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Wilsdruffer Tageblatt : 24.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193908242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390824
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-24
-
Monat
1939-08
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.08.1939
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Aus der VowMes Höke gerettet Die ersten volksdeutschen Flüchtlinge ans Polen im Ean Sachsen 2m Gau Sachsen trafen in den letzten Tagen die ersten aus Polen geflüchteten Volksdeutschen ein. Sie wurden in Eemein- schaftslagern im Chemnitzer Bezirk unteraebracht. Ihr Aus- iehen, ihr gesundheitlicher Zustand und ihre Berichte geben ein erschütterndes Bild von den grauenvollen Zuständen jenseits der deutsch-polnischen Grenze. Oft konnten sie, nur mit dem Notdürftigen bekleidet, unter unsäglicher Qual und Not reichs deutsches Gebiet erreichen. Familien wurden getrennt, Kinder verloren ihre Eltern, Eltern ihre Kinder. Manche von ihnen sahen dem Tod ins Auge. Gehetzt von dem polnischen Terror, verloren sie Hab und Gut. Hier im Herzen des Großdeutschen Reiches, finden sie Ruhe und Frieden, Die NSV. hat sich ihrer angenommen. Die „Dresdner Neuesten Nachrichten" bringen einen Son- derberichr über einen Besuch in einem Flüchtlingslager, dem wir folgendes entnehmen: In Oberfrohna sind etwa 600 Flüchtlinge aus Polen untergebracht. Es smd Volksdeutsche, die hier, weit weg vom Schauplatz einer menschenunwürdigen Tragödie des Hasses, sich erholen sollen von den Strapazen ihrer tage-, oft nächtelangen Flucht vor den Ausschreitungen ihrer Verfolger. Noch steht Ent setzen über das grausige Erlebnis der letzten Woche auf ihren Gesichtern. Ein mehrstöckiges, früheres Fabrikgebäude ist zum Lager umaewandelt worden. Männer und Jünglinge, Frauen, Mäd chen und Kinder, alles hat hier freundliche, fürjoroende Auf nahme gefunden. Ein Teil der Männer hat schon wieder Arbeit gefunden. Eroßdeutschland, vor allem aber der industriereiche Sachsengau, kann jede Arbeitskraft gebrauchen. Und mancher Bauer in der Umgebung ist froh über die neue Hilfskraft, die ihm der Flüchtlingszug aus Polen brachte. Hochbeladen schwankt ein Erntewagen vorüber. Es ist ein Flüchtling, der die Pferde betreut und dem deutschen Bruder Vie Ernte bergen hilft. „Ich war auf einem Gut, etwa 3g Kilo meter entfernt von der Reichsarenze, bei einem deutschen Bauern in der früheren Provinz Posen. Schon vor zwei Wochen mutzte ich flüchten. Polnische Horden fielen über das Gut her. Mem Arbeitgeber wurde verhaftet. Mit zwei Freunden machte ich mich zu Fütz auf zur Grenze. Zwei Tage brauchten wir. Nur Brot harten wir mit. Wir kamen fast um vor Durst, denn in den Dörfern konnten wir uns nicht sehen lassen. Wir mußte» durch Wiesen und Wälder. Roch an der Grenze haben die Polen aus uns geschossen", erzählte er uns, während er seine Braunen tränkt. Am langen Tisch stoßen wir auf eine Frau mit vier Kin dern; sechs, fünf, drei Jahre sind die größeren, das kleinste ist sieben Monate alt. Ihr Mann war Maurer in Graudenz. „Wo mein Mann ist, weiß ich nicht. Er ging Freitag spät nachmittags fort, um einen Handwagen voll Kartoffeln hereinzuholen, denn wir waren am Verhun gern. Er kam nicht wieder. Die Nacht war furchtbar. Es schoß draußen. Dis Kinder weinten und schrien. Auch am Morgen war er noch nicht zurück. Da las ich im Morgengrauen an unserer Tür draußen mit Kreide angeschrieben: ,/Polen feind". Weinend kam die Nachbarin, die Frau eines Tischlers, und sagte: „Der alte Josef — er ist über 80 Jahre alt — hat gesehen, wie unsere beiden Männer abgeführt wurden". Da hielt uns nichts mehr. Wir flüchteten. O, wie bin ich froh, daß wenigstens die Kinder in Sicherheit sind. Ob ich meinen Mann jemals wiedersehe?" Ueberall, wohin man sieht, wohin man blickt, das gleiche Bild: unglückliche Menschen, Sie, me einst viels unserer sude tendeutschen Brüder, ihre Heimat verlassen mußten. Viele Mütter und Kinder sind es, die man tagelang hun gern ließ und deren Ernährer man kurzerhand einsperrte. Sie sind in völlig erschöpftem Zustand auf deutschem Boden ange kommen. Von ihren Männern haben sie keinerlei Nachricht mehr erhalten. Flüchtlinge, von den wildgewordenen Polen gestellt, wurden in unmenschlicher Weise mißhandelt. Zahlreichen Volksdeutschen wurden die Augen ausge- stochen und Lie Zunge abgeschnitten. Don Haus und Hof vertrieben, finden sie bei ihren deutschen Brüdern und Schwestern liebevolle Betreuung. Bei ihrem wenigen Hab und Gut, das sie über die Grenze retten konnten, erfüllt sie der feste Glaube an Adolf Hitler und an die baldige Befreiung ihrer Heimat. panikartige Kn'egsvorbmitungen Polens Drahtverhaue und Sprengladungen an der Grenze Oberschlesiens. Die polnischen Militärbehörden haben in Ostobcrschlesien fieberhafte Kriegsvorbereitungcn rind Befestigungsmaßnahmcn getroffen. Fast sämtliche Zufahrtsstraßen zu den Grenzen sind gesperrt. Alle wichtigen Landstraßen wurden mit Straßen sperren und mit einem Netz von Tankfallen versehen. Kilo meterlang ziehen sich entlang den Straßen durch Felder und Wälder drei bis vier Linien Drahtverhaue und Sperrlinicn mit spanischen Reitern. Sämtliche Brücken und Unterführun gen und wichtige Stratzenübergänge sind unterminiert und sprengfertig gemacht. In den Hochwäldern entlang der Grenzgebiete wurden besondere Beobachtungstürme errichtet, von wo aus Tag und Nacht eine intensive Spähtätigkeit nach Deutschober schlesien hin ausgeübt wird. Tagtäglich steigen darüber hin aus in der Abenddämmerung Fesselballone aus, um ebensalls strategische Beobachtungen nach Deutschoberschlesien hin zu unternehmen. In allen waldreichen Gegenden wurden die Waldbestände und auch wertvolle Obstbaumpflanzungen bis zu einer Höhe von einem Meter abgesägi und zu Draht verhauen und ähnlichen Befestigungen verwendet. Sämtliche Befestigungsanlagen werden Tag und Nacht von Militär be- wacht. Des Nachts erfolgen ständig umfangreiche Trup pe n v e r l e gu n g e n und Umbesetzungen. Alle militärisch wichtigen Ortschaften stehen unter strenger Bewachung. Jeder durchfahrende Kraftwagen wird angehalten und untersucht. Ebenso wird der Personenverkehr aufs schärfste überwacht. Kriegsbeorderung sogar für MenstunlaugWe In Warschau werden jetzt auch nicht militärdienstpflich- tige männliche Personen zum Hilfsdienst registriert, und zwar nach Bildungsstufe und Schulbildung. In der Woiwodschaft Posen haben auch bedingt Taug liche und Untaugliche Kriegsbeorderung erhalten. In den Kreisen Bromberg und Schwctz finden starke Truppenzusam- menziehnngen statt. Die Wälder bei Bromberg, Schwetz, Kulm und Thorn werden mit Stacheldrahtsperren versehen. Polnische Gangstermeihoden Danzig soll in Ernährungsschwierigwiten gebracht werden Zn den seit einiger Zeit bemerkbaren Versuchen dec Polen, durch Verweigerung ihrer vertragsmäßigen Liese- rungsverpflichtungen für agrarische Erzeugnisse in Danzig innere Schwierigicuen hervorzurufen, liefert der „Danzi ger Vorposten" zwei neue Beweise. Nach den Danzig-polnischen Marktregulierungsverträgen ist seit fünf Jahren für die Belieferung Danzigs mit pol nischer Butter die polnische Molkerei- und Butterexport- gcnossenschaft in Posen allein zuständig, deren Leiter, ein Direktor Dobroczyuski, sich von jeher durch besondere Un freundlichkeit dem Deutschtum gegenüber ausgezeichnet hat. Seit einiger Zeit ist man geradezu zu Gangstermetho den übergegangen. Butter wird nur noch geliefert, wenn Danzig 80 v. H. des Wertes der Ware vorausbezahlt. Nun liefert man aber nicht einmal die rechtzeitig bestellte und Vorausbezahlle Ware fristgemäß, sondern läßt das Danziger Geld im eigenen polnischen Betrieb arbeiten und macht Danzig gleichzeitig erhebliche Schwierigkeiten in der ordnungs mäßigen Versorgung der Danziger Bevölkerung mit Butter. Der Danziger Milchversorgungsverband hat infolgedessen sich gezwungen gesehen, ab 21. d. M. die gesamte Käse erzeugung im Danziger Gebier einzustellcn und auf Butterherstellung umzustellen, um keine Ernährungsschwierig- keiten entstehen zu lassen. Der Viehversorgungsverband klagt darüber, daß auch die Käufe polnischer Rinder von den Polen nicht angenommen werden und nur ein Drittel des an geforderten Bedarfs in Danzig eingetroffen ist. Sinnlose Zerstörungswut Polnische Aufständischenhorden suchten die Verlagsräume des „Ob e r s ch l e s i s ch e n Kurier" in Königshütte heim, um hier schwere Verwüstungen anzurichten. Sie drangen ge waltsam am hellichten Tags in das im Stadtinnern gelegene Gebäude dieser bekannten Volksdeutschen Zeitung ein und schlugen die Einrichtuugsgegenstände, die Schreibmaschinen, Mobiliar usw., kurz und klein. Der größte Teil der Räume wurde vollständig zertrümmert. Danzigs Ketten werden satten! Dr. Frank und Forster auf einer Massenkundgebung i« Oliva Viele lausend Volksgenossen hatten sich im großen Zoppoter Kurgarten zu einer Massenkundgebung eingefunden, auf der Reichsminister Dr. Frank und Gauleiter Albert Forster sprachen. Nach dem Einmarsch der Fahnen und Standarten sprach Gauleiter Forster. Noch nie, so betonte der Gauleiter, sei dis Verbindung Danzigs zum Führer und zum Reich so eng ge^ wesen wie in diesen Tagen. Alle Danziger seien felsenfest da von überzeugt, daß die heute noch bestehende äußerliche Tren nung in kurzer Zeit fallen werde. Am allerwenigsten könnten die Polen das verhindern. Der geringste Zweifel in den Sieg der deutschen Sache sei von vornherein in das Reich der Fabel zu verweisen. Danzig könne von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde zuversichtlicher werden, daß die Befreiungsstunde schlage. Reichsminister Dr. Frank überbrachte die Grütze des Führers. Die Welt möge, so versicherte er in seiner An sprache, überzeugt sein, daß die Ketten Danzigs sollen würden, ob es ihr passe oder nicht. Die Welt möge wissen, datz Danzig nicht mehr verlassen sei, dafür aber seien andere verlassen. Llnser Kampf um das Recht Die Osttagung deutscher Rechtswahrer in Danzig. Die Osttagung deutscher Rechtswahrer in Danzig wurde fortgesetzt mit Vorträgen von Professor Dr. Grimm und des Leiters des Hauptschulungsamtes der NSDAP, stellv. Gau leiter Schmidt. Professor Dr. Grimm hob hervor, daß Selbst- bestimmungsrecht und Gleichberechtigung die großen Rechts gedanken seien, mit denen die NSDAP, seit 1920 den Kamvf um die Wiederaufrichtung des deutschen Volkes und die Ver wirklichung der deutschen Einheit geführt habe. Der Kampf um Grobdeutschland und der Kampf gegen Versailles gehöre ans das engste zusammen. Dieser Kampf um die deutsche Er neuerung und Befreiung von den Fesseln von Versailles sei in erster Linie ein Kampf um das Recht. Nachdem Versailles überwunden sei, bleibe noch ein letztes Problem zu lösen. Da das deutsche Voll jetzt einig und geschlossen hinter dem Führer stehe, sei die letzte Lösung dieser Frage aber nur noch eine Frage der Zeit. Der Leiter des Hauptschulungsamtes der NSDAP., Schmidt, erklärte, wenn wir die ewigen Tugenden der Deut schen zu mobilisieren in der Lage seien, die die Einheit unseres Volkes als höchstes Gut bewahrten, dann würden wir jeden Ansturm, den Juda je gegen uns organisiere, überstehen und überwinden. Hedschas bewaffnet sich Ibn Saud verteilt Waffen an seine Krieger Nach Meldungen aus dem Hedschas, liefert König Ibn Saud von Arabien seinen arabischen Kricgerstämmen derzeit Waffen ans. Dem Anführer eines jeden bewaffneten Araber stammes wurde ferner ein nach modernen Gestchtsvunkteu ausgebildeter mi'-torischer Berater beigegcben. Kurze Nachrichten Berlin. Der Reichsbauernführer R. Walther Darrs hat die Ministerialdirektoren Dr. Moritz und Dr. Walter vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft in den Deutschen Reichsbauernrat berufen. Bad Kreuznach. Dem Reichsernähruugsminister und Reichsbauernführer R- Walther Darre wurde in Gegenwart des Gauleiters Simon der Ehrenbürgerbrief der Stadt Bad Kreuznach als Sumbol des Dankes aller deutschen Winzer überreicht. Reichsminister Darre erinnerte in seiner Erwiderungsansprache an die Äatumsgleichheit des Beginns der Französischen Revolution und des im Jahre 1933 erlassenen Gesetzes üher die Neubildung deutschen Bauerntums, das den Folgen, die jene Ideen auf das deutsche Bodenrccht ausübten, entgegenwirke. Wien. Im Rahmen der Studentenweltspiele wurde in der Akademie der Bildenden Künste in Wien die gemeinsame deutsch-italienische Ausstellung von Arbeiten und Werken deutscher und italienischer Studenten, die sich „Junge Kunst" betitelt, in Anwesenheit des italienischen Kultus« Ministers Bottai und des Reichsministers Rust eröffnet. , "Drei Madel VOI^ UrbcberreSticbub Nrig-Mardicke-Verlag. Hamburg L3 Irene und Paul waren sehr höflich, während Tante Anselma sich mit einem kurzen Gruß begnügte und sich ldann in die Küche zurückzog. Dann traten alle ins .Haus. Während sich Irene um Cora bemühte, begrüßten die Männer Gerdes und Laßner, die bei ihrem Erscheinen aufatmeten. „Gott sei Dank, daß Sie kommen!" sagte Gerdes. „Das Müßige Rumsitzen ist nicht nach meinem Fall." „Wird bald genug Arbeit geben, lieber Gerdes", ent- tzegnete dann Schill und stellte Cora vor. Dann setzten sich die Männer zunächst zu einem Mahl zusammen, und schon während dieses Mahles, an dem natürlich auch die Frauen teilnahmen, begann das Ge spräch über das Bevorstehende. Erst schien es, als wenn es Cora interessiere, aber dann -wurde sie doch müde, weiter zuzuhören, und sie verließ !das Zimmer, um Irenes und der Kinder Gesellschaft auf zusuchen. Irene gegenüber war sie äußerst liebenswürdig. Sie hatte zwar anfangs die Absicht gehabt, auch ihr gegenüber ihre hochmütige Art anzuwenden. Aber sie brachte es die ser geschlossenen, ernsten Persönlichkeit gegenüber einfach nicht fertig. Auch in Irene war eine gewisse Abwehr, aber sie ließ sie nicht spüren, sie unterhielt sich mit Cora und sie stellte sest, daß Cora, die weitgereiste Dame, sehr interessant zu erzählen wußte, daß es sich schon lohnte, ihr zuzuhören. „Ich hielte es auf die Dauer Wohl kaum auf so einer Darm aus", sagte Cora nach einer Weile. „Es ist mir zu einsam. Ich liebe Leben um mich. Mal so vorübergehend mag es ja ganz schön sein, man spannt mal aus und frischt Lie Nerven auf. Ich glaube, Ihnen wird es auch nicht anders gehen, Miß Irene." „Man kann nichts Voraussagen", entgegnete das Mäd chen ruhig. „Ich bin erst reichlich drei Monate hier, und das ist keine Zeit. Aber ich mutz gestehen, datz es mir hier ausgezeichnet gefällt, daß ich mich von Tag zu Tag Wohler fühle und daß ich mir durchaus vorstellen kann, daß ich einmal in einer solchen Einsamkeit mein Leben verbringe." „Das wundert mich", entgegnete Cora kopfschüttelnd. „Sie sind doch ein hübscher Mensch! Warum wollen Sie sich in der Einsamkeit hier vergraben?" . „Einsamkeit?" entgegnete Irene nachdenklich. .Hier ist keine Einsamkeit, hier ist Stille, Frieden, aber auch Pflicht, Schaffen und Arbeit. Ich glaube, Einsamkeit ist nicht schlimm, wenn es nicht die Einsamkeit eines leeren Her zens ist." Cora sah sie betroffen an und schwieg. -X- Am nächsten Morgen war Schill sehr zeitig auf den Beinen, genau so wie Irene, die eben mit Tante Anselma das Frühstück vorbereitete. Schill begrüßte sie sehr herzlich. „Schon auf, Irene?" Irene sah ihn verwundert an. „Wie alle Tage, Herr Schill." „Aber Schill, was redest du denn für Unsinn?" rief Frau Anselma lachend. „Das weißt du doch ganz genau, daß Irene immer um die Zeit munter ist." „Na ja!" gab Schill lachend zurück. „Ich meine, irgend was muß man doch schließlich sagen, und ich kann nun mal nicht so geschickt herreden wie zum Beispiel Herr von Jn- genheim. Der würde natürlich sagen: ,Wie Sie wieder aussehen, Irene, die schönen roten Backen, Sie werden alle Tage hübscher'!" Irene wurde ein wenig rot, aber sie stimmte in Frau Anselmas Lachen ein. „Passen Sie auf, Irene, der Schill lernt noch Kompli mente machen!" „Ach, das habe ich doch gar nicht nötig, das Weitz doch Irene ganz allein. Übrigens, Irene, ich habe ganz ver gessen, Ihnen die herzlichsten Grüße von Fräulein Ossi auszurichten. Sie hat mir auch einen Brief für Sie mit gegeben, den ich Ihnen hiermit feierlichst überreiche. Neh men Sie es mir nicht übel, daß ich das gestern in der Auf regung ganz vergessen habe." „Vielen Dank, Herr Schill", sagte Irene freundlich, „aber das macht doch gar nichts aus. Ich kann mich schon in Ihre Lage versetzen. Sie stehen jetzt im Begrisf, die große Auf gabe durchzusühren, die Ihnen schon immer vorschwebt, und da ist es nur zu verständlich." „Du, Schill", warf jetzt Frau Anselma ein, „die Miß ist Wohl Gast auf der Römhildt-Farm? Bleibt die lange?" „Warum fragst du denn, Tante? Ich habe keine Ahnung. Sie gefällt dir wohl nicht?" „Sie gefällt mir genau so gut wie dir, Schill", entgegnete Frau Anselma, und Schill nickte lachend. „Dann sind wir uns ja einig, Tante Anselma." Jetzt fragte Irene: „Was sagt denn Ossi dazu?" „Ach, um Fräulein Ossi machen Sie sich keine Gedanken. Die lacht darüber und die läßt sich nichts von ihr gefallen. Es ist ziemlich hart ans hart gegangen zwischen ihr und Miß Cora." .Und was fast Herr von Jugenheim dar«?" „Ach, der tut mir am meisten leid. Der bereute schon tausendmal, daß er Bret Houghtons Schwester eingeladen hat. Nein, Irene, Fräulein Ossi hat in Miß Cora bestimmt keinen Konkurrenten." „Aber verlaß dich drauf, Schill", warf Frau Anselma ein, „sie will ihn haben." „Aber verlaß dich drauf, Tante Anselma, sie kriegt ihn nicht!" entgegnete Schill lachend. Schill wollte bis zum Abendbrot warten, denn der Tag war wieder siedend Heitz. Gerdes und Latzner aber sträub ten sich dagegen. Sie waren förmlich von einem Fieber befallen und wollten keine Stunde versäumen. Ferdi stand auf feiten Schills, aber er hielt sich zurück. Und sie wären tatsächlich im Laufe des Vormittags hinausgezogen, in dieser wahnsinnigen Sonnenglut, wenn Tante Anselma nicht dazwtschengesprochen hätte. „Ihr seid ja verrückt geworden, ihr Mannsleute", sagte sie zu Gerdes und Laßner. „Wenn ihr jetzt rausziehen wollt, dann kommt ihr matt wie die Fliegen im Sieben hügelland an. Eine Stunde könnt ihr arbeiten, dann klappt ihr zusammen. Ist ja toller Unsinn, wo die Nacht jetzt so klar ist und ihr gut arbeiten könnt." Und das wirkte. Die Männer gaben nach, und erst am Abend, gegen sieben Uhr — es war immer noch entsetzlich heiß —, da rüstete man zum Aufbruch. Schill selbst fuhr das Sprengstoffauto, während Ferdi mit seinem Wagen die anderen nachbrachte. Ein halbes Dutzend Hereros waren bereits mit den Pferden vorausgeritten. Cora und Irene waren zurückgeblieben. Ferdi hatte ihnen versprochen, daß er sie holen würde, sobald es soweit sei. Die Sprengung erfolgte elektrisch von einer Stelle aus« Es mußten zum Teil sehr lange Leitungen gezogen werden- Fünf Nächte wurde fieberhaft gearbeitet. Insgesamt bohrten sie achtzehn Sprenglöcher und füll ten sie mit Dynamit. Es war kurz vor Sonnenaufgang des fünften Tages« als Ferdi mit dem Wagen auf der Farm eintraf. DorS warteten schon Cora, Irene und die Kinder, datz sie mit genommen würden, denn man hatte sie darauf vorbereitet« überglücklich kletterten besonders die Kinder in de» Wagen, aber auch Cora und Irene waren sehr gespannt. Endlich hatten sie das Siebenhügelland erreicht, und der Wagen hielt an dem Standort der Männer, von wo aus- durch elektrische Zündung die Explosion erfolgen sollte. Schill war in fieberhafter Spannung. Dabei wirkte erj äußerlich ganz ruhig. iLo rtsstzum kolgtH
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