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Wilsdruffer Tageblatt : 05.07.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193907055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390705
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-07
- Tag 1939-07-05
-
Monat
1939-07
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.07.1939
- Autor
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„Oie Hauptsache ist -is Diäi.. Wie sich der Inder gegefi die Hitze schützt. In einem Londoner Blatt schilderte ein Inder, wie «nm sich in Indien bei hohen Temperaturen das Leben einigermaßen erträglich macht. „Die Hauptsache", schreibt der Inder, „ist die Diät. Sie ist einfach und billig. Reiswasser oder Conji mit einem Schuß Zitronensaft und einem kleinen Zusatz von Salz zur Geschmacksverbesserung ist nicht nur ein erfrischendes Getränk, sondern gleichzeitig auch eine den Körper kühl haltende Nahrung. Es ist bemerkenswert, bis zu welchem Grad diese einfache Diät die Widerstands fähigkeit des Körpers gegen die furchtbare Hitze der indischen Ebene zu stärken vermag. Während des Tages genießt man dazwischen Butter milch oder Dickmilch, die durch Zusatz von Wasser bis zur Durchsichtigkeit verdünnt und gleichzeitig durch ein paar Tropfen Zitronensaft mundgerechter gemacht wird. Der Geschmack befriedigt auch hohe Ansprüche; daneben ist aber auch ein Sirup aus Nosenblättern ein beliebtes Er frischungsmittel, der mit einem Glas gekühlten Wassers zu einem wohlfchmeckenden Getränk gemacht wird. Auch Zitronenwasser, dem zerriebene Kümmelkörner beigemischt werden und das durch Zucker gesüßt wird, ist ein Trank von erfrischender Kühle. Aber nichts kommt in dieser Beziehung dem Reis wasser gleich. Dieses Reiswasser ist leicht herzustellen. Man nimmt zwei Eßlöffel Reis, der zehn Minuten lang mit ein wenig Wasser gekocht wird. Der Reis wird dann her ausgenommen und das Wasser kalt gestellt. Man gibt etwas Zitronensaft dazu sowie ein klein wenig Salz mit Kümmelsamen, und das Conji ist fertig. Während des Tages schützen wir uns gegen die Hitze im Hause durch Vorhänge aus dem Laub des Khus-Khus- strauches vor den Fenstern, das durch das aus den Wur zeln aufsteigende Wasser beständig feucht gehalten wird. Die durch die Grasvorhänge streichende Luft wird nicht nur gekühlt, sondern verbreitet auch einen angenehmen Wohlgeruch. Unsere Kleidung ist einfach und der Hitze angepaßt. Mr tragen Weitze Mullhemden und darüber ein gleichfalls gegen die Hitze schützendes Gewand mit einer Kopf bedeckung aus gleichem Stoff. Diese Kleidung macht den Träger unempfindlich gegen die Wirkung der sengenden Strahlen der Tropensonne. Manche tragen auch die grünen Blätter des Rizinus strauches unter der Kopfbedeckung oder dem Turban, da diese eine außerordentlich kühlende Wirkung ausüben." Der Ursprung -er Zuckerbäckern' Der Ursprung der Herstellung von Konditorwaren geht auf die Zeit der Bekanntschaft mit dem Rohrzucker zurück, die das Abendland um das Jahr 1230 herum machte. Trotz der Naschhaftigkeit, die damals wie heute die Menschen beherrschte, waren die ersten Schritte des neuen Erzeugnisses langsam und schwierig; denn die Raffinie rung des aus Rohr gewonnenen Zuckers blieb den Apo thekern Vorbehalten, die den gereinigten Zucker in kleinen Dosen und zu kaum erschwinglichen Preisen verkauften. Der erste Bonbon, der würdig war, auf diesen Namen An spruch zu erheben, war das Zuckerwerk, das von dem Fran zosen Pecquet im Jahre 1480 hergestellt wurde. Aber die Erzeugung blieb auf die engsten Grenzen beschränkt; denn nur Könige und Fürsten konnten sich den Luxus gestatten, diese kostbaren Bonbons zu erwerben. Die Schokolade wurde von der Gemahlin Ludwigs XIV. von Frankreich im Jahre 1660 als Modegetränk eingeführt. Sie kam bald so in Gunst, daß die Theologen sich in gelehrten Schrif ten allen Ernstes mit der Frage beschäftigten, ob die Scho kolade als Fastenspeise anzusehen sei oder nicht. Lange Zeit hindurch blieb das Zuckerwerk aus die Kreise der Reichen beschränkt; erst die Rübenzuckerfabrikation bahnte dem Gebrauch des Zuckerwerks in weiteren Volkskreisen den Weg. Umse^Mg -ml Gisgöüvon Seit einiger Zeit verfolgte die französische Oeffent- lichkeit mit Interesse und mitfühlendem Verständnis die Entwicklung eines Konflikts, in den vier amerikanische Blaujacken auf französischem Boden geraten waren. Sie gehören zur Besatzung des amerikanischen Kriegsschiffes „Omaha", das vor längerer Zeit zu einem mehrmonatigen Aufenthalt in den französischen Hafen Villefranche einge laufen war. Während ihres Landurlaubs hatten die vier Matrosen Zuneigung zu vier hübschen Französinnen und endlich auch den Entschluß gefaßt, die Mädchen zu hei raten. Aber der Weg vom Entschluß bis zur Ausführung war mit vielen Schwierigkeiten gepflastert. Nachdem die vier heiratswütigen Matrosen sich schon in ihre Nieder lage geschickt hatten, erfuhren sie jetzt zu ihrer großen Freude, daß Amor doch den Sieg davontrug. Der Bürgermeister von Villefranche hatte in seiner Eigenschaft als Standesbeamter keine Einwendungen gegen die Heirat zu machen. Er besann sich aber auf eine Gesetzes bestimmung, nach der Ausländer in Frankreich erst nach einjährigem Aufenthalt Ehen eingehen dürfen. Das Innenministerium wurde eingeschaltet, es war bereit, eine Ausnahme zu machen, die amerikanische Botschaft in Paris wurde davon verständigt, die wiederum teilte dem Kommandanten des Kriegsschiffes mit, daß alles in bester Ordnung sei. Aber hier tat sich eine Klippe auf, die un umschiffbar schien. Der Kommandant nämlich hielt den vier Matrosen eine voreheliche Gardinenpredigt und ver sagte ihnen rundheraus seine Einwilligung zum Ehe- fchluß. Da die Matrosen im Dienstreglement indessen keinen Passus fanden, der die Heirat von Angehörigen der amerikanifchen Marine im Auslands ausdrücklich verbietet, konnte der Kommandant seinen Widerstand nicht länger aufrechterhalten, sondern mußte schließlich seinen Segen geben. vermischtes Zum Schluß starb Uncle Sam vor Kummer. Fünfzig und mehr Jahre laug hatte man den alten Sam in Brighton ge kannt. Er hatte einen kleinen Eselstall und ließ die Kinder der Ausflügler von seinen lammfrommen Eseln herumtragen. Seine Esel hielten überhaupt die Zahl der englischen noch auf einer gewissen Höhe. Denn sie sind im Abnehmen begriffen. Man nannte ihn Uncle Sam, weil er genau so aussah, wie eine Karikatur auf den Amerikaner Uncle Sam, den man mit Zylinder und Spitzbart in den Witzblättern auftauchen sieht. Run aber hatte man in Brighton eine Straße verbreitert und kennte dem alten Sam seinen früheren Stand nicht mehr be willigen. Er kam an einen anderen Platz. Das Geschäft lohnte sich nicht mehr. Er mußte seine Esel verkaufen. Und vor einigen Tagen fand man ihn tot auf der großen Esplanade auf. Er war — wie die Aerzte sagen — einem Herzschlag er legen. Aber die alten Freunde des Sam versichern, daß er am Kummer starb, weil ihm das Leben ohne seine Esel nicht mehr lebenswert erschien. „Auseinandersetzung rein privater Natur." „Weinschifse" sind in Ungarns Hauptstadt beliebte Vergnügungsfahrzeuge. Es wird daraus lustig gezecht, hoch schlagen die Wellen der Unterhaltung und außerdem haben die Fahrgäste noch den Vor zug, mondbeschienene Romantik zu genießen. Aber nicht immer verläuft eine Fahrt für alle Teilnehmer so romantisch. Denn als dieser Tage ein „Weinschiff" in den späten Abendstunden heimkehrte, gab es bei der Landung einen nicht alltäglichen Zwischenfall. Zwei Gäste, ein Engländer und ein Amerikaner, hatten anscheinend zu tief ins Glas geschaut denn kaum hatten sie trockenen Boden unter den Füßen, als sie schon über einander herfielen und einen regelrechten Boxkampf veranstal teten, in dessen Verlauf der Brite regelrecht k. o. geschlagen wurde. Aber auch der Amerikaner «wurde übel zugerichtet. Der Engländer wurde ins Krankenhaus, der Amerikaner auf einer Polizeistation eingeliefert. Später gab es ein Verhör, in dessen Verlauf sowohl der Amerikaner als auch der Engländer be tonten, daß es sich bei der Schlägerei um eine „Auseinander setzung rein privater Natur" gehandelt habe. So wurden denn die beiden Kampshähne freigelassen. Das M HZmS HL MßL SZüsMn Wissen Sie, was vor 50 Jahren, also vor einem Menschen alter, die große Sensation war? Wir sind vor 50 Jahren schon mitten in „unserer Zeit". Die wichtigsten Entdeckungen sind gemacht. Es wird weiterentwiüclt. Da har man z. B. im Pasteur-Jnstiwt den Diphtherie-Erreger ermittelt und bemüht sich nun ein Serum herzustellen, durch das dieser unheimliche Menschheitsfeind bewältigt werden könnte. Einige Zeit später wurde dies zur Tal. In Amerika rühmte man sich, die besten Linotype-Maschinen zusammcnstellen zu können, die den Buck« und Zeitungsdruck erheblich vereinfachten. Mit 107 Typen und „Schlüsseln" war dis Linotype eine große Sensation. Doch die Buchdrucker sürchteten um ihre Existenz. In Mexiko legte man damals die Eisenbahnlinien nach Tehuacan hinein. Damit wurde Zentral- und Südamerika viel näher an den Norden herangerückt. In London regte man sich nun ernstlich über die dicken Rauchwolken ans. die über der Stadt hingen. Man be rechnete sie nach Tonnen Kohlen und verlangte Schutzmaßnah men. Ganz sind diese Schutzmaßnahmen zim Interesse der Lungen der Menschen und der Vorhänge der Hausfrauen) bis rum heutigen Tag noch nicht realisiert. Loens«» Sport ANS EtzU. Skisport beim Winterochmpia Das Organisationskomitee für die 5. Olympischen Winter spiele teilt mit, daß es zunächst genau nach den Bestimmun gen des Internationalen Olympischen Komitees und gemäß den Beschlüssen des Internationalen Ski-Verbandes (FIS.) ausschließlich neben dem Militürpatrouillenlaus die vorge sehenen beiden Vorführungen („Demonstrationen") im Ski lauf: Torlaus und Sprunglauf, vorbereitet. Ob das Fachamt Skilaus im NSR8 einen Antrag aus Einberufung eines außerordentlichen Skikongresses mit dem Zweck stellen wird, die vollen olympischen Skiwettbewerbe unter Genehmigung der FIS vurchzusühren, hängt von den Verhandlungen ab. die zuvor mit dem Präsidenten dieses Verbandes, Majmc Oestgaard. geführt werden. Deutschland wird nichts unternehmen, was die Veranstaltung der Ski-Weltmeister schaften in Oslo beeinträchtigt. Punktgleichheit unserer Fünfkämpfer Rückstand gegen die Schweden aufgeholt Im Ländertreffen Deutschland—Schweden konnten die deutschen Teilnehmer des Modernen Fünfkampfs den Rückstand gegenüber ihren schwedischen Kameraden aufholen. Nach der ersten Uebung, dem Geländeritt, der über die Olympische Strecke bei Döberitz ging, hatten die fünf Schweden die Füh rung errungen, obwohl den Ersten Platz der NS.-Kampfspiel» Sieger Feldwebel Gar Vs belegt hatte. Bei der zweite« Uebung, dem Degenfechten in der Hceressportschule Wünsdork, machten die deutschen Teilnehmer die zehn Punkte Rückstand wieder wett und erreichten den Gleichstand mit Schwedens Fünfkämpfern. Bester Fechter war Oblt. Freiherr von Schlo 1 heim vor Feldwebel Garvs. Henkel ganz überlegen. Die letzten vier Teilnehmer der Männer bei den englischen Tennismeisterschaften in Wim bledon haben sich jeweils durch ganz überlegene Dreifatz- siege kür die Vorschlußrunde qualifizieren können. Henkel schlug den Besieger des Favoriten Mc Neill, den Jugoslawen Kukütjevic, mit 6:1. 6:3, 6:2 Sein nächster Gegner ist Eooke (USA.), der den englischen Favoriten Austin mit 6:3, 6:0, 6:1 ausschaltete. Die anderen beiden Teilnehmer sind der Jugoslawe Puncec nach einem Siege mit 6:S, 6:2, 6:2 über Smith lUSA.) und Riggs (USA.), der den Inder Ghaus Mohammed mit 6:2, 6:2, 6:2 überspielte. Im Gemischten Doppel sind Henkel-Wheeler gegen Stammers- Mc Neill ausgeschieden. Schalke—Rapid kommt nicht zustande. Der Plan, de« Deutschen Meister Schalke 01 und den Pokalsieger Rapid-Wie« in einem Freundschaftsspiel nach der Sommerpause zusammen zubringen. kommt nicht zustande. Schalke hat für die August tage Kämpfe mit dem Hamburger SV„ Köln 99 und dem VfR. Mannheim abgeschlossen Nene Gegner unserer Boxer. Die Nationalmannschaft un serer Amateurboxer erhält im Herbst neue Gegner. Zunächst tritt sie am 2. Oktober in Leipzig gegen Dänemark an. Weiter hin dürsten Begegnungen mit Irland. England, Italien rind Finnland Zustandekommen, die sämtlich im Ausland stattsinden werde». UiveberrechUHuö Kriv-MardMe-Berlna. Samburo Du hast den Fall doch richtig angefaßt. Ja, ich gestehe gern, daß es vernünftig war, daß du Cari Janoczi genau so wie Frau von Werth eingeladen hast, ein Paar Tage hierzubleiben. Daniela ist ruhiger als sonst und, wie es mir scheint, auch sicherer." „Obwohl sie alles weiß, Georg", entgegnete Ulrich ernst. Doktor Sütterlin beugt sich weit vor. »Sie weiß... alles?" „Ja, und sie hat den Mut nicht verloren, im Gegenteil, ich Habs das Gefühl, als wenn sie sich daran aufrichtet. Heute läßt sich ja noch nichts Abschließendes sagen, aber eins stelle ich doch fest, wir kommen voran. Nur mein Freund Geza ist mir noch böse." „Ja, wo steckt er denn überhaupt?" „Er ist nach Berlin gefahren zu seinem Agenten! Aber er hat heute schon angerufen und sich entschuldigt. Morgen wird er wieder auf Petersberg sein, wenn auch Frau Lucia anwesend ist." „Eine schöne Frau", wirst der Amerikaner ein, „aber ich fürchte... ein Teufel!" Ulrich und Georg nickten ihm zu, denn sie waren der gleichen Meinung. „Sie haben es richtig erfaßt", sagte Ulrich Raabe zu Jerry Davits. „Diese Frau hat den Mann dazu gebracht, daß auch er einst sein Leben wegwerfen wollte!" „Wegen einer Frau?" sagte Jerry kopfschüttelnd. „Alles kann ich begreifen, aber das nicht." Dabei ist feine Einstellung der Frau gegenüber durchaus nicht ablehnend oder häßlich, nein, er hat Respekt vor einer Frau und Mutter, aber er kann eins nicht verstehen, daß sich ein Mann von einer Frau unterkriegcn läßt. Ein Mann ist eben ein Mann! Das ist fei« Wort. * An diesem Abend liegt Daniela lange wach. Sie kann nicht schlafen. Es ist ihr fo seltsam zumute. Eine große Ruhe erfüllt sie, eine Ruhe, die ihr unsagbar wohltut und zum ersten Make find ihre Gedanken wieder klar und sie findet die Kräfte, ihnen nicht aus dem Wege zu gehen. Noch einmal wird die Vergangenheit in ihrer ganzen Häßlichkeit lebendig. Sie denkt an den Tag, da sie Cari Janoczi kennsnlernte, denkt an die Zeit, da sie seine Ge liebte war. weil er fie mit unerklärlichen Kräften an sich band, sie, die ihn in Wirklichkeit verabscheute. Sie begreift heute nicht mehr, wie das alles möglich war, daß sie nicht die Kraft fand, sich zu wehren und ihm ausgeliefert war. Sie denkt an die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln. Ja, ja, so wie die Kinder jener Flöte verfielen, so war sie Caris Teufelsgeige verfallen. Und sie denkt daran, wie er sie erpreßt hatte, daß er dauernd Geld von ihr verlangte, daß er sie zwang, für sie zur... Diebin zu werden, an die Stunde, da ihr die Tante das Wort Diebin ins Gesicht schrie, da sie sie nicht nur des Diebstahls des Ringes bezichtigte, sondern auch anderer Schmucksachen. An diese grauenvolle Stunde denkt sie jetzt. Sie wehrte sich nicht! Alles, was Frau Beatrice von ihr verlangte, die Gegenzeichnung der Schecks, alles tat sie nur, um Ruhe und Frieden vor ihr zu haben. Bis sie dann erkannte, daß Frau Beatrice ein schlechtes Spiel mit ihr trieb, daß sie, die Frau des von Daniela vergötterten Henricius von Werth, den Gatten mit... Cari Janoczi betrog. Darüber verzweifelte sie! Die Scham drohte sie abzuwürgen und alles Geschehen in der Welt erschien ihr so schlecht und sinnlos zugleich, daß sie den Sinn des Lebens verneinte. Hatte sie das aber damals in den Tod getrieben? Nein, das alles zusammen war es nicht gewesen. Wahrscheinlich hatte sie gespürt, daß sie eine werdende Mutter war, wahr scheinlich hatte sie das Grauen in sich getragen, einem Sohn Cari Janoczis das Leben zu schenken, der so schlimm sein könnte wie der Vater. V Vielleicht war es das gewesen! über alles das vermag heute Daniela nachzudenken, und die Scham würgt sie abermals. Aber dann denkt sie an Ulrich Raabes Worte: „Es gibt immer einen Weg, kein Weg ist zu Ende, denn alle Wege führen in die Ewigkeit!" Und mit einem Male wächst die Kraft in ihrem Herzen, fühlt sie, daß sie stark wird. Was aber wird werden, wenn Caris Kind geboren ist? Das ist jetzt die bange Frage, aber der Schlaf entreißt sie ihrer Beantwortung. Tief und fest schläft sie bis in den frühen Morgen. 7. Und wieder sind zwei Tage vergangen. Es ist sehr sM auf Petersberg geworden. Henner Ulrich ist wieder nach Berlin zurückgäehrt und Ulrich Raabe hatte sich entschlossen, am Montag früh mit Daniela nach London zu fahren. Der Wagen hatte sie nach Berlin gebracht und von dort aus benutzten sie das Flugzeug nach London. Sie batten ursprünglich die Absicht, sofort wieder heimzufahren, aber es war dann doch ein Telegramm Ulrichs gekommen, in dem er mitteilte, daß sie einige Tage in England bleiben Würden. Cari weilt mit seiner Mutter, ebenso wie Frau Beatrice, noch ans Petersberg. Auch der Amerikaner Jerry Davits ist natürlich noch zu Gast, und unterhält sich viel mit Geza Janoczi, der wieder aus Berlin zurückgekehrt war. Die beiden Männer verstehen sich ausgezeichnet. Beide kennen die Welt, haben alle Erdteile bereist, und da gibt es viele Dinge zu erzählen. Frau Beatrice ist in einem hochgradigen Erregungszu stand. Sie hat mehrmals versucht, eine Aussprache mit Cari herbeizuführen, denn sie will klar sehen. Sie hat die Dumm heit ihres Lebens gemacht und sich mit Cari eingelassen, und nun sieht sie nur eine äußerlich korrekte Möglichkeit vor sich, die Angelegenheit auf die beste Weise zu lösen. Sie will sich von ihrem Gatten trennen und verlangt, daß Cari sie heiratc.. Aber Cari hat es bisher glänzend verstanden einer Aus sprache aus dem Wege zu gehen. Jetzt aber, in den stillen Tagen, erzwingt Frau Beatrice doch die Unterredung und stellt ihm die entscheidende Frage. „Die Angelegenheit ist nicht so einfach, wie du denkst", spricht Cari in seiner aufreizend nachlässigen Art. „Du weißt, daß Daniela... ein Kind erwartet!" „Von dir?" spricht Frau Beatrice erbittert. „Ja! Hätte ich dich früher kennengelernt, dann wäre es mit Daniela wahrscheinlich nie zu einem Verhältnis ge kommen. Aber die Tatsache besteht und läßt sich nicht so leicht aus der Welt schaffen. Wenn Daniela verlangt, daß ich sie heirate..." „Das ist ja Wahnsinn!" fährt Frau Beatrice dazwischen. „Das sagst du so leicht hin. Ich bin überzeugt, wenn dieser Ulrich Raabe, wenn mein Vater von dieser Tatsache erfährt, dann werden sie allen Druck auf mich ausüben, da mit ich meiner... Pflicht — wie man so sagt — nack- kommc." „Und diese Pflicht", spricht Frau Beatrice zornig, „würde dir nicht einmal schwer fallen, in Anbetracht des Ver mögens, das hinter Daniela steht." „Geld ist immer ein wertvoller Faktor", bemerkte Cari lächelnd. „Das hast du im Leben kennengelernt, genau so gut wie ich. Aber das braucht ja nicht den Ausschlag zu geben." „Hast du den Wunsch, Daniela zu heiraten?" „Eigentlich nicht!" gesteht Cari zögernd. „Sie paßt nicht recht an meine Seite und als Frau eines Künstlers. Dazu ist sie nicht geeignet." (Fortsetzung folgt.)
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