Volltext Seite (XML)
fort ¬ vor ¬ kann General Ludendorff dem Großen Hauptquartier den: Die Schlacht ist gewonnen, die Verfolgung wird gesetzt. Eine Armee vernichtet Der Himmel meint es auch am 29. August zu gut, dv^ Sonne brennt weiter heiß, als das Kesseltreiben um Hohen--! stein beginnt. Das Korps Below stößt mächtig gegen Süd-! west vor in den Rücken des russischen 13. Korps. Das Korps! Mackensen eilt in Gewaltmärschen bis in die Linie Kosno-See —Ortelsburg. Bei Jedwabuo werden den Russen Hunderte von deutschen Soldaten der 41. Division abgenommen, die am! Tage vorher bei Waplitz gefangen wurden. Der große Ring' beginnt sich zu schließen, denn im Süden dringt, Kavallerie nnd Radfahrer an der Spitze, die Gruppe Francois von Neidenburg auf Willenberg. Ueberall stoßen die Abteilungen auf zurückflutende Russen und große Trainkolonnen. Bereits am frühen Nachmittag haben reitende Jäger die 35 Kilometer; zurückgelegi und werfen die Russen aus Willenberg. Den Russen ist setzt der Rückzug verwehrt. Immer Wieders greifen die aus dem Waldgebiet auf die Straße Neidenburg— Willenberg herausstoßenden Massen an, um sich nach Süden den Durchbruch zu erzwingen. Samsonow persönlich führt eine Abteilung des 15. Korps an und wird zurückgeschlagen. Hier entläßt er seine Begleitschwadron und reitet mit 7 Offizieren; in das Ungewisse. Abends irrt er in den Wäldern umher.! Sein großer Gegenspieler Hindenburg erlätzöum diese Stunde! bereits die ersten Befehle zum Aufmarsch gegen Rennenkamp^ der eine Woche lang untätig zusah, wie" die Narew-Armee vernichtet wurde. Dieses Ende können die erbitterten Kämpfe vor alleut- im Süden bei der Gruppe Francois nicht mehr aufhalten. Aus Norden stürmen, drängen die ungeordneten Haufen der zurückflutenden Russen, aus Süden aus der Richtung Mlawa stoßen frische Divisionen gegen den Ring an. Neidenburg geht vorübergehend verloren und wird wiedergewonnen. Am 31. August kann Hindenburg den Abschluß der Schlacht an den Kaiser melden: Drei russische Korps sind völlig vernichtet, auch das 13. und 15., die außerhalb des Ringes stehenden zwer Korps, haben schwer gelitten und befinden sich aus der Flucht. 92 000 Gefangene, darunter zwei kommandierende Generale, werden in Gefangenschaft abgeführt, 350 Geschütze sind erobert^ Kriegslasten mit weit mehr als eine Million Goldrubel fielen in die Hände der Deutschen, dazu unübersehbares Kriegs material und andere Beute. 152 deutsche Bataillone und eine- Kavallerie-Division schlugen 166 rusfische Bataillone und. 8 Kavallerie-Divisionen. In der Nacht zum 30. August irrt in den Wäldern Gene» ral Samsonow mit den Offizieren seines Stabes umher. Man- hat Rast gemacht. Der Armeeführer geht abseits, und die Of fiziere hören einen Schuß fallen. Sie finden die Leiche des! Generals, aber man mutz sie liegen lassen. Deutsche Wald-, arbeiter finden am nächsten Tage die Leiche und beerdigen: den unbekannten Russen an Ort und Stelle. Kurt Winkler. Photo (2); Zeichnung: Scherl-Bildarchiv (M.) / Zeit! mel- zustotzen. Hindenburg befindet sich mit fernem Stabe in Froge- nau dicht hinter der Front. Am frühen Morgen rennt im -Am Morgen dieses Tages hat Samsonow erst den Ernst! der Lage erkannt, er verlätzi Neidenburg nordwärts, um die Lage bei seiner Armee zu klären. Aber erst ani Abend dieses Tages gibt er den Rückzugsbefehl. Etwa um die gleiche dichten Nebel die 41. Division gegen Waplitz an. Es rst ver»! geblich. Der Russe kämpft hier mit seltener Verbissenheit.; Als gar gegen 7 Uhr der Nebel weicht, greift seine Artillerie ein und trifft mit verheerender Wucht den Rücken der Divi sion. Schwere Verluste find die Folge, der Angriff auf Waplitz bricht zusammen. Die Division verliert sogar etwa 2000 Ge fangene. Diese Schlacht wird immer mehr von Zufällen bestimmt. Die Division Morgen soll nach der Einnahme von Waplitz den Jablouker Forst nehmen — aber General von Morgen entschließt sich ohne Rücksicht aus den — ihm nicht bekann ten — Stand des Kampfes bei der 41. Division zum Angriff, als er zu beobachten glaubt, daß der Rüste seine Stellung aufgeben will. Diese Absicht Hai der Russe nicht, immerhin ist ihm der Forst bald entrissen. Dieser Erfolg wiederum erleich tert den schleswig-holsteinischen Landwehrmännern den An griff auf Hohenstein. Mit grotzem Schneid stotzen die Land wehrmänner aus vem Waide nördlich von Hohenstein her aus gegen die russischen Stellungen. Es sieht so aus, als ob hier ein schneller Erfolg winkt, das brennende Hohenstein liegt zum Greifen nahe. In dieser Stunde gerät das ruffische 13. Korps, das Allenstein geräumt hat und ohne jede Kennt nis der Lage ist, aus seinem Rückzug in den Rücken der Divi sion Goltz. Die Situation wird aber, durch die siegreiche Division Morgen geklärt. In den ersten Nachmittagsstunden dringt sie mit den Schleswig-Holsteinern in Hohenstein ein. Neidenburg—Willenberg ist das Ziel der Gruppe Fran cois. Zwar befiehlt der Armeebefehl in beschwörender Form Verfolgung in Richtung Lahna, aber Francois hält die ur sprünglich befohlene Richtung Neidenburg ein und stößt so in die flüchtenden Rusten. Flüchtende russische Infanterie des 23. Korps wird vor der Stadt von reitenden Jägern attak- kiert. Die Divisionen Francois' marschieren auf Neidenburg. Etwa 3000 Rusten leisten nur schwachen Widerstand; zwischen Reidenburg und Willenberg überrascht die Kavallerie unge heure Masten von Fahrzeugen, die Bagagen der vor der« Gruppe Scholtz zurückweicheuden russischen Korps. «SSe Russen hatten nach Kriegsausbruch an der Grenze LMmmchens ihren Aufmarsch früher beendet, als das in den Plänen des Generalstabes berechnet worden war. Mitte August stcmdeu zwei Armeen der Nordwestgruppe unter General Shi- lülfli marschbereit, um aus dem Raume Grodno—Kowno (Armee Rennenkampf) und Warschau—Bialystok (Armee Sam sonow) Ostpreußen im Osten und Süden in die Zange ^u neunen. 21 Infanterie-Divisionen und 10 Kavallerie-Divisio nen standen unter Chilinski, und nur 13 Infanterie-Divisionen nud 1 Kavallerie-Division befehligte Generaloberst von Pritt- Witz in der 8. Armee. Ehe er durch die Vereinigung der feind- licheu Armeen erdrückt wurde, mußte Generaloberst von Pritt witz die noch getrennten Gegner angreisen und schlagen — 1. Korps (von Francois), 17. Korps (von Mackensen), 1. Re- fervekorps (von Below) und Division von Morgen —. Am 17. August ging Rennenkampf über die Grenze. Bei Stallu- pönen wurden drei seiner Divisionen von drei Brigaden des Generals von Francois geschlagen. Francois mutzte in ver Nacht auf Gumbinnen zurück, weil der Oberbefehlshaber feinen Operationsplan gefährdet glaubte. Generaloberst von Prittwitz wandte sich mit dem Gros seiner Armee hinter der Ängerapp in der Linie Lötzen—Insterburg gegen die Njemen- Armee. Im Süden standen lediglich das 20. Korps unter General von Scholtz, die Landwehrbrigade Mühlmann und aus den Weichselfestungen herangeführte Besatzungstruppen (Brigade Unger) bereit, um den Vormarsch der Narew-Armee aufzuhalten. Als Rennenkampf am 19. August bei Gumbinnen vorstieß, befahl Generaloberst von Prittwitz den Angriff für den 20. August. Hinter die Weichsel Auf schwierigen Wald- und Feldwegen marschierte das 1. Korps zum vernichtenden Stoß in die rechte Flanke der Russen. Das 17. Korps warf die feindlichen Vortruppen zu rück; als es auf die starke Hauptstellung des Gegners stieß, kam es in eine taktisch ungünstige Lage, die den General von Mackensen veranlaßte, den Rückzug des Korps hinter die Ro- minte zu befehlen. Dagegen konnte das 1. Reservekorps, vor allem nach dem Eingreifen der Division von Morgen die linke Flanke der Armee Rennenkamps gefährden. Der nächste Tag sollte den Sieg vollenden. Der Rückschlag beim 17. Korps und Meldungen des 20. Korps, die von einem raschen Vordringen der Narew-Armee berichteten, veranlaßten jedoch den Armee führer, nicht nur die Schlacht von Gumbinnen abzubrechen, fondern auch den Rückzug anzuordnen. Generaloberst von Prittwitz hat zuerst an den Rückzug hinter die Weichsel gedacht. Bei dem Entwurf der Rückzugs befehle stellte sich jedoch heraus, daß ohne einen Kampf gegen die Armee Samsonow der Abmarsch über die Weichsel ntcht möglich war. Schließlich verwarf auch die Oberste Heeres leitung die Preisgabe Ostpreußens. Die am Abend des 20. August an die Korps ergangenen Befehle des Oberkom mandos ordneten deshalb an: Abmarsch nach Westen, aber nicht mehr hinter die Weichsel, sondern Aufmarsch gegen die Narew-Armee. In dieser Nacht setzt sich die Kampffront im Norden in Bewegung. Ausgehungert und müde marschieren die Regimen ter und verzweifelt, denn sie sahen den Sieg vor Augen. Ueberall auf den Feldern lagert die fliehende Bevölkerung. Sie hat gehofft, daß die Schlacht von Gumbinnen die Heimat befreit. Der Abmarsch der Truppen läßt sie gehetzt aufbrechen und aus Seitenwegen und querfeldein die Flucht fortsetzen. Im Großen Hauptquartier fordert General von Moltke einen Wechsel im Oberkommando der 8. Armee. Am 22. August voll zieht der Kaiser die Ernennung des Generals von Hindenburg zum Oberbefehlshaber und des Generals Ludendorff zum Stabschef. Schon den dritten Tag befinden sich die Truppen auf dem Rückmarsch, als am 23. August Hindenburg und Ludendorff in Marienburg eintreffen. Rennenkampf, vor dem nur noch die Hauptreserve Königsberg und die Kavallerie-Division stehen, wagt keinen Schritt vorwärts. Dagegen folgt die Armee Samsonow dem Korps Scholtz ans Neidenburg—Passenheim—Allenstein. Am 23. August steht das Korps bei Gilgenburg im Kampfe gegen die doppelte Uebermacht. Die Division Morgen ist bereits mit der Bahn bis Allenstein transportiert und verstärkt die Front. Das 1. Korps ist im Anrollen auf Deutsch-Eylau. Als Hindenburg am nächsten Tage in Tannenberg eimrifft, ist die Stimmung ernst. Bei Lahna und Orlau sind heftige Kämpfe im Gange. Jäger aus Ortelsburg und masurische Musketiere schlagen sich hier mit wahrem Löwenmut. In Abwehr und Gegenstoß erledigen sie den Russen und Wersen ihn, als sich schon die Nacht über das Land gesenkt hat, über den Allegrund zurück. Vier Tagemärsche getrennt stehen im Nordosten das 17. Korps und das 1. Reservekorps. Hindenburg befiehlt: Die 8. Armee setzt sich gegen die Narew-Armee in Bewegung. Die Frage ist, ob Samsonow seine Armee im Vormarsch'läßt oder sich zurückziehen wird. Hindenburg befiehlt den Angriff Er läßt sie im Vormarsch. Der freiwillige Rückzug einer Division bei der Gruppe Scholtz, lediglich um eine taktisch gün stigere Stellung zu gewinnen, deutet Samsonow als den all gemeinen Rückzug der deutschen Armee au die Weichsel. Des halb befiehlt er in einem Funkspruch an die Korps die energische Verfolgung. Da der Funkspruch unchiffriert gegeben wird und außerdem Marschrichtung und Ziele bis ins kleinste Das Schwergewicht des Kampses liegt am 28. August bei der Gruppe Scholtz, die am Tage vorher durch die aus Schleswig-Holstein herantransportierte Landwehr-Diviston v. d. Goltz verstärkt worden ist. Diese Division soll Hohenstein nehmen, andere Teile der Gruppe haben über Waplitz vor zustoßen. Hindenburg befindet sich mit seinem Stabe in Fröge- vorschreibt, erletcheri er die Entscheidungen Hindenburgs. Be reits am 25. August mutz Samsonow diesen Irrtum erkennen. Aus Lautenburg wirft eine deutsche Landwehrbrigade eine russische Division heraus und bei Gilgenburg spürt er, daß sich in seiner linken Flanke eine starke deutsche Kampftruppe zusammenballl Er befiehlt, in die deutsche Versammlung hin- einzustotzen. Fast um die gleiche Zeit ergeht der Besehl Hin denburgs: Beginn des entscheidenden Angriffs. Eine brennend heiße Augustsonne liegt über dem Land. Lange Kolonnen wälzen sich über die Landstraßen nach Osten und Süden. Riesige Staubwolken wirbeln aus — die deutschen Regimenter marschieren, wo sie noch nicht in Gefechtsfühlung mit dem Feind stehen. Zwischen Hohenstein und Usdau grei fen die Russen die Gruppe Scholtz beiderseits des Mühlensees an und erleiden eine schwere Niederlage. Erbittert durch den Anblick der fliehenden Bevölkerung und brennenden Gehöfte marschieren die letzten Infanterie-Kolonnen des Korps Fran- gois heran. Noch fehlen dem Korps Artillerie und Kavallerie, trotzdem stürmt es die Vorstellung der Ruffen bei Serben. Tas Korps Mackensen schlägt gemeinsam mit dem 1. Reservekorps bei Bischofsburg das von Samsonow zur Umfassung der 8. Armee nach Norden entsandte 6. Korps. Am 27. August soll die Gruppe Scholtz, die in der Mitte, der deutschen Front steht, den Angriff aus das Gros der Russen bei Waplitz durchführen; der Angriff muß verschoben werden, weil die Russen mit starken Kräften vorstotzen. Bei Usdau steht die Mitte der Narew-Armee, hier ist die Schlüssel stellung der Russen. Die vier Kilometer lange, stark ausgebaute Höhenstcllung wird von zwei Korps, darunter der Warschauer Garde, zähe verteidigt. Die Regimenter des Korps Francois, verstärkt durch ein Detachement des Korps Scholtz und die Bri gade Mühlmann, wiederholen in wütenden Vorstößen Angriss auf Angriff gegen die wichtige Schlüsselstellung. Zu einem Leichenseld werden an diesem Morgen die Usdauer Höhen. Samsonow in der Zange Aber nicht das gut sitzende MG.-Feuer und nicht die glühende Mittagssonne können den Sturm der erbitterten Ostpreußen aufhalten. Um 11 Uhr vormittags stürmt das Re giment des Kaisers, das Grenadier-Regiment 3, das bren nende Dorf und entreißt es in hartem Ringen dem Feind; hier kämpft das Regiment Wyborg, das russische Regiment desselben Kaisers. An diesem Tage setzte Mackensen die Verfolgung des ge schlagenen russischem 6. Korps fort — das der in Neidenburg weilende General Samsonow bereits in Allenstein wähnt. Das 1. Reservekorps dagegen wird auf Allenstein abgedreht, wo das 13. russische Korps eingedrungen ist. Bereits am näch sten Morgen ist dieser Auftrag erfüllt, denn die Russen räumen unter dem Druck aus Norden und Süden die Stadt. So kann das 1. Reservekorps gemeinsam mit dem Korps Mackensen am 28. August in weitausholendem Marsch nach Südosten — Mackensen in die Richtung Jedwabno—Ortels burg und Below gegen Passenheim — ausholen. Bis zu 50 Kilometer marschieren die Regimenter an diesem Tage; im Norden und Osten beginnt sich bereits der Ring um die Narew-Armee zu schließen, den im Süden das Korps Fran cois au der Straße Neidenburg—Willenberg zu bauen be ginnt. Ms Wunder von Tannenberg LWneeußen in Bedrängnis - Rückzug hinter die Weichsel? - Der Aufmarsch / gegen Samsonow - Der Sieg Hindenburgs Der russische General Markos (im Graben liegend), Kommandierender General de* lü. A.K« als Gefangener beim Korps Francois. Unübersehbare Mengen von Gefangenen strömten in den letzten Augusttage« des Jahres 1S14 aus den Wäldern -wischen Hohenstein und Neidenburg.