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MsdmfferTageblatt Nr. 112 — 98. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt Wilsdruff-Dresden Dienstag den 16. Mai 1939 Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts WM oufliey-ndcr PrelsNfle Nr. 8. - Ziffer-Gebühr: 20 Rbl. — Borgen«,*, bene Ersch-inungS«-ge und Plotzwünlche werden nach Möglichketi berücksichtigt. — Anzetgen-Annahm« bis vormittags 10 Uhr —. . NÜI di- Richiiakei« der durch Fernruf übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen übcrnch. men wir keine Gewahr. — 2_ Bet Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt U L SSLL„"LkL,r SSL!! Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen befiehl kein Anspruch ! Lieferung der Lei ¬ tung oder Kürzung deS Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiltegt Mare Fronten Stör einem Jahr etwa sprach Mussolini in Genua von der Barrikade, die Frankreich und Italien in der spanischen Frage trennte. Das spanische Problem hat in zwischen seine Lösung gefunden. Franco ist der un bestrittene Sieger. Der Versuch des Bolschewismus und der mit ihm Verbündeten Demokratie, Spanien zu einem Unruheherd oder einem Wall gegen die autoritären Staaten zu machen, ist schmählich mißlungen. In Europa hat jene höhere Gerechtigkeit sich durchgesetzt, die in Adolf Hitler und dem Duce mächtige Wortführer findet. Der Duce hat wiederum wie damals in Genua den Demokratien eine ernste Warnung zukommen lassen. Er hat die Lage in Europa so geschildert, wie sie ist. Er hat den Westmächten nachgewiesen, welch gefährliches und unverantwortliches Spiel sie mit ihrer Einkreisungspolitik treiben, und er hat damit, wenn dieses Spiel der Ein kreisungsmächte einmal zur Katastrophe führen sollte, die Schuldfrage von vornherein geklärt. Seine Rede von Turin aus, nicht fern von der französischen Grenze, hat seinen Ausführungen den nötigen machtpolitischen Nach druck verliehen. Man wird in Paris die Mahnung be sonders laut vernommen haben, und jene nichtswürdigen Hetzer und Lügner vom Schlage der Madame Tabouis, die mit ihren Greuelmärchcn die Welt vergiften, werden hoffentlich begriffen haben, daß ihre Macht eine Grenze hat. In England hat man ans der Mussolini-Rede nur den gemäßigten Ton hcrausgehört. Vermutlich, weil man ihn hören wollte. Gewiß, der Duce hat seine Rede bewußt gemäßigt gefaßt, aber er hat auf der anderen Seite doch eine klare Warnung an die Drahtzieher ge richtet, die durch ihre Einkreisungsmanöver Europa einer schweren Gefahr entgcgcnführen. Die Alternative Musso- ichis: „Krieg oder Frieden" ist unzweideutig. Italien sucht sucht den Krieg, sondern es will den Frieden und wird thn gegen alle Gefahren verteidigen. Aber dasselbe Italien ist auch für einen Krieg gerüstet und wird nicht zögern, das Unglück des Krieges auf sich zu nehmen, weil es eben den Frieden verteidigt. Mögen sich die Verant wortlichen Staatsmänner in London, Paris und War schau den Appell Mussolinis zu Herzen nehmen und nicht etwa ihrer Presse zu viel Gehör schenken, die zum Teil bemüht ist, die Rede des Duce als unwesentlich hinzu stellen Besser, uv« kennt den Gegner und weiß um seine Absichten, als man ignoriert ihn! Ein Pariser Blatt hat die Reise Mussolinis in eine Parallele gestellt zu dem Besuch des Führers am Arestwall. Die Parallele hat etwas für sich. Der Duce hat die Einkreisungsmächte darüber nicht im unklaren gelassen, daß sie mit einem ehernen Block der 150 Mil lionen Menschen zu rechnen haben, die durch die Freund schaft zwischen Deutschland und Italien sich auf Gedeih und Verderb zusammengeschlossen haben. Die Kreise, die immer gern — und heute sitzen sie besonders in Warschau — aus Reden eine Lockerung der Achse Berlin—Nom herauslesen möchten, sind wieder bitter enttäuscht worden. Denn stärker als Mussolini es tat, konnte die Festig keit der Achse nicht betont werden. Gegen alle Intrigen und dunklen Machenschaften der Westmächte setzen die Völker der Achse ihren Opfermut und ihren Glauben in die Zukunft. Und gegen alle Manöver der Weltmächte, die autoritären Staaten durch einen Kreis von feindlichen Mächten cinzuschlicßen, setzen die Achsen mächte ihr unerschütterliches Vertrauen auf ihre Kraft unr> ihre starke Rüstung. Die italienische Wehrmacht bat eben erst bei dem Besuch des Prinzregenten Paul von Jugoslawien gezeigt, was sie kann und mit welchen Kräften ein Gegner Ita liens zu rechnen hat. Der Führer, der jetzt den Westwall besucht, läßt die Welt ebenfalls erkennen, daß sich Deutsch land mit einem unüberwindbaren Panzer um geben hat, an dem jeder Ansturm feindlicher Mächte zer schellen wird. Alle diese Zeugnisse der Wehrkraft in Ita lien wie in Deutschland sind keine Zeichen des Kriegs willens. Aber wir können nicht die Hände in den Schoß legen, wenn die Demokratien den Frieden in Europa gefährden. Versailles hat uns eine Lehre gegeben. Heute ist ein Versailles nicht mehr möglich, und alle Versuche der Einkreisungsmächte, etwa auf anderem Wege wieder zum Svstem von Versailles zurückzukehren, sind von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Es ist bezeichnend für die Demokratien und ihre Drahtzieher hinter den Kulissen, daß die ihnen dienstbare Presse keine Möglichkeit außer acht läßt, um die Kriegs psychose in Europa zu schüren. Dazu bedient man sich jetzt in erster Linie der Danzig-Frage, aus der man einen Kriegsgrund machen möchte. So hat die jüdisch ge leitete britische „United Preß" eine Lügenmeldung aus Warschau verbreitet, nach der jede Veränderung in Danzig für Polen den Krieg mit Deutschland bedeuten würde. Von amtlicher Warschauer Seite hat man diese Lüge dementiert. Aber man hat nicht gesagt, wer der Ur heber dieser unverantwortlichen Kriegshetze ist, und welche »reise in Polen dahintcrstccken. Oder glaubt man etwa im eager der Einkreisungspolitikcr, daß man mit derartigen Elchen Deutschland nervös machen könnte? Man sollte dA ''Hon festgcstellt haben, daß wir, je dümmer und Nan , eine Lüge ist, um so erbarmungsloser sie fest- Lep, ""d sie den Demokraten an die Rockschößc heften, tuen Endes fällt also jede Kriegshetze allein auf die Der Führer prüft denWestwall in der Eifel und im Moseltal Der Führer und Oberste Befehlshaber hat am zwei ten Tag seiner Inspektionsreise durch das Gebiet des deutschen Westwalles den Raum der Eifel und des Moseltales geprüft. Betonwerk reiht sich an Betonwerk, in halber Ruf weite folgen sich die schweren Mniiiischaftsstände und die ausgedehnten Gefcchtsbunkcr. Unvorstellbar, wie hier ein Gegner durzubrechen vermöchte Obwohl der Ausbau der Stellungen schon vollendet erscheint, wird doch noch unun terbrochen an ihrer Verbesserung, Verstärkung und Ver dichtung gearbeitet. Unter der sachkundigen Leitung der Festungspionierstäbe schaffen Reichsarbeitsdienst und Westwallarbciter, nun schon Spezialisten ihres besonderen Berufes, unermüdlich. Von weither sind die Bewohner der Eifeldörfer ge kommen, um dem Führer auf seiner Fahrt zuzujubeln und ihm ihren Dank zu sagen dafür, daß er sie und ihr Hab und Gut so unter den starken und unzerreißbaren Schutz des größten modernen Verteidigungswalles der Welt genommen hat. Auf allen Baustellen vereinen sich die Arbeiter zu Kundgebungen für den Führer. Die Ar beit, die diese Männer hier für Deutschland verrichten, hat sie zu einer einzigen Kameradschaft zusammenZe- schweißt und einen neuen Typ aus ihnen geschaffen. Bmilerjamlllen Weiter geht die Fahrt, der Luxemburgischen Grenze zu. Der Festungswerke werden es immer mehr. An einer strategisch wichtigen Hügelstellnng haben sich ganze Bunterfamilien versammelt. Ein Dorf des deut schen Schutzes ist hier in die Erde hineingewachsen. Aufmerksam prüft der Führer wieder jede Einzelheit. In kurzen Abständen läßt er halten, besichtigt die wichtig sten Anlagen, prüft die Werke innen und außen. Auf welche Weise ist die Munitionszuführung gesichert, wie viele Lebensmittel können in jedem Bunker gestapelt werden, wie ist die Wasserversorgung geregelt, kann auch bei schwerem Feuer kein Gas in die Bunker eindringen, welche Temperatur herrscht unter ungünstigen Verhält nissen in den Mannschafisräumen, wie ist die fehlerlose Ausführung der Betonarbeiten nachgeprüft worden, wie weit kann ein Angriff äußerstenfalls an das einzelne Werk herangetragen werden, bis wann sind die einzelnen Bau ten völlig mit dem Gelände verwachsen und damit un sichtbar geworden? — das alles sind Fragen, die der Füh rer immer wieder bis in alle Einzelheiten nachprüft. Schwere Straßensperren werden passiert, Tankfallen, Tanksperren, Höckerlinien, Drahthindernisse werden besich tigt, Zufahrtsstraßen und unterirdische Zugangsstollen inspiziert. Mammutbunker Es ist Mittag geworden, das trübe Wetter hat sich aufgehellt. Wieder kommt eine große Sperrstellung in Sicht, die einer Ortschaft in weitem Halbrund vorgela gert ist. Tausende sind hier zusammengeströmt, um den Führer zu grüßen. Sie halten die Zufahrtsstraße besetzt, die frischen Schotterhaufen und Erdhügel verschwinden unter den Menschen, die sie erklettert haben. Brausende Ovationen empfangen den Führer. Sie sind ein ergrei fendes Zeichen für die innere Stärke und Geschlossenheit der Nation, wie die Mammutbunker, die hier liegen, für die äußere Stärke und Kraft des Reiches zeugen. Als der Führer nach eingehender Besichtigung die Verteidigungswerke verläßt, bricht abermals brausend und sich minutenlang immer mehr steigernd tausendfäches Heilrufen los. Langsam geht der Führer auf die freudig bewegte Menge, die eine kleine Anhöhe in Besitz genom men hat, zu. Er winkt mit der Hand, es wird sogleich still. Der Unterschied zwischen heute und sriiher Dan spricht der Führer. Er sagt nur einen Satz: „Er messen Sie an diesen Bauwerken" — und er deutet auf die Festungswerke rundum — „den Unterschied, meine Volks genossen, zwischen heute und früher." Frenetischer Jubel antwortet dem Führer. Gerade die Menschen hier an der Grenze wissen am besten, was für das deutsche Volk der Aufbau des Westwalls bedeutet. An einer anderen Stelle geraten wir mitten hinein in eine Gefechtsübung der ständigen Grenztruppe. GekechtMung der Erenztruype Rot will die Bunkerstellung überrennen, den stäh lernen Sperriegel zerbrechen und einen Durchstoß erzwin gen. Drei Tage hat nach dem Gefcchtsplan schwerstes Ver nichtungsfeuer auf der Stellung gelegen. Jetzt tritt Rot zurück, die ihr die Gelegenheit zur Verbreitung schaffen. Uns ist sie höchstens ein neues Zeichen dafür, daß wir wachsam sein müssen. Und das sind wir! Darüber soll man sich im Lager der anderen keine falschen Vorstellun gen machen. zum Sturm an. Schwere MG's hämmern ununterbrochen, Nebelgranaten lassen das Kampfgelände in einem un durchdringlichen weißen Dunst verschwinden, in dessen Schutz der Gegner nun vorgebt. Handgranaten krachen. Tie Panzerabwehrkanonen beginnen zu bellen. Es dröhnt und zittert und rauscht. Das MG-Feuer hämmert immer rasender. Nur hin und wieder taucht für Sekunden ein Mann aus Dampf und Nebel empor, der in raschem Sprung sich nach vorn zu arbeiten versucht. Aber schon hat ihn eine MG-Garbe aus einem der Werke gefaßt. Er bricht im Feuer zusammen. Ein gelbes Abzeichen zeigt den Entscheid des Schiedsrichters an, daß er kampfun fähig ist. Bald bedecken Hunderte von „Gefallenen das Ge lände vor den Bunkern. Aber mit ungeheuerer Wucht treibt Rot den Angriff vor. Der Führer steht mitten in der Front, umgeben von den ihn begleitenden Generalen und Offizieren. Plötzlich versucht Rot gerade an dieser Stelle einen Durchbruch. Pioniere sollen unter allen Umständen an den äußersten Bunker herankommen, um ihn mit geballten Ladungen und unter Einsatz von Flammenwerfern außer Gefecht zu setzen. Unsere Grenztruppen sind so bei der Sache, daß sie nicht mehr auf die Generalität achten, aus die Jnspek- tionsoffiziere. Mit Krachen und Zischen fahren die Uebungshandgranaten mitten zwischen die Manövergäste und explodieren mit dumpfem Ton unter ihnen. Aber auch die Offiziere sind so gepackt von dem Kampfbild, daß sich nicht einer auch nur nach den detonierenden Handgra naten umschaut. Denn jetzt beginnt die Endphase deS Kampfes, und dieses Bild ist so großartig, daß die Ar beiter und Arbeitsmänner, die rückwärts dem Sturm zu schauen, spontan in brausende Heilrufe ausbrechen. Im Sperrfeuer zerbrochen Alle Tapferkeit nutzt den Roten nichts. Im Sperr feuer der Abwehrwerke bricht auch der letzte heroische Durchbruchsversuch zusammen. — Nach diesem großarti gen Erlebnis folgen wieder Stunden sachlicher Besichti gung. Je mehr Werke der verschiedensten Stufen geprüft werden, um so mehr verstärkt sich der Eindruck bei jedem: Wer in diesen Festungen Dienst hat, der ist geschützt, die vorhandenen technischen und sonstigen Einrichtungen machen seinen schweren und verantwortungsvollen Dienst, soweit es nur angeht, leicht. So zieht sich eine geschlos sene Abwehrfront von Berg zu Berg, von Hügel zu Hü gel. Der Westwall schwingt bis unmittelbar an die deutsch luxemburgische Grenze heran. Die Fahrt des Führers führt nun am Grenzfluß ent- lang. Unterwegs stößt der Generalinspekteur für das deut sche Straßenwesen, Dr. Todt, der Leiter des Arbeits einsatzes am Westwall, zur Führerkolonne. 3m Mofettal Immer lieblicher wird jetzt das Land und plötzlich öffnet sich der Blick auf das herrliche Moseltal, das im Schmuck der blühenden Obstbäume und unzähligen Flie dersträucher prangt. Hell schimmert das erste Grün der Weinberge auf rotbrauner Sandsteinerde. Wie schön ist dies Land! Wie teuer ist es dem deutschen Herzen! Schutzlos lag es einst — noch vor wenigen Jahren war es von fremden Truppen besetzt. Jetzt schirmen ge- wattige Panzerwerke das Tal, vielgeschossige Burgen mo dernster Bauweise — nur daß sie nicht wie die Burgen des Mittelalters die Bergzinnen malerisch krönen, sondern sich stockwerktief im Innern der Hügel verbergen. Da gibt es, geschützt von vielen Metern stahlhartem Beton, tief im Innern der Erde, große freundliche Aufenthaltsräume, die für ganze Truppenverbände ausreichen. Schlafräume schließen sich an, überall sind Heizungen eingebaut, eine erstklassige Küche zeigt sich den Beschauern blitzend und blinkend. Gekachelte Wasch- und Duschräume sind vorhan den, und alles das ist gas- und beschußsicher und auch wochenlanges schwerstes Feuer kann diesen Festungen nichts anhaben. Lange mannshohe Gänge führen tief unter der Erde zu zahlreichen vorgeschobenen Panzcrtürmen, die mit schweren MG's Panzerabwehrkanonen und sonstigen Ge- schützen armiert sind. Abermals ein Stockwerk tiefer lie gen ausgedehnte Maschincnräume, Munitions- und Vor ratskammern, Werkstätten uno was sonst noch alles zu einem solche» Meisterwerk moderner Festungsbautcn ge- hört. Von oben aber, im Gelände, sieht man von dieser ganzen Anlage nicht das geringste. Die Tarnung ist vollkommen. Wir haben viele solcher Großsperrfestungen gesehen, haben studieren können, wie sie miteinander in Verbin dung stehen, wie sie das Gelände beherrschen und wie sie auf einen Angreifer zu wirken vermögen. Wenn schon kein Angreifer die sonstigen Stellungen zu überrennen ver mag — an diese Panzerwerke zu rühren wäre überhaupt von Anfang an vergeblich.