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MsdmfferTageblatt Nr. 118 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 24. Mai 1939 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 264» Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts „WttSdrufser Tageblatt" erscheint werktags 18 Uhr. Bezugspreis monatl 2 NM. frei Haus, bei Postbeftcllung RM. zuzügl Bestellgeld Einzelnummer Iv Rp! Alle Postanstalte» Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle «hmen zu jeder Zeit Be> .. ,, . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUI WllsdrUss U. UMgegLNÄ sonstiger Betriebsstörun. gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zet- vmg oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiltegt. 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Die Erfahrungen, die während des Weltkrieges und bei den alljährlich stattfindenden Luftmanövern in den hoch gerüsteten Staaten gesammelt wurden, haben klar be wiesen, daß allein militärische Abwehrmatznahmen nicht genügen, um die Zivilbevölkerung vor der Wirkung eines Luftangriffes zu bewahren. Vielmehr mutz die Zivil bevölkerung selbst in der Lage sein, sich schützen zu können. Das trifft besonders für Deutschland zu, das infolge seiner zentralen Lage in Europa stark luftbedroht ist. Nie mand verschließt sich daher in Deutschland mehr dem Ge danken, daß jeder deutsche Mensch in Stadt und Land im Luftschutz ausgebildet sein muß, daß ihm die Ausbildung eine genaue Kenntnis der voraussichtlich bei künftigen Luftangriffen angewandten modernen Kriegsmittel ver schafft und ihn fähig macht, sich gegen diese modernen Kriegsmittel zu schützen. Gewiß, die Luftschutzpflicht ist eine gesetzliche. Wir tun es aber nicht allein, weil das Gesetz es uns vorschreibt, sondern der Luftschutz ist aus dem Herzen des Volkes her aus eine Volksbewegung geworden. Denn ganz gleich, wo der einzelne im Luftschutz verwandt wird, mutz er sich klar sein, wie vielen Volksgenossen er in einem Ernstfall helfen könnte. Und außerdem hat er die Zuversicht, daß er selbst nicht hilflos ist. sondern daß ihm, falls es nottut. auch andere helfen werden. Der zivile Luftschutz ist eine Not wendigkeit und darum eine nationale Pflicht. Seine Wirksamkeit im Falle des Einsatzes wird um so kroßer sein, auf je breiterer Grundlage er aufgebaut ist. Dazu gehört eine guie Ausbildung, dazu gehören auch Hebungen, durch die das Gelernte praktisch erprobt wird. Die Ausbildung wird an den Luftschutzschulen des RLB. betrieben. Sie erstreckt sich aus 14 bis 20 Stunden und setzi sich aus theoretischen Unterweisungen, vornehmlich aber aus praktischen Uebungen zusammen. Für die Amts träger des Neichsluftschutzbundes erfolgen ferner Sonder ausbildungen an der Luftschutzhauptschule, an der Landes- gruppen-Luftschutzschule und an der Reichsluftschutz, schule, deren Aufgabe hauptsächlich in der Ausbildung der führenden Amtsträger und Lehrkräfte des RLB. sowie in der Durchführung von Sonderlehrgängen für Luft schutzsachbearbeiter in Organisationen und Einrichtungen des Staates und der Partei besteht. Der Neubau der Reichsluftschutzschule, dieser „Hoch- fchule des Selbstschutzes", ist nunmehr durch Generalfeldmarschall Göring in Berlin-Wannsee ein geweiht worden. Am 2. März l938 legte Generaloberst Milch den.Grundstein, am 24. Mai lS38 war das Richt fest, und ein Jahr später nun wird diese Hochschule des Luftschutzes ihrer Bestimmung übergeben. Die neue Schule besteht aus acht Unterkunftshäusern, einem Schul gebäude. einem Hörsaalgebäude, einem Verwaltungs gebäude, einem Gemeinschaftshaus, einem Haus für die Stammannschaft und einem Stabsgebäude auf einem 65 000 Quadratmeter großen Gelände. Alle Bauten haben schwarzgraue Dächer und sind aus grauem Klinkerstein gebaut, also vorzüglich gegen Fliegersicht getarnt. Kein einziges Haus ragt über die Bäume hinaus, so daß die Reichsluftschutzschule völlig im Walde verborgen liegt. Die gesamte Lichtanlage kann mit einem Schaltergriff auf dunkles Licht für Fliegeralarm geschaltet werden. Muster gültig sind selbstverständlich alle Luftschutzräume. Im Hör- saalgebäude befindet sich beispielsweise ein chemisches Laboratorium, in dem in Theorie und Praxis wichtige Kurse über die Abwehr gegen chemische Kampfstoffe ge halten werden können. Eine Sanitätsstube ist bemerkens wert, weil sie griffbereit für jeden Arzt alle ärztlichen In strumente enthält. So werden in diesem modernsten Lehrgebäude der Welt Kämpfer erzogen, die nichts anderes kennen als den Dienst an der Volksgemeinschaft. Die Reichsluftschutzschule vermittelt nicht nur praktisches Wissen, sondern erzieht auch zu soldatischer Haltung. So strahlen von der Reichs luftschutzschule die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete des Luftschutzes in die Gaue des Deutschen Reiches aus. Ueberall wird die Kenntnis einer Vielzahl von deutschen Menschen vermittelt, so daß das deutsche Volk fähig wird, sich gegen jeden Luftangriff aus sich selbst heraus zu schützen. Das ist eine nationale Notwendigkeit, und Gene ralfeldmarschall Hermann Göring hat das zum Ausdruck gebracht, als er einst sagte: „Wenn wir eine Luft flotte noch so groß ausbauen würden, wenn wir an allen Ecken und Enden Zehntausende von Kanonen und Ma schinen aufstellen würden, um den Luftraum zu vertei digen, so würde das niemals ausreichen, um dem deut schen Volk einen wirklichen Schutz zu gewähren, um die Volksgenossen vor den ungeheuren Folgen eines Luft krieges zu bewahren. So kommt dem Luftschutz eilte un- Endlich wichtige Aufgabe zu!" Wer Zeitung liest, ist stets im Mr Wehrbereite Heimat Generalfeldmarschall Göring weihte die Reichsluftschutzschule Höhepunkt und Abschluß des ersten grotzdeutschcn Am t s tr ä g e r a p p el l s des R e i ch s l u f t s ch u tz- bundes bildete die Einweihung der Reichsluft- schutzschule in Berlin-Wannsee, die der Gründer des Reichsluftschutzbundes, Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generalfcldmarschall Göring, in feierlicher Weise vornahm. Dabei wurden von ihm 200 Fahnen geweiht, die die Männer des Reichs lustschutzbundes zu stets hilfsbereitem und uneigen nützigem Einsatz für die Allgemeinheit mahnen sollen. General v. Schröder Präsident des RLB. Im Verlaufe der feierlichen Uebergabe wurde bekannt- gegeben, daß Generalfeldmarschall Göring den General leutnant von Roques auf dessen Antrag vom Ami als Präsident des Reichsluftschutzbundes entbunden habe, daß seine wertvolle Erfahrung dem Reichsluftschutzbund jedoch dadurch bewahrt bleibe, daß Generalleutnant von Roques als Ehrenpräsident enge Fühlung mit der Luftschutzarbcit behalten wird. Zum neuen Präsidenten ernannte der Führer den bisherigen Vizepräsidenten, General der Flakartillerie von Schröder. Im Waldgelände vor dem eigentlichen Lehrgebäude und dem Stabsgebäude dieser „Hochschule des Luftschutzes" in Wannsee hatten die Ehrenbereitschaften ans allen Gauen des Reiches mit den umhüllten Fahnen Aufstellung genommen. Unter dem Jubel der zu Tausenden versammelten Bevölkerung längs des Weges am Wannsee traf General feldmarschall Göring ein und schritt in Begleitung des Kommandeurs der Reichsluftschutzschule, Generalmajor Wecke, die Front der Ehrenformationen ab. Der Präsi dent des Neichsluftschutzbundes, Generalleutnant von Roques, führte in seiner Ansprache u. a. aus: Die Einweihung der Reichslustschutzschule steht unter dem Zeichen sechs Jahre RLB., d. h. fechs Jahre stille und zähe Kleinarbeit, aber auch Großkampf um die Sicherheit von Volk und Reich. Im Namen von mehr als 900 000 Amtsträgern in allen Gauen des Reiches und im Namen aller Mitglieder des Reichsluftschutz bundes hieß der Präsident dann den Generalfeldmarschall an dieser Stätte, der neuen Hochschule des Luftschutzes, herzlich willkommen. Die von Generalfeldmarschall Göring aufgebaute Organisation sei eine Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes geworden, denn der Reichsluft- schutzbund verkörpere in seinen fast 15 Millionen Mit gliedern das wehrbereite Volk der Heimat. Die Weiherede hielt dann Generalfeldmarschall Göring Görings Appell an de« Luftschutz 15 Millionen stehen heute bereit Gcneralfeldmarschall Göring wies in seiner Rede an die Amtsträger des Reichsluftschutzbundes, die von den 2000 an< gerretenen Männern begeistert ausgenommen wurde, daraus hin. daß das hervorragendste Kennzeichen des Reichsluftschutz bundes die Selbsthilfe sei. „Im Luftschutz die nen, i st Pflicht an Führer und Vol k". Dann sprach der Generalfcldmarschall über die viele Kleinarbeit, die Opferbereitschast und Hingabe, die zur Erfüllung der dem Reichslustschutzbund gestellten Aufgabe nötig ist. „Es ist oft eine schwere, entsagungsvolle Aufgabe, deren Krönung und letzter hoher Zweck hoffentlich nie gezeigt zu werden braucht." Damit aber die Schwere eines Krieges nie über unserem Volk laste, müssen wir vorbereitet sein, und hier zu diene der Luftschutz Göring weiht 200 Luftschutzfahnen. Nach der Weihe der neuen Reichsluftschutzschule weihte Generalfeldmarschall Göring 200 Fahnen des Reichslust schutzbundes, indem er sie mit der Blutfahne des Tradi tionssturmes „Horst Wessel" berührte. (Weltbild-Wagenborg-M.) 15 Millionen deutsche Volksgenossen seien heute im Reichs» luftschutzbund vereinigt, und doch sei auch das nur ein An fang. In diesen Bund gehöre jeder einzelne deutsche Mensch, soweit er die Ausgaben, die ihm gestellt werden, erfüllen könne. Unablässige Bereitschaft notwendig Viel ist erreicht worden, aber es solle dabei nicht bleiben. Die Maßnahmen zur Entrümpelung der Böden sind lebens wichtig, daher ist eine ständige Ueberprüsung der Böden not wendig. Die Papptafeln oder Stoffe zur Verdunkelung der Fenster werden ost achtlos beiseitegelegt. Deshalb muß im mer dafür gesorgt werden, daß diese Dinge jederzeit instand und brauchbar sind. Das gilt auch von den Volksgasmasken, die von der anderen großen Selbsthilfegemeinschaft des deut schen Volkes, der NS-Volkswohlsahrt, vertrieben werden. Der Luftschutzwart muß darüber wachen, daß die Gasmasken vor handen und richtig gelagert sind, daß sic in Ordnung bleibe» und nicht verloren gehen. Wenn irgendeine Veränderung im Hause durch Umzug und Einzug neuer Mieter eintritt, ist es Aufgabe des Luftschutzwartes, sich zu überzeugen, ob auch von den neuen Mietern die Vorschriften erfüllt und die Voraus setzungen für den Luftschutz geschaffen wurden. Dann appellierte dcr Gcneralfeldmarschall an die deutsche Frau, mit tätig zu sein im Luftschutz. Wenn die Männer ein mal an die Front gerufen werden sollten, so müßten in der Heimat die Vorbereitungen für den Selbstschutz und die Aus- Wahl der Menschen, die in den Pflichtenkrcis des Luftschut zes eintreten, getroffen sein. Deshalb sei es notwendig, das Amtsträgerkorps des Reichsluftschutzbundes in der Ausbildung auf das höchste zu steigern und die Selbstschutzkräste auss beste zu schulen. Aus diesen Gründen ist die Äeichsluftschutzschule entstan den. Schutz der Heimat! Es war eine Notwendigkeit, eine Hochschule der Luftschutz arbeit für die Lustschutzaufgaben zu errichten. Neben den ak tiven Schutz des Schwertes muß der passive Schutz treten. Nur dann können wir durchhalten, sollte es einmal zum äußersten kommen. Der Kämpfer draußen mutz wissen, datz alles vorbereitet ist, wenn seiner Heimat unmittelbar aus der Luft Verderben droht, und datz sich genügend Kräfte finden, die in die Ab wehr der Heimat eintreten. Er mutz darüber beruhigt sein, datz seine Lieben zu Hause in guter Obhut sind; er mutz wissen, datz daheim alles bis zum letzten getan ist, um ein Höchstmatz an Schutz zu gewähren. „Nehmt diese Ausgaben nie zu leicht und glaube keiner im deutschen Voll, datz Lustschutz eine Spie lerei und nicht notwendig sei!" „Wir hoffen, datz der Ernstfall für den Luftschutz nicht ein treten wird. Denn wir wollen und wünschen den Frieden, aber nicht als Phrase, wie heute das Wort „Frieden" so häu fig im Munde geführt wird. Um Deutschland herum ist mau am Werk, Deutschland und seinen Bundesgenossen Italien einzukreisen. Man versucht, Volk aus Volk, Nation auf Nation, Macht auf Macht zusammenzuschlietzen, um dann mit der ge samten Welt gegen das verhasste nationalsoziastisch-faschisti- sche Bündnis vorgehen zu können. Man gönnt uns nichts in der Welt. Man hat es zu gut gehabt, als ein ohnmächiges Deutschland alles hinnehmen mutzte und man dieses ohnmäch tige Deutschland als Vasall behandeln konnte. Jetzt steht wieder eine starke Nation inmitten Europas, und in unlösbarer enger Verbundenheit mit ihr steht eine zweite starke Nation; beide Völker jung, beide Völker gewilltz ihre Lebensrechte unter allen Umständen zu vertreten und aus rechtzuerhalten." Unter stürmischem Beifall fuhr der Gcneralfeldmarschall in seiner Rede fort: Das, was gestern abgeschlossen wurde, ist nicht ein Bündnis im Stil vergangener Pakte und vergange ner Allianzen, sondern eine Schicksalsgemeinschast für alle Zei ten! Möge dieses große Ereignis mit dazu beitragen, den Frieden zu bewahren! Zum Schlutz seiner Rede sprach der Generalfeldmarschall allen versammelten Gauwaltern und Amtsträgern des Reichs luftschutzbundes und damit allen freiwilligen Helfern und Hel ferinnen aus dem ganzen Grotzdeutschen Reich Dank für die Arbeit aus. Besonders begrüßte er unter dem Beifall der An wesenden die zum erstenmal erschienenen Vertreter aus den neu zur Heimat zurückgekehrten Gauen, aus der Ostmark, dem Sudetenland und dem Memelland. 48eiye von 200 Jahnen Im Anschluß an die Rede nahm Hermann Göring die Fahnenweihe vor. Er berührte zwei neue Fahnen des Reichsluftschutzbundes aus dem Sudetengau und dem Memelland mit dem zerschlissenen Tuch der Horst-Wessel- Fahne, die einen Ehrenplatz vor dem Rednerpult inne hatte. Mit den Worten „Möge der Geist eines Horst Wessel übergehen auf die Gefolgschaft dieser Fahnen", weihte Hermann Göring symbolhaft alle im offenen Vier eck aufgestellten 200 Fahnen, die, nunmehr enthüllt, auf rotem Grunde den silbernen Stern mit schwarzem Haken- kreüz zeigen. Muer Präsident des RLB. Dann sprach der Eeneralseldmarschall dem auf eigene Bitte hin scheidenden Präsidenten des Reichsluftschutzbunves, General v Rocques, seinen Dank aus. Unter begeistertem Beifall wies er besonoers auf den großartigen Aufbau, den unermüdlichen Einsatz und die Hingabe des scheidenden Prä- sidemen an seine Aufgabe bi» Bermann Görino brachte die-