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I WWdLirKes TageUM I z. Blatt zu Nr. 67. Montag, den 20. März 1939. n M M W W««! illW M"'« M brauHro keinen Vormund! Am Vorabend der Vollcndüng seines 70. Geburts tages hat der englische Ministerpräsident Chamber lain sich bei einer Rede in Birmingham mit der tschechi schen Frage befaßt. Man kann nun nicht sagen, daß diese Rede in einem sehr versöhnlichen Ton gehalten war. Sie enthielt dazu viel zu viele Unrichtigkeiten und Unterstellungen, die vermuten lassen, daß sich Chamberlain vorher nicht so eingehend mit den Problemen befaßt hat, wie es erforderlich gewesen wäre, um die Stellung der britischen Politik zu diesen Vorgängen zu umreißen. Man kann heute nicht mehr mit einer ober flächlichen Betrachtungsweise an die Dinge Herangehen und man kann ihren Sinn auch nicht mehr dadurch ver fälschen, daß man für sich selbst andere Rechte in Anspruch nimmt als man dem Partner zubilligen will. Schon in den letzten Tagen hat sich beispielsweise gezeigt, daß die Eng länder allgemein heute sich als „Rassenpolitiker" entdeckt haben, d. h. so weit das ihre Kritik an den deutschen Maß nahmen anbetrifft. Sie wollen uns vorwerfen, wir hätten «ns gegen unsere eigenen rassenpolitischen Grundsätze ver gangen, indem wir das Protektorat in Böhmen und Mähren errichteten. Diese Behauptung, die Chamberlain jetzt in abgewandelter Form auch vorgebracht hat, war leicht zu widerlegen, und zwar durch den Text der Führer proklamation, in dem die tschechischen Staatsbürger aus drücklich von den Reichsbürgern getrennt und daher auch von den Rassengesctzen ausgenommen werden. Im übrigen ist auch der Vorwurf, der Führer hätte dem Reich fremdes Volkstum angegliedert, zurückzuweisen, da bekanntlich Böhmen und Mähren seiteinemJahr- tausend deutscher Raum ist, der erst durch die deutschen kulturellen Bestrebungen und Taten zu dem geworden ist, was wir heute kennen. Auch ans diesem Grunde ist eS falsch, wenn Chamberlain indirekt den Vorwurf erhebt, daß man im Reich in diesem Falle nicht die Deutschland und England angehenden Fragen auf dem Wege der Konsultation behandelt habe. Der Raum des böhmisch-mährischen Protektorats ist kein englisches Interessengebiet, und folglich war es nicht er forderlich, darüber mit England zu verhandeln oder Besprechungen zu führen. Abgesehen davon, daß angesichts der bedrohlichen Entwicklung für den Frieden Mittel europas gar keine Zeit zu einer solchen Behandlungsweise gewesen wäre. In diesem Zusammenhang kann Herrn Chamberlain gleich gesagt werden, daß von einer „gewalt samen" Angliederung keine Rede sein kann. Denn Dr. Hacha und Dr. Chvalkowsky sind freiwillig nach Berlin zum Führer gekommen, und schon vor ihrer Abreise aus Prag stand ihr Entschluß fest, das Schicksal »es tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers z« legen. Die verantwortliche tschechische Regie- ^ug HM damit also einen freien Entschluß in die Tat ^gesetzt und damit den Interessen des eigenen Volkes am besten gedient. Das beweist ja auch die zwischenfalls- wse Durchführung der ganzen Aktion und die Haltung der tschechischen Bevölkerung, die den deutschen Schutz dank bar angenommen und friedlich ihren Aufgaben weiter "achgegangey ist. Ueberall in der Wett, auch in den englischen Zeitun- NAl, mußte die disziplinierte Haltung der deutschen Truppen anerkannt werden. Sie stand damit in einem wohltuenden Gegensatz beispielsweise zu dem Verhalten der interalliierten Besatzungstruppen, die un Rheinland eine Willkürherrschaft sondergleichen aus- ruhteten. Sie trugen damals die Reitpeitsche als stete Be gleiterin und Sinnbild ihrer Einstellung bei sich und miß handelten die deutsche Bevölkerung, insbesondere Frauen, einer allerdings eines zivilisierten Volkes unwürdigen Eise. Das würde man von einem deutschen Soldaten nie mals zu sehen bekommen, Herr Chamberlain! Im übrigen, und damit wollen wir unsere Ausführungen beschließen, kann keine Rede davon sein, daß mit der Errichtung des dohmisch-mährischcn Protektorats unbillige deutsche Terri- torialforderungen verwirklicht worden seien. Hier ging es -füglich um die Sicherstellung von Ruhe und Ordnung in Gebieten, in denen sich durch die systematische Ver- hetzung ein unerhörter Gefahrenherd aus gebildet hatte, der im Herzen Europas und an den Gren on des Großdeutschen Reiches einfach unerträglich war. .. Man soll in England lieber etwas vorsich'iger mit innen Aeußernngen sein und nicht glauben, jeden Anlaß »u schulmeisterlichen Kritteleien ausnutzen zu dürfen. Das ^utsthx Volk hat keinenVormundnötig, und das gliche kann von der tschechischen Bevölkerung gesagt wer- köÄ ä!? "stmals seit langer Zeit wieder in die Lage ver- ein friedliches Leben zu genießen und frei von nemden Einflüssen sich zu entwickeln. MWMrFkhr.ll.NMch Der vom Führer zum ersten Reichsprolektor von Böhmen und Mähren ernannte Freiherr Konstan- tinvon Neurath, der lange Jahre an hervorragender Stelle im Auswärtigen Dienst des Deutschen Reiches tätig war, hat nun Gelegenheit, sein Lebenswerk für Deutschland an einer besonders markanten und hervorragenden Stelle zu krönen. Er ist die Persönlichkeit, die, gestützt auf eine Fülle wertvollster Erfahrungen, das riesige Aufgaben gebiet meistern wird, das sich in dem neuen Gebiet des Großdeutschen Reiches notwendigerweise erschließen wird. Freiherr von Neurath ist bereits seit dem Jahre 1901 im diplomatischen Dienst tätig. Er begann als Vizekonsul in London, war Botschaftsrat in Konstantinopel, später Ka binettschef des Königs von Württemberg, dann Vertreter Deutschlands in Kopenhagen und in Rom. Das Freund schaftsverhältnis mit Italien wurde nicht zuletzt in der Zeit seiner römischen Tätigkeit begründet. Das Verdienst, auch in London eine Besserung der Beziehungen zwischen Eng land und Deutschland angebahnt zu haben, kann er als späterer Botschafter in London ebenfalls für sich in An- Reichsprotcltor v. Neurath (links) und sein Staatssekretär . Hermann Frank (Weltbild — M.) spruch nehmen. 1932 wurde er als Außenminister in das Kabinett v. Papen berufen. Seinem stillen, aber uner müdlichen Einsatz in Genf war es zu verdanken, daß die deutsche Gleichberechtigungsforderung dokumentarisch an erkannt wurde. Die überragende Kraft seiner Persönlich keit verhinderte, daß seine Stellung durch innerpolitische Kämpfe berührt wurde. Seit dem 30. Januar 1933 ge hört Freiherr von Neurath der Regierung Adolf Hitlers als wertvoller Mitarbeiter an. Unter seiner Führung ver ließ die deutsche Delegation die Abrüstungskonferenz in Genf. Dieser Schritt und der Austritt ans dem Völker bund kennzeichnete die Abwendung Deutschlands von un fruchtbaren Methoden, während das deutsch-polnische Ab kommen von 1934, das deutsch-englische Flottenabkommen 1936, ferner die Neutralitätserklärung gegenüber Belgien und besonders die Vereinbarungen mit Italien den neuen außenpolitischen Kurs Deutschlands kennzeichneten. In die arbeitsreichen Jahre seiner Tätigkeit als Außenminister fallen auch die Wiedergewinnung der deutschen Wehrhoheit und der völligen Souveränität über Saar und Rheinland, bei denen der damalige Reichsaußenminister von Neurath bei der Lösung dieser Aufgaben als besonderer Vertrauter des Führers entscheidend tätig war. Der Führer und Reichskanzler, der ihm jetzt den Beweis seines höchsten Vertrauens gab, hat ihn schon in früheren Jahren wieder holt ausgezeichnet. So erhielt er das Goldene Parteiab zeichen, wurde Gruppenführer der und ist als einziger Deutscher berechtigt, den sonst nur für Ausländer bestimm ten deutschen Adlerorden zu tragen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß es im In- wie im Ausland keine Stimme geben wird, die die Entsendung dieses bewährten Diplomaten allerbester Schule nach Prag nicht begrüßen wird. Herstellung guter Beziehungen Bei einem Empfang einer Abordnung des „Cesky Narodni Vvbor" (Tschechischer Nationalausschuß) erklärte Staatspräsi dent Dr. Hacha im Beisein des Ministerpräsidenten Beran, daß er von dem Empfang durch den Führer Großdeutschlands Nef beeindruckt und stolz darauf sei, dessen Vertrauen zu genießen. Die Aufgabe dieses Ausschusses, dessen Vorsitzender General Gajda ist, ist die Herstellung guter Be ziehungen zwischen Tschechen und Deutschen. Tschechische Zeitungen weisen darauf hin. daß sich die tschechische Arbeiter schaft vorbildlich verhalle und überall in Ruhe ihre Arbeit durchgeführt habe. Provolationsversuche unverantwortlicher Elemente seien von der Arbeiterschaft energisch zurüügewiesen worden. Die Prager Kaufmannschaft hat beschlossen, Mitglieder jüdischen Ursprungs aus dem Funktiouärsverzeichnis zu streichen. Der Verband der tschechischen Hopfenhändler hat alle nichtarischen Firmen aus seinen Listen gestrichen Zuruckgewiesene profeste Englische und französische Demarche nicht angenommen Der englische und der französische Botschafter habe« aus Anlaß der Aktion, die von Deutschland zur Herstel lung der Ruhe und Ordnung in Böhmen und Mähre« und damit zur Befriedung Mitteleuropas durchgesührt worden ist, eine Demarche im Auswärtigen Amt in Berlin gemacht, um gegen eine angebliche Unrecht mäßigkeit des deutschen Vorgehens zu protestieren. Wie verlautet, ist den beiden Diplomaten von amt licher Seite mitgeteilt worden, daß die Reichsregierung nicht in der Lage sei, solche Proteste entgegenzunehmen, da diese jeder politischen, rechtlichen und moralischen Grundlage entbehrten. Der deutsche Botschafter in London, von Dirkse«, ist zur Berichterstattung nach Berlin berufen worden. Lebhaftes Kulissenspiel in London Nach seiner Rede in Birmingham kehrte der englische Ministerpräsident Chamberlain überraschend nach London zurück. Nach seiner Rückkehr wurde eine über zweistündige Kabinettsitzung abgehalten. Der Kabinctt- sitzung war eine Aussprache mit den Chefs der Wehr ministerien vorausgegangen. Lord Halifax empfing eine Reihe von Botschaftern, darunter den deutschen, den französischen, den amerikani schen und den Sowjetbotschafter. Der regelmäßig nach politischen Ereignissen derartige Besuche unternehmend« frühere englische Außenminister Eden hatte im eng lischen Außenamt mit Lord Halifax eine längere Be sprechung. Auch der französische Außenminister Bonnet feierte am Wochenende nicht, sondern entwickelte eine rege diplo matische Tätigkeit. U. a. hat er den polnischen Botschafter in Paris, Lukacieviez, sowie den litauischen Gesandten in Paris nnd den Vorsitzenden des Auswärtigen Aus schusses des Senats, Senator Berenger, empfangen. Der englische Botschafter in Berlin Sir Nevile Henderson traf in London ein und begab sich sofort ins Foreign Office, wo er von Außenminister Lord Halifax empfangen wurde. Pester Llohd: Chamberlain falsH beemsiußt Das halbamtliche Budapester Blatt „Pester Lloyd" beschäftigt sich mit der letzten Rede Cham berlains in Birmingham. Aeußerst scharf wendet sich das Blatt gegen die völlig abwegige Behauptung, Deutschland habe in Böhmen und Mähren das von ihm verkündete Volkstumsprinzip nicht angewandt. An scheinend, so sagt der „Pester Lloyd", habe Ministerpräsi dent Chamberlain den Erlaß des Führers über das Pro tektorat Böhmen und Mähren überhaupt nicht oder nicht aufmerksam genug gelesen. Die vom Großdeutfchen Reich getroffenen Verfügungen über das von Tschechen besiedelte Gebiet entsprächen den von deutscher Seite stets verkündeten Prinzipien über die Achtung der völkischen und kulturellen Rechte jeder Volks gruppe. Auch im neuen Großdeutschen Reich blieben die Deutschen Deutsche und die Tschechen weiterhin Tschechen. Das sei der Unterschied zwischen der den unglücklichen Minderheiten zuteilgewordenen Behandlung in den von Versailles und Trianon geschaffenen oder vergrößerten Staaten, die man willkürlich Demokratien nannte und dem folgerichtig auf dem Volkstumsprinzip aufgebauten Groß deutschen Reich. Sollte sich mal Mister Neville Chamberlain in das Smdium dieser Frage vertiefen, unterstreicht der „Pester Lloyd" zum Schluß, so werde er logischerwetzse feststellen müssen, daß er in bedauerlich falscher Richtung beeinflußt sein dürste. Mm prangert Englands Moral an Als Bilanz der Neuordnung in Mitteleuropa unter streicht die italienische Presse die Machtzunahme Deutschlands und damit der Achse Rom—Berlin und die entsprechende Einbuße der großen Demokratien, deren ohn mächtige Wut nur zu deutlich beweise, daß ihre Einkrei- sungspolitik als gescheitert angesehen werden könne. Außerdem nehme Deutschland heute durch Krupp «ud Skoda die erste Stelle in der Rüstungsindustrie ein. Mit größter Aufmerksamkeit wird sodann die Reak tion in den Demokratien verzeichnet, wobei vor allem die ungewohnt aggressive Sprache des englischen Pre mierministers als symptomatisch hervorgehoben wird. Der Direktor des römischen Mattes „Tribuna" be tont, daß die Predigt von einer in dieser Hinsicht selbst stark belasteten Kanzel erfolge. Die Demokratien ver suchten eben immer, sich selbst als die einzigen Tugend haften hinzustellen, um um so leichter ungestraft sündigen zu können. Was England anbelange, so brauche man nur ein kleines Beispiel anzuführen, um zu erkennen, wie Großbritannien in Wirklichkeit vorgehe. Sie sogenannte Verfassung Maltas, in der Groß britannien seinen Untertanen den Gebrauch der italieni- Der Gorlitzer Bahnhof im festlichen Fahnenschmuck. T-er Führer und Mehrer Großdeutschlands ist heimgekehrt. Generalseldmarschall Hermann Göring hat den Führer bei sei ner Heimkehr in die Reichshauptstadt begrüßt. Nun klingen die Nationalhymnen aus. Diesen feierlichen Augenblick hält un ser Md fest. (Weltbild-Wagenborg-M.)