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Sondereinsatz in Ostpreußen Reichsarbeitsdienst bringt dis Ernte ein. Wie in jedem Jahre, ist auch heute wieder der Reichs- inkbeitsdienst dem deutschen Bauern Helfer für die Einbrin- «ung und Sicherung der Ernte. In allen Gauen des Groß- deutschen Reiches stehen die Arbeitsmänner und Arbeits maiden des Reichsarbeitsdienstes im Dienste einer Aufgabe, deren Erfüllung letzthin das Ziel seiner erziehungspolitischen Arbeit ist: Erringung der Brotfreiheit im weitesten Sinne. Die Mitglieder der Partei, die Angehörigen der Gliederungen, die Soldaten der Wehrmacht, der Rcichsarbeitsdienst und die Studentenschaft, alle volksbewußten deutschen Männer und Frauen, sie helfen dem Bauern in seiner schweren Arbeit und verantwortungsvollen Aufgabe der Sicherung der deutschen Ernährungsgrundlage. Der allgemeine Mangel an Arbeitskräften und der AuS- h»ll der polnischen Landarbeiter machen einen Sondereinsatz des Reichsarbcitsdicnstes in Ostpreußen erforderlich. 20 MV Arbeitsmänner aus verschiedenen Gegenden des Großdcutschen Reiches werden zusammen mit den in Ostpreußen liegenden Reichsarbeitsdienstabteilungen zur Erntehilfe angesctzt. Die Vorkommandos sind eingetroffcn, der erste Einsatz ist erfolgt. Keffelerplosion auf Dampfer „Berlin" 15 Tote und 6 Schwerverletzte. Etwa 15 Seemeilen von der Küste entfernt ereignete sich im Bord des 17000 Tonnen großen Dampfers „Berlin" des Norddeutschen Lloyd eine Kcsselexplosion. Der Dampfer sollte in Swinemünde etwa 1000 Fahrgäste anfnehmen. Bis wtzt sind 15 Tote und 6 Schwerverletzte zu beklagen, die in Swinemünde an Land gebracht wurden. Das Explosionsunglück ist dadurch entstanden, daß Oel in den Dampsbehälter gekommen ist. Atan hofft, alle Verletzten retten zu können. Schiff mit 2V0 Menschen gesunken Der amerikanische Tankdampfer „Associated" meldete nach San Franzisko, daß der nahezu 3V00 Tonnen große japanische Frachtdampfer „Boknyo Maru" 1125 Meilen östlich von Yokohama nach einer Explosion gesunken sei. 108 Mann seien gerettet worden. Da nach japanischen Informationen etwa 300 Menschen an Bord des Schiffes war-m, dürften nahe zu 200 ums Leben gekommen sein. Schon über S00V Erniekindergarien Die NSV. hilft den Landfrauen. In diesen Erntewochen sind alle Kräfte auf dem Lande aufs äußerste angespannt. Noch weniger als sonst kann die Landfrau sich den an sich ebenso wichtigen Aufgaben als Mut ter widmen. Da ist cs selbstverständliche Pflicht der Volks gemeinschaft, auch auf diesem Gebiete mit einer Erntehilfe einzugreifen. Vor allem muß der Bäuerin die Sorge um die Betreuung ihrer Kinder genommen werden. Zu diesem Zweck hat die NSV. seit Jahren den svstematischen Aufbau der Erntekindergärten vollzogen, die sich über das ganze Reich erstrecken wie ein dichtes Netz, dessen Maschen immer enger gezogen worden. Nach den jüngsten Ermittlungen der Ncichsleitung der NSV., mit dem Stichtag des 15. Juli 1939, bestehen in Großdeutschland schon'5341 Erntekinder gärten und 6400 Dauerkindergärteu der NSV. Kurze Nachrichken Berlin. Reichsminister Dr. Goebbels sprach Frau Ricarda Huch anläßlich ihres 75. Geburtstages telegraphisch seine herzlichsten Glückwünsche aus. München. Am ersten offiziellen Besuchstag herrschte be reits ein ungeheurer Andrang zu der vom Führer feierlich eröffneten Großen Deutschen Kunstausstellung München 1939. Nicht weniger als 12 OM Menschen besichtigten am ersten Tage die Ausstellung. Preßburg. Slowakische Studenten werden in nächster Zeit in Erntedienstlagern der Deutschen Studentenschaft ein- tresfen. Die erste Gruppe hat sich bereits ins Erntedienstlager in Niederdonau begeben. Burgos. Der Caudillo verlieh dem deutschen Militär- attachs in Burgos, Freiherrn von Funck, den Silbcrschild des Ordens der Roten Pfeile. Wovon man spricht Was sich Herr Boleslaus nicht träumen ließ — Kamerad Kriegspferd — Von der Auswanderung zur Rück wanderung In einem Städtchen des Harzvorlandes errang ein 92jähriger Schützenkamerad die Schützcnkönigswürde. Das hat es Wohl nicht gegeben, seitdem Herr Boleslaus der Streitbare von Schweidnitz Anno 1286 das Armbrust schießen nach dem „Vogel auf einer Stangen" zu „Bürger lust und Kriegsnutz" verordnete. Seine Verordnung dürfte Wohl die älteste deutsche Urkunde über das Schützen fest sein. Es hat seitdem manche Wandlungen durchge macht, aber seinen Sinn und Zweck behalten bis auf den heutigen Tag: Bürgerlust und Kriegsnutz! Wie unsere Alt vorderen, so wollen die Schützen sich noch Heutigentages um des Vaterlandes willen freiwillig ertüchtigen, Wehr geist, Kameradschaft und Frohsinn pflegen, um jederzeit einsatzbereit zu sein, wenn die Stunde es verlangen sollte. Merkwürdigerweise war der Soldatenkönig Friedrich Wil helm I. kein Freund des Schützenwesens, er verbot das „liederliche und üppige Wesen" und meinte, das Schießen sei Sache der Soldaten. Unter Friedrich dem Großen kamen die Schützenfeste wieder in Aufnahme, und heute steht das Schützenwesen mit mehr als 75 000 Schützen- kameradcn in voller Blüte. An ihrer soldatischen Haltung, an ihrer inneren Bereitschaft und ihrem festen Einsatz willen vermag die Atmosphäre bürgerlicher Behaglichkeit, die seit jeher die Schützenfeste umgibt, vermag das ganze lustige und bunte Treiben auf der Festwiese mit Karusscll- und Rutschfahrten, den lauten Quietschinstrumenten, der Drehorgelmusik und dem ganzen musikalischen Tschingbum eines echten und rechten Volksfestes nichts zu ändern * Insgesamt 7360 Pferde sind, wie wir lasen, mit dem Ehreuschild „Kriegskamerad" ausgezeichnet worden. Wer hätte das Wohl gedacht, daß noch soviel vierbeinige Kriegskameraden unter uns weilen! Und wer Weitz, ob nicht noch hie und da eine „Lotte" oder „Liese" oder gar — der Soldatenhumor erfindet für die Gegenstände seiner Liebe ja oft gar seltsame Namen — ein „Veilchen" oder eine „Semiramis" unerkannt den Lebensrest verbringt, vielleicht noch auf die alten Tage mit müden Knochen Dienst tun muß? Dieses oder jenes Kriegspferd, das einst einen schneidigen Reitersmann gegen den Feind trug, mag unerkannt vor dem Pflug gehen oder als Zugpferd Lasten ziehen. Bei der Mobilmachung 1914 hatte das deutsche Heer.750 000 Pferde. Während des Weltkrieges standen in seinen Reihen 1V4 Millionen, fast eine volle Million fiel dem feindlichen Feuer oder den Entbehrungen und Ueber anstrengungen zum Opfer, 300 000 kehrten im November 1918 in dis Heimat zurück. Und nun sind es also 7369. Die meisten von ihnen decken ehrenvolle Kriegsnarben, es sind samt und sonders ehrliche und wackere Kameraden, die ihren Ulanen und Dragonern, den Artilleristen und Trainsoldaten allezeit die Treue gehalten haben. Pferd und Reiter. Mann und Roß waren, wie es sich unter Kameraden gehört, unzertrennlich. Unbedenklich schlug der Soldat sein eigenes Leben in die Schanze, wenn es darauf ankam, dem vierbeinigen Kameraden in dem Höllenschrecken der Schlacht beiznstehen. Wer wollte es da den 7369 Kriegsvcteranen verübeln, wenn dieser oder jener von ihnen jetzt vielleicht etwas lahmt oder wenn es mit dem Sehen nicht mehr so recht gehen will? Sie haben alle einst ihre Pflicht erfüllt, — das soll ihnen bis ans Ende unvergessen bleiben. * Etwa 600 deutsche Rückwanderer kehrten jüngst aus Südamerika in die Heimat zurück. Das Wiederaufblühen der deutschen Wirtschaft hat ihnen die Heimkehr gestattet. Die Geschichte der deutschen Auswanderung ist eine Ruhmes- und Leidensgeschichte zugleich. Wohl haben die Deutschen als Kulturpioniere in aller Welt Großtaten des Fleißes, der Kuuü. der: Arbeit verrichtet, wokl baden sie den Rühm der deutschen Tüchtigkeit"und MrlrchM über die Länder und Meere getragen, aber der Aus wandererstrom, der sich befruchtend über bis dahin un kultivierte Gebiete und fremde Nationen ergoß, war zu gleich ein Blutstrom aus dem Herzen des deutschen Volkes, der dem Volkskörper unendlich viel Kräfte entzog und wertvollstes Volksgut verlorengchen ließ. Ueber der deut schen Auswanderung steht seit den unseligen Tagen des Dreißigjährigen Krieges das Schicksalswort von der deut schen Uneinigkeit und Zersplitterung, der deutschen Klein staaterei und staats>vlitischen Unvernunft. Der Gewinn, den die deutschen Auswanderer für fremde Völker be deuteten, war und blieb ein Verlust für das deutsche Volk, In den Adreßbüchern der ganzen Welt wimmelt es von deutschen Namen, in den entlegensten Erdteilen, in den Urwäldern Südamerikas, in den Steppen Nordamerikas gibt es Dutzende von Städten und Gemeinden mit Namen wie Kastel, Heidelberg, Hannover, Braunschweig, Magde burg, Frankfurt, aber die deutschen Namen ändern nichts an der Tatsache, daß die Gründer dieser Gemeinwesen und ihre Nachkommen dem Deutschtum weit größere Dienste daheim hätten leisten können, wenn, ja wenn die Heimat Brot, Arbeit und Verständnis für sie gehabt hätte, wenn schon damals die Einheit von Volk und Staat unser aller unveräußerliches Besitztum gewesen wäre. Jenseits der Ozeane entstanden als Werke deutscher Tüchtigkeit Fabriken und Plantagen, Deutschland aber mußte zum Nutzen der Fremde auf sein eigenes Wohl verzichten. Wenn jetzt der Strom zurückzufließen beginnt, weil die Heimat wieder Verwendung für die Arbeitskraft und Tatenlust jener hat, die als Kulturträger in fremde Länder gingen, so zeigt dieser Wandel, daß unser Vater land wieder gesund, stark und groß ist. Sa. MßM Racheichtei». Reeper bahn soll schöner werden In der ganzen Welt sind St. Pauli und die Reeperbahu zum Begriff geworden, der von Hamburg, dem Tor zur Welt, nicht zu trennen ist. Krieg und Nachkriegszeit sind auch an diesem weltberühmten Vergnügungsviertel nicht spurlos vorübergcgangen. Daneben verlangt die neue deutsche Zeit eine Gestaltung auch dieses Teiles der Hansestadt, die bei Er haltung des guten Alten sich der großzügigen Planung des neuen Hamburg würdig eingliedert und dem traditionelle« Ruf St. Paulis neue Grundlage und neuen Inhalt gibt. Bür germeister Krogmann betonte, daß, wenn in zehn Jahren die große Brücke steht, auch St. Pauli das für alle Welt vor bildliche Vergnügungsviertel geworden sein müsse. Es solle das alte St. Pauli bleiben, aber die Gestaltung des Raumes und der Menschen, die in ihm gastlich wirken, müsse im Geist und Sinn unserer Zeit erfolgen. Die Ausgestaltung der Reeperbahn müsse von ihrer einzigartigen Originalität aus gehen und dürfe hier einmal den Grundsatz des haruwnische« Städtebildes durchbrechen. Drei Todesopfer eines Zusammenstoßes Aus der eingleisigen Strecke Altenhundem—Erndtebrück zwischen den Bahnhöfen Albanm und Heinsberg bei Wupper tal stieß ein Gleiskraftwagen mit einem Arbeitszug zusammen. Bei dem Unfall wurden drei Insassen des Kraftwagens ge tötet, ein vierter wurde schwer verletzt. Nur ein Opfer auf der ,Dokuso Maru^ Der japanische Frachtdampfer „Bokujo Maru" ist völlig ausgebrannt. Aber das Ausmaß der Katastrophe ist entgegen den ursprüngkicben Berichten erfreulich gering. Der ameri kanische Dampfer „Associated" konnte die Passagiere und die Mannschaft vollzählig retten. Nur ein Matrose ist bei dem Brand nms Leben gekommen. Es wird angenommen, daß die Vrandursache in der Selbstentzündung der Salpsterladung zn suchen ist. Eigene Vorsicht — bester Unfallschutz! UrbeberreLULuv SrlS-Mardlcke-Veriqa, Hamburg „Schlecht! Er liegt im schweren Nervenfieber und Doktor Sütterlin sagt, daß die Krise heute abend zu erwarten ist." „Er wird doch nicht... sterben, Erhard? Ich habe ihm doch... so viel abzubitten!" „Ich vertraue auf Gottes Gerechtigkeit. Hat er ihn nicht geprüft genug? Ich danke dir, Mona, daß du... abbitten Willst." „Das bin ich Daniela schuldig und mir selber", sagt Frau Mona leise. Als sich dann Freiherr von Habbel zurückgezogen hat, da sucht er seine beiden Söhne auf. Es kommt zu einer un barmherzigen Aussprache, in deren Verlauf der Freiherr verlangt, daß seine Söhne Ulrich Raabe um Verzeihung bitten. Dietz will es nicht, aber sein Bruder Gerd hat Ehrgefühl im Leibe. Er stellt sich auf die Seite des Vaters und er klärt, daß er es ohne weiteres tun werde. Da gibt auch Dietz nach, aber er tut es leider mehr aus taktischen Grün den, weil er hofft, daß der Vater dann in geldlichen Din gen entgegenkommender sein wird. * Friede Vollmer ist schon gegen zehn Uhr nach Peters berg gekommen und sie sitzt mit Daniela in gedrückter Stimmung in der Nische in der Diele, denn sie hat erfahren, daß im Zustand Ulrich Raabes keine Änderung eingetre ten ist. „Ich wollte ihn so gern pflegen", klagt Daniela, „aber sie haben mich nicht zu ihm gelassen." „Kind, es ist besser so! Schwester Beate und Schwester Oswalds haben lange Jahre der Erfahrung hinter sich und sie können alles viel leichter erfüllen als du und ich. Was hat Doktor Sütterlin gesagt? Heute abend ist die Krise zu erwarten?" ^5«!" / „Du mutzt mich anrufen, Daniela, du mußt mir sagen, wenn alles gut geworden ist, damit ich schlafen kann, da mit der Druck von meiner Brust genommen ist. In Kirch hain sind alle Menschen beunruhigt, und jetzt spüre ich erst, wie hoch alle Ulrich geachtet haben, wie sie ihn liebhaben und an ihm hängen. Als ich heute durch das Dorf gegangen bin, da wurde ich überall angehalten und jeder fragte, ob. ich nicht etwas wisse. Nicht wahr, Dana, du rufst mich an. Ach, jetzt ist es doch gut, daß Vater als Gemeindevorsteher Telefon hat." „Ja, Friede, ich rufe dich an. Ich kann ja auch nicht schla fen, bevor ich die Gewißheit habe, daß alles gut geworden ist. Aber Friede, eines muß ich dich heut' noch fragen: wie hast du die Kräfte aufgebracht, um das zu tun, was dir vielleicht große Schmerzen machen wird?" „Frage nicht, Liebe", sagt Friede hastig. „Ich wollte nur, daß ihr beide, du und Ulrich, glücklich werdet, daß euer Glück nicht durch Cari Janoczi, diesen Schlechten, in Frage gestellt sei. Oh, ich kenne Cari Janoczi und ich weiß, so wie du, wie schlecht dieser Mann ist. Aber ich glaube, jetzt hat es auch Frau Lucia erkannt. Sie ist vollkommen verändert, ihre Züge sind wie erstarrt und es soll gestern noch zu einer heftigen Szene zwischen Mutter und Sohn gekommen sein. Vielleicht erwacht doch in ihr die Einsicht, daß sie mit ihrer Liebe die größte Schuld trägt» daß sie mit ihrer Liebe Cari verwöhnt hat. Cari ist nicht wieder zu dir gekommen, Dana?" „Nein, er hat sich nie wieder sehen lassen. Aber zwei Briefe hat er mir geschickt. Ich habe sie aber nicht gelesen." „Ganz Kirchhain ist voll Empörung gegen Cari. Heute morgen war er bei meinem Vater. Er verlangte einen Schadenersatz von... sünfzigtausend Mark, weil er jetzt seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Vater hat ab gelehnt, weil ich ihn gebeten habe, nicht für mich einzu- sprtngen. Vater kann auch keine fünfzigtausend Mark auf bringen. Dann müßte er unser Gut verkaufen, und es ist fraglich, ob selbst dann diese Summe überhaupt heraus käme.' „Es wird sich ein Weg finden, Friede, diesen einen Punkt zu bereinigen." „Oh, das glaube ich auch." „Weißt du, daß Herr Davits sagt, daß du dich... zu Unrecht bezichtigt hast, daß der Schuß nicht von dir kam?" Dana betrachtet die Freundin dabei gespannt. „Aber Dana", spricht Friede hastig, „wie hätte ich es da sagen können, wie denkt sich das Herr Davits?" „Ich weiß nicht, Friede", sagte Dana seufzend, „aber ich wünschte» er hätte recht!" Und nun ist der Abend gekommen. Doktor Straub ist auf Petersberg eingetroffen, weil er dabei sei« will, wenn der Kampf mit dem Sensenmann ge führt wird. Zwei Arzte und zwei Schwestern» vier Men schen, die Ulrich Raabe lieben «nd hochachteu, stehen bereit, um sein Leben zu erhalten. Jeder auf Petersberg weiß, daß es jetzt darauf ankommt, und lähmende Erwartung liegt über ihnen. Geza Janoczi läuft mit verzweifelten Zügen umher, Henner ist blaß und schweigsam, und genau so geht es dem jungen Kolbe, der um das Leben seines Wohltäters zittert. Die Frauen und Mädchen aber, die aus Petersberg sind, sie sind die ruhigsten, weil sie... die gläubigsten sind. Ulrich Raabe kann nicht sterben, weil Gott sein Werk nicht zer schlagen wird! Das ist ihr Glaube, und das stärkt sie. Die Kinder sind etwas stiller als sonst, aber sie haben ihre Fröhlichkeit nicht ganz verloren, sie schauen nur manchmal erstaunt in die ernsten Gesichter der Erwachsenen. Von den Männern ist Jerry Davits am ruhigsten. Keiner sieht ihm an, daß er um Ulrich Raabe bangt, und wenn das Gespräch auch nur andeutungsweise darauf kommt, dann sagt er ruhig: „Aber meine Herren, in ein paar Stunden ist alles vorbei und wir werden wissen, daß Ulrich Raabe den Schlaf der Genesung schläft." * Aber die Sicherheit Davits ist eine Maske. Er hat sich dazu gezwungen, um die anderen mit aufzurichten. Am Abend um zehn Uhr kommt er plötzlich in die Küche zu Anna Podersum und Agnes Miete, die nicht wagten, zur Ruhe zu gehen, und läßt sich stöhnend auf den Stuhl fallen. „Ich habe keine Ruhe", erklärt er rauh, „es quält mich» ich muß immer daran denken, daß dort oben einer mit dem Tode ringt!" „Sie müssen glauben, Herr Davits", sagt Anna Poder sum gütig-mütterlich, „Herr Raabe war immer kräftig und gesund und Doktor Ssitterlin meint, daß es seine Konsti tution durchhalten wird." „Das sag ich mir ja tausendmal, Fräulein Podersum, aber es geht so schwer, es quält so. Wenn ich mir so über lege, was dieser Mann in diesen Tagen gelitten hat, glau ben Sie, da möchte ich die Menschen, die es ihm antaten, zerreißen!" Eine Viertelstunde später kommt Henner zu ihnen, der auch keine Ruhe finden kann. * Genau zwölf Minuten nach zehn Uhr sagt Doktor Süt terlin, der sich vost Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnte, zu Doktor Straub: „Ich glaube, lieber Kol lege, jetzt ist es... überstanden! Er ist... gut über die Krisis gekommen, nicht wahr?" Doktor Straub, der am Bett des regungslos liegenden Ulrich Raabe sitzt und seinen Puls fühlt, nickt ihm stumm zu und seine Züge entspannen sich. Er erhebt sich und gibt den Schwestern letzte Verhal tungsmaßregeln. lFortsetzuns folgt)