Volltext Seite (XML)
»uvvrhvL 86 — 9N r?« Drahtanschrift: „Tageblatt Wilsdruff-Dresden Donnerstag, den 15. Juni 1939 Postscheck: Dresden 2640 DaS „Wilsdruffer Wilsdruff bestimmte Bekanntmachungen des Landrates zu Meisten und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts ^Tharandt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts — a»s Lieferung der Zei- eingelandler SchrtUstücke erfolgt nur. wenn Rückporto belltest monatl. 2 RM. frei Haur, bei Postbestcllung Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle .. slellungen entgegen Im u. Umgegend sonstiger Betricbsstörun- Anzeigenpreise laut oufliegcndcr Preisliste Nr. 8. — Z t f f e r . G e b ü h r : 20 Rpf. — Vorgeschri» bene Erscheinungstage und Platzwünsch- werden nach Möglichlcit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm, bis vormittags lv Uhr . .. Mr die Nichtialeit der durch Fernrus übermtt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 296 tclten AnzeiMn übernc" men wir leine Gewähr — Bei Konkurs uckd Zwangsvergleich erlischt feder Anspruch aus Nachlaß. Bemerkungen zum Tage Irrwege der Londoner Vernebelungspolitik Mit der geplanten Einrichtung einer schlicht „Jnfor- maftonsamt" oder „Jnformationsministerium" genann ten englischen Propagandazentrale scheint England wieder den Weg gehen zu wollen, den es 1917 einschlug, als der berüchtigte Lord Rorthcliffe die innere deutsche Front zu zersetzen begann, nachdem alle Anstürme gegen die äußere militärische Front Deutsch lands erfolgreich abgeschlagen ware'^. Die englische Presse versucht die Einrichtung dieses Amtes zwar so zu rechtfertigen, daß sie sagt, durch diese Zentrale solle die „Wahrheit über Englands Ziele" in der Welt verbreitet werden, aber diese Tarnung ist nicht gut genug, nm zu verschleiern, daß in Wirklichkeit die Wahrheit vernebelt Werden soll und das Propagandaamt nur die eine Auf gabe hat, die nichtswürdige Einkreisungspolitik Londons durch Verbreitung entsprechender Lügen und Hetzaktionen zu unterstützen. Das Betätigungsfeld für das „Propagandaamt" soll zweifellos in erster Linie Deutschland sein. So klar uns diese Absicht ist, so müssen wir dabei nur die Weltfremd heit bewundern, mit der man in London gewissen Ent wicklungen in anderen Staaten gegenübersteht. Glaubt man denn wirklich, daß eine englische Zentrale imstande wäre, das deutsche Volk durch Propagandalügen zu zer mürben oder in der gleichen Weise wie 1918 zu verseuchen? Das Deutschland von 1938 ist nicht das Deutschland von 1918! Wir sind heute immun gegen derartige Unterwelt methoden, und unsere Nerven sind stark genug, um eng lische Attacken auszuhallen. Hinterhältiges Spiel Ehe noch das englische Propagandaamt gegründet ist, bekommt man einen bitteren Vorgeschmack von dem, was inLondon anLügen zusammengebraut wird und werden soll, wenn man die neuesten unglaublichen englischen Lügen zur Kenntnis nimmt. Wenige Tage erst sind vergangen, seit Londoner Regierungsmänner die Friedensplatte auf ihr politisches Grammophon gelegt haben, da wird der Startschuß zu einer Greuelpropa- ganda abgegeben, die ohnegleichen in der Welt ist. Gott sei Dank weiß die überraschte Welt, w o die Drahtzieher dieser Lügenhetze sitzen, da die Regie des englischen Außen ministeriums zu gut geklappt hat und man zudem in Paris und Amsterdam unvorsichtigerweise die englische Quelle genannt har. Die neuen Lügen sind so albern wie Nur möglich. Aber sie kennzeichnen die hinterhältigen Ziele Albions, das von sich immer behauptet, es betreibe eine „faire" Politik. Es sieht beinahe so aus, als ob die Kriegs hetzer in London bereits jetzt nach einem Schuldigen suchen, wenn eines Tages das von ihnen in Europa aufge häufte Pulver zur Explosion kommen sollte. Denn anderer seits kann man kaum annehmen, daß die Engländer mit ihrer neuen Lügenpropaganda einen Druck auf das zaudernde Moskau ausüben könnten. Lügen schaden im mer noch dem Lügner selbst am meisten. Das Ansehen jener Politik, welche sich solcher beschämender Mittel bedient, um aus einer Sackgasse herauszukommen, muß um so tiefer sinken, als bereits die halbe Welt mit dem Finger auf die jämmerlichen englischen Rückfälle in die Panikmacherei und Psychose der ersten Einkreisung und der darauf gefolgten Katastrophe zeigt. Eine solche Politik soll Europa und uns von ihrer Lauterkeit und Verständigungsbereitschaft über zeugen? Frankreichs Opfer für das Einkrcisungssystem Was in wochenlangen Unterhandlungen zwilchen j Ankara und Paris vorbereitet wurde, ist nun Tatsache ge worden: Frankreich hat das Mandatsgebiet Sandschak Alexan d rette endgültig an die Türkei abge treten. Die französische Republik hat damit einen sehr wichtigen Teil ihres Jmper'ums geopfert, nur nm die Airkei fest an das Einkreisungssystem zu binden, ^ie Türkei hat als Gegenleistung dafür den Flotten der Einkreisungsmächte, das heißt der französischen und der ^glischen und nicht zuletzt der sowjetruMchen Flotte die ' Dardanellenenge zur Durchfahrt offcnzuhalten. Die svrische Bevölkerung, das ist das be- lchämende an dieser Abmachung, muß die Kosten der fran zösischen Einkreisungspolitik mit ihrer Freiheit bezahlen. Frankreich hat das 1936 feierlich gegebene Versprechen, dem syrischen Volke seine Selbständigkeit zu garantieren, gebrochen. In kürzester Zeit hat man den Kurs herum- geworfcn, und heute werden kaum ein französischer Poli tiker oder eine französische Zeitung sich daran erinnern wollen, daß noch vor einigen Wochen durch Wort und Schrift feierlichst erklärt wurde: Den Sandschak den Tür ken anszuliesern, ist gleichbedeutend mit dem Bekenntnis an die Syrier, daß wir nicht in der Lage sind, sie zu ver teidigen. Und auch der französische Ministerpräsident wird nicht gern an sein Wort erinnert werden, das er noch am W. März dieses Jahres prägte: „Wir geben weder eine Spanne unseres Bodens Preis, noch eines unserer Rechte." Der mgoWWMe WerletzrsmiMer in Berlin Der jugoslawische Verkehrsminister Dr Spaho traf in Be- Aeitung des Generaldirektors der Jugoslawischen Staatseiien- vahnen, Dr. Dsuritsch, in der Reichshauptstadl zur Erörterung velriebs- und verkehrstechnischer Fragen ein. Intelligenz, Fleiß, Idealismus Dr. Goebbels vor den Berliner Studenten Der „Berliner Eau-Studententaq 1939" fand mit einer großen Kundgebung im Sportpalast seinen Abschluß. Reichsstudentenführer Dr. Scheel erklärte, zwei Faktoren hatten die Entwicklung der Deutschen Studentenschaft in den letzten beiden Jahrzehnten maßgebend bestimmt: das Erlebnis und die Leistungen der Frontstudenten und der Kampf der nationalsoizalistischen Studenten um eine neue deutsche Hoch schule. Es gelte, die im Gange befindliche Revolutionierung des Denkens, die für eine endgültige Formung der Hochschule und der Wissenschaft selbst von grundsätzlicher Bedeutung sei, mit aller Kraft vorwärtszutreiben. Stürmischer Jubel empfing bald darauf den Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels, zu dessen Ehren vor dem Sportpalast eine studentische Ehrenkameradschaft Aufstellung genommen hatte. Reichsminister Dr. Goebbels gab ein Bild von der verantwortungsvollen Stellung, die der geistige Arbeiter im Rahmen des Volksganzen einnimmt. Dr. Goebbels legte im einzelnen dar, welch große historisches Ge schehen sich vor unseren Augen abspielt, wie die Geschichte der Partei heute schon deutsche Geschichte ge worden ist. Welche Folgen es habe, führte Dr. Goebbels aus, wenn der Glaube an die Führung und wenn gar diese Führung selbst fehle, das hätten wir in Deutschland und das hatten fast alle Demokratien zu ihrem eigenen Schaden erlebt. Wir jedenfalls konnten uns in dieser Zeit einen solchen Luxus nicht leisten. Wir könnten es uns auch nicht leisten, noch einmal die Zeiten eines dreißigjährigen inneren Krieges zu durchleben, in dem sich das deutsche Volk um einer Streitfrage willen selbst zer fleischt habe, die uns heute völlig sinnlos erscheine, während die anderen Großmächte gerade damals anfingen, die Welt unter sich aufzutcilen. Wir müßten uns klar darüber sein, daß uns eine ähnliche Gefahr auch jetzt wieder gedroht habe Die Befürchtung sei gar nicht unbegründet gewesen, oaß sich das deutsche Volk auch diesmal vielleicht um ideologischer Fragen willen einen Bru ¬ derkrieg bis zur völligen Selbstvernichtung geliefert Haven würde, hätte nicht der Führer diese Gefahr rechtzeitig erkannt und gebannt. Auch der geistige Arbeiter müsse das einsehen. Auch und gerade der geistige Arbeiter müsse erkennen, daß sein Platz mit ten in der Gemeinschaft sei.. Dr. Goebbels sprach dann von der falschen, verlogenen und überlebten Romantik, die noch in manchen Köpfen ein unzeitge mäßes Dasein führt und er stellte ihr die neue Romantik unse rer Zeit gegenüber. „Wir leben im Zeitalter der Technik", so ries er. „im Zeitalter des Rundfunks und des Motors, der großen Massen bewegungen und Massendemonstrationen. Die Romantik unseres Jahrhunderts ist nicht mehr die Romantik der blauen Blume, sondern es ist die Romantik einer stählernen Entschlossenheit. Unsere Zeit charakterisiert der grandiose Versuch, die Technik in ihrer ganzen Größe in den Dienst unsecrs Volkes zu stellen, nicht das Volk von der Technik, sonder» die Technik vom Volk überwinden zu lassen." Wohl habe auch im nationalsozialistischen Staat der schöp ferische Mensch ein Recht auf Einsamkeit, um sich neuen und großen Erkenntnissen zu erschließen. Aber diese Einsamkeit dürfe nie Selbstzweck weroen sondern der Weg müße immer wieder aus ihr in die Gemeinschaft zurückkehren und die in der Einsamkeit gewonnenen Erkenntnisse müßten so auch dieser Ge meinschaft dienen. Dr. Goebbels befaßte sich dann eingehend mit dem Gegen satz zwischen Intelligenz und Intellektualismus. Vor dem intel ligenten Menschen, dem fleißigen, anständigen und in seinem Volke lebenden geistigen Arbeiter werde niemand jemals die Hochachtung verlieren. Beim Intellektuellen dagegen, bei dem der Verstand den Charakter überwuchert habe und bei dem Kritik schon zum Selbstzweck geworden sei, habe das Wissen die Gläubigkeit ertötet. Die großen Aufgaben, vor die uns die Zukunft des Reiches stelle, könnten nur durch das Zusammenwirken von Intelligenz, Fleiß und Idealismus gelöst werden. Londons neueste Kriegshetze Lügen über beabsichtigten deutschen Einmarsch in die Slowakei und Polen Eben noch haben englische Minister vor den Parla menten mit dem Worte Frieden jongliert, eben noch hat sich die englische Presse darüber entrüstet, daß man in Deutschland der Beteuerung britischer Minister, daß sie nur den Frieden wollten, nicht glaube, und schon startet wieder eine der gemeinen Hetzlügen gegen Deutschland, mit denen man von Zeit zu Zeit die Welt in Unruhe versetzt. Wie aus einen höheren Befehl tauchen plötzlich in den Londoner Zeitungen die verschiedensten Meldungen über deutsche Truppenbewegungen oder Schützengrabenbauten an der polnischen Grenze, vor allem in der Slowakei, auf. Die erstaunlichste Meldung veröffentlicht in großer Auf machung der diplomatische Korrespondent des „Daily Heral d", der unter den Ricsenüberschriften „Hiller ist für seinen nächsten Schlag vorbereitet — nämlich die baldige Besetzung der Slowakei" meldet, er glaube, daß Hitlers nächster Coup nahe bevorstehe. In den nächsten Tagen würden deutsche Truppen die Slowakei besetzen und aus ihr ein Protektorat machen. Deutsche Truppen seien be- j reits in den verschiedensten Teilen des Landes. Das Blatt s berichtet von dramatischen ungarisch-deutschen Verhand lungen, die negativ verlaufen seien. Der diplomatische Korrespondent der „Times" schreibt ebenfalls, verschiedene Regierungen hegten Befürchtungen wegen des Standes der Dinge in der Slowakei. Deutschland schicke verstärkt Truppen in die slowakischen Nordgrenzbezirke. Man spreche von einer Teilung der Slowakei zwischen Deutsch land und Ungarn. Schlechten Gewissens fügt das Blatt hinzu: diese Gerüchte könnten ober nicht bestätigt werden. Auch Paris verbreitet Sensationsmärchen Mit dem berüchtigten Deutschenhasser Henry de Kerillis an der Spitze unternehmen verschiedene Pariser Zeitungen aus allen Lagern schlagartig einen neuen Verleumdungs- und Hetzseldzug gegen Deutschland und nehmen hierzu das ge spannte deutsch-polnische Verhältnis zum Anlaß. „Epoque" spricht, daß ein Zusammenstoß Deutschland- Polen vom Reich vorbereitet sei. . . „Gewissen merkwürdigen und übereinstimmenden Informationen zufolge, die aus ver schiedenen Sphären, wo oft ein getreues Echo seiner Absichten durchdringe, gekommen sind", solle Adolf Hitler den Plan ge faßt haben, seine Aktion gegen Polen mit einer sensationellen Kundgebung zu begleiten. ,^Zour" berichtet ähnliches und bemerkt:: Die Haltung Polens dagegen sei bewundernswert. Man müsse vor diesem Lande den Hut ziehen, das bei dieser Prüfung so würdig und selbstsicher sei. Es sei offensichtlich, daß Deutschland versuche, den mit der Sudetenangelegenhiel begonnenen Schlag zu wiederholen. „Ordre" behauptet, die Warschauer Kreise seien der Ansicht, daß die Stunde einer brutalen deutsch italienischen Offensive sich nähere. Aus diesem Grunde wünsch ten sie mehr denn je den raschen Abschluß des Dreierabkom mens. Die Polen seien überzeugt, daß Moskau bei weitem nicht so gefährlich sei wie die „Hitler-Gefahr". Der „Jour" und der „Figaro" veröffentlichen Meldungen ans London, denen zufolge starke deutsche Truvvenbeweaunaen in der Slo wakei und in Schlesien in Richtung auf die polnische Grenze hin geckeldet werden. Die holländische Presse bringt natürlich auch aus englischer Quelle stammende Meldungen über angeblich große deutsche Truppenbewegungen in der Slowakei und an den Grenzen Polens. Nanzig-Erklärung der Einkreiser? Strang besprach Danzig-Frage in Warschau In England scheint man sich jetzt in erster Linie mit deutschen Fragen zu beschäftigen. Auch der englische Sonderbeauftragte für Moskau, Strang, der auf seiner Reise einen kurzen Aufenthalt in Warschau eingelegt hatte, hat sich nach Meldung eines englischen Blattes dort mit dem britischen Botschafter ausschließlich über Danzig unterhalten. Es verlautet, daß England, Frankreich und Polen in Kürze eine gemeinsame Erklärung über die Stellung der Freien Stadt abgcbcn würden. Man hält es in London in unterrichteten Kreisen für möglich, daß die drei Mächte sich bereit erklärten, jede Anregung für einen Wechsel in der Stellung Danzigs zu erörtern, mit Ausnahme der Einverleibung ins Reich. Im Zusammenhang mit diesen Fragen beleuchtet das Londoner Blatt „Daily Mail" die britische Außenpolitik im allgemeinen und stellt mit Bedauern sest, daß die bri tische Garantie an Polen bewirkt habe, daß Deutschland in seiner Entschlossenheit, der Einkreisung Widerstand zu leisten, völlig einig sei. Die Gefühle Deutschlands gegenüber England hätten einen völligen U m s ch w u n g e r f a h r e n. Pessimisten erklärten, so sagt das Blatt, mit Bezug auf die baltischen Staaten, daß die Lücken in der Einkreisung dazu führen würden, daß Polen eines schönen Tages sich zu einer Bereinigung der Konfliktfragen mit Deutschland bereit finden werde. Eng land täte gut daran, Polen zu solcher Vereinigung zu ermutigen. Italienische Warnungen an Polen Die italienischen Blätter beginnen, sich wieder ein gehender mit der gefährlichen Haltung Polens gegenüber der deutschen Volksgruppe und vor allem auch gegenüber Danzig zu beschäftigen. So schreibt das „Regime Fascista", die Warschauer Poli- tik sei die Folge der von London und Paris inspirierten Richtlinien. Es scheine, daß Polen von den Ereignissen der letzten Zeit in Europa wenig gelernt hat. Alle jene, die sich auf die französisch-englische Solidarität verließen, hät ten ein bitteres Ende genommen: der Negus, Dr. Benesch und Negrin könnten darüber Aufschlüsse geben. Die Annahme, daß in England und Frankreich Leute bereit seien, sich für den polnischen Standpunkt in der Dan- riaer Fraae üinkckilacbten zu lassen, sei höchst kindisch. Das