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MsdrufferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Das „WULdrusser Tageblatt' erscheint werktags 16 Uhr Bezugspreis monatl. 2 RM frct Haus, bei Postbestellung " 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer IÜ RVI Alle Postanstalte». Postboten, unsere Austräger u Geschästsltclle S7höhe"rcrGc^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend loEger"Betrieb gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. 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Reibungslose Llebernahme Memeldeutsche aus litauischem Heeresdienst entlassen Der Führer traf am Mittwoch 18.30 Uhr in Begleitung des Oberbesehlshabers der Kriegsmarine, Generaladmiral Raeder, im Sonderzug in Smincmünde ein. Die Bevölkerung der Seestadt säumte die gesamte An- fahrisstrecke vom Hauptbahnhos bis zum Hafcnkai in dichten Reihen und bereitete dem Führer, der langsam lm Sonverzug' die Strecke entlangfuhr, ununterbrochen begeisterte Kundgebun gen. Am Hafenkai lagen das Panzerschiff „Deutsch land" und der Kreuzer „Leipzig" zur Abfahrt bereit. Unmittelbar nach der Ankunft begab sich der Führer an Bord der „Deutschland". Als der Führer das Panzerschiff betrat, ging am Vortopp die Führerstandarte hoch. Der Führer schritt in Begleitung von Generaladmiral Raeder, und des Kommandanten Kapitän zur See Wenneker, die Front der am Oberdeck angetretenen Besatzung ab. Gleich darauf, wenige Minuten nach 19 Uhr, ging das Panzerschiff „Deutschland" in See. In Kiellinie folgten der Kreuzer „Leip zig", die Panzerschiffe „Admiral Graf Spee" und „Admiral Scheer", die Kreuzer „Nürnberg" und „Köln", zwei Zerstörer divisionen und drei Torpedobootsflottillcn sowie eine Eeleit- flottille. In Begleitung des Führers und Obersten Befehlshabers befinden sich an Bord der „Deutschland" Generaladmiral Raeder, Generaloberst Keitel, Generalmajor Bodenschatz, Reichsminister Dr. Lammers, Reichspresseches Dr. Dietrich, Reichsleiter Bormann, Staatssekretär Stuckart, Obergruppen führer Lorenz, die Adjutanten des Führers, Obergruppen führer Brückner, Gruppenführer Schaub, Oberstleutnant Schmundt und Korvettenkapitän Albrecht, ferner die Kapi täne zur See Henning und Hege. MMMatiSn Dr. Neumanns DankLelegramm an den Führer In der außerordentlichen Sitzung des Memelländtschen Landtages gab ver Führer der Memeldeutschcn, Dr. Neu mann, folgende Proklamation bekannt, die von den Abge ordneten mit tiefer Bewegung entgegengenommen wurde: „Memeldeutsche! Der Tag der Erfüllung ist da! Die li tauische Regierung hat unser deutsches Memelland an da? Großdeutsche Reich zurückgegcben. Wir kehren heim ins Reich, in unser deutsches Vater land, dem unsere heiße Liebe in den Zeiten der Not gehörte, Wie sie ihm jetzt in seiner Größe gehört und in alle Ewigkeit gehören wird. Unzählige Male haben wir noch unter dem litauischen Kriegsgesetz, und erst recht seit wir unseren Marsch -in die Freiheit antraten, feierlich erklärt: Wir wollen heim ins Reich! Was wir mit tiefer Sehnsucht erhofft, und mit un beugsamem Willen erkämpft haben, das erfüllt sich in dieser Stunde: Wir kehren heim ins Reich! Unermeßlich und unaussprechlich ist unser Dank an den Führer aller Deutschen, an unseren Führer Adolf Hitler!" Dr. Neumann gab ferner bekannt, daß er im Namen des Memellandes folgendes Telegramm an den Führer ge richtet hat: „Mein Führer! Das deutsche Mcmelland kehrt mit dem heutigen Tag zum Deutschen Reich zurück. Der unerschütter liche Glaube an das deutsche Volk und an Sie, mein Führer, haben uns die Jahre des Kampfes bestehen lassen. Ihnen allein gebührt unser Dank und Ihnen gehört die grenzenlose Liebe aller Memeldeutschcn." Zum ersten Male erklang dann in einer Sitzung des Memelländischen Landtages, die zugleich die letzte Sit zung ist, das Sieg-Heil aus den Führer. Die Abgeordneten stimmten anschließend das Deutschlandlied und das Horst- Wessel-Licd an. Ein Vorbeimarsch der Memclländischen SA., die unter der jubelnden Begeisterung der Bevölkerung durch die Stadt mar schierte, vor Dr. Neumann beschloß den denkwürdigen Tag Noch bis in die späten Abendstunden wogten die Menschem massen durch die Straßen Memels. In freudiger Erwartung rüsten sich die Memeldeutschen nun zu ihrem größten Ehrentag, zum Empfang des Führers. Dr. Ernst Neumann. Der Führer der Memeldeutschen. (MMild-Wagrnbsrg-M^ - Signatamächie waren nnterriHtei Ueber den Verlauf der Beratung der litauischen Ne gierung am Dienstag und der darauffolgenden diploma tischen Aktion wird noch im einzelnen folgendes bekannt: Der Sejm mußte sich seit 18 Uhr für eine Erhcim- sitzung bereithalten, wurde aber von 19 bis 21 Uhr ver tagt. Um 22 Uhr erschienen der Ministerpräsident Mironas und der Außenminister Urbsys im Sejm und berichteten ausführlich über die Lage. Um diese Zeit hatte der er weiterte Ministerrat grundsätzlich seine Stellungnahme ge troffen. Inzwischen waren auch die S i g n a t ä r m ö ch t e der Memelkonvention, England und Frankreich, von der Stellungnahme der litauischen Regierung unterrichtet und um ihre Auffassung gebeten worden. Beide erklärten, daß si^ zur Schaffung der juristischen Basis im Falle, daß Die Besetzung sämtlicher bisher unter litauischer Ver waltung stehenden Stellen durch die memelländische Landespolizei sowie durch die SA. und den Ordnungs dienst hat sich mit bewundernswerter Pünktlichkeit und ohne den geringsten Zwischenfall vollzogen. Die Landespolizei beschlagnahmte die Waffen der litauischen Wehrorganisationen. Der Memeldeutsche Ord nungsdienst besetzte u. a. das Postamt, und die SA. u. a. das gesamte Hafengebiet, den Rundfunksender sowie die Boote der Hafenpolizei. Die SA. har ferner sämtliche Aemter und Dienststellen aus der Kurischen Nehrung be setzt. Ueberall vollzog sich die Aktion unter dem grenzen losen Jubel der Bevölkerung. Vor allem bei der armen Fischerbevölkerung auf der Nehrung kam die Freude über die Heimkehr.ins Reich in rührender Weise zum Ausdruck. Sämtliche im litauischen Heer dienenden Memeldcut- schon werden auf schnellstem Wege in die Heimat entlassen. Seusich-litauischer Staatsvertrag AbWutz der Verhandlungen Der Reichsaußenminister sandte am Mittwoch um Mitter nacht dem Führer folgendes Telegramm: „Mein Führer! Ich melde die vollzogene Unterzeichnung des Vertrages mit Litauen über die Wiedervereinigung des Memellandes mit dem Reich." Nach einer Aussprache zwischen dem Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop und dem litauischen Außen minister Urbsys sind die deutsche und die litauische Delega tion Mittwoch abend um 19 Uhr zusammcngetrcten. Die in freundschaftlichem Geiste geführten Verhandlungen haben zu einer Lösung geführt, die die Wiedervereinigung des Memel landes mit dem Deutschen Reich regelt und die Vorausset zungen sür ein zukünftiges gutnachbarliches Ver hältnis zwischen den beiden Ländern schafft. Der Wortlaut de; Vertrage; Der deutsch-litauische Staatsvertrag über die Wiederver einigung des Memelgebietes mit dem Deutschen R-'ch hat folgenden Wortlaut: „Der deutsche Reichskanzler nnd der Präsident der Republik Litauen haben sich entschlossen, durch einen Staatsvertrag die Wieder vereinigung des Memelgcbietes mit dem Deutschen Reich zu regeln, hiermit die zwischen Deutschland und Litauen schwe benden Fragen zu bereinigen und so den Weg für eine freund schaftliche Gestaltung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu eröffnen. Zu diesem Zweck haben zu Bevollmächtigten ernannt der deutsche Reichskanzler den Reichsminister des Auswärtigen Herrn Joachim von Ribbentrop, der Präsident der Republik Litauen den Außenminister Herrn Juozas Urbsys und den Gesandten in Berlin, Herrn Kacys Skirpa, die sich nach Aus tausch ihrer in guter und gehöriger Form besundenen Voll machten über folgende Bestimmungen geeinigt haben: Artikel 1. Das durch den Vertrag von Versailles von Deutschland abgetrennte Memelgcbict wird mit Wirkung vom heutigen Tag wieder mit dem Deutschen Reich vereinigt. Artikel 2. Das MemelgeSiet wird sofort von den litauischen Mili tär- und Polizeikräften geräumt werden. Die litauische Regie rung wird dafür Sorge tragen, daß das Gebiet bei der Räu mung in ordnungsmäßigem Zustand belassen wird. Beide Teike werden, solv" ernenne-', die die Uebergabe der nicht In den Händen der autonomen Behör den des Memelgebietes befindlichen Verwaltungen durchzu führen haben. Die Regelung der übrigen sich aus dem Wechsel der Staatshoheit ergebenden Fragen, insbesondere der Wirtschaft- lichen und finanziellen Fragen, der Beamtcnsragen sowie der Staatsangehörigkeitsfragen bleibt besonderer Vereinbarung Vorbehalten. Artikel 3. Um den Wirtschaftsbedürfnissen Litauens Rechnung zu tragen, wird in Memel für Litauen eine Freihasenzone ein- gerichtet werden. Die Einzelheiten werden nach den Richt linien der diesem Vertrag beigefügten Anlage besonders ge regelt werden. Artikel 4. Zur Bekräftigung dieses Entschlusses, eine freundschaft liche Entwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und Litauen sicherzustellen, übernehmen beide Teile die Verpslich- tung, weder zur Anwendung von Gewalt gegeneinander zu schreiten, noch eine gegen einen der beiden Teile von dritter Seite gerichtete Gewaltanwendung zu unterstützen. Artikel 5. Dieser Vertrag tritt mit der Unterzeichnung in Kraft. Zu Urkund dessen haben die beiderseittgen Bevollmächtig ten diesen Vertrag unterzeichnet. Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und li tauischer Sprache. Berlin, Vcn 22. März 1939. (gez.) Joachim v. Ribbentrop, (gez.) Urbsys. (gez.) Skirpa. Erinnern wir uns angesichts dieses Vertrages, der eine jahrzehntelange Unterdrückung der Memeldeutschen beenoel, der zynischen Art und Weise, wie dieses urdeutsche Land uns entrissen wurde. Polen oder Litauen? — so hieß die Frage nach dem zukünftigen Eigentümer des Memclgebietes. Im Februar 1920 besetzen französische Truppen unter General Odry das Land, ein Zivilkommiffar jPetisne) wird eingesetzt. Drei Jahre später, am 11. Januar 1923, brechen litauische Truppen in das Gebiet ein. Litauen wird zwar des Vertrags bruches beschuldigt, papicrne Proteste gehen hin und her. Schließlich wird das Gebiet Litauen übereignet. Schon am 19. Februar ziehen die französischen Truppen ab. — Das ge schah in denselben Tagen, da Poincare den Marsch an die Ruhr bekieblt. Schärfste Unterdrückungsmaßnahmen lasten hinfort mehr denn je auf den Mcmclländern. Das Memclstatut wird von Litauen als Grundlage einer rücksichtslosen Willkürherrschaft mißbraucht. Der deutsche Charakter des Landes zwar kann nicht bestritten werden. Selbst Clemenceau muß auf eine Note von Brockdorff-Rantzau 1919 zugeben, daß ein Bruch des Selbstbestimmungsrechtes vorliegt. Aber Litauen brauche einen Hafen. Und wie ist Memel deutsch! Die erste» Wahlen, die unter ungeheuerem Terror abgehalten werden, — es sind die Stadtverördnetenwahlen von Memel im Jahre 1924 — geben die Antwort: von 14 000 Stimmen erhält die litauische Liste ganze 720 Stimmen! Und dieses Verhältnis hat sich in allen kommenden Jahren nicht geändert. Ein litauischer Rechtsbruch folgt dem anderen. Immer wieder versuchen die Litauer die von ihnen feierlich verspro chene Autonomie zu vernichten, das Memelland völlig dem litauischen Staat einzuverleiben, die Memelkonvention zu zer reißen, den Landtag auszuschaltcn, das Memeldirektorium zu entmachten und die deutsche Sprache auszurotten. Das.Kriegs recht wird verhängt, die Gesetz des Memellandtages wurden durch das Veto des litauischen Kommissars hinfällig. Geheim polizei bespitzelt jede deutsche Lebensäußerung und wirtschaft liche Maßnahmen führen zur Vernichtung der Existenzen, während die eingewanderlen Litauer in jeder Hinsicht bevor rechtet werden. Ein Gleiches wie unter den Tschechen im Su- dctengau. Höhepunkte der Unterdrückungsmaßnahmen waren der Kriegsgerichtsprozetz 1935 in Kowno, der nach eng lischer Feststellung in einem Fehlurteil 87 Deutsche ver urteilte, davon vier zum Tode. Wenn sie später auch begna digt wurden, die Unterdrückung ließ nicht nach. Trotz der zu gesagten Autonomie werden bis.1931 nur Litauer zu Prä sidenten des Memeldirektoriums ernannt, von da ab zählen wir neben sieben litauischen drei deutsche Präsidenten. Wenn erst in neuerer Zeit hin und wider eine Wendung zum Besseren sich anzubahnen schien, in Wirklichkeit blieb es doch beim alten. Zu hart war das Schickfal der Memeldem- schcn. Ter Staatsverlrag beseitigt ein Unrecht und entspricht den politischen wie völkischen Notwendigkeiten, wie er auch die wirtschaftlichen Erfordernisse Litauens dadurch gerecht wird, daß er die Benutzung des Memeler Hafens einräumt. Die Bereinigung der Europakarte im Nordosten. (Wagenborg-Eitzner-M.)