Volltext Seite (XML)
AöW HM rüzzz ^ezz^erz... Hie und da kommt es schon einmal vor, daß Vater Wirklich bereits geraume Zeit vor dem Muttertag eines Morgens vergebens zu verbergen versucht, daß er sich die gute neue Krawatte umgebnnden hat und sich mit geradezu verdächtiger Sorgfalt rasiert. Wenn er dann auch noch unter betrüblich fadenscheinigen Vorwänden die Kinder entführen will — dann weiß die kluge Frau leider schon wieder einmal genau Bescheid, glaubt alle Vorwände mit scheinheiligem Ernst und freut sich still vergnügt auf das schöne Photo ihrer Lieben, mit dem sie am Muttertag „überrascht" werden wird. Und eine Ueberraschung ist es dann doch noch; denn daß es so reizend werden würde, hatte Mutter doch nicht erwartet: das g-rotze Bild zum Aufstellen im zierlichen Rahmen für den Nähtisch und dazu noch, sauber vom Buchbinder in Jgraf, dem neuen deutschen Werkstoff, gearbeitet, ein Album, nicht größer als ein Notizbuch, in dem sie die Auf dem festlich geschmückten Nähtisch stehen kleine Gaben der Kinder, vor allem der Kuchen, den Mutter nicht selbst zu backen brauchte — und als Vaters großes Geschenk, der Gutschein: Wäschewaschen für den ganzen Sommer beim Wäscherei- und Plättereihandwcrk, und an jedem „Waschtag" dafür ein Familienausflug! Einzelbilder aller Kinder, jedes in eine Hülle aus Cellophan geschoben, in der Handtasche bei sich tragen kann. Gibt es wohl eine schönere Ehrung für eine Mutter als solch ein wahres Dokument ihrer Verdienste: die Bilder strahlender, wohlgepflegter Kinder samt dem vergnügten Vater im Hintergrund? Und wenn der Vater ganz schlau gewesen wäre, hätte er das Bild schon längst einmal bei einer passenden Gelegenheit — vielleicht, als Mutter einmal ein paar Tage verreisen mußte — machen lassen, und die Ueberraschung wäre noch vollkommener gewesen. Wenn — allerdings! —, wenn es ihm dann -klungen wäre, die Kinderschar am Berichten über dies große Abenteuer in der Werkstatt mit den vielen Lampen und Apparaten zu verhindern! Ja, hier und da kommt es schon wirklich vor, daß sich die ganze Familie schon lange auf den Muttertag freut — beinahe wie auf Weihnachten —, weil sie es gar nicht erwarten kann, all die wunderbaren Ueberraschungen, die Vater und Kinder ausgeheckt haben, endlich an den Tag zu bringen. Und weil ja bekanntlich die Vorfreude die reinste ist und beim rechten Schenken sowieso nie ganz klar ist, wer das meiste davon hat: der Geber oder der Empfänger, so ist auf diese Weise der Muttertag auf dem rechten Wege, ein richtiger Feiertag zu werden: Mutters Ehrentag und ein Fest auch für alle anderen. Grade die Mutter zu ehren und ein wenig zu ver wöhnen, ist doch das allerschönste und auch das leichteste; man denke nur einmal richtig darüber nach, was sie alles heimlich wünschen mag, wieviel sie nötig braucht und doch immer wieder auf der Anschaffungsliste streicht, eben weil sie die Mutter ist und so ganz selbstverständ lich meint, erst kämen alle andern, dann die Wohnung, und die Sommerreise, und noch eine Weile gar nichts, ehe sie an sich selber denkt. Und nun kann man das ein mal ein bißchen wiedergutmachen! Schon das vergeßen vor allem die Heranwachsenden Kinder so oft: Mutter ist doch eine Frau, und im Grunde genau so eitel und genau so voll Freude, um sich zu schmücken und schön zu sein wie jene Modedamen, die sich auf der Straße anstaunen lassen. Auch für sie sind alle die modischen Kleinigkeiten, die Spitzenjabols, Schals, Kräg- lein und Manschetten, die schönen handgearbeiteten Taschentücher, die eleganten Blusen, die zierlich genähte und gestickte Wäsche im Fachgeschäft — all die Dinge, die die Kleidung über das unbedingt Notwendige hinaus elegant und gepflegt machen, verlockend. Wie gern hätte sie vielleicht auf dem dunklen Kleid ein Stückchen echter Stickerei oder Spitze. Sicher freut sie sich immer über nützliche Geschenke — aber sollte man nicht ihren Ehren tag einmal zum Vorwand für ein ganz klein wenig Verwöhnung nehmen? Nur — solche Geschenke müssen mit besonderer Vorsicht gewählt werden. Die schönste Garnitur, der eleganteste Schal nützen nichts, wenn sie nicht zur übrigen Kleidung passen. Am besten sucht man solche Dinge immer zu einem bestimmten Kleidungsstück passend aus. Oder Vater schenkt Kleiderstoff und Gut schein für die Schneiderin, nnd die „großen" Kinder den Ausputz dazu! Auch Wäsche muß, vor allem in der Farbe, zueinander passen. Aber da weiß die erfahrene Wäscheschneiderin im Fachgeschäft schon Bescheid. Zu diesen ganz persönlichen Gaben, die einmal für Mutter Wirklich ganz allein bestimmt sind, gehören natürlich auch Taschen, Gürtel, Handschuhe, wieder — wie es auch die Mode vorschreibt — in paffenden oder in hübsch gewähl ten, ganz entgegengesetzten Farben. Aber nie vergessen, daß Mutter die Sachen auch gern tragen soll! Mag sie auffallende Farben auch Wirich gern — selbst wenn sie noch so modern sind? Ein^vißchen kann man sie schon überreden, auch einmal ein lebendiges, modisches Stück zu tragen. Nur darf es nicht gar zu einsam zwischen den übrigen Dingen wirken. Am besten fragt man da immer Mutters Schneiderin, Putzmacherin usw. um Rgt. Daß natürlich, wenn man so viel Geld attsgeben kann, ein echtes, vom Goldschmied gearbeitetes Schmuckstück das allerbeste Geschenk ist, steht wohl außer Zweifel. Und noch eins: Auch Mutter ginge vielleicht gern öfters ein mal zum Friseur oder ließe sich nur zu gern die Hände regelmäßig pflegen, wenn man ihr das Abonnement dafür schenkte! Leichter, wenn auch nicht ganz so persön lich, ist eine Gabe für Mutters kleine eigene Welt, für ihr Heim. Auch hier hat sie so manchen heimlichen Wunsch, möchte sicher gern das eine oder andere Stück durch ein mehr neuzeitlich geformtes ersetzen — es braucht ja nicht gleich ein Möbelstück zu sein! Aber wie wäre es mit einem Gutschein fürs Neupolieren, für einen neuen Bezug aus ein Polstermöbel? Das gibt es ja natürlich älter, und manches geht tyr nlM mehr ganz st» flott vo» der Hand — wenn man ihr nun zum Muttertag ein« Arbeitserleichterung „schenkte"? Ja, auch das gibt esk Und wenn es nur der Festkuchen ist, den sie nicht selber zu backen braucht... Welche Freude aber würde sie MÄ Für Mutter haben die Kinder ihren Platz am Frühstücks- tisch geschmückt. Kleiderstoff nnd Einkaufskorb, gedrechselter Senfbehälter und ein besonders sinnreicher Topf, in dem Schnittlauch und Petersilie im Winter in der Küche gedeihen, stehen als Gaben dabei. dem „Abonnement" haben, in dem geschrieben steht, daß der Wäscher- und Plättermeister ihr für ein halbes oder gar ein ganzes Jahr die Plage des Waschtags abnimmt? Oder mit einem ähnlichen Gutschein vom Glas- und Gebäudereiniger fürs Fensterputzen, vom Parkettleger für Fußbodenpflege, vom Tapezier für das Abnehmen, das fachgemäße Reinigenlaffen beim Chemischreiniger nnd das Neuaufhängen von Gardinen und Vorhängen? Ein Gutschein wäre gar kein richtiges festliches Ge schenk, so meint man? Da kommt es nur darauf an, wie man ihn überreicht. Wenn ihn nun eins der Kinder mit viel Liebe, Buntstiften und köstlichem Ungeschick ausmalte? Und dann wird er mit viel Feierlichkeit und Blumen strauß aufgebaut, vielleicht auf Mutters Platz am Früh stückstisch oder auf ihrem mit Frühlingsgrün umkränzte« Nähtisch. Genau so gilt es auch von den anderen Gaben: es sind ja zum Mpttertag stets nur Kleinigkeiten, ^ur greifbare, liebevoll gewählte Zeichen von Liebe und Dank barkeit — und das wichtigste ist dabei, daß sie auch mit der rechten Freude und Feierlichkeit gegeben werden, so daß der Muttertag zum wirklichen Festtag wird — und sei es auch nur dadurch, daß Mutters Platz am Morgen mit den ersten Blüten von Garten und Balkon geschmückt wird. M. V. Aufnahmen: Curt Bieling lA — W. Und dann gibt es noch ein Schenkgebiet, an das kaum einer denkt: Ob es wohl Mutter immer eine ganz reine Freude ist, sich so mit allem und allem im Haus halt von früh bis fpät zu plagen? Auch Mutter wird heutzutage längst nicht mehr, daß einer im Nachgefühl des Festtages und im peinlichen Schreck darüber, daß er ihn fast vergessen hätte, solch einen Gutschein als letzten Rettungsanker schleunigst fabriziert, um dann das Ein lösen auch wieder zu „vergessen"? Am besten ist es aber doch, gleich den Auftrag mit dem Meister festzulegen und nur die genauen Angaben über die Ausführung freizu- lasien...