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Wilsdruffer Tageblatt : 26.05.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193905264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390526
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-05
- Tag 1939-05-26
-
Monat
1939-05
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.05.1939
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Leipzig, die Siadt im Grünen! Kohl mancher hat, als er davon hörte, daß die t. Reichsnährstandsausstellung in Leipzig stattfinden IvSrde, sich etwas darüber gewundert, daß man gerade nach Leipzig ging. Gewiß, Leipzig liegt heute genau in der Mitte Großdeutschlands und ist daher von allen Sei ten sehr bequem und schnell zu erreichen. Das ist für eine derartige Großveranstaltung entschieden ein gewaltiger Vorteil. Aber in der Vorstellung der meisten Menschen ist Leipzig eine Stadt, die eigentlich recht wenig Verbindung mit dem besitzt, was die Reichsnährstandsausstellung vor Augen führen will. Vielfach gilt Leipzig als ein ge waltiges Häuscrmeer, eine Handels- und Industriestadt in einer nüchternen und reizlosen Umgebung gelegen, eine Stadt also, in der man allenfalls Geld verdient und in der es daneben allerdings — das wird im allgemeinen zugegeben — auch noch einige kulturelle Werte gibt. Wie falsch ist doch diese Ansicht über Leipzig. Der Besucher der Reichsnährstandsausstellung wird sehr er staunt sein, zu sehen, daß Leipzig eigentlich eine Stadt im Grünen ist. Wenige Großstädte gibt es, die so wie Leipzig von Grünflächen durchzogen sind. Das Gelände für die Ausstellung befindet sich im Südwesten der Stadt in einem Teil des Volksparkes Kleinzschocher, der wiederum ein Teil eines ganz großen Grünzuges ist, der Leipzig gleichsam in zwei Hälften teilt. Von Norden nach Süden erstreckt sich dieser Grünzug, man könnte auch sagen große Auenwald, in einer Breite von teilweise über einen Kilo meter durch die ganze Stadt. So ist es in Leipzig möglich, eigentlich von jedem Punkt des Stadtzentrums zu Fuß in wenigen Minuten in herrlichen Parkanlagen oder gar in schönstem Auenwald zu sein. Dieser große Grünzug blieb vor allen Dingen erhalten, weil er in früheren Jahren Ueberschwemmungsgebiet war und deswegen nicht bebaut Werden konnte. Heute ist er durch die umfassenden Flutz- regulierungen allerdings vollkommen trockengelegt. Aber das ist nicht der einzige Grund. Der Leipziger hat, ob wohl er Großstädter ist, immer eine besondere Liebe und einen starken Hang zur Natur gehabt. Das drückt sich auch darin aus, daß Leipzig der Ursprung der deutschen Schrebergartenbewegung ist und das Werk Schrekers und Hauschilds bis auf den heutigen Tag immer besonders liebevoll gepflegt hat. 28 500 Schrebergärten werden hier liebevoll betreut. In 2122 vorstädtischen Kleinsiedlungen sucht der großstädtische Arbeiter seine Bindung an Blut und Boden zu erhalten. Wer mit offenen Augen als Besucher der Reichsnähr standsausstellung auch Leipzig betrachten wird, wird mit Staunen erkennen, welch ungeheure Vielfalt des Charak ters Leipzig besitzt. Ernste Arbeit, Freude am Leben, Sinn für Edles und Schönes beherrschen diese Stadt und sind in Jahrhunderten ihrer Vergangenheit ebenso wie heute immer die Ursachen ihrer Größe und Bedeutung gewesen. Die Pflege des Holz- und Waschgefaßes. Die Pflege mancher Haushaltungsgegenstänbe hat in den letzten Jahrzehnten viel zu wünschen übrig gelosten. Es war vielfach der Sinn dafür verloren gegangen, daß eine sachge mäße Behandlung die Lebensdauer der Gedrauchsgcgenstände bedeutend erhöht. Unsere Borfahren waren in dieser Beziehung viel gründlicher. Das bezeugen alte ehwürdige Gegenstände, die noch aus Großmutters Zeiten stammen. An bestimmten Orten wurden sie aufbewahrt. Nach bestimmten Regeln wurden sie gereinigt und pfleglich behandelt. Sehen wir uns einmal das alte gedunkelte Waschgefäß an. Man glaubt an seiner Wandung die Sorgfalt der Mutter und Großmutter zu erkennen, denn noch immer ist die Faserung glatt und gesund, noch immer verrichtet das Gesäß seinen Dienst. Wohl hat der moderne Böttchermeister in den letzten wah ren viel dazu beigetragen, die pflegliche Behandlung dieser Gesäße zu erleichtern, indem neue Verleimungsarten mit was serfesten Leimfilmen eingeführt wurden, die eine feste Ver bindung der einzelnen Dauben ermöglichten. Wohl ist durch die Außem'mprägmernng ein hervorragender Holzschuß erzielt wor den. 2a, man hat elastische und nachschraubbare Reifen erfun den, die sich dem stets arbeitenden Zellensystem des Holzes an- passen und das Gefäß immer wieder straff zusammenbinden. Menn jedoch trotz dieser neuen Maßnahmen die erforderliche pflegliche Behandlung ausbleibt, können sich bald Schäden her ausstellen, die sich leicht vermeiden lasten. Erste Voraussetzung für ein langes Lebensalter der Wasch gefäße aus dem Werkstoff Holz ist, daß man nach dem Wa schen die Gefäße an der Luft genügend austrocknen läßt. Man sucht sich hierzu, einen schattigen Platz aus. Nach dem Aus trocknen dringt man sie in den hierzu bestimmten Aufbewah rungsraum, der nicht zugig, aber auch nicht dumpfig sein soll. Man stellt die Gefäße aufrecht auf hölzerne Unterlagen, oder man stürzt sie auf ebensolche Unterlagen. Da das Seifenwasser einen günstigen Einfluß auf das Innere der Holzgefäße ausübt, indem sich an der Wandung im Laufe der Jahre eine Helle Glasur bildet, ist es sehr zu emp fehlen, alle Waschgefäße mit Seifenwasser in Berührung zu bringen, d. h. man soll nicht ein und dasselbe Gefäß immer nur zum Spülen oder nur zum Einweichen benutzen, sondern öfters mit Seisenlauge in Berührung bringen. Bor dem Gebrauch schütte man in jedes Gefäß etwas kochendes Seisenwasser und schwenke damit das Gefäß aus. Ferner ist sehr zu empfehlen, die Gefäße alle 3 bis 5 Zähre an der Außenseite, besonders am Boden und an den Köpfen der Dauben mit einem dünnflüssigen Holzschutzmittel zu streichen. In Ermangelung eines geeigneten Mittels kann man Petroleum verwenden. Dieses Mittel dringt sofort in die Poren des Holzes ein und verhindert somit das Ansetzen von Pilzen, die besonders in feuchten Räumen vorkommen. Ein besonderer Vorzug des Holzgefäßes besteht bekannt lich darin, daß es immer wieder reparaturfähig ist. Zeigt sich ein kleiner Schaden, so zögere man nicht, sondern laste das Gefäß sofort von einem Fachmann, von einem Böttchermeister reparieren. Die'Reparaturkosten sind dann gering und die Le- bcndauer des Gefäßes wird erhöht. Darum: pflegliche Behandlung der Gefäße h'lft sparen. Und sparen müssen wir bei unserer jetzigen Rohstosflage auch in dieser Richtung wieder lernen, genau so wie dies Mutter und Großmutter getan heben. Sport Wieder hieß es unenifchieden Auch das letzte Lehrspiel einer deutschen Fußball- Nationalmannschaft gegen die Auswahl des Protektorats, das in Dortmund stattfand, endete unentschieden. Die Prager gingen vor der Pause durch Vacek in Führung, doch konnte Schaletzki kurz vor der Pause gleichziehen. Lenz brachte dann die deutsche Mannschaft mit 2:1 in Führung. Fast sah es nach einem Sieg unserer Auswahl aus. Da mußte wegen eines Spielfehlers in letzter Minute ein Elfmeter gegen die deutsche Elf verhängt werden, den Bican sicher verwandelte, lo daß doch noch das Unentschieden zustandekam. Trippe stieß die Kugel 16,16 Meter weit! Einer der hoff nungsvollsten deutschen Kugelstoßer aus dem Nachwuchs, der linkshändig stoßende Westfale Trippe, gewann bei dem Standortfest der Berliner Polizei das Kugelstoßen mit der ausgezeichneten Leistung von 16,16 Meter. Trippe gewann auch noch das Diskuswerfen mit 46,96 Meter und den Hoch sprung mit 1,85 Meter. Küchcnplan für die Zeit vom 28. Mai bis 9. Juni Pfingst-Sonntag mittag: Braten, Kopfsalat, Kar toffeln, Rhabarberspeise; abend: Gemüsesülze mit Bratkartof feln. — Pfingst-Montag mittag: Wiegebraten, Spargel mir holländischer Tunke, Kartoffeln; abend: Kalter Braten (Reste), Radieschen, Vollkornbrot. — Dienstag mittag: Spargelsuppe, Gräupchenrand mit Fischgoulasch; abend: Dick- milch mit Vollkornbrot, Streichwurstschnitten. — Mittwoch: Morgenfriihstück: Müsli; mittag: Rohkost von Spinat und Kohlrabi, Makkaroniauflaus mit Käsetunke: abend: Fischreste in Gelee, Bratkartoffeln, Salat. — Donnerstag mittag: Saure Kartoffelstückchen mit Blutwurst; abend: Grießklötze, Quark-Marmeladelunke. — Freitag mittag: Spinat und Kartoffeln: abend: Spinalnudeln (Restverwertung), Tomaten salat. — Sonnabend mittag: Fischkotelett, Kartoffelbrei; abend: Quarkbrote. Tee von Brombeer- und Erdbeerblättern. VMerMMt.' Lubow muß fliehen! Petersburg in den Fahren vvr Krieg: eine Stadt voll Armut und Elend, aber auch vok Glanz und üppigem Prunk. Die „oberen Zehntausend" führe» ein sorgloses Leben, und der Rittmeister Sascha Lubor» schwimmt mitten drin. Aber auch in seinem Leben kommt di« Stunde, in der aus Freude Leid und aus Glück Not wird. Wird er sich bewähren, werden seine Freunde verläßlich sei« und wird die Frau, die er liebt, durchhalten? Sein Schicksal, abenteuerlich und spannend, erzählt der neue Roman in der Kölnischen Illustrierten Zeitung. Er beginnt im Pfingstheft, aus dessen Inhalt wir ferner erwähnen: Heinrich George, neuer Filmbericht; Sie kehrten heim, deutsche RLawanderw; Di« Eifersucht, lustige Zeichnungen; Schleier wie noch nie, ein« Modeseite für die Frau; Mädchen wie Blumen, eine javani sche Tanzgruppe in Deutschland. Außerdem noch zahlreiche ak tuelle Bilder und fesselnde Berichte in der neuen Ausgabe. Geschäftliche Briese des Privatmannes, Handwerkers und Kausmannes. Hilfsbuch zur Gestaltung wichtiger Briefe — Eingaben und Anträge an Gericht, Finanzamt und Behörde» aller Art. Von Dipl.-Kaufmann Alfred Römer. 84 Seiten. Kartoniert RM. 1.80. Falkcn-Berlag Erich Sicker, Berlin- Schildow. Dem Handwerker und Kleingewerbetreibenden nützt alle Tüchtigkeit und alles Streben nichts, wenn er dem kauf männischen Teil seiner Arbeit nicht gewachsen ist, insbesondere dem Schriftwechsel, der in der modernen Wirtschaft einen im mer größeren Raum cinnimmt. Hier helfend einzugreifen, ist die Aufgabe vorliegenden Buches, das umfassend und gründ lich alles Erforderliche behandelt. So bietet dieses Buch wert volle Hilfsstellung, im geschäftlichen Leben für Jedermann, Mancher Mißerfolg und mancher Verdruß bei der Abwicklung von Geschäften könnte vermieden werden, wenn sich jedeh den es angeht, dieser Ratschläge bedient. KeichÄenöee LeiMs. Sonnabend, 27. Mai 6.30: Aus Berlin: Frühkonzert. Kapelle Walter Noack. — 8.30: Aus Danzig: Wohl bekomm's! Das Musikkorps der Schutzpolizei der Freien Stadt Danzig. — 10.00: Sendepause. —> 11.40: Erzeugung und Verbrauch. — 12.00 Aus Wien: Mittags- konzert. Die Wiener Sinfoniker und das Kleine Orchester des Reichssenders Wien. — 14.00: Zeit, Nachrichten und Börs«. Anschließend: Musik nach Tisch. (Jndnstrieschallplatten.) — 15.20: Pfingstausflug zum Bauernhof. — 15.50: Zeit, Wetter und Wirtschaftsnachrichten. — 16.00: Aus Breslau: Musik am Nachmittag. Das Rundfunkorchester des Reichssenders Breslau. — 18.00: Gegenwartslerikon. — 18.15: Tanz und Tonfilm. (Jn- dustrieschallplatten.) — 19.00: Ans Dresden: Kleine Abend- inusik. Die Dresdener Solistenvereinigung. — 19.50: Umschau am Abend. — 20.15: Komm mit zum Tanz! Ein fröhlicher Abend. Elfriede Hanke (Refraingesang), Heinz-Munsonius- Quartett, Kapelle Otto Fricke. — 22.30 bis 24.00: Aus Ham- bürg: Froher Tanz zum Wochenende. Die Unterhaltungs- kapelle des Reichssenders Hamburg und Solisten. SeuMlmMmSer. 6.30: Aus Gleiwitz (Oppeln, Oberschlesien): Frühkonzert. Der Gaumusikzug des RAD„ Arbeitsgau 12. — 9.40: Sende pause. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 12.00: Aus Königsberg: Musik zum Mittag. Das Orchester des Reichs senders Königsberg. — 15.15: Heinz Huppertz spielt, Herbert Ernst Groh singt! (Jndustrieschallplatten.) Anschließend: Pro- arammhinweise. — 16.00: Aus Saarbrücken: Sperlings Bunte Bühne mit den Saarbrückener Rnndfunkspatzcn. — 18.00: Musik von Joseph Haydn. Das Orchester des Deutschland senders. — 19.00: Sport der Woche. Vorschau und Rückblick. — 19.15: Bunte Anslese. — 20.15: Unterhaltungskonzert. Georg Haentzschel (Klavier), Oskar Sala (Trautonium), Else Even (Sopran), das Orchester Otto Dobrindt. — 22.20 bis 22.40: Schlutzkundgcbuna des „Deutschen Stndcntentages 1939" i« Würzburg. Ausschnitte aus der Rede des Reichsstudenten- führers Dr. Scheel. (Ausnahme.) — 23.00 bis 24.00: Aus Köln: Zur Unterhaltung und zum Tanz. Es spielt Leo Eysoldt mit seinem Orchester und Solisten. »4s Nachdruck verboten.) „Die Sache ist nämlich die", erklärt ihm der Inspektor «nd nimmt gleichzeitig einen Umschlag aus der Rocktasche. „Behrens hat seine alten Papiere mal gesichtet, die er noch aus der Zusammenarbeit mit dem — wie sagten Sie doch so hübsch? — authentischen Barka hat. Und da fand sich nun auf einem Papier, diesem hier — wie Sie sehen, ein Verkaufsantrag mehrerer Aktien —, neben der Unterschrift ein Tintenklecks, in den Bernd Barka mit dem Daumen sehr hübsch und deutlich hineingegriffen hat, als der Fleck noch naß war. Verstehen Sie was von Fingerabdrücken? Sehen Sie mal her: dies ist einer. Er ist mindestens so gut, daß man ihn zur Identifizierung benutzen könnte, wenn man das Gegenstück — also den Abdruck des Dau mens unseres Barka — daneben hätte. Behrens versichert ganz zuverlässig, daß er danebengesessen hat, als dieser Ab druck entstand, und daß Barka selbst noch einen Scherz dar über machte. Heute nun trifft es vielleicht zu, daß man seinen Fingerabdruck brauchen kann." Gehlsen Hai das Blatt in die Hand genommen und besieht es genau, Kanitz reicht ihm zu diesem Zweck noch feine Lupe. „Sehen Sie mal zum Unterschied dies hier an", spricht der Inspektor weiter und schiebt ein zweites Blatt über das andere. „Dies ist dagegen der Fingerabdruck des Hull, mit dessen Papieren Barkas Sekretär reiste. Ich sprach Ihnen schon davon. Dies ist eine Reproduktion. Bemerken Sie den Unterschied in den Linien?" Gehlsen nickt. „Ja. den kann man ohne weiteres er kennen." „Und nun hier — halt —, bitte, fassen Sie nicht zn. Was ist dies?" r L Gehlsen betrachtet das Photo. „Das ist eine V* hübsche, sicherlich handgemalte, altfriesische Hauben- icyachtel. Oder richtiger: die Photographie davon." „Ganz recht. Das Original dazu steht im Museum für RAnstgewerbe. Da Sie ja nun Barkas Bekanntschaft schon thabcn. wird es Ihnen vielleicht möglich sein, ihm mA ö" zeigen und ihn für das nette Ding Er sammelt doch solche Sachen, wenigstens « früher Und lassen Sie ibn. bitte, ungeniert zu- nnicn. um das Photo zu besehen, muß er mit dem Dau men darauf greifen, wenigstens gebe ich mich der Hoffnung hin, daß er dieselbe Handbewegung machen wird wie jeder andere auch. Und dann hätten wir das gesuchte Gegen stück — auf ganz einfache und unauffällige Weise." Gehlsen hat ein wenig die Stirn gerunzelt und scheint über diesen Vorschlag nachzudenken. „Da haben Sie natürlich recht", sagt er dann. „Aber sehr angenehm ist mir der Gedanke gerade nicht — so ge wissermaßen hinterlistig vorzugehen und einem anderen Fallen dieser Art zn stellen." „Ach. du lieber Himmel", seufzt Kanitz. „Na, wenn Sie wirklich nicht wollen, geht es natürlich nicht. Ich denke aber, Sie wollen mir helfen, diesen fragwürdigen Fall aus eine für, sagen wir alle Teile, möglichst schonende Art zu klären." Gehlsen begreift ganz gut, daß dies eine Anspielung auf Josephine Barka ist, und daß Kanitz darin einen Hebel zu sehen glaubt, auf den er nur zu drücken braucht. Das ärgert Jasper zwar flüchtig, aber schließlich muß er sich sagen, daß er in der Tat versprochen hat, dem Freunde behilflich zu sein. „Also gut — geben Sie her", sagt er kurz, und Kanitz reicht ihm den Umschlag, in dem Gehlsen das Photo ver wahrt. Keiner von ihnen beiden hat den Hochglanzabzug anders als mit Seidenpapier berührt. „Wenn sich nun also irgend etwas ereignet. Gehlsen", bemerkt Kanitz und steht schon auf. „so lassen Sie es miöh wissen. Ab übermorgen bin ich wieder im Stadthaus, meine Privatadresse wissen Sie ja auch. Und wenn Sie telegraphieren, so traue ich mir zu, auch eine versteckte An deutung ziemlich rasch zu verstehen. Notfalls erscheine ich selbst auf Ihrem idyllischen Eiland, offiziell oder klamm heimlich, je nachdem. Sie sind mir doch hoffentlich nicht böse? Ich will Ihnen ja nicht Ihren Urlaub verpatzen, das liegt mir wirklich fern, und ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß und gute Erholung." „Kanitz", erwidert Gehlsen und erhebt sich gleichfalls, „wenn ich Sie noch lange so reden höre, wird mein Ton fürchterlich. Sie haben offenbar überhaupt keine Ahnung, in was für verwickelte Verhältnisse ich da hineingerappt bin! Eine Frau, die ins Wasser ging, ein Mann, der durch Selbstmordversuch erblindete, ein kleines, entzückendes Mädchen, das sie zurückließen — und dazu zwei andere Frauen, die auch mehr oder weniger in diese Schicksals mühle geraten sind. Dazwischen der echte oder falsche Barka und ich. Wenn ich Ihnen das hier alles haarklein erzählen sollte — nein — .viel Spaß' ist nicht der richtige Ausdruck. Bei Gott nicht." „Und das alles", fragt Kanitz und hört dabei auf, sich die Handschuhe fertig anzuziehen, „wegen dieses einen Mannes — Barka?" „Ganz recht", antwortet Gehlsen. „Aber Ihre Luft kutsche wird schon angekurbelt, Kanitz. Ich glaube, wir müssen raus —." Gehlsen sieht noch zu, wie sein Freund, eingemummt, wieder in die Maschine steigt und angeschnallt wird, nur durch den Windschutz von dem Piloten getrennt. Von ihren Gesichtern ist jetzt durch die um Mund und Nase gewickelten Schals und die großen Brillen vor den Augen überhaupt nichts mehr zu erkennen. Nun wird der Propeller angeworfen, und der Motor springt an. Er muß sich erst wieder Warmlaufen und wird dann auf allen Touren abgebremst. Noch ein kurzes Win ken, und die Maschine rollt zum Start. Jetzt brüllt der Motor auf, das Flugzeug startet und hebt sich rasch vom Boden ab. Eine Weile noch steht Gehlsen da und sieht ihr nach, so etwas wie Reid im Herzen. Sehr bald aber ist der „Habicht" seinen Augen entschwunden. Ein Blick auf die Uhr belehn ihn, daß er den Post dampfer zur Rückfahrt nach Osterkoog noch bequem er reichen kann, und nachdenklich macht er sich auf den Weg zur Landungsbrücke. Elftes Kapitel. Josephine Barka ist eben mit dem Umkleiden fertig, als heute wie auch gestern nachmittag das Zimmermädchen klopft und meldet, ein Herr sei unten und wünsche die gnädige Frau zu sprechen. Ueber Josephines Gesicht huscht der Anflug eines Lächelns. ,Ha, danke — ich komme gleich", sagt sie. Das Mäd chen geht wieder, und Josephine hört sie die Treppe hin unterlaufen. Sie selbst tritt vor den Waschtischspiegel und wirft noch einen Blick hinein. Sie trägt ein Sportkleid aus seegrünem Stoff, der sich schön von der goldbraun getönten Hanl abhebt; sie hat ein Kopftuch von der gleichen Farbe um ihr Haar geknotet, das an herbstbraunes Laub erinnert und sich duftig und weich um das schmale Gesicht schmiegt. Diesem Gesicht gilt ihre Aufmerksamkeit. Sie steht die Schatten unter ihren Augen und dazu das zit ternde Lächeln um den Mund, der eine neue Linie bekom men hat. Neben den altvertrauten Spuren tapferer Ueber- windung einer enttäuschten Jugend verrät eine zarte Biegung der Lippen so etwas wie Sehnsucht. Oder Hoff nung.
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