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"such die deutschen Aecker liefern Oel, zwar kein Oel mrr industrielle Zwecke, wohl aber das Oel für die mensch liche Nahrung. Drei Pflanzenarien sind es hauptsächlich, aus denen das Oel gewonnen wird: der Raps, der Rübsen und der Lein. Es gab eine Zeit, da floß dieses Oel der deutschen Aecker reichlich, da wurden . 300 000 Hektar mit diesen Pflanzen bestellt, und in vielen Dörfern waren die Oel- müller tätig, aus dem Samen dieser Pflanzen das begehrte Speiseöl heranszupressen. Noch zur Zeit unserer Groß- Anmähen mit der Hand vor Ansatz der Maschine bei der Eröffnung der Reichsnährstands-Ausstellung er neut zur Vermehrung der Fetterzeugung aufgerufen und stellte gleichzeitig bessere Preise für den Erzeuger in Aus sicht, um so auch wirtschaftlich einen Anreiz zur Vermeh rung des Oelfruchtanbaues zu geben. Wenige Wochen darauf kamen die neuen Preise heraus. Für Raps und Rübsen erhält der Erzeuger heute 40 RM. je Doppel zentner (statt 32 RM.) und für Leinsaat 38 RM. (statt 32 RM.). Damit erhält der Oelfruchtanbau ein starkes wirtschaftliches Uebergewicht. Die Durchschnittserträge bei Raps und Rübsen liegen etwa bei 16 und 17 Doppel zentnern je Hektar. Hieraus läßt sich leicht errechnen, daß der Anbau dieser Oelfrüchte — wirtschaftlich gesehen — anderen Früchten gegenüber große Vorteile aufweist. ... und betriebswirtschaftliche Vorteile Aber nicht nur von der geldlichen Seite muß der Anbau von Raps und Rübsen empfohlen werden, sondern er bietet auch noch andere Vorzüge. Zunächst entlastet er die Arbeit während der Ernte. Er wird gemäht, wenn an die Ernte von Roggen und Weizen noch gar nicht zu denken ist, hat also das Feld längst verlassen, ist meist sogar schon gedroschen, wenn die Haupterntezeit beginnt. Infolge der frühen Räumung des Feldes eignet er sich ausgezeichnet als Vorfrucht für alle Stoppelsaaten, die bekanntlich um so sicherer gedeihen, je früher sie im Som mer bestellt werden. Hinzu kommt, daß diese Oelfrüchte den Untergrund mit ihren tiefen Wurzeln aufschließen, den Boden gut beschatten und ihn in bester Gare zurück lassen, vorausgesetzt, daß die Stoppeln der Oelfrüchte recht zeitig umgebrochen werden. Sehr wichtig ist ferner das Vorkaufsrecht der Raps- und Rübsenanbauer für die bei Weiter ist es auch möglich, die Oelfrüchte nach Früh kartoffeln zu säen. Vorbedingung ist stets, daß genügend Zeit zur Vorbereitung des Saatbettes vorhanden ist. Neben einer guten Stallmistdüngung sollen die Handels dünger nicht zu kurz kommen. Die Kalkansprüche sind nach Möglichkeit schon bei der Vorfrucht zu befriedigen. Von den übrigen Nährstoffen gibt man etwa 80 biA 100 Kilogramm Kali, 40 bis 60 Kilogramm Phosphor säure und ebensoviel Stickstoff. Saat und Pflege Der einzige Nachteil, den diese Oelfrüchte besitzen, besteht in der frühen Aussaatzeit. Raps mutz unbedingt in der ersten. Augusthälfte gesät sein, Rübsen kann noch- bis Anfang September in die Erde gebracht werden. Die Bestellung der Oelfrüchte fällt also mit der Getreide ernte zeitlich zusammen. Allerdings finden sich auch in der Getreideernte meist einige trübe und regnerische Tage, die die Aussaat der Oelfrüchte zulassen, ohne daß dadurch die Erntearbeiten verzögert werden. Stets ist die Drillsaat der Handsaat vorzuziehen. Denn nur> bei Drillsaat ist das Behacken möglich, auf das diese, Oelfrüchte zur Erzielung von Höchsterträgen nun ein mal nicht verzichten wollen. Die Aussaatmenge beträgt! vier bis acht Kilogramm je Hektar bei einer Reihen-, entfernung von 35 bis 45 Zentimetern, Rübsen kaum auch etwas enger gedrillt werden. Die Drillschare dür fen nicht beschwert werden, da die kleinen Samen flach liegen wollen. Noch vor dem Winter verlangen die jungen Saaten eine bis zwei Hacken. Um Frostschäden! vorzubeugen, werden die Oelfrüchte im Herbst häufig! gehäufelt. Allerdings sind Auswinterungsschaden in derj Regel auf zu starke Saat zurückzuführen und lassen sich Väter, vor 60 Jahren, war dies, damals, als es noch keine Knappheit an Oelen und Fetten gab, als jeder Bauer versuchte, alles, was auf seinem Hofe gebraucht wurde, selbst zu erzeugen. Erst 300000 — Sann 10000 — heute 100000 Hektar Diese Zeilen sind vorbei. Aus den Bauernhöfen, die alles zum Leben Notwendige selbst erzeugten, wurden landwirtschaftliche Betriebe, die sich der allgemeinen Wirt schaftslage anpatztcn und das anbauten, was guten Absatz fand. Das Oel der deutschen Aecker war nicht darunter. Lei urid Fett konnten aus dem Auslände leichter und bil liger beschafft werden. „Der deutsche Oelfruchtanbau kann nicht mehr mit dem des Auslandes konkurrieren", so sagte man, und der Erfolg war, daß die Speiseölquellen unserer Aecker fast völlig versiegten. 1933 wurden noch knapp 10 000 Hektar mit Raps, Rübsen und Lein bestellt. Dann aber besann man sich und wandte sich von dem Gedanken der billigen Einfuhr ab, indem man versuchte, das zum Leben unseres Volkes unbedingt Notwendige auf eigener Scholle zu erzeugen. Der Reichsbauernführer R. Walther Darrö verkündete die Erzeugungsschlacht und forderte auch wieder den verstärkten Anbau der Oelfrüchte. Die deutsche Landwirtschaft folgte diesem Aufruf und nahm den Anbau dieser Pflanzen wieder auf. In wenigen Jahren konnte die Anbaufläche von Raps, Rübsen und Lein auf rund 100 000 Hektar vermehrt werden. Gleichzeitig wurden auch alle übrigen Fettquellen aus- gebaut, so daß die Auslandsabhängigwit ganz allmäh lich geringer wurde und wir heute 50 bis 55 v. H. des gesamten Fett- und Oclbedarfs durch eigene Erzeugnisse decken. Größere Einnahmen... Aber fast noch die Hälfte des Bedarfs muß eingeführt werden. Dieser Zustand ist im Hinblick auf die schwierigen Devisenverhältnisse, insbesondere auch im Hinblick auf die politische Lage auf die Dauer nicht tragbar. Daher hat der Reichsbauernführer N. Walther Darrs vor kurzem der Verarbeitung der Oelfrüchte anfallenden Oelkuchen. Erhalten sie dadurch doch hocheiweißreiche Futtermittel, die bei richtiger Fütterung die Milchergiebigkeit der Kühe sehr günstig beeinflussen. Rein privatwirtschaftlich sollten all diese Vorteile jeden Bauern also veranlassen, den Oel fruchtanbau so weit wie möglich auszudehnen. Erfreulich, daß diese privatwirtschaftlichen Ueberlegungen durchaus mit den volkswirtschaftlichen parallel laufen, denn — wie durch dünnere Saat bzw. durch Auslichten der jungen Bestände vermeiden. Raps oder Rübsen? Die Frage, ob Raps oder Rübsen zum Anbau ge wählt werden soll, ist von Fall zu Fall verschieden zu beantworten. Je besser der Boden ist — der für beide Früchte mindestens gerste- fähig sein soll —, um so eher wird man den Raps vor ziehen, je schlechter der Boden ist, um so mehr Rübsen. Auch das Klima spielt eine Rolle. Rübsen verträgt Kälte besser als Raps, ist also in weniger günstigen Gebieten vorzuziehen. Dies besonders dann, wenn der Raps nicht rechtzeitig ge nug (bis Mitte August» ausgesät werden kann. Auf jeden Fall ist aber Hoch zuchtsaatgut dem gewöhn lichen Handelssaatgut vor zuziehen. Die Mehrkosten fallen infolge der geringen Saatmenge kaum ins Ge wicht, machen sich aber bei den Erträgen mit absoluter Sicherheit bezahlt. Wäh rend man zu Anfang dieses Jahrzehnts bei vorzugs weiser Benutzung der Land sorten 12 bis 13 Doppel zentner je Hektar im Durch schnitt erntete, hat man die Auch beim Raps erspart die Maschine viele Arbeitskräfte. erwähnt — das deutsche Volk braucht diesen verstärkten Anbau heute mehr denn je. Wenn wir überlegen, daß vor 60 Jahren 300 000 Hektar Oelfrüchte, jetzt aber nur 100 000 angebaut werden, so ist auch klar, daß für den Oelfrucht anbau geeignete Flächen in aus--eichendem Maße vor handen sind. Erträge in den letzten Jah ren bei Aussaat von Hochzuchtsaatgut ganz bedeutend, um etwa 50 v. H., erhöht. * Raps und Rübsen gedeihen also nicht überall, ihr Anbau kann aber trotzdem noch außerordentlich stark aus gedehnt werden. Privat- und volkswirtschaftliche Erwä Auch die schaffende Hand ist bei der Rapscrnte nicht zu entbehren. Vorfrucht und Düngung Im Gegensatz zu den Zei ten unserer Großväter, die Raps nach Pollbrache anbau ten, sät man Raps und Rüb sen heute nach früh das Feld räumenden Früchten, da die Vollbrache unseren Nah rungsraum noch weiter ein engen würde. Wintergerste ist heute daher die gegebene Vorfrucht für Raps und Rübsen. Die Stoppeln der Wintergerste werden mit einer reichlich bemessenen Stallmistgabe versehen und möglichst bald umgebrochen. Auch eine stark gedüngte Sommerzwischenfrucht, die den Acker in guter Gare zu- rückläßt, kann als Vorfrucht dienen. Mit sehr gutem Er folg wurden diese Oelfrüchte Mch nach Grünlandumbruch bei entsprechenden Gaben von Handelsdüngern angcbaut. gungen zwingen dazu, dies zu tun, und es wär« geradezu töricht, von den Vorteilen des Oelfrucht- anbaues keinen Gebrauch zu machen. „Mehr Oel von dem deutschen Acker!" lautet daher die vordringlichste Parole der deutschen Landwirtschaft für die kommenden Wochen. Geheimnisvolles Photo? — Nein, ein RapsbündeN Aufnahmen (4): Reichsnährstand-Archiv (M).