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MdmfferTaMatt Nr. 173 — 98. JnftrMM Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt^ Freitas,. den 28. Juli 1939 Postscheck: Dresden 2640 Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Der Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags 18 Uhr Bezugspreis monarl 2 NM frei Saus, bet Postbestellung r go RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer IO Rp! Alle Postanftalte«. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle uevmen zu .-der Zeit Bo .. stcllungen entgegen Im ssalle höherer Gewalt oder W0chenvlan für Lvtlsdrusf u. Umgegend lonsttger Betriebtllorun- gen besteht lein Anspruch auf Lieferung der Lei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beilicgt. Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpf — Borqeschri» bcnc Erscheinungstage und Plahwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt — Anzeigen-Annahm« durch ^crnrus übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten ^Inzeiqn!'Lberneh' men wir keine Gewähr. — > — Bei Konkurs uns Zwangsverglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Bemerkungen zum Tage Oie koke Siadt Eine in jeder Hinsicht hervorragende Luftschutzübung hat die Reichshauptstadt am Mittwoch erlebt. Seit Tagen wußte die Bevölkerung, daß die Uebung erfolgen würde und war darauf vorbereitet. Jeder Berliner kennt seine Pflicht, die er bei einer solchen Uebung zu erfüllen hat, jeder kennt seinen Platz, und jeder ist sich dessen bewußt, daß solche Uebungen Vorsichtsmaßnahmen sind, die gur geübt werden müssen, denn eine Großstadt oder gar Berlin mit seinen annähernd 5 Millionen Einwohnern bietet manche Schwierigkeiten und verlangt ganzen Einsatz der Bevölkerung und der berufenen Organe zur Durchführung aller der Maßnahmen, die für einen Ernstfall vorgesehen sind. Die Reichshauptstadt hat ihre Sache gut gemacht. Deshalb konnte die Luftschutzübung, für die drei Tage vorgesehen waren, vorzeitig abgeschlossen werden. Die Organisation hat geklappt, die Luftschntzkräfte bewiesen ihre jederzeitige Einsatzbereitschaft, und die Bevölkerung hat durch mustergültiges Verhalten die Durchführung dieser Maßnahme wesentlich erleichtert. Man stelle sich vor, was es für eine Millionenstadt bedeutet, wenn in wenigen Minuten die Straßen und riesigen Plätze geräumt werden müssen, wenn der Verkehr stillzustehen hat, und sich alle Menschen an geschützte und vorgesehene Schutzräume zu begeben haben. Man hält das nicht für möglich, und doch ist es Tatsache gewesen, daß dort, wo gerade nach Geschäftsschluß um 7 Uhr abends sich die Menschen ballten, in Minuteneile die Straßen tot lagen. Und dann hat die Reichshauptstadt eine Vor stellung davon bekommen, wie so ein Luftangriff aussieht. Gerade der bevölkerungsreiche Osten war einem „Flieger angriff" ausgesetzt. Sturzbomber fielen buchstäblich aus den Wolken und rasten dicht über die Dächer hinweg. Kanonenschläge dröhnten auf, Papierbomben zerbarsten. Aus einem großen Warenhaus leckten schwarze Rauch fahnen zum Himmel, die einen angenommenen Brand darstellen sollten, Qualm vernebelte die Straßen, Bomben rissen das Pflaster auf — wenigstens wurde das durch Markierung angenommen. Dieser Angriff forderte, daß jeder Mensch wußte, was er zu tun hatte. Der Selbstschutz setzte ein, und Polizei und Feuerwehr waren am Platz. Geordnet gingen die Menschen in die Luftschutzkeller oder suchten die Schutzräume ihrer Häuser auf. In tiefem Dunkel lag die Stadt, und am Himmel jagten die Geister finger riesiger Scheinwerfer die „feindlichen Flieger". Berlin hat ein Musterbeispiel von Disziplin und Einsatzwilligkeil gegeben. Ein Vorbild für das ganze Reich. Die Luftschutzübung hat wieder einmal jedem eindringlich vor Augen geführt, daß er stets bereit sein muß. Sin Engländer klagt England an — „Hinter der amtlichen Feststellung, daß in allen Teilen des Kolonialreiches das gesamte Einkommen eines großen Teiles der Bevölkerung bedeutend unter einem zufrieden stellenden Lebensminimum liegt, verbirgt sich das Drama von Millionen Mitbürgern des Empire, die vergeblich gegen Hunger und Seuchen Krieg führen. Die britische Flagge hat nicht zu einem neuen und besseren Leben ge- siihrt. Nachlässigkeit, Schande und Erniedrigung sind ihre Begleiter gewesen. Wir haben aus unserem Empire ein Elendsquartier gemacht." Diese Sätze, die eine furchtbare Anklage gegen die britische Kolonialverwaltung und das britische Regime überhaupt bedeuten, sind nicht etwa ein Ausspruch eines Politikers der autoritären Staaten oder sind einer Zeitung des faschistischen Italien oder des natio nalsozialistischen Deutschland entnommen, sondern ent stammen dem Londoner Blatt „Evening Standard", einem der meistgelesenen Abendblätter der englischen Hauptstadt. Ein Engländer klagt England an. Wir haben dem nichts hinzuzusctzen. Wir verzeichnen diese Anklage nur, Werl sie bestätigt, was wir über Englands Kolonial methoden zur Genüge zu berichten wissen. Ausbeutung, brutale Knebelung und ein furchtbares Blutregiment, das sind die Methoden, mit denen das stolze Albion sich die Völker unterwirft. Dieses selbe Albion wirft sich zum Richter über andere Völker auf, diese selben Engländer, die heute in Palästina täglich Beispiele einer unmenschlichen Lerrorherrschaft geben, fühlen sich als die „besseren Euro päer". Das ganze Empire, das die Welt beherrschen zu müssen meint, steht auf tönernen Füßen. Es ist ein Koloß, der sich von innen selbst aushöhlt, eine Macht, die sich auf morschen Stützen hält. Seit Jahrzehnten vollzieht sich der Niedergang des Empire, und je mehr die Weltherr schaft ins Wanken gerät, um so mehr betreibt die eng lische Politik die Einspannung anderer Völker für die Zwecke des britischen Weltreiches. Sie sollen geopfert wer den, um das Weltreich am Leben zu erhalten. Das ist die eine Seite der Einkreisungspolitik, und die andere ist dis Furcht vor den jungen Staaten. Wenn dieses England trotz der geradezu himmelschreienden Zustände in seinen Kolonien sich noch anmaßt, Kolonien anderer Staaten als Mandate zu „betreuen", so ist das nichts weiter als die unersättliche Habgier, die anderen Völkern den Lebensranm nicht gönnt. CM die NM, schor,t M'.d u. Nur! Triumph der Der deutsche Fernseh-Einheitsempfänger Einem vorbildlichen Willen zur Gemeinschaftsarbeit ver dankt das neueste Wunderwerk der deutschen Technik, der Einheitsfernsehempsänger, seine Entstehung. Nach einer zehnjährigen mühevollen Entwicklungsarbeit, nach mancherlei Rückschlägen und Irrwegen kann auf der diesjähri gen großen deutschen Rnndfunlnusstellung zum erstenmal ein Fernsehgerät vorgcführt werden, das nicht für einen kleinen Kreis von Technikern, sondern für eine verhältnismäßig breite Käuferschicht bestimmt ist In vieler Hinsicht stellt der deutsche Fernseh-Einheits empfänger ein technisches Wunderwerk dar. Erstaun lich ist zunächst einmal sein Preis. Während Fernsehempfän ger bisher 2080 bis 3000 Mark kosteten und somit für den Privatmann einen unerfüllbaren Wunschiraum darstellten, wird der Einheitsfernsehsmpfänger etwa 650 Mark kosten, also schon einem größeren Interessentenkreis zugänglich sein. Dieser Preisunterschied ist aber nicht mit einer Qualitätsver schlechterung erkauft worden. Man kann im Gegenteil mit Stolz behaupten, daß dieser neue Künder deutscher Wissen schaft und Technik in seiner Leistung in der ganzen Welt u n - erreicht ist. Erste Auflage: 40000 Stück Postrat Dr.-Jng. Georg Wei ß, der als Vorsitzender den für die Gestaltung des Gerätes verantwortlichen Jndustrie- ausschutz leitete, gab in einer Unterredung einige technische Einzelheiten bekannt. Es bandelt sich, wie Dr. Weiß betonte, um eine Gemeinschaftsarbeit aller maßgebenden deut schen Fernsehfirmen: Telefunken, Lorenz, Fernseh-AG., Loewe und Tekade. Oft unter Hintansetzung des eigenen Firmen- intcresses haben diese Gesellschaften die Erfahrungen unter einander ausgetauscht, die ihnen bislang aus bestimmten Ein zelgebieten einen gewissen Vorsprung gegenüber der Konkur renz sicherten, so daß die Vorteile sämtlicher Empfänger ver eint werden konnten. Die technische Arbeitsgemeinschaft, die unter Führung der deutschen Forschnngsanstalt der Deutschen Reichspost den Empfänger konstruiert hatte, stand vor der Aufgabe, ein Gerät zu schaffen, dessen Herstellung zum erstenmal in der Geschichte ves deutschen Fernsehens in einer Großserienfabrikation mög lich war; soll doch die erste Auflage schon rund 10 000 Stück umfassen. Ferner mußte die Bedienung so einfach gestaltet werden, daß jeder Laie das Gerät handhaben kann. Zunächst einmal wurde zu einer Maßnahme gegriffen, die bei den internationalen Fachleuten größtes Aufsehen erregen dürste: Das Herz des Fernsehempfängers, die Braunsche Röhre, wurde grundlegend verändert. Sie wurde so verkürzt, daß jetzt der vollständige Empfänger mit Lautsprecher und Bild schirm kleiner ist als die frühere Braunsche Röhre allein! Der deutsche Fernseh-Einheitscmpfänger ist tatsächlich nicht größer als ein normaler Svitzensuper. Eine weitere Ueberraschung Gemeinschaft — ein Wunderwerk deutscher Technik ist ber ebene Bildschirm, der an die Stelle der bislang gewölbten und daher für seitlich sitzende Zuschauer ungünstigen Bildfläche lritt. Das rund 20 mal 23 Zentimeter große Bild ist bis in die Ecken hinein völlig klar und scharf. Einfachste Bedienung Und die Bedienung? Die Außenwand des Empfän gers zeigt nur vier Bedienungsknöpfe, von denen der erste die Lautstärke des Tones regelt. Der zweite Bedicnungsgriff, der die Schärfe des Bildes bestimmt, bleibt — einmal ein gestellt — unverändert. Für das Bild bleiben mithin nur zwei Bedienungsknöpfe: Sie regeln die Helligkeit und den gewünschten Bildkontrast. Aus der Verbreitungsart der Ultra kurzwellen ergibt sich eine Beschränkung des Empfangsgebietes auf die „optische Sicht". Vorläufig wird also ein Fern sehempfang nur in den Gebieten um die Sender Berlin, Brocken und Feldberg möglich sein, die aber immerhin eine Einwohnerzahl von 11 Millionen Menschen versorgen können. Uebrigens ist als Gemeinschaftsleistung sämtlicher Fern sehfilmen außerdem eine besondere Fernsehantenne konstruiert worden, die sich nicht teurer stellt als eine Rund- sunkantenne und auch als solche benutzt werden kann. Ein« Spezialamenne ist deshalb vorzuziehen, weil ein Frequenz, band ausgenommen werden mutz, das SOmal so breit ist wie das des Rundfunkempfanges. Wir stehen nun, wie Dr. Weiß abschließend betonte, a« einem Markstein der Fernsehentwiülung. Das Fernsehe» solle keine Konkurrenz des Kinos werden, sondern seine Haupt- aufgabe darin sehen, jedem Zuschauer die Teilnahme am Ge schehen der Außenwelt zu ermöglichen. Der Fernsehempfänger wird die Möglichkeit bieten, etwa abends in einer Tagesschau all die wichtigen Ereignisse am Auge vorübcrzichen zu lassen, die sich am Tage in ganz Deutschland abgespielt haben. Wäh rend bisher das Fernsehprogramm — abgesehen von den Fcrnsehstuben in Berlin — lediglich vom Techniker gesehen wurde, der sich ja nicht für das gezeigte Bild, sondern nur für dessen technische Qualität interessiert, wird das Programm nunmehr mit der Umstellung auf die Bedürfnisse der erwei terten Käuferschicht großzügig ausgebaut. * Dr.GoMeir eröffneMm-funkausstellimg Uebertragung über alle deutschen Sender. Die 16 Große deutsche Rundfunk- und Fernsehrundfunk- Berlin 1939 wird am heutigen Freitag, vormittags 11 Uhr, durch Reichsminister für Volksaufklärung und Propa ganda Dr. Goebbels eröffnet. Die Rede von Reichs- Minister Dr. Goebbels wird über alle deutschen Sender über tragen werden. 3 Tage rwMm Feis und Schnee I Aus größter Gefahr gerettet — Tourist aus Ottendorf-Okrilla war dabei Dem hingebungsvollen Einsatz und dem kameradschaftli chen Zusammenwirken der Männer der Rettungsstelle Berch tesgaden unter Führung von Joses Aschauer und der Nei- chenhallcr Gebirgsjäger unter Führung des Leutnants von Kaussmann, ist es, trotz der. großen Gefahr, gelungen, die vier Menschen, die sich seit 64 Stunden in der Hochkalter-Ostwand befunden batten, wohlbehalten zu retten. Das dramatische Rellungstverk am Hochkalter. (Wcltöild-Wagerchorg — M.l Bei den Geborgenen handelt es sich um ein Ehepaar ans Nürnberg, das sich erst am Sonnabend verheiratet hatte, nänr- lich den 29 Jahre alten Elaspolierer Gustav Walther und sein« 19jährige Ehefrau Rosa, ferner um den Jahre alten Schrei ner Karl Pellmann aus Fürth, denen sich der 19-jährige Hilfs arbeiter Karl Henkel aus Okrilla bei Dresden ange schlossen hatten. Alle befinden sich nun wohlbehalten im Tal. Die Touristen waren über das sogenannte Blaueis mit der Absicht gegangen, über die Wimbachscharte ins Wimbach tal abzusteigen. Durch ein plötzlich auskommendes Gewitter und durch Nebel verloren sie die Richtung und gerieten urr- versehens in die Hochkalter-Ostwand. Hier befanden sie sich nach zweistündigem Abstieg in einer Lage, in der ein We»- tersteigen völlig unmöglich war. Nach unten eine 400 Meter tiefe senkrechte Felswand, über ihnen durch Schneefall die Unmöglichkeit des Durchgehens. So taten sie das beste, was möglich war: Signale z» gebe» und auf Rettung zu hoffen. Fast drei Tage hatten die Touristen auf schmalem Fels band zugebracht, als die erste Seilschaft eintraf. Die Verstie genen wurden in erstaunlich frischem Zustand angetrosfen. Auch der junge Sachse, der nur mit kurzer Hose und Brot beutel versehen war, hat, wie seine gut ausgerüsteten Beglei ter, sehr gut durchschallen. : Ltnsterblicher Wagner Glanzvoller Verlauf der Bayreuther Festspiele. Die zahlreichen deutschen und ausländischen Musikfreunds die in diesen Tagen in Bayreuth, der Stadt Richard Wagners, versammelt sind, erleben hier die unsterblichen Werke des Meisters in einer Wiedergabe, die Wohl einmalig zu nenne» ist. War die Neuinszenierung des „Fliegenden Hol länder" schon ein glanzvoller Auftakt der diesjährige» Bayreuther Festspiele, so stellte sich die Inszenierung des „Tristan", dem würdig an die Seite. Wagners „Tristan und Isolde" hat in dem italienische» Dirigenten Viktor de Sabata, dem Generalmusikdirektor der Mailänder Scala, der im deutschen Musikleben schon längst kein Unbekannter mehr ist, einen hervorragenden Interpreten gefunden. Sabata zeigt eine selteile Einfühlungsfähigkeit in den Geist der deutschen Musik und besonders der Kunst Richard Wagners. So ist der „Tristan", dessen Aufführung der Führ«» mit namhaften Ehrengästen beiwohnte, eine musikdramatisch» Glanzleistung, die durch die geistvolle Inszenierung Heinz Tiet jens und durch die hervorragende Leistung der französischen Sängerin Germaine Lubin und der deutschen Künstler bet den Zuschauern Helle Begeisterung und stürmischen Beifall auslöst.