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Wilsdruffer Tageblatt : 09.06.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193906096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390609
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-06
- Tag 1939-06-09
-
Monat
1939-06
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 09.06.1939
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Ze^er Schaffende an seinem Platz Lr. Ley eröffnete die Gauarbeitskammer in Salzburg Mit einer Feier wurde im Festsaal des Salzburger Mozarteums die Gauarbeitskammer des Reichsgaues Salz burg eröffnet. Nach Begrüßungsworten des Gauleiters Dr. Rainer gab Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, stür misch begrüßt, den Betriebsführern und Obmännern die Richtlinien für ihre zukünftige Arbeit. Jeder einzelne Volksgenosse, so betonte Dr. Ley n. a., fühlt sich als Träger und Kämpfer eines großen Weltvolkcs. Aufgabe der Mit glieder der Arbeitskammer ist es, nicht nur daraus bedacht zu sein, daß alle arbeitspolitischen Probleme in national sozialistischem Geist gelöst werden, sondern daß jeder ein zelne Schaffende als Träger dieses Weltvolkes an seinem Platz den Führer in seinem gigantischen Kampf um Deutschlands Lebensrecht mit aller Kraft und allem Können unterstützt. Keine Beschränkungen für deutsche Reisende auf Helgoland Der Seebäderdienst des Norddeutschen Lloyd tritt Gerüchten entgegen, Wonach deutschen Reisenden bei dem Besuch der Insel und des Seebades Helgo land irgendwelche Beschränkungen auferlegt seien. Als Folge der Erklärung Helgolands zum Sicherungsbereich sind nur Ausländer von der. Beförderung nach Helgo land und über Helgoland ausgeschlossen. Für deutsche Reisende ist der Besuch der Insel völlig frei. Mit höchster Eeschwindigleit durch den «MW Das Danziger Eisenbahnunglück am Himmelfahrtstag Die Ermittlungen der Kriminalpolizei über die Ursache ves Eisenbahnunglücks am 18. Mai morgens auf dem Danziger Bahnhof sind nach einer Meldung des „Danziger Vorpostens" zum Abschluß gebracht worden. Fest stehe eindeutig daß der D-Zug, der nach Edingen fuhr, mit einer Stundengeschwindig keit von 78 Kilometern über die Gleisanlagen und Weichen des Danziger Hauptbahnhofes fuhr. Infolge dieser hohen Ge schwindigkeit sei die Lokomotive zur Entgleisung gekommen. Nur dem Umstand, daß der D-Zu,q ichwach besetzt war, sei es zu verdanken, daß die Katastrophe keine Toten und Schwerverletzten gefordert habe. Als wenige Minuten nach dem Unglück die Polizei eintraf, habe sie festgestellt, daß der Tachometer der Lokomotive zer trümmert wär. Der Tachometerstreifen, auf dem die Zugge- schwindigkeit automatisch ausgezeichnet wird, sei von polnischen Beamten entfernt, aber später von der Danziger Kriminal polizei beschlagnahmt worden. Nach Ansicht des Sachverstän digen Professor de Jonge von der Technischen Hochschule liege die Ursache des Unglücks ohne Zweifel in der hohen Geschwin digkeit. Kein Pardon für Autofallenräuber Autobandit von Potsdam hingerichtet Am Mittwoch wurde der 30 Jahre alte Otto Wegener, der vom Sondergericht Berlin am 6. Juni 1939 wegen Stellens einer Autofalle in Tateinheit mit versuchtem Mord «nd versuchtem Raub zum Tode verurteilt worden war, hingerichtet. Wegener hat am Abend des 21. Mai 1939 eine Kraft droschke für eine Fahrt nach Saarmund gemietet und unterwegs den Taxichauffeur in räuberischer Absicht über fallen. Nach dem durch die Umsicht des Kraftdroschken führers vereitelten Anschlag flüchtete der Täter, konnte aber bereits wenige Tage nach Begehung des Verbrechens festgenommen und abgeurteilt werden. Eineinhalb Tage nach dem Urteil erfolgte die Hinrichtung! Wie in allen gleichartigen Fällen hat auch in diesem Fall der Täter sein gewissenloses Verbrechen mit dem Tode sühnen müssen. Autofallensteller und Droschken räuber werden unbarmherzig ausgerottet und vernichtet. Die Verkehrssicherheit der Straßen wird unter allen Umständen aufrechterhalten. AgerWgerin fang beim Staalsbankett Wie Washington das britische Königspaar empfing Bei sengender Tropenhitze erfolgte derEinzugdes britischen Königspaares in Washington. An statt der von der Washingtoner Presse vorausgesagten Beteiligung von 600 000 Washingtonern säumten nur etwa 100 000 als Zuschauer die Straßen, durch die das Königspaar fuhr. Präsident Roosevelt, Frau Roosevelt und das Kabinett begrüßten die britischen königlichen Gäste in der Empfangshalle des Bahnhofs. Sie geleiteten dann das Königspaar unter großer militärischer Eskorte, genau so wir kürzlich den Präsidenten von Nicaragua, durch Washingtons Paradestratze zum Weißen Haus. Hier hatte sich das Diplomatische Korps, darunter auch der albanische und der tschechische „Gesandte", zur Begrü ßung aufgestellt. Anschließend gaben der Präsident und Frau Roosevelt ein Frühstück für das Königspaar, worauf eine Stadt rundfahrt gemacht wurde. Der erste Tag des Besuches endete mit einem Staatsbankett, dem sich ein Konzert im Weißen Haus anschloß. Frau Roosevelt, die sich auf den Besuch des englischen Monarchen „würdig" vorbereitet hatte, indem sie erst am Mittwoch noch in Washington ans einer Kommunistenversammlung sprach, blieb ihrer Einstellung treu, indem sie bei dem Konzert im Weißen Haus zu Ehren des Königspaares u. a. auch eine Negersängerin auftreten ließ. Für Freitag nach mittag hat Frau Roosevelt einen Tee-Empfang im Weißen Hause arrangiert, bei dem sie alle linksradikalen Mitglieder der Bundesregierung mit dem Königspaar in Unterhaltung zu bringen hofft. Roosevelt mußte nachgeben Das USA.-Arbeitsministerium hat die Freilassung des vor einigen Tagen in Detroit unmittelbar vor der Ankunft des britischen Königspaares verhafteten angeb lichen Führers der irischen republikanischen Armee Russell gegen Kautionshinterlegung angeordnet. Am Sonnabend wird das Ausweisungsverfahren eingeleitel. Die Freilassung Russells erfolgte, nachdem mehrere Kon greßmitglieder den Boykott des offiziellen Empfanges des Bundeskongresses für das Königspaar angedroht hatten, falls Roosevelt ihren Freilassungsappell abschlägig be- scheide. Nsues aus Mes Weit. Berlin 30, Paris 34 Grad im Schatten Wenn die Wetterkundigen recht behalten, dann hat die Hitzeperiode in Deutschland ihr Ende erreicht. Am Donnerstag war wohl der bisher heißeste Tag. In Berlin wurden mittags 30 Grad im Schatten gemessen. Ein großer Teil des Reiches lag allerdings schon im Bereich der „kühleren Lustmassen", die die Wetterberichte ankündiqten. Die in Frankreich in der ersten Halste der Woche täg lich ansteigende Hitze erreichte 34GradimSchatten. Seit rund vierzig Jahren wurde nicht mehr ein derartiger Hitze grad in Frankreich gemessen. Gewitter mit Regengüssen sorgten erst einigermaßen sür Entspannung der Atmosphäre und Ab kühlung. In der Normandie brachten die Gewitter wolken bruchartigen Regen mit, der verschiedentlich Ueberschwemmun- gen Hervorries. Jüdischer Schleichhandel mit Opium in Italien nufgedeckt. In Triest wurde der Levantiner Jude Nessim Siprut ver haftet, der ein hochherrschaftliches Leben führte. Man stellte fest, daß er sein großes „Vermögen" aus einer Reihe von Betrügereien, Unterschlagungen und dem Schleichhandel mit Opium erworben hatte. Der Opiumschleichhandel hat ihm schätzungsweise 2 Millionen Lire eingetragen Nessim wurde auf Antrag der türkischen Regierung nach der Türkei ab- geschoben. 42köpfige Schwindlerbande schädigte belgische Sparer um sieben Millionen Franken. In Brüssel wurde em großer Prozeß gegen eine Sckwinolerbande abgeschlossen, die die belgischen Sparer um sieben Millionen Franken betrogen hatte. Die 42 Mitglieder der Bande, die jahrlang ihr Unwesen unter ver Tarnung einer groß aufgezogenen nationalen FlnänzgeM- fchaft getrieben hatten, wurden zu Gefängisstraseu von zwei Monaten bis zu fünf Jahren verurteilt. Der Trick der Betrüger bestand darin, daß sie den kleinen Sparern gefälschte Anteil scheine an den belgischen Prämienanleihen verlauft hatten. Als die geprellten Käufer eines Tages ihr Geld zurückverlangtcn, wurde sestgestellt, daß von den 7 Millionen Franken nichts mehr vorhanden war. Eisenbahnunglück bei Warschau forderte sechs Todesopfer und 16 Schwerverletzte. In dem Vorort Pruszkow bei Warschau entgleiste der aus Kattowitz—Wien kommende Schnellzug. Bei der Katastrophe kamen sechs Personen ums Leben, während 16 ernste Verletzungen erlitten. Aehnlich wie der Unfall des polnischen D-Zuges, der vor kurzer Zeit in Danzig entgleiste, ist auch dieser Unfall auf die übermäßige Geschwin digkeit von 96 Stundenkilometern statt der vorgeschriebenen 40, mit der der Zug die Station Pruszkow durcheilen wollte, zurückzusührsn. Feuer im Warschauer Gefängnis. Warschau wurde von einem neuen Brandunglück heimgesucht. Das Feuer brach in dem größten Warschauer Gefängnis, „Mokotow", aus. Es wurden mehrere Löschzüge eingesetzt, die den Brand, der seinen Ausgang von einer ans dem Gcfängnisgelände befindlichen Papierfabrik nahm, nach mehrstündiger Arbeit löschen konnten. Zahlreiche große Waldbrände in Schweden. Aus allen Teilen Schwedens, namentlich aber aus den nordwestlichen Gebieten des Landes werden Waldbrände gemeldet, die durch sturmartige Westwinde stark verbreitet werden. An einigen Stellen mußte Militär zu Löscharbeiten eingesetzt werden. Allein in der Waldgegend bei Hoellefors in Mittelschweden wurden bis jetzt mehrere hundert Morgen Wald vom Feuer »erhört. Frankreichs älteste Marketenderin gestorben. Im Alter von 91 Jahren ist jetzt in Saint - Lo Frankreichs älteste Marke tenderin gestorben. Sie batte sich zuletzt im Kriege 1870 be tätigt, wo sie dem Regiment folgte, in dem ihr Gatte dient«. Rumänische Donaufähre gekentert. In der Nähe von Calarasi (Rumänien) kenterte infolge des Hochwassers der Donau eine Fähre, aus der sich einige Bauernfamilien mit zahlreichen Kindern befanden. Nur vier Personen konnten gerettet werden. Verheerende Brände in Polen. Durch ein Schadenfeuer wurden 15 Häuser in dem Lodzer Vorort Retkina vernichtet. In den Flammen kam ein Kind ums Leben. In einem Dorf im Kreise Wielun westlich von Lodz wurden sämtliche Ge höfte bis auf zwei Wohnhäufer eingeüschert. Bei diesem Feuer erlitt eine 80jährige Frau schwere Brandwunden, denen sie bald darauf erlag. Seil des Förderkorbes gerissen. Auf einer Grube in 8 ong Langnaes in Mittelschweden ritz das Seil eines Förder korbes mit vier Insassen und stürzte sechzig Meter in die Tiefe. Die vier Grubenarbeiter fielen hierbei schwer verletzt in eine« Wasserbehälter, wo sie nun tot geborgen werden konnten. VüÄMKMl. Leber-Diät bei Blulerkrankungen (Blutarmut-Anämie). Mit Anhang: Loberdiät für Säuglinge. Allgemeine Kochvor schriften und Rezepte von Liesl Hengerer, staatl. geprüfte Krankenschwester. Einführung: Die Behandlung mit natür licher Leber von Dr. me-d. I. Mayer, Kur- und Badearzt in Stuttgart Bad Cannstatt. Erschienen im Süddeutschen Verlags haus G. m. d. H., Stuttgart°N., Preis 0,90 RM. In der Lober hat die moderne Wissenschaft ein Heilmittel entdeckt, das geradezu Wunderwirkung bei gewissen Bluterkrankungen, ins besondere bei bösartiger Blutarmut (perniciöser Anämie) zu leisten vermag. Die wirkungsvollste Form der Anwendung von Leber ist die Leber-Diät, also die Verabreichung der Leber in ihrer natürlichen Form. Das Schwierige dabei ist nur, die Durchführung einer scheinbar so einförmigen Diät dem Pati enten zu erleichtern, d. h. ihm die Leherspeisen in abwechse lungsreicher und schmackhafter Form vorzusetzen. Dazu will die ses Büchlein Ratgeber sein. Es ist besonders hervorzuheben, daß alle in dem Buche angegebenen Rezepte vielfach erprobt sind und in jedem Haushalt ohne weiteres zubereitet werden können. Auch die Herstellung des Rohleder-Extraktes ist genau beschrieben. Der Kur- und Badearzt in Bad Cannstatt, Dr. med. Li. Mayer, gab dem Büchlein eine wertvolle Einleitung mit auf den Weg, in der Grundlegendes über die Leberbehandlung ge sagt wird. Das Buch wird sicher vielen Kranken ein guter und nützlicher Helfer sein. AMldeevekaaalielidelk 431 (Nachdruck verboten.) „Wir brauchen die Papiere nicht mehr", sagt Kanitz jetzt. Das ist das erste, was er überhaupt zur Sache sagt, seit Gehlsen eingetreten ist. Damit legt er das Dokument, in dem er bisher gelesen hat, auf den Tisch. Gehlsen, der gespannt hinüberblickr, kann die großen Lettern der Ueber- fchrift auf dem gestempelten Papier leicht entziffern: Testament, dann liest er, nähertretend, den Namen Barka. Der Kops des Papiers zeigt den Firmenaufdruck des New-Uorker Notars, an den auch das Schreiben Barkas gerichtet war, das er neulich hier auf dem Schreibtisch liegen gesehen hat. „Wollen Sie nun, bitte, in Ihren Erklärungen fort fahren, Herr Barka", sagt Kanitz. Gehlsen wundert sich ein wenig über die offenbare Selbstverständlichkeit dieser Anrede. Ist dieser Mann also doch Bernd Barka? „Was Sie uns bisher gesagt haben", fährt Kanitz fort, „stimmt mit dem Inhalt dieses Dokuments überein. Seine Echt heit vorausgesetzt, die anzuzweifeln ich bis jetzt keine Ver anlassung sehe." Barka dankt ihm mit einer Keinen Verbeugung. Dann sagt er, zu Gehlsen gewendet: „Um Sie ins Bild zu setzen, Herr Doktor: mein Vor name ist Robert." „Wie, bitte?" fragt Gehlsen etwas verwirrt. „Mein Name ist nicht Bernd, sondern Robert Barka", belehrt ihn der Hausherr freundlich. „Ich weise darauf hin, weil es recht wichtig ist." Nachdem Gehlsen dies erfaßt und einmal tief Luft geholt hat, erwidert er: „Ach so. Recht wichtig — das kann man wohl sagen." „Eben. Bernd war mein Vetter — und zugleich mein Chef. Das wurde er allerdings erst, nachdem wir uns drü ben in den Staaten zusammengefunden batten. Unsere Verwandtschaft war vollkommen in Vergessenheit gera ten — nicht ohne Grund. Trotzdem waren wir besonders nahe verwandt: unsere Mütter waren Zwillingsschwestcrn und haben zwei Brüder Barka geheiratet. Bernd war drei Jahre älter als ich, wie sich aus diesem Dokument ergibt." Er deutet auf das Testament, schweigt einen Augenblick, wie um sich zu sammeln, die kürzeste und beste Form zu finden für das, was noch zu sagen ist. Gehlsen bekommt so Gelegenheit, ein wenig zu verdauen, was allen anderen offenbar schon vor seiner Ankunft bekanntgeworden ist. „Ich bin meinem Vetter zu Dank verpflichtet. — Als wir uns wiedertrafen, war seine finanzielle Lage bereits gut, meine dagegen — sehr kritisch. Ich bin Bernd zu Dank verpflichtet, das festzustellen gehört mehr oder weni ger mit zur Sache. Viele abenteuerlustige junge Leute — zumal, wenn sie in Amerika sind und ihnen das Messer an der Kehle sitzt — gehen auf verlockende Vorschläge ein, deren Tragweite sie nicht ganz übersehen. Aber das soll keine Entschuldigung für meine eigenen Dummheiten sein. Man verbrennt sich leicht die Finger. Ein Zurück gibt es selten oder nie, dafür wird schon gesorgt, zumal wenn so ein Außenseiter hinter Zusammenhänge kommt, deren Kenntnis nicht für ihn bestimmt gewesen ist. In solchem Falle empfiehlt es sich — möglichst vollkommen zu ver schwinden." „Sie beschafften sich, wenn ich recht verstehe, aus die sem Grunde falsche Papiere? Sie waren doch als Sekre tär Steffen Hull in die Schiffslisten eingetragen?" „Mein Vetter hat mir diese Legitimation besorgt —- Friede seinem Andenken. Er hat es für notwendig gehal ten und wahrscheinlich gut gemeint, aber leider Pech ge habt. Hull hatte in seinem Vaterlande kein gutes Anden ken hinterlassen, wie Sie mir sagen. Ich hatte niemals vor, hier weiter unser diesem Namen zu leben. Das galt nur für drüben und für die Ueberfahrt; ich hatte ja nicht die Behörden zu fürchten, sondern meine sogenannten Ge schäftsfreunde, deren Gangstermethoden ich entlarvt hatte." „Verstehe", nickt Kanitz. „Diese Angelegenheit gehört nicht zu den wesentlichen Fragen, die hier zu klären sind. Sie wünschen, um der Möglichkeit einer künftigen Heirat alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, amtlich als der anerkannt zu werden, der Sie in Wirklichkeit sind. Frei willig und ohne daß Ihnen bisher von Amts wegen eine falsche Namensführung hätte nachgewiesen werden kön nen. Ich Will das von mir aus gelten lassen, bitte nun aber, die Vorgänge nach der Ueberfahrt weiter zu schildern." „Unser Aufbruch", setzt Barka seine Schilderung daraufhin fort, „erfolgte überhastet und aus einer be stimmten Veranlassung, über die mein Vetter aber sich nicht aussprach. Meines Wissens hing diese Reise mit einem Brief aus Europa zusammen, den er erhalten hatte, und der ihn sehr bewegt haben muß. Heute glaube ich mir darüber Kar zu sein, um was es sich gehandelt hat. Damals war ich es nicht. Die Katastrophe, die unsere Landung verhindert hat, der Brand der .Monte video' in jener Sturmnacht des 15. März, ist Ihnen allen bekannt. Ich will mir die Schilderung ersparen. Bernd fand den Tod — ich wurde gerettet." „Sie werden nun von mir wissen wollen, was mich bewog, noch ehe ich Kenntnis von dem Inhalt dieses Testaments hatte, über das Vermögen meines Vetters zu verfügen. Ich wußte nicht, das gebe ich zu, daß er mir die Hälfte seines Vermögens vermacht hatte." „Ihr Vetter gibt als Grund an, daß Sie nächst seiner Frau, von der er getrennt lebte, und seinem Kinde, sür das er gleichfalls zu sorgen wünschte — es handelt sich um die kleine Ingeborg Larsen —", Kanitz räuspert sich und fängt von neuem an: „daß Sie also sein einziger naher Verwandter waren, und daß er Ihnen zu großem Dank verpflichtet gewesen sei." „Das ist Auffassungssache und gehört auch nicht hier her, die Gründe seiner besonderen Dankbarkeit, meine ich. Also gut: ich wußte, daß Bernd nach Europa, in seine engste Heimat zurückkehren wollte, um eine alte Schuld zu sühnen. .Ich muß versuchen, da drüben etwas wiedergut zumachen, soweit und so schnell ich das kann, koste cs, was es wolle', sagte er zu mir, als ich ihn vor der über eilten Abreise warnte, die eine geordnete Abwicklung sei ner Geschäfte in New Bork fast unmöglich machte. Ich Wußte also, daß es hier Dinge gab, an deren schneller, gütlicher Regelung ihm sehr viel lag. Allerdings konnte ich mich nur auf Andeutungen und Vermutungen stützen. Ob er ein Testament gemacht hatte, wußte ich überhaupt nicht genau; das konnte sein, war aber nicht gewiß." „Ich nahm das Risiko auf mich, die Spur seines Lebens zurückzuverfolgen. Ich ließ, nachdem man mich einmal für ihn gehalten hatte, alle Leute glauben, daß ich Bernd sei — den Namen Barka führte ich ja zu Recht. Ich wollte wissen, was hier vorlag, was so wichtig für UM und seine Entschlüsse geworden war — und — ich habe es erfahren. Dieser mein Entschluß — er mag Ihnen eigennützig erscheinen oder nicht —, er wird ja wohl noch seine Beurteilung finden; in diesen meinen Entschluß habe ich mich dann selbst verstrickt. Ich wußte nicht genau, ob Bernds Frau noch lebte oder nicht, ob mein Vetter ge* schieden war oder nicht. Alles mußte ich erst erfahren. Er sprach niemals über die Vergangenheit. Und ich hatte noch weniger eine Ahnung, daß ich hier und im Rahmen mcc ner freiwillig übernommenen Mission einer Frau begcg« nen würde, die ich — und die mich trotz allein wurde heiraten wollen." Kanitz wendet sich bei diesen Worten Barkas Meta de Vries um; das bisher blasse Gesicht des junge Mädchens überzieht sich mit tiefer Nöte. Kanitz blick» nachdenklich an. Dann sagt er:
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