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Nr. 86 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Donnerstag, den 13. April 1939 Postscheck: Dresden 2640 izelnen: st abgeschafft und die Allmächten !en, das Albaniens Krone für Italien Angebot der albanischen Nationalversammlung — Personalunion zwischen Albanien und Italien Die albanische verfassunggebende Nationalversammlung har in Form einer Personalunion die albanische Krone Seiner Majestät dem König von Italien und Kaiser von Aethiopien Keine Botschalt Mussolinis an Chamberlain Die Meldung, wonach der italienische Regierungschef an den iglischen Premierminister Chamberlain eine Botschaft gerichtet lbe, wird von zuständiger italienischer Seite dementiert. Eine harte Anklage Zu den flehentlichen Rusen der arabischen Stadt Lydda um Hilfe gegen die britische Mandatspolitik in Palästina schreibt der „Deutsche Dienst"' Das ungeheure Sündenkonto englischer „Politik" zur Grün dung und Aufrechterhaltung des Imperiums ist durch den Fall Lodda um einen neuen Posten bereichert worden.. Einwohner der arabischen Stadt Lc,h d d a in Palästina, die schwer unter den Untaten der Engländer leiden, haben an verschiedene diplomatische Vertretungen telegraphisch folgende Hilferufe gerichtet: „Die Mandatsregierung hat, wie zu gleicher Zeit bekannt wird, besonders die Stadt Lydda mit ihrer Rache und ihren Foltermaßnahmen bedacht und h'er Greueltalcn und Ver gewaltigungen begangen, die ihresgleichen in der Geschichte nicht finden. Einwohner wurden getötet, Unschuldige verhaftet, Kinder, Greise und Frauen gefoltert, Vorräte vernichtet, Einrichtungen zerstört. Verhaftete gepeinigt und Gebäude verbrannt. Dies geschah zu verschiedenen Malen unter den Augen der Regie rung, die sich jedoch nicht regte und sich nicht vor Gott und der Geschichte fürchtete." Jeder kleine Vorfall wird von dem Militär den Bewohnern der Stadt Lydda zugeschrieben. Man rächt sich in folgen schwerster Weise, selbst wenn sich das Ereignis in großer Ent fernung von der Stadt zugeiragen hat. Zuletzt wurde Lvdda eine Köllektivstrafe auserlegt, weil Tclephondrähte in der Nähe des Dorfes Sarasand durchschnitten wurden Angesichts solcher barbarischen Zustände verwundert es nicht, in einem der er wähnten Hilferufe folgendes sestgestellt zu sehen: „Wir können diese Folter nicht mehr ertragen Die Be wohner der Stadt Lndda sind nicht mehr in der Lage, zu- zuschcn, daß ihre Kinder, Fronen und Greise unter einer Ver waltung leben, die keine Gerechtigkeit und leine Barmherzig keit kennt. Deshalb haben wir beschlossen, daß die Kinder, Frauen und Greise die Stadt aus Protest zu verlassen haben. Die Regierung hat hierfür die Verantwortung zu tragen. Die Welt aber soll davon Kenntnis nehmen, was im Zeitalter der Zivilisation vorkommt. Wir bitten, dies Ihrer Regierung zu unterbreiten." In einem anderen Protesttelegramm heißt es: „Als unser Sohn Emin Shihadeh Hassoun mit einigen Spielgesährlen in Lndda vor eincm-Ladcn stand, kam ein Auto an, in dem sich ein Offizier und zwei Soldaten befanden. Sie nahmen unseren Jungen und einen Kameraden in den Wagen, fuhren an einen nicht weit entfernten Platz, hießen sic aussteigen, sich hinstcllen und schossen aus unseren Sohn und töteten ihn Dies geschah am Hellen Tage in Gegenwart von glaubwürdigen Zeugen und widerspricht den primitivsten Grundsätzen von Gerechtigkeit, Gesetz und Ehre Was in dem amtlichen Bericht bekanntgegcben wurde, ist unwahr Wir haben Klage eingereicht und haben den diplomatischen Vertretern der verschiedenen Staaten telegraphiert." Das neue Kabinett Die verfassunggebende albanische Nationalversammlung hat Sheket Verlazi zum Ministerpräsidenten gewählt. Der neue Ministerpräsident, der vorläufig auch das Mini sterium für öffentliche Arbeiten übernimmt, hat das Kabinett wie folgt zusammengesetzt: Xbaver Ppi (Justizminister): Thenn Dino (Außenminister)' Feiz, Alizoi (Finanzminister): Andon Bega (Wirtschaftsminister): Ernest Kolizi (Erziehungsminister). Hilferufe der Araber Kinder, Frauen und Greise fliehen vor den Briten — Großbritannien unwürdig, Mandate zu verwalten besitzt, eine Negierung gebildet. 3. Die Nationalversammlung erklärt, daß alle Albanier — dankbar für die von dem Duce des Faschismus für die Entwick lung Albaniens geleistete konstruktive Arbeit — beschließe , Leben und das Schicksal Albaniens enger mit dem Leden und dem Schicksal Italiens durch Bande einer Solidarität zu oer und feinen Nachfolgern ««geboten. Dieser Schritt erfolgte aus Grund des Beschlusses, der nach einer Rede des Präsidenten 2pi und nach den Reden zahlreicher anderer führender albanischer Persönlichkeiten von der albanischen Nationalversammlung einstimmig durch Zuruf gefaßt wurde. Der Beschluß lautet im einzelnen: „1. Das bisherige albanische Regime ist abgeschafft unl von diesem Regime eingeführte Verfassung ist aufgehoben. 2. Es wird von der Nationalversammlung, die Vollma" Stürmischer Jubel in ganz Italien Der Beschluß der albanischen Nationalversammlung ist in ganz Italien mit stürmischem Jubel ausgenommen worden. Extrablätter mit riesigen Ueberschriften geben den Entschluß der albanischen Nationalversammlung bekannt und finden rei ßenden Absatz. Die „Tribuna" betont, daß mit diesem Beschluß das Pro- blem, das bis vor wenigen Stunden noch als ein internatio nales Problem betrachtet werden konnte, von nun an nur noch eine italienisch-albanische Angelegenheit sei. 2n ihren Einzel heiten werden diese Beziehungen demnächst geregelt werden. Bor der Stellungnahme des FaWstischen Rates 2nfolge des Beschlußes der verfassunggebenden albanischen Nationalversammlung ist der Große Rat des Faschismus auf Donnerstag, 13. April, 22 Uhr, in den Palazzo Venezia ein- berusen worden. Ferner wird am Freitag, um 14 Uhr^ ein Minrsterrat stattfinden, während die Kammer und der Senat auf Sonnabend nachmittag einberusen werden. Die Männer von Lydda irren, wenn sie meinen, vay sw Ereueltaten und Vergewaltigungen erleben, „die ihresgleichen in der Geschichte nicht finden". 2n der britischen Kolonialgeschichte finden solche Taten sehr wohl ihresgleichen. Raub, Grausamkeit und Blut sind die Bau steine vom englischen Weltreich. Das ist britische „Menschlichkeit" Die englische Kricassührung gegen die Buren war ein Hohn aus die primitivsten Forderungen der Menschlichkeit. Alle Häuser wurden verbrannt, alle Tiere auf den Farmen getötet, Frauen und Kinder wurden in Konzentrationslager getriehen, wo sie verhungerten, und die gefangenen Buren wur den in einem Lager zusammengepfercht, wo sie zu Tausenden den Seuchen, dem Hunger und der Unbill des Wetters erlagen. Die ganze Welt empörte sich damals gegen diese Methoden, und selbst in der englischen Oesfentlistkeit fanden sich gerechte Urteile über diese unmenschlichen Grausamkeiten. Schreie des Schreckens und Abscheues erfüllten die Welt auch, als Einzelheiten über die Niederwerfung des Sepoy-Auf- standes in Indien im Jahr 1856 bekannt wurde. Die Sepoy, Mohammedaner, die besten Soldaten der ostindischen Kompanie, wurden vor englische Kanonen gebunden und buchstäblich in Stücke gerissen.' Selbst englische Historiker geben zu, daß die Eingeborenen summarisch und wahllos hingerichtet wurden. Hunderttausend« fielen diesem englischen Raubzug zum Opser, weil, wie ein britischer Innenminister vor dem Parla ment einmal erklärte, „es siir britische Waren im allgemeinen und für die Baumwollwaren Lancashires im besonderen kein besseres Einfuhrgebiet gibt" — als Indien nämlich. Zur Erreichtung dieses Zieles britischer Welthandels politik war jedes Mittel recht Auch Irland weiß von britischer „Menschlichkeit" ein Lied zu singen, z. B. in Erinnerung an die Zeit, als Millionen Iren infolge der britischen Aussaugung einfach verhungerten, so daß zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Bevölkerung Irlands von ächt auf viereinhalb Millionen Seelen zusammen- geschrumpft war oder in Erinnerung an das Jahr 1920, als eine Horde von englischen Verbrechern als „Black and Tans" auf die irische Bevölkerung losgelassen wurde, die ganze Dörfer auspliinderte und niederbrannte und die Bewohner mordete. Diese Methoden unmenschlicher Grausamkeit und zügelloser Gewalt beherrscht die britische Politik auch heute noch in geradezu vollendetem Maße. Und sie beherrscht sie nicht nur, sie wendet sie auch an. Dafür liefert die jüngste Geschichte Palästinas fast täglich blutige Beispiele. Die englischen Politiker haben gar keine Zeit, sich mit diesen Dingen zu beschäftigten. Sie mußten sich in den Ofter- seiertagen z. B. über das Vorgehen Italiens in Albanien ent rüsten 24 Tote hat die Besetzung Albaniens durch italienische Trup pen gefordert, aus jeder Seite zwölf. In Palästina aber wurden allein im Monat März d. I. 108 Araber getötet. Die hauptamtlichen Moralprediger in London sollten sich daher einmal um die hochnotpeinlichen eigenen Angelegenheiten kümmern, .ehe sie sich in Dinge mischen, die sie nichts angehen. knüpfen. 4. Zwischen Italien und Albanien werden in diesem Sinne Abkommen geschlossen werden. 5. Die verfassunggebende albanische Nationalversammlung gibt damit dem einstimmigen Willen des Volkes Ausdruck und bietet als feierliches Unterpfand für die Verwirklichung dieses Willens in Form einer Personalunion die Krone Albaniens Seiner Majestät Viktor Emanuel III., König von Italien und Kaiser von Aethiopien, für Seine Majestät und Seine König lichen Nachfolger an." Nach der Sitzung statteten der Ministerpräsident und dre Mitglieder der Regierung dem italienischen Außenminister Gras Liano am Sitz der Gesandtschaft einen Besuch ab. Nach wieder holten Kundgebungen der Menge, die inzwischen vor dem Ee- sandtschaftsgebäude zusammenaesirömt war, richtete Gras Liano von Balkon aus eine kurze Ansprache an das Volk, in der er die Bedeutung des Beschlusses der Nationalversammlung unter- strich. Die Kundgebung endete mit Huldigungen für den König und Kaiser und den Duce, dessen Besuch in Tirana die Menge immer wieder durch stürmische Zurufe verlangte. Jetzt aber SchW! Ein neuer Gipfelpunkt englischer Lügenhetze — „News Chronicle" versucht, Holland wild zu machen Das berüchtigte Hetzblatt „News Chronicle" hat sich wieder einmal ein tolles Stück bösartiger internationaler Brunnen- »ergifter geleistet. Das Blatt meldet dreist und unverfroren aus Berlin, daß, »bwohl militärische Maßnahmen gegen Holland von einem amtlichen Sprecher als lächerlich und phantastisch bezeichnet worden seien, Beamte in privaten Besprechungen erklärt hät ten, es stimme, daß vorbereitende Maßnahmen ergriffen wor den seien und daß Pläne bestünden, um Holland sofort zu beset- zen, falls die Westmächte einen „Angriffs««" unternehmen (!). Unter einem solchen „Angriffsakt" verstehe man auch die Besetzung Korfus durch britische Truppen, selbst auf Auffor derung Griechenlands hin, die Besetzung Spanisch-Marokkos oder jeder ähnlichen Maßnahme, die der vollständigen Handlungs freiheit der Achsenmächte zuwiderlaufe. * Hierzu schreibt der „Deutsche Dienst" u. a.: Diese schmutzige Erfindung der „News Chronicle" schlägt dem Faß den Boden aus. Das Blatt soll doch einmal die angeb lichen .Deutschen Beamten" namhaft machen, die diese Ammenmärchen seinem Berliner Vertreter erzählt haben sollen. Es wird kläglich versagen. Denn dieses perfide Blatt weiß ganz genau, woher es Lügenmeldungen dieser Art hat: Aus Len eigenen dreckigen Fingern gesogen. Alles das kann heute in England geschehen, ohne daß solchen Burschen von amtswegen aus die Finger geschlagen wird. Wie lange soll das eigentlich noch so weitergehen? Was, jo fragen wir, gedenkt die britische Regierung gegen diese Metho den endlich zu unternehmen? Aus die Antwort auf diese Frage sind wir sehr gespannt. Denn in Anbetracht der plötzlichen Fülle und übereinstimmenden Bösartigkeit dieser Schwindelmanöver kann man sich leider des Verdachtes nicht erwehren, daß diese Greuelnachrichten nicht «us dem eigenen Mist der Londoner Hctzpresse gewachsen sind, Indern daß ganz bestimmte halbamtliche Stellen dahinterstehen, Lj, ein Interesse daran haben, solche sabotierenden und vergu- Eeiidcn Schwindelnachrichten in die Welt zu fetzen. Die obenzitierte Meldung der „News Chronicle" ist ieden- falls ein Gipfelpunkt der Zeitungshetze, und es wäre höchste Zeit, daß mit diesen Methoden ein für allemal aufgeräumt wird. Sine Konferenz jagi -ie andere Geschäftiges diplomatisches Treiben in London Am Mittwoch lebte die Besuchstätigkeit in den Amts stuben der englischen Regierung wieder auf. Außenminister Lord Halifax besuchte Ministerpräsident Chamberlain und hatte mit ihm eine einstündige Unterredung. Im Do- minr-nministerium trafen sich die hohen Kommissare Süd afrikas, Kanadas und Neuseelands sowie ein Vertreter der australischen Regierung. Auch Kriegsminister Hore-Belisha hatte eine längere Unterredung mit Chamberlain, während Verteidigungsminister Lord Chatfield, Innenminister Hoare und Sir Robert Vausittart im Außenamt eine Kon ferenz abhielten. Auch der chinesische Botschafter sprach im Außcnamt vor. Der berüchtigte Deutschenfresser Winston Churchill war bei Chamberlain, während der französische Botschafter und später auch der polnische Botschafter Außenminister Lord Halifax aufsuchten. Zypern WM von England los Wiederbelebung der griechischen Anschluß- Wünsche Unter der Bevökkernng von Zypern macht sich er- stärkste Miß st im mung gegen die britische Kron- «olonialvcrwaltung bemerkbar, durch die auch die An- fchlnßwünsche Zyperns an Griechenland wicdcrbclcbt wer den. Den Anlaß hierzu bildet das taktlose Vor kehr« de- britischen Gouverneurs, der sich sie««« wie im vergangenen Jahr ausgerechnet die Oster- feiertage anssuchtc, um die Diensträume des zypriotischen Erzbischofs in der Hauptstadt Nikosia nach angeblichen politischen Dokumenten durchsuchen zu lassen. Zypern gegen England. Fn der Bevölkerung von Zypern herrscht starke Empörung über die englische iluterdrückungspolitik, und m Kuud- Pbungen wurde die Heimkehr zum griechischen Mutter lande gefordert. — Ansicht des Hafens von Zypern. kWeltbild-Wagenborg-M.) MUdnOrÄMM Zwangsvergleich erlischt ieder Anspruch aus Nachlaß. Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters z« Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Lai „Wilsdruffer Tageblatt- erscheint werktags 18 Ukr Bezugspreis monatl. 2 NM srei LauS, bei Postbcstcllung s tau RM. zuziigl. Bestellgeld Einzelnummer Ui Rps Alle Postanftaln», Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle I »«bmen zu jeder Zeit Be- , ..... ,, . stellungen entgegen Im Halle Häberer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BctrieiSftörun. 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