Volltext Seite (XML)
RdK.-Wagerr sirr Rudsif Heß Stellvertreter des Führers empfing Reichsorganua- ^onsiciter Dr. Lev zu einem Vortrag über aktuelle Fragen der A-rganlsation der NSDAP, im Brannen Haus in München, b" dieser Gelegenheit einen der neu f-rtiggcstellten ^».--Lagen übergab. Der Stellvertreter des Führers, der sich / „Nischen Einzelheiten des Wagens erläutern ließ, wird »».selbst für einige Zeit erproben, um ihn dann einem ver wundeten alten Kämpfer der Bewegung zu übergeben. Neues aus Mee Welt. Pros. Dr. Lehnich schwer vernnglküt Auf ixr Fahrt von Wien nach Karlsbad stieß in einer Kurve der Kraftwagen des früheren Präsidenten der Reichs- silmkammer, des Staatsministers a. D. Prof. Dr. Lehnich, auf der Reichsstraße zwischen Petschau und Karlsbad in der Nacht zum Montag gegen einen Baum. Prof. Lehnich wurde ^Wer verletzt, doch gibt sein Zustand zu Besorgnis leinen Drei Arbeiter im Neckar ertrunken Auf bis jetzt noch ungeklärte Weise stürzten vier an einem Tiefbagger bei Neckar-Tailfingen beschäftigte Arbeiter aus einem Kahn, mit dem sie die Rückfahrt über den zur Zeit bochgehenden Neckar antraten. Drei von ihnen, die anscheinend des Schwimmens unkundig waren, kamen dabei ums Leben. Der vierte Arbeiter konnte sich ans Ufer retten. Kurze Nachrichten «erlitt. Der Führer hat anläßlich des bolivianischen Unabhängigkeitstages dem Präsidenten der Republik Bolivien drahtlich seine herzlichen Glückwünsche über mittelt. Paris. Ministerpräsident Daladierhat eine mehrtägige Erholungsreise an die französische Riviera angetreten. Stockholm. In Sundsvall liegt seit Sonnabend eine deutsche Unterseebootsflottille, die aus sieben Booten und einem Tender besteht. Die Flottille bleibt einige Tage in Sundsvall und tritt dann die Weiterfahrt nach Gävle an. London. Ministerpräsident Chamberlain begab sich zu seinem Ferienaufenthalt nach Schottland. Mexiko. Mitten in der Stadt wurde ein Attentat auf den bekannten Politiker Bolivar Sierra verübt. Sierra wurde tödlich verwundet, aber es gelang ihm noch, zwei An greifer niedcrzuschießen. Sierra ist der Leiter der „Mexikani- schen demokratischen Verfassungsfront", die scharf antikommu nistisch eingestellt ist. Unter den Angreifern soll auch der frühere General Rafael Cardenas gewesen sein, der von der Polizei verhaftet wurde. (Schütter an Schütter vegrützung der Jungfaschisten im Nürnberger Rathaus Die in der Stadt der Reichsparleitage eingetrossenen 448 Jungfaschisten und Hitlerjungcn, die an der Frcundschasts- fahrt Rom—Berlin—Rom tcilnehmen, wurden von Ober- dürgermeister Liebel in dem mit den Flaggen Deutschlands und Italiens geschmückten Rathaus empfangen. Der Oberbürgermeister betonte dabei, Nürnberg fühle sich Mit dem italienischen Volk ganz besonders verbunden, weil die alte Reichsstadt das ganze Mittelalter hindurch in engen wirt schaftlichen und kulturellen Beziehungen zu Italien gestanden habe. Zum Zeichen dieser Verbundenheit empfange die Stadt die italienischen Gäste auch in dem Saale, der auf eine große Geschichte zurückblicken kann und in dem alljährlich zu B-ginn des Reichsparteitages der Führer von der Stadt willkommen geheißen wird. In seiner Antwort betonte der Führer der italienischen Fahrtengruppe, Gauleiter V o nam ic i-Verona, die Jugend bewegungen der beiden Länder verfolgten.unbeirrt die ihr von den beiden großen Führern gestellten Ziele. Sie ständen Schul ter an Schulter in der Ueberzeugung, daß keine inneren und äußeren Kräfte sie jemals auseinanderbringen würden. Dom N Zug tödlich überfahren. Zwischen den Bahnhöfen Tamm (Württemberg! und Asperg wurden zwei Bahnarbeiicr vom V-Zug Wien—Paris angefahren. Der eine war sofort tot, der andere wurde schwer verletzt. Schweres Berkchrsimglück durch Leichtsinn. In Wien fuhr ein Kraftradfahrer, der auf dem Rücksitz seiner Maschine vorschriftswidrig zwei Personen mitführte, in rasendem Tempo über eine Straßenkreuzung und rannte dabei mit voller Wucht in einen Straßenbahnwagen hinein. Alle drei Personen, der ' Fahrer und zwei Mädchen, waren sofort toi. Freundschaftssahrt der Marine-HI. nach Ungarn. An dem Zusammenfluß der Flüsse Donau, Jun und Jlz erfolgte die feierliche Verabschiedung der vierhundert westfälischen Marine hitlerjungen, die aus einer Großwasserfahrt mit sechzig Kut tern und mit der Modellslotte des Reichsbundes deutscher See geltung nach Wien und Budapest unterwegs sind. Starkes Hochwasser in der Jnnenschweiz. Infolge der an- !-haltenden Niederschläge ist in der Jnnenschweiz starkes Hoch wasser aufgetreten. Die Reuß ist im Urserental an mehreren I Stellen über die Ufer getreten. Zwischen Andermatt und I Hospental ist der Damm geborsten. Aus der Gotthardt-Strecke , wurde zeitweise der Verkehr unterbrochen. Zwischen Hospental und Realp ging ein Erdrutsch nieder, der die Furkastratze ver schüttete. Nin schlimmsten wurde die Gegend in der Gemeinde Bronnen-Jngenbohl betroffen. Auf einer Strecke von etwa 800 Meter Länge und 150 Meter Breite ist die Gegend in einen See verwandelt. Fallschirmspringer ertrunken. Bei einer Flugveranstaltnng unweit von Cherbourg, wobei auch Fallschirmabsprünge durchgeführt wurden, trug der Wind einen Fallschirm samt Springer auf das offene Meer. Der Fallschirmspringer kam etwa 100 Meter vom User auf das Wasser und ertrank. Blüten aus dem amerikanischen Vcrbrechersumpf. In Ver bindung mit der Suche nach dem flüchtigen jüdischen Groß- gangster Louis Lepke wurde die Feststellung gemacht, daß ver schiedene Kleidersabrikanten sogar noch während der letzten Wochen Erpressungsgelder in Höhe von Tausenden von Dol lar an die Lepke-Banden zahlten und daß ein großer Teil dieser Gelder in die Hände von Lepke selbst gelangte. Bei der Prüsung der beschlagnahmten Geschäftsbücher der Kleider fabrikanten, von denen die Lepke-Bande Gelder erpreßte und die diese Geldzahlungen sogar eintrugen, entdeckten die Be hörden die Eintragung: „D. F. einznstellen". Die Behörden vermuten, daß D. F. die Anfangsbuchstaben des Namens des jüdischen Gangsters waren, der für Lepke Gelder eintricb und der zusammen mit seiner jüdischen Leibwache im Januar auf offener Straße von anderen Gangsters erschossen wurde. Schatze aus dem Schutt „Flohmärkte" in der ganzen Welt — Wer braucht zerbrochene Ofenringe? Ueberall dort, wo die Auswertung des Wertlosen oder scheinbar wertlos Gewordenen nicht systematisch organisiert ist, erstehen aus einem Bedürfnis heraus die sogenannten „Flohmärkte", die letzten Verkaufsstätten für Trödelwaren aller Art —, hier blüht dann der Allhandel, oft unter grauenvollen hygienischen Bedingungen, da wechseln mit den Waren die Krankheiten ihren Besitzer. Oft schon haben in den in Frage kommenden Ländern die Gesundhcitspolizeibehörden die Sperrung dieser Märkte verlangt. Aber wohin soll man mit dem noch brauch baren Schutt, der doch irgendwie und irgendwo gebraucht wird und verhandelt werden kann, — wie die Praxis lehrt. Halten wir eine kleine internationale Umschau nach Trödelmärkten dieser Art. In Ostasien sind diese Märkte eine Alltagserscheinung, beschränken sich aber meist auf kleinste und ärmlichste Dinge, die man vertauscht. Der Chinese ist der Meister der Verwertung des Wertlosen. Es gibt in China nichts, was nicht noch einmal verwertet Werden könne. Kein Magazin, keine alte Konservenbüchse, keine Kartoffelschale geht verloren. In Amerika sind die Neger- und Judcnviertel ost die Schauplätze derartiger Märkte, die freilich illegal aus blühen und rasch verschwinden, wenn eine Polizeistreife naht. Anders ist es in Osteuropa. Da finden wir am Sonnabend (nach Sonnenuntergang) und am Sonntag- vormsttag den großen Judenmarkt, eine einzigartige Fülle MIV Häufung vsn älken und billigsten neuen Dingen, W rasch ihren Besitzer wechseln, sofern nicht inzwischen ein Taschendieb dem Besucher die Börse und damit die Kauf möglichkeit „klemmte" . . . In Moskau und Leningrad haben die Lumpenmärkte Jahre hindurch den Textilhandel vertrieben, der keine Ware auf den Markt zu bringen vermochte. Alte und älteste Kleider aus der Zarenzeit seligen Angedenkens, uralte Offiziers-Litewkas (ohne Knöpse), noch ältere Schuhe wurden hier gegen Bündel schmutzigen Rubel geldes ausgehandelt. Berühmt ist der Flohmarkt, der Marchs aux Puces von Paris. Er ist wohl der schmutzigste Althandelmarkt, der überhaupt denkbar ist. Aber man sindet hier eben alles, was man sich nur anszudenken vermag. An ihn reicht nur der Caledonian-Markt heran, der die Stadt London auszeichnet. In London ist es nicht anders, als in anderen Welt städten auch. Eines Tages bat man von dem Gerümpel auf dem Speicher oder im Keller genug. Man verkauft die Reste für einige Pence oder bezahlt sogar noch etwas dafür, daß man den alten Kram abholt. Und aus dem Keller wandert dann alles auf den Caledonian-Markt — oder Flohmarkt oder Lumpcnmarkt — oder, wie wir ge rade sagen wollen. Da liegen in trostlosem Durcheinander Vasen, die halb in Scherben sind, Musikinstrumente, die nicht mehr spielen, Nähmaschinen, die nicht mehr nähen, verstaubte uralte Radiogeräte, hinkende Fahrräder, Töpfe mit einem riesengroßen Loch im Boden . . . Man faßt sich an den Kopf und fragt sich, wieso je mand auf dieser Erde Interesse haben kann für die alten Nägel und die verrosteten Schrauben, für die zerbrochenen Ofenringe und die Riesenschlüssel aus Großvaters Zeiten. Da liegt auch ein mächtiges Küchcnmesser — und un weit davon ein alter Ofsiziersdegen — eine Damaszener klinge und endlich ein Malaien-Kris. Alles ist nicht selten, nicht wertvoll, nicht schön, nur alt und schmutzig und in Erwartung eines Käufers. Wertlos sind diese Dolche, sinnlos diese Mester, wenn nicht jemand die Absicht hat, einen Mord damit zu begehen oder sich ein solches Mord instrument aus irgendeinem inneren Drang heraus zu Hause an die Wand zu hängen. Nichts ist zn alt, um nicht einen Käufer zu finden — dort drüben wühlt wirk lich jemand in den alten Herdringen und sucht einen An- schlußring. Die größten Umsätze werden in Metallen gemacht. Hier bekommt das Geschäft ein größeres, ein direktes kn gros-Gesicht. Aber nicht darauf wartet der regelmäßige Besucher des Caledonian-Markts, sondern auf das Wun der. Das Wunder muß heute oder morgen kommen. Denn es hat schon oft den ärmsten Teufel überrascht. Eine alte Metallzigarettcndose, die ans Blei zu sein scheint, ist ans Gold, wenn man die schwarze Außenschicht abkratzt. In einem Schreibtisch entdeckt jemand in einem Geheim fach einige Goldstücke — für ihn ein Reichtum ohne gleichen. Erstausgaben ältester englischer Dichter, berühmt« Urkunden, beste Teppiche, gesuchte Bilder unter anderen Farbschichten verborgen, tauchten auf dem Caledonian- Markt auf und machten den einen glücklich und den an deren neidisch. Wie das immer so auf der Welt geht. Aber wenn die heißeste Stunde des Tages naht, wen« das Licht voll in diesen Staub und diesen trüben Zunder hineinleuchtet, beginnt man hier und da schon einzupacken. Der Flohmarkt, der Caledonian-Markt, ist zu Ende. Die Auferstehung der vergessenen Werte wird bis zum nächsten- mal vertagt. A/e ZöMe /vc/lt/A /)/7bAe/r / 0 k lororiont a-LKl/s aw -ssle/r "'-7 X '7 , . / Hrel Wäret fiwMiweft - 7.-771—7-...7,^. UrLeberrechULub Kritz-Mardicke-Verlag. Hamburg 27 „Ich hab's verwunden, Tante Anselma, ich habe erken nen gelernt, daß alles auf der Welt zu etwas gut ist. Wäre es damals nicht geschehen, ich wäre vielleicht nicht nach Eüdwest gegangen, um die jämmerliche Farm meines Vor gängers Boer zu übernehmen. Herrgott, wenn ich daran denke, wie kläglich war doch einmal alles, als ich hier mit meiner jungen Frau herkam!" „Ich weiß, Schill, wie du dich angestrengt hast. Aber jetzt muß dir doch alles Freude machen! Bist du zufrieden mit den Erträgnissen?" „Ja und nein, Tante Anselma. Wir haben alles, was !wir zum Leben brauchen, das ist gewiß, aber die letzten '.Jahre waren zu trocken. Wir haben das Vieh an die Listers verschleudern müssen. Denke doch, voriges Jahr konnte ich noch zwei Herden halten und es wäre besser gewesen, ich Hätte nur eine gehalten, dann wäre die wenigstens richtig gewesen." „Und dabei haben wir noch nicht einmal das schlimmste Klima hier und unsere Wasserverhältnisse sind noch nicht die schlechtesten." „Nein, das sind sie nicht. Die roten Berge geben aller hand Master. Wenn der Fluß nicht in den sieben Hügeln versickern würde, dann wäre es bester. Ich bin überzeugt, Tante Anselma, dort unten ist ein ungeheurer See." „Jetzt kommst du wieder auf dein Lieblingsthema zu sprechen." „Verlaß dich drauf, Tante Anselma, dieses Jahr sprenge (ich bestimmt!" O Am Abend richtete Irene ihr Stübchen restlos ein. Vor -allen Dingen brachte sie ihre Bücher unter. Natürlich unter 'der tätigen Mithilfe der Kinder, die ihr nicht von der Seite «ingen, die wie Kletten an ihr hingen und die alle Liebe 'hrer Herzen dem Mädchen schenkten, daß es geradezu ge- rührt war. Der kleine Martl war ganz stolz, wenn er ein Buch in vteHand nehmen und es Irene zutragen konnte. ^„klopfte es und Schill trat ein. Herrschaften! Das Abendbrot steht schon auf dem Lisch!" Er trat interessiert heran. „Oh, Bücher haben Sie auch Witgebracht. Sehr schön! Aber den Goethe und den Schiller konnten Sie zu Hause lassen. Die haben wir nämlich auch hier auf der Farm." „Wirklich?" fragte Irene überrascht. „O ja! Ich habe eine schöne Bibliothek. Sie steht in meinem Arbeitszimmer. Ich lese gern, ich bin ein Bücher wurm. Sie können auch gern zum Lesen bekommen, was Sie mögen!" „Oh, das freut mich, Herr Schill!" „Nach dem Essen kommen Sie überhaupt mal in mein Arbeitszimmer herüber. Wir haben zwar nicht soviel For malitäten zu erledigen wie in Deutschland, wie Jnvaliden- karte und so weiter, aber es sind doch ein paar Kleinig keiten, und ich will das Formular ausfüllen, das ich der Vertretung der Kolo-Schule in Windhuk zuscnden muß." zk Nach dem Abendbrot betrat Irene das Arbeitszimmer Schills, und er zeigte ihr zunächst seine Bibliothek, auf die er sehr stolz war und die etwa dreihundert Bände umfaßte. Irene freute sich außerordentlich darüber, und als er sagte: „Ja, wenn man Bücher hat, ist man niemals allein, finden Sie nicht auch?', da nickte sie ihm eifrig zu. „So", sagte er, „jetzt wollen wir mal das Formular ausfüllen.' Er schrieb alles mit einer kräftigen, gut leserlichen Schrift auf. Plötzlich unterbrach er seine Arbeit und sah sie an. „Sie sind die Stieftochter des Jacobi-Bauern, nicht wahr?" -Ja!" „Ich war einmal früher mit Jacobi befreundet.' „Ich weiß, aber als dann mein Stiefvater bankerott war, gingen Sie plötzlich nach Südwest." „So ist es." „Denken Sie... noch gern an meinen Stiefvater?" „Nein", gab er herb zurück, „dazu habe ich wahrlich keine Veranlassung." Sie stutzte bei seinen Worten und sagte nachdenklich: „Ja, ich weiß nicht recht, aber wenn ich mich nicht irre, drückte sich mein Stiefvater einmal so aus, als wenn er keine Veranlassung habe, gern an Sie zu denken!" „Das kann ich sehr wohl begreifen", entgegnete Schill und ein bitterer Zug lag um seinen Mund. Dann sah er sie offen an. „Sie werden wahrscheinlich von den Dingen, die einstmals waren, nichts wissen. Ich vermute, daß Ihr Stiefvater sich... geschämt haben wird, davon zu sprechen, und drum sage ich Ihnen, daß es das beste ist, wir lassen auch die Dinge ruhen." „Wenn ich aber den Wunsch hätte, absolute Klarheit über diese Dinge zu bekommen?" „Dann bin ich gezwungen, Ihnen diesen Wunsch zu er füllen. Aber ich möchte es nicht heute tun. Wir alle aus der Farm sind sehr glücklich, daß wir Sie hierhaben, und wir haben alle nur den einen Wunsch, daß es Ihnen bei rms gefällt, daß Sie gern bei uns bleiben, und drum möchte ich jetzt nicht sprechen, damit Sie nicht... enttäuscht findl* „Was soll mich enttäuschen, Herr Schill?" „Die Wahrheit über Jacobi, über den Mann, der Ihr Stiefvater ist! Die ist so bitter, daß ich nicht darüber sprechen möchte." „Ja, aber...' „Haben Sie Geduld. Es wird die Stunde einmal kom men, wo ich Ihnen alles sagen kann. Heute kann ich es noch nicht.' „Schämen Sie sich, es anszusprechen?" „Ich habe mich nicht vor meinem Herrgott, geschweige denn vor irgendeinem Menschen zu schämen", entgegnete Schill mit erhobenem Haupte. „Mein Tun war immer ehr lich, das ist gewiß. Lassen wir es damit genug sein, Fräu lein Irene." „Ich will die Wahrheit wissen', sagte Irene. „Sonst kann ich nicht bei Ihnen bleiben." Schill antwortete nicht gleich. Er musterte sie und seine starken Augen lagen auf ihr. „Fräulein Irene, wir sind hier nicht in Deutschland. Hier kann man nicht eine Stellung nach Wunsch und Willen wechseln. Wir sind froh, daß wir Sie haben und Sie wer den nicht so charakterlos sein, sich dieser Aufgabe jetzt zu entziehen. Denken Sie doch an die Kinder, die Ihnen ihre ganzen Herzen geschenkt haben, die Sie lieben. Würden Sie es fertigbringen, wirklich von uns zu gehen, nur weil ich mich... scheue, Ihnen die Wahrheit über Ihren Stief vater zu sagen?" „Sie... scheuen sich ?' entgegnete Irene und wurde blaß. „Ja, ich scheue mich, weil ich Ihnen nicht wehe tun möchte.' „Güt', sagte Irene nach kurzem Nachdenken, „dann will ich mich damit begnügen. Aber nicht wahr, Herr Schill, das versprechen Sie mir, eines Tages werden Sie mir alles sagen und mir über alles Rechenschaft geben?" „Rechenschaft?" entgegnete er lächelnd. „Nein, Fräulein Irene, die brauche ich niemanden zu geben, aber die ganze Wahrheit, die sollen Sie erfahren." Da steckte die kleine Hanni den Kopf zur Tür herein. „Ach, Vati, ich such nur die Tante. Der Martl weint, weil sie so lange fortbleibt.' „Die Tante kommt gleich wieder zu euch, Hanni. Geh, sag's dem Martl. Und dann kannst du Ludwig sagen, daß er das Auto herausholt. Er soll es nachsehen, denn ich will morgen nach Gobabis fahren. Kannst du dir das merken?" „Aber ja, Vati", entgegnete Hanni schnell und verschwand wie der Blitz. (Fortlekuna kolatI