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MlsdeMer TssMM r. Blatt zu Nr. 86. Donnerstag, den 13. April 1939 Angst vor der eigenen Courage? Dank der englisch-französischen Kriegs- »nd Einkreisungshetze hat die Welt kein aus gesprochenes friedliches Osterfest erlebt. Das schlechte Ge wissen, das in London und Paris vorherrscht, Hai den Regierungsmännern Englands und Frankreichs unbe- gründeterweise schlaflose Nächte verursacht. Würden ne der Gerechtigkeit freien Lauf lassen und sich nicht als Vertreter einer brutalen Machtpolitik dokumentieren, könnten Mister Chamberlain und Monsieur Daladier in Ruhe der Zukunft entgegensetzen. Denn von Deutschland Und Italien geht keine Kriegsdrohung aus, während in London und in Paris die diplomatischen Giftmischer ihre üble Hetze zusammenbrauen mit Lügen und offensichtlich falschen Nachrichten, von denen die Welt sich in ihrem überwiegenden Teil mit Abscheu abwendet. Neuerdings erweckt es nun den Anschein, als ob das hysterische Geschrei in Paris und London aus Schwäche geboren worden ist. Besonders Herr Chamberlain scheint Angst vor der eigenen Courage bekommen zn haben. Und so hat London zum Rückzug geblasen. Viel anderes blieb den englischen und französischen Kriegs hetzern auch nicht übrig. Die Einkreisungspolitik, deren Zentrum rn London liegt, hat, das haben Chamberlain Und Halifax Wohl nun doch erkannt, Schiffbruch erlitten. Sowjetrußland bleibt nach wie vor das große Frage zeichen. Und mit Polen allein ist nicht viel Staat zu Machen. Die anderen Völker haben dem englischen „Liebes- Merben" die kalte Schulter gezeigt, was man ihnen nicht verdenken kann. Denn jedes auf Ehre hallende, stolze Voll muß sich zu schade dünken, als Schlachtfutter für den englisch-französischen Imperialismus zu dienen. Nationalspanien, Jugoslawien, Griechenland, Rumänien, die Türkei und Siam, um nur einige Nationen zu nennen, haben deutlich erklärt, daß sie sich nicht zu Handlangern der englischen Machtpolitik degradieren lassen wollen. Also bläst die englische Negierung, die ihre Presse während der Osterfeiertage wüstes Kriegsgeschrei hat ausstotzen lassen, zum Rückzug: Herr Chamberlain möge es mit seinem Volke selbst ausmachen, wenn die Folge seiner Hetzpolitik in England jetzt ein elender Katzenjammer ist. Mit einer schlechten Wahnpolitik wird man weder in London noch in Paris aus die eigenen Völker Eindruck machen. So kann man sich nicht wundern, wenn auch die Pressemeldungen aus London mit Vorsicht zu genießen sind, daß englische Zei tungen schreiben, England wäre zur „Versöhnung- mit Italien bereit und der Albanien-Zwischenfall solle diplo matisch bereinigt Werden. Mit einemmal läßt die englische Negierung erklären, daß die Mobilisierungsmaßnahmen in Gibraltar und auf Malta eine Bagatelle gewesen seien, die nur dazu gedient hätten, als „Vorsichtsmaßnahmen- aewertet zu werden. Allerdings, dieklareErklärung Italiens, daß es abwehrbereit sei und vier Jahr- Kange unter Waffen gerufen habe, hat Wohl entscheidend dazu beigetragen, daß wenigstens etwas Ver nunft in London und in Paris eingekehrt sind. Auch die Pariser öffentliche Meinung hat sich bis zu einem gewissen Grade beruhigt und spricht von einer Entspannung der Lage. Die politische Lage in Europa aber hätte sich gar nicht zuzuspitzen zu brauchen, wenn in London und in Paris die Regierungen nicht die Presse aufgeputscht und die unverschämten Lügen meldungen in die Welt gesetzt hätten. Deutschland und Italien haben ein reines Gewissen und sehen mit Zuver sicht der Zukunft entgegen. Es wird der Zeitpunkt kommen, wo man in England «nd in Frankreich erkennen wird, daß die Achse Berlin —Rom und die Antikominternfront der Mächte des Aufbaus und der Ordnuna unerschütter lich sind. Auf der Seite der so genannten autoritären Staaten sind Gerechtigkeit, Wahrheit und der Wille zum friedlichen Aufbau. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß sie den endgültigen Sieg über die Unvernunft der Beherrscher der Demokratien erringen müssen. Denn auch die Völker der Demokratien wollen in ihrer Mehrheit den Frie den, und man kann nur hoffen, daß durch den festen Widerstand der vernünftigen Elemente in den demo kratischen Ländern die hysterische Aufregung der Einkreisungs- und Interventions- Politiker vom Schlage etwa eines Chamberlain oder Roosevelt überwunden werden wird. Elf Verletzte bei Verkehrsunfall in Prag Vor dem Hotel „Imperial- in Prag entgleiste ein Straßenbahnzug und stieß in voller Fahrt mit einem ande ren Zug zusammen. Der Zusammenstoß war so stark, daß der Anhängewagen des entgleisenden Zuges umstürzte. Elf Fahrgäste wurden verletzt und mußten in das Krankenhaus einacliefert werden. Klare Ironien im Fernen Osten Japan kann englisch-sowjetrussische Annäherung nicht dulden Die in politischen Kreisen lebhaft erörterten Möglich keiten einer stärkeren Aktivierung der britischen Fernost polilik im Zusammenhang mit der europäischen Lage ver anlaßten die japanische Presse zu eingehenden Betrach tungen der japanischen Außenpolitik. „Ho 1 schi Schim - b u n- spricht von einem „neuen Wendepunkt- der japa nischen Außenpolitik, der durch die nunmehr klar sichtbare Trennung der totalitären und demokratischen Staaien- gruppe gegeben sei. Die Zeitung „Kokumin Schimbnn- warnt Japan vor irgendwelchen Kompromissen mit England in Fragen der Fernostpolitik. Das Blatt vermutet, daß Eng land seine Vermittlung zur Beendigung des China-Kon flikts anbieten werde, sofern England auf die Neutralität Japans und möglicherweise auch mit gewissen Garantien gegenüber Indien rechnen könne. Jeder Kompromiß mit England, so heißt es, würde das Endziel einer klaren Neuordnung im Fernen Osten gefährden. Dazu komme noch, daß Japan eine englisch-sowjetrussische Annäherung nicht dulden könne, denn diese würde sich auch gegen Japan richten und bringe zwangsläufig eine verstärkte kommunistische Agitation im Fernen Osten mit sich. AMMir-EMMon in Samburg Herzliche Begrüßung und Würdigung Am Mittwochabend traf das Expeditionsschiff „Schwaben land" mit der deutschen Antarktis-Expedition 1938'39 im Ham burger Hafen ein. Die Expeditionsteilnehmer unter Führung des Expeditionsleiters Kapitän Ritscher begaben sich sofort nach der Landung in das Hamburger Rathaus, wo Reichsstatthalter Gau leiter Kaufmann ihnen zu Ehren einen Empfang veranstaltete. Namens der Reichsregierunq hieß der Präsident der Deut schen Forschungsgemeinschaft, Professor Mentzel, die deutsche Antarktis-Expedition 1938/39 in der Heimat herzlich willkom men und dankte für das, was sie für die Wissenschaft und den Vierjahresplan und das gesamte deutsche Volk geleistet hat. Expsditionsleiter Kapitän Ritscher nahm Gelegenheit, den Vertretern von Partei und Staat, die zu seiner Begrüßung an Bord gekommen waren, durch einen Rundgang aus dem Expedi tionsschiff einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsgebiete der Expedition zu gewähren. Das Katapultschiff „Schwabenland", das bekanntlich lange Zeit im Südatlantik als Flugzeugstützpunkt Dienst getan hat, erhält seine besondere Eigenart durch die Flugzeugschleuder vorrichtung und die beiden an Bord befindlichen Dornier-Wal- Flugzeuge. Die 36 Meter lange Abschußbahn vermittelt den Flug zeugen schon beim Start eine Geschwindigkeit von 128 bis 1SV Stundenkilometer, so daß sie auch bei schwerem Seegang starten können. Ministerialdirektor Wohltatt, der Beauftragte des Eene- ralfeldmarschalls Göring, dankte dem Leiter der Expedition sowie allen Expeditionsmitgliedern und der Besatzung mit herz lichen Worten und beglückwünschte sie zu ihrem großartigen Erfolg. TruppenmanMer zu Eyren GokAy» Kundgebungen der Libyen-Araber für de« devtzche« Marschall Im Mittelpunkt der zu Ehre« von Generalfekd» marschall Göring in Libyen durchgeführten Veranstal tungen stand ein großes Truppenmanöver r« der Nähe von Tripolis, an dem starke Abteilungen In fanterie, Kavallerie, Artillerie, Panzerwagen sowie Bombenflugzeuge teilnahmen. Anschließend begab sich Generalfeldmarschall Göring nach Garian und Tigrinna, wo ihm in den reichbeflaggteu Dörfern von der Bevölkerung begeisterte Kund gebungen bereitet wurden. Nach seiner Rückkehr nach Tripolis besichtigte der Generalfeldmarschall die dortige Mustermesse, während er nachmittags das Eingeborenen viertel aufsuchte, wo ihm gleichfalls lebhafte Ovationen dargebracht wurden. Sprachenfchulung durch DAF. Internate in Rom, Barcelona und London. Das Amt für Berufserziehung und De» triebsführung der DAF. wird in diesem Jahre einen'Aus bau der zusätzlichen beruflichen Erwachsenenerziehunq durchführen mit der Schaffung der notwendigen Einrich- tungen im Inland und Ausland, die einer Sprachen- spitzenschulung dienen können. Bei der Sprachen schulung der DAF. stehen vier Sprachen im Vordergrund: Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch. Die Spitzen schulungsstätten, die in Jnternatsform durchgeführt wer den, werden zunächst im Jahre 1939 in Berlin» in Wien und in Nürnberg eröffnet. In Berlin fallen Englisch, Spanisch,Italienisch und Französisch, in Nürnberg Englisch und Spanisch, in Wien Englisch, Italienisch und Französisch gelehrt werden. Neben der bestehenden Sprachenschule der DAF. in London wird außerdem in Barcelona eine Sprachenschule wieder aufgebaut und eine Sprachenschule in Rom errichtet werden. An die Errichtung einer Sprachenschule inParis kann erst nach weiterer Klärung der politischen Verhältnisse gedacht werden. Die Lawincnkatastrophe in der Schweiz. Eine Lawine verschüttete im Kanton Graubünden ei« Kinderheim. Achtzehn Todesopfer waren zu beklagen. — Ueberblick über die Stätte des furchtbaren Unglücks, w« die Einwohner bei den Aufräumungsarbeiten und der Bergung der Opfer tätig sind. (Associated Preß-Wagenborg-MH / (28. Fortsetzung.) ' AVer wie es auch kommen mag, in ihrem Herzen schwingt und singt es! Das kann kein Meßdorff und keine „Union AG." töten oder auslöschen, das ist die selige jubelnde Stimme ihrer Liebe. * * * „Was für ein Mädchen ist Ihre Braut eigentlich, Karajan? Warum erzählen Sie nicht öfter von ihr?" fragt Frau Wernicke und reicht ihm die Fleischschttssel. „Oder sind Sie im Geiste nur immer bei Ihren Plänen?" Seit einer Woche lebt Karajan nun hier am Südende der Stadt Magdeburg in der Familie seines Freundes Wernicke. Man umsorgt und verwöhnt ihn, und er läßt sich das mit großer Freude gefalle». Er ist ein eifriger, wenn auch stiller Verehrer der kleinen Frau Wernicke, die auf eine bewunderungswürdige Weise den Haushalt zusammenhält, den Garten versorgt, für die drei Buben flickt, stopft, schneidert und doch immer Zeit sindet, nett auszusehen und am Abend für ihren Mann da zu sein. „Wenn ich Ihnen nun sage, Frau Gertrud, daß sie so ähnlich aussieht wie Sie, daß ich mir auch nie eine ausgesucht hätte, die Ihnen nicht gleicht, dann glauben Sie es ja doch nicht," seufzt Karajan und wirft einen verstohlenen Blick zu Wernicke hinüber, der gemächlich Zwiebel auf sein Hackfleisch schneidet. „Wissen Sie, am einfachsten wäre es doch, Sie lassen Ihren Mann hier im Stich und heiraten mich. Er macht sich doch in der Hauptsache nur aus frischem Hackfleisch etwas." „Stimmt!" grunzt Wernicke behaglich. „Und wenn ihr beide den Hausschlüssel sucht, er hängt gleich neben ver Küchentür. Ach, Kinder, was haben wir's gut, Acht wahr? Uebrigens ... was tut deine Braut eigent- tich?. Ist sie noch bei ihrer Tante?" „Nein. Seit Freitag ist sie in Dresden. Ihre Musik läßt sie nicht locker. Sie schreibt auch allerlei Aufsätze." „Und davon kann sie leben und ein Auto halten?" fragt Frau Gertrud erstaunt. „Davon kann man nur hungrig werden! Sie hat ja aber ein kleines Vermögen, nicht wahr? So hat's Kara jan uns jedenfalls erzählt." „Und wenn sie nur ein Paar Stiefel ohne Sohlen hätte . . . sobald meine Arbeit und damit mein Ein kommen gesichert ist, wird geheiratet!" lacht Karajan. „Was geht's mich an, ob sie Geld hat oder nicht? Im Gegenteil! Je weniger, desto besser! Ich bin einmal 'reingefallen mit reichen Mädchen. Auf Ihr Wohl, Frau Gertrud!" „Und auf Ihre Arbeit! Und daß sie Ihnen alle Hoff nungen erfüllen möge!" Die Gläser klingen hell zusammen. Es ist der letzte Abend hier, morgen will Karajan nach Berlin zum Patentanwalt. Er hat alles beisammen, was für die Patenterteilung nötig ist. Die stillen Tage dieser Woche, sorgfältig gehütet von den lieben Menschen dieses Hau ses, haben ihm und seiner Arbeit gut getan. „Nnn werden Sie bald ein reicher Mann sein und uns vergessen haben!" scherzt Frau Gertrud, aber es klingt doch ein wenig Wehmut in ihrer Stimme mit, und Karajan hört das auch gut heraus. „Liebe Frau Gertrud," lächelt er und legt seine Hand auf die ihre, die rot und ein wenig verarbeitet ist, „wie könnte ein Mensch jemals vergessen, was ihr hier Gutes an mir tut? Ich bin ans der Fremde gekommen und habe geglaubt, Las rächen zu müssen, was mir ein Mann einmal angetan hat. Und es ist rein wie verkext . . . das Vaterland hat mich ausgenommen wie oen ver lorenen Sohn, es hat mich mit seiner Liebe geradezu überschüttet. Ein Mädchen liest mich von der Landstraße auf und pflegt mich gesund. Eine Frau — Sie, Frau Gertrud — öffnet mir mütterlich den Kreis ihrer Fami lie .. . und die Folge davon ist, daß ich alle Rachepläne lasse und meinem bessern Ich solge, das niemals Rache und Vergeltung geliebt hat . . . sondern nur seine Arbeit . . . „Na .. ." meint Wernicke trocken, „und außerdem ist ein Patent noch keine Lebensversicherung. Man kann davon nichts abbeißen. Wer wird dein Patent finan zieren? Daß deine Erfindung, die Urform der jetzigen, ein Neinfall war, weih nicht mir die „Union AG.", sondern alles, was irgendwie mit der Branche zu tun hat. — Man braucht einen tüchtigen Batzen Geld, ehe die Sache anfangen kann, rentabel zu werden, ver- dämmt viel Geld sogar . . ." setzt er nachdenklich hinzu. „Doch das nur nebenbei. Dafür wir- Schorsch schon sorgen! Der kennt ja halb Berlin! Also ... zum Ab schluß . . . laßt uns austrinken! Und dann . . . ins Bett! Ja, ja, Gertrud, und wenn du auch ein GesiM ziehst! Karajan mutz morgen frisch sein. Patentverhauo, lungen sind keine Kaffeeunterhaltungen." * * * Der Abschied von den freundlichen Leuten in Mägden bürg fällt Karajan schwer. Sie waren alle so gut zu ihm, halfen, ohne zu fragen. Es gibt einen herzhaften Abschied von den drei Buben, der jüngste will den „Onkel Karja" überhaupt nicht fortlassen, höchstens, er dürfe mit, und Karajan mutz sich überall mit großen Versprechungen auslösen. Wernicke ist schon im Werk. Er ist nicht für großen Abschied. Er hat ihm noch einmal kräftig die Hand ge schüttelt und -ann geknurrt: „Schreib, wenn was los ist! Du weißt, von Geldsachen^ verstehe ich nicht viel. Aber wenn's gilt, deine Maschinen zu bauen .. . dann packen wir hier unsern Laden zusammen und kommen mit dir! Also . . Frau Gertrud möchte Karajan nicht fortlassen, weil sie meint, er sei noch nicht genügend herausgefuttert Un itt Berlin kümmere sich niemand um ihn. „Lassen Sie nur, Frau Gertrud," lacht er. „Mit mir; haben Sie doch wenig Glück, ich gehöre zu der Sorte, die die Natur nicht fett werden läßt. Sollen mal sehen, wie schnell wieder irgend etwas kommt, was mir die dünne Speckschicht, die ich Ihnen verdanke, wieder her unterholt. Mich kriegen Sie wie so, wie Sie es gern; möchten!" * » » In Berlin findet Karafan -aS Nest leer. Schorsch ist nicht da, die Wirtin meint, er käme erst morgen zurück; er hätte gestern einen Royrpoitbrief erhalten und wäre daraufhin Hals über Kopf abgereist. Er wäre ja viel unterwegs, der Herr Hansmann, wegen -er Zeitung und so. „Wohin ist er denn gefahren? Hat er keine Anschrift hinterlassen?" „Eben nicht. Das wundert mich auch. Sonst tut er da- immer." MMetzUNg folgte