Volltext Seite (XML)
Nur noch 33 Lebende des Ll-Dootes Admiral Cole, unter dessen Leitung die Rettungs arbeiten für das gesunkene amerikanische U-Boot stehen, befahl, die im U-Boot eingeschlossene Mannschaft so schnell wie möglich mit Hilfe von Rettungsglocken zn bergen. Die Besatzung ist nunmehr seit 28 Stunden am Grunde des Meeres gefangen. Die Rettungsglocken sollen am Schiffskörper angebracht werden und je acht Mann auf nehmen können, nm sie an die Oberfläche zu befördern. Damit wurden die bisherigen Pläne, das Unterseeboot durch Auspumpen der überfluteten Abteilungen mit eige nem Auftrieb zu versehen, vorläufig anfgegeben. Bei Anbruch des Tages hatte das Unterseeboot durch den Abschutz einer roten Signalbombe, die unmittelbar »eben dem Hebeschiff „Falcon" hochging, erneut seine Po sition mitgeteili, nachdem während der Nacht keinerlei Ver bindung mehr bestanden hatte. Ein am Vormittag auf das Deck des gesunkenen I» Bootes hinabgestiegcncr Taucher, ermittelte durch Klopf zeichen, dast im Vorderschiff nur noch 33 Mann als lebend gemeldet wurden. Man befürchtet danach, dast minde st e n s 2 6 M a n n in den anderen Abteilungen durch das eingedrungene Wasser umgekommen sind. Die Ge samtzahl der Eingeschlossencn betrug anscheinend 59 und nicht 62, wie anfänglich gemeldet worden war. Die Eingeschlossencn teilten durch Klopfzeichen weiter mit, daß es ihnen den Umständen angemessen gehe und das; sie vorläufig genug Lebensmittel hätten. Sie seien jedoch völlig hilflos und könnten nichts tun, um zu ihrer Rettung etwas beizutragen. Der am Nettungswerk um das gesunkene U-Boot „Squalus" beteiligte Kreuzer „Brooklyn" erhielt vom U-Boot-Hebeschiff „Falcon" die Meldung, daß sich die Nachricht bestätige, derzufolge etwa 30 Mann des U-Boots bereits tot seien. * Bergung aus 72 Meter Mcercstiefe Von ruhiger See begünstigt, begann ani Mittwochmittag die von Tauchern aus das U-Boot „Squalus" ausgesetzte und befestigte Rettungsglocke mit vermutlich sieben Ueberlebenoen aus 72 Meter Meerestiefe ihren Aufstieg an die Oberfläche. Damit wurden zum ersten Male in der amerikanischen Ma- rinegefchichte Menschen aus derartiger Meerestiefe gereiter. Der am Rettungswerk um das gesunkene U-Boot betei ligte Kreuzer „Brooklyn" erhielt vom U-Boot-Hebeschiff „Fal con" die Meldung, daß sich die Nachricht bestätigt, derzufolge dreißig Mann des U-Bootes bereits tot seien. Das Hebeschiff melde: weiter, daß die Rettungsglocke mit den ersten sieben Mann von der Besatzung des U-Bootes soeben die Meeres oberfläche erreicht habe. 26 Mann seien noch zu reuen. Sofort nach Rettung der ersten sieben Ueberlebenden des Unterseebootes wurde die Rettungskammer abermals hinab gelassen. Sie brachte diesmal weitere acht Mann ans Tages licht. Man hofft, noch 17 Lebende vor Einbruch der Dunkelheit herausholcn zu können. Halbe Giadi durch Feuer vernichtet Miefcnbrand in estländischcr Kreisstadt — Zwei Nachbar dörfer mit ergriffen Ein Brand von einem Ausmaß, wie ihn bisher Est land wohl noch nicht erlebt hat, wütete in der im südöst lichen Zipfel Estlands gelegenen Kreisstadt Petschur. Das Feuer kam in einem zur Aufbewahrung von Lumpen dienenden Holzschuppen aus. Im Laufe einer Stunde stand das ganze Stadtzentrum in Flammen. Zur Bekämpfung des Brandes wurden aus ganz Süd estland Feuerwehren herbeigerufen, darunter auch die Feuerwehr von Dorpat. Schließlich gelang es, des Feuers Herr zu werden, nachdem über 100 Häuser, d. h. etwa die Hälfte der Stadt, in Schutt und Asche gelegt waren. Vier Straßen der Stadt wurden vollkommen zerstört. Von dem stürmischen Wind wurden die Funken etwa eineinhalb Kilometer weit fortgetragen, wodurch zwei Dörfer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Man fürchtet, daß von diesen nicht viel gerettet werden kann. EchS englisches Benehmen! Sportliche Verkehrsregeln gelten nicht im „Lande des Sports" Der in Belgrad am Sonntag ausgetragene Futz- ballkampfJugoslawien— England, der mit einem glatten Sieg der jugoslawischen Mannschaft endete, hat eine Polemik zur Folge gehabt, die ein bezeichnendes Licht auf den „fairen Sportgeist" wirft, dessen sich England so gerne rühmt, und die in Jugoslawien wenig freundliche Gefühle für die Engländer auslöst. Englischerseits war man nämlich sofort bemüht, die Niederlage mit Gründen zu erklären, die für Jugoslawien zum Teil direkt beleidigend sind. Man verstieg sich sogar zn der wenig geschmackvollen Behauptung, die englische Mannschaft habe unter dem „K n o b l a u ch g e r u ch" der Jugoslawen zu leiden gehabt, so daß ihre Niederlage nicht eigentlich durch das Können der Jugoslawen, son dern durch den Knoblauchgeruch herbeigeführt worden ist. Daß diese Version nicht nur in jugoslawischen Sport kreisen, sondern in der ganzen Oeffentlichkett Ent rüstung hervorrief, ist verständlich. Nicht weniger bestimmt wenden sich aber die jugoslawischen Sportblätter auch gegen andere Erklärungen der englischen Niederlage wie die, daß sie durch das hügelige Terrain hervorgerufen worden sei und dergleichen. Der bekannte jugoslawische Fußballer Glischowitsch, der im Spiel mit England das erste Tor schoß, erklärt in der Zeitung „Vreme" mit Nachdruck, die Jugoslawen hätten deshalb gesiegt, weil sie den Willen gehabt hätten, zu siegen. News mrs Mee WeL Generaloberst MW lu Rom Staatssekretär Generaloberst Milch traf am Mittwochmil tag in Rom ein, wo er von Staatssekretär General Valle, zahlreichen hohen Offizieren der italienischen Luftwaffe und vom deutschen Luftfahrtattachs General von Bülow empfangen wurde. Nachmittags hatte er im Luftfahrtministerium eine anderthalbstündige kameradschaftlich gehaltene Unterredung mit General Valle. Abends fand im Flicgerheim ein Essen statt, an dem außer dem deutschen Luftfahrtattachs der Gene ral Pariani und zahlreiche hohe Offiziere der italienischen Wehrmacht sowie leitende Persönlichkeiten der Faschistischen Partei teilnahmen. Vor Aufheben der Tafel brachten General Valle und Generaloberst Milch herzlich gehaltene Trinksprüche auf die Luftwaffe der verbündeten Völker aus. Uebergave der atteu SdP-Kampszelcheu In einer Kundgebung, an der namhafte Vertreter von Partei und Staat sowie Wehrmacht und eine nach Tausenden zählende Menschenmenge teilnahmen, erfolgte in Reichenberg die Uebergabe der alten Kampszeichen der DNSAP und der SdP in die Obhut der Stadt. Die feierliche Uebergabe, an der Reichsstatthalter Henlein in seiner früheren Eigenschaft als Führer der SdP teilnahm, erfolgte symbolisch für den ganzen Sudetengau. Rundfunkansprache des englischen Königs Anläßlich des a« Mittwoch gefeierten Empire-Tages rich tete König Georg VI. von Winnipeg aus eine Rundsunkan- sprache an das britische Weltreich, in der er auf die Verbun denheit Englands mit Kanada und Kanadas mit den Verei nigten Staaten einging. Der König appellierte an die Ju gend, zu dem Erbe der Väter zu stehen, und danach zu trach ten, es noch zu verbessern. Schiffseigner und Schiffsjunge ertrunken. In der Nacht er eignete sich bei den Nordergründen in der Elbmündung ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen dem ausgehenden deut schen Dampfer „Carl Jüngst" und dem in Hamburg beheimate ten Motorsegler „Anna". Der Motorsegler sank sofort. Ein Mann der Besatzung wurde gerettet. Der Schiffseigner Her mann Suhr, Warstade, und der Schiffsjunge sind bei dem Un fall ertrunken. Tragödie zum Muttertag. Eine traurige Nachricht erhielt eine Mutter, die von ihrem Wohnort an der holländischen Grenze in ein Dorf bei Bad Kreuznach zu einer Hochzeit gekommen war. Ihr 19jähriger Sohn wollte ihr zum Mutter tag eine elektrische Waschmaschine schenken. Beim Ausprobieren -er Maschine entstand durch Verwechslung der KaSel WM schluß. Der junge Mann wurde durch den elektrischen Schlag auf der Stelle getötet. Er war der einzige Ernährer seiner Mutter. Schlagt Deutschland mit Swing! John Abbinr, der Vor sitzende eines großen amerikanischen Musikverlages, schlug in einer Rede als sicherstes Mittel gegen das deutsche Ansehen in Südamerika das Spielen von möglichst viel Swing- und sonsti ger Jazzmusik im amerikanischen Rundfunk vor. So könnten die Vereinigten Staaten einen erfolgreichen Rundfunkkrieg mit Deutschland führen! — Welch furchtbare Drohung! Nackte Beine unerwünscht. In Brasilien und nament lich in der Bundeshauptstadt Rio de Janeiro ist man in Fragen der Kleidung sehr empfindlich. Es gilt beispielsweise als un sittlich, etwa nur mit Hemd und Hose bekleidet aus die Straße zu gehen, geschweige denn mit Shorts. Bei der letzten Hitze periode hatten einige junge Leute, namentlich Schüler und Schülerinnen, es sich angewöhnt, ohne Strümpfe in die Schule zu kommen. Eines Morgens wurden die Schüler wegen ihrer nackten Beine nicht hineingelassen. Der Schuldirektor bedeutete ihnen, daß ohne Strümpfe niemand mehr in die Schule komme. Da blieb ihnen nichts weiter übrig, als nach Hause zu gehen und schleunigst Strümpfe anzuziehen. Autobus rannte gegen ein Haus. In Melbourne (Austra lien) prallte ein mit 40 Personen besetzter Omnibus mit einem Polizeiauto zusammen. Der Omnibus rannte dann gegen ein zweistöckiges Haus, durchbrach die Mauer und kam in einem Zimmer zum Stehen. 20 Fahrgäste wurden zum Teil sckwer verletzt. NeitbSseuSer LMM. Freitag, 26. Mai 6.30: Aus Königsberg: Frühkonzert. Das Stabsmusikkorps im Luftgau 1. — 8.30: Aus Köl«: Musik am Morgen. Das Hermann-Hagestedt-Orchester. — 9.30: Froschkonzert im Wiesen grund. — 10.00: Revolution im Kornfeld. Ein Hörspiel um Justus von Liebig. — 10.30: Aus Königsberg: Achtung, Ver- kehrskontrolle! Bericht von der Tätigkeit der motorisierten Gendarmerie. — 11.00: Sendepause. — 11.40: Jetzt noch Stick stoffdüngung zu Futtergetreide. — 12.00: Aus Erfurt: Musik für die Arbeitspause. Das Musikkorps einer Fliegerhorstkom- mandarttur. — 13.15: Aus Saarbrücken: Mittagskonzert. Das Kleine Orchester. — 14.00: Zett, Nachrichten und Börse. An schließend: Musik nach Tisch. lJndustrieschallplatten und Auf nahmen des Deutschen Rundfunks.) — 15.25: Mathilde und Adelheid. Frauen um Otto den Großen. — 15.45: Kultur und Bildung: Sprachen, leicht gemacht. — 16.00: Nachmittags- konzert. Das Leipziger Sinfonieorchester. — 18.00: Dein KdF.- Wagen. — 18.15: Klaviermusik. Waller Niemann spielt eigene Werke. — 18.45: Die Veteranen. Eine Erzählung von Paul Quensel. — 19.00: Aus Zwickau: Fröhlicher Feierabend im Be trieb der Zwickauer Textilwerke. Ausgeführt von Werksange hörigen. — 19.45: Wohin von Leipzig aus? Kleiner Reise führer für die Besucher der Reichsnährstandsausstellung. — 20.15: Musik aus Dresden. Das Dresdener Orchester. — 22.3V bis 24.00: Tanz und Unterhaltung. Margarete Kießling (So pran), Mischa Jgnatjeff (Balalaika) und die Kapelle Otto Fricke. veMAkm-leMrr. 6.30: Aus Königsberg: Frühkonzert. Das Stabsmusikkorps im Luftgau 1. — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Der Flug ist das Leben wert! Marga von Etzdorf, eine deutsche Fliegerin. — 10.30: Aus Königsberg: Achtung, Verkehrskontrolle! Bericht von der Tätigkeit der motorisierten Gendarmerie. — 10.45: Sendepause. — 12.00: Aus Bremen: Musik zum Mittag. Das Fredo-Niemann-Blasorchester. — 13.15: Bremen: Musik zum Mittag. Gerhard Mitzke «Bariton), die Bremer Stadtmusi, kanten. — 15.15: Maria Caroni singt. Am Flügel: Werner Trenkner. — 15.30: Die Blockflöte. Vom Volkslied bis zur Kammermusik. Anschließend: Programmhinweise. — 16.00: Aus Frankfurt: Zwei Stunden im Rhythmus der Freude. DaS Kleine Orchester des Reichssenders Frankfurt und Solisten. In der Pause um 17.00: Aus dem Zeitgeschehen. — 18.00: Ozeanfahrl ohne Ziel. 80 000 Seemeilen zwischen Südsee und Eismeer. Rudolf Jacobs erzählt. — 18.20: Volk ohne Führung, das Ende des Zweiten Reiches. Wilhelm Ziegler über sein Buch. — 18.35: Schwedische Musik. Zarah Kvarnström (Gc- sang). Hermann Hoppe (Klavier). — 19.00: Deutschlandecho. — 19.15: Frohe Weisem Kapelle Eugen Großmann und Guido Goroll. — 20.15: Skandale um ewige Musik. — 23.00 bis 24.00: Aus Breslau: Mit Musik, da woil'n wir lustig sein! Die Tanz kapelle des Reichssenders Breslau NEwdeeMMeabekl Ws (Nachdruck verboten.) ,Zch weiß nicht, was Sie erfahren haben.' Josephine spricht das leise und fast scheu vor sich hin. „Und ich will es auch nicht wissen. Seien Sie nun, bitte, auch mir nicht böse —", sie bleibt stehen und wendet sich langsam um, „aber ich möchte jetzt auf diesem Weg nicht weitergehen.' „Wie Sie wünschen", antwortet Gehlsen etwas ver ständnislos. Aber dann sieht er über ihre Schulter und bemerkt den Mann, der aus einem Seitenweg eingebogen ist und in der gleichen Richtung geht, die vorher sie selbst eingeschlagen haben. Gehlsen erkennt den Mann sofort. Es ist Barka. Und folglich hat auch Josephine ihn erkannt! So gehen sie also auf einem anderen Wege wieder zurück. Nach einer Weile unterbricht Gehlsen das Schweigen. „Wir sind ganz von unserer Unterhaltung abge kommen', sagt er leichthin, „die vorhin so angeregt schien.' Josephine macht eine leichte Handbewegung. „Sie haben mich inzwischen zu Ihrer Ansicht bekehrt', sagt sie. „Der Mensch ändert sich so wenig. Oder vielmehr: ich selbst habe mich überzeugt." „Eben jetzt?" Sie neigt den Kopf. Und als er versucht, ihr Gesicht zu sehen, bemerkt er, daß sie blaß geworden ist und ihre Züge einen harten Ausdruck tragen. Aber als sie dann spricht, klingt ihre Stimme wieder sanfter und weich. ,^ch sollte Ihnen dankbar sein, daß Sie gekommen find", sagt sie. „Damit wäre mein Hiersein gerechtfertigt', antwortet Gehlsen leise. Es hat etwas in diesen Worten mitge schwungen, was ihr inneres Ohr auffängt. „Wollen wir einmal hingehen und sehen, ob der Dampser schon gekommen ist?" meint sie dann ablenkend. Sie schlagen den Weg nach der Spitze der Insel ein, find aber noch nicht lange gegangen, als ihnen Niklaasen, der Fahrer, mit dem altersschwachen Opel entgegenkommt. „Offenbar ist das Schiff bereits wieder abgefahren', bemerkt Gehlsen daraufhin. „Der Jnselbus faucht schon heran —' „Ja", nickt sie und lächelt. „Sind Sie auch damit gefahren?.' Auch heute hat das Auto Fahrgäste. Jasper und Josephine treten etwas zum Rand der Straße hinüber, um das knatternde Ungetüm vorbeizulassen. Zu seinem Erstaunen erkennt Gehlsen in dem einen Fahrgast Meta de Vries. Sie müßte ihn und seine Begleiterin sehen und erkennen, aber sie wendet sich gerade zu dem blassen Mann neben ihr, dessen hageres Gesicht wie horchend geneigt ist. Er hat den Hut abgenommen, und der Wind spielt in seinem weichen, aschblonden Haar. Ueber den Augen bemerkt Gehlsen in diesem weltabge wandten Gesicht nur eine große dunkle Brille. Diese Beobachtung läßt keinen Zweifel darüber, wen er getroffen hat. Peter Larsens erblindeten Sohn. Hendrik ist also zurückgekehrt, und Meta hat ihn vom Schiff geholt. Als er sich wieder zu Frau Barka umdreht, steht sie nicht mehr wie vordem neben ihm am Straßenrand, son dern ist einige Schritte weiter fort gegangen. Sie geht auch jetzt dort weiter, querfeldein aufs Dorf zu, und ihr Kopf ist tief gebeugt. Mit ein paar raschen Schritten hott Gehlsen sie ein. „Ich denke", sagt sie, ohne aufzublicken, „es ist genug für heute. Ich bin müde geworden. Ich möchte nach Hause, Herr Doktor.' „Ich begleite Sie noch bis ans Hotel.' Aber sie schüttelt den Kopf. „Haben Sie herzlichen Dank. Sie machen sich einen unnötigen Umweg — wir fehen uns morgen, ja?' Sie blickt zu ihm auf, ohne verbergen zu wollen, daß ihre Augen in Tränen schwimmen. Dabei lächelt sie doch, wie um Entschuldigung oder um schweigende Rücksicht bittend. Gehlsen ergreift ihre Hand und zieht sie stumm an die Lippen. Dann geht er allein den Weg zum Friesenhof. Hier findet er ein Telegramm, und als er es hastig und verständnislos aufreißt — wer in aller Wett tele graphiert ihm hier? —, gilt sein erster Blick der Unter schrift. Kanitz! Nanu? Mit steigender Unruhe liest er den Text: „Erwarte Sie morgen vormittag elfeinhalb Flugplatz Borkum." Das ist der nächstliegende Lufthafen auf der benach barten Insel. Morgens legt der über Osterkoog kommende Dampfer des Seebäderdienstes auf der Rückkehr nach Hamburg dort au. Selbstverständlich wird Gehlsen ihn benutzen. Zehntes Kapitel Als Gehlsen auf dem Flugplatz ankommt, steht er nach der Uhr. Demnach müßte Kanitz jetzt bald eintreffen. Aul dem freien Gelände vor dem Verwaltungsgebäude bemerkt Jasper nur einen jungen Mann in blauem Monteuranzug, der eben vorüberkommt, um nach einem Schuppen zu gehen. Gehlsen hält ihn an und fragt, ob in einer halbe« Stunde etwa ein Verkehrsflugzeug eintreffen würde. Der Mann steht ihn verständnislos an und schüttelt den Kopf- „Nein", sagt er. „Das kommt erst am Nachmittag. Wollen Sie so lange warten?" „Ich denke nicht", erwidert Jasper, zieht sein Tele gramm aus der Tasche und sieht noch einmal nach der angegebenen Zeit. Vielleicht liegt ein Irrtum vor? Der Mann empfiehlt ihm, sich drüben im Büro zu erkundigen. Gehlsen erfährt dort, daß ein Sonderflugzeug von Hamburg gemeldet sei, das ungefähr um halb zwölf hier zwischenlanden werde. „Die Maschine ist von der Ham burger Polizei für einen Flug nach England gechartert -- kann das stimmen?" „Das stimmt sicher', versetzt Gehlsen erleichtert. „Ich bin von Herrn Inspektor Kanitz herbestellt." Dann solle er sich also nur noch kurze Zeit gedulde» — ein Grund zu besonderer Verzögerung liege nicht vor. Gehlsen bedankt sich und geht wieder ins Freie. Aus dem Rollfeld ist wenig zu sehen, ein paar Leute bessern i« einiger Entfernung die Umzäunung aus. Gehlsen steht da» stiert in die Luft und strengt seine Ohren an. Nach einiger Zett vernimmt er denn auch das Brummen eines Flug motors, und da kommt auch schon die Maschine in Sicht- Als sie über dem Platz in die Kurve geht, erkennt Jasper ein offenes Sportflugzeug, in dem zwei vermummte Ge stalten sitzen. Die Maschine setzt auf und rollt aus, die Monteure gehen hinüber, nm sie in Empfang zu nehme» und dem Piloten beim Ueberholen und Tanken zur Ha»- zu gehen. Die beiden Vermummten sind inzwischen au» dem leichtgebauten Stahlvogel, der den Namen „Habicht trägt, herausgeklettert, und Gehlsen erkennt im Nähet' kommen seinen Freund Kanitz. „Donnerwetter", begrüßt ihn Jasper, „das ist A allerhand. Kanitz! Freue mich sehr, daß Sie ausgerech«^ hier vom Himmel fallen —" . „Auf diese Art", versetzt der Inspektor und zieht » gefütterten Handschuhe aus, „erledige ich jetzt öfter mV Besuche. Kann man hier irgendwo 'ne Tasse trinken, Gehlsen? Kann auch 'n Grog sein. Oben wm ein bißchen frisch." (Fortfetzuna kolat.)