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Wilsdruffer TagMM 2. Blatt zu Nr. 160. Donnerstag, den 13. Juli 1939 Tagesspruch Wehe einem jeden, der nicht sein Schicksal an dasjenige der öffentlichen Gemeinschaft bindet. Gottfried Keller. Ler Ausda« der WehmsnuNastW Entscheidende Besprechungen des Stabschefs Der Stabschef der SA. Lutze hat den Chef des Hauptamtes, Obergruppenführer Grützner und den Chef des Verwaltungs hauptamtes der Obersten SA.-Führung, Gruppenführer Mappes, zu entscheidenden Besprechungen über die Neugliederung der SA. sowie über Aufbau und Ausrüstung der Weyrmannschast-n empfangen. Das Ergebnis dieser Aussprache wird keinen Nie derschlag in einer schnellen und systematischen Wetterführung und Beendigung der bis jetzt auf diesem Gebiet eingelerteten Maßnahmen finden. Polen verhaften Reichsdeutschen Ortsgruppenfahne bei Haussuchung beschlagnahmt In Schönberg, Kreis Karthaus (Pommerellen), ist der Reichsdeutsche Lur, der Ortsgruppenleiter der NSDAP, ist, verhaftet worden. Es wird ihm vorgeworfen, er habe angeblich Volksdeutsche über die Grenze geschafft. Bei der Haussuchung beschlaanabmte man auch die Fahne der Ortsaruvve. Größenwahnsinn mii Methode Wohin es treibt, wenn man einen Größenwahnsinnigen in seinem Wahn noch unterstützt, kann man an den Ausge burten des polnischen Chauvinismus erkennen, der mit der Veröffentlichung einer Karte in der Posener Zeitung „Dzie n- nik Poznanski" einen neuen Gipfelpunkt polnischer An maßung und Unverschämtheit erreicht hat. Diese Karie soll nach polnischer Auffassung die „historischen" Ansprüche Polens auf deutsches Gebiet erhärten. Diese neue Unverschämtheit paßt genau zu dem bisherigen provokatorischen Verhalten der polnischen Kriegshetzer. So hat am 4. Mai lS39 der polnische Hauptmann Mostowski das Oppelner Schlesien, das Hult- schiner Ländchen, die Kreise Bomst, Meseritz und Flatow, das Bütower und Lauenburger Land sowie Masuren und das Marienburger Land ebenso wie Ostpreußen als polnisches Gebiet erklärt und deren Rückgabe verlangt. Daß die Polen später immer dreister wurden und die Grenze nicht nur bis Leipzig und Dresden, sondern schließlich bis nach Berlin vorgeschoben haben, ist bekannt, so daß wir uns eigentlich nicht wundern, wenn sie heute schon dicht an der Weser an- gelangt sind Eines aber muß deutlich festgenagelt werden: „Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode!" Und diese Methode hat lediglich den Zweck verantwortungslosester Kriegstreibe rei, für die vor allen Dingen England zur Rechenschaft zu ziehen ist, weil es den Polen einen Blankoscheck sür seine grenzenlosen Ansprüche durch das Versprechen bedingungs losen Beistandes gegeben hat Uns können diese Unverschämt heiten nicht erschrecken, aber sie werden zu einer europäischen Gefahr, wenn dieser Zügellosigkeit nicht durch Vernunft ein Riegel vorgeschoben wird. Diese politische Hysterie geht ja nicht von irgendwelchen verwirrten Psychopathen aus, sondern hinter der Hetze stehen verantwortliche Männer, polnische Of fiziere und Politiker, die zu Ehren ihres Obergönners Chamberlain in ihrem Gebühren immer hemmungsloser und verbrecherischer werden. «acüookzna Diese Karte der Posener Zeitung „Dziennik Poznans!!", die sich im aufgeblasenen Gewand einer durch und durch verloge nen und unsinnigen geschichtlichen Aufmachung gibt, zeigt, wie sehr Polen wieder die letzte Rede des britischen Premiermini sters Chamberlain als einen Freibrief für Unverschämtheit auf- faßt. Die Zeichenerklärung unter der polnischen Karte lautet in der Ueberfetzung: 1. Zeile: der heutige deutsche Raum. 2. Zeile: Weitester slawischer Raum gegen Westen nach der geographischen Feststellung von St. Kozierowski. 3. Zeile: Pol nische Westgrenze zur Zeit Boleslaws l. Chrobry nach Prof. Wl. Semkowicz. 4. Zeile: Polnische Westgrenze zur Zeit Bo leslaws Krzywoust nach Prof. Wl. Semkowicz. 5. Zeile: Heu tige polnische Westgrenze. Der Geist des Größenwahns, aus dem heraus diese Karte entstanden ist, bedeutet eine ständige Bedrohung des europäischen Friedens. (Scherl-Wagenborg — M.) Polen fliehst weiter Deutsches Theater in Teschen geraubt. — terverein aufgelöst, Vermögen konfisziert. Der von England ermunterte Raub deutschen Besitztums M Polen wird mit den drastischsten Mitteln und mit den merk würdigsten Begründungen skrupellos weiter fortgesetzt. So hat nunmehr der polnische Woiwode in Kattowitz die Auf lösung des deutschen Theatervcreins Teschen und die Ein ziehung des gesamten Vercinsvermögens verfügt. Innerhalb von einer Woche mutz das gesamte Vermögen des deutschen Theatervcreins dem bereits bestellten Kurator übergeben sein. Zum Vereinsvermögen gehört auch das Lheatergebäude in Teschen, das einen Wert von über 250 OM Zloty darstellt und zu den schönsten Gebäuden der gan zen Stadt gehört. Das Gebäude wurde unter großen Opfern des Teschener Deutschtums erbaut und aus eigenen Mitteln erhalten. Der Zweck dieser reinen Willkürmaßnahme ist, das Gebäude dem polnischen Theater zu übergeben, das in der überwiegend deutschen Stadt trotz aller behördlichen und son stigen Unterstützungen bislang nicht in der Lage war, ein eige nes Theatergebäude zu schaffen. Bezeichnend ist die Begrün dung, die der polnische Woiwode Dr. Grazynski für diesen Raub gegeben hat. Er erklärte, „daß die öffentliche Sicherheit in der polnischen Grenzzone die Einstellung der Tätigkeit des deutschen Theatervereins erfordere". Fortgesetzter Terror an Wolhynien-Deutschen Das Bezirksgericht in Rybnik verurteilte drei Volks deutsche aus Wolhynien wegen versuchten illegalen Grenz übertritts zu fünf Monaten Gefängnis. Ein Mitange klagter Volksdeutscher aus Rybnik wurde wegen Beihilfe zu zwei Monaten Gefängnis und 500 Zloty Geldstrafe verurteilt. Die drei Volksdeutschen waren aus ihrer Heimat in Wolhynien, wo bekanntlich das Deutschtum infolge der eng lischen Rückendeckung für Polen unter schwerstem Druck und Terror der Polen steht, vertrieben worden. Sie hatten ver sucht, üher Ostoberschlesien nach Deutschland zu entkommen, wurden jedoch kurz vor der Grenze von polnischer Grenzpolizei verhaftet. polonisierung deutscher Genossenschaften Zu einem schweren Schlag gegen Wirtschaftsorganisationen der deutschen Volksgruppe in Ostgalizien haben die polnischen Behörden jetzt ausgeholt. Durch einen amtlichen Erlaß haben die deutschen Genossenschaften Ostgaliziens, deren Tätigkeit sich über Galizien, Wolhynien und das Chol- mcr Land erstreckte, mit dem 1. Juli ihre Selbständigkeit ver loren. Die deutsche Volksgruppe befürchtet, daß nunmehr von polnischer Seite die allmähliche Polonisierung der bisher -indeutschen Dorsgemeinschaften erfolgen wird. GesKwaderflüge auch nach Polen? Gefährliches und provokatorisches Pläncschmiedcn in England Die Geschwaderflüge der britischen Luftwaffe über Frank reich finden in der Londoner Presse ein lebhaftes Echo. Die Blätter sprechen von einer ersten Serie von „Aus flügen" im Rahmen der engen Zusammenarbeit der beide« Luftwaffen. „Daily Telegraph" meldet, man hoffe, in naher Zukunft auch Uebungsflüge nach französischen Flughäfen durchführen zu können, wobei die britischen Flieger, im Gegen satz zu dem Fluge am Dienstag, in Frankreich landen und sich mit den Flughafenaulagcn vertraut machen würden. Die „Daily Mail" weiß sogar zu berichten, daß solche Flüge vielleicht auch nach anderen verbündeten Ländern, dar unter Polen, (!) stattfinden würden. Es gebe allerdings noch „gewisse Schwierigkeiten" zu überwinden, ehe bri tische Bomber nach Polen fliegen könnten, aber wie man höre, b den d--"'" in Kürze beseitigt sein. Ein Blick auf die Karte sollte auch den mit der Geographie des europäischen Kontinents im allgemeinen wenig vertrauten Bewohnern der britischen Inseln zeigen, daß Polen von Eng land aus nur auf dem Wege über die nord- oder südost europäischen Staaten zu erreichen ist, die, sofern sie nicht sogar mit Deutschland in enger Freundschaft verbunden sind, jeden falls auf strengste Wahrung ihrer Neutralität größten Wert legen. — In allen diesen Ländern würde der geplante Flug, der allzu offensichtlich im Dienste der britischen Einkreisungs- Politik steht, als eine schwere Provokation und ei« plumper Einschüchterungsversuch empfunden werden müssen. UrbeverreäMchas Krlv-MarSMe-Berlaa. Samkmro S2 „Geht mal raus!" sagt er zu den Söhnen, die sich's eben bequem gemacht haben. „Ich muß mit Friede was reden!" Sie zögern, aber dann ahnen sie doch, daß es was Be sonderes ist, etwas sehr, sehr Wichtiges, und sie verlassen die Stube. Als Vater und Tochter allein sind, da beginnt Vollmer seufzend: „Ja, Friede, wahr ist's nun einmal! Verhaftet haben sie ihn. Aber... er hat bestimmt nicht geschossen!" „Ganz gewiß nicht, Vater! Aber ich kann nicht verstehen, nein... ich kann's nicht... daß... daß er... daß jemand an seine Schuld glauben kann!" „Die von der Polizei, die haben einen anderen Maß stab. Und sie kennen Raabe auch nicht. Und... so haben sie ihn eben verhaftet! Er kommt schon wieder frei!" Friede nickt. Sie kämpft mit den Tränen. Nach einer Pause fragt Vollmer behutsam: „Es... geht dir wohl... sehr nahe... Friede?" Da bricht Friede in Tränen aus und Vollmer sitzt fas sungslos neben ihr. Seine Friede und weinen! Das gibt's ja nicht ! Da begreift er mit einem Male alles. „Friede...!" sagt er und spürt selber, wie es ihm in den Hals steigt. „Friede... sieh mich mal an!" Und sie sieht ihn an. Durch einen Tränenschleier. Lief seufzt Hermann Vollmer auf. „So ... also ... ist das! So!" „Ja... ja... Vater!" Sie beißt die Zähne zusammen, sie will stark sein, will der Tränen gebieten, aber es geht einfach nicht. Mit einem Male drängt alles Gefühl, mit dem sie eine gütige Natur überreich beschenkt hat, aus ihr, ihr Herz wird lebendig und ihr Glück und Leid verströmt mit ihren Tränen. Hermann Vollmer erhebt sich und geht durchs Zimmer. Seine Lippen sind zusammengepreßt. Er ist hilflos in die ser Stunde. Er trommelt mit den Knöcheln auf den Tisch, er geht schweratmend auf und ab und weiß sich keinen Rat. Bis er zur Tochter tritt und ganz bedrückt zu ihr sagt: „Mädel... tust mir leid! Aber... den Petersberger... den mußt du dir aus dem Kopfe schlagen!" „Jcb hab ihn nur im Herzen, Vater!" spricht Friede leise. Dann nimmt sie des Vaters schwielige Hand und drückt sie. „Du bist... gut... zu mir. Vater, ich dank dir! Du... verstehst deine Friede so gut... wie... wie mich Mutter immer verstanden hat, als sie noch lebte!" Vollmer nickt. „Mutter... ja! Als sie noch lebte, Kind!" Friede erhebt sich und streicht die Tränen aus den Augen. Sie ist wieder die starke, kraftvolle Friede, die würdige Tochter ihres Vaters. „Ich geh nach Petersberg!" sagt sie. Vollmer nickt ihr stumm zu. Als die Söhne nach ein paar Minuten wieder ins Zim mer kommen, da sehen sie den Vater stumm an. Schließlich fragt Otto: „Was war denn mit Friede, Vater?" „Ach, nichts...! Laß mich jetzt, Junge! Kann jetzt nicht drüber sprechen! Weißt du... das mit dem Petersberger, das... geht mir im Kopfe herum!" Hs Als Friede Daniela gegenübersteht, da fallen sich die beiden Mädchen in die Arme und die Tränen überfallen sie. Dann gehen sie in den Park und sitzen lange zusammen und sprechen sich aus. Sie leiden beide um Ulrich Raabe und ihr ganzes Sehnen ist darauf gerichtet, ihm zu helfen. Und zum ersten Male spürt Friede, wie unsagbar Da nielas Liebe zu dem Manne ist. Es löst Freude und Qual zugleich in ihr aus. 9. Am nächsten Morgen trifft Henner mit seinem Chef, dem berühmten Strafverteidiger Doktor Krane, ein. Doktor Krone erfährt von den Gästen, die auf Peters berg weilen, was sich ereignet hat und macht sich genaue Notizen. Dann fährt er, nachdem Henner noch ein paar Worte mit Dana gesprochen und sie getröstet hat, zusammen mit Henner nach Kronenberg. In Kronenberg hat Doktor Straub zusammen mit Dok tor Sütterlin bereits eine Aussprache mit dem Unter suchungsrichter Karte gehabt. Doktor Karte kennt Ulrich persönlich und schätzt ihn außerordentlich. Er sagt den Ärzten, daß er genau so wenig wie sie selber an eine Schuld Ulrich Raabes zu glauben vermöge, er könne sich auch nicht denken, daß es sich um eine Tat im Affekt handele, aber es sei seine Pflicht, die Untersuchung so gewissenhaft wie nur möglich zu führen und das wei tere dann dem Staatsanwalt zu überlasten. Die erste Vernehmung Raabes ist bereits vorüber. Sie hat nichts neues ergeben. Die Protokolle der einzelnen Vernehmungen werden von dem Untersuchungsrichter durchgesehen, und als er damit zu Ende ist, da steht er auf dem Standpunkt, daß alle Beweise auf sehr schwachen Füßen stehen. Als Davits dann bet ihm erscheint und ihm erklärt, daß er mit jedem Betrage für Raabe bürgen wolle, daß man ihn freilasten soll, da steht er dem Antrag durchaus wohl wollend gegenüber und verspricht, die Angelegenheit bin nen vterundzwanzig Stunden zu erledigen. Ulrich Raabe empfängt dann in der Zelle den Vertei diger Doktor Krane und seinen Neffen, und er ist sofort damit einverstanden, als er die Verteidigung übernimmt. Henner findet seinen Onkel ruhig und nicht die Spur er regt. „Es gibt im Leben manchmal Irrtümer!" tröstet er den Neffen, als er sich von ihm und Doktor Krane verabschiedet. An diesem Morgen hat Henricius von Werth eine Aus sprache mit seiner Nichte Daniela. Der Forscher macht einen bedrückte" Eindruck und Daniela empfindet Mitleid mit ihm. „Ich habe... eben mit Beatrice gesprochen und... sie hat mir alles gestanden. Ich kann dir nicht sagen, Dana, wie... ich mich für Beatrice vor dir schäme!" „Onkel, so darfst du nicht sprechen! Du warst immer s» gütig zu mir! Und ich... ich will alles Schlechte, was war, vergessen. Und ich glaube jetzt, daß ich es kann! Erst dachte ich... daß es keinen Weg mehr für mich gibt, aber — Ulrich Raabe hat recht... es hat kein Weg ein Ende." „Kannst du... Beatrice verzeihen, Dana?" Da sieht ihn das Mädchen ernst an. „Ich kann'» - - wenn auch du... Beatrice verzeihen kannst!" Henricius von Werth zuckt zusammen und sieht bitter vor sich hin. „Sie hat mich... mit dem Schlechtesten be trogen!" „Ja, ich weiß es! Mit dem... Schlechtesten! Und des wegen sollst du ihr verzeihen! Sie ist genau so wie ich... ins Unglück gelaufen, er hat sie genau so beeinflußt... hat Macht über sie gewonnen... wie über fo manche Frau! Sieh mich doch an! Ich habe ihn nie geliebt! Und ich..« wurde ihm... willig, ich verfiel ihm! Ich wehrte mich da gegen ... und er zwang mich doch. Ich mag nicht mehr dar über nachdenken... wie das alles möglich war. Es soll vorüber sein! Du könntest mich auch schelten, Onkel...daß ich... ihm verfiel... ihm... dem Schlechtesten. Du mutzt Beatrice verzeihen!" Und drängend fährt sie fort: „Und du darfst sie nicht immer allein lassen! Sie hat darunter gelitten! Sie ist ja noch jung und das Leben liegt vor ihr. Sieh, Onkel... von mir ist alles abgefallen..., vergangen wie ein böser Spuk. Und es wird Beatrice auch so gehen, un^ sie wird dich lie ben... ganz gewiß, Onkel, das wird sie. Aber du mußt ihr helfen! Du darfst sie jetzt in ihrem Unglück nicht alle»« lasten!"