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„Wir sind eine glückliche Jugend" Baldur v. Schirach eröffnete 4. Rcichsführerlager der HI. Die Stadt Braunschweig steht im Zeichen des 4. Reichs führer- und Reichsführerinnenlagers der HI. und des BDM. Das Lager, das in diesem Jahre rund 2000 HJ.- Führer und zum ersten Male etwa 1800 BDM.-Führe- rinnen versammelt, wurde durch den Neichsjugendführer eröffnet. Bei einer feierlichen Vegrüßungskundgebung auf dem Platz der in Braunschweig meldete Stabsführer Lauter bacher dem Reichsjugendführer das 4. Reichsführerlager und der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Hesse, hieß die Jugendführer und -führerinnen im Namen der braunschweigischen Bevölkerung herzlich willkommen. Ministerpräsident Klagges erinnerte in seinen Be- grüßungswortcn an die Bestimmung des Führers, wo durch die HI. Pflichtorganisation für alle jungen Deutschen geworden sei. Neichsjugendführer Baldur von Schirach sprach beiden Rednern herzlichsten Dank der deutschen Jugend aus. Unser Fübrerlaaer. erklärte 8?r N-'^^-iua-udrnbrer «. a., ist für uns in jedem Jahr die Zeit, in der wir die Worte der Männer vernehmen, die vom Vertrauen des Führers berufen sind. Wir sind eine glückliche deutsche Jugend. Wir tragen den Namen des Führers, wir sind das Erziehungskorps, das seinen Erziehungswillen in der Heranwachsenden jungen Generation verwirklichen mutz, damit das Reich ewig stehe und damit immer in diesem Reich der Geist des Führers, sein Wille und seine Tat lebendig sei. Mit einer eindrucksvollen Führerhuldigung der schen Jugend schloß die Kundgebung. Im Anschluß daran verlieh der Neichsjugendführer dem braunschweigischen Ministerpräsidenten KlaggesdasgoldeneEhren- reichen der LJ. Eeit der ErMyimg Nach einem gemeinsamen Flaggenappell von HI. und BDM. sand in einem gewaltigen Zellbau vor Braunschweig die grohe Eröffnungskundgebung des 4. Reichssührer- lagers der HI statt. Dabei führte der Neichsjugendführer u. a. aus: Am Anfang der Bewegung und am Anfang des national sozialistischen Reiches stand die erzieherische Tat. so wie an der Spitz« der Bewegung und an der Spitze des Reiches eine erzieherische Persönlichkeit steht. Erzieherische Arbeit war die Voraussetzung für den Aufstieg der Partei, erzieherische Ar beit war die Voraussetzung für die Macht, die Größe, die Wehr haftigkeit und Herrlichkeit des Reiches. Baldur von Schirach behandelte dann grundsätzliche Fragen der Erziehung. Er erinnerte dabei an Goethes Wort, daß alle Erziehung aus Ehrfurcht begründet fein müsse. Der Reichs- jugendführer sprach dann von der Notwendigkeit einer Ein heit der Erziehung, die heute zwar noch nicht besteht die aber in Zukunft zu erwarten sei. Schirach wandte sich energisch gegen alles Gerede Unkundiger über das Verhältnis zwischen Lehrern und Jugendsührern und sprach den in der HI- tätigen Lehrern, die hier als Jugendsührer wirken, seinen herzlichste» Dank für ihre Treue aus. Dann verkündete er unter dem brausenden Beifall seines Führerkorps die Grün dung der Arbeitsgemeinschaft der HI.-Lehrer. Zu ihrem Leiter ernannte er den Inspektor der Adolf-Hitler- Schulen, Gebietsführer Petter Eindringlich wiederholte Baldur v. Schirach seinen schon zu Beginn des Jahres ausgesprochenen Appell an das Führer- korvs alle Maßnahmen zur Gesunderhaltung der deutschen Jugend zu ergreifen. Die erste Aufklärungsbroschüre gegen Mißbrauch des Nikotins sei bereits in einer Auflage von 1,4 Millionen in der Jugend verbreitet worden, weitere Auflagen würden folgen. Gegen die Zahnschäden würde eine Aufklä rungsbroschüre in einer Auflage von zwei Millionen demnächst unter der deutschen Jugend Verbreitung finden. Or. Ley vor den HI.-Führern Am Montagnachmittag konnte Baldur von Schirach im Neichsführerlager der HI. den Reichsorganisationsleiter Dr Erfolgreiche Stillhalteverhandlunaeit In der Reichsbank geführte Verhandlungen über ein neues Abkommen für die Aufrechterhaltung der nach Deutschland gegebenen bankmäßigen Auslands kredite (Stillhalteabkommen) sind erfolgreich zum Ab schluß gebracht worden. Die Verhandlungen wurden wie derum im Geiste gegenseitigen Verständnisses geführt uns haben einen erfreulichen Fortschritt hinsichtlich des von allen Beteiligten als notwendig erachteten Abbaus der durch die Stillhaltung gebundenen Kredite gebracht. Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident Funk brachte anläßlich des Empfanges der Verhandlungsteilnehmer zum Ausdruck, daß Deutschland entscheidenden Wert auf die Aufrechterhaltung und bessere Ausgestaltung seiner wirtschaft lichen und finanziellen Beziehungen zum Ausland lege und bestrebt sei, die Kreditbeziehungen zu unseren ausländischen Handelspartnern wieder auf eine normale Basis zu stel len. In dieser Richtung bewegten sich auch bestimmte deutsche Vorschläge, die ihren Niederschlag in dem neuen Abkommen gefunden Laben. Ter Uebergang von der Gebundenheit der bisherigen Still- Haltekredite in eine freiere Ordnung wird durch eine Bestim mung gesichert, wonach außerhalb der Stillhaltung für mehrere Jahre mit Zustimmung der Reichsbank Kredite auf rein kom merzieller Grundlage vereinbart werden können. Der bisherige Erfolg der Stillhaltung, die zu Beginn im Jahre 1931 einen Gegenwert von über 6 Milliarden Reichs mark umfaßte, zeigt sich nicht zuletzt in dem organischen Abbau eines ehedem überhöhten Kreditvolumens. Der Gesamtbetrag der Stillhaltekredite belief sich nach dem Stande vom 28. Fe bruar 1939 aus nur noch 780 Millionen Reichsmark, wovon rund 80 Millionen Reichsmark offene Linien darstellten. An diesem Abbau haben die Zahlungen der deutschen Schuldner in Reichsmark «Registermark) erheblichen Anteil. Die Regi stermark ist von den Ausländern vorwiegend für Reise zwecke verwendet worden, was sich für den deutschen Reise verkehr vorteilhaft ausgewirft hat: diese Verwendung wird auch im Rahmen des neuen Abkommens wieder eine wichtige Rolle spielen, um so mehr, als die Preisbildung durch Ein führung einer gleitenden Skala günstig beeinflußt werden dürfte. Die ausländischen Gläubiger haben erneut zugesagt, daß sie den Reiseverkehr mit allen Mitteln fördern werden. Die Laufzeit des neuen Stillhalteabkommens ist auch die- sesmal auf ein Jahr bemessen; eine allgemeine Rückfüh rung der Kredite durch Devisenzahlung mußte angesichts der durch die deutsche Zah'ungsbilanz bedingten Devisenlage wie derum unterbleiben. Die durch das letzte Kreditabkommen eingeführte „Rekommerzialisierung" hat befriedigende Ergeb nisse gezeitigt. Eine „zusätzliche Rekommerzialisierung" wird nach Maß gabe des verfügbaren Außenhandelsgeschäfts solchen Gläubi gern gewährt, die sich bereitfinden, an Stelle der zur Abdek- kung gelangenden Stillhaltekreditc mehrjährige Kredite außer halb der Stillhaltung zu gewähren. Von den zur Verfügung stehenden offenen Kreditlinien erfahren die Bank-zu-Bank-Kredite. auch wenn sie länger als zwei Jahre »ich: benutzt worden sind, keine Kürzung, sondern lediglich die entsprechenden Direktkredite an industrielle oder kommerzielle Schuldner, da diese Linien praktisch als nicht mehr benutzbar anzusehen sind Gewisse Einschränkungen sind dagegen möglich, wenn die offene Linie 17)4 v. H. der betref fenden Kredite übersteigt, aber auch hier sind abweichende Ver einbarungen zuzulassen. um so den Bedürfnissen des Einzel falles gerecht zu werden. Die von der Deutschen Gold diskont bank garantierten Kredite, die einmal nahezu 50V Millionen RM. betragen haben, sind im Laufe der Jahre auf weniger als 50 Millionen RM. zurückgegangen. Zwecks gleichmäßiger Behandlung aller Stillhaltegläubiger finden auch Lev und den Eyef der Kanzlei des Führers, Retchsleiter Bouhler, begrüßen. In fast zweistündigen, mit stürmischem Beifall aufgenom menen Ausführungen sprach Dr. Lev über den weltanschau lichen Kampf des deutschen Volkes um sein Dasein. Dr. Ley stellte dann eine Reihe von Ausgaben heraus. Jeder Deutsche, insbesondere aber jeder zur Führung Berufene, habe die obeJ ''licht, Reibungen in unserem Volke zu beseitigen. Daraus erg.e sich die Pslicht zur Befreiung des Menschen. Wer zur Führung berufen sei, brauche ein sicheres Empfinden für die Röte und Sorgen seiner Mitmenschen. Erst dann könne er die Aufgaben meistern, zu erziehen. Erst dann könne er die im Volke ruhenden Energien frei machen und die Ewigkeit des deutschen Volkes sichern. dieses Mal wiederum die erforderlichen Umlegungen statt. Ml übrigen bleiben die bei der Garanlieübernahme ursprünglich vorgesehenen, in ausländischer Währung vereinbarten Zah- lungsraten der Deutschen Golddiskontbanl weiterhin gestundet. Als weiterer Fortschritt ist eine nicht unerhebliche Verkür« zung des bisherigen umfangreichen Abkommens durch Aus merzung der als überholt oder überflüssig erkannten Bestim mungen zu verzeichnen, andererseits sind die in verschiedene« Einzelabtommen verstreuten Bestimmungen über die Behand lung der nach Oesterreich gegebenen ausländischen Bankkredite, die von ausländischen Banken an deutsche öffentliche Schuld ner gewährten Kredite, sowie die dem Schweizer Sonderabkom- men unterstellten Kredite in dem neuen Abkommen, das sich auch auf das Sudetenland erstreckt, zuiammengefatzt worden. Dir Grundsätze für IugendarbeLi Reichsappell der schaffenden Jugend Großdeutschlands. Von einem Leipziger Betrieb aus wurde am Montag-, morgen über alle Reichssender der zweite Reichsappelt der schassenden Jugend des Großdeutscheu Reiches durchgeführt. Der Leiter des Jugendamtes der DAF„ Oberbannführer Schröder, ermahnte die schaffende Jugend, die Kamerad schaft, die sie in der großen Gemeinschaft der Hitler-Jugend pflege, auch entscheidend für das Verhalten im Betrieb sein zu lassen. Ihr erwachse weiter die Pflicht, nach höchster Lei stung im Beruf zu streben und die neu errungene Freiheit unseres Volkes auch wirtschaftlich zu sichern. Jeder Weg, im Berus und in der Arbeit vorwärtszukommen, stehe offen; da für sorge vor allem der Reichsberufswettkampf. Insbesondere behandelte Oberbannsührer Schröder jugend gemätze Freizeit und Urlaubsgestaltung durch Fährte« und Lager der Hitler-Jugend. Der Urlaub der Jugendliche« sei nicht unmittelbar mit dem Urlaub der Erwachsenen ver gleichbar. Für Freizeit der Jugend gelten außer dem persön lichen Bedürfnis nach Ausspannung und Erholung erziehe rische Erfordernisse an Körper, Geist und Seele. Daher stelle die Hitler-Jugend an die Urlaubsgestaltung die drei grund sätzlichen Forderungen der Erhaltung der Leistungsfähig- keit, der weltanschaulichen Schulung und der körperlichen Ertüchtigung, und zwar in engster Verbindung mit dem Erleben unseres herrlichen deutschen Landes, unserer deutsche« Kunst und Kultur und der lebendigen Erinnerung an die Größe unseres Volkes und seiner Geschichte. Dem verdienstvollen Forscher Adlerschild des Deutschen Reiches für Professor Kleine Der Führerhat dem Geheimen Regierungsrat Pro» fessor Dr. Friedrich Karl Kleine aus Anlaß der Voll endung seines 70. Lebensjahres den Adlerschild des Deut schen Reiches mit der Widmung „Dem verdienstvolle« Forscher und Tropenarzt" verliehen. 7300 Gack Kartoffeln für Spanien Im Rahmen der deutschen Hilfsaktion Im Rahmen der Hilfsaktion für Spanien sind wieder um 2800 Sack Speisekartoffeln mit Dampfer „Palos" für Madrid und 4500 Sack Speisekartoffeln mit Dampfer „Castellon" für C a r t a g e n a am 6. Mai d. I. verladen worden. ASA-LuMahrtmiMerium unter Lindbergh? „World Telegram" verzeichnet ein Gerücht, wonach di« amerikanische Regierung die Einrichtung eines unabhängige« Luftfahrtministeriums unter der Leitung von Oberst Lind bergh plane. Die Vereinigten Staaten sind bekanntlich die ein zige Großmacht, deren Luftwaffe nicht selbständig organisiert ist, sondern dem Kriegs- bzw. dem Marineministerium unter steht. Drei Milliarden Fehlbetrag in USA Der Fehlbetrag des Bundeshaushaltes überschritt am 15. Mai, sechs Wochen vor Ende des Haushaltjahres, den Rekordbetrag von drei Milliarden Dollar. Das ist fast das Dreifache des vorjährigen Defizits um die gleiche Zeit. Ins gesamt betragen nunmehr die Bundesschulden 40,2 Milliarde» Dollar. SMmdeevmlluulellkekl «Nachdruck verboten.) Meta nickt. „Ja", sagt sie, „das kann man. Sie können sich die alte Kirche von Kortum ansehen, die an die tausend Jahre alt ist, oder Sie können auf den Leuchtturm steigen, von wo man eine Aussicht über die ganze Insel und, bei klarem Wetter, bis zum Festland hat. Wer sich dafür inter essiert, kmi/l auch den Friedhof der Heimatlosen besuchen, die das Meer hier angespült hat und deren Namen nie mand kennt." Gehlsen hat ihr aufmerksam zugehört, jetzt fragt er, Wo denn dieser Friedhof liege. „So, in den Dünen jenseits des Dorfes? Vielleicht werde ich gleich heute einmal hingehen. Aber ich glaube gehört zu haben, daß es hier noch mehr Sehenswürdig keiten gibt. Zum Beispiel das Haus eines gewissen Barka, das geradezu ein Museum altfriestscher Heimatkunst sein soll. Das kann man doch auch ansehen, oder . . .?" Gehlsen ist überrascht. Als er den Namen Barka er wähnt hat, ist das Gesicht des Mädchens abweisend und verschlossen geworden. Jetzt steht eine kleine scharfe Falte zwischen ihren Brauen. Gehlsen tut, als bemerke er keine Veränderung, aber er ist sehr verwundert und sucht nach möglichen Gründen für diese offenbare Ablehnung. Meta de Vries antwortet noch kurz: „Doch, das kann man auch — aber nur, wenn die Eigentümer nicht da sind." Dann nimmt sie das Tablett und will gehen. Aber Gehlsen hält sie mit einer weiteren Frage zurück: „Sind die Eigentümer jetzt wohl hier? Wer ist denn das?" „Herr Barka", sagt sie und blickt dabei an Gehlsen Vorbei in die Ferne. „Ob er jetzt hier ist, weiß ich nicht." „Wohnt er denn da? In dem Hause?" »Ja Seit er zurückgelommen ist. hat er da gewohnt." „Und meinen Sie, daß er jetzt vielleicht wieder ver reist ist?" .. _>'Das weiß ich nicht, neulich ist er nach dem Festland Mnubergefahren. Ob er wiederkommt, weiß ich auch nicht, «le können ja hingehen und fragen." »>za, ist denn jemand dort?" »Der Gärtner", sagt sie. „Der Mann und die Frau, w dort eingehütet haben, solange Herr Barka fori war." „So. so. Er war Wohl lange fort?" Jetzt wendet Meta Gehlsen das Gesicht zu und blickt ihm forschend in die Augen. „Warum fragen Sie mich das alles? Kennen Sie Herrn Barka?" „Aber nein", antwortet Gehlsen so unbefangen wie möglich. „Tann würde ich doch nicht so viel zu fragen haben. Meinen Sie nicht auch? Aber ich glaube, Sie sprechen nicht gern über ihn? Ich will Sie auch nicht weiter belästigen, salls Sie etwas gegen ihn haben." Gehlsen, der sie genau beobachtet, sieht, daß ihr Mund sich nur einen Augenblick zu einem bitteren Lächeln verzieht. „Es wurde in der letzten Zeit schon einmal hier nach ihm gefragt", sagt sie dann, äußerlich ganz ruhig. „Ach nein. Von einer Dame?" Ueberraschi stellt Meta das Tablett, das sie immer noch in den Händen hält, wieder auf den Tisch und fragt zurück: „Von einer Dame? Von was für einer Dame? Nein! Ein Mann hat nach ihm gefragt." Ehe Gehlsen noch dazu kommt, sich zu erkundigen, was für ein Mann das gewesen sei und was er sonst noch ge wollt habe, wendet sich Meta einem kleinen Mädchen zu, das aus dem Hause gelaufen kommt. Die Kleine hat ebenso goldblondes Haar wie Meta, aber die Augen sind ganz anders, goldbraun und dunkel bewimpert stehen sie in dem reizenden, aber zarten Gesichtchen. Unbefangen kommt die Kleine herangetrippelt, einen Strauß wahllos zusammengerupfter Blumen in der Hand, Heidekraut, Immortellen und Hundeblumen, die bereits ziemlich welk aussehen. „Was für ein reizendes Kind!" sagt Gehlsen leise zu Meta. „Wie heißt du denn?" wendet er sich dann an das Kind selbst, das zu ihm herangekommen ist, an seinem Knie lehnt und neugierig zu ihm aufsieht. „Inge", antwortet sie ganz unbefangen und lacht ihn an. Dabei hält sie ihm die Blumen, die vermutlich einem anderen Zweck hatten dienen sollen, unter die Nase. „Schenk ich dir." „Das ist aber lieb von dir", gibt Gehlsen zurück und nimmt das Sträußchen dankend an. „Du bist ja eine freundliche kleine Deern. Warte nur, ich habe dir auch was mitgebracht", fährt er vergnügt fort. „Das ist nur noch im Koffer, ich hole es nachher runter." Inge strahlt, wendet sich dann aber unvermittelt ab, wie beschämt. Und sie drückt das Gesicht an Metas Schürze. „Sie ist meine kleine Nichte", erklärt Meta, sanft über den Kinderkopf streichelnd. „Das Kind meiner verstorbene« Schwester." „Daher", meint Gehlsen, „haben Sie auch beide das gleiche Haar, dies leuchtende Blond. Nur die Augen sind merkwürdig verschieden. Die Hal die Kleine wohl von ihrem Vater." Hierauf antwortet Meta zunächst nichts. Sie nimmt das Kind hoch, das etwa vier oder fünf Jahre alt sein mag, aber etwas klein und zart ist, und schickt sich an, es ins Haus zu tragen. „Inge hat auch keinen Vater mehr", sagt sie noch ganz leise. Gehlsen bleibt mit dem Gefühl zurück, daß er hier reichlich zudringlich an etwas sehr Traurigem gerührt habe. Meta de Vries kommt nicht zurück, um das Geschirr zu holen, sondern sie schickt die Kleinmagd hinaus. Nun ist also Gehlsen sich selbst und seinem ersten Tag aus Oster koog überlassen. Er macht sich auf den Weg. Auf der weiten und ebenen Fläche derJnsel ist es leicht, sich zu orientieren. Dortdrüben liegt das Dorf Kortum, in einiger Entfernung davon, auf einer kleinen Anhöhe, die Kirche, ein schlichter Bau mit stumpfem Turm, der den Stürmen der Jahrhunderte ge trotzt hat. Weiter nördlich, wo die langgestreckten Dünen ketten den Strand und das Meer ahnen lassen, ist eine Gruppe von Gebäuden zu sehen, über denen Fahnen wehen. Auf diese Häuser hält Gehlsen zunächst zu. Da ist das Strandhotel mit Ausblick über die Nordsee, da ist auch das Büro der Badeverwaltung. Gehlsen meldet sich als Kurgast an, entrichtet die mäßige Tare und bringt in Erfahrung, daß Frau Josephine Barka vor zwei Tagen eingetroffen und im Gasthaus zur Krone abgestiegen ist. Von dort geht Gehlsen über den Kamm der Düne und blickt zum Strand hinunter. Für die Nachsaison ist da eine noch ganz stattliche Anzahl von Strandkörben und Sand burgen. Eine hölzerne Treppe führt hinab, aber Gehlsen zieht es vor, das weite Meer und den sonnigen Strand von der Höhe der Düne zu überblicken. Tas Wasser blitzt im Sonnenschein, fröhliche Menschen tummeln sich t« der schäumenden Brandung. Nun tut es ihm doch leid, sein Badezeug nicht mitgenommen zu haben. Wer weiß, ob es morgen noch einen so schönen Tag geben wird? Gehlsen hört Bruchstücke eines Gesprächs, das — ei« paar Schritte zur Seite — ein Herr im Bademantel mit einem Mann führt, der offenbar Strandkörbe vermietet. (Fortsetzung folgte