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Nsvss Ws Mr Welt. „Graf Zeppelin" über Süd- und Westdeutschland. Im Rahmen seiner jüngsten Landungssahrt erschien das Luftschiff »Graf Zeppelin" in der Nacht zum Sonntag über der Reichs- -artenschan in Stuttgart und nahm dann Richtung auf den Bodensee. Am Sonntag nahm „Graf Zeppelin" über dem Flug- xnd Luftschifshasen Rhein-Main die Post auf, fuhr dann den Rhein entlang, kreuzte über dem Nürburgring, und landete dann »ach Weiterfahrt in Bielefeld und Münster. Von vier aus erfolgte die Heimfahrt über Dortmund, Köln. Koblenz. Wiesbaden. Condon-Kommandeur auf Scehundsjagd. Generalmajor Freiherr von Richthofen, der letzte Kommandeur der Legion Condor, begab sich in Dorum, Kreis Wesermünde, aus die Seehundsjagd an Bord des tzttanatkuttcrs „Vaterland". Der Generalmajor, der sich mit den Fischersleuten plattdeutsch «nierhielt, konnte aus den Sanden zwei ihm sreigegebenr See-- hunde erlegen. Absturz in de« schweizerischen Bergen. AuS Zermatt wird berichtet, dost während des Aufstiegs einer größeren Partie aus dem Kanton Zürich bei der Besteigung des Weiß- Horns drei Mann durch Bruch einer Schneewächte in die Tiefe gerissen wurden. Die ganze Partie stieg hierauf ab und fand einen Alpinisten tot und die beiden anderen schwer verletzt aus Luftschiff in der Berichterstattung über das Nürburgrcnncn. Eine neuartige Fnnkberichterstattung werden die Hörer der deutschen Reichssender am kommenden Sonntag bei der Ueber- tragung vom Nürburgring erleben. Für die Funkberichterstat tung werden das Luftschiff „Gras Zeppelin" und eine „Ju. 52" eingesetzt. Die Berichterstattung erfolgt im Gcgcnsprechverkehr zwischen Luftschiff. Flugzeug und den Sprechern entlang der Rennstrecke. Königsschlotz zur Erholung für Eisenbahner. Das im maurischen Stil erbaute Schloß Montfort bei Langenargen am Bodensee ging aus Privalbesitz in das Eigentum der Deutschen Reichsbahn über. Das Schloß, das unter dem König Wil helm I. von Württemberg im Jahre 1858 geschaffen wurde, wird zu einem Erholungsheim für Beamte der Reichsbahn umgebaut. Rettung mit Ohrfeigen. In Haste im Landkreis Osna brück beobachteten Fußgänger, wie sich ein Mann in selbst- mörderischer Absicht in die Rette stürzte. Es gelang, den Mann wieder aus dem Wasser herausznziehen. Als er sich jedoch noch widersetzte imd durchaus seinem Leben ein Ende machen wollte, erhielt er von den Rettern ein paar kräftige Ohrfeigen, die ihn zur Vernunft brachten; dann nahm sich die Polizei seiner an. Der letzte Kettendampßcr von der Elbe verschwunden. Die Elbkette. an der früher ein großer Teil des Frachtverkehrs von Magdeburg bis Leitmeritz geführt wurde, ist schon seit etwa zehn Jahren außer Dlenst Bis aus einen waren die Ketten oampfer von der Elbe verschwunden. Jetzt hat auch der letzte Kettendampfer, der bei Niedergrund noch Schlepperdienste leistete, seine Tätigkeit eingestellt. Das letzte Kettenstück wird aus der Elbe gehoben und samt dem Dampfer verschrottet. Großrazzia gegen das Warschauer Banditenunwesen. Da" am Rande der polnischen Hauptstadt Warschau herrschende Banditenunwesen veranlaßte die polnischen Polizeibehörden zu einer großangclegum Razzia, die von annähernd 300 Be amten des Sicherheitsdienstes dnrchgcführt wurde. Hierbei wurden 397 Personen sestgenommen. unter ihnen 71 lang- gesuchte Verbrecher. Zwei Frauen in Ostpolen vom Blitz erschlagen. Der ost polnische Kreis Brest wurde von einem schweren Unwetter heimgesuchl. bei dem durch Hagelschlag große Teile der Ernte vernichte, wurden. Zwei Frauen, die vor dem Unwetter in einem Getreideschober Zuflucht gesucht hatten, wurden »om Blitz er schlagen. Deutsche Flugzeuge im südafrikanischen Luftverkehr. Die beiden von der südafrikanischen Luftverkehrsgesellschaft in Dessau bestellten ,„Ju. 90" werden vom September dieses Jahres ab die Strecke Johannesburg—Kapstadt befliegen, für die eine Zeit von vier Stunden vorgesehen ist. Die ,Zu. 90" werden die größten Flugzeuge sein, die jemals in Südafrika eingesetzt wurden. Waldbrand wütet im Uellowstonepark. Seit einer Woche wütet im Pellow st onepark, dem bekanntesten National park der Vereinigten Staaten, ein Waldbrand, durch den be reits über 1000 Acres vernichtet wurden. Die große Hitze, ver bunden mit starken Winden, vereitelte bisher alle Anstrengun gen. der Katastrophe Herr zu werden. Ser Weltraum als Laboratorium Das Wunder der Weltschöpsung Das Weltall ist das mächtigste Laboratorium, in «welchem die Baustoffe der Materie zum Aufbau der Welten zusammengesetzt werden, wo Materie und Energie fort gesetzten Umwandlungsprozesscn unterworfen sind und jene Bedingungen geschaffen werden, die zur Entwicklung der Welten erforderlich sind. Jeder Stern ist ein mit gewalti ger Energie geladener Körper, ein Schmelzofen, in welchem Atome und Elektronen unter Höllentemperaturen, wie sie im Innern der Fixsterne herrschen, in einen Zustand wilden Aufruhrs gelangen. Bei diesen ungeheuren Temperaturen findet ein Zersetzungs- und Umwandlungsprozeß der Atome statt, indem sich aus leichteren Atomarten schwerere Elemente bilden, und indem umgekehrt mit dem Aufbau ein spontaner Wiederzerfall des gebildeten Elementes ein hergeht, wodurch überschüssige Energie eine ausreichend ergiebige Wärmequelle im Innern des Sternes bildet. Trotz des stürmischen Zustandes im Stern-Jnnern, in welchem aufgelöste Atome sich mit 150 Kilometer Geschwin- digkeit pro Sekunde durch die Sternenmasse drängen und in diesem Getümmel ihrer Elektronen beraubt werden, be wegen sich die Aetherwcllen der Atome unaufhaltsam in der Richtung zur Oberfläche des Sternes fort, bis sie schließ lich — vielleicht nach Jahrtausenden — an die Oberfläche des Sternes gelangen und von da als Licht- und Wärme strahlen in den Weltraum strahlen. Alle Fixsterne strahlen ununterbrochen gewaltige Ströme von Licht und Wärme in den kalten Weltraum aus. Wir wissen, daß durch diese fortgesetzte Energieabgabe ein Ver lust der Masse eintritt, denn Masse verschwindet, wenn Materie Energie abgibt. Man sollte nun meinen, daß mit der Zeit eine völlige Auflösung und Vernichtung aller vor handenen Materie eintreten müßte, wenn sich fortwährend Masse in den Weltraum verflüchtigt. Und nicht nur das. Man könnte auch annehmen, daß alle Energie der Welt, die sich in Wärme umsetzt und in den Weltraum hinaus wandert, mit der Zeit einen Wärmeausgleich im Kosmos Hervorrufen müsse, so daß infolge des Verschwindens jeg licher Energieunterschiede zu dem „Materictvd" auch noch der „Wärmetod" des Weltalls hinzutreten könnte. Aber beides ist nicht der Fall, sondern der Schöpsungsakt geht weiter. Sehr wertvoll ist die neuere Erkenntnis, daß man sich die reinen Atomartcn als auf eine ganz andere Weise als früher zusammengesetzt denken muß; nämlich aus den zwei einfachsten Atomarten des Wasserstoffs und des Heliums. Letzteres besteht wiederum ans vier Atomen Wasserstoff, so daß das Wasserstoff-Atom als Urbestandtril aller vor handenen Atome aufgefaßt werden muß. Und da man ferner Weitz, daß das Wasserstoff-Atom aus einem Atom positiver und einem Atom negativer Elektrizität zusammen gesetzt ist, muß man sich die Elektrizität folglich als jene gesuchte Urmaterie vorstellen, aus der alle Elemente, und somit die ganzen materiellen Welten, aufgebant sind. Vor mehreren Jahren wurde eine bisher unbekannte Strahlungsart entdeckt, die eine ungeheure durchdringende Kraft besitzt und von außerordentlicher Härte ist. Es liegen Anzeichen dafür vor, daß diese Strahlung aus fremden Welten stammt. Man betrachtet sie als inneratomare Energie, die bei den Umwandlungsprozesscn der Sternen« Atome als überschüssige Energie in den Weltraum ge langt. Ihr Durchdringungsvermögen denlet jedenfalls V' A/s D M- i ' -'M, e Kioro^ont . c, ' - darauf hin, daß sie das Ergebnis eines atomaren Au?« gleichs oder Zusammenbruchs von Atonien ist. Diese kos mischen Ultrastrahlen, oder auch „Urstrahlen' genanntz haben insofern eine große Bedeutung, als sie mit der Frage nach der Entstehung des Weltgebäudcs aufs engste zu» sammenhängen. Nach der Hypothese deS Physiker-Chemikers Nernst können, wie sich bei ihrem Abbau die Elemente in Helium- oder Wasserstosfatome verwandeln, ebenso umgekehrt auS diesem Aether sich wieder Atome chemischer Elemente bil den. Dieser Vorgang wird alS ein allgemein gültiges Ge setz im Werden und Vergehen der Welten angenommen. Zweifellos müssen die sich neubildenden Atome anderer Welten viel schwerer sein als dir unS bekannten schwerste« irdischen Atome. Sie werden deshalb infolge ihrer unge heuren Radioaktivität fehr kräftige und harte Strahlen aussenden, die mit jenen „Ultrastrahlen" offenbar identisch sind. Durch die von Rutherford ausgestellte „radioaktive Aerfallstheorie" gelangte die physikalische Wissenschaft ferner zu der Auffassung, daß der Weltraum nicht gleich mäßig mit Energie gefüllt ist, sondern daß an bestimmten Stellen eine starke Energieanbäufung in Form vo^r Ur materie vorhanden ist, die man als den Sitz der außerge wöhnlich kräftigen radioaktiven Ausstrahlung zu suche« hat. Es ist auch einleuchtend, daß die von den unzähligen Trillionen Sonnen fortgesetzt ausgestrahlte Energie irgend wie und irgendwo im Weltraum sich ansammeln muß, und daß sich derartige Anhäufungsftellcn über das ganze Welt all zerstreut verteilen. Uns sind diese Anhäufungsstelle« sogar bekannt: es sind die sogenannten „Nebelmcrffen", von denen man weiß, daß sie sich zu neuen Wellen verdichten, also einen Umwandlungsprozeß von leuchtender Energie zu Materie vollziehen. Daraus muß gefolgert werden, daß die in den Weltraum misgcstrahlte Energie nicht verloren geht, sondern sich zu neuen Protonen und Elektronen umbildet, obwohl sie von einer organisierten Form zu einer unorganisierten entwertet wurde. Damit ist das Geheimnis der Weltschöpfung aber immer noch nicht gelöst, selbst wenn wir Wissen, daß wir in der Elektrizität die Urmaterie zu suchen haben, die als aus- gcstrahltc Energie den Aufbau neuer Welten einleitet, um nach physikalisch-chemischen Gesetzen in verjüngter Form wieder aus dem Innern nengebtldeter Sterne ausgestrahlt zu werden. „Wie diese „Urmaterie" entstanden ist", müssen wir jetzt wieder fragen und erneut unser Nichtwissen cin- gcstehen. .. Vermischtes Dauerkolonisten «ach der Antarktis. In Ergänzung der Nachrichten, wonach Admiral Byrd zwischen dem 1. und 15. Oktober ausreist, um mit mehreren Schiffen und Motor schlitten sowie Flugzeugen die Antarktis in großen Landteilen für Amerika zu beschlagnahmen, werden jetzt weitere Einzel heiten bekannt. Danach wird Amerika nicht eine einfache Expedition unternehmen, sondern direkte „Kolonien" an drei Stellen einrichten. Jede Kolonie wird 20 Mann Belegschaft haben. Jede Kolonne muß etn Jahr in der Antarktis bleibe«. Auf diese Weise kann von den USA nachgewiesen werden, daß die auch von England beanspruchten Gebiete unter dmtern- der amerikanischer Aufsicht stehen, also amerikanisches Staats gebiet sind. Natürlich werden die Zonen besetzt, die nach den Auskünften ByrdS und deS Forschers Ellsworth die meisten Aussichten bieten, Erdöl und Erze zu liefern. Denn darum geht eS ja schließlich bei dieser Eroberung der Antarktis. Eine „klassische" Familie. In der englischen Grafschaft Mitcham ist ein Mr. MarcnS Brutus Hubble im Alter von 8« Jahren zur letzten Ruhe geleitet worden. Auf seinem letzten Wege folgten ihm seine beiden Söhne Marcus Caius Cornelius und Brutus Cassar. Ein Enkel ist aus die Vor namen Marcus Aurelius Hippolytus getauft worden. Kläglicher Erfolg. „Ich habe schließlich, alS ich mir nicht mehr zu helfe« wußte, meiner Frau sämtliche Kleider zer risse«, um ihr endlich einmal eine gründliche Lektion zu er teilen. Der Erfolg war aber nur, daß ich ihr am nächste« Tage neue Kleider kaufen mußte." (AuS einer Aussage vor dem Londoner ScheidunaSaericht.) EDrei MÄel fwÄEuvejd VOkN Urbcberrcchtschntz 8-iid-Mardtcke-BerIag, Hamburg L Otto strahlte nur so übers ganze Gesicht und dann sagte er: „Das Gepäck, Fräulein Ossil" „Quatsch, Otto! Gepäck! Das bißchen, das wir brauchen, haben wir in unserem Köfferchen. Wir bleiben ja doch bloß eine Woche hier. Na ja, hast doch anständiges Wet ter bestellt. Also, das sind meine beiden Freundinnen, Otto! Sieh dir sie genau an! Das ist die Trude Schulen burg-ferner Name, was? —stammt aus Hamburg, und das ist die Irene Pistorius, auch ein feiner Name, was? Ja, Otto, ich verkehre nur mit ganz feinen Leuten." „Und mit mir", grinste Otto vergnügt. „Natürlich mit dir auch, Otto, weil du so ein guter Kerl bist. Wie geht's Vater?" Otto antwortete nicht gleich, denn er hatte ja erst die Aufgabe zu erfüllen, den beiden Mädchen die Hände zu drücken, die sie ihm entgegenstreckten, und die beiden Mä dels gefielen ihm ausgezeichnet. Die Trude war ein großes, starkes Mädchen, mit offe nen. sympathischen, mütterlichen Zügen, während Irene schlanker und schmaler und daher etwas vornehmer in ihrer ganzen Erscheinung wirkte. Aber auch von ihr ging etwas Kraftvolles und Sicheres aus. Ihre Züge waren ebenmäßig und beinahe schön zu nennen. Beide Mädels waren braunhaarig, Trude hatte dunkelbraune Augen, die beinahe schwarz wirkten, während Irenes Augen hell braun leuchteten. Der Jahreszeit entsprechend trugen alle drei feste Lo denmäntel, denn es herrschte noch stürmisches Frühjahrs wetter. „Dem Herrn Hauptmann geht's gut! Der ist gesund und immer auf dem Posten", sagte Otto, während die Mädels in den Wagen kletterten. Ossi nahm natürlich neben ihm auf dem Bock Platz. Er mußte zur Seite rücken und ihr die Zügel überlassen. Dann flog der leichte Jagdwagen davon, sicher von geführt, die dem alten Otto beweisen wollte, daß ite auf der Kolo-Schule etwas Ordentliches gelernt hatte. Im munteren Unterhalten verging die Zcit schnell, und vald war Waskow erreicht. O «Auwald« «marmt» mH küßte die Tochter herzlich W» »«rLtzNAg und daun drück« «r Ossi« Freundinnen herzlich die Hände. Beide Mädel in ihrer Offenheit ge fielen ihm auf den ersten Blick, und auch die Mädel hat ten von Ossis Vater den allerbesten Eindruck. „Acht Tage, alter Herr, werden wir Walkow noch ein mal unsicher machen", sagte Ossi, als sie ins Herrenhaus schritten. „Acht Tage, eine sehr kurze Zeit, Mädel! Ich dachte, ihr bleibt wenigstens zwei Wochen." „Gebt nicht, Vater. Die ,Alma Woermann', mit der Wir fahren, sticht am dreiundzwanzigsten März in See." „Na, da hilft's eben nichts", erklärte Rodewaldt seuf zend. „Ich habe der Mamsell gesagt, daß sie drei Zimmer zurechtmachen soll, vielleicht wollt ihr euch ein bißchen frisch machen." „Klar, Vater! Mer von wegen drei Zimmer, nein, das kommt nicht in Frage! Wir schlafen zusammen. Minna und Jost müssen umräumen, sie müssen noch zwei Betten ins rote Zimmer stellen. Ja, das sind wir so gewöhnt!" Die Begrüßung durch das Gesinde war außerordentlich herzlich, und die Mamsell rief sofort Minna und den alten Jost herbei, damit das Umräumen nach Ossis Wunsch erirk-en könne. Amand Rodewaldt warf einen Blick über die angerich tete Tafel. Er war zufrieden. Hense hatte es wieder sehr gut gemacht. Ja, so ein alter Diener, der weiß schon, wie er so was aufzuziehen hat. Der Hausherr prüfte eben, ob der Wein auch kalt ge nug sei, als der alte, weißhaarige Hense sagte: „Herr Hauvtmann, es ist sehr kalt draußen, es stürmt! Vielleicht wollen die Damen etwas Warmes genießen!" „Etwas Warmes", lachte Rodewaldt, „am Ende einen handfesten Hamburger Grog? Ist ja 'ne richtige Ham burger Deern mit dabei! Na, laß gut sein, Alter, der Johannisberger schmeckt ihnen, verlaß dich drauf. Wie viel Flaschen haben wir unten?" „Acht, Herr Hauptmann!" „Na, die müssen weg, solange die Mädels da sind!" Da betrat eben Ossi im duftigen Hauskleid das große behagliche Zimmer und kam auf den Vater zu. Hens« zog sich diskret zurück. „Vater, war heute vielleicht ein Herr von Prettin bei dir?" Der Hauptmann zuckte zusammen und es wurde ihm etwas schwül zumute. „Herr von Prettin", sagt« er etwas verlegen. „Ja, ganz recht, er hat mich heute be sucht." „Darüber sprechen wir nachher, Mädel, ganz ausführ lich." „Aber warum denn, Papa? Du kannst es mir doch gleich sagen! Er hat doch bestimmt..." Das Gespräch brach ab, denn Trude und Irene warer erschien«», und man setzt« sich zur Tafel nieder. Trude und Irene waren am Anfang etwas schüchtern und zurückhaltend, aber Amand Rodewaldt gelang es fehr bald, sie aufzumuntern. In seiner einfachen, herzlichen Weise, erkundigte er sich nach ihrem Woher und Wohin, er erfuhr, daß Trude eine Waise war, die sich bisher als Stenotypistin schlecht und recht durchgeschlagen hat, und daß Irene aus der Altmark stammte und eine Bauerntochter war, daß der Vater aber das Gut verkauft habe und in der Stadt leb«. Ihre beiden Stiefbrüder seien verheiratet und sie wisse so nicht recht, wo sie hin solle. Da habe sie sich entschlos sen, nach Südwest zu gehen. Die Stimmung war ganz ausgezeichnet, jetzt, nachdem die Mädel aufgetaut waren. Alle drei errählten von der schönen Zeit auf der Kolo Schule, berichteten Amand Rodewaldt, was sie alles lernen mutzten, daß sie in der Kinderpflege genau so geschult wurden wie in der Kran- kenvflege. Sie erzählten von der sportlichen Durchbil dung, vom Reiten, Schießen und Schwimmen, und so mancher heitere Erlebnis wurde wiedergegeben. Je länger sie erzählten, um so wohler wurde dem Gutsbesitzer, denn er erkannte, daß seine verspielte Ossi wirklich in den zwei Jahren, da sie von zu Hause weg war, ein ganzer Kerl geworden ivar. Er hatte Plötzlich kein« Sorgen mehr um sie, er wußte, daß sie sich im Leben behaupte» würd«, und das dünkte ihm als das Schönste. Nach dem Essen stromerten die Mädel auf dem Gut herum. Ossi führte sie durch di« Ställe und Scheunen, dann holte sie Pferde aus dem Stalle, und zu dritt ritten sie aus, daß das Gesinde nur so staunte. Als eine halbe Stund« später Amand Rodewaldt, ne ben dem der Verwalter Heintze stand, sah, wie die Mädel mit den Pferden über das Koppelrick wie richtige Turnierreiterinnen sprangen, da staunte er nicht schlecht« Alle drei saßen glänzend im Sattel und machten eine ausgezeichnete Figur. Heintz« hört« plötzlich, wie sein Herr aufseufzte i „Ja, ja", sagt« Rodewaldt schmerzlich, „wenn man so ein Mä del hat, so «in Kerlchen, wahrlich, das gibt man nicht gern weg. So einem Mädel möchte man auch die Heimat erhalten. Aber es... geht nicht!"