernünftig zu sein, Europa heute und aus 2S l Jahre den Zustand des tiefen Friedens genießen könnte. So aber wurde er durch die Lüge von der deutschen Aggres sion die polnische öffentliche Meinung aufgeregt, der pol nischen Regierung die eigenen notwendigen klaren Ent schlüsse erschwert und vor allem durch die dann folgende Absage des Garantieversprechens der Blick für die Grenze aller Möglichkeiten getrübt. Die polnische Regierung lehnte die Vorschläge ab. Die polnische öffentliche Meinung begann in der sicheren Ueberzeugung, daß ja^nun England und Frank reich für Polen kämpfen würden, Forderungen zu erhe ben, die man vielleicht als lächerliche Verrücktheit bezeich nen könnte, wenn sie nicht so unendlich gefährlich wären. Damals setzte ein unerträglicher Terror, eine physische und wirtschaftliche Drangsalierung der immerhin über andert halb Millionen zählenden Deutschen in den vom Reich abgetretenen Gebieten ein. Ich will hier nicht über die vorgekommenen Scheußlichkeiten sprechen. Allein auch Danzig wurde mit fortgesetzten Uebergriffen polnischer Behörden steigend zu Bewußtsein gebracht, daß es schein bar rettungslos der Willkür einer dem nationalen Cha rakter der Stadt und der Bevölkerung fremden Gewalt ausgeliefert ist. Darf ich mir nun die Frage erlauben, Herr Daladier, wie würden Sie als Franzose handeln, wenn durch irgendeinen unglücklichen Ausgang eines tapferen Kamp fes eine ihrer Provinzen durch einen von einer fremden Macht besetzten Korridor abgetrennt würde, eine große Stadt — sägen wir Marseille — verhindert würde, sich zu Frankreich zu bekennen, und die in diesem Gebiet lebenden Franzosen nun verfolgt, geschlagen, mißhandelt, js bestialisch ermordet würden? Sie sind Franzose, Herr Daladier, und ich weiß daher, wie Sie handeln würden. Ich bin Deutscher, Herr Dala dier. Zweifeln Sie nicht an meinem Ehrgefühl und an meinem Pflichtbewußtsein, genau so zu handeln. Wenn Sie nun dieses Unglück hätten, das wir besitzen, würden Sie dann, Herr Daladier, verstehen, wenn Deutschland ohne jede Veranlassung dafür eintreten wollte, daß der Korridor durch Frankreich bleibt, daß die geraubten Ge biete nicht zurückkehren dürfen, daß d-e Rückkehr Marseil les nach Frankreich verboten wird? Ich kann mir jeden falls nicht vorstellen, Herr Daladier daß Deutschland aus diesem Grunde gegen Sie kämpfen würde. Denn ich und wir alle haben auf Elsaß-Lothrin n verzichtet, um ei» weiteres Blutvergießen zu vermc m. Um so weniger würden wir Blut vergießen, um > i Unrecht aufrechtzu- erhalten, das für Sie untragbar s m müßte, wie es für uns bedeutungslos wäre. Alles, w Sie in Ihrem Brief, Herr Daladier, schreiben, empfinde ich genau so wie Sie. Vielleicht können gerade wir uns als, alte Frontsoldaten aus manchen Gebieten am leichtesten verstehen, allein ich bitte Sie, verstehen Sie auch dies: Daß für eine Nation von Ehre es unmöglich ist, aus fast zwei Millionen Men schen zuwerzichten und sie an ihren eigenen Grenzen miß handelt zu sehen. Ich habe daher eine klare Forderung aufgestellt: Danzig und der Korridor müssen an Deutschland zurück. Die mazröonischcn Zustände an unserer Ostgrenze müssen beseitigt werden. Ich sehe keinen Weg, Polen, das sich ja nun im Schutze seiner Garantien unangreifbar fühlt, hier zu einer fried lichen Lösung bewegen zu können. Ich würde aber an einer ehrenvollen Zukunft meines Volkes verzweifeln, wenn wir unter solchen Umständen nicht entschlossen wären, die Frage so oder so zu lösen. Wenn das Schicksal nun dadurch unsere beiden Völker wieder zum Kampfe zwingt, dann würde doch in den Motiven ein Unterschied sein. Ich, Herr Daladier, kämpfe dann mit meinem Volke um die Wiedergutmachung eines Unrechts, und die anderen um die Beibehaltung desselben. Dies ist um so tragischer, als viele der bedeutenden Män ner Ihres eigenen Volkes den Unsinn der damaligen Lö sung ebenso erkannt haben wie die Unmöglichkeit seiner dauernden Ausrechterhaltung. Ich bin mir im klaren über die schweren Konsequenzen, die ein solcher Konflikt mit sich bringt. Ich glaube aber, die schwersten würde Polen zu tragen haben, denn ganz gleich, wie auch ein Krieg um diese Fragen äusginge, der polnische Staat von jetzt wäre so oder so verloren. Daß dafür nun unsere beiden Völker in einen neuen blu tigen Vernichtungskrieg eintreten sollen, ist nicht nur für Sie, sondern auch sür m ch, Herr Daladier, sehr schmerz lich. Ich sehe aber, wie schon bemerkt, von uns ans keine Möglichkeit, auf Polen in einem vernünftigen Sinne ein- wirkeu zu können zur Korrektur einer Lage, die für das deutsche Volk und das Deutsche Reich unerträglich ist. Gezeichnet: Adolf Hitler, '