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Die Hohlköpfe — und was sie lehren Zur Eröffnung des Hohnsteiner Puppenspielhauses „Siebe Menschen! Ihr müßt entschuldigen, daß lch so von oben auf euch heruntersehe. Ich weiß ganz genau, daß es nicht im Sinn der Volksgemeinschaft ist. wenn einer auf den anderen runterschaut. Aber das geschieht bet uns Holzköppen aus technischen Gründen. Soweit es bei den Menschen selber auch noch vor kommt — und es soll nach Vorkommen — geschieht es nicht aus technischen Gründen. Keiner soll sich was draus machen. — Wer einem begegnet, der auf ihn runterschaut, der soll den Kopf zurückwerfen, den anderen anschauen und dabei denken: ö Du Kerl hast einen Holzkopp." Es ist eine tiefe Lebensweisheit, die Kasper tim von sich gibt. Und fast könnte er zu uns sagen: Du Kerl hast einen Holzkopp! Denn seien wir ehrlich: Haben wir nicht oft geringschätzig vom Kasper gedacht? „Kasper- theater — kommt für mich nicht in Frage!" Wir kamen uns zu klug vor, als daß Kasper uns etwas zu sagen hätte. Demnach ist er eines Wesens, das uns — die wir viel- keicht nur mit Zögern kamen — gefangen nimmt und mit dem er uns scherzend und doch nicht ohne Ernst den spie gel unseres Selbst vorhält. Und wir sind mit einem Male gut Freund mit ihm, freuen uns sogar, daß er nun in Hohnstein eine Bleibe, ein Puppenspielhaus, hat. „Schiller hat einmal von der „Schaubühne als einer moralischen Anstalt" gesprochen; Kasperles Bühne ist keine geringere „moralische Anstalt" und Kasperle selbst eine durch und durch „moralische Person". Er ist das heitere gute Gewissen des deutschen Volkes selber; er ist aber auch sein erzieherischer kleiner Genius. Deswegen ist er auch eine politische Gestalt. Er wendet sich von seiner kleinen Bühne herab an ein Gefühl, das uns allen gemeinsam ist, den kleinen wie den sogenannten „großen Kindern", das Gefühl für die Urform dramatischen Geschehens über haupt. Das Puppenspiel zwingt uns zur Selbstbesin nung auf eine Weise, wie wir sie sonst schwerlich erle ben. Allerdings, der Puppenspieler mutz nicht nur, ein Künstler, sondern auch in seiner weltanschaulich politischen Haltung eine Persönlichkeit sein. Er ist scharf zu unter scheiden von den armseligen Stümpern auf den Jahr märkten. Seine Erziehungsarbeit ist ein Stück Persön lichkeitsbildung, die meist von um so nachhalti gerem Wert ist, weil sie unbewußt den Menschen anspricht. Es ist eine unserer schönsten Aufgaben, das Puppen spiel so auf die Höhe zu bringen, daß es seine selbstver ständliche Anerkennung gerade auch von den Erwach senen findet. Damit wird zugleich ein uraltes deutsches Brauchtum wieder in unser kulturvolles Lebensgut zurück- geführt. Seine Bedeutung für die Jugend aber wol len wir gleich gar nicht vergessen. * So kennzeichnete Präsident, Ministerialdirektor a D. Lahr, das Ziel, das dem Puppensplel gestellt rst, als er das Festspielhaus der Puppenspieler in Hohnstein er- öffnete Und seine Worte konnten keine bessere Bestätigung finden,' als durch das Spiel von der klugen Vauerntochter, die zur Gemahlin des Königs wird. Max Iacob hat es für die Hohnsteiner Puppenspiele, frei nach dem Mär chen der Brüder Grimm, verfaßt. Da steht der Kasper vor uns, na, wie wir ihm kennen, und lieben. Seine Bauerntochter erweistt sich als Würdiges Vorbild, wenn sie durch ihre liebevolle Ergebenheit den König beschämt. Da ist aber auch der Dorfplatz mit den neugierigen Klatschbasen. Die mitternächtliche Geisterstunde macht ihrem Namen alle Ehre. Es fehlt nicht die Be schwingtheit des Tanzes, zurückhaltend, wenn König und Königin zum Walzer sich bewegen, ausgelassen und bunt, wenn Bauernvolk antritt. Handlung und Spiel erwiesen,, daß im Puppenspiel die Ursor-m aller Dramatik liegt, wover al lerdings die Puppe viel ursprünglicher zu wirken imstande ist, als es der Schauspieler je vermag. Denn die Puppe hat ja keinen eigenen Willen, und ist von vorn herein auf ihre Rolle" und ihren Zweck zugeschnitzt — es sind immer die besten Puppenspieler, die sich ihre Pup pen selbst schnitzen — der Schauspieler dagegen muß seinen eigenen Willen zurückstellen und sich dem. ihm vom Dichter zugedachten Zweck unterordnen. Das Spiel zeigte die großen erzieherischen Wirkungen, die es auszuüben vermag. Ganz anderen Charakter als auf der Bühne haben jedoch die Puppen im Film, der für das Heimatwerk Sachsen von Boehner, Dresden, unter Regisseur Engel geschaffen wurde. Alle Figuren, auch der Kasper, sind gemessener geworden. Sie haben nicht die Bindung mit dem Zuschauer, der ja in gewisser Hin sicht bei der offenen Bühne mitspielt, aber sie sind im Film für ibre Auwohe überzeugen^-,- »pg wirken dem nach nicht schulmeisterlich, wie menschliche Gestalten. Denn in diesem Film „Wie aus dem Karle ein Kerl wird" geht es um nichts anderes, als den Unterschied von guter und schlechter Sprache, von guter und schlechter Haltung zu zeigen. So wird Kasper mehr als sonst ein Charakter, der nicht mehr scherzend, sondern mit betontem Ernst zu uns spricht. Er leistet hier eine politische Arbeit ersten Ranges. * Welche Bedeutung dem Puppenspiel beigemessen wird, das zeigen Hitler-Jugend und Deutsche Arbeitsfront / Kraft durch Freude, die sich seiner angenommen haben und es bewußt pflegen. Das Reichs- institut für Puppenspiel in Stuttgart dient als Lehrinstitut, der Schaffung geeigneten Spielgutes und der wissenschaftlichen Bearbeitung aller Fragen des Puppen spieles. Wichtige Brcitcnarbeit wird dabei ein ansprechen des Bändchen leisten, das die verschiedenen Arten des Pup penspiels — der Handpuppen, der an Fäden hängenden Marionetten und des Schattenspiels — aufzeigt, und vom Amt „Feierabend" der NSG. „Kraft durch Freude", Ab teilung Volkstum-Brauchtum, herausgegeben ist. Tein Vorwort ist vom Hohnsteiner Kasper selbst geschrieben. 171 Vorstellungen mit 64 267 Besuchern, davon 23 597 Erwach senen, konnten er und die anderen Puppenbühnen (Mar Iacob, Hohnstein: Paul Hölzig, Dresden; Hans Wickert, Hohnstein) im Winterhalbjahr 1938/39 geben. Da gerade Sachsen mit seinen zahlreichen Puppenbühnen voranmar schiert, wünschen wir dem Kasper noch recht viel mehr Freunde und Begeisterte. Das Haus in Hohnstein, vom Heimatwerk Sachsen erstellt, wird dabei wichtiger Helfer sein, aber auch die diesjährige Großdentsche Rundfunk ausstellung, zu der der Hohnsteiner Kasper nach Berlin kommen soll. Helmut Auener. Neues aus aller Welt. Hochwasier in Württemberg Zwei Todesopfer Sintflutartige Regengüsse, die am Sonnabend und am Sonntag, durch Gewitterausbrüche verstärkt, über ganz Würt temberg niedergingen, riefen starkes Hochwasser hervor. Auch kleinste noch so harmlos aussehende Dorfbäche traten über die Ufer. Im Stuttgarter Stadtteil Feuerbach wurde ein 34jäh- riger Arbeiter, der mit Kanalarbeiten beschäftigt war, von den Wassermassen sortgerissen. Er ist ertrunken. Bei Oeschel- bronn geriet ein Mann aus Wimsheim in den Dorfbach und ertrank gleichfalls. Der Hauptflutz des Landes, der Neckar, ist besonders im Unterland auf weite Strecken über die Ufer getreten. Besonders verheerend scheint die Schmiech, ein Ne benflüßchen der Donau gehaust zu haben. In manchen Ort schaften mußten die tiefer gelegenen Häuser geräumt werden. Kindesmörderin zum Tode verurteilt. Das Rostocker Schwurgericht verurteilte die 22 Jahre alte ledige Anna Reuter aus Allershagen bei Rostock wegen Mordes zum Tode uni» dauerndem Ehrverlust. Sie hatte am 24. Februar d. I. ihrer fünf Monate alten Tochter, die in einem Heim gm unter gebracht war, bei vorübergehender Abwesenheit der Schwester aus einer mitgebrachten Flasche Salzsäure zu trinken gegeben, so daß das Kind in der nachfolgenden Nacht trotz aller Hilfe nach grauenvollen Schmerzen erstickte. Feuer im nichtbenutzten Kohlenschacht. InVicoigneim nordfranzösischen Industriegebiet glimmt seit Tagen in einem nicht mehr benutzten Kohlenschachi ein Fener. das in der Um gebung ernste Störungen hervorgerufen Hal In Raismes er litt eine große Anzahl von Kindern durch die nach außen kom menden Gase Vergiftungen. Ein dichter Rauch liegt über dem Gelände. Oeltransformator durch Blitzschlag explodiert. In Triest schlug ein Blitz in eine elektrische Umformerstation. Dadurch geriet ein großer Oeltransformator in Brand und explodierte. Eine riesige Rauchsäule kennzeichnete lange die Brandstelle. 50 Wohnhäuser in Estland eingeäschert. Der ungewöhnlich« Regenmangel dieses Frühjahrs hatte in Estland bereits eine große Zahl von Bränden verursacht. Der bisher größte Brand nicht nur dieses Jahres, sondern der letzten Jahre überhaupt, wütete in dem am Peipussee gelegenen Flecken Vööps. Das Feuer wurde durch den starken Wind begünstigt und deHnte sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Bald stand die Halft« des Fleckens in Flammen. In drei Stunden brannten fünfzig Wohnhäuser mit Nebengebäude» nieder. 260 Personen, das ist etwa die Hälfte der Einwohnerzahl, sind obdachlos. Flugzeug holt erkrankten Grvnlandforscher heim. Bel Aal es und landete ein in Oslo gestartetes Flugzeug unter Führung des Fliegers Erik Enanae? um den schwer erkrankten Leiter der norwegisch-französischen Grönlandexpedition, Gras Micarty von feinem Lagerplatz auf Grönland abzuholen. Von Aalesund aus wird das Flugzeug zunächst mit dem Dampfer „Veslekari" soweit an die grönländische Küste befördert, wie es die Eisverhältuifse zulassen. Dann wird es zur letzten Etapp« starten. AeiwSlesvee LeivM. Dienstag, 16. Mal. 6.39: Aus Frankfurt: Frühkonzert. Das Kleine Orchester des Reichssenders Frankfurt. — 8.30: Aus Bayreuth: Froher Klang zur Arbeitspause. Das Musikkorps eines Infanterie- Regiments. — 10.00: Aus Breslau: Zwei Völker finden sich. Hörfolge zum deutsch-italienischen Kulturabkommen. — 11.25: Gedenktage der Woche. — 11.40: Vom tätigen Leben. — 12.00: Aus Frankfurt: Mittagskonzert. Das Grohe Orchester des Reichssenders Frankfurt. — 14.00: Zeit, Nachrichten, Börse. Anschließend: Musik nach Tisch. lJndusirieschallplatten.) — 1ü.tn: Von altem und neuem Schmuck. — 15.30: Kammer musik. — 16.00: Rachmittagslonzert. Das Rundfunkorchester. — 18.00: Ueber Eis und Meer. Bericht von einer studentische« Expedition in die Arktis. — 18.25: Musikalisches Zwischenspiel. — 18.40: Will Vesper liest aus dem „Kaiserbuch" von Paul Ernst. — 19.00: Tanz mit der Kapelle Otto Fricke. — 19.50: Umschau am Abend. — 20.15: Aus Dresden: Militärkonzert. — 22.25: Violinmusik, gespielt von Pros. Leo Petroni. -- 22.50 bis 24.00: Aus Hamburg: Unterhaltung und Tanz. DeiMMmrdsender Dienstag, 16. Mai. 6.30: Aus Frankfurt: Frühkouzerl. Das Kleine Orchester des Recchssenders Frankfurt. — 10.00: Aus München: „Wir singen den Maien an..." Hörfolge um deutsches Maibrauch tum — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 12.00: Aus Köln: Musik zum Mittag. Solist: Reinhard Fritzsche. Das Rheinische Landesorchester. — 15.15: Kinderliedersingen. Lieder für unsere Mütter. — 15.40: Zeitschriften durchgeblättert. — An schließend: Programmhinweise. — 16.00: Musik am Nachmittag. Das Orchester des Deutschlandsenders. — In der Pause 17.00: Herhören, Pimpfe! Herbert Reinecker erzählt! — 18.00: Wir sprechen mit Herybert Menzel. — 18.15: Das Salzburger Mozart-Quartett spielt. — 19.00: Deutschlandecho. — 19.15: Be sinnliche Muse. — Dazwischen: Die interessante Ecke. (Auf- nähme.) — 20.15: Politische Zeitunasschau. — 20.30: Ferruccio Busoni: „Indianische Fantasie" für Klavier und Orchester, Werk 44. Solist: Willi Slech. Das Große Orchester des Deutsch- landsenders (Aufnahme). — 20.55: Einsührnng in die folgende Sendung. — 21.00—24.00: Ans Florenz vom Maimusikfest: „Re- guiem" von Giuseppe Verdi. UMberVergaWlltick N<n^oi^t,iost-e 7j «Nachdruck verboten.) Ratternd und schnaufend setzt sich das einzige und all gemeine Verkehrsauto von Kortum wieder in Bewegung. Gehlsen steht auf der Fahrt einen Teil des Dorfes hinter kleinen, blumenbunten Vorgärten liegen, hübsche, saubere strohgedeckte Häuser, wie sie von alters her zu dieser Dünenlandschaft gehören. Weniger malerisch sind die „modernen" Gebäude des kleinen Badeorts, die Hotels, Mittagstische und Pensionen, die Läden für Reiseandenken, Friesenschmuck und Webereiwaren, Badeartikel und An- stchtskarten. Der Wagen verläßt das Dorf und kommt auf die Landstraße. Gehlsen überzeugt sich, daß die Insel keines wegs so klein ist, wie er sie sich nach einem Blick in den Atlas vorgestellt hat. Er fährt zwischen Wiesen, auf denen weidendes Vieh geruhsam kauend die schweren Köpfe hebt, und blühender Heide, über der — durch die ganze Länge der Insel von einander getrennt — zwei hohe Leuchttürme zum Himmel ragen. Im. Grünen verstreut liegen die Werften, Gehöfte, die zum Schutz gegen Wassersnot auf kleinen künstlichen Anhöhen errichtet oder von grasbewachsenen Wällen um zogen sind. Hier also hält Frau Josephine Barka sich auf. Gehlsen wüßte gern, wo sie wohnt, er scheut sich aber, nach ihrer Adresse zu fragen, da sie es vermutlich sehr schnell erfahren würde. Da sie öfter hierher kam, würde wohl auch der Besitzer dieses Wagens sie kennen. Gehlsen hat aber nicht den Wunsch, ihr seine Anwesenheit vorzeitig oder gar noch am ersten Abend zu verraten. „Was ist denn das da drüben?" fragt er nach einer Weile und deutet auf einen Hügel in der Heide, der sich fast eben bis zu den fernen Dünenketten erstreckt. „Das da?" erwidert der junge Mann, „das ist das Hünengrabs Herr. Man kann es sich ansehen. Der alte Larsen, der in der Hütte daneben wohnt, zeigt es. Ein paar lausend Jahre soll die Höhle ja wohl alt sein." Gehlsen beschließt, gelegentlich hinüberzuwandern. Bor allem aber ist es seine Absicht, herauszubringen, wo sich Barkas Haus befindet, das eine altertümliche Sehens- «wrdiakeit lein soll. Der ortskundige Chauffeur würde es bestimm« wissen, aber es könnte auffallen, wenn er schon jetzt danach fragen würde. „Das ist der Friesenhof!" sagt der junge Fahrer und bremst vor einem breiten Gauer, an dem Graswaü, der das Anwesen umgibt. Gehlsen steigt aus und geht in den „Friesenhof", dessen stlbergraues Strohdach über niederen Mauern ausragt. Das Haus scheint sich in die Grasfläche zu ducken. Kein Baum ist zu sehen, nur im Windschutz des Gebäudes gedeihen ein paar armselige Sträucher Hiv Blumenstöcke. Eine Glocke schlägt scheppernd an, als Gehlsen die Haustür öffnet, eintritt und in dem sauberen, mit Fliesen ausgelegten Flur wartend stehenbleibt. Es dauert nicht lange, bis eine Tür sich auftut und ein junges Mädchen freundlich grüßend auf ihn zukommt. Eine Fülle licht blonden Haares, das unter dem im Nacken geknoteten Kopftuch hervorquillt, leuchtet förmlich durch das Halb dunkel der Halle. Als das Mädchen das Licht einschaltet, schimmert das goldene Blond über ihrer Stirn, und zwei hellgraue Augen sehen den Besucher ernst, aber freundlich fragend an. Diese Friesentochter hat ein schmales, herbes Gesicht; schlicht, aber stolz in Haltung und Ausdruck steht sie vor Gehlsen, der ihr Alter auf etwa zwanzig Jahre schätzt. „Dr. Gehlsen", stellt er sich vor, „ich bin eben ange kommen und möchte fragen, ob bei Ihnen ein Zimmer für mich frei ist?" ,Ha", sagt das Mädchen. „Unser letzter Gast ist gestern abgereist. Darf ich Ihnen das Zimmer erst einmal zelgen?" Sie geht ihm voran eine Stiege hinauf und läßt ihn einen Blick in den Raum werfen, der wie alles, was er bisher vom Friesenhof gesehen hat, sehr sauber, aber sehr einfach ausgestattet ist. Gehlsen ist entschlossen, hier zu bleiben, und mit dem Preis sofort einverstanden. Es gefällt ihm, und er will seine Sachen vom Wagen hereinbringen lassen. „Sind Sie selbst hier die Inhaberin?" erkundigt er sich und blickt das Mädchen lächelnd an. „Mein Name ist Meta de Vries" sagt sie und errötet ein wenig unter den gleichmäßigen frischen Farben ihrer klaren Haut. „Das Haus gehört meiner Tante, aber sie ist gelähmt und kann sich nicht viel uin die Wirtschaft und um unsere Gäste kümmern." „Also dann, Fräulein de Vries", erwidert Gehlsen, „auf gutes Einvernehmen." Sie gibt ihm ihre Rechte, die schmal und lanaffnartg tü. mit festem Druck. „Soll ich Niklaasen, dem Fahrer, der Sie hergebracht hat, Bescheid sagen, Herr Doktor?" „Nein, danke, das me ich schon selbst. Aber wenn ich bald etwas zum Abendbrot bekommen könnte, wäre daS prachtvoll, denn ich habe schon einen Mordshunger." Meta verspricht, gleich unten für ihn zu decken, und Gehlsen geht durch die bimmelnde Tür wieder ins Freie, um mit dem Chauffeur abzurechnen und seine Koffer aufs Zimmer bringen zu lassen. Das eigentümliche Gefühl unbestimmter Vorahnung erfaßt ihn, als er in die glasklare Luft blickt, die eine zart grüne Färbung angenommen hat. Das Land vor ihm liegt in graubraun Verschwimmenden Tönen und scheint sich in endlose Weite zu erstrecken. Das Licht des Leuchtturms ist aufgeflammt wie ein erster Heller Stern. Viertes Kapitel Am nächsten Morgen nimmt Gehlsen das Frühstück im Freien vor dem Hause. Ein wunderbarer, warmer und sonniger Tag ist angebrochen. Wenn das Wetter so bleibt, wird er seinen Urlaub recht genießen können. Meta, die ihm das Frühstück aufgetragen hat, sagt, bei dem Wind würde das gute Wetter vorläufig wohl beständig sein. Um so besser! Dann könne er ja eigentlich gleich heute zum Baden an den Strand gehen, meim Gehlsen. Aber Meta rät davon ab. „So empfindlich bin ich ja nun gerade nicht", wider spricht er, und Meta, die das Geschirr zusammenstellt, belehrt ihn, daß man gar nicht empfindlich zu sein brauche, um von dem vereinten Ansturm der Seeluft, der Sonne und des Salzwassers anfangs etwas mitgenommen zn werden. „Dann füge ich mich also Ihrer besseren Einsicht", gibt Gehlsen lächelnd zurück. Dabei leitet ihn im wesentlichen die Ueberzeugung, daß ein Zusammentreffen mit Josephine Barka sehr wahrscheinlich wäre, wenn er an den Strand ginge. Er möchte diese Begegnung heute noch vermeiden, obgleich er Josephine Barka gern Wiedersehen und be grüßen würde. „Hier gibt es ja auch noch andere Dinge, die man unternehmen kann", meint er. „Ich habe schon von dem Hünengrab gehört, das man besichtigen kann, und sicher kann man auch nette Spaziergänge machen?" (Fortsetzung folgt.)