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MsdmUÄrgebküt Wilsdruff-Dresden Mantan. den 3. April 1939 Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt Nr. 79 — 98. Jn-rflani, S;"°h« Wochenblatt für Wilsdruff u. Umstehend Ng °d« Kürzung"^ Rückl-ndung -ing-i°nd,e-Schrtttstücke -tt°lg. nur. wenn Rü-Ip°n° b-Ni-gt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise lau« auNkgender Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpf. — DorgesKri«. bene Erscheinungsiage und Platzwünsche werden nach Möglichleit berücksichtigt. — An, eigen-Annahme bis vormittags w Uhr ... Für die Richtigleit der durch Fernruf übermit- Fernsprecher. Amt Aöilsdrufs 206 tclten Anzeigen überneh men wir leine Gewahr. — Bei Konlurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters z« Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Front gegen die Einkreisungspolitik Das Deutsche Reich ist nicht bereit, Lebensinteressen preiszugeben Der Führer Hal in seiner großen Rede in Wilhelmshaven den Linkreisungsstrategen, die sich immer noch nicht daran gewöhnen wollen, daß aus dem ohnmächtigen, durch den Versailler Schandvertrag verstümmelten Staaten gebilde nun wieder ein mächtiges und seiner gewaltigen Kraft bewußtes Reich geworden ist, einiges ins Stamm buch geschrieben, was sie gewiß ungern zur Kenntnis nahmen, und so bald nicht vergessen werden. Er hat die englische Gewohnheit, sich als Sittenrichter und Moralprediger der Welt auszuspielen, in scharfen, sarkastischen Worten gegeißelt, er hat mit klaren und nüchternen Worten erklärt, daß er Deutschland zu dem Zweck unter den Schuh einer starken Wehrmacht gestellt habe, um in der Lage zu sein, aufsteigenden Gefahren, die die deutschen Lebensinteressen bedrohen, mit der Tat begegnenzukönnen Diese Tatsachen mußten wieder ein mal feslgestellt werden, um denen die Augen zu öffnen, die da meinen, aus der Friedensbereitschaft der deutschen Ration Kapital schlagen zu können. Wie groß diese Friedensbereitschaft ist, ging auch aus dieser jüngsten Rede des Führers wieder hervor, der dem Reichsparteitag dieses Jahres den Ramen „Parteitag des Friedens" gab. Für jeden, der die tiefe Bedeutung der Parteitagdezeichnungen kennt, ein wirkliches Be kenntnis zu einer friedlichen Bereinigung der in Europa schwebenden Fragen. Wer aus dem Jubel, mit dem die Friedensbereitschaft des Führers wie sein unbeugsamer Dille, Deutschland mit allen seinen unerschöpflichen Kraftreserven zu stärken und für alle Zeit zu sichern, nicht die Erkenntnis geschöpft hat, daß das deutsche Volk sich auf Gedeih und Verderb mit seinem Führer zu einer unlöslichen Schicksalsgemeinschaft verbun den fühlt, der ist nicht in der Lage, die Zeichen der Zeit zu erkennen, der ist rettungslos in dem Sumpf demo kratisch-liberaler Anschauungen verfangen und wird erleben müssen, daß in einer gewandelten Zeit neuartige Gedankengänge auch mit neuen Mitteln des Geistes und der Kraft durchgesetzt werden. Dos Interesse des europäi schen Friedens fordert gebieterisch, daß man sich im demokratischen Lager aus den geschickt geworfenen jüdisch- bolschewistischen Retzen befreit und den klar vorgezeichneten und allein aufwärts führenden Weg wirk licher Völkergemeinschaft auf dem engen europäischen Raum beschreitet. Wilhelmshavens größte Stunde Nach dem eiudrucksvolten, unvergeßlichen militäri schen Schauspiel, das mit dem Stapellauf des neuen Schlachtschiffes „Tirpitz" verbunden war, erlebte die Kriegsmarinestadt am Sonnabend eine Kundgebung gröst- ten Ausmasses, die die politische Geschlossenheit des deut schen Volkes vor aller Welt zum Ausdruck brachte. Vor dem Monumentalbau des Ratbauscs mit seinem hochragenden Turin, der weit hinausschaut auf Meer und Land, war eine Versammlungsstätte geschaffen worden, die der Großkundgebung würdig war. Die imposante Fassade des Baues war mit zahllosen, aus der Höhe des zweiten Stockwerks zur Erde Herabwallensen Hakenkreuz- bannern verkleidet. Im Blickpunkt der hunderttausend stand das Füh rer-Podium, das gegenüber dem Zia-Haus vor einer breiten Sandsteinmauer den Platz abschloß. Quer über den Kundgebungsplatz, der ein unbeschreiblich schönes Bild bot, zog sich der l50 Meter lange, fünf Meter breite, mit Blattpflanzen eingesäumte Weg, den der Führer nach der Feier im Rathaus nahm. Um 17 Uhr verließ der Führer das Schlachtschiff „Scharnhorst" und fuhr unter fortgesetzten Freudenkund gebungen durch ein ununterbrochenes, tiefgliedriges Spa lier zum Rathaus. Vor dem Rathaus schritt er die Front der Ehrenformationen der SA., des NSKK., des NSFK., der Politischen Leiter, der HF. und der U unter den Klängen des Präsentiermarschcs ab. Er begab sich dann in das Rathaus, wo er vom Oberbürgermeister der Kriegsmarincstadt Wilhelmshaven, Dr. Müller, in den Großen Sitzungssaal geleitet wurde. Hier hatten die Bei geordneten des Handwerks und der Wirtschaft der Stadt Wilhelmshaven, ferner Kreisleiter, Gauamtsleiter und die diensttuenden Führer der Gliederungen der Bewegung Aufstellung genommen. Der Führer begrüßte die Bei geordneten und Ratsherren der Stadt. Oberbürgermeister Dr. Müller gab in seiner An- svraebe dem Stolz und dem Glück der gesamten Bevölke rung über den Besuch des Führers Ausdruck. Er er neuerte das Gelöbnis treuester Gefolgschaft in guten und schweren Tagen und bat den Führer, als ein Zeichen der Liebe und Verehrung den Ehrenbürgerbrief entgegen zunehmen. Der Führer dankte dem Oberbürgermeister und da mit der ganzen Bevölkerung für den begeisterten Emp fang. Indem er die Stadt zu ihrem Emporstieg beglück wünschte, gab er der Hoffnung Ausdruck auf eine weitere gedeihliche Entwicklung der Stadt der Kriegsmarine. ^00000 waren gekommen Langanhaltender Jubel schlug dem Führer entgegen, als er das Rathaus verließ und den Weg zur Tribüne durchschritt. Besonders groß war die Freude bei den Ostmärkern, den Sudetendeutschen und den Memelländern, die auf der Tribüne einen bevor- rügten Platz zugewiesen erhalten hatten. 600 Fahnen hatten auf der Tribüne Platz gefunden. Mit einer kurzen Ansprache, in der er an die frühere Anwesenheit des Führers in Wilhelmshaven erinnerte, eröffnete Gauleiter Reichsstatthalter Roever die Groß kundgebung und bat den Führer, zu den 100 000 Volks- Kenossen zu sprechen. Der Führer betrat das Rednerpult. Wieder brauste AM die Begeisterung der Massen, der Ausdruck der arcude, entgegen und erfüllte nicht nur den weiten Platz, ändern klang weit darüber hinaus fast durch die aauze Stadt. Als sich die „Sicg-Heil"-Rufc und die Rufe „Wir danken dem Führer!" gelegt hatten, nahm der Führer selbst das Wort zu seiner großen Rede: Die weltpolitische Rede des Führers Deutsche! Volksgenossen und Volksgenossinnen! Wer den Verfall und den Emporstieg Deutschlands ermessen will, der muß sich die Entwicklung einer Stadt wie Wilhelms haven ansehen. Vor kurzer Zeit noch ein toter Platz, säst ohne Aussicht auf eine Zukunft — heute wieder erfüllt vom Dröhnen der Arbeit und des Schaffens. Es ist gut, wenn man sich diese Vergangenheit wieder ins Gedächtnis zurückruft. Als die Stadl ihren ersten Aufschwung erlebte, siel dieser zusammen mit dem Emporstieg des Deutschen Reiches nach seinen Einigungskämpsen. Dieses Deutschland war em Deutschland des Friedens. In derselben Zeit, in der die sogenannten friedliebenden, tugendhaften Nationen eine ganze Anzahl von Kriegen führten, Hal Deulschland damals nur ein Ziel gekannt: den Flieden zu bewahren, in Frieden zu arbeiten, den Wohlstand seiner Bewohner zu heben und da- mit zur menschlichen Kultur und Gesittung beizutragen. Dieses Deutschland der Friedenszeil Hal mit unendlichem Fleiß, mit Genialität und mil Beharrlichkeit versucht, sich sein Leben im Innern zu gestalten und sich nach außen durch die Teilnahme am friedlichen Wettbewerb der Völker einen gebührenden Platz an der Sonne zu sichern Systematische GmtteisMg durch England Trotzdem dieses Deulschland jahrzehntelang der sicherste Garant des Friedens war und sich selbst nur seiner friedlichen Beschäftigung hingab, Hai es andere Völker und besonders deren Staatsmänner nicht davon abhalten können, diesen Enporstieg mit Neid und Haß zu verfolgen und ihn endlich mtt einem Kriege zu beantworten Wir wissen heute aus den Akten der Geschichte, wie die damalige Einkreisungspolitik Planmäßig von Eng land aus betrieben worden war. Wir wissen aus zahlreichen Feststellungen und Publikationen, daß man in diesem Lande Der Führer bei seiner großen Rede während der Kund- geoung auf dem Rathausplatz in Wilhelmshaven. Weltbild-Wagenborg-M.) die Auffassung vertrat, es sei notwendig, Deutschland mili tärisch niederzuwerfen, weil seine Vernichtung jedem britischen Bürger ein höheres Ausmaß an Lebensgütern sichern würde. (Stürmische Pfui-Rufe.) Gewiß Deulschland Hal damals Fehler begangen. Sein schwerster Fehler war. diese Einkreisung zu sehen und sich ihrer nichl beizeilen zu erwehren. (Mil stürmischem Händeklatschen stimmen die Massen dem Führer zu.) Die einzige Schuld, die wir diesem damaligen Regime vorwerfen können, ist Sie, daß es von dem teuflischen Plan eines Uebersalls aus das Reich volle Kenntnis hatte und doch nichl die Entschlußkraft auf brachte, diesen Ueberfall beizeiten abzuwehren, sondern diese Einkreisung bis zum Anbruch der Katastrophe ausreifen ließ. Oie Folge war der Weltkrieg! In diesem Krieg hat das deutsche Votk daun — obwohl es keineswegs am besten gerüstet war — heldenhaft gekämpft. Kein Volk kann für sich Sen Ruhm in Anspruch nehmen, uns niedergezwungen zu haben, am wenigsten dasjenige, dessen Staatsmänner heute die größten Worte sprechen! ^Wieder brechen die Zehntausende in langanhaltenden Beifall aus.) Ungeschlagen und unbesiegt ist Deutschland da mals geblieben zu Lande, zur See und in der Luft. Und Den noch haben wir den Krieg verloren. Wir kennen die Macht, die damals Deutschland besiegt hat. Es war die Macht der Lüge, das Gifi einer Propaganda, die vor keiner Verdrehung und vor keiner Unwahrheit zurückschrcckte und der oaS Deutsche Reich, weil es unvorbereitet war, gänzlich wehrlos gegenüber stand. Wilsons ^Friedensversprechungen" Als die l 4 Punkte Wilsons verkündet wurden, sahen viele deutsche Volksgenossen, vor allem die dainals .führenden" Männer, in diesen 14 Punkten nicht nur die Möglichkeit zur Beendigung des Weltkrieges, sondern zu einer endgültigen Befriedung aller Völker dieser Erde. Es sollte ein Friede der Versöhnung und der Verständigung kommen, ein Friede, der weder Sieger noch Besiegte kennen sollte, ein Friede ohne Kriegsentschädigungen, ein Friede gleichen Rechtes für alle, ein Friede gleicher Verteilung der Kolonialgebiete und gleicher Berücksichtigung der Kojonialwünsche. Ein Friede, der seine letzte Bekrönung in einem Völkerbund aller freien Nationen Inden sollte. Er sollte als Garant für das gleiche Recht es als überflüssig erscheinen lassen, daß in Zukunft die Völker noch die Rüstung zu tragen hätten, die sie vorher, wie man behaup tete, so schwer bedrückte. Also Abrüstung, und zwar Abrüstung aller Nationen! Deutschland sollte mit dem guten Bei spiel vorangehen, und alle sollten verpflichtet sein, seiner Ab rüstung zu folgen. Aber auch das Zeitalter der sogenannten Geheimdiplomatie sollte beendet werden. Alle Probleme sollten offen und frei be sprochen und ausgehandelt werden. Vor allem aber sollte das Selb st bestimmungsrecht der Völker nun endlich stabilisiert und zum wichtigsten Faktor erhoben werden. Größter Wortbruch der Weltgeschichte Deutschland hat diesen Versicherungen geglaubt! ES hat im Vertrauen aus diese Erklärungen seine Wassen nicdcrgelegt. Und dann begann ein Wortbruch, wie ihn Sic Weltgeschichte noch niemals sah! (Ein zehutausendsaches Pfui! gellt über den weiten Platz.) Sowie unser Volt die Waffen niedergelegt hatte, begann eine Zeit der Erpressung und der Unterdrückung, der Ausplünderung und der Versklavung. (Die Massen brechen wieder in stürmische Kundgebungen äußerster Empörung aus.l Kein Wort mehr vom „Frieden ohne Sieger und Besiegten", sondern ein V e r d a m »i u n g s u r t e i l für den Besiegten aus endlose Zeiten! Kein Wort mehr von gleichen Rechten, sondern Rechte auf der einen und Unrecht und Rechtlosigkeit auf der anderen Seite. Raub über Raub, Erpressung über Erpressung waren die Folgen. Kein Mensch in dieser demokratischen Welt hat sich um das Leid unseres Volkes gekümmert. Hunderttauseude sind im Krieg nicht durch feindliche Waffen, sondern durch die Hun- gerblockade gefallen. Und als der Krieg zu Ende ging, da wurde diese Blockade noch monatelang fortgesetzt, um unser Volk noch mehr erpressen zu können. Selbst der deutsche Kriegsgefangene mußte noch endlose Zeiten in der Ge fangenschaft bleiben. Die deutschen Kolonien wurden uns ge raubt, die deutschen Auslaudswerte einfach beschlagnahmt, un sere Handelsschiffe weggenommen. Dazu kam eine finanzielle Ausplünderung, wie sie die Welt bis dahin noch nicht sah. Summen wurden dem deutschen Volke aufgebürdet, die in astronomische Zahlen hineinreichten und von denen ein eng- lischer Staatsmann sagte, daß sie nur dann erfüllt werden könn ten, wenn das ganze deutsche Volk seinen Lebensstandard auf das äußerste reduziere und jeden Tay 14 Stunden arbeite. (Abermals brechen die Massen in minutenlange Pfui-Rufe aus.) Was deutscher Geist und deutscher Fleiß in Jahrzehnten geschaffen und zusammengespari hatten, ging nun in wenigen Jahren verloren. Millionen von Deutschen wurden vom Reich weggerissen, andere verhindert, zum Reich zurückzukehren. Gens Garant des gemeinsten Diktates Der Völkerbund wurde nicht zum Instrument einer ge rechten Verständigungspolitik, sondern zum Garanten des ge meinsten Diktates, das Menschen jemals ersonnen hatten. So wurde ein großes Volk vergewaltigt und einem Elend entgegengeführt, das Sie ja alle kennen. Man hatte ein großes Volk durch Wortbruch um sein Recht gebracht und ihm seine Existenz praktisch unmöglich gemacht. Ein fran zösischer Staatsmann Hal dem nüchtern Ausdruck gegeben, in dem er erklärte: „Es leben 20 Millionen Deutsche zuviel auf der Welt!" (Die Massen brechen in tosende Pfui-Rufe aus, nur langsam legt sich sie Empörung wieder.) Es gab Deutsche, die in Verzweiflung ihr Leben beende ten, es gab andere, die sich lethargisch in ein unabwendbares Schicksal fügten und wieder andere, die der Meinung waren, man müsse nun eben alles zerstören; wieder andere knirschten mit den Zähnen und ballten in ohnmächtiger Wut die Fäuste; andere wieder glaubten, man müsse die Vergangenheit restau rieren, sie wiederherstellen, so wie sie war. Es hatte jeder irgendeine Stellung eingenommen.