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Wilsdruffer Tageblatt : 05.04.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193904053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390405
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-04
- Tag 1939-04-05
-
Monat
1939-04
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.04.1939
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Oer Schrecken -es Atlantik Zum 60. Geburtstag des Kommandanten der „Möwe". Im Februar 1916 tauchten in der englischen Presse Berichte über ein geheimnisvolles Kriegsschiff auf, das den Atlantischen Ozean unsicher machte. Als Ende Februar im Hafen von Teneriffa der britische Dampfer „Westburn" mit einer deutschen Prisenmannschaft und Gefangenen von fünf anderen versenkten englischen Dampfern erschien, als ferner das britische Schlachtschiff „King Edward" einer Mine zum Opfer fiel, begann ein Kesseltreiben gegen das deutsche Schiff, das fern der Heimat den englischen Han del zu stören wagte. Der Störenfried war der Hilfskreu zer „Möwe", ein ehemaliger Bananendampfer, der zu nächst als schwedischer Dampfer, später als englisches Frachtschiff vor der Gironde- und Loiremündung Minen legte und dann auf einen frisch-fröhlichen Kaperkrieg aus gezogen war. Das gewaltige Aufgebot der Engländer konnte nicht verhindern, daß die „Möwe" am 3. März 1916 ihren Heimathafen erreichte. Im November 1916 unter nahm die „Möwe" ihren zweiten Beutezug. Den ganzen Südatlantik machte sie unsicher und brachte cs fertig, daß der regelmäßige Ueberseeverkehr für lange Zeit unterbro chen werden mußte. Auch von dieser zweiten Fahrt kehrte die „Möwe" nach märchenhaften Erfolgen — 21 Dampfer und fünf Segelschiffe hatte sie versenkt — zu den deutschen Gestaden zurück. Kommandant der „Möwe" war der Korvettenkapitän Graf Nikolaus Dohna-Schlodien, dessen Name bald in ganz Deutschland, nicht weniger aber in den feindlichen Ländern, mit Hochachtung und Furcht zugleich genannt wurde. Nach der Nevolte von 1918 rief Dohna zur Bildung eines Freikorps auf, das als Freikorps „Dohna" unter seiner Führung im Grenzschutz Schlesien wertvolle Dienste leistete. Im November 1919 nahm Gras Dohna, der den Charakter eines Fregattenkapitäns erhielt, seinen Abschied. Heute lebt der Sechzigjährige in Hamburg, unvergessen als einer der Kühnsten der deutschen Kriegsmarine wäh rend des Weltkrieges, ein echter deutscher Seemann ohne Furcht und Tadel, einer der Männer, denen es vergönnt ist, die Wiedergeburt einer starken deutschen Flotte in nächster Nähe mitzuerleben. Reichsenischei- -er Berufsweiikampfer 8000 Gaustegcr treten an Nachdem nunmehr in allen Gauen des Reiches der Gauwettkampf stattgefunden hat, nähert sich derReichs - berufswettkampf 1938/39 seiner letzten Entschei- düng. Sie wird im Reichsentscheid fallen, der in diesem Jahre vom 20. bis 30. April in Köln stattfindet. Insge samt 8000 Gausieger des Berufswettkampfes werden nach Köln fahren. Das Ergebnis dieses Wettkampfes wird die Ernennung von etwa 700 Erwachsenen und jugendlichen Volksgenossen zu Neichssicgern sein. Seinen Abschluß findet der diesjährige Reichs berufswettkampf mit der Siegerverkündung, die Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und Reichsjugendführei Baldur von Schirach vornehmen werden. Zum 1. Mai, dem Feiertag der nationalen Arbeit, werden dann viele der Reichssteger nach Berlin zu dem alljährlichen Emp- Fang beim Führer eingeladen. Anerkennung -er Fischereirechte Japans Japanische Mitteilung über Abkommen mit Moskau Das japanische Außenamt erklärte offiziell zu dem in Moskau erreichten Fischereiabkommen, daß mit geringen Ausnahmen die 360 Fanggründe Japan weiter hin zur Verfügung stehen. 261 sind davon für fünf Jahre vertraglich gesichert. Ueber 27 Fischgründe soll später eine Regelung getroffen werden. Demnach bleibt also die Konvention von 1928 grund sätzlich in Kraft bis Ende 1939. Japan erwartet, daß im Laufe des Jahres ein neues Abkommen über sämtliche Fischgründe und Fischrechte geschlossen werden kann. Die japanische Presse betrachtet das Fischereiabkom men lediglich als eine Zwischenlösung, die nur durch japanische Zugeständnisse erzielt worden sei. Neues aus aller Wett. An der Weinftraße blühen jetzt die Mandelsäume. An der deutschen Weinstraße, an der erst im vorigen Jahre Tausende von Mandelbäumen gepflanzt wurden, hat sich jetzt zum erstenmal die Mandelblüte zu voller Pracht entfaltet. 35 Kilometer weit umsäumen blühende Mandelbäume die wein- frohe Straße am Fuße der Haardt von Neustadl über Gim meldingen und die berühmten Weinone Deidesheim, Forst und Bad Dürkheim bis zu ihrem Ende bei Bockenheim. Eine Oster- fahn durch dieses Blütenreich dürste also ein ganz besonderes Frühlingserlebnis sein. Ingelheim — jüngste Stadt am Rhein. Am 1. April sind die Gemeinden Nieder- und Ober-Ingelheim sowie Frei-Wein- Heim zu einem Gemeinwesen zusammengefaßt worden, dem Gauleiter und Reichsstatthalter Sprenger in einer Kundgebung das Stadtrecht verliehen har Die jüngste Stadl am Rhein er- hiell den Namen Ingelheim und dürste 11 000 bis 12 000 Einwohner zählen, die in der überwiegenden Mehrzahl vom Weinbau und von der Obst- und Spargelzncht leben. Großfeuer zerstörte eine Seilfabrik. Einem Großfeuer siel die Seilerei der Zweigniederlassung Hersfeld der Vereinig ten Jute-Spinnereien und -Webereien Hamburg zum Opfer. Das leicht brennbare Material begünstigte die Ausbreitung des Feuers, so daß in kurzer Zeil sämtliche Fabrikräume aus- brannteu. Der falsche Pastor. Auf die Heiratsanzeige eines jungen Mädchens in Hannover hatte sich der 42jährige Henrv Häseler gemeldet und sich als angehender Pastor vorgestellt. Die glückliche Braut freute sich besonders, als er ihr ein Licht bild schickte, auf dem er als Pastor mit Talar und Beffchen abkonterfeit war. Entsetzen packte das junge Mädchen, als es eines Tages bei der Durchsicht von Papieren des Bräutigams die Entlassung aus der Sicherungsverwahrung fand, die ver suchsweise gegen den mehr als ein dutzendmal vorbestraften Hochstapler ausgesprochen worden war. Sie brach seelisch völlig zusammen. Die Strafkammer in Hannover schickte den rücksichtslosen Betrüger aus 3>/r Jahre ins Zuchthaus, anschlie ßend kommt er dann wieder in Sicherungsverwahrung. Hirschberg im Nicsengcbirge — Hirfchberg am See. Die bekannte Riesengebirgsstadt Hirschberg hat im Sudetengau eine Namensvetterin, die im Gegensatz zu Hirschberg „im Riesengebirge" die Bezeichnung Hirschberg „am See" trägt. Der Beiname kündet schon von der Besonderheit dieser Hirsch bergstadl. Der Hirschberger See ist nicht nur Bade- und Wasser- sportstätte, sondern beherbergt auch seltene Sumpf- und Wasser- vögel als Stand- und Durchzugsbewohner. Elche als Landplage. Die in Deutschland als seltenes Hoch wild gehegten und geschonten Elche haben sich in N orwe g e n zu einer Landplage entwickelt, mit deren Abwehr sich gegen wärtig das Storting beschäftigt. Die Notwendigkeit von Schutz maßnahmen wird u. a mit der Tatsache begründet, daß in diesem Winter die Elche den Wäldern im Namsdalen schweren Schäden zugesügt haben. Sie haben fast sämtliche Jungkiefern einfach aufgesressen. Japaner befreiten einen entführten englischen Millionär. Der Millionär und Vorsitzende der Britischen Handelskammer in Tientsin, H. F. Dvotl, der am 17. März von drei chinesischen Banditen entführt worden war, wurde drei Kilo meter von Siaochan entfernt <30 Kilometer südwestlich von Takui von einem japanischen Detachement aus der Gefangen schaft befreit. Die japanischen Behörden hatten mit Erfolg die chinesischen Banditen anfgespürt, die für die Freilassung Dhotts ein Lösegeld von 300 000 Man forderten. Turnen — Sport — Spiel. Fußball. Tv. Wilsdruff 1. — Tv. Bannewitz 1. 0:6 (0:2). Ueberzeugenöcr konnten die Schwarz-Roten nicht geschlagen werden, und das noch im letzten Kampf vor den Aufstiegsspielen. Nicht nur grau, sondern schwarz steht die Zukunft aus, wenn es in dieser Form weiterginge. War cs wirklich so schlimm, nein, denn im Feldspiel waren die Wils druffer bestimmt bester und nur das unglaubliche Glück der Gäste verhinderte, daß trotz starker lftberftgenheit kein Erfolg zu verzeichnen war. Einen ganz großen Tag hatte der Tor mann von Bannewitz, er war einfach überall und wo nicht, dann rettete bestimmt Latte oder Pfosten. Und aus der ande ren Seite konnte man gerade das Gegenteil erleben. Bedeu tend weniger kamen die Gäste in den Strafraum, aber wenn sie einmal schossen, dann No-pte es, denn Torwächter Mann hatte wohl den schwächsten Tag seiner Spielzeit Ihm gelang auch garm'chts und es ist nur gut, daß dieses Spiel keine be sondere Bedeutung hatte und somit nichts eingebüßt wurde. Hoffentlich haben mit diesem Spiel aste 11 Mann ihre Schwä chen ausgespielt, um am 16. April gegen Kreischa auf der Höhe zu sein, denn Kreischa muß auf alle Fälle in Wilsdruff geschlagen werden, sonst sind alle Hoffnungen vorbei. Di« Aufstiegsspiele bestreitet Wilsdruff, Kleinnaundorf und Krei scha in einer Gruppe mit Vor- und Rückspiel. Zwei Mann schaften steigen auf. Wilsdruff muß diesmal alles daransetzcn, um mit unter diesen zwei Mannschaften zu sein. Pe. Die „Tour" ohne Deutsche. Zum erstenmal seit zehn Jahre« wird die Radrundsahrt durch Frankreich ohne zwei National mannschaften durchgeführt, die stets gern gesehen waren. Rach der Absage Italiens wird nun auch kein deutscher Radfahrer beteiligt sein. Der größte Teil der deutschen Berufsfahrer hat erklärt, daß wegen des niedrigen Frankenkurses die Verdienst- Möglichkeiten bei der „Tour" zu gering sind. Großdcutschlaudfahrt mit fünf AuSlandsmannschaftcn. Di« Radrundfahrt durch Großdeutschland wird fünf Mannschaften des Auslandes am Start sehen. Vertreten sind Belgien, Frank reich, Italien und die Schweiz. Dazu kommt eine gemischte Mannschaft mit Fahrern aus Holland, Dänemark, Luxemburg oder Spanien. Verkehrsunfall v. Brauchitschs. Ter deutsche Autorenn fahrer Manfred v. Brauchitsch hatte in Frankreich bei der Rück fahrt von Pau einen Autounfall, da sein Wagen von einem französischen Auto angefahren wurde. Nachdem eindeutig das Verschulden des anderen Fahrers festgestellt worden war, konnte v. Brauchitsch, der wie der Rennarzt Dr. Gläser nur leicht verletzt worden war, in einem anderen Wagen die Fahrt fortsetzen. Die Nationalspieler im Tennis. Das Fachamt Tennis hat die Liste der Nationalspieler für besondere Aufgaben bekanni gegeben, die tm Laufe des Jahres lausend ergänzt werden soll. Beuthner, Göpfert, Henner Henkel, Roderich Menzel, v. Metaxa und Redl stehen bei den Männern, Fran Dietz-Hamel, Fra« Hein-Müller und Frl. Ullstein bei den Frauen auf der Liste. Kampfpause für Jugendboxer. Für die Teilnehmer der Vorschluß- und Schlußrunden des Boxturniers bei den Stutt garter Jugendmeisterschaftcn hat Obergebietsführer Dr. Schlüudek eine Kampf- und Trainingspause bis zum 30. April angeordnet. Die jungen Kräfte sollen nach dem anstrengende» Turnier Gelegenheit zur ausgiebigen Erholung erhalten. AeLÄsfen-er Leipzig Donnerstag, 6. April 6.30: Frühkonzert. Kapelle Otto Fricke. — 8.30: Aus Königsberg: Ohne Sorgen jeder Morgen! Die Kapelle des Reichssenders Königsberg. — 11.25: Gedenktage des Jahres. — 11.40: Kleine Chronik des Alltags. — 12.00: Aus München: Mittagskonzert. Josef Preißler mit seinen Solisten und die Tanzkapelle des Reichssenders München. — 14.00: Zeit, Nach richten und Börse. Anschließend: Musik nach Tisch. (Jndustrie- schallplatten.) — 15.05: Im Hasengärtlein. Mutter und Kind bei den Ostervorbereituugen. — 15.30: Wer fliegen will, der baue! Hörbericht aus einer Modellbauwerkstatt der Pimpfe. — 15.50: Aus Berlin: Brasilien spricht. — 16.00: Aus Graz: Nach mittagskonzert. Herbert Thoeny (Batz), das Grazer Städtische Orchester. — 18.00: Osterfeuer, Osterwasser und Osterei. — 18.20: Musikalisches Zwischenspiel. — 18.30: Kultur und Bildung: Die französischen Moralisten. — 18.45: Die Geschichte von den Pan toffeln der Prinzessin Ntamil. — 19.00: Aus Dresden: Unter haltungskonzert. Das Dresdener Orchester. — 20.45: Die lange Schicht von Ehrenfriedersdorf. Ein Hörspiel nach einer sächsi schen Sage von Martin Raschke. — 22.20 bis 24.00: Aus dein Bühnenweihfestspicl „Parsifal". Von Richard Wagner. «Auf nahmen des Neichssenders Leipzig.) DeutschlMdsender 6.30: Aus Leipzig: Frühkonzert. Kapelle Otto Fricke. -- 12.00: Aus Breslau: Musik zum Mittag. Das Gauorchester Schlesien. — 15.15: Hausmusik. Anschl.: Programmhinweise. 16.00: Musik am Nachmittag. Orchester Oto Dobriudt. — In der Pause 17.00: Der Trompeter von Pobethen. Erzählung von Hans Franck. — 18.00: Das Wort hat der Sport. — 18.15: Feuerberge und Tropenwald. Bericht mit Jndustrieschallplak- ten. — 18.35: Das deutsche Lied. Karl Schmitt-Walter (Ba riton), Waldemar von Bultöe (Klavier). — 19.00: Deutschland echo. — 19.15: Wenn's Frühling wird... Kapelle Theo Knobel, Lisel Hoch, Fritz Angermann und Thomas Thomassen. — 20.10: Begegnung mit einer Dichterin. Agnes Micgcl. Gespräch mit der Dichterin und Lesung aus ihren Büchern. — 20.40: Her mann Abendroth dirigiert das Große Orchester deS Deutschlanv- sendcrs. — 23.00—24.00: Zu guter Letzt. Friedel Motal «Kolo ratursängerin). Unterhaftungskapelle Jan Hoffmann. — Or chester und der Chor des Reichssenders Hamburg lAuknabmLr VOU MIKIIMM' (16. Fortsetzung.) Am andern Morgen kommt der Brief von Hägebarth. Karola hat Glück. Die Tante ist in die Kreisstadt ge fahren, der Onkel hinaufgestiegen an den Sperrsee zum Angeln. Das dauert seine Zeit, denn er läßt nicht locker, ^he die Büchse an seiner Seite gefüllt ist. Karola kann also in aller Ruhe überlegen. Oh, sie bat trotz des scherzhaften Tones sofort begriffen, was die Mitteilung bedeutet, die ihr Hägebarth da macht. Das bedeutet, ein ganz großes Geschäft, das sie schon sicher glaubte, für immer verloren. Einen Absatzmarkt losge worden zu sein, mit dem man als einer festen Zahl seit einigen Jahren rechnete. Das bedeutet wahrscheinlich noch mehr: Betriebseinschränkung, Arbeiterentlassung: und wenn das so weitergeht, wenn die „Union AG." weiterhin jedes Geschäft durchkreuzt, dann steht sie den Tag kommen, wo sie schließen mutz. Natürlich ist das nicht Zufall. Im Gegenteil! Es liegt dem allen ein wohlberechneter Angriffsplan zugrunde. Man will sie mürbe machen . . . Metzdorfs ist es — der seine Rache sucht, dem es unerträglich ist, Latz da ein Mensch eine Fabrik leitet, der weiß, was für ein Kerl er ist. Hätte er Karola nie gesehen, wäre er niemals ihr Geliebter gewesen, hätte sie ihn nicht aufge- lesen damals, als es ihm dreckig ging — die „Bereinig ten" wären ihm gleichgültig gewesen. Aber das ist nun einmal so: sie weiß zuviel von ihm, er will sie zwingen, abzutreten. Karola hat bisher zäh und verbissen dagegen ange- kämpft, sie hat gearbeitet, hart gearbeitet, aber sie hat es nicht verhindern können, daß seine Methoden doch Er folg haben. Der Geschäftsgang wird flauer. Alte Kun den werden untreu. Neue kommen selten, denn man muß jeden Groschen sparen und kann für die Werbung nur bescheidene Summen ausgeben. Dazu kamen die Jahre nach Mutters Tod. Last Ävei- oeuksekr-krccnrsLounr omrcn malhunderttausend Mark Schulden hatte sie ihrer Toch ter hinterlassen. Karola hat sie bezahlt bis auf den letzten Pfennig. Es war ihr, als wische sie damit fort, was ihr noch an Unsauberem aus jenen Tagen an haftete, in denen Meßdorff mit ihr tun konnte, was er wollte. Als die letzten Außenstände bezahlt waren, Schulden für eine Weltreise, zu der Mutter nicht weni ger als sechs Freundinnen und Freunde eingeladen hatte, da atmete Karola auf, fühlte sich erlöst und glaubte nun, durch barte Arbeit die Vergangenheit aus- gelöscht zu haben. Aber Metzdorfs ließ nicht locker. Er arbeitete auf lange Sicht, konnte warten bis zum gün stigsten Augenblick. Und der scheint jetzt gekommen zu sein. Der Auftrag aus Norwegen stellte für die Existenz der „Vereinigten" eine Schicksalsfrage dar. Ob man ihn verschmerzen kann, ist fraglich. Wahrscheinlich kaum. Nun bin ich dran! denkt Karola. Dabei wird ihr Mund hart, und die kleine Falte steht scharf zwischen ihren Brauen. Doch diese Müdigkeit ist nur für einen Augenblick da, dann hat sie sich scyon wieder in der Gewalt. Sie denkt natürlich nicht daran, das Feld kampflos zu räumen. Sie weiß nur noch nicht recht, was zu tun ist. Zunächst muß sie erst einmal nach Radevormwald in den Betrieb. Sie erklärt Tante Therese, was los ist, denn vor ihr hat sie keine Geheimnisse, und dann macht sie ihren Wagen fertig. „Ich fahre auf der Stelle. Wenn ich gegen SlSend da bin, kann ich in der Nacht noch Unterlagen durchsetzen und morgen Kriegsrat halten!" „Kind, Kind," seufzt Tante Therese, „warum plagst du dich nur so? Verkauf doch! Gib doch nach . . .! Laß diesem Kerl, diesem Meßdorfs, was er will, dann bast du deine Ruhe. Kannst du nicht Doktor Karajan mit deinem Kapital viel helfen? Siehst du, zu dem hätte ich alles Zutrauen! Hat er nicht eine neue Erfindung gemacht? Vielleicht kannst du da den Erlös aus dem Verkauf der Fabrik anlegen? Eine Fabrik leiten, das ist Männer- sachc!" „Er darf nie erfahren, daß ich diese Fabrik habe." Tante Therese aber schlägt die Hände über dem Kovf zusammen und kann das gar nicht verstehen: „Er ist ja nicht mehr hier ... aber warm» sollte ich ihm denn nicht sagen, daß du eine Fabrik hast? Schließlich wollt ihr doch wohl heiraten? Wie kannst du ihm da verschweigen, MN du bist?." ,,Du brauchst ihm das uur zu erzählen, Tante, daun wirst dn erleben, wie er seine Sachen packt und losziehti Und damit du auch weißt, weshalb: diesen Doktor Kara« jan hat Meßdorfs vor sechs Jahren fast zugrunde ge« richtet. Er war in meiner Fabrik Chemiker. Seine erst« Erfindung hat er bei uns erarbeitet . . . Meßdorfs hat sie ihm damals gestohlen! Und ich havü Meßdorfs bei Vater und Mutter gedeckt, habe also dell Prozeß gegen Karajan finanziert . . . Gott, was ver-! stand ich schon davon, und Vater war krank und gleich-« gültig . . . also ich bin schon schuldig! Und warum? Weil Meßdorfs Geld brauchte ... viel Geld ... ich waj schwach damals ... Verstehst du jetzt, warum Karajan nie erfahren darf, wer ich eigentlich bin?" „Du lieber Himmel! Das geht doch nicht gut! Dst hast ihn doch damals gar nicht gekannt! Dann kann eis oir doch keinen Vorwurf machen!" „Glaubst Lu selber daran, Tante?" lächelte KarolN schmerzlich. Da seufzte die Gute und nickt. „Du mußt's ja wissen! Ich werde schweigen. Und deine Anschrift? Wenn ell anfragt, mutz ich doch schließlich Bescheid wissen?" „Gib ihm meine Dresdener Anschrift an. Er kann ruhig wissen, daß du mir dein Häuschen in Loschwitz eingeräumt hast." „Und wenn er dich dort aufsucht und du bist nicht da?" „Ich werde Frau Kölzow unterrichten. Kannst ihnen übrigens schreiben, daß ich Mitte nächster Woche komme, damit sie sich drauf einrichten. Und wenn Karajan vor her was von sich hören läßt, soll man mir das ins Werk nachschicken. Ich teile ihm jedenfalls mit, daß ich in Dresden bin und Musik studiere." „Auch das noch! Siehst du . . . eine Lüge holt diS andere hinterher." Doch Karola streicht ihr lächelnd über den grauen Scheitel. „Ich werde wohl von dir Vergebung für diese Sünde erlangen, Tante! Du wirst mich verstehen, glaub ich. Wir Frauen von heute haben es nicht leicht, Tante. Die eine Sorte Männer, die ist sehr umgänglich, mit denen hat man gar keine Schwierigkeiten, aber es steckt auch ost nichts dahinter. Und die andern sind rein närrisch. Sie sind in den bösen Jahren aus der Bahn geworfen, weil man ihnen die Arbeit genommen hat und den Glauben an sich selbst. Es sind nicht die schlecht testen, die so sind wie Herbert..." (Fortsetzung folgte/
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