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Wilsdruffer Tageblatt : 15.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193908157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390815
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-15
-
Monat
1939-08
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.08.1939
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Mehr Obst — mehr ArLschgemüse! keichsobmann Behrens gab Parole an de» Gartenbau aus Auf dem 3. Reichsgartenbautag in Stuttgart sprach der keichsobmann des Reichsnährstandes, Behrens, vor den Schaffenden des deutschen Gartenbaus über die Aufgaben des Gartenbaus im Rahmen der Erzeugungsschlacht. Leistungssteigerung sei das große Ziel, so betonte Beh rens, das Ziel der Arbeit vorwegnehmend. Die Bevölkerung wachse von Tag zu Tag. Der Lebensstandard und die Arbeits leistung des deutschen Volkes seien dauernd im Steigen be- Griffen. Der Wirtschastsaufschwung Deutschlands habe zur Folge, daß größere Ansprüche an die Ernährung in bezug auf Menge und Qualität gestellt werden müssen. Daher müsse aus dem gesamten deutschen Boden das Letzte herausgeholt werden. Der Gärtner müsse in der Erzeugungsschlacht Seite an Seite mit dem Bauern und Landwirt seinen Mann stehen. Durch richtigen Einsatz von Vor-, Zwischen- und Rachsrüchten habe es der Gärtner in weit stärkerem Maße als der Bauer in der Hand, zwei bis drei Ernten im Jahr von der Fläche zu erzielen. Diese Tatsache biete die Möglichkeit, dahin zu kom men, daß eine ausreichende Belieferung mit Frischgemüse — vor allem im sehr zeitigen Frühjahr und späten Herbst — erfolgt. Eine ebenso wichtige Rolle spiele der deutsche Obstbau in unserer Ernährungswirtschaft. Der Fettverbrauch des deut schen Volkes liege um 25 bis 30 Prozent höher als 1913. Diese Verbrauchssteigerung an Fett, die im wesentlichen auf die Verwendung des Fettes als Brotausstrichmittel zuxückzu- führen ist, könnten wir uns nicht leisten. Marmelade müsse noch mehr als bisher als Brotaufstrichmittel in den Verbrauch eingeschaltet werden. Das beste Beispiel für die Möglichkeiten in dieser Richtung biete England Betrage nämlich bei uns der Marmeladenverbrauch je Kops der Bevölkerung 2,2 Kilo- gramm, so habe er in England 7,7 Kilogramm erreicht. Ueber die Steigerung der Obsternten sei eS also auch dem Gärtner und Obstbauer indirekt möglich, an der Schließung der Fettlücke tatkräftig mitzuarbeiten. Behrens wies darauf hin, daß der Verbrauch an Obst und Gemüse in der Zukunft noch weiter ansteigen werde. Dies ergäbe sich schon aus der grundsätzlichen Umstellung un serer Ernährungsweise. Das deutsche Obst bilde in frischem Zustande eine der größten Vitamin-mellen. Der Reichsnähr stand sei bemüht, die Arbeit der Gärtner zu erleichtern und für die Sicherheit des Absatzes der Erzeugnisse einzustehen. Sie abenteuerliche Geschichte der „Ma" Ei« Schiff aus dem Jahre 1813 wird abgewrackt Ein seltsames Schauspiel bot sich vor kurzer Zeit im Hafen von Genua dar; gezogen von mehreren starken Schleppern, wurde ein Schiff in den Hafen gelotst, das durch sein Aeußeres auf den ersten Blick ereknnen ließ, nicht gerade von modernster Bauart zu sein. Tatsächlich war es vielleicht das älteste Schiff, das seinen Kiel in die Wogen des Meeres taucht! Das ganz aus Eichenholz gebaute Fahrzeug von 1785 BRT. Wasserver- drängung war schon im Jahre 1813 feinest« Element übergeben worden. In Kalkutta war die „Java" erbaut worden und hatte dann jahrzehntelang als Fahrzeug der Ostindischen Handels- lompante unter englischer Flagge die Meere durchkreuzt. Ob wohl sie für den friedlichen Handelsverkehr bestimmt war, lug- ten dreißig Geschützmündungen dräuend aus ihrer hochauf ragenden Bordwand. Es waren nicht immer friedliche Zeiten, die die „Java" über sich ergehen lasse» mußte; gegen Seeräuber, aber auch gegen französische und spanische Kriegsschiffe galt e§, jederzeit gerüstet zu sein, um manche kostbare Fracht aus dem kernen Indien gegen unerwünschte Angriffe zu sichern! Bemerkenswert ist der Ursprung des Schiffes und das Ge schehnis, dem es seinen Namen verdankt. In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts lies ein Schiss der Ostindischen Handels kompanie einen Hasen Javas an. Die Fahrgäste stiegen aus. nm einen kurzen Ausflug nach dem Inneren der Insel zu unternehmen. Die Gesellschaft hatte aber das Mißgeschick, von Eingeborenen angegriffen zu werden, denen es gelang, ein junges Mädchen zu rauben. Die Offiziere des Schiffes unter nahmen sofort eine Strafexpedition, die den Erfolg hatte, daß das von den Wilden völlig entkleidete Mädchen wieder zurück gebracht werden konnte. Als Dank für die ausopsernde Rettung ließ der Vater des Mädchens ein Schiff bauen, das er dem Kommandanten des Dampfers, mit dem er so seltsame Erleb nisse in Java hatte, zum Geschenk machte und zur Erinnerung daran auf den Namen „Java" taufen lieb. Als Gavionsfigur erhielt das Schiff in Anspielung auf dis Episode im Urwald eine nackte Fraucngcstalt mit über der Brust gekreuzten Armen, die lanae Jahre den Bug des Schisses zierte, bis ein puritani scher späterer Besitzer daran Anstoß nahm und sie entfernen ließ. Erst nach dem Weltkrieg ließ ein Offizier, der die Vor geschichte des Schiffes nicht der Vergessenheit anheimfallsn lassen wollte, die Figur wieder anbringen. Seit langer Zeit diente das Schiff in einem englischen Hafen als Kohlenlager platz. Es wurde nun von einem Genueser erworben, der es in seine Heimatstadt schleppen ließ, wo dis „Java" nach 126jährj- gcm Dasein nunmehr abgewrackt werden soll. Mine Glanzleistung -er Gebirgsjäger Mit schwerem Granatwerfer durch die Göll Westwand Drei Mann der 9. Kompanie des Berchtesgadener Batail lons des Gebirgsjägerrcgimems 100, der Gefreite Ruppert, der Oberschtttzs Ruprecht und der Jäger Goll, bezwangen in kriegs mäßiger Ausrüstung mit einem schweren Granatwerser den Aufstieg über die Göll-Wcstwand zum Göllgipfel. Die Gebirgsjäger mußten den 400 Meter hohen, fast völlig senkrechten Niß überwinden. Von dort aus zieht sich die Route zum höchsten Punkt des Göllgipseis. Der schwere Granatwerfer mit Munition — ein Gewicht von 91 Kilo — und das nngewöhnlicy schlechte Wetter mit Nebel und heftigen Regengüssen bildeten nahezu unüberwindliche Hindernisse und zwangen die Soldaten zum dreimaligen Biwakieren in der Wand. Neun Schüsse kündeten den Ersolg der militärisch- rlpinen Glanzleistung. Neues Ws Mee Welt. Deutsche Walfangflotte wird vergrößert Das Bauprogramm des Hamburger Walfangkontors siebt in diesem Jahre bis zum Beginn der nächsten Fangzeit die Fertigstellung von insgesamt sieben Walfangbooten vor, die alle auf der Deschimag-Werft in Wesermünde in Bau gegeben worden sind. Das erste Boot dieser Bauserie, „Wi king 6", hat bereits seine Probefahrten erledigt und ist zum Uebungsschießen in der Nordsee eingesetzt worden. Schwere Klogunfätle in USA. und Schweden Ein Wasserflugzeug der Panamerika-Airways ist in der Nähe der Insel Eobras beim Wassern abgcsiürzt und gesunken. Von den 16 an Bord befindlichen Personen find 14 ums Leben gekommen. Von einem schweren Flugzeugunglück, das drei Menschen das Leben kostete, wurde die schwedische Luftwaffe betroffen. Bei einem Schauflug über dem Flugplatz Hägcrnäs stürzte ein mit drei Personen besetztes Militärflugzeug bei einem Lan dungsversuch ab. Das Flugzeug geriet bei dem Aufprall aus dem Boden in Brand. Die Besatzung war sofort tot. Oer Gchreckensweg des Wirbelsturms In Bal sta, etwa 50 Kilometer nordwestlich von Stock holm, richtete eine Windhose schweren Schaden an. Der Wirbel sturm raste mit ungeheurer Geschwindigkeit über die Ortschaft. Dicke Bäume wurden wie Streichhölzer umgeknickt. Aus der Bahnstation wurde ein Lokomotivschuppen vollkommen zer stört. Eins 18 Zentner schwere Draisine wurde 40 Meter weit geschlendert. Ein Sägewerk wurde vernichtet. Auch an anderen G-chänden wurde erheblicher Sachschaden angerichtct. Insgesamt wird der Schaden auf 100 000 bis 200 000 Kronen geschätzt. Eine zweite Windhose richtete in Läbv starke Ver- Wüstungen an. Sie bahnte sich eine breite Straße durch einen Wald. Steinblöcke von 50 Zentnern Gewicht wurden durch die Lust gerissen und mehrere Meter weit geschleudert. ' ' es al/c^ e/en /sMt/e/vi. - - Vkloro^ont . a-6^8 am -ssfe/i/ Verteilung des Nicdrrdcutschsn Malerpreises. Am nieder» deutschen Malcrtag verkündete in Worpswede Gauleiter Staatsrat Telschow in einer Feierstunde den Niederdeutschen Malcrprcis. Die Preisträger sind: Professor Dr h. c. Fritz Mackensen-Worpswede, dem der Preis als Dank für seine Lebensarbeit zuerkannt wurde, Otto Modersohn, der ebenfall- zu den Gründern Worpswedes zählt, Proscsfor Arthur JllieS- Lüneburg, Frido Witte-Soltau und Hugo Friedrich Hartman«» Bardowiel. Antoomnibus stürzte um — 6 Tote und 30 Verletzte. I» der Nähe von Lodz (Polen) stürzte ein Autoomnibus mit Ausflüglern aus der Chaussee bei Ujezda um und wurd» völlig zertrümmert. Sechs Personen sanden hierbei den Tod und über 30 wurden verletzt. Eisenbahnwerkftättcn der Schweizerischen Dundesbahne» ausgebrannt. Im Maschincnraum der Schweizerischen Bundes bahnen in Rorschach brach ein Brand auS. Eine elektrisch» Maschine blieb in den Flammen, außerdem zerstörte da? Feuer in den Werkstätten und Magazinen säst sämtliches Material. London ist die größte Stadt der Welt. London ist nach de« jetzt bekanntgegebenen Bcvölkerungsziffern mit 8 650000 Ein wohnern die größte Stadt der Welt, während New Nork mit rund 7 Millionen Einwohnern den zweiten Platz einnimmt. London ist gleichzeitig vermutlich auch dir reichste Stadt der Welt Sein Grundbesitz wird aus rund 109 Millionen Psun» geschätzt. EpsrL Der erste Fußballsonntag der neuen Spielzeit brachte eine ganze Reihe von Freundschastsspielen Aus der Fülle der Be gegnungen ragt besonders hervor das Treffen Schalke 04— Rapid Wien in Essen, das der Deutsche Meister mit 5:1 ge wann. — In der Reichshauptstadl siegte Sparta-Prag über Tennis-Borussia mit 3:0 Toren. Das Freundschaftsspiel zwischen Brandenburgs Gaumeister Blau-Weitz und Bayern- München endete unentschieden 0:0. Bei dem Kampfe zwischen Concordia und Jahn-Regensburg in Plauen wurde der Nationaltorwart Jacob bet einem Zusammenstoß derart ver letzt, daß er in der zweiten Halbzeit ersetzt werden mutzte. Das Rückspiel zwischen der Danziger Stadtmannschaft und der Spielvereinigung Fürth endete mit einem 10:3-(3 :3)Sieg der Fürther. Sieger im Küstenflug wurde NSFK.-Sturmführer Har mens mit einer „Go. 150", einem zweimotorigen Kleinflug zeug der Gothaer Waggonfabrik. Den zweiten Platz belegte NSFK.-Obersturmbannführer Förster auf einem „Focke-Wulf- Stieglitz", während Dritter NSFK.-Gruppenführer Sieler mit einer „Klemm 31" wurde. — Bet dem gleichzeitig veranstalte ten Zuverlässigkeitsflug der deutschen Sportfliege rinnen blieb die deutsche Kunstfl,egerin Liesl Bach vor Luise Harden und Beathe Kösttin Siegerin. Knrznotizen Bei der internationalen Regatta in Lüttich konnten die deutschen Kanufahrer sieben Siege und vier zweite Plätze er ringen. Rach der Absage Neusels wird nunmehr der deutsche Ex- enropameifler Arno Kölblin (Plauen) am 28. August in Car diff gegen den früheren britischen Schwergewichtsmeister Farr antreten. Bei dem Rundstreckenrennen in Brasow (Rumänien) konn ten die beiden deutschen Sportwagenfahrer Fritz Werneck Md Adolf Reichenwallner ihre Wagen zum Sieae steuern. Blaho verteidigte seinen Titel. Bei dem Wiener BerufS- boxkampfabend verteidigte der deutsche Leichtgewichtsmeister Karl Blaho seinen Titel gegen seinen Herausforderer Kurt Biclsky-Solingen mit Erfolg. Schmeling—Reusel als Titelkampf anerkannt. Der am 1. Oktober in Dortmund stattfindcnde Boxkampf zwischen dem Schwergewichts-Europameister Max Schmeling und dem Deut schen Meister Walter Neuse! ist von der JBU. in Paris als Titelkampf anerkannt worden. DaS Internationale Reitturnier in Dublin, bei dem Deutschland durch eine Abordnung der Hcercs-Reit- und Fahr schule vertreten ist, wurde mit einem schweren Jagdspringen cingeleitet. Bei drei fehlerfreien Pferden entschied die bessere Zeit sür Red Hugh unter Kommandant Corry (Irland) vor Aland (Rittmeister E. Hasse-Deutschland). Ehrenpreis des RcichSinnenministers. Der Reichsminister des Innern Dr. Frick hat für das am 19. und 20. August 1939 in Neustcttin stattsindende Reit- und Fahrturnicr einen Ehren- Preis gestiftet. . "Drei Mädel Urbeberrecktschub Srrtz-Mardicke-Verlag. Hamburg 41 „Schön, dann holen Sie mich auf der Rückreise in Wind huk ab. Einverstanden?" „Gemacht", stimmte ihm Schill glücklich z«, denn jetzt sah er sich seinen Plänen schon wesentlich näher. * Am späten Abend dieses Tages gab es noch ein Tänz chen im Freien, an dem sich alles mit Begeisterung be teiligte. Die Mädels wurden begeistert herumgeschwenkt, und noch einmal floß der Whisky in Strömen. Aber Punkt elf Uhr war Schluß, denn da brachen die Farmer traditionell wieder auf. Sie benutzten die Nacht, um nicht in der Glutsonne reiten oder fahren zu müssen. Dieses Jahr war es eben doch gar zu toll mit der Hitze. Sehr herzlich nahm alles Abschied von Vater Thomas «nd den anderen Leuten in Thomaskamp, auch vom Di striktskommissar, und dann zog eine Farmgemeinschaft nach der anderen ab. Irene saß im Lastauto neben Schill, und als sie eine Stunde gefahren waren, da fragte er sie: „War es schön, Irene?" „Ja, es war wunderschön, ganz wunderschön, aber ich bin doch froh, wenn wir wieder auf unsere stille Farm zurück sind, und ich glaube, die Kinder sind cs auch." Dankbar sah sie Schill an. „Ich bin so froh, daß Sie genau so fühlen wie ich. Das nächste Ma! nehmen wir die Kinder mit!" II. Ossi sitzt einen reichlichen Monat später im Wohnzimmer ter Römhildt-Farm und läßt den Ventilator laufen. Sic atmet auf. Eine angenehme Kühle füllt das Zimmer, aber erst jetzt spürt Ossi, wie unsagbar matt sie ist. Ihre Glieder find wie Blei. Dabei hat sie sich die ganze Zeit zurückgehal ten, hat das Ganze nur überwacht, ist jeder körperlichen An strengung aus dem Wege gegangen, und doch leidet sie, wie alle, maßlos unter der Hitze. Aber die Freude, die jetzt in ihr lebt, jetzt, da fie eine« Brief vom Vater in den Händen hält, macht sie wieder mun ter, und gespannt erbricht sie das Schreiben des Vaters. .Es ist sehr herzlich gehalten. Amand Rodewaldt schreibt seiner Tochter, daß er Walkow verlassen habe und nach Ham burg abgereist sei. Er schreibt ziemlich ausführlich, erzählt ihr, daß er für den Inspektor genau so gesorgt habe wie für das Gesinde, daß er sich bemüht habe, den neuen Besitzer zu einem tüch tigen Landwirt zu erziehen, und daß Herr Doktor Rings berg ein fabelhafter Kerl sei. „Gewiß", schreibt Rodewaldt, „es trieb mir doch die Tränen in die Augen, als ich vom fahrenden Zug den letzten Blick aus Walkow tat, aber ich erkannte in dieser Stunde zugleich, daß ich zwanzig Jahre lang törichterweise an Wunder geglaubt habe, an Wunder, die es nicht gibt, ja, die es sogar nicht geben dars. Und drum gehe ich ohne Bit ternis aus meiner Heimat, die ich ja nicht aufgebe, die ich ja nicht ausgeben kann, weil ich ein Stück von ihr bin. Aber dieses Stück Deutschland, das ich nun einmal bin, ist be sessen von dem Willen, im fremden Lande dem Namen Deutschland Ehre zu machen, und ich freue mich auf die Auf gabe, die auf mich wartet, und ich freue mich, Mädel, dich in absehbarer Zeit auch wiederzusehen. Am 15. August schiffe ich mich ein, und meine Gedanken werden bei dir sein, wenn mich das Schiff hinausträgt in die Welt." Ein paar Tränen stehen Ossi in den Augen, als sie den Brief zu Ende gelesen hat. Aber dann tut sie einen tiefen Atemzug, und es wird ihr so wohl zumute bei dem Ge danken, daß Vater nun bald in ihrer Nähe sein wird. Die Tür klappte. Ossi wandte den Kopf und sah Ferdi mit lachendem Ge sicht eintreten. „Nun, Ossi, gute Post bekommen?" erkundigte er sich herz lich und nahm neben ihr Platz. „Ja", sagte Ossi sehr glücklich, „mein Vater ist auf der Fahrt nach Südafrika." „Das ist ja wundervoll, dann werden wir ihn auch bald einmal sehen. Wenn er nicht zu uns kommt, dann rutschen wir ganz einfach einmal runter, Ossi, was?" „Mit dem Auto?" fragte Ossi schnell. „Natürlich. Es muß doch ganz interessant sein. Wir fahren von hier aus durch die Kalahari." „Ja, ist denn das möglich?" „Doch. Ombo meint, wenn wir den alten Bono mit nehmen als Führer, dann kommen wir glatt durch. Wir wollen uns daS einmal überlegen, Ossi, das wäre doch eine feine Sache." „Ich wundere mich ein bißchen über Sie, Ferdi!" „Warum?" fragte Ferdi erstaunt. „Sie find so guter Laune." „Ach so, jetzt verstehe ich Sie", fiel ihr Ferdi zerknirscht ins Wort. „Sie haben recht, ich habe ausgezeichnete Laune, und man hat gar keine» Grimd dazu, denn das Jahr ist eine einzige Katastrophe. Die Dürre ruiniert die Farmer und wir haben unter ihr auch schwer zu leiden. Noch nicht im gleichen Mäße, wie die anderen, denn wir liegen nahe der Roten Berge, die uns immerhin noch etwas Wasser spenden. Aber auch wir haben unsere Herden vorläufig um rund die Hälfte verkleinern müssen, und ich fürchte, wir müssen noch ein paar hundert Stück zu Schundpreiscn los schlagen." „Und die Karakulzucht?" „Die macht mir eigentlich Sorge. Houghton meint, daß wir der Herde einen anderen Standort geben sollen, weil die Teiche in wenigstens vierzehn Tagen völlig ausgetroG» net sind." „Weiter in die Berge hinein?" -Ja." Ossi saß eine Weile überlegend da, dann sagte sie: „Es ist ein Jammer, daß man nicht ein bißchen das Wetter korri gieren kann." „Ja, liebe Ossi, der Herrgott läßt sich eben nicht in sein Handwerk pfuschen und gar zu bequem sollen wir Menschen es eben nicht haben." „Sie wollten aber doch die Sprengung im Siebenhügel land gemeinsam mit Schill durchführen? Ist denn das immer noch nicht so weit?" „Noch nicht ganz, Ossi Sie wissen ja, daß ich damals mit Schill zusammen nach Walfischbai gefahren bin. Schill hatte dort irgendeine Sache beim Gericht in Ordnung zu bringen, und dann haben wir uns nach dem alten Sprengmeister umgesehen, der in Walfischbat als Pensionär leben soll. Er wohnt auch dort, aber er ist krank und kann nicht reisen." „Und einen anderen gibt es nicht?" „Hier nicht! Aber der deutsche Konsul in Walfischbai hat unS die Adresse eines deutschen Sprengmeisters gegeben, der in Abessinien tätig ist. Wir haben sofort telegrafiert und den Mann freibekommen. Er wird in aller Kürze in Walfischbai eintreffen, und darum werde ich morgen nach Schills Farm hinüberrutschcn und mit Schill zusammen nach Walfischbai fahren, wo wir den Mann gemeinsam abholen. An sich ge nügt es ja, wenn Schill allein fährt, aber ich muß sowieso nach Windhuk, weil ich mit dem Karakulkontor abrechnen muß." „Richtig", stimmte ihm Ossi zu, „und dann habe ich Ihne« ja auch einen großen Zettel in die Hand gedrückt, was es alles einzukaufen gibt." „Stimmt, Ossi. Und das möchte ich schnellstens erledigen.^ Am Abend, als Ferdi zusammen mit Ossi und Bret Houghthon das Abendessen einnahm, sagte Ferdi zu Bret: „Stehen Sie immer noch auf dem ablehnenden Standpunkt im der Frage der Sprengung, Mister Houghton?"
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