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Heues sus aller Welt. Mörder hingerichiet Am 25 August 1939 wurde der am 16. Februar 1921 in Lrzebine (Sudetengau) geborene Herbert Schröter hinge- richtet, der vom Schwurgericht in Leitmeritz wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehren rechte verurteilt worden ist. Schröter hat in Münker (Sudetengau) den Pflegevater seines Vaters, einen 83jährigen Greis, im Schlaf mit einer Axt er- 'chlagen, um ihn zu berauben. 1599 alte Kirchenbücher vor der Zerstörung gerettet. In der Reichsstelle befindet sich auch eine Abteilung für Schrift denkmalschutz. Alte Kirchenbücher, die der Zerstörung nahe sind, werden neu gebunden, Seite für Seite in Pergamin ein gebettet und, falls die Schrift unleserlich wurde, durch ein besonderes photokopischcs Verfahren wieder lesbar gemacht. Auf diese Weise sind bisher schon 1500 vom Zahn der Zeit gefährdete Kirchenbücher gerettet worden. Der Mörder von Garmisch-Partenkirchen in Wien gestellt und erschossen. Am Freitag konnte endlich der Mörder von Garmisch-Partenkirchen, Glaser, in der Preßgasse in Wien üGsfindig gemacht werden. Als man den Mörder sestnehmen wollte, entspann sich ein heftiges Feuergefecht, bei dem Glaser gelötet wurde. Sein Komplice Adametz kouute festgenommen werden. Ein schweres Bauunglück ereignete sich in Fünfkirchen (Ungarn). Das Gerüst zum Neubau des dortigen Polizei gebäudes stürzte ein und begrub 22 Arbeiter unter sich. 15 Arbeiter trugen schwere Verletzungen davon. Unwetter zerstörte algerische Ortschaft. Die Ortschaft Tocqueville bei Constantine wurde von einem katastro- bhalen Unwetter heimgefncht. Der Ouedfluß ist meterhoch über die Ufer getreten und hat alle menschlichen Behausungen in der näheren Umgebung zerstört. Bisher wurden 50 Leichen aus den Fluten gezogen. Expreßzug auf einen Prellbock gerast. — 30 Verletzte. Der ßxpretzzug Brüssel—Ostende raste im Bahnhof von Ost ende infolge Versagens der Bremsen auf einen Prellbock. Der An prall war so stark, daß 30 Personen verletzt wurden,. Amerikas Staatsfeind Nr. 1 stellt sich der Polizei. Der berüchtigte jüdische Gangster Louis Lepke alias Buchalter, Amerikas Staatsfeind Nr. 1, auf dessen Ergreifung, gleich ob tot oder lebendig, 50 000 Dollar ausgesetzt waren, stellte sich dem Leiter der amerikanischen Geheimpolizei, Edgar Hoover, an einem geheimen Treffpunkt in Manhattan. Lepke erklärte lächelnd, er habe sich vor zwei Jahren in New Work nieder gelassen und hier völlig ungeniert bewegt. Jetzt habe er sich Hoover gestellt, um dem Staatsanwalt Dewey nicht die Mög lichkeit zu geben, aus seiner eventuellen Festnahme eine poli tische Reklame zu machen.,Lepke werden zahlreiche Morde znr Last gelegt. Auch wird er" der Terrorisierung und Erpressung ganzer Industriezweige beschuldigt. Offensichtlich hofft er aber, mit Hilse von jüdischen Rechtsanwälten und großen Be stechungssummen, nachdem die meisten Zeugen gegen ihn mundtot gemacht sind, wieder freizurommen. Motorjacht mit 59 Personen gesunken. Wie aus Bahia verlautet, ist die Motorjacht „Jntacare" in der Bucht von Jleos gesunken. Von den 42 Passagieren sind 40 und von der Lßköpfigen Besatzung 19 Mann ertrunken. * GwHfeuer in einer schwedischen Oelraffinerie. In der großen Oelraffinerie in Nvnähamn geriet ein 20 Meter Sohrr Turm zur Reinigung von Petroleum in Brand. In dem Tank befanden sich nicht weniger als 80 000 Liter Petro- ltUW. Bei den sehr schwierigen Löschungsarbeiten gelang es trotzdem noch, 58 000 Liter Petroleum abzulassen, so daß das Feuer eingedämmt werden konnte. Gangstermord in den USA. — Im Badezimmer tot auf gefunden. Der Direktor des Staatlichen Vergbauamtes von Louisiana, James Shaw, der als Kronzeuge in dem Prozeß gegen den früheren Gouverneur Leche und den jüdi schen Hotelbesitzer Seymour Weiß demnächst aussagen sollte, Wurde im Badezimmer seines Hauses erschossen aufgefnndcn. Es besteht der Verdacht, daß Shaw nach alter Gangstersitte mundtot gemacht worden ist, um so mehr, als er bereits wenige Stustden vor seiner Ermordung beinahe das Opfer eines höchst verdächtigen Autounfalls wurde. Beim Passieren einer Unterführung platzten plötzlich die Vorderreisen seines Wagens, wodurch Shaw ums Haar tödlich verunglückte. Turnen, WM und Svlel. Fußball. Wilsdruff — Weinböhla. Zwei Spiele kommen am Sonntag an der Meißner Straße zur Ausführung. 16 Uhr treffen die Iugendmannfchaften beider Vereine aufeinander. Dieses Spiel ist vollkommen offen. Da Wilsdruff nicht mit voller Mannschaft antritt, ist es möglich, daß die Gäste den Sieg mitnehmen. Anschließend treffen die ersten Mannschaften zusammen. Hier wird es einen spannenden Kampf geben, und auch bei diesem steht der Sieger noch keigeswegs fest. Pe. Auf dem Lugberg zwischen Niedersedlitz und Heidenau. Wieder ruft der NSRL. zur Teilnahme an einer Groß- weranstaltung auf. Diesmal steht das vom Gau Sachsen ver anstaltete und dem Kreis Dresden unter Oberleitung des Kreissportwartes Golow übertragende Lugturmbergfest im Mit telpunkt der Arbeit und der Werbung für die Leibesübungen. Auf luftiger Bergeshöhe mit dem wundervollen Blick in das Elbtal, in das Sächsische Felfengcbirge und in das Erzgebirge treten über 1660 Einzellampfer und Einzelkämpferinnen, über N5O Mehrkämpfer, über MO Geräimehrkämpfer, Äber IN Gerätmehrkämpferinnen und über 60 Mannschaften zu den aus geschriebenen Wettkämpfen an. Alle Fachgebiete des NSRL., denen eine Betätigung auf dem Gelände des Lugberges möglich ist, treten an. Alles, was Klang und Namen im Kreis Dres den hat, ist zur Stelle. Die Zeitfolge: Sonnabend ab 17 Uhr Fcmstb allvorspiele. Sonntag 8 Uhr Beginn der Mehrkämpfe. 14 Uhr Beginn der Einzel- und Mannschaftskämpfe, Handballwsttkampf und Fuß ballwettkampf der Kreismannschaften, Sondervorführungen in allen Sportarten, vor der Siegerverkündigung unvorbereitete Körperschule aller Festteilnehmer. — Wie komme ich zum Lug turmbergfest? Mit der Straßenbahn Linie 15 oder 19 bis Endstation Reichsbahnhof Niedersedlitz und von hier zu Fuß in 20 Minuten. Mit dem Autobus Linie v bis Lockwitz (Halte--, stelle Oberer Gasthof) und von hier zu Fuß in 35 Minuten. Straßenbahn und Autobus verkehren in verstärkter Magenfolge. Mit der Reichsbahn bis Bahnhof Niedersedlitz und von hier zu Fuß in 20 Minuten. Weltrekord eines deutschen Studenten Großartige Leistungen bei den Studentenweltspieken Die deutschen Studenten warteten gleich am ersten Tag »er Leichtathletikkämpfe bei den Studentenweltspielen Wien (939 mit hervorragenden Leistungen aus. Der deutsche Mehr kampfmeister Fritz Müller-Kiei stellte im Fünfkampf mit )866 Punkten einen Weltrekord auf. In der Gesamtwertung kamen Lüttge und Heitz, zwei weitere Deutsche, auf die Ehren plätze. Im Dreisprung siegte der Japaner Kin überlegen mit 15,37 Metern. Im Hammerwerfen gab es den erwarteten deutschen Erfolg durch Juniorenmeister Beyer mit 53,54 Meter vor Jahnke-Deutschland 49,21. Die deutschen Studentinnen erziel ten im 80-Meter-Hürdenlaus sogar einen dreifachen Erfolg surch die deutschen Rekordläuferinneu Dempe, Westphal und Mes. Im Speerwerfen siegte Kahl-Deutschland mit 41,15. In der Mannschaftsmeisterschaft im Säbelfechten holte sich Ungarn den Endsieg mit zwei Siegen vor Italien mit einem Sieg und Deutschland, das ohne Erfolg ausging. Bei den Schwimmwettbewerben gewann unser Brustmeister Balke sein Rennen über 200 Meter in 2 :43,5 überlegen. Auch über 100 Meter Rücken gab es durch Schröder einen deutschen Er folg, desgleichen über 100 Meter Kraul durch Fräulein Pollack- Deiltschländ mit 1:09,2. 1500 Meter Kraul und die 4 X 200- Meter-Kraul-Staffel fielen an Ungarn, die ebenfalls im Wasser ball mit 4:2 den Italienern klar überlegen waren. Am Borturnier konnte Deutschland in drei Gewichtsklassen die Sieger stellen, und zwar im Leichtgewicht mit Weiß, im Mittelgewicht mit Stankowsli und im Halbschwergewicht mit Abke. Die Italiener sicherten sich im Feder- und im Welter gewicht zwei weitere Titel. Im studentischen Segelflugwett bewerb wurde Flinsch-Deutschland Gesamtfieger vor Meier zu Bentrup-Deutschland und Hollmann-Ungarn. Die deutschen Retter gewannen den FührcrprUS. Das Inter» nationale Reitturnier in Aachen brachte mit den! Preis der Nationen, dem traditionellen Mammschaftskampf um den Wanderpreis des Führers, den Höhepunkt des Turniers. Das Ergebnis war ein überlegener Sieg der deutschen Reiter. Mit nur neun Fehlern siegten Major Momm auf Alchimist (fünf Fehler), Rittmeister Brinckmann auf Oberst (vier Fehler) und Oberleutnant Weidemann, der ans Aland in de Umgängen fehlerlos blieb und zugleich der beste Einzelleiter war. Es folgten Rumänien mit 87, die Schweiz mit 960-, Ungarn mit 122X-, Belgien mit 140 Fehlern. VMe, HaE MMOM. Nossener Produktenbörse vom 25. August 1939. Heute gezahlte Preise: Weizen, hiesiger, 75/77 Kilo, Festpreis 9,55; Roggen, hiesiger 70/72 Kilo, effekt., Festpreis 9,05; Sommergerste 68 kg, Festpreis 10,75; do. Winker-, 2zeiiig 68 kg z. Industr. 9,30; do. 4zeilig 56M kg 8,30; Hafer, Festpreis 8,30; Raps, trocken 20,—; Wiesenheu 2,70 bis 3,20; Stroh (Weizen- und Roggen-) 1,10—1,50; do. (Preß-) 1,20—1,30; Weizenmehl^ype 630, Asche 630 16,7M; Rog- genmehl Type 997, 0/75E Asche 0,997 12,65; Roggenkleie 5,85 bis 6,15; Weizenkleie 6,40—6,60; Speisckartvffeln, neue, gelbe 3,25; Landeier, Marktpreis sür ein Stück 0,10; Landbutter ^-Pfund-Stück 0,76. Amtliche Berliner Notierungen vom 25. August. > (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr.) Berliner Wertpapierbörse. Die Aktienbörse eröffnete un einheitlich, meist aber etwas schwächer. Man erörterte u. a. der starken Sturz des Pfundes. — Am Geldmarkt wurden fü> Tagesgeld höhere Sätze bewilligt (2,37 bis 2,62 v. H.). — Dei Rcntenmarkt verzeichnete auch heute keine größeren Verände- cnngen. Rcichsbahn-Vorzngsaktien gingen nm 0,25 v. H. zw rück. Steuergutscheine II blieben weiter unverändert, Steuer- gutscheiue I stellten sich auf 98,55—60. — Die Umschuldungs- anleihe ging um 0,10 auf 93,05 zurück. 1948er Schuldbuchforde- cungen gaben von 99 auf 98,75 nach. Die Altbesitzanleihe be- «egte sich etwas unter dem Stande von 132,00. — Am Kassa- iktienmarkt ließ die Umsatztätigkeit heute erheblich nach. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.' Belgien 42,14 (42,22); Bulgarien 3,047 (3,053); Dänemark 51,31 -51,47); Danzig 47,00 (47,10); England 11,505 (11,535); Est land 68,13 (68,27); Finnland 5,07 (5,08): Frankreich 6,513 !6,527); Holland 132,47 (132,73); Italien 13,09 (i3,H); Ingo- slawien 5,694 (5,706); Lettland 48,75 (48,85); Litauen 41,94 (42,02); Norwegen 57,82 (57,94); Polen 47,00 (47,10); Schwede» 59,34 (59,46); Schweiz 55,84 (55,96); Slowakei 8,521 (8,539): Ler. Staaten v. A. 2.491 (2.4951. GMWsn der Dresdner Theater Opernhaus. Bis mit Sonnabend geschloffen; Sonntag 18.30 Uhr: Tannhäuser (NSKG. 1701-1900, 15301 bis 15350). Schauspielhaus. Sonntag 19.30 Uhr: Ein Sommernachts- träum (NSGK. 201—400); Montag 20 Uhr: Iphigenie aus Tauris (1—200, 15051—15100); Dienstag 20 Uhr: Isabella -von Spanien (801—10-00, 15001—15050); Mittwoch 20 Uhr: Viel Lärm um nichts (401—660); Donnerstag 20 Uhr: Schnei der Wibbel 1001—1200, 15101—15150); Freitag 29 Mr: Viel Lärm um nichts (601—800, 15151—1520-0); Sonnabend 20 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen (1501—1760, 15251—15300); Sonntag 19.30 Uhr: Viel Lärm um nichts (11001-11300, 17801-17850). Theater des Volkes (Städtisches Theater am Albertplah). Geschlossen. Kvmödienhaus Sonntag bis mit Dienstag 20.15 Uhr: Gast spiel Rotraut Richter: Krach im Hinterhaus. Mittwoch, Don nerstag geschlossen; Freitag 20.15 Uhr: Duschenka (NSKG. 11601—11700); Sonnabend 20.15 Uhr: Duschenka (3001 dis 3100, 16001—6050); Sonntag 20.15 Uhr: Duschenka. Central-Theater. Täglich 20.15 Uhr, Sonntags auch 18 Uhr: Die Randow-Revue: Die große Parade. Hrer Mädel VO!X UrbeberrcLttckutz Krid-Mardtcke-Verwg" Hamburg L2 Die Aussprache verlief sehr offenherzig, und Gersten korn war von ihr durchaus befriedigt, denn er erkannte aus ihr, daß Trude ein wirklich wertvoller Mensch war. „Schöll, Trude", sagte er abschließend, „Sie haben recht, ich will Sie nicht drängen. Ich meine, hat es nun so lange gedauert, dann soll es mir auf ein paar Monate auch nicht ankommen. Nein, nein, Trude, alles was recht ist, da sind Sie uns zu lieb und wert, und ich möchte ja nicht, daß Sie es hier bei uns satt bekommen!" Und so trennten sie sich im besten Einvernehmen. Es war aber doch eine Niederlage, die Gerstenkorn er litten hatte. Darum kam er nicht herum, und das wurmte ihn, als die Söhne jetzt auf ihn eindrangen und ihn frag ten, was nun werden solle. Und so sagte er denn in sehr doppelsinniger Weise: „Sic hat sich Bedenkzeit ausbedungcn, aber im Herbst ist Hoch zeit...!" „Was?" fragte Otto erregt. „Im Herbst ist Hochzeit?" „Jawohl!" Gerstenkorn war schlau und sagte ja nicht, mit wem Hochzeit sein würde. Christian fiel hitzig ein: „In dem Augenblick, wo es sest- steht, daß du die Trude heiratest, verlasse ich die Farm!" „Und ich mit!" schrie Otto. „Na, dann geht ihr eben!" brüllte Gerstenkorn noch lauter. „Da schaffen wir uns eben ein halbes Dutzend Kin der an. Die wachsen auch groß, und in fünfzehn Jahren habe ich dann tüchtige Mitarbeiter. Jawohl, bildet euch um Gottes willen nicht ein, daß es ohne euch nicht geht!" „Schön', sagte Christian wütend, „dann soll Vater seine Babys zu den Herden schicken." O Vor dem Schlafengehen traf Trude Otto, der mit trotzi gem Gesicht auf der Bank vor dem Hause saß. - „Schlechte Laune, Otto?" fragte sie neckend. f Otto schüttelte den Kopf. „Na, an Redelust werden Sie heute auch nicht sterben. Haben Sie wieder Krach gehabt mit dem Vater?" Otto nickte. - „Und warum?" st Otto schwieg „Otto, haben Sie vorhin miterlebt, wie die alte Mamba ihren ungeratenen Sohn begrüßte?" Otto nickte wieder. „Wissen Sie, was ich dabei gedacht habe?' Otto schüttelte wiederum den Kops und sah sie ge spannt an. „Ich habe dabei gedacht, ob es nicht an der Zeit wäre, daß der Aubaas seine beiden maulfaulen Söhne einmal genau so verdrischt, damit sie endlich den Schnabel auftun und sich endlich wie normale, vernünftige Menschen be nehmen." Daraufhin sah sie Otto entsetzt an, aber er schwieg noch immer. „Jawohl", fuhr Trude erregt fort. „Maulfaule Söhne seid ihr alle beide! Herrgott, ihr seid ja gar keine nor malen Menschen mehr! Ich bin eine Norddeutsche uno ich habe viel Menschen in meiner Heimat kennengelernt, die sich jedes Wort bedachtsam überlegten, ehe sie es aus sprachen. Aber wenn es was zu reden gab, dann redeten sie auch, wie es sich gehörte. Ihr Vater will mich heiraten, es ist ein großer Altersunterschied, ich habe ihm daher weder zugesagt, noch abgesagt; aber das sage ich Ihnen: Ihr Vater ist wenigstens ein Kerl, der in die Welt patzt, ein richtiger Mann, und seine maulfaulen Söhne, die kön nen nur den Mund auftun, wenn es gilt, den Vater vom Heiraten abzubringen." Da setzte Otto zu einer großen Rede an. „Trude", begann er, „Sie müssen uns verstehen. Wir können uns gar nicht vorstellen, daß Sie jemals wieder von uns weggehen sollten, aber wir können auch nie... Mama zn Ihnen sagen." Da nahm sie neben ihm Platz und sah ihm ganz ernst in das vertrotzte Gesicht. „Hören Sie mal zu, Otto, so kann es doch nicht weiter gehen! Sie müssen sich mal ein bißchen zusammenreißen. Innenleben hat jeder Mensch, aber das Erleben, das kommt doch erst im gegenseitigen Austausch von Mensch zn Mensch. Sie sind doch kein dummer Kerl, Sie genau so wenig wie Christian. Warum können Sie nur den Mund nicht auftun und mal ein vernünftiges Wort sagen? Mal ein nettes Wort? Das kann ich Ihnen versichern, so krie gen Sie niemals eine Frau, wenigstens keine vernünftige Frau, und das sage ich Ihnen, wenn das so weitergeht, dann werden Sie mich nicht mehr lange hier haben." „Aber Trude, das dürfen Sie uns nicht antun." Otto schien ehrlich entsetzt zu sein. „Ich habe vom ersten Tage an hier gern geschafft. Mir ist keine Arbeit zu viel und es ist schön auf der Gersten korn-Farm. Aber ich will in Harmonie und Frieden mit allen Menschen leben. Ich bin fünfnudzwanzig, es wird Zeit, daß ich einmal ans Heiraten denke. Ihr Vater hat mir einen Antrag gemacht, einen guten, ehrlichen Antrag, den ich sehr ernst nehme, aber es liegt an den Söhnen, wie sich alles hier künftig gestalten wird. Gute Nacht, Otto!" „Gute Nacht, Trude!" sagte Otto betroffen. * - Christian lag schon im Bett, als Otto die gemeinsame Kammer aufsuchte. Er richtete sich auf und sah den Bruder feindselig an. „Du hast soeben mit Trude gesprochen?" „Ja, wir haben uns ein bißchen unterhalten.' „Ich habe aber bloß Trude gehört." „Ich habe auch nicht viel gesagt! Aber mir ist ein guter Gedanke gekommen. Höre mal zu, Christian: ich werde die Trude heiraten! Jawohl, ich werde sie heiraten, und ich werde den Mut haben, es ihr zu sagen!" Christian sah den Bruder empört an. „Was willst du?* „Du weißt, der Vater will sie genau so heiraten wie ich, da mutzt du zurücktreten." „Ich denke nicht daran!' „Christian, sei doch vernünftig, du bist der Jüngere, hast du das begriffen, du bist der Jüngere! Ich meine, wir können sie doch nicht beide zusammen heiraten, das geht doch nicht!' „Das geht nicht!" stimmte Christian zu. „Siehst du! Datz ein Mann zwei Frauen heiratet, das gibt es ja in gewissen Ländern der Erde, aber umgedreht, das sage ich dir, Christian, ist es unbedingt unmöglich!' „Das sehe ich schon ein, aber cs kann doch sein, daß mich" — er lacht verlegen —, „datz mich die Trude lieber mag. Das könnte doch sein, denn schließlich: viel hübscher bist du ja auch nicht wie ich." Otto wurde nachdenklich. „Hm, du meinst, das könnte sein...?" „Ja, das könnte sein! Weißt du, ich habe doch mal ein Buch gelesen! Vor einem Jahr! Das war ein ganz ver rücktes Buch, sage ich dir! Stand so von... Liebe drin, du, ich habe ja gelacht, wie ich das las. Ganz verrückt war das, sage ich dir! Du, da erklärt einer seiner Liebe. Oha... ich sage dir, der hatte was drauf! Ich bin ganz rot geworden, wie ich das gelesen habe. Und der hat auch einen Bruder gehabt. Einen älteren Bruder sogar, und der hat sich ein gebildet — den älteren Bruder in dem Buch meine ich natürlich —, datz ihn das bewusste Mädcben am liebsten hat. Aber Essig war es. Die ist dem Jüngeren um den Hals gefallen, als er sie an sich zog. Da tzar er sie... ge- kützt, auf den Mund, ja, auf den Mund. . und, du... das war ja besonders albern... auf die Ohrläppchen." Jetzt mutzte auch Otto lachen und er knurrte: „Ver rückt...!' lF-ortsetzung folgt.)