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Wilsdruffer Tageblatt : 13.05.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193905130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390513
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-05
- Tag 1939-05-13
-
Monat
1939-05
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 13.05.1939
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Mit Lem Bur inr Sudetenland Enges Autobusnetz zwilchen Sachsen und dem Sudetengan Der neue Sommerfahrplan der staatlichen Kraftwagen linien, der ebenso wie der der Reichsbahn und Reichspoft vom 15. Mai ab in Kraft tritt, steht im Zeichen des Aufschwunges der Wirtschaft und des Anschlusses des Sudetenlandes an das Altreich. Mit dem Wegfall der unnatürlichen Grenze war es möglich, die zahlreichen staatlichen Kraftwaaenlinien, die nach der Grenze führen, bis zu ihren natürlichen Verkehrssydpunkteil im Sudetenland durchzuführcn. Die Eaubauptstadt Reichenberg erhielt durch Verlängerung der Eillinie Löbau—Zittau die erwünschte Verbindung mit Zit tau und Löbau, wo der Anschluß an die Eisenbahnstrecke Dresden —Löbau—Görlitz hergestellt wird. Bedeutungsvoll ist auch die Verlängerung der Linie Zittau—Großschönau über Warnsdorf, Seifhennersdorf bis Rumburg. Von Ebersbach aus wurden weitere günstige Verbindungen über Eeorgswalde nach Rum burg und von Bischofswerda über Sohland nach Schluckens» hergestellt. Die Linie Zittau—Markersdorf wurde bis Friedland und die Linie Zittau—Lückendorf bis Deutsch-Gabel ausgedehnt, von wo aus sie teils über Zwickau—Haida, teils über Niemes— Reichsstadt bis Böbm.-Leipa weiteraeführt wird. Außerdem wird die Linie Löbau—Oppach—Neusatza-Spremberg bis Schluk- kenau verlängert. Im Verkehrsaebiet des Elbqebirges sind zwei Linien von besonderer Wichtigkeit nach dem Süoetenland eingerichtet worden, nämlich die Linie Dresden—Pirna—Peterswald über Tyssa—Köniaswald bis Aussig und die Linie Dresden—Pirna- Rosenthal über Schneeberg bis Bodenbach-Tetschen. Die Eil fahrten Dresden—Bodenbach—Tetschen werden dabei wieder wie früher auf dem kürzesten Wege über Prietzschwitz und Ro senthal geführt. Die Lokallinie Pirna—Langenhennersdorf— Hellendorf dagegen wird auf ihre alte Fahrstrecke im Eottleuba- tal zurückverlegt. Schließlich wird die Linie Bad Schandau— Hinterhermsdorf über Schönlinde—Warnsdorf bis Zittau durch- gesührt und nimmt in Schandau Anschlüße von Dresden, Pirna und Schweizermühle-Rosenthal auf. io daß eine unmittelbare Verbindung von Dresden nach Zittau besteht und für Zittau die allseits gewünschte Verbindung nach dem Elbgebirge geschaf fen ist. Was der Wegfall der hindernden Grenze bedeutet, tritt besonders augenfällig im O st e r z g e b i r ge zutage, wo auf der Hauptlinie Dresden—Dippoldiswalde— Altenberg—Zinnwald künftig ein Stundenverkehr eingerichtet wird, der mit neuen großräumigen Fahrzeugen bedient werben wird, die eine Ver kürzung der Fahrzeit ermöglichen Der Fahrplan dieser wich tigen Linie wurde in Eil- und Lokalfahrten aufgeteilt, wobei die Eilfahrten bis Teplitz-Schönau durchfahren und zwischen Zinnwald und Teplitz nicht mehr halten; in Teplitz sind An schlüsse nach Lsitmeritz, Milleschau. Vilin und D»z heraestellt. Den besonderen Beziehungen der beiden Bergstäbte Frei berg und B r ü r zueinander konnte durch Einrichtung einer Verbindung über Sayda—Deutschneudorf—Eebirasneudorf Rech nung getragen werden. 2n Sayda nimmt diese Linie Anschlüße aus Richtung Dresden—Frauenstei». in Eebirgsneudorf An schlüße aus Chemnitz—Marienberg—Olbernhau auf. Auch Ko- motau hat endlich die begehrte Verbindung mit Mittelsachfsn erhalten. Besonders wichtig ist hier, daß eine direkte Linie Chemnitz—Komotau über Marienberg—Reitzenhain eingerichtet worden ist. Die Eillinie Chemnitz—Marienberg—Zöblitz—Ol bernhau vermittelt von Zöblitz aus außerdem Anschlüße über Brüx nach Komotau und von Olbernhau über Katharinaberg nach Komotau, wobei die aufstrebende Industriestadt Görkau mit einbezogen worden ist. Von besonderer Wichtigkeit ist die Verlängerung der mit- telerzgebirgischen Hauptlinie Chemnitz—Annaberg— Oberwiesenthal nach Karlsbad mit Anschlüßen nach Eger. In Weipert sind außerdem Verbindungen über Preßnitz nach Kaa- den, Komotau und Pürstein geschaffen worden, um diesen indu striereichen Ortschaften günstige Verbindungen nach den Indu striezentren Annaberg und Chemnitz zu geben. Das an Westsachsen angrenzende Gebiet des Sudeten landes kennzeichnet sich vornehmlich durch seine weltbekannten Bäder Karlsbad. Marienbad, Franzensbad und St. Joachims- thal. Dem Verkehr nach diesen Bädern und nach Eger dienen die neuen Fernlinien: Dresden—Freiberg—Annaberg—Oberwie sental—2oachimsthal—Karlsbad—Marienbad, Chemnitz—Anna berg—Oberwiesenthal—2oachimsthal—Karlsbad, Zwickau—Aue —Eibenstock—Neudeck—Karlsbad. Plauen—Adorf—Klingenthal —Falkenau—Karlsbad und die „Bäderlinie" Blauen-Bad El ster-Bad Brambach—Franzensbad—Marienbai^ die zudem von Eger aus einen Abzweig über Falkenau nach Karlsbad bekom men hat. Daneben sind in diesem Gebiet noch weitere Verbindungen von 2ohanngeorgenstadt über Platten-Bärringen—Neudeck— Eraslitz nach Klingenthal, von Markneukirchen über Schönbach nach Falkenau, von Markneukirchen über Schönbach nach Eger und von Bad Elster über Roßbach nach Asch eingerichtet worden. Außerdem erhält die Linie Plauen—Bad Elster ihre natürliche Verlängerung bis Asch. Lie geschaffenen neuen Verbindungen nach dem Snbetcn- land werden der Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen der beiden benachbarten Gaue dienen und geeignet sein, den Fremdenverkehr untereinander zu heben. * Neue KraWosten Am 15. Mai wird eine neue Kroktpoft von Altenberg (ErzgZ über Rehefeld, Zollhaus Hermsdorf—Teichhaus Rechenberg— Vienenmühle Cammerswalde—Neuhausen lErzg.» Schwarten- berg nach Seissen <Erzg > eingerichtet. Vom gleichen Tage an wird der Betrieb auf den Sommerlinien Altenberg (Erzg.)— Frauenstein—Mulda—Eroßhartmannsborf-Mittelsayda—Groß woltersdorf—Eppendorf—Augustusburg— Chemnitz, Arnsdorf (Sachs.) Stolpen—Hohnstein (Sachs. Schweiz) und Hohnstein —Neustadt (Sachs.) wieder ausgenommen. * Neue MMolsbezeichnungen Vom 15. Mai ab erhalten innerhalb der Reichsbabndirek- tion Dresden folgende Bahnhöfe und Haltepunkte neue Bezeich nungen: Haltepunkt Chursdorf (bei Werdau) die Bezeichnung Seelingstädt (bei Werdau) Haltepunkt; Bahnhof 2ägersgrün die Bezeichnung Tannenbergsthal (Vogtl ); Haltestelle Nieder seissenbach: Heidersdorf (Erzgeb.); Haltestelle Schweinitztal: Lberneuschönberg; Haltepunkt Pötzscha-Wehlen: Stadt Wehlen (Sachs.); Haltestelle Rabenstein: Rabenstein (Sachs.); Halte punkt Rauenstein-Lengeseld: Lenaefeld-Rauenstein; Bahnhof Reifland: Reifland-Wünschendorf; Haltepunkt Engelsberg- Eckcrsback: Engelsberg (bei Krahau): Bahnhof Eraslitz Hbf. (früher Oberer Bahnhof): Graslitz; Bahnhof Graslitz-Vorstadt (früherer Unterer Bahnhof): Ernslitzer Vorstadt' Haltepunkt Landeck: Landeck-Pirten; Bahnhof Saaz: Saaz-West; Bahnhof St. 2oachimsthal: Radiumbad St 2oachimsthal; Bahnhof Bär ringen: Bärringen-Abertham; Bahnhof Gablonz (Neiße) Hbf. (auch Staatsbahnhof): Gablonz (Neiße)' Bahnhof Gablonz (Neiße) Abzweig: Gablonz (Neiße)-Brandl; Haltpunkt Gablonz (Neige, auch Haltestelle): Obergablonz; Bahnhof Königstein (Sachs. Schweiz): Königstein (Kr. Pirna); Bahnhof Kurort Rathen (Sächs. Schweiz): Kurort Rathen (Kr. Pirna); Halte punkt Obervogelgesang (Sächs. Schweiz): Obervogelgesang (Kr. Pirna): Bahnhof Hohnstein (Sächs. Schweiz): Hohnstein (Kr. Pirna); Haltepunkt Porschdorf (Sächs. Schweiz): Porschdorf (Kr.Pirna): Haltestelle Krumhermsdorf (Sächs. Schweiz): Krum hermsdorf (Kr. Pirna); Bahnhof Ulbersdorf (Sächs. Schweiz): Ulbersdorf (Kr. Pirna): Haltepunkt Weipert Bad: Weipert Haltepunkt; Haltepunkt Weipert (früher Haltestelle): Weipert- Ncugeschrei. Berufserziehung und Beiriebssührung Wirtschaftskundliche Studlensahrt nach dem Balkan Am 10. Mai 1939 begaben sich 20 Vetriebsführer der Nah- rungs- und Genußmittelindustrie aus dem Gau Sachsen unter Führung des Kausachabteilungswalters Pg Roth zu einer Stu dienfahrt nach dem Südosten Europas. Empfänge bei den jewei ligen Handelskammern werden dazu beitragen, die wirtschaftliche Struktur der einzelnen Länder eingehend kennenzulernen. Eine mehrtägige Dampferfahrt aus der Hönau entlang der rumänisch- bulgarhchen Grenze durch den Kaian-Paß, das Eiserne Tor, an der Türkeninsel Ada Kaleh vorbei nach Giurgiu soll Abwechs lung bringen und auch Einblicke in die landschaftlichen Schön heiten gestatten Der rumänischen Hauptstadt Bukarest wird ein mehrtägiger Aufenthalt gewidmet. Anschließend werden die Oelselder in Ploesti sowie die deutschen Siedlungen in Kron stadt und Hermannstadt besucht. Eingehend werden noch die Verhältnisse im Burgenland studiert, und zum Abschluß erfolgt noch eine Einführung in das Banater Wirtschaftsleben. EM-Kunz-KamMahn in Zwlüau geplant 2n einer Beratung des Oberbürgermeister mit den Rats- Herren wurde beschloßen, bei den zuständigen Stellen die Geneh migung dafür zu beantragen, daß die werdende Zwickauer Eroß- kampfbahn, die im Herbst mit den Neichsgcpäckmeisterschasten der SA. eingeweiht werden soll den Namen des tödlich verun glückten Ministerialdirektors Erich Kunz tragen darf. Kurz gemeldei: — Der 6. Deutsche Apothekertag vom 8. bis 6. 2uni in Dres den bringt eine Festsitzung der Reichsapothekerkammer im Deut schen Hygiene-Museum, eine Ausstellung und die Hauptver sammlung der Deutschen Apothekerschaft. An Einzeltagungen sind Sitzungen der Obmänner der Akademie für pharmazeu tische Fortbildung, der H2.-Apotheker, SA.-Apotheker, ((-Apo theker, der NSKK.- und NSFK.-Apotheker vorgesehen. Auger- dem tagen die Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft, die Hochschullehrer, Phar- mazieräte, Lehrapotheker und Vorprüser. — Die Fachgruppe Musikinstrumentenindustrie der Wirt schaftsgruppe Metallwaren und verwandte 2ndustriezweige hält am 17. Mai in Graslitz ihre erste Lahreshauptoersammlung nach der Eingliederung der sudetendeutschen Musikinstrumenten industrie ab. Die führende Stellung dieser deutschen 2ndustrie aus dem Weltmarkt ist durch die Eingliederung des Sudelen gaues noch verstärkt worden. Bezahle ich meine Haus gehilfin richtig? Diese Frage beantwortet Ihnen der Anhang zu den „Richtlinien für die Regelung des Avbeitsvcrhältmsses der in einem Haushalt beschäftigten Volksgenossen (Hausgchilfen un- Hauscmgestellte), die vom Reichstreuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Sachsen am 28. April 1937 erlassen wurden. Der Anhang hat folgenden Wortlaut: „Die Verordnung des Beauftragten für den Vierjahres plan, Generalfeldmarschall Göring, vom 15. Februar 1938 über das weibliche Pslichtjahr führt den Haushaltungen in größerem llmfange neue Arbeitskräfte zu. Es liegt Veran lassung vor, darauf hinzuweisen, daß auch bei Ableistung des weiblichen Pflichtjahres im Haushalt ein geordnetes Arbeits- Verhältnis vvrliegt. Für dieses Aibeitsverhältnis gelten eben falls die von mir am W. April 1937 erlassenen, in Nr. 19'20 des Jahrganges 1937 meiner Amtlichen Mitteilungen abge druckten Richtlimien für die Regelung des Arbeitsoerhält- nifses der in einem Haushalt beschäftigten Volksgenossen (Hausgchilfen und Hausangestellte). Diese Richtlinien bringe ich in Erinnerung mit folgenden Hinweisen: Für die Lohnzahlung für alle in Haushalten beschäftigten Volksgenossen empfehle ich Beachtung folgender Lvhnrichtsätze: für im Haushalt Beschäftigte: Monatlicher Barlohn bei vol ler Kost und Wohnung: Hausgehilfinnen: 1. Jugendliche — schulpflichtig — 14—15 Jahr 13,— RM., 15—16 Jahre l 1,— NM., 13—17 Jahre 18,— RM.; 2. Hausmädchen ohne Koch kenntnisse bis zum 20. Lebensjahr A),— RM., über 20 Jahre Zg,— RM.; 3 Hausmädchen mit Kvchkenntnissen bis MM 20. Lebensjahr 25,— RM., über 20 Fahre 30,— RM. 4. AI- leinmädchen, die auch selbständig kochen, einfache Stütze, ein fache Köchin mit Hausarbeit, Wirtschafterin für kleinen Haus halt 35,— bis 40,— RM., Stubenmädchen 40,— RM.; 5. Wirtschafterin für großen Haushalt ab 50,— RM.; 6. per fekte Köchin im großen Haushalt 50,— bis 70,— RM., per fektes Stubenmädchen mit Beschäftigung im Schneidern 45,— RM., mit Beschäftigung im Schneidern und Glanzplätten 50,— RM. 7. Zuschläge: Vorstehende Sätze erhöhen sich a) um 10 v. H. für geprüfte Hausgehilfinnen und für Aus hilfen, b) um 20 v. H. für Hausgehilfinnen, die zugleich in einem mit dem Haushalt verbundenen Geschäft oder Gewerbe zu arbeiten haben; c) für Hausgehilfinnen, die außer dem Haushalt schlafen, um'den hiermit verbundenen Aufwand für Miete und Fahrgeld, mindestens aber um 6,— RM. 2. Aufwartungen: Stundenlöhne mit Kost (das sind die in die Arbeitszeit fallenden Hauptmahlzeiten) und ohne Kost. Aufwartungen für Privathaushalte —^l0 RM. mit, —,40 RM. ohne Kost; Aufwartungen 14 bis 16 Jahre —,15 RM mit, —,25 RM. ohne Kost; Wasch- und Scheuerfrauen —,45 RM. mit, —,60 RM. ohne Kost; Scheuerfrauen für Malerarbeiten und Neubauten, Teppichklopfen —,45 NM. mit, —FO RM. ohne Kost; Aufwartungen für Geschäfts räume, soweit nicht besondere Tarffe bestehen —,50 RM. 3. Flickerinnen je Tag mt Kost 2ch0 bis 3H0 RM. Hm Urlaubsfall soll die Entschädigung sein: für ausfallende Kost und Wohnung pro Tag 1,50 RM., wenn nur Kost aus fällt 1,— RM. Hinsichtlich der in 8 7 r-orstehender Richtlinien festgeleg ten Freizeit wird empfohlen, den Hausgehilfen nach Möglich keit einmal im Monat einen vollen freien Tag zu gewähren. Hm Interesse der Klarheit und Ordnung liegt auch eine ge naue Lohnabrechnung, in die insbesondere auch die Abzüge für Sozialversicherungsbeiträge aufzunehmen sind. Es ist rat- fam, sich hierbei der von der Reichsfachgruppe Hausgehilfen herausgegcbenen Abrechnungsbücher zu bedienen." Wie heitzt's denn richtig? Greutsch oder Grötsch? Der „Duden" des gesprochenen Worts im Werden Die Aussprache der sächsischen Ortsnamen steht gar nicht so fest, wie man im ersten Augenblick meint. Hört man genau hin, so gibt es Zweifel in Menge. Gewiß, manches geht regelhaft nach der Schnur. Die vielen westsächsischen Ortsnamen auf — grün fetzen den Ton auf diese Endung, so Bermsgrün, Wolfsgrün, Lotten- grün, Oberstützengrün. Aber Haden Sie nicht auch schon von Oberrittersgrün reden hören? Wir sagen natürlich Gablenz, denn es heißt doch auch Kamenz! Nicht unbedingt, oenn in Schlesien gibt es ein Kamenz, und in Sachsen liegt ein Gablenz im Kreise Zwickau und eins bei Stollberg, das manche Stollberger als Gablenz sprechen. Wer Dürrengervisdorf zum ersten Male liest, der wird wahrscheinlich stolpern und erst im zweiten Anlauf nach Dürrengerbisdorf hinfinden. Und wer hatte noch nicht Markneukirchen und Berggießhübel falsch sprechen hören? Heißt es nun Radebeul oder Radebeul? Wir antworten im Brustton der Ueberzeugung: Radebeul natürlich! Als wir aber kurz darauf fragen, was eigentlich aus Kötzschenbroda geworden sei, da werden wir belehrt: das heißt jetzt Radebeul II. Ein Gegenstück ist durch die Bahn in Heidenau entstanden. Selbstver ständlich sagen wir weiter Heidenau, aber der Bahnhof heißt H e i denau-Süd. Sagt man ebenso sicher Helle rau? Wir zweifeln, auf der Post sagt man Rähnitz-Hellerau und in der Straßenbahn Hellerau-Nähnitz. Wenn der Dresdner auf dem Dampfer Nach Pillnitz fährt, dann zeigt er nach dem neuen Schloß herauf und sagt: das ist das Schloß vom Markgrafen! Wenn aber der Schaffner auf der 11 durch die Bautzner Straße fährt, dann ruft er meist Markgrafenstraße aus. Leider sein Kollege auf der 18 entsprechend Schlageterplatz statt Schlageterplatz. So wird man gewöhnlich wohl auch seinen Sonntags ausflug nach der Seerenteichbaude machen, besonders wenn man aus Cossebaude kommt. Meint man das Gasthaus aber im Gegensatz zu anderen Bauten, so sagt man sicherlich Seerenteichbaude. Die Einwohner von Herrnhut wehren sich gegen jegliches Schwanken und während die von Sagan sich Saganer nennen, bleibe» die Herrnhuter in der ganzen Welt Herrnhuter. Alle Berliner fahren gern nach Dreesden. Aber die Leute aus dem Elbtal, besonders, wenn sie aus der Richtung Meißen herauskommen, fahren nach Dress den. Und di« müssen's ja wohl besser wissen. Dressden mit kurzem k wird die ältere Sprechform fein, doch haben die Fremden offenbar Oberwasser gekriegt, denn Dresden mit langem « setzt sich durch. Oesters können wir seststellen, daß dir Einheimischen hartnäckiger als diese Dresdner auf ihrem alten Recht bestehen, so steht Pottschappel gegen Pool- schappel und Ooschätz gegen das ortsübliche kurze Oschatz. Hart umkämpft ist der berühmte sächsische Ritter Wiprecht von Groitzsch. Hur wollen wir in letzter Stunde einsm alten Schulmann das Handwerk legen, der vor Jahr zehnten den Einwohnern des Ortes klar zu machen suchte, sie hätten nicht Gr eetsch oder Grö ö tsch zu sprechen, sondern Greutsch wie deutsch. Man sagt aber heute noch Gröötsch in Groitzsch. Und es wäre schön, wenn sich alle Lehrer, die in sächsischen Schulen von Wiprechts machtvollem Grabmal in der Laurentiuskirche zu Pegau reden, entschließen könnten, ihn fortan so zu nennen, wie der im Schutze seiner Stammburg entstandene Ort tat sächlich heute noch heißt, nämlich Gröötsch. So auch Alten groitzsch und Roitzsch bei Wurzen und Roitzsch bei Bitter feld, denn auch der Leipziger Bolksmund weiß nur von Mause-Zwenke und Pantoffel-Greetsch! Das oi hat's in sich! Denn wer wußte, ohne die Einheimischen zu befragen, wie man Troischau und Poititz, Millitz-Roitschen und Poyenhäuser sprechen soll, wo doch Koitzsch bei bei Kamenz nicht Köötsch und nicht Keutsch heißen will, sondern widerspenstigerweise Kootsch. Wenn die Schrift unsere Aussprache bestimmen will, dann sührt sie uns oft seltsame Irrwege. Wer weiß, von welchem Katheder es ausging, aber da hat einmal einer in einem Hörjaal Niet-z-sche gesagt, und er muß sehr tiefen Eindruck gemacht Haven, als er das z besonders zischen ließ, denn in seiner Nachfolge sprechen's heute schon Tausende, die nicht in Thüringen Sachsen oder Schlesien gewesen sind, wo die Namensvettern Nitsche und Nietsche wimmeln. Wie dankbar kann der berühmte Sohn von Pulsnitz sein, daß sein Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Theater in Weimar nicht eines Tages einem Riet-z-schel zugesprochen werden kann! Wer hilft aber dem Spielleiter, der Hanns Iohst's Schla geter inszenieren soll, dem Kaufmann, der telewnisch Instrumente in Markneukirchen bestellen will, wer dem Ansager im Rundfunk, der in fünf Minuten einen Pantoffelbrand in Groitzsch zu melden hat, wer hilft allen, die die deutschen Eigennamen richtig aussprechen wollen? Das kann — neben der Sprecherziehung — nur ein Duden des gesprochenen Deutsch sein, aber den gibt es bis heute noch nicht. Der verdiente alte Siebs reicht nicht mehr aus; aber ein neues Wörterbuch ist im Werden, an dem vor allem die Reichsrundfunkkommer arbeitet, der sehr daran liegt, daß Koitzsch den Kootschern, Roitzsch den Röötzschern erhalten bleibt und daß vor allem Nietzsche und Beethoven, Böcklin und Lenbach, Devrient und Marschall Ney so gesprochen werden, wie ihre Zeit- und Landgenossen sie allemal gerufen haben. Alfred Simon- nur- »vkeNv!««,-. 21 Nür Nen bür Nie Nvnnn «SMS msnivi b-ivol «oslvni «isla ja reictier Msvskl dniformtucke "Hey WI arcktucke / ^uio---.arc» Oulttucke / LliÄulteur-Xorcks l-ocienstatke / Trsclitenstol^
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