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MsdmfferTagMtt Nr. 108 — 98. Jahraann Donnerstag, den 11. Mai 1939 Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 LI Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Dat „Wiltdrufftr Tageblatt" erschein« werkiag» IS Uhr. Bezugspreis monatt 2 RM frei Haus, bei PoNbeftellung f LA) RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Npf Alle Postanstalte*. Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle I ^i7höhc"re'^ew/"°d^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Bettis »en bestehtkein Anspruch ailf Lieferung der Zei- »ng oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beilicgt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise laut auftteycndcr Preisliste Nr. 8. — Z t s s e r - G e b ü h r : 20 Npf. — Dorgeschrie» bene ErscheinungStagc und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt — Anzeigen-Annahme bis vormittags lv Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermit- Fernsprecher t Amt Wilsdruss 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — — Bei Konkurs und ZwangSvergleich erlischt icder Anspruch aus Nachlaß. Englands Garantietrick England halte sich gewiß das ganze Einkreisungs- Manöver viel leichter gedacht und sich über den weiteren Verlauf der Dinge im Anfang wohl wenig den Kopf zer brochen. Um gegen die Achsenmächte einen empfindlichen Schlag zu führen, hatte England an Polen und Rumä nien Garantien gegeben, und die den Einkreisungs- Mächten blindlings dienende Presse hat alles getan, um die Vorteile, die den beiden Staaten durch Englands Hilfe zuteil werden, möglichst groß herauszustellen. Je länger sich aber die Einkreisungsmanöver hinziehen, um so mehr erkennt man im demokratischen Lager, daß doch die Macht eigentlich gar nicht ausreicht, um die ver sprochenen Garantien zu halten. Wie froh wäre man gewesen, wenn die Ammenmärchen der wcstdemokratischen Lügenpresse sich bewahrheitet hätten, die davon wissen wollten, daß die Verbindung zwischen Deutschland und Italien eine merkliche Lockerung erfahren habe. Aber ach, diese Hoffnungen erwiesen sich allzuschncll als trüge risch und verwandelten sich durch die Bekanntgabe des deutsch-italienischen Militärpaktes in bittere Enttäuschung. Wie die Stimmung in politischen Kreisen Englands ist, zeigen die Unterhausaussprachen über das Wehr pflichtgesetz und die Einkreisungsvcrhandlungen. Ministerpräsident Chamberlain muß sich manche scharfe Kritik gefallen lasten, ohne daß er die Angreifer aus dem Felde schlagen könnte. Die Attacke Lloyd Georges hat am besten offenbart, welche Sorgen man im englischen Einkreisungslager hat. Die Garantieerklärungen waren schnell gegeben, aber nicht so schnell sind die Mittel zu schaffen, um den Erklärungen auch eine reale Bedeutung zu geben. Mit einer schönen Geste und vielsagenden Ver sprechungen wird England heute kaum noch sich Freunde «werben. Eine ganze Reihe von Staaten, auf die Eng- land im Anfang große Hoffnungen gesetzt hatte, hat bereits abgesagt und die erste Rechnung Londons zunichte gemacht. In England kämpft man fetzt um das Prestige. Der alte politische Fuchs Lloyd George ist in seiner Nnierhansattacke ziemlich deutlich geworden, als er er klärte, daß England unbedingt mit Sowjctrußland zu einem Abkommen gelangen müsse, wenn die Garantie erklärungen nicht nur theoretischen Wert haben sollen. Die Sowjets hatte man in London dazu auserschen, um dem englischen Einkreisungsmanöver das Rückgrat und das nölige Gewicht zu geben. Mil Litwinow-Finkelstein war man schon so ziemlich einig, als dieser das Pech hatte, von Stalin kurzerhand kaltgestellt zu werden. Seit dem klappt die Regie mit Moskau nicht mehr. Die ersten Angebote der Sowjets zu einem Militär bündnis mit England und Frankreich haben in London kein Gehör gefunden. Man hat „Gegenvorschläge" ans gearbeitet und diese in Moskau überreichen lasten. Aber nun hatte man es in Sowjetkreisen nicht mehr so eilig und ließ die Westmächte über die weiteren Pläne im un klaren. Um die steigende Nervosität bei den Einkrei sungsmächten zu dämpsen, hat dann das englische Reulerbüro den gründlich mißglückten Vorstoß ge macht und den angeblichen Inhalt der englischen Vor schläge veröffentlicht. Reuter hat sich einer offensichtlichen Irreführung bedient, um die kleineren Oststaaten ja bei der Stange zu halten. Durch die schnelle Erwiderung des amtlichen Sowjetbüros Taß ist der englische Garantietrick aber bloßgestellt worden. Es zeigt sich, daß England wieder einmal sich die Sache so gedacht hat, daß Sowjetrußland für die Einkreisungsmächte die Kastanien aus dem Feuer holt. England hat von der Sowjetunion für sich.und Frankreich in dem Falle Hilfe gefordert, daß beide Staaten in Auswirkung der über nommenen Garantien für Polen und Rumänien einen Krieg gegen Deutschland führen sollten. London hat aber nichts von einer Unterstützung erwähnt, welche die Sowjetunion von England und Frankreich zu erwarten hätte für den Fall, daß sie sich infolge der übernommenen Garantieverpflichtungen für irgendeinen Staat im Osten Europas in einen Krieg begeben sollte. Die Sowjet- Politiker haben keine Lust, sich für England Hals über Kops in ein Abenteuer zu stürzen, das sehr gefährliche Folgen nach sich ziehen kann. In London hätte man sicherlich viel darum gegeben, wenn diese Dinge vor der Oeffentlichkeit mit dem Mantel der Liebe zugedeckt worden wären. Jetzt ist man doch pein lich berührt, denn nunmehr tritt ganz offen zutage, daß London Moskau und Moskau London nicht recht traut. Mag Sowjetrußland dieses Zwischenspiel vielleicht nur als eine Episode oder als Mittel zu einem Druck auf London und Paris betrachten, so hat die Aufdeckung des englischen Garantietricks doch die Schwäche der englischen Position deutlich ausgezeigt. Das aber hat ja England gerade verhindern wollen, denn es könnte doch nun sein, daß sowohl die garantierten Mächte wie andere mitt lere oder kleine Staaten vorsichtig und mißtrauisch werden. Blum bei SaMar und LyurtziU . .D« jüdische Kriegshetzer Leon Blum stattete am Mittwoch -i^'ttag im Foreign Office einen Besuch ab und hatte eine UU"<Aussprache mit Lord Halifax. Vorher hatte der fron- U^He Marxistenhäuptling eine Besprechung mit Winston Thur- Für alle Möglichkeiten bereit Die italienische Kriegsmarine — Staatssekretär Cavagnari vor der faschistischen Kämmer — Marinevoranschlag angenommen Die faschistische Kammer hat den Vorschlag für die Krieas- mrine angenommen. Staatssekretär Admiral Cavagnari be gründete den Voranschlag mit einer umfassenden Darstellung über den Aufbau und die Schlagkraft der italienischen Kriegs flotte. 2n Italien sei heute jeder, so führte Admiral Cavagnari aus, davon überzeugt, daß eine große und mächtige Kriegsmarine eine der Grundbedingungen für die Verteidigung Italiens und für die Konsolidierung des Imperiums bilde. Stillstand wäre gleichbedeutend mit Rückschritt. Außerordentlich wichtig sei es, daß die Qualität der Schiffe derart sei. daß sie mehr ins Ge wicht falle als die gabl. „Die italienische Flotte wird stets in der Lage sein, die Interesten Italiens und seine Verteidigung zur See zu garan tieren." Die Bauprogramme der letzten Jahre seien entweder bereits durchgeführt oder in rascher Vollendung begriffen. „Bin nen kurzem wird Italien vier Grohkampsschsife von je 35 VMI Tonnen, vier modernisierte Linienschiffe von je 2K MW Tonnen, neunzehn schwere Kreuzer, zwölf besonders schnelle leichte Kreu zer, sechzig Hochseezerstörer, siebzig Torpedoboote und Avisos und ^ine Zahl von U-Booten haben, die das Hundert weit über steigt «oroie einige Flottillen Schnellboote MAS besitzetzn." Dar über hinaus habe der Duce kürzlich eine weitere Flottenver- stärlung beschloßen, die demnächst in Angriss genommen werde. Der Staatssekretär beschäftigte sich sodann mit der Einheit des Kommandos, die ebenfalls vöm Duce angeordnet wurde und die rasche Beweglichkeit der Flotte garantiere und sich bereits bei zahlreichen Gelegenheiten bewährt habe. Die jüngsten Ereig nisse hätten Italien gezwungen, seine Flotte für alle Möglich keiten bcreitzuhalten. Die Zusammenarbeit zwischen See- und Luftflotte sei im vergangenen Jahr noch weiter ausaebaut wor den. Der Marinenachwuchs werde durch die faschistische Jugend organisation und ihre vormilitärische Ausbildung gewährleistet. Wiederholt seien in letzter Zeit Mobilmachungsproben durchge» führt worden, die jedesmal gezeigt hätten, daß die Kriegs marine binnen weniger Stunden operationsbereit sei. Die Wirksamkeit der Kriegsflotte habe sich auch bei den Landungs- manövern in Albanien gezeigt. Zusammensastciid betonte der Staatssekretär, daß dir ita lienische Kriegsmarine in jeder Weise gerüstet und vorbereitet sei und auch für den Fall eines langen Krieges über genügende Reserven versüge. Dreses alles erlaube Italien, gelosten und ruhig in dir Zukunft zu blicken. „Die »taitenilche Kriegsmarine weiß", schloß der Staats sekretär, „daß ein immer möglicher internationaler Konslikt, in den Italien verwickelt werden könnte, kür ihre Einheiten und ihre Mannschaften eine harte Probe bedeuten wurde Aber das faschistische Italien kann gewiß sein, daß das Ehrgefühl und die richtige Erkenntnis des Einsatzes zur See und unter den Mee ren nie fehlen wird. Unsere möglichen Gegner werden erkennen, wie hart die italienische Kriegsmarine zu kämpsen versteht" Die Ausführungen des Staatssekretärs wurden mit Ova tionen für die italienische Kriegsmarine und den Duce ausge nommen. Don Brauchiisch in Spezia Begeisterte Aufnahme — Besichtigung der Maschinenwcrke von Melara Generaloberst von Brauchiisch, der Oberbefehls haber des deutschen Heeres, ist am Mittwoch in Beglei tung von Staatssekretär General Pariani, dem Ober befehlshaber des italienischen Heeres, im Kriegshafen in Spezia eingetroffen, der zu Ehren des deutschen Gastes reichen Flaggenschmuck angelegt hatte. Nach einer Rundfahrt durch den Hafen besichtigte Generaloberst von Brauchiisch die großen Maschincnwerke von Melara und wohnte dann Artillerieschießübungen bei. Anschließend folgte der Oberbefehlshaber des deut schen Heeres einer Einladung des Oberstkommandieren den der dortigen Flottenbasis ins Offizierskasino. Kurz nach 14 Uhr verließ Generaloberst von Brauchiisch, dem auch hier eine begeisterte Aufnahme zuteil geworden war, nach herzlichem Abschied von Staatssekre tär General Pariani den Kriegshafen, wobei er erneut seiner Freude darüber Ausdruck verlieh, das faschistische Italien persönlich kennengelernt zu haben. Auf der Rückreise nach Deutschland hielt sich General oberst von Branchitsch einige Stunden in Genua auf. Der Obcrkmsehlsbaber des deutschen Heeres unter nahm eine Rundfahrt durch den Hafen - - Nie einzig wirkliche Friedensgarantie Deal hält Frankreichs „Meinungsmachern" den Spiegel vor — Gerechte Rohstoffvcrteilung die einzige Friedens garantie Marcel Dsat, der ehemalige französische Lnftfahrt- minister, der kürzlich bei einer Nachwahl zur Kammer wieder zum Abgeordneten gewählt wurde, befaßt sich in der Wochenschrift „Tribune de France" mit der Führer-Rede vor dem Reichstag und mit den „oft zum Heulen dummen Kommentaren der französischen Presse..." In der Rede gebe es Stellen, so schreibt Döat, die es weder an Stärke noch an Geschicklichkeit fehlen ließen. Was könnte man auf die Kritik gegen den Versailler Vertrag erwidern? Sei es denn etwa falsch, daß unkluge Metzger im gequälten Fleisch Europas herumgeschnitten hätten, ohne sich darum zu kümmern, ob ihre abgetrenmen Stücke lebensfähig oder Monstrositäten sein würden? Sei es denn etwa falsch, daß die „großen Unterhändler" von Versailles die wirtschaftlichen Wirklich keiten völlig ignorierten? Und wenn Hitler die günstigen Voraussetzungen des amerikanischen Lebens mit den Schwierigkeiten des deutschen Lebens verglich, habe er da wirklich so unrecht? Marcel Deal erklärt wörtlich, daß der Führer seiner Ansicht nach reichlich recht habe und die wirklichen Probleme anfwerfe. Auch nach einem neuen Kriege würde es in Mitteleuropa nach wie vor hundert Millionen Menschen geben, die man ernähren müßte, deren Leben unnormal sei. Diese dürfe Europa nicht übersehen. Däat empfiehlt daher in seinen weiteren Ausführungen eine normale »nd legitime Verteilung der Güter dieser Erde, eine rationelle Ansnützung des Erd balls und Ausbentnng seiner Hilssquellen, die für alle ausreichend seien, ohne daß dabei femand etwas zu ver lieren hätte. Hierfür müsse es aber ein anderes System geben als beute, zum mindesten für die wesentlichsten Roh stoffe. Wollte man diese sicherlich revolutionäre Anstren gung, die aber die einzige und wirkliche Friedens garantie darstelle, einfach verweigern, dann hieße das, auf jeden konstruktiven dynamischen Geist verzichten, also zugeben, daß die Demokratien in der Tat übersättigte Länder seien. Döat erklärt, sich zu der Feststellung gezwungen zu sehen, daß bisher jedenfalls Paris und London mehr die Hauptstädte der Plutokratie als „großherziger und kühner Demokraten" seien. DSat wendet sich vor allem gegen die französischen „Meinungsmacher". Zwar solle man, so meint Döat, auch weiterhin die militärische Sperre ans- bauen, ohne fedoch dabei zu vergessen, aus eine bessere Zukunft Europas zu verweisen. Indem Döat dann zu den Bündnisbestrebungen der „Demokratien" übergeht, erklärt er, daß die große Sperr mauer, die man im Osten errichten wolle, reine Einbilduna vleive. Man rönne automatisch auf keinen sicheren Bun^ desgenossen im Osten rechnen, nicht einmal auf Polen. Frankreich möge vor allem den Westen, das Mittelmeer und Afrika verteidigen, was den sofortigen Frieden garan tiere und eine morgige Verhandlung ermöglichen würde. Es sei aber geradezu irrsinnig, im Osten ein „Räderwerk der Katastrophe" einrichten zu wollen nnd sich darauf zu versteifen, „Unheilautomaten" zu bauen, genau so wie es irrsinnig sei, täglich die fran zösische öffentliche Meinung durch die kommunistische Agi tation korrumpieren und den Einfluß Moskaus in den Staat eindringen zu lassen. Bekenntnis zur Neutralität Die Außenminister der vier skandi navischen Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden, die auf Grund der deutschen Fühlung nahme wegen Abschlusses von Nichtangriffsverträgen in Stockholm zu einem Gedankenaustausch zusammen- gekommen waren, haben in einer amtlichen Verlautbarung ernent ihren Willen, im Falle kriegerischer Verwicklungen in Europa unbedingte Neutralität zu beobach ten, betont. Die Außenminister begrüßen Acußerungen von feiten jedes anderen Landes, die Integrität und Unabhängigkeit der nordeuropäischen Länder respektieren zu wollen, d. h. konkreter gesprochen, auch die deutsche Fühlungnahme wegen des eventuellen Abschlusses von Nichtangriffs verträgen zwischen Deutschland und ihren Ländern. Eine endgültige Stellungnahme ist nicht erfolgt; sie liegt bek den einzelnen Regierungen. Die Verschiedenheit der Lage der Aordsiaaten Zu der amtlichen Verlautbarung über die Stock holmer Beratungen der vier nordischen Außenminister über die deutsche Fühlungnahme wegen eines gegenseitigen Nichtangriffspaktes äußert sich von den norwegischen Blättern „M o r g e n b l a d", der Kernpunkt sei, daß jedem der vier Staaten überlassen würde, selbst zu ant worten. „Tidens T e g n" meint, daß die Lage für die einzelnen nordischen Länder verschieden sei. Dänemark habe die gemeinsame Grenze mit Deutschland, eine Tat sache, die eine natürliche Grundlage für den Abschluß des Paktes biete. Bei Finnland ergebe sich auch ganz natür lich das Eingehen auf einen Pakt mit dem Deutschen Reich. Norwegen wünsche nur eins, nämlich, sich aus jeder Kombination der verschiedenen Großmächte heraus- znhalten und seine vollkommene unbedingte Neutralität zu wahren. „Nationen" erklärt, daß es Norwegen schwer- gefallen sei, für die sogenannte Botschaft Roosevelts Be geisterung aufzubringen, habe sie doch Norwegen erst in die großen politischen Erwägungen hineingezogcn.